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Städteplanung / Architektur / Religion<br />
Buch V - fibr<br />
Wolfgang Rieder unplugged<br />
Heidulf Gerngross: Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />
Wolfgang Rieder: Jeder, der sich ständig<br />
weiterentwickelt und dem Drang<br />
neue Ideen zu verwirklichen nachgibt,<br />
ist sich dessen bewusst, dass es neben<br />
der riesigen Chance sofort einen<br />
nächsten großen Schritt weiter zu<br />
kommen auch das Risiko gibt erst mit<br />
einem kleinen Umweg dem eigentlichen<br />
Ziel etwas näher zu rücken. Aber<br />
wir haben uns schon immer an den<br />
Weltbesten gemessen und nehmen es<br />
auch weiterhin frei nach Samuel Beckett<br />
„Try Again. Fail again. Fail better.”<br />
Und der jetzige Erfolg bestätigt uns in<br />
diesem Ansatz. Das positive Feedback<br />
von Architekten und Designern motiviert<br />
mich immer wieder fibreC und<br />
die gesamte Rieder-Gruppe weiter zu<br />
entwickeln. Es macht mir Spaß gemeinsam<br />
mit Planern und innovativen<br />
Designern völlig neue Lebensräume<br />
zu schaffen. Deshalb lege ich auch so<br />
viel Wert darauf, dass unsere Kunden<br />
eine optimale auf sie zugeschnittene<br />
Serviceleistung erhalten. Denn nur,<br />
wenn wir ganz eng mit den Architekten<br />
zusammen arbeiten entstehen so spektakuläre<br />
Ergebnisse wie die Zaragoza<br />
Bridge oder das Soccer City Stadion in<br />
Johannesburg.<br />
Heidulf Gerngross: Was unterscheidet<br />
fibreC und Rieder von anderen vergleichbaren<br />
Materialien und Herstellern?<br />
Wolfgang Rieder: Wir kennen unser<br />
Produkt in und auswendig und haben<br />
die Tools und Spezialisten um den Plan<br />
eines Architekten so umzusetzen, dass<br />
ein ästhetisch einwandfreies aber dennoch<br />
ökonomisch durchdachtes Ergebnis<br />
erzielt werden kann. Wir stecken<br />
viel Herzblut in die ständig andauernde<br />
Weiterentwicklung und sagen prinzipiell<br />
immer ja, wenn uns jemand fragt<br />
ob wir dieses oder jenes mit fibreC<br />
umsetzen können. So lernen auch wir<br />
ständig dazu und setzen uns selbst<br />
damit keine unnötigen Grenzen. Beton<br />
bleibt spannend!<br />
Heidulf Gerngross: Was meinen Sie mit<br />
dem Prinzip des nachhaltigen Gesamtkonzepts?<br />
Wolfgang Rieder: Besonders wichtig<br />
ist mir das Zusammenspiel von Natur<br />
und moderner Wirtschaftlichkeit.<br />
Mein Produkt ist nicht nur konkurrenzfähig,<br />
es hebt sich eindeutig von der<br />
Konkurrenz ab und das ist mir wichtig.<br />
„Wir tragen dazu bei mit fibreC die<br />
Welt ein bisschen umzugestalten und<br />
deshalb war mir von Anfang an wichtig,<br />
dass das auf umweltfreundliche Art<br />
und Weise geschieht.“<br />
Einen Beitrag zu neuen Lebensräumen<br />
zu leisten heißt für mich auch einen<br />
Beitrag zu leisten, dass der natürliche<br />
Lebensraum erhalten bleibt. Auch<br />
privat versuche ich im Einklang mit der<br />
Natur zu leben.“<br />
Heidulf Gerngross: Kanda, Finnland,<br />
USA, Südafrika…. Ihr Produkt ist auch<br />
im Ausland höchst gefragt. Wie erklären<br />
Sie sich das?<br />
Wolfgang Rieder: fibreC ist vor allem<br />
ein sehr nachhaltiges Produkt.<br />
Das spielt gerade in den USA aber<br />
auch sonst weltweit eine viel größere<br />
Rolle als es bei uns in Österreich und<br />
Deutschland bis jetzt der Fall ist. Ein<br />
GreenSpec gelistetes Produkt anzubieten,<br />
wie wir es tun, ist schon fast eine<br />
Grundvoraussetzung um überhaupt<br />
bei großen öffentlichen internationalen<br />
Projekten zum Zug kommen zu können.<br />
Selbstverständlich sind die Architekten<br />
auf der ganzen Welt weiterhin<br />
beeindruckt von der Einzigartigkeit<br />
unseres Glasfaserbetons und den<br />
undendlichen Möglichkeiten, die sich<br />
gestalterisch damit auftun. Bauherren<br />
und Entscheider lassen sich aber vor<br />
allem durch Charakteristika wie die<br />
Brandschutzklasse1, die Langzeitbeständigkeit<br />
und die unschlagbare Umweltverträglichkeit<br />
überzeugen.<br />
Das Stadionprojekt (Soccer City Stadium<br />
- das Hauptstadion für die Fußball<br />
WM 2010) in Johannesburg, an dessen<br />
Neuerrichtung wir seit über einem<br />
Jahr maßgeblich beteiligt sind, war<br />
ein Meilenstein in unserer Firmengeschichte.<br />
Wir verwirklichen dort die<br />
Fassade aus 40.000 fibreC Platten und<br />
konnten vor allem - neben der technischen<br />
und ästhetischen Lösung - mit<br />
den ökologischen Vorteilen von fibreC<br />
beeindrucken. Da im Werben um den<br />
Auftrag für die Fassade der weltweit<br />
größten Stadionbaustelle die Mitbewerber<br />
aus China mit billigen Aluminiumpaneelen<br />
auf der Preisebene nicht<br />
zu schlagen waren, entwickelten wir ein<br />
umfassendes Gesamtlösungskonzept<br />
für die Fassade. So überzeugten wir<br />
letztendlich nicht nur durch ein ökonomisch<br />
ausgeklügeltes Gesamtlösungskonzept,<br />
sondern vor allem durch<br />
kreative Ideen und unser umweltfreundliches<br />
Material.<br />
Heidulf Gerngross: Beeinflusst die Erfahrung<br />
im Ausland Ihre Unternehmenskultur?<br />
Welche Erfahrungen nehmen Sie<br />
z.B. aus der Zeit in Südafrika mit?<br />
Wolfgang Rieder: Selbstverständlich<br />
profitieren wir tag täglich von unserer<br />
Internationalität. Südafrika ist in der<br />
Tat ein gutes Beispiel. Wir sind eine<br />
der ganz wenigen Unternehmen, die<br />
maßgeblich an der Errichtung an<br />
einem der neuen Stadien beteiligt war<br />
und ausschließlich einheimische Vorarbeiter<br />
eingesetzt hat. Das war die beste<br />
Entscheidung, die wir treffen konnten.<br />
Es war faszinierend für mich zu sehen<br />
wie Menschen einer anderen kulturellen<br />
Umgebung völlige unterschiedliche<br />
Problemlösungen finden. Es hat mich<br />
beeindruckt und ich habe sehr gerne<br />
mit allen Beteiligten aus den verschiedensten<br />
Ländern zusammen gearbeitet.<br />
Von den verschiedenen Herangehensweisen<br />
und Einstellungen kann man<br />
viel lernen.<br />
Afrika war gut zu uns – und wir wollen<br />
etwas zurück geben! Das Besondere am<br />
Soccer City Stadion ist außerdem, dass<br />
es als einzige WM-Austragungsstätte<br />
von afrikanischen Architekten geplant<br />
wurde. Ich war von Anfang von dem<br />
Gedanken dahinter fasziniert. Wir<br />
haben für die Außenhaut des Stadions<br />
dann auch eigens Platten in afrikanischen<br />
Farbe produziert um den Ansprüchen<br />
der Planer gerecht zu werden<br />
das Fußballstadion wie eine Kalebasse<br />
– ein afrikanisches Trinkgefäß –<br />
aussehen zu lassen.<br />
Außerdem entwickeln sich natürlich<br />
viele Trends in den Bereichen Design,<br />
Architektur und Wirtschaft nicht<br />
unbedingt<br />
immer vor<br />
unserer eigenen<br />
Haustüre, deshalb<br />
pflege ich<br />
mein globales<br />
Netzwerk um<br />
ständig am<br />
neuesten Stand<br />
der Dinge zu<br />
bleiben. Oft<br />
hilft einem der<br />
Zufall das richtige<br />
Gespür für<br />
so manche Entwicklung<br />
und<br />
Marktlücke zu<br />
haben, in den<br />
meisten Fällen<br />
muss man aber<br />
einfach ständig<br />
am Ball bleiben<br />
und sich auf der<br />
ganzen Welt<br />
inspirieren lassen. Dabei beeinflussen<br />
uns nicht nur direkte brancheninterne<br />
Faktoren. Nein, vor allem der Blick<br />
über den Tellerrand hinaus und die<br />
Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen und globalen<br />
Phänomenen hilft einem immer einen<br />
Schritt voraus zu sein.<br />
Heidulf Gerngross: Man liest im Zusammenhang<br />
mit fibreC immer wieder den<br />
Begriff „Protoarchitecture“ – was kann ich<br />
mir darunter vorstellen?<br />
Wolfgang Rieder: Mein Anliegen ist<br />
es den innovativen Designprozess zu<br />
unterstützen. Das ist nur möglich,<br />
wenn man sich von der Funktionstrennung<br />
der einzelnen Planungseinheiten<br />
abkehrt. Seit die Postmoderne den<br />
Nachweis geliefert hat, dass in jedem<br />
Fall alle Formen überall gebaut werden<br />
können, und mit Hilfe des Computers<br />
auch noch nicht da gewesene, beliebige<br />
Formen generiert werden können, steht<br />
die Architektur vor komplett neuen<br />
Voraussetzungen. Und ebenso stehen<br />
wir als Materialhersteller vor neuen<br />
Herausforderungen. Der Leitsatz „form<br />
follows function“ hat seine Gültigkeit<br />
längst verloren und nun heißt es den<br />
Architekten und Designern das Zepter<br />
zurück in die Hand zu geben. Sie stehen<br />
vor der kreativen Herausforderung<br />
mit dieser grenzenlosen Freiheit<br />
umzugehen und wir bemühen uns die<br />
neue Freiheit in der Formgestaltung zu<br />
unterstützen. Mit unserer intensiven<br />
Entwicklungsarbeit im Bereich „Protoarchitecture“<br />
sind wir bereits auf einem<br />
guten Weg.<br />
Heidulf Gerngross: Wie genau unterstützen<br />
Sie die Architekten und Designer?<br />
Wolfgang Rieder: Mir persönlich liegt<br />
viel daran, dass unser Produkt nicht<br />
nur sehr leistungsfähig und optisch<br />
ansprechend ist, sondern dass wir<br />
unschlagbare Servicequalität liefern<br />
können. Unsere Entwicklungsarbeit<br />
baut unter anderem auf der Konstruktion<br />
von Prototypen auf. Bei anspruchsvollen<br />
Sonderprojekten bauen wir erst<br />
ein Mockup um dem Architekten und<br />
Bauherr genau zeigen zu können was<br />
wir können und wie die Zusammenarbeit<br />
mit uns abläuft. Wir eröffnen<br />
Architekten neue Gestaltungsdimensionen<br />
mit Beton.<br />
Genauso wichtig in diesem Zusammenhang<br />
ist unsere enge Verbundenheit<br />
mit der Kunst- und jungen<br />
Designszene. Die Ideen und Wünsche<br />
von Künstlern und Architekten liegen<br />
uns am Herzen. Wir sehen den vielleicht<br />
für manche etwas unkonventionell<br />
erscheinenden Umgang mit unserem<br />
Material, unser Verhältnis zur Architektur<br />
und ihren Protagonisten und unsere<br />
Verbindlichkeit gegenüber der Gesellschaft<br />
und vor allem der Kulturszene<br />
als Pflicht den neuen Entwicklungen<br />
gerecht zu werden. Wir wollen den<br />
gestalterischen Fähigkeiten keine Grenzen<br />
setzen, sondern ihre Ideen in die<br />
Realität umsetzen. Durch die intensive<br />
Entwicklungsarbeit im Bereich von<br />
Sonderformen (2D und 3D) und den<br />
hohen Stellenwert, den Design- und<br />
Kunstprojekte bei Rieder Smart Elements<br />
einnehmen, beschäftigt sich eine<br />
eigene Abteilung exklusiv mit derartigen<br />
Spezialprojekten. Das ist auch mir<br />
persönlich sehr wichtig.<br />
Protoarchitecture<br />
Dass ein Höchstmaß an industrieller<br />
Fertigung mit den Methoden des 21.<br />
Jahrhunderts in keinem Widerspruch<br />
zu handwerklicher Anmutung stehen<br />
muss, beweist Rieder am Produktionsstandort<br />
Kolbermoor. Durch das<br />
Konzept der „industriellen Manufactur“<br />
können scheinbare Gegensätze wie die<br />
Einzelfertigung einer Manufactur mit<br />
den industriellen Vorgaben unserer<br />
Zeit, immer wirtschaftlicher zu produzieren,<br />
vereint werden. Diese einmalige<br />
Kombination garantiert vollkommene<br />
Flexibilität und Spontanität bei der Herstellung<br />
von fibreC und ermöglicht, den<br />
individuellen Wünschen von Designer<br />
und Architekten nachzukommen.<br />
Der direkte persönliche Draht zu<br />
Kunden und Planern macht Rieder<br />
zu einem unverzichtbaren Partner im<br />
Bereich Architektur und Design. Durch<br />
die universellen Einsatzmöglichkeiten<br />
von fibreC an Wand, Boden und Decke<br />
ist es erstmals möglich, traditionelle<br />
Raumbegrenzungen aufzulösen und<br />
einen Materialfluss zu erzeugen. Da ein<br />
fließender Übergang von außen nach<br />
innen geschaffen werden kann, entsteht<br />
eine einzigartige Symbiose der Formen-,<br />
Struktur- und Farbensprache in<br />
den verschiedenen Anwendungsbereichen.<br />
Innen und Außen verschmelzen<br />
zu einem Ganzen und erweitern das<br />
Aktionsfeld für Architekturschaffenden.<br />
Perspektivenwechsel