Arbeitszeit - KV Schweiz
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38<br />
Ratgeber<br />
auch schon ein konkreter Lösungsansatz<br />
auf dem Tisch: Es<br />
soll ein Steuerabzug im Gesetz<br />
der direkten Bundessteuer verankert<br />
werden. Der Ständerat hat<br />
einer Variante mit einem maximalen<br />
Abzug von 12 000 Franken<br />
bereits zugestimmt, der Nationalrat<br />
will das Geschäft noch einmal<br />
überarbeitet haben.<br />
Insbesondere ist die Frage, ob<br />
und in welcher Höhe ein maximaler<br />
Abzug festgelegt werden soll,<br />
noch nicht ganz geklärt. Es ist<br />
aber denkbar und wünschenswert,<br />
dass ein Steuerabzug für<br />
Weiterbildung bei der direkten<br />
Bundessteuer (und über das Gesetz<br />
zur Steuerharmonisierung<br />
auch in den Kantonen) in Bälde<br />
Tatsache wird. Es wäre dies eine<br />
echte finanzielle Entlastung der<br />
Weiterbildungsabsolventen, und<br />
ein mögliches Hindernis auf dem<br />
Weg zum Weiterbildungsentscheid<br />
könnte so aus dem Weg<br />
geräumt werden.<br />
Recht<br />
Felix Kuster arbeitet beim<br />
Rechtsdienst des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
> felix.kuster@kvschweiz.ch<br />
context 10 – 2012<br />
Probezeit<br />
Wurde Kündigung<br />
zu spät zugestellt?<br />
Ich habe auf den ersten Juli<br />
dieses Jahres einen Arbeitsvertrag<br />
mit einer dreimonatigen<br />
Probezeit vereinbart. Die Probezeit<br />
dauerte deshalb bis am<br />
30. September. Am Freitag,<br />
den 28. September und somit<br />
noch während der Probezeit<br />
kündigte mir der Arbeitgeber<br />
auf Freitag, 5. Oktober 2012.<br />
Die Kündigung wurde mir am<br />
Montag, 1. Oktober 2012 per<br />
Post eingeschrieben zugestellt.<br />
Ich bin bis anhin immer davon<br />
ausgegangen, die Probezeit<br />
dürfe nicht mehr als drei<br />
Monate dauern. Mit der Kündigung<br />
auf den 5. Oktober<br />
wurde diese dreimonatige<br />
Frist jedoch meiner Meinung<br />
nach überschritten.<br />
Es trifft zu, dass die Probezeit<br />
nicht länger als drei Monate dauern<br />
darf. Eine Verlängerung kann<br />
allerdings stattfinden, wenn der<br />
Arbeitnehmer während der Probezeit<br />
zeitweise wegen Krankheit<br />
oder Militärdienst an der Arbeitsleistung<br />
verhindert war. Die Vereinbarung<br />
einer länger als einen<br />
Monat dauernden Probezeit hat<br />
im Übrigen schriftlich zu erfolgen.<br />
Wurde das Erfordernis der<br />
Schriftlichkeit nicht eingehalten,<br />
gilt die einmonatige, gesetzliche<br />
Kündigungsfrist.<br />
Eine Kündigung gegen Ende<br />
der Probezeit ist möglich, auch<br />
wenn die siebentägige Kündigungsfrist<br />
erst nach Beendigung<br />
der Probezeit abläuft. Allerdings<br />
muss der Arbeitgeber in dieser<br />
Situation darauf achten, dass die<br />
Kündigung dem Arbeitnehmer<br />
noch vor Ablauf der Probezeit zugestellt<br />
wird. Die Kündigungsfrist<br />
kann sich also über die Probezeit<br />
hinaus erstrecken, die Zustellung<br />
der Kündigung muss in einem<br />
solchen Fall jedoch spätestens<br />
am letzten Tag der Probzeit<br />
erfolgt sein.<br />
In Ihrem Fall ist die Kündigung<br />
somit zu spät erfolgt, da sie erst<br />
am 1. Oktober eingetroffen ist.<br />
Diese Verspätung hat zur Folge,<br />
dass die vertragliche oder die gesetzliche<br />
Kündigungsfrist für das<br />
erste Dienstjahr Anwendung findet.<br />
Da die Kündigung erst mit<br />
der Zustellung ihre rechtliche<br />
Wirkung entfaltet, vorliegend<br />
also am 1. Oktober 2012, gilt das<br />
Arbeitsverhältnis unter Einhaltung<br />
einer einmonatigen Kündigungsfrist<br />
frühestens auf Ende<br />
November 2012 als gekündigt.<br />
Jugend<br />
Michael Kraft ist der Verantwortliche<br />
für Jugendpolitik und -beratung des<br />
<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
> michael.kraft@kvschweiz.ch<br />
Verlust<br />
Mein Lehrbetrieb<br />
geht in Konkurs –<br />
und jetzt?<br />
Ich mache eine Lehre als<br />
Kauffrau in einem mittelgrossen<br />
Betrieb. Uns wurde vor<br />
wenigen Tagen mitgeteilt,<br />
dass die Firma in dieser Form<br />
nicht mehr weiter existieren<br />
kann. Ob sie wirklich Konkurs<br />
geht, ist noch etwas unklar,<br />
doch wir rechnen alle mit<br />
dem Schlimmsten. Ich lerne<br />
schon länger nichts mehr<br />
wirklich Neues: Wir Lernenden<br />
sind vor allem dazu da,<br />
die besorgten Kunden am<br />
Telefon abzuwimmeln. Wie<br />
kann ich meine Lehre zu<br />
Ende bringen?<br />
Deine Lehrstelle hängt an der<br />
Zukunft der Firma – das ist alles<br />
andere als eine angenehme Situation.<br />
Trotzdem gibt es vielleicht<br />
einige Lichtblicke: Es ist<br />
möglich, dass gewisse Teile oder<br />
Filialen des Betriebs bestehen<br />
bleiben und du anderswo weiterbeschäftigt<br />
wirst. Ausserdem<br />
wäre es denkbar, dass dein Chef<br />
durch seine Kontakte einen<br />
neuen Lehrbetrieb für dich finden<br />
kann. Dies wären zwei praktische<br />
Varianten, darauf verlassen<br />
kannst du dich jedoch nicht.<br />
Es ist deshalb dringend notwendig,<br />
dass du selbst aktiv<br />
wirst. Das erscheint umso wichtiger,<br />
als auch der Lehrauftrag in<br />
deinem Betrieb nicht mehr erfüllt<br />
wird. Ich persönlich finde es<br />
ziemlich fragwürdig, dass die Geschäftsleitung<br />
die Lernenden am<br />
Telefon vorschickt, um die Kunden<br />
vorerst zu beruhigen. Eine<br />
Verbesserung dieser Situation<br />
dürfte zum jetzigen Zeitpunkt<br />
jedoch kaum zu erreichen sein.<br />
Konzentriere dich deshalb auf<br />
deine berufliche Zukunft und beginne<br />
bereits jetzt damit, eine<br />
neue Lehrstelle zu suchen.<br />
Denke auch an Bekannte oder<br />
Verwandte, die vielleicht gute<br />
Beziehungen zu einem Lehrbetrieb<br />
haben. Zudem solltest du<br />
das kantonale Berufsbildungsamt<br />
kontaktieren. Dieses kann<br />
dir weitere wichtige Informationen<br />
geben und dich bei der<br />
Suche nach einem neuen Lehrbetrieb<br />
unterstützen. Diese Unterstützung<br />
für Lernende, die von<br />
Betriebsschliessungen betroffen<br />
sind, ist sogar gesetzlich festgeschrieben.<br />
In den nächsten Tagen bis Wochen<br />
wird sich die Situation in<br />
deinem Betrieb klären. Solltest<br />
du in der einen oder anderen<br />
Form deine Lehre fortsetzen können<br />
und das auch wollen, ist das<br />
umso besser. Hast du eine andere<br />
Lehrstelle gefunden und<br />
möchtest du diese antreten, so<br />
kann der Lehrvertrag per sofort<br />
aufgelöst werden. Schliesst der<br />
Betrieb, bevor du eine neue Lehrstelle<br />
gefunden hast, kannst du<br />
während 3 Monaten auch ohne<br />
Lehrstelle die Berufsschule besuchen<br />
und gleichzeitig eine<br />
neue Stelle suchen. Dadurch verpasst<br />
du nichts vom Schulstoff<br />
und kannst deine Lehre an einem<br />
neuen Ort ohne Unterbruch fortsetzen.