Arbeitszeit - KV Schweiz
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28<br />
Burnout<br />
Nun hat es die Nationalrätin Natalie<br />
Rickli getroffen. Sie hat ein Burn-<br />
out und sich komplett aus der Öffentlichkeit<br />
zurückgezogen. Man liest und hört<br />
nichts mehr von ihr, keine Facebook- und<br />
Twitter-Einträge, keine Interviews.<br />
Und vor zweieinhalb Jahren erschien<br />
das Buch «Brief an mein Leben. Erfahrungen<br />
mit einem Burnout». Darin beschreibt<br />
Miriam Meckel, wie es bei ihr zur totalen<br />
seelischen und körperlichen Erschöpfung<br />
gekommen ist und wie sie dank<br />
einem Klinikaufenthalt und anderer<br />
Lebensführung wieder gesund wurde.<br />
Die renommierte Professorin, Publizistin<br />
und Vortragsrednerin hat sich über Jahre<br />
verausgabt, bis eines Tages nichts mehr<br />
ging und sie zusammenbrach.<br />
Dies sind nur zwei prominente Beispiele<br />
von Burnout. Man hört und liest<br />
immer wieder von Leuten, die davon betroffen<br />
sind: Arbeitssüchtige und Menschen,<br />
die dem zunehmenden Druck der<br />
context 10 – 2012<br />
Die perfide Sucht<br />
Arbeitssucht kann zu einem Burnout führen. Workaholics sind besonders gefährdet,<br />
weil sie lange nicht merken, dass sie auf eine Erschöpfung zusteuern. Von Rolf Murbach<br />
BerAtungSAngeBot deS <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Der Druck am Arbeitsplatz hat in den<br />
letzten Jahren für viele zugenommen.<br />
Der Einsatz von Arbeitnehmenden ist<br />
häufig überdurchschnittlich. Sie leisten<br />
Überstunden und können oft nicht mehr<br />
abschalten. Viele bewegen sich am Rand<br />
der körperlichen und seelischen Erschöpfung,<br />
fühlen sich ausgebrannt.<br />
«Wer merkt, dass ihm die Energie fürs<br />
Alltägliche fehlt und dass er sich nicht<br />
mehr regenerieren kann und sich in einer<br />
Abwärtsspirale befindet, sollte wenn<br />
möglich Hilfe von aussen in Anspruch<br />
nehmen», sagt Carla Weber, Psychologin<br />
beim <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
Der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> bietet für Menschen mit<br />
beruflichen Schwierigkeiten wie Burn-<br />
out, Mobbing oder Konflikte am Arbeitsplatz<br />
psychologische Beratung an. Als<br />
<strong>KV</strong>-Mitglied können Sie eine solche Beratung<br />
in Anspruch nehmen. Ein Erstgespräch<br />
und maximal fünf weitere Termine<br />
sind kostenlos. Die Beratung wird<br />
Arbeitswelt nicht standhalten. Eine Studie<br />
des Seco hat aufgezeigt, wie die Belastung<br />
der Arbeitnehmenden in den letzten<br />
Jahren stärker geworden ist. 2003 fühlten<br />
sich 26 Prozent «chronisch gestresst»,<br />
2010 waren es schon 34 Prozent. Die jährliche<br />
Zunahme beträgt 1 Prozent. Dies ist<br />
besorgniserregend.<br />
Ausbeutung mit System<br />
Besonders gefährdet sind Workaholics,<br />
weil sie sich über Jahre ausbeuten. Sie arbeiten<br />
12 bis 16 Stunden am Tag und haben<br />
nur eines im Sinn, nämlich den<br />
Job. Sie werden unruhig, wenn sie sich<br />
nicht mit irgendwelchen Projekten beschäftigen<br />
können. Und sie sind auch<br />
ausserhalb ihres Jobs sehr aktiv: in Vereinen,<br />
Orga nisationen und im Sport. Häufig<br />
lenken sie mit der Arbeit zudem von<br />
dem ab, was in ihrem Leben schief läuft.<br />
Schliesslich vernachlässigen sie Freunde<br />
und Familie.<br />
einerseits im Zentralsekretariat in Zürich<br />
und andererseits in verschiedenen regionalen<br />
Geschäftsstellen angeboten.<br />
Kontaktaufnahme:<br />
beratung@kvschweiz.ch<br />
Broschüre «nonstop@work»<br />
Blackberry, iPad und Co. machen es<br />
möglich: Ständig verfügbar, laufend unterbrochen<br />
und immer unter Druck . Die<br />
Info-Schrift «nonstop@work» des <strong>KV</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> zeigt Arbeitnehmenden und Unternehmen,<br />
wie sie kompetent und sinnvoll<br />
die technischen Errungenschaften<br />
nutzen können.<br />
Bestellung:<br />
www.kvschweiz.ch/<br />
info-schriften<br />
Für Mitglieder ist die<br />
Broschüre gratis, Nichtmitglieder<br />
zahlen CHF 18.–.<br />
Das Perfide ist, dass sich Workaholics<br />
über lange Zeit gut fühlen, obwohl sie an<br />
Körper und Seele Raubbau betreiben. Sie<br />
fliegen gewissermassen von Projekt zu<br />
Projekt, arbeiten rauschhaft und werden<br />
von der Gesellschaft erst noch als Helden<br />
gefeiert. Sie sind die einzigen Süchtigen,<br />
die Bewunderung erfahren. Aber auf einmal<br />
ist alles anders. Es läuft nicht mehr<br />
wie früher. Die Euphorie ist weg, der Antrieb<br />
auch. Sie fühlen sich leer und schwer.<br />
Dann sitzen die Arbeitssüchtigen vor dem<br />
Bildschirm, starren vor sich hin und stellen<br />
fest: Ich habe mir zu wenig Sorge getragen.<br />
Der <strong>KV</strong> Zürich hat vor kurzem zum<br />
Thema eine Publikation veröffentlicht:<br />
«Wenn die Arbeit zur Droge wird und in<br />
einem Burnout endet.» Der Autor, Unternehmensberater<br />
und Laufbahn-Coach<br />
Heinz Léon Wyssling, hat es anlässlich einer<br />
Podiumsdiskussion im Kaufleuten<br />
Zürich vorgestellt. Wyssling zeigte auf,<br />
dass Arbeitssucht eine Sucht wie jede andere<br />
ist, mit ähnlichen Symptomen und<br />
Verhaltensweisen der Betroffenen. Die<br />
Arbeit ist dem Süchtigen unentbehrlich,<br />
er braucht sie wie andere ihren Stoff. Sein<br />
Denken kreist unablässig um die Arbeit.<br />
Entspannung kennt der Süchtige nicht.<br />
Und sein Verhalten entzieht sich seiner<br />
Kontrolle. Er kann nicht anders als arbeiten.<br />
Von seinem sozialen Umfeld entfremdet<br />
er sich zunehmend.<br />
Motivation Angst<br />
Heinz Léon Wyssling sieht in der Angst<br />
eine Hauptquelle der Motivation von Arbeitssüchtigen.<br />
«Die Angst zu versagen,<br />
hält den Süchtigen auf Trab. Er ist permanent<br />
im Funktionszustand.» Im Buch<br />
kommen auch Arbeitssüchtige selber zu<br />
Wort. Die Beispiele zeigen, dass Arbeitssucht<br />
oftmals in der Biografie begründet<br />
ist. Ein Unternehmer, der während 18 Jahren<br />
15 bis 17 Stunden pro Tag arbeitete, nur<br />
für den Betrieb lebte, kaum delegieren<br />
konnte, seine Familie vernachlässigte<br />
und schliesslich mit einem Burnout in<br />
der Klinik landete, kommentiert die von<br />
den Eltern mitbekommene protestantische<br />
Arbeits- und Leistungsmoral: «In der