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Stahlmarkt 11/2020

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Handel & Service<br />

International<br />

OECD warnt vor Stahlüberkapazitäten<br />

<strong>Stahlmarkt</strong> bedingungen: Delegierte sorgen sich über Verschlechterung<br />

Paris/Frankreich. Die globalen Wachstumsprognosen und die Aussichten für die Stahlmärkte sind<br />

düster. Zu diesem Schluss kam der Stahlausschuss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (OECD) unlängst auf seiner 88. Sitzung. Die Delegierten des Stahlausschusses<br />

äußerten sich besorgt über wachsende Produktionsüberschüsse, zunehmende Handelsspannungen<br />

und die Auswirkungen von COVID-19 auf die globalen und regionalen Stahlmärkte.<br />

Wie der Vorsitzende des OECD-Stahlausschusses,<br />

Ulf Zumkley, erklärte, äußerten die Delegierten<br />

»ernsthafte Besorgnis über die Verschlechterung<br />

der <strong>Stahlmarkt</strong>bedingungen im Zusammenhang<br />

mit dem COVID-19-Ausbruch, was zu großen Nachfrageund<br />

Produktionsschocks führte, die alle Wirtschaftssektoren<br />

einschließlich Stahl betroffen haben. Diese Marktbedingungen<br />

haben in den Ländern des OECD-Stahlausschusses<br />

zu einer erheblichen Arbeitslosigkeit der<br />

Stahlarbeiter geführt.«<br />

Stahlproduktionskapazität lässt beängstigende<br />

Trends erkennen<br />

Die COVID-19-Pandemie habe zu erheblichen Unsicherheiten<br />

hinsichtlich der globalen Wirtschaftswachstumsaussichten<br />

geführt. In ihrem Zwischenwirtschaftsausblick vom<br />

September <strong>2020</strong> prognostizierte die OECD einen Rückgang<br />

des weltweiten BIP um 4,5 Prozent im Jahr <strong>2020</strong>. Die<br />

Auswirkungen der Pandemie seien für die Stahlindustrie<br />

erheblich. Das weltweite Wachstum des Stahlverbrauchs<br />

habe sich Anfang <strong>2020</strong> aufgrund der anfänglichen Auswirkungen<br />

von COVID-19 auf die nachgelagerten Sektoren<br />

stark negativ entwickelt, und die Stahlpreise hätten<br />

ihren Abwärtstrend fortgesetzt. Die meisten großen stahlproduzierenden<br />

Volkswirtschaften hätten in diesem Jahr<br />

aufgrund der Markt situation erhebliche Rückgänge bei<br />

der Stahlproduktion verzeichnet.<br />

In diesem Zusammenhang erwähnte der Stahlausschuss,<br />

dass die Produktion und die Lagerbestände trotz<br />

des globalen negativen Nachfrageschocks gegenüber<br />

dem Vorjahresniveau in China erheblich gestiegen seien.<br />

Dort habe die Stahlproduktion im ersten Halbjahr <strong>2020</strong><br />

ein Rekordvolumen verzeichnet und die Lagerbestände<br />

historisch hohe Niveaus erreicht. »Diese Entwicklungen<br />

bergen das Risiko eines Überangebots in China, das die<br />

globalen Ungleichgewichte infolge der COVID-19-Nachfrageschocks<br />

verschärft. Neben den mit der Pandemie<br />

verbundenen Risiken besteht das Hauptrisiko für die<br />

Aussichten in den Auswirkungen wachsender globaler<br />

Überkapazitäten, die durch staatliche Subventionen und<br />

Investitionsmaßnahmen unterstützt werden und die<br />

langfristige Lebensfähigkeit der Erzeuger gefährden und<br />

daher dringend angegangen werden sollten«, betonte<br />

der Stahlausschuss.<br />

Stahlhandelsströme zeigen starke Verzerrungen<br />

Zudem habe man festgestellt, dass es Hinweise darauf<br />

gebe, dass die Stahlproduktionskapazität nicht den Marktgrundlagen<br />

entspreche. »Die neuesten verfüg baren Daten<br />

der OECD zeigen, dass die weltweite Stahlproduktionskapazität<br />

im Jahr <strong>2020</strong> auf 2 455,8 Millionen Tonnen steigen<br />

könnte. Während sich die Kluft zwischen globaler Kapazität<br />

und Produktion zwischen 2016 und 2019 verringert<br />

hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie sich in diesem Jahr<br />

aufgrund von Kapazitätserhöhungen und Produktionsrückgängen<br />

infolge von COVID-19 auf bis zu 700 Millionen<br />

Tonnen vergrößert«, so das Stahlkomitee, das auch eine<br />

Reihe neuer Investitionsprojekte erörterte, »die in bestimmten<br />

Ländern in Betrieb genommen werden«. Explizit<br />

erwähnt wurde in diesem Zusammenhang der Nahen<br />

Osten, wo in diesem Jahr 16 Millionen Tonnen in Betrieb<br />

genommen würden, und in Asien (16,4 Millionen Tonnen).<br />

So werde zu einer globalen Steigerung von 41,8 Millionen<br />

Tonnen im Jahr <strong>2020</strong> beigetragen, »wobei zu beachten<br />

ist, dass viele dieser Investitionen durch Auslandsinvestitionen<br />

finanziert werden und einige möglicherweise nicht<br />

marktorientiert sind.« Der Ausschuss äußerte Bedenken,<br />

dass eine Reihe geplanter Kapazitätserhöhungen auf der<br />

Erwartung eines Anstiegs der künftigen Nachfrage, einschließlich<br />

der Nachfrage auf den Exportmärkten, beruhe.<br />

Dies berge ein erhebliches Risiko einer weiteren Verschärfung<br />

der Überkapazitätssituation, falls die erwartete<br />

Nachfrage nicht eintreten sollte.<br />

Des Weiteren stellte der Ausschuss fest, dass die COVID-<br />

19-Pandemie und ihre negativen Auswirkungen auf die<br />

Stahlnachfrage zu einem Rückgang des Stahlhandels geführt<br />

haben, obwohl zwischen den großen Volkswirtschaften<br />

große Unterschiede bestünden. Es wurde betont, »dass<br />

marktverzerrende staatliche Interventionen und Unterstützungsmaßnahmen<br />

sowie die daraus resultierenden<br />

20 <strong>11</strong> | <strong>2020</strong>

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