34 Laufbahn context 10 – 2012
Die Kommunikatorin Brigitte Frei, 44, hat ursprünglich das <strong>KV</strong> gemacht. Sie wurde Journalistin und arbeitet heute als selbstständige Kommunikationsberaterin mit eigener Firma. Text Rolf Murbach / Foto Reto Schlatter Ja, das ist eine gute Idee, ein Porträt von ihr im fahrenden Aufzug, im Lift, der nach oben schwebt, findet Brigitte Frei. Aber dann entdeckt der Fotograf eine noch passendere Umgebung für das Shooting, eine grüne Theke im Eingangsbereich der Agentur. Das passt zur selbstständigen PR-Beraterin, denn Grün ist ihre Farbe, und auch das Corporate Design ihrer Firma ist in Grün gehalten. «Das machen wir», sagt die Inhaberin von Kontura Kommunikation GmbH. Sie stellt sich an die Theke, wechselt auf Anweisung des Fotografen die Position, lehnt mal an, steht aufrecht, sitzt auf den Korpus und lacht. Brigitte Frei ist es gewohnt, in die Kamera zu blicken. Sie hat früher fürs Fernsehen gearbeitet und Sendungen moderiert. Wir sind in einem modernen Bürogebäude im Industriegebiet von Rotkreuz. Hier befindet sich die Agentur für Werbung und Grafik ihres Mannes. Meist reist Brigitte Frei für Sitzungen zu ihren Kunden. Wenn sie ausnahmsweise empfängt, dann tut sie dies in Rotkreuz. Vor zwei Jahren hat die Kommunikationsspezialistin Kontura Kommunikation gegründet. Die Infrastruktur versucht sie möglichst schlank zu halten. «Mach das <strong>KV</strong>» Der Fototermin ist schnell beendet. Frei verabschiedet den Fotografen, führt mich ins Sitzungszimmer, schenkt Wasser ein und beginnt zu erzählen. «Mein Unternehmen ist so etwas wie ein Traum. Die Arbeit als PR-Beraterin ist extrem vielseitig und macht mir sehr viel Freude.» Wie viele andere auch hat Brigitte Frei ihre Laufbahn mit einer kaufmännischen Lehre begonnen. «Ich trieb meine Eltern mit der Berufswahl in den Wahnsinn, wusste lange nicht, was ich wollte. Von Anfang an hiess es, mach das <strong>KV</strong>. Ich wehrte mich zuerst dagegen, weil alle das <strong>KV</strong> machten.» Irgendwann obsiegte die context 10 – 2012 Vernunft und die Einsicht, dass die kaufmännische Ausbildung eben doch ein guter beruflicher Grundstein war. Brigitte Frei bildete sich zur gelernten Hotelkauffrau aus. Die Lehre absolvierte sie in einem Luzerner Fünf-Sterne-Hotel. Sie lernte verschiedene Abteilungen kennen, arbeitete oft in der Buchhaltung, erledigte administrative Arbeiten und fühlte sich im Backoffice-Bereich etwas verloren. Kundenkontakt hatte sie nur wenig. Das fehlte der jungen Frau, die sich selber als äusserst kommunikativ bezeichnet. «Grüezi! Ade! Händ Sie öppis us de Minibar gha?», das war es dann auch schon an Kommunikation. Die Journalistenschule Nach der Lehre wechselte sie die Stelle, und nun war schlagartig alles anders. Als Redaktionssekretärin und rechte Hand des Chefredaktors eines Radiosenders war sie mitten drin im journalistischen Gewusel. Sie organisierte Meetings und Interviewtermine, unterstützte die Redaktoren bei ihren Recherchen und war die interne und externe Anlaufstelle. Und sie lernte die Medienwelt kennen, die sie vom ersten Tag an faszinierte. «Da fühlte ich mich wohl, und ich wusste, das ist mein Ding.» Ihr Chefredaktor ermunterte sie, sich am Medienausbildungs zentrum MAZ in Luzern für die Journalistenausbildung zu bewerben. Radio kannte sie. Nun wollte Brigitte Frei auf eine Printredaktion. Sie bekam den Zuschlag für ein Volontariat bei einer kirchlichen Presseagentur und erfüllte damit – zusammen mit einer bestandenen Eintrittsprüfung – die Aufnahmebe- dingungen des MAZ. Auf der Redaktion lernte sie das journalistische Handwerk on the job, in der Journalistenschule vertiefte sie ihr Wissen. Sie recherchierte Geschichten, lernte, wie man ein Thema journalistisch anpackt, führte Interviews, schrieb Reportagen und Porträts und lernte das Fotohandwerk. «Nachrichten standen bei uns auf der Redaktion im Vordergrund, wir konnten aber auch umfangreiche Themen breit recherchieren «Ich begegne ganz verschiedenen Leuten und Themen, Dazu gehört Offenheit und auch Einfühlungsvermögen.» und grosse Geschichten publizieren. Das war fantastisch», erinnert sich Brigitte Frei an ihre journalistische Anfangszeit. Die Kommunikationsfachfrau erzählt mit Begeisterung. Sie sagt über sich: «Ich bin ein neugieriger Mensch, vielseitig interessiert, hartnäckig und zielstrebig.» Etwas Neues anpacken, Neues lernen und es dann durchziehen, das ist ihr wichtig. Mit dem Radio- und Printjournalismus war sie nun vertraut, fehlte noch die Fernseherfahrung. Neben ihrem Redaktionsjob bei der Presseagentur arbeitete sie als Moderatorin für die Sendung «Fenster zum Sonntag» auf SF2. Nach einiger Zeit wechselte sie ganz in die Fernsehredaktion. Sie produzierte Beiträge, verantwortete eigene Sendungen und moderierte. «Das war ein Traumjob. Ich konnte Themen recherchieren, suchte passende Interviewpartner, musste die Geschichten ins Bild setzen und war beim Schnitt dabei. Das alles war extrem spannend». Wie ein roter Faden Die Kommunikation ziehe sich wie ein roter Faden durch ihre Laufbahn, sagt sie. «Ich begegne gerne ganz verschiedenen 35