Taxi Times München - 4. Quartal 2020
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E-MOBILITÄT<br />
E-MOBILITÄT<br />
Das Cockpit des<br />
Polestar 2 ist erfreulich<br />
übersichtlich und<br />
aufgeräumt.<br />
Das Panoramadach ist Teil des Plus-Pakets, mit dem derzeit jeder<br />
neue Polestar 2 ausgestattet ist.<br />
POLESTAR 2:<br />
DER ELEKTRISCHE<br />
VOLVO-ABLEGER<br />
Schade! Der knappe<br />
Platz im Fußraum<br />
wird noch zusätzlich<br />
durch einen Kardantunnel<br />
eingeschränkt.<br />
Trotz der Corona-Krise werden in <strong>München</strong> viele neue <strong>Taxi</strong>s in den Dienst<br />
gestellt. Bislang sind E-Fahrzeuge dabei allerdings deutlich in der Minderheit.<br />
Wäre der neue Polestar 2 vielleicht die Alternative zum Verbrenner? Eine<br />
erste Probefahrt gab Aufschluss.<br />
In die Nähe des <strong>Taxi</strong>gewerbes rückte<br />
Polestar zum ersten Mal im Rahmen der<br />
Webinar-Reihe „<strong>Taxi</strong> Driving Innovation<br />
<strong>2020</strong>“, welche vom Bundesverband <strong>Taxi</strong> und<br />
Mietwagen e. V. ausgerichtet wurde. Dort<br />
kam ausgiebig ein Vertreter des schwedischen<br />
Unternehmens zu Wort.<br />
Ursprünglich als Performance-Marke<br />
von Volvo ins Leben gerufen, hat sich für<br />
Polestar neben dem Aspekt Leistung mittlerweile<br />
der Fokus auch auf alternative<br />
Antriebe ausgerichtet. War noch das erste<br />
eigenständige Fahrzeug, der Polestar 1, ein<br />
Hybrid mit über 600 PS Leistung, ist<br />
Polestar bei der zweiten Entwicklung bereits<br />
einen Schritt weiter gegangen und hat gänzlich<br />
auf den Verbrennungsmotor verzichtet. Das Ergebnis ist der<br />
in China produzierte Polestar 2, welcher, wenn es nach dem Unternehmen<br />
geht, auch im <strong>Taxi</strong>gewerbe Fuß fassen könnte. Mittels<br />
eines neuen Vertriebskonzeptes wird der Polestar aber nicht im<br />
Autohaus verkauft, sondern digital im Netz. In Showrooms, die<br />
man bei Polestar „Spaces“ nennt, kann man derzeit den Wagen<br />
genauer unter die Lupe nehmen und sogar Slots für eine Probefahrt<br />
buchen. Wo so ein Space zu finden ist, verrät die Polestar-<br />
Website.<br />
So kam es dann auch, dass wir schon recht früh die Gelegenheit<br />
wahrnehmen konnten, um einen ersten Fahreindruck des<br />
Polestar 2 zu bekommen. Der Wagen, den wir 60 Minuten lang<br />
35 Liter Kofferraum unter der<br />
„Motorhaube“ bieten Platz für Ladekabel<br />
und persönliche Gegenstände.<br />
auf Herz und Nieren testen durften, war<br />
zudem mit dem über 5.000 Euro netto teuren<br />
„Performance Paket“ ausgestattet, was im<br />
ersten Moment irreführend klingt, denn die<br />
Leistung bleibt gleich. Das Paket umfasst<br />
eine andere Rad-/Reifen-Kombination,<br />
Öhlins-Stoßdämpfer, eine verbesserte Bremsanlage<br />
und Details wie gelbe Sicherheitsgurte<br />
und, quasi als i-Tüpfelchen, goldene<br />
Ventilkappen. Alles Dinge, auf die man im<br />
<strong>Taxi</strong>betrieb locker verzichten kann. Der<br />
Innenraum ist allgemein sehr aufgeräumt<br />
und wirkt dank des optionalen Panoramadaches<br />
auch nach oben hin sehr luftig.<br />
Die Sitzposition und das allgemeine<br />
Ambiente auf den Vordersitzen lässt kaum<br />
Wünsche offen, auf der Rücksitzbank der Fließheck-Limousine<br />
ergeben sich dann doch ein paar Fragen. Warum beispielsweise<br />
muss man in einem Elektroauto mit einem Kardantunnel (hier<br />
sollen Batterien untergebracht sein) leben, der den ohnehin engen<br />
Fußraum nachhaltig einschränkt? Und wenn der Fahrer seinen Sitz<br />
bevorzugt auf Tiefstellung bringt, dann hat ein Fahrgast mit großen<br />
Füßen keine Chance, dieselben unter dem Fahrersitz zu „parken“.<br />
Der über eine große Klappe zugängliche Kofferraum des als<br />
Fließheck-Limousine beworbenen Polestar 2 fällt dann auch nicht<br />
so üppig aus, wie man es erhoffen könnte. Bei 405 Liter Volumen<br />
kommt man schnell an die Grenzen. Allerdings gibt es auch einen<br />
zweiten Kofferraum. Der sogenannte Frunk ist unter der vorderen<br />
FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Motorhaube zu finden und fasst 35 Liter Volumen, genug für das<br />
Ladekabel oder auch die persönlichen Habseligkeiten des Fahrers.<br />
Trotz der zwei Kofferräume sind der Zuladung beim Polestar 2<br />
Grenzen gesetzt. Bei einem Leergewicht von 2.123 Kilogramm,<br />
die auf 4,60 Meter verteilt werden, können im Polestar 2 bis maximal<br />
2.600 Kilogramm zugeladen werden.<br />
Will man mit dem Polestar die ersten Meter zurücklegen, dann<br />
fällt nach einer kurzen Orientierungsphase auf, dass das Cockpit<br />
mit ganz wenig Knöpfen und Schaltern auskommt. Einen Startknopf<br />
sucht man beispielsweise vergeblich. Dieser Trend zu weniger<br />
wird umso überraschender im großen Display fortgesetzt.<br />
Muss man bei anderen Fahrzeugen in diversen Untermenüs<br />
suchen, um Einstellungen vorzunehmen, wird beim Polestar 2 die<br />
Bedienebene sehr flach gehalten. Als erstes Fahrzeug überhaupt,<br />
in dem serienmäßig auf Google gesetzt wird, kann man per Sprachkommando<br />
„Hey Google“ beispielsweise Routen eingeben oder das<br />
Wetter am Zielort abfragen.<br />
POLESTAR IST GLEICH PERFORMANCE<br />
Der Polestar 2 lässt gemütliches Gleiten ebenso zu wie brutale<br />
Beschleunigungsorgien. Beim Cruisen wird der Fahrer durch die<br />
One-Pedal-Funktion unterstützt. Sie erlaubt ein Heranrollen an<br />
die rote Ampel, ohne die Bremse betätigen zu müssen. Wenn der<br />
Fahrer mag, dann bleibt das Fahrzeug stehen, wenn der Fuß vom<br />
Gas genommen wird. Aber der Polestar 2 kann auch anders. Wer<br />
es nicht vorher wusste, der muss dann ungläubig feststellen, dass<br />
er über 400 PS Leistung verfügt, was, auch dank des Allradantriebs,<br />
zu einer Beschleunigung von 0 auf 100 Stundenkilometer<br />
in unter fünf Sekunden führt.<br />
Mit Blick auf die Leistungsdaten dürfte das Drehmoment am<br />
beeindruckendsten sein. Beide E-Maschinen liefern kombiniert<br />
660 Newtonmeter. Das Top Speed des Schweden ist mit 205 km/h<br />
angegeben. Zur Erinnerung: Damit ist der Polestar 2 schneller als<br />
jeder neue Volvo unterwegs, denn das Unternehmen hat sich eine<br />
selbst verpflichtete Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h auferlegt.<br />
Greift man im gemäßigten Maß auf die Kraftreserven zurück,<br />
dann sind mit der Energie, die der 78-kWh-Akku bereitstellt, nach<br />
Werksangaben und WLTP maximal 470 Kilometer kombinierte<br />
Reichweite möglich. Im reinen Stadtverkehr sollen sogar bis zu<br />
560 Kilometer erreicht werden. An Wechselstrom-Ladesäulen kann<br />
der Polestar 2 mit maximal 11 kW geladen werden. Steht ein entsprechendes<br />
Gleichstrom-Pendant zur Verfügung, dann sind maximal<br />
150 kW möglich. Im Idealfall wäre der Polestar 2 dann<br />
innerhalb von 40 Minuten von 0 bis 80 Prozent geladen.<br />
In der Basisversion wird der Polestar 2 inklusive derzeit geltender<br />
Mehrwertsteuer für 56.440 Euro angeboten. Diesen Kaufpreis<br />
kann man sich dank des Umweltbonus inklusive<br />
Herstelleranteil mit insgesamt 7.500 Euro fördern lassen, sodass<br />
der Polestar 2 deutlich unter 50.000 Euro brutto rutscht. Bestellen<br />
kann man den Wagen nur online. Jetzt Anfang Oktober verspricht<br />
die Website eine Auslieferung im Dezember <strong>2020</strong>. Ein <strong>Taxi</strong>paket<br />
ist derzeit bei der Münchner ADLER Taxameter & Funktechnik<br />
GmbH in Entwicklung. Dort werden auch für Volvo die <strong>Taxi</strong>-Umrüstungen<br />
vorgenommen. Preise liegen aktuell noch nicht vor. sg<br />
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TAXI <strong>4.</strong> QUARTAL <strong>2020</strong><br />
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