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K&L-Magazin: Branchen-Guide 2021

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<strong>Branchen</strong>-<strong>Guide</strong> <strong>2021</strong><br />

K&L: Wie sehen Sie die Zukunft des Ofen- und Luftheizungsbaus von<br />

der technischen Seite aus, angesichts der stetig neuen Forderungen aus<br />

Brüssel? Werden wir in Zukunft noch mit mehr Verboten und Auflagen<br />

rechnen müssen?<br />

Folkmar Ukena, Geschäftsführer Leda: Trotz aller<br />

Herausforderungen sehen wir eine gute Zukunft für<br />

dieses tolle Handwerk, denn wir alle wollen und können<br />

mit klimafreundlichen und innovativen Produkten<br />

aktiv und konstruktiv am Klimaschutz mitarbeiten.<br />

Die Herausforderung ist, Emissionen zu senken, ohne<br />

den Betrieb unserer Öfen einzuschränken. National<br />

versuchen wir gerade mit dem Instrument der Austauschregelung<br />

laut BImSchV, alte Öfen so schnell und<br />

umfassend wie möglich klimafreundlicher zu machen.<br />

Denn das Heizen mit Biomasse ist laut Wirtschaftsministerium<br />

mit großem Abstand die wichtigste erneuerbare<br />

Wärmequelle.<br />

Um den CO 2 -Ausstoß bis 2030 um bis zu 40 Prozent<br />

im Vergleich zum Jahr 1990 zu senken, haben EU-<br />

Kommission und Bundesregierung entsprechende Maßnahmen-Pakete<br />

geschnürt und erwägen jetzt sogar ein politisches Nachsteuern auf 55<br />

Prozent. Dies ohne belastbare Studien oder Simulationen. Aber stehen<br />

hierfür auch die notwendigen Technologien realistisch zur Verfügung?<br />

Neben dem Verkehr, der Industrie und der Landwirtschaft sind alle<br />

privaten Haushalte gefordert, daran mitzuwirken.<br />

Dieser europäische „grüne Deal“, mit dem<br />

die Treibhausgase bis 2050 sogar bis auf null reduziert<br />

werden sollen, kann nur gelingen, wenn<br />

jeder mitmacht. Beispielsweise mit der Installation<br />

eines Kamin- oder Kachelofens, eines<br />

Heizkamins oder Pelletofens im eigenen Wohnzimmer.<br />

Denn all diese Geräte heizen klimaneutral,<br />

da bei der Verbrennung von Holz immer<br />

nur so viel CO 2 freigesetzt wird, wie der Baum<br />

während seines Wachstums gebunden hat.<br />

Ein europäischer Rahmen wird bereits seit 2018 mit<br />

der Einführung des Eco-Energy-Labeling [[(EU)<br />

2017/1186) als Energieverbrauchskennzeichnung<br />

aufgespannt, ergänzt 2019 um die Einführung der<br />

EU-Produktdatenbank EPREL zur Erfassung aller<br />

Herstellerdaten für in Verkehr gebrachte Heizgeräte.<br />

Damit stehen den Marktüberwachungsbehörden<br />

in Europa alle produktspezifischen Daten<br />

zentral zur Verfügung, um ab Januar 2022 auch<br />

eine Anwendung der EU Ecodesign-Verordnung<br />

zur umweltgerechten Gestaltung von Festbrennstoff-Einzelraumheizgeräten<br />

[(EU) 2015/1185) bei<br />

den Herstellern einzufordern und im Rahmen von<br />

definierten Nachprüfungsverfahren in Bezug auf<br />

Wirkungsgrad und Emissionen effektiv zu kontrollieren.<br />

Und das wird spannend!<br />

Mit einer weiteren, neuen EU-Verordnung zur<br />

Marktüberwachung [(EUR) 2019/1020] soll auch<br />

der Online-Handel ab Juli <strong>2021</strong> in eine Konformitäts-Verantwortung<br />

eingebunden werden für<br />

alle Produkte, die er in der EU verkauft. Für die<br />

Ecodesign-Verordnung wurden als bedeutsame<br />

Folkmar Ukena,<br />

Geschäftsführer Leda<br />

Umweltaspekte der Energieverbrauch sowie die Emissionen von Staub,<br />

gasförmigen organischen Verbindungen, Kohlenmonoxid und Stickoxide<br />

ermittelt. Sie sollen die Funktionalität oder Erschwinglichkeit von<br />

Festbrennstoff-Einzelraumheizgeräten aus Endnutzersicht nicht beeinträchtigen<br />

und keine negativen Auswirkungen auf<br />

Foto: Leda<br />

Foto: Leda<br />

Gesundheit, Sicherheit und Umwelt haben. Bekannte<br />

Grenzwerte aus unserer nationalen 1. BImSchV werden<br />

nicht verschärft, aber um andere Größen erweitert, „die<br />

auch ihre Reize“ haben.<br />

Um die Umweltauswirkungen noch weiter zu begrenzen,<br />

sollen die Hersteller weiterhin Informationen<br />

zur Zerlegung, Wiederverwertung und Entsorgung bereitstellen.<br />

Damit wird das Zeitalter der Kreislaufwirtschaft<br />

(Circular economy) auch bei unseren Öfen aktiv<br />

eingeleitet und in einer Weiterentwicklung später nach<br />

ihrem CO 2 -Fußabdruck (product carbon footprint) gefragt,<br />

der die Klimawirkung nicht nur in der Nutzungsphase,<br />

sondern entlang des gesamten Lebenszyklus von<br />

der Rohmaterialgewinnung und Ofen-Herstellung bis<br />

zum Recycling oder zur Entsorgung beschreibt. Dabei werden alle entstehenden<br />

klimarelevanten Gase mit „Treibhauspotential“ in sogenannten<br />

CO 2 -Äquivalenten ausgedrückt, um die vollständig dekarbonisierte<br />

Welt bis 2050 anzuvisieren.<br />

„Im Interesse der Rechtssicherheit und Vereinfachung“ sollten die<br />

entsprechenden harmonisierten Normen (für unsere Öfen) an diese<br />

festgelegten Ökodesign-Anforderungen angepasst<br />

werden. Und hier klemmt es erheblich. Die Einführung<br />

der seit 8 Jahren bearbeitete Normenserie<br />

EN 16510 für „Häusliche Heizgeräte für feste Brennstoffe“<br />

als Nachfolgerin für EN12815 (Herde), EN<br />

13229 (Kamineinsätze) und EN13240 (Kaminöfen)<br />

wird durch Formalia rund um die europäische Bauproduktenverordnung<br />

blockiert und ist inzwischen<br />

schon veraltet. Und am Ende werden viele Neuprüfungen<br />

notwendig.<br />

Stetig neue Forderungen kommen aber nicht nur<br />

aus Brüssel. National ist die Änderung der Ableitbedingungen<br />

für die 1. BImSchV weiterhin in Diskussion.<br />

Gesucht wird vom BMU eine Lösung für alle<br />

Feuerstätten im Neubau und Gebäudebestand, deren<br />

Abgasanlagen nicht firstnah angeordnet sind und<br />

ihn nicht um mindestens 40 Zentimeter überragen.<br />

Im Gebäudebestand werden als Alternative zu einer<br />

notwendigen Anpassung der Abgasanlage neue Produktanforderungen<br />

auch in Verbindung mit einer<br />

Ofensteuerung oder einem Abscheider erwogen, die<br />

die Gesamtlösung nur verteuern können.<br />

Natürlich wird es bei der „europäischen Regelungsfreude“<br />

und bereits angekündigten Revisionen<br />

kaum eingeführter Verordnungen in Zukunft<br />

noch mehr Anforderungen geben. Verbote einer<br />

sinnvollen Wärmeerzeugung und Speicherung<br />

müssen wir hinterfragen und abwehren, Auflagen<br />

konstruktiv begleiten und dort korrigieren, wo das<br />

technische Prinzip „Naturzug“ überlastet und ad<br />

absurdum geführt wird und nicht mehr funktionieren<br />

kann. Also seien wir wachsam! ◾<br />

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<strong>Branchen</strong>-<strong>Guide</strong> <strong>2021</strong>

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