VHS Burgenland - Burgenländische Forschungsgesellschaft
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Seit den 1970er Jahren nehmen berufsorientierte Angebote immer mehr zu, Weiterbildung wird zunehmend zu einem profitablen<br />
Markt und die Zahl der Anbieter/innen und Angebote steigt. Die Erwachsenenbildung wird ausdifferenzierter und<br />
spezialisierter, so wurden beispielsweise im Zuge der Frauenbewegung ab den 1980er Jahren zunehmend frauenspezifische<br />
und feministische Einrichtungen gegründet. Erst in letzter Zeit etablieren sich auch Schulen und Hochschulen in der<br />
Weiterbildung.<br />
Gesetzliche Grundlagen<br />
Das einzige ausschließlich die Erwachsenenbildung betreffende Gesetz ist das 1973 erlassene Bundesgesetz über die<br />
Förderung der Erwachsenenbildung und des Volksbüchereiwesens aus Bundesmitteln. Darin wird allerdings lediglich der<br />
Wille kundgetan, die Erwachsenenbildung zu fördern.<br />
In zahlreichen Gesetzen wird Weiterbildung als Teilaspekt berücksichtigt, z. B. im Handelskammergesetz (berufsbildende<br />
Weiterbildungseinrichtungen), im Schulorganisationsgesetz (Schulabschlüsse für Erwachsene), im Landwirtschaftsgesetz<br />
(Ländliche Fortbildungsinstitute) oder im Bundesgesetz über die Förderung politischer Bildungsarbeit und Publizistik (Bildungseinrichtungen<br />
politischer Parteien). Wissenschaftliche Weiterbildung wird in den Hochschulgesetzen geregelt (Universitätsgesetz,<br />
Fachhochschul-Studiengesetz, Bundesgesetz über die Universität für Weiterbildung Krems, Universitäts-<br />
Akkreditierungsgesetz) und berufliche und betriebliche Weiterbildung findet u. a. Eingang in das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz<br />
und das Arbeitsmarktservicegesetz. 2<br />
Im <strong>Burgenland</strong> sind im <strong>Burgenländische</strong>n Kulturförderungsgesetz die Förderung der Erwachsenenbildung und die Beratung<br />
der Landesregierung durch einen Kulturbeirat für Erwachsenenbildung festgelegt.<br />
Einrichtungen mit Lern- und Bildungsangeboten für Erwachsene<br />
Eine genaue Zahl der Weiterbildungsanbieter/innen liegt nicht vor. Das Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung<br />
(2004, S. 4) erfasste 1.755 Einrichtungen, wobei nicht nur Bildungseinrichtungen einbezogen wurden, sondern<br />
sämtliche Unternehmen und Einrichtungen, die Weiterbildung regelmäßig anbieten, wenn auch nur als Nebengeschäft.<br />
Lassnigg (2007, S. 6-9) spricht von 3.500 bis 4.000 Anbieter/innen, wobei er regionale Zweigstellen großer Einrichtungen<br />
jeweils eigens zählt.<br />
Einige große Erwachsenenbildungsverbände sind seit 1972 zur Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ)<br />
zusammengeschlossen. Die derzeit zehn Mitgliedsverbände sind Einrichtungen der Volksbildung, des Büchereiwesens,<br />
sozialpartnerschaftlicher Interessensvertretungen und von Religionsgemeinschaften. Anneliese Heilinger (2006) kategorisiert<br />
die gesamte österreichische Erwachsenenbildung folgendermaßen (zufällige Reihenfolge):<br />
- ‚Beigepackte‘ Weiterbildung als ‚Zusatzangebot‘ neben dem Hauptgeschäft (Geschäftsausdehnung, Service für Klientel,<br />
Weitergabe des Gedankenguts),<br />
- ‚Innerbetriebliche‘ Weiterbildung des Bundes und der Länder,<br />
- Gemeinnützige private Einrichtungen, die auch Weiterbildung anbieten,<br />
- Innerbetriebliche Weiterbildung in allen Branchen (Unternehmen, Interessensvertretungen, etc.),<br />
- KEBÖ-Verbände,<br />
- Medien mit Bildungsauftrag und klassische Medien,<br />
- Nachgeordnete Dienstellen des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur,<br />
- Private, kommerzielle Anbieter/innen auf dem freien Markt (teilweise Einzel- und Kleinstunternehmen),<br />
- Weiterbildung an Bildungseinrichtungen des sekundären und tertiären Sektors.<br />
Ballungszentren und urbane Räume verfügen zumeist über ein größeres Weiterbildungsangebot als ländliche Regionen,<br />
wobei die berufsbezogene Weiterbildung eindeutig im Vordergrund steht (vgl. Gruber o. J.; Lassnigg 2007). Das in der<br />
Erwachsenenbildung umgesetzte Finanzvolumen wird auf 2 bis 3 Mrd. Euro geschätzt (0,8-1,1% des BIP 2006), wobei<br />
private Aufwendungen (Unternehmen, Teilnehmende) deutlich die öffentlichen Ausgaben übersteigen (vgl. Schlögl/Schneeberger<br />
2003, S. 25f; Lenz 2005; Filla 2006).<br />
16 BILDUNG UND LERNEN FÜR ERWACHSENE IN ÖSTERREICH