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ST_A_R_19

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48 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VII - LITERATUR Nr. <strong>19</strong>/2008<br />

L.A. Potential<br />

ALTERNDE DICHTER<br />

Stetem Verebben von Leben<br />

müssen auch sie sich ergeben.<br />

Was sie tun, hat Hand und Fuß,<br />

doch kennt man es zum Überdruß.<br />

Man giert nach Leichtsinn junger Wesen,<br />

haßt, was einst Vernunft gewesen.<br />

Ihrem angespannten Geistesbogen<br />

werden Juxrevolver vorgezogen.<br />

Ihre ausgefeilten Reimereien<br />

müssen Unerprobte ja bespeien.<br />

Also donnert es an allen Fronten,<br />

deren Nahen sie nur ahnen konnten.<br />

Dichtung, Bildung, Lebensart<br />

und Aura, die sie schaffen konnten,<br />

zu vergessen, wäre hart.<br />

Doch unermesslich härter ist,<br />

daß alle Welt nun sie vergißt.<br />

Wen wundert´s, daß sie störrisch sind,<br />

KünstlerInnen:<br />

Allison Cortson<br />

David Deany<br />

Bart Exposito<br />

Elisa Johns<br />

Raffi Kalenderian<br />

Jasmine Little<br />

Allison Schulnik<br />

Jacob Tillman<br />

Eric Yahnker<br />

Kuratorin: Lioba Reddeker<br />

EDITION 11 · LOS ANGELES<br />

Ausstellung:<br />

20. September bis 9. November 2008 · täglich von 09.00 - 22.00 Uhr · Hangar-7 · Salzburg Airport · Wilhelm-Spazier-Str. 7A<br />

Weitere Informationen:<br />

www.hangar-7.com · hangart-7@hangar-7.com · T: +43/(0)662/2<strong>19</strong>7 · F: +43/(0)662/2<strong>19</strong>7-3709 · www.basis-wien.at<br />

aus Furcht, daß sie nun Abfall sind...<br />

Okay, sie zanken int´ressant,<br />

und mancher Schwärmer kommt gerannt,<br />

sie zu bewundern wie ein Kind.<br />

Doch meistens sind sie weder Vater<br />

noch ein günstiger Berater.<br />

Selbst die reifere Vernunft<br />

vermischt sich ewig noch mit Brunft,<br />

und diese wird die Jungen lehren,<br />

alte Dichter nicht zu ehren.<br />

Soviel nur zu „Hand und Fuß“.<br />

Man kennt das ja zum<br />

HÄSSLICHES ERWACHEN<br />

Ein versauter Morgen graut.<br />

Du drehst dich wie am Grill im Bett.<br />

Der schlimme Abend gestern haut<br />

dich heut erst richtig vom Parkett.<br />

Du rülpst ins dreckige WC,<br />

„Mich wirst du nicht verbraten, Welt.“<br />

Du pißt und denkst: „Wie wenig Menschen<br />

gibt es doch, auf die ich steh.“<br />

Man sieht dich in verhatschten Patschen<br />

struppig nach der Küche latschen.<br />

Monolog am Küchenhocker.<br />

Kotzen vor dem ersten Mokka.<br />

Ein paar Schlucke kriegst du runter.<br />

Igel tollen in den Eingeweiden.<br />

Doch das macht auch wieder munter.<br />

Leidend magst du dich ja leiden.<br />

Ißt du einen Gabelbissen,<br />

plustern diese Igel sich.<br />

Im Magen stechen dich Hornissen.<br />

Auch die Milch kriegt einen Stich.<br />

L.A. Potential<br />

Und doch: Es freut dich, nicht in einem<br />

unbekannten Zimmer zu erwachen.<br />

Im Spital, der Einzelzelle, deinem<br />

Auto oder neben einem Drachen.<br />

Du rülpst ins dreckige WC,<br />

„Nicht viele gibt´s, auf die ich steh.“<br />

Der Umkehrschluß entfällt bescheiden:<br />

Dich mag auch nur einer leiden.<br />

Christian Schreibmüller<br />

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Kultur

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