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VHS Burgenland - Burgenländische Forschungsgesellschaft

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Bildung und Lernen für Erwachsene in Österreich<br />

Daniela HOLZER<br />

Die Bildungslandschaft für Erwachsene in Österreich ist geprägt von Vielfalt, starker Differenzierung und begrifflicher Uneindeutigkeit.<br />

Konsistente umfassende und kontinuierliche Datenerhebungen fehlen weitgehend und bildungspolitisch wird<br />

der Erwachsenenbildung wenig Aufmerksamkeit geschenkt, sowohl in finanzieller als auch strategisch-planerischer Hinsicht.<br />

Der folgende Überblick beinhaltet kurze Darstellungen von Begrifflichkeiten, historischen Entwicklungen, gesetzlichen<br />

Grundlagen, Angeboten und Teilnehmenden sowie bildungspolitischen Aktivitäten.<br />

Begriffe und deren Verwendung<br />

War in den Anfängen und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein der Begriff der ‚Volksbildung‘ geläufig, setzte sich in den<br />

1970er Jahren in Österreich zunehmend der Terminus ‚Erwachsenenbildung‘ durch (vgl. Lenz 2005, S. 19ff). Mit ‚Erwachsenenbildung‘<br />

wurden damit zum einen der gesamte Bereich des Lernens Erwachsener und zum anderen im Besonderen<br />

die Angebote der allgemeinen und politischen Bildung bezeichnet. ‚Weiterbildung‘ hingegen bezog sich dezidiert auf berufliche<br />

Qualifizierung. Ein Grund für diese teilweise bis heute vorhandene Unterscheidung liegt darin, dass in Österreich die<br />

institutionelle Trennung von allgemeiner/politischer und beruflicher Weiterbildung relativ stark ausgeprägt ist (vgl. ebd., S. 21).<br />

Aktuell lassen sich meines Erachtens zwei Grundtendenzen unterscheiden: Zum einen werden ‚Erwachsenenbildung‘,<br />

‚Weiterbildung‘ und viele andere Begriffe, zum Beispiel ‚Fortbildung‘ oder ‚Training‘, weitgehend synonym verwendet. Nicht<br />

zuletzt auf Grund des Vorherrschens beruflicher Lern- und Bildungsangebote setzt sich sogar zunehmend der Begriff der<br />

‚Weiterbildung‘ als Oberbegriff durch. Zum anderen wird von manchen bewusst an einer begrifflichen Differenzierung festgehalten,<br />

um auf die zunehmende Utilitarisierung aufmerksam zu machen und allgemeine, politische, emanzipatorische<br />

‚Erwachsenenbildung‘ davon abzugrenzen. 1<br />

Mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union (EU) 1995 gewannen deren bildungspolitische Bestrebungen an Relevanz<br />

und der Begriff des ‚lebenslangen Lernens‘ verbreitete sich in Österreich, einerseits als Synonym für Weiterbildung,<br />

andererseits als Bezeichnung für erwachsenenbildungspolitische Konzepte. Mit der Veränderung der bildungspolitischen<br />

Konzepte der EU wird in Fachkreisen unter ‚lebenslangem Lernen‘ zunehmend sämtliches (auch allgemeines und informelles)<br />

Lernen aller Altersstufen verstanden (vgl. z. B. Gruber 2007). In der breiten Öffentlichkeit bleibt die Konnotation mit<br />

primär berufsorientierter Weiterbildung allerdings weiterhin aufrecht.<br />

Historischer Rückblick<br />

Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden im Zuge der Aufklärung erste Initiativen strukturierter, organisierter Bildung für Erwachsene<br />

(vgl. Lenz 2005, S. 16). Das 1867 erlassene Vereins- und Versammlungsrecht begünstigte die Gründung von<br />

Volksbildungsvereinen, die unter anderem im Zuge der Universitätsexpansionsbewegung wissenschaftliches Wissen einer<br />

breiten Bevölkerung zugänglich machen wollten (vgl. Schlögl/Schneeberger 2003, S. 8). Die staatliche Gewerbeförderung<br />

jener Zeit unterstützte die Entstehung erster beruflicher Weiterbildungseinrichtungen (vgl. ebd., S. 18). Die bis heute vorherrschende<br />

institutionelle Trennung von allgemeiner und beruflicher Erwachsenenbildung wurde zu dieser Zeit grundgelegt.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg förderte der Staat aktiv die Volksbildung, ab den 1930er Jahren wurde sie jedoch im Ständestaat<br />

und durch den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich in den Dienst faschistischer Ideen gestellt. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg formierten sich viele bis heute aktive Bildungsvereine neu, wobei die institutionelle Trennung von allgemeiner<br />

und beruflicher Erwachsenenbildung weiterhin aufrecht blieb (vgl. ebd.)<br />

BILDUNG UND LERNEN FÜR ERWACHSENE IN ÖSTERREICH<br />

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