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Der Terlaner Weinweg<br />
Quelle: Martin Schweiggl<br />
UNWEIT DER GESCHÄFTIGEN DURCHGANGSSTRASSE ENTDECKEN WIR EINE LIEBLICHE REBLANDSCHAFT.<br />
Vom großen Parkplatz beim Kreisverkehr<br />
südlich des Ortszentrums gehen wir<br />
kurz die Silberleitenstraße zur Kellerei Terlan<br />
empor. Hier gibt es eine kostenlose<br />
Broschüre sowie eine Übersichtstafel des<br />
Weinweges.<br />
In drei weitgezogenen Schleifen spazieren<br />
wir durch die Reblandschaft des<br />
Schwemmkegels. Zwanzig Informationstafeln<br />
machen uns mit den Terlaner Weinlagen,<br />
den Rebsorten, Erziehungssystemen<br />
und Weinbergarbeiten sowie den Adelsansitzen<br />
bekannt. Zwischen dem jetzt bunten<br />
Weinlaub finden wir nachgereifte süße<br />
„Martiniwaimerlen“ zum „Spigeln“ – ein<br />
alter Brauch, der sogar im italienischen<br />
Gesetzbuch verankert ist. Der Begriff ist<br />
vermutlich – über das lateinische spica<br />
‘Ähre’ – zu ital. spigolare ‘Ährenauflesen’<br />
zu stellen. Vom „Ährenspigeln“ ist schon<br />
in der Bibel die Rede.<br />
Über die Weinberge schweift der<br />
Blick zum markanten Bergfried der Burg<br />
Neuhaus, auf der sich die letzte Tiroler<br />
Landesfürstin Margarethe Maultasch<br />
oft aufgehalten hat. Sie hatte sich sicher<br />
nie vorgestellt, nach über einem halben<br />
Jahrtausend „Namenspatin“ des Terlaner<br />
Spargels zu werden.<br />
Beim Eisengatter gehen wir geradeaus<br />
auf den Ansitz Köstenholz zu, umgeben<br />
von stattlichen Zedern, Zypressen, einem<br />
Mammutbaum, während die Maulbeerbäume<br />
an die einstige Seidenraupenzucht<br />
erinnern. Der ausgedehnte Gutshof ist seit<br />
über einem Vierteljahrtausend Sitz der<br />
Freiherrn von Eyrl.<br />
Beim Barockansitz Liebeneich biegen<br />
wir rechts in die obere Wegschleife ein.<br />
<strong>Die</strong> niveaugleiche Bachquerung kann<br />
bei Regenperioden oder Schneeschmelze<br />
problematisch werden. Ansonsten ist der<br />
gesamte Weinweg auch mit Kinderwagen<br />
gut befahrbar.<br />
Nun geht es abwärts zum Streuweiler<br />
Kreuth. Beim Biohof Larch fallen kreative,<br />
aus Eisenschrott zusammengeschweißte<br />
Skulpturen auf. Beim Hof Rosengartner<br />
schlagen wir rechts einen idyllischen Rasenweg<br />
ein. Noch einmal spazieren wir<br />
durch Weinberge hinauf, um beim Ansitz<br />
Liebeneich diesmal rechts abwärts Richtung<br />
Dorf die Runde zu schließen.<br />
Lohnend ist ein Blick in die gänzlich mit<br />
gotischen Fresken ausgeschmückte Kirche<br />
mit ihren buntglasierten Dachziegeln. Der<br />
76 Meter hohe Kirchturm – einst bekannt<br />
als „schiefer Turm von Tirol“ – musste<br />
1884, Stein für Stein durchnummeriert,<br />
abgetragen werden. Anschließend wurde<br />
er wie Lego auf stabilerem Fundament neu<br />
zusammengebaut.<br />
Martin Schweiggl<br />
martin.schweiggl@dieweinstrasse.bz<br />
Start: Terlan, Kellerei<br />
Gehzeit: 2 Stunden<br />
Tourenlänge: 3,7 km<br />
Höhenunterschied: 140 m<br />
Fitness:<br />
Öffis: Bahn und Bus 201 Bozen-Terlan<br />
52 // NOVEMBER <strong>2020</strong>