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Was wir gemeinsam schaffen können
Alle erinnern sich daran, als in Pöcking Ende 2015 ein Zelt zur
vorläufigen Unterbringung von Flüchtlingen aufgestellt wurde. Für die
Einheimischen und die Ankommenden eine neue Situation. Jamshid
und Bahar aus Afghanistan treffen mit ihrem kleinen Sohn Noman im
Januar 2016 nach ihrer Flucht in Pöcking ein. Sie wurden ebenfalls,
wie ca. 100 andere Flüchtlinge, im Zelt untergebracht. Obwohl alle
dankbar für die Aufnahme waren, bedeutete das Zusammenleben auf
engstem Raum ohne Privatsphäre eine extreme Belastung, besonders
für Familien.
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Sehr schnell bildete sich ein Helferkreis von Pöckinger Bürgerinnen
und Bürgern, der sich fragte, was man für die Neuankömmlinge tun
könne und wie man in Kontakt treten kann. Vor allem sollte den Kindern
geholfen werden. So entstand die Idee, die Kinder stundenweise zum
Spielen, Malen, kleinen Wanderungen usw. mit ihren Müttern aus dem
Zelt abzuholen. Auf diesem Weg lernten wir auch Bahar, ihren Mann
Jamshid und den kleinen Noman kennen.
Die Flüchtlinge lebten fast
ein Jahr im Zelt. In dieser
Zeit hat sich bei der Familie
Sayedi Nachwuchs angekündigt.
Das Leben im Zelt
war sehr schwierig für eine
hochschwangere Frau und
wie sollte es erst mit einem
Neugeborenen werden?
Glücklicherweise fand sich
eine Pöckinger Familie, die
großherzige Hilfe leistete und
die junge Familie bis zum
Umzug in die Wohnanlage
einige Monate beherbergte.
Jamshid war bestrebt, schnell
Arbeit zu finden. Er fand mit
Unterstützung aus dem Helferkreis eine Anstellung bei der Bäckerei
Kasprowitz in Kerschlach und war sehr glücklich darüber. Allerdings
bedeutete es für ihn zwei Jahre lang bei jedem Wetter, sommers wie
winters, den Weg nach Kerschlach mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Seit Anfang 2020 ist Jamshid durch die Vermittlung unserer
Asylbeauftragten Dimitra Trottmann bei der Firma Ehret und Klein in
Starnberg, Quartier- und Projektentwicklung, mit einem unbefristeten
Arbeitsvertrag beschäftigt und kümmert sich dort alleinverantwortlich
um die Bewirtung der Angestellten und Besucher der Firma. Frau
Trottmann hat ihn durch den Bewerbungsprozess bis hin zu den
Vertrags- und Gehaltsverhandlungen erfolgreich begleitet.
Seine Frau Bahar hat trotz ihrer kleinen Kinder gerne am Nähkurs von
Marlies Krauthausen teil-genommen, hat begeistert im Frauenkreis
unter Anleitung von Silvia Hofer Kränze gebunden, Weihnachtsschmuck
gebastelt und zusammen mit den anderen Frauen einen Quilt genäht.
Beim Straßenfest 2018 haben die Frauen aus der Wohnanlage köstliches
Essen aus ihren Heimatländern angeboten. Dieses Angebot
hat auch bei unserem Pöckinger Weihnachtsmarkt reißenden Absatz
gefunden. Hier war Bahar ebenso mit großem Einsatz und Begeisterung
vertreten. Nach dem Motto "gemeinsam geht es noch besser" wurde
die Gruppe sowohl beim Straßenfest als auch beim Weihnachtsmarkt
mit eigenem Stand tatkräftig von der Familie Hofer und vielen weiteren
hilfreichen Geistern unterstützt.
Der kleine Noman, der die Flucht miterlebt hat, war traumatisiert und
verstört. Christl Schuster hat sich im Kindergarten und bei privaten
Besuchen sehr um ihn gekümmert und ihm mit ihren pädagogischen
Fähigkeiten geholfen. Heute ist Noman ein fröhliches Kind, das gerne
in die Schule geht und dort gute Leistungen zeigt. Sein Bruder Emat
fühlt sich im Gemeindekindergarten sehr wohl und ist dort sehr gerne
mit anderen Kindern zusammen.
Inzwischen konnte die Familie in eine Wohnung in Pöcking umziehen.
Ein Ehepaar aus Pöcking, das im März 2018 eine Wohnung zu vergeben
hatte, entschloss sich die Familie Sayedi als Flüchtlingsfamilie
aufzunehmen und hat diese Entscheidung bis heute nicht bereut. Wann
immer jemand in die gepflegte Wohnung der Sayedis kommt, wird
gastfreundlich aufgenommen und mit Tee und „Leckereien“, die Bahar
immer bereithält, bewirtet.
Viele waren beteiligt an dieser Erfolgsgeschichte, nicht zuletzt die
Familie, die keine Anstrengung gescheut hat, bei uns ihren Platz zu
finden. Wie sagen sie heute?
Wir sind jetzt Pöckinger!
Text: Eva Grünbeck
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