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KULTUR<br />
Quelle: Barbara Franzelin<br />
Dramaturgie in Farbe und Schwarzweiß<br />
WAS IST KUNST? DIESE FRAGE ÜBERFORDERT DIE MEISTEN VON UNS, FÜR IVO MAHLKNECHT<br />
AUS TRAMIN IST SIE SEIT 45 JAHREN EINE AUSEINANDERSETZUNG MIT DER MALEREI. EIN BLICK IN SEIN SCHAFFEN<br />
ZEIGT EINEN VON DER NEUGIERDE GETRIEBENEN QUERDENKER.<br />
Er sagt es mit einem Satz: „Mich treibt<br />
das, was ich noch nicht probiert habe.“ Ist<br />
er vielleicht ein ewig Suchender, ein rastloser<br />
Pinselartist auf dem Egotrip? Nein, Ivo<br />
Mahlknecht ist nichts von alledem. Er ist<br />
keiner, der sich treiben lässt, er ist einer, der<br />
Malerei generell und die verschiedensten<br />
Kunstrichtungen in ihre Einzelteile zerlegt<br />
und dabei ein besonderes Verständnis für<br />
die Denkweise von Künstlern entwickelt<br />
hat. Über Jahre hinweg hat er sich ganz<br />
bewusst mit der Geschichte der Malerei<br />
befasst und auch große Künstler wie<br />
Velásquez, Rembrandt und Vermeer studiert<br />
und sich dann jahrelang dieser klassischen<br />
Malkunst gewidmet. Kaum eine<br />
Kunstrichtung wurde von seiner Neugierde<br />
verschont: vom Barock über den Expressionismus<br />
zur monochromen Malerei hin zur<br />
klassischen, später futuristischen und dann<br />
auch surrealistischen Stilrichtung. Warum?<br />
„Kunst ist für mich auch Können. Und<br />
Können heißt auch Verstehen. Verstehen,<br />
wie ein Gemälde zustande gekommen ist<br />
und welche Technik dem Ganzen zugrunde<br />
liegt,“ sagt Mahlknecht. Ein Tüftler, den die<br />
Kunstwelt für seine kontroverse Gangart<br />
zum Teil gnadenlos abgestraft hat, der aber<br />
trotz allem seinen Weg als Künstler gefunden<br />
hat. Eigenwillig und selbstbestimmt.<br />
EIN „EMPATH”, DER IN<br />
KEINE SCHUBLADE PASST<br />
Bei Fragen über die Malerei verfällt er<br />
schnell in eine nachdenkliche Haltung,<br />
er redet leise und taucht in eine Welt ein,<br />
die ihn auch nach langer Zeit immer noch<br />
fordert. Kaum Mimik und keine hastigen<br />
Bewegungen, es scheint, als würde er sich<br />
jene Energie, die seine Bilder ausstrahlen,<br />
für die Arbeit vor der Leinwand aufheben.<br />
Vor allem wenn er über sich selber spricht<br />
und in den tiefsten Kellern des eigenen Seins<br />
graben muss, scheint es, als würde ein Film<br />
vor seinen Augen ablaufen. Persönliche<br />
Fragen lassen ihn still werden, als müsste<br />
er überhaupt erst seine Identität festlegen.<br />
„Wer bin ich eigentlich? Ein Erfinder, ein<br />
Naturverbundener, ein Empath,“ beschreibt<br />
sich Mahlknecht nach Momenten des stillen<br />
Nachdenkens. Sein Werdegang hat an<br />
der Kunstakademie in Florenz begonnen,<br />
ursprünglich als Grafiker und Zeichner, da<br />
die Schule maltechnisch nicht mehr bot.<br />
Mahlknecht wollte aber mehr und ließ<br />
seiner Intuition, die auch heute noch sein<br />
künstlerisches Leben bestimmt, freien Lauf<br />
und ist auf die Malerei übergegangen. „Das<br />
ist ein anderer Frequenzbereich, viel sub-<br />
ˆ<br />
Sumpflandschaften, die zum Leben erwachen<br />
Quelle: Barbara Franzelin<br />
44 // NOVEMBER <strong>2020</strong>