Stahlmarkt 11/2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Handel & Service<br />
International<br />
OECD warnt vor Stahlüberkapazitäten<br />
<strong>Stahlmarkt</strong> bedingungen: Delegierte sorgen sich über Verschlechterung<br />
Paris/Frankreich. Die globalen Wachstumsprognosen und die Aussichten für die Stahlmärkte sind<br />
düster. Zu diesem Schluss kam der Stahlausschuss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (OECD) unlängst auf seiner 88. Sitzung. Die Delegierten des Stahlausschusses<br />
äußerten sich besorgt über wachsende Produktionsüberschüsse, zunehmende Handelsspannungen<br />
und die Auswirkungen von COVID-19 auf die globalen und regionalen Stahlmärkte.<br />
Wie der Vorsitzende des OECD-Stahlausschusses,<br />
Ulf Zumkley, erklärte, äußerten die Delegierten<br />
»ernsthafte Besorgnis über die Verschlechterung<br />
der <strong>Stahlmarkt</strong>bedingungen im Zusammenhang<br />
mit dem COVID-19-Ausbruch, was zu großen Nachfrageund<br />
Produktionsschocks führte, die alle Wirtschaftssektoren<br />
einschließlich Stahl betroffen haben. Diese Marktbedingungen<br />
haben in den Ländern des OECD-Stahlausschusses<br />
zu einer erheblichen Arbeitslosigkeit der<br />
Stahlarbeiter geführt.«<br />
Stahlproduktionskapazität lässt beängstigende<br />
Trends erkennen<br />
Die COVID-19-Pandemie habe zu erheblichen Unsicherheiten<br />
hinsichtlich der globalen Wirtschaftswachstumsaussichten<br />
geführt. In ihrem Zwischenwirtschaftsausblick vom<br />
September <strong>2020</strong> prognostizierte die OECD einen Rückgang<br />
des weltweiten BIP um 4,5 Prozent im Jahr <strong>2020</strong>. Die<br />
Auswirkungen der Pandemie seien für die Stahlindustrie<br />
erheblich. Das weltweite Wachstum des Stahlverbrauchs<br />
habe sich Anfang <strong>2020</strong> aufgrund der anfänglichen Auswirkungen<br />
von COVID-19 auf die nachgelagerten Sektoren<br />
stark negativ entwickelt, und die Stahlpreise hätten<br />
ihren Abwärtstrend fortgesetzt. Die meisten großen stahlproduzierenden<br />
Volkswirtschaften hätten in diesem Jahr<br />
aufgrund der Markt situation erhebliche Rückgänge bei<br />
der Stahlproduktion verzeichnet.<br />
In diesem Zusammenhang erwähnte der Stahlausschuss,<br />
dass die Produktion und die Lagerbestände trotz<br />
des globalen negativen Nachfrageschocks gegenüber<br />
dem Vorjahresniveau in China erheblich gestiegen seien.<br />
Dort habe die Stahlproduktion im ersten Halbjahr <strong>2020</strong><br />
ein Rekordvolumen verzeichnet und die Lagerbestände<br />
historisch hohe Niveaus erreicht. »Diese Entwicklungen<br />
bergen das Risiko eines Überangebots in China, das die<br />
globalen Ungleichgewichte infolge der COVID-19-Nachfrageschocks<br />
verschärft. Neben den mit der Pandemie<br />
verbundenen Risiken besteht das Hauptrisiko für die<br />
Aussichten in den Auswirkungen wachsender globaler<br />
Überkapazitäten, die durch staatliche Subventionen und<br />
Investitionsmaßnahmen unterstützt werden und die<br />
langfristige Lebensfähigkeit der Erzeuger gefährden und<br />
daher dringend angegangen werden sollten«, betonte<br />
der Stahlausschuss.<br />
Stahlhandelsströme zeigen starke Verzerrungen<br />
Zudem habe man festgestellt, dass es Hinweise darauf<br />
gebe, dass die Stahlproduktionskapazität nicht den Marktgrundlagen<br />
entspreche. »Die neuesten verfüg baren Daten<br />
der OECD zeigen, dass die weltweite Stahlproduktionskapazität<br />
im Jahr <strong>2020</strong> auf 2 455,8 Millionen Tonnen steigen<br />
könnte. Während sich die Kluft zwischen globaler Kapazität<br />
und Produktion zwischen 2016 und 2019 verringert<br />
hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie sich in diesem Jahr<br />
aufgrund von Kapazitätserhöhungen und Produktionsrückgängen<br />
infolge von COVID-19 auf bis zu 700 Millionen<br />
Tonnen vergrößert«, so das Stahlkomitee, das auch eine<br />
Reihe neuer Investitionsprojekte erörterte, »die in bestimmten<br />
Ländern in Betrieb genommen werden«. Explizit<br />
erwähnt wurde in diesem Zusammenhang der Nahen<br />
Osten, wo in diesem Jahr 16 Millionen Tonnen in Betrieb<br />
genommen würden, und in Asien (16,4 Millionen Tonnen).<br />
So werde zu einer globalen Steigerung von 41,8 Millionen<br />
Tonnen im Jahr <strong>2020</strong> beigetragen, »wobei zu beachten<br />
ist, dass viele dieser Investitionen durch Auslandsinvestitionen<br />
finanziert werden und einige möglicherweise nicht<br />
marktorientiert sind.« Der Ausschuss äußerte Bedenken,<br />
dass eine Reihe geplanter Kapazitätserhöhungen auf der<br />
Erwartung eines Anstiegs der künftigen Nachfrage, einschließlich<br />
der Nachfrage auf den Exportmärkten, beruhe.<br />
Dies berge ein erhebliches Risiko einer weiteren Verschärfung<br />
der Überkapazitätssituation, falls die erwartete<br />
Nachfrage nicht eintreten sollte.<br />
Des Weiteren stellte der Ausschuss fest, dass die COVID-<br />
19-Pandemie und ihre negativen Auswirkungen auf die<br />
Stahlnachfrage zu einem Rückgang des Stahlhandels geführt<br />
haben, obwohl zwischen den großen Volkswirtschaften<br />
große Unterschiede bestünden. Es wurde betont, »dass<br />
marktverzerrende staatliche Interventionen und Unterstützungsmaßnahmen<br />
sowie die daraus resultierenden<br />
20 <strong>11</strong> | <strong>2020</strong>