-flip_joker_2020-12
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
THEATER KULTUR JOKER 3
(v.l.n.r.) Max Langer,
Katrin Mayer, Rubén
Olivares, Klaus Gülker
Foto: Doreen Eich
Operette sich, wer kann!
„Die Schönen“ mit einem Programm „zum Durchatmen und Entspannen“
Was wird in diesen Tagen
nicht alles gerettet: Die Gesundheit.
Die Wirtschaft.
Überhaupt die ganze Welt.
Und jetzt auch noch Operetten?
Dass sich das lohnt, davon
sind „Die Schönen“ überzeugt.
Das Freiburger „Musiktheater
im E-Werk“ hat seit langem
großen Erfolg damit, die so
genannte „leichte Muse“ ernst
zu nehmen. Und so treten „Die
Schönen“ mit ihrem neuesten
Programm den Beweis an,
dass Musik von Kálmán, Lehar,
Benatzky & Co. nicht verstaubt
klingen muss. Von der
flotten szenischen Umsetzung
ganz zu schweigen. Titel der
musikalischen Revue: „Operette
sich wer kann“.
Die „Schönen“ spielen dabei
mit der Absurdität der Operette.
Sie zeigen, was an Esprit
und Temperament, an gehobenem
Unsinn und frechen
Anzüglichkeiten in ihr steckt.
„So wird die vermeintlich
altmodische Operette wieder
zu dem, was sie ursprünglich
war“, sagt Regisseur Herbert
Wolfgang, „eine eigenwertige
und vitale Kunstform, die die
Lage der Welt mit süffisanter
Leichtigkeit kommentiert - gestern
so wie heute.“
Wenn man Co-Regisseur Leopold
Kern nach den Motiven
für eine „Operettenrettung“
fragt, zitiert er gern Eric Charell.
Der war einer der großen
Regisseure glanzvoller Revue-
Operetten in den 20iger Jahren.
Charells Credo: „Ich bekenne,
dass man die alte Operette nur
so spielen darf, dass man ihre
Seele nimmt und sie in einen
neuen, springlebendigen Körper
setzt. Nur keine falsche
Scham!“
Die haben „Die Schönen“
tatsächlich nicht. In der bunten
szenischen Collage wird
aus „Bummeln gehen“, dem
Couplet aus „Ball im Savoy“,
nahezu ein Rap. Ballszenen
aus der „Fledermaus“ kommen
als chillige Party daher.
Das Schlusslied aus der „Csárdásfürstin“
bekommt durch
eine nur winzige Textänderung
einen beklemmend aktuellen
Anstrich. Und wer sagt
denn, dass man Songs aus der
„Blume von Hawaii“ nicht im
Calypso-Sound auf die Bühne
bringen darf?
Gleichwohl: Musikalisch setzen
„Die Schönen“ hohe Standards.
Dass die eingehalten
werden, dafür sorgt das kleine,
aber feine Sänger-Ensemble:
Katrin Mayer und Rubén
Olivares. Sopranistin Katrin
Mayer stammt aus Schramberg,
hat in Freiburg und New
York studiert und ist schon mit
„Evita“ und als Sally Bowles in
„Cabaret“ in ganz Europa auf
Tournee gewesen. Sie singt
aber auch große Oper – und
jetzt mit toller Stimme, viel
Spaß und Leidenschaft Operette.
Tenor Rubén Olivares
stammt aus Valparaiso in
Chile. Er hat an der Freiburger
Musikhochschule sein
Gesangsstudium erfolgreich
abgeschlossen und ist ein gefragter
Solist. Für ihn als Südamerikaner
war die Begegnung
mit der europäischen Operette
auch eine Entdeckungsreise.
Wenn er „Dein ist mein ganzes
Trink pink!