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DER BIEBRICHER, Nr. 347, Oktober 2020

Stadtteilmagazin für Wiesbaden-Biebrich

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Verhandlungen und Urteile statt Festbier und Partystimmung<br />

Statt Festbier, Partystimmung<br />

und guter Laune wird es in den<br />

kommenden Monaten auf dem<br />

Gibber Kerbeplatz im Mosbachtal<br />

sehr ernst zugehen.<br />

Das Wiesbadener Landgericht<br />

hat dort in den letzten Wochen<br />

eine Halle in Leichtbauweise errichten<br />

lassen – als Ausweichsitz<br />

für das Justizzentrum in<br />

der Mainzer Straße. Aufgrund<br />

der geltenden Abstandsregeln<br />

zum Infektionsschutz reichen<br />

die dortigen Räumlichkeiten<br />

insbesondere für Prozesse mit<br />

zahlreichen Beteiligten einfach<br />

nicht aus.<br />

Die etwa 20 x 45 Meter großes<br />

Für das Landgericht Wiesbaden<br />

wurde auf dem<br />

Gibber Kerbeplatz ein<br />

„Externer Sitzungssaal“<br />

für große Strafprozesse<br />

errichtet.<br />

Halle wurde entsprechend den<br />

Vorgaben des Landeskriminalamtes<br />

eingezäunt und es gibt<br />

eine Videoüberwachung, um<br />

die erforderliche Sicherheit zu<br />

schaffen. Der eigentliche Verhandlungsraum<br />

ist rund 400<br />

Quadratmeter groß sein.<br />

Der größte Teil der nun vom<br />

Landgericht genutzten Fläche<br />

gehört der Gibber Kerbegesellschaft<br />

(GKG), weitere Flächen<br />

gehören Privateigentümern.<br />

Alle Eigentümer waren nach<br />

den Worten des GKG-Vorsitzenden<br />

Uwe Hubert mit der<br />

Nutzung des Geländes durch<br />

das Landgericht sofort einverstanden.<br />

Insbesondere die Kerbegesellschaft<br />

kann das Geld<br />

für die Flächenvermietung gut<br />

gebrauchen, denn durch die<br />

ausgefallene Kerb sowie die<br />

nicht mögliche Weitervermietung<br />

an andere Veranstalter,<br />

wie <strong>Oktober</strong>fest oder Zirkus,<br />

sind der GKG coronabedingt<br />

viele Einnahmen weggebrochen.<br />

Uwe Hubert spricht sogar<br />

von einem Glücksfall für<br />

die Kerbegesellschaft. Vorerst<br />

wurde zwischen allen Beteiligten<br />

ein Vertrag für eine einjährige<br />

Nutzung geschlossen,<br />

der bei Bedarf auch verlängert<br />

werden kann. Eine eventuell im<br />

nächsten Sommer in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft wieder<br />

stattfindende Gibber Kerb soll<br />

laut Huberts Aussagen davon<br />

unberührt bleiben.<br />

Bereits am 15. <strong>Oktober</strong> wurde<br />

der Gerichtsbetrieb auf dem<br />

Kerbegelände mit der ersten<br />

Verhandlung im „Externen<br />

Sitzungssaal“ – so der offizielle<br />

Name – aufgenommen.<br />

Ursprünglich sollte dort am<br />

20. <strong>Oktober</strong> auch noch das<br />

deutschlandweit zweite „Cum-<br />

Ex“-Strafverfahren beginnen.<br />

Ein Anwalt und Steuerexperte<br />

sowie fünf ehemalige Aktienhändler<br />

sollen laut Anklage<br />

der Generalstaatsanwaltschaft<br />

Frankfurt dem Staat mit<br />

Steuertricks einen Schaden<br />

von mehr als 100<br />

Millionen Euro zugefügt<br />

haben. Es ist zu erwarten,<br />

dass dieser große<br />

Wirtschaftsstrafprozess,<br />

der sich vermutlich sehr<br />

lange hinziehen könnte,<br />

auch größere und<br />

bundesweite Aufmerksamkeit<br />

über die Medien<br />

finden wird. Am<br />

12. <strong>Oktober</strong> gab das<br />

Landgericht Wiesbaden<br />

allerdings bekannt,<br />

dass der Prozessbeginn<br />

wegen der vielen Prozessbeteiligten<br />

und der<br />

aktuell stark steigenden<br />

Corona-Infektionszahlen<br />

auf den 28. Januar 2021<br />

verschoben wurde.<br />

FRANK HENNIG<br />

(fhg)<br />

24 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / OKTOBER <strong>2020</strong>

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