Es gab einen Malwettbewerb: „So schön istWedel“ oder ähnlich, von der Dresdner-Bankund einigen Wedeler Kunstbeflissenen. Ichmalte das Fährhaus (Willkomm-Höft) undreichte das Bild ein. Das hing dann mehrereWochen im Fenster der Filiale. Alle, die esdort gesehen hatten, sagten zu meinem Vater:„Toll, ihr Sohn hat bestimmt gewonnen.“Nein, es gab nur einen Trostpreis für mich.Gewonnen hatte ein Mädchen vom Gymnasium.Der Vater war Lehrer. Mein Vater warempört. Warum denn gerade mein Bild solang im Fenster hing? Das hätten die Bankleutevor Ort entschieden (weil es so plakativwar). Bewertet für den Preis, hatte eine kunstverständigeJury. Nicht die Geldleute aus derFiliale. Lehrer und Hobby-Kreative der kulturellenSzene aus Schulen und Kunstvereinenbewerten, was Kunst ist. Bankmitarbeiterwissen, was wirkt.Kröger hat es mir gesteckt: „Sie haben gesagt,du hättest einen Bildwerfer genommen, aberich weiß ja, dass du alles zeichnen kannst. Siehaben mir nicht geglaubt. Sie haben gesagt,du hättest eine Postkarte in einen Bildwerfereingelegt und abgepaust und dann mit Pelikanausgemalt. Das wäre keine Kunst, so etwawie gemogelt.“ Ich habe es seinerzeit nichtzugegeben; wir hatten einen „Paximat“, mitdem mein Vater Plakate für den Laden pauste,ja – ich hatte einen Bildwerfer genommen.Das habe ich meinem lieben Kunstlehrer nieverraten!:)Feb 3, 2020 - Kröger 12 [Seite 10 bis 12]
Aber genützt hat’s ihm nix …Feb 8, 2020„Mach’ dich nützlich“, gibt Ziehvater WilburLarch seinem Sprössling Homer mit auf denWeg, warum? „Gottes Werk und Teufels Beitrag“,ein bekanntes Buch von John Irving.Der einzelne nutzt dem System. Beziehungenwerden belastet, wenn ein Partner sichnicht wie gewünscht für den gemeinsamenZweck engagiert. Teamfähigkeit: Ein Mitgliedmit mangelnder Bereitschaft zur Zusammenarbeitbehindert die Gruppe. Die Familie,Kollegen, Freunde – eine Hand wäscht dieandere, heißt es. Ein Mitarbeiter erfüllt seineAufgabe. Nur vom Arzt bestätigte Krankheitoder geregelter Urlaub erlauben längereUnterbrechung zweckgebundener Tätigkeit.Kurze Pausen werden von Chef und Kollegenaufmerksam registriert. Die gegenseitig geforderteLeistung kann dazu führen, die Aufgabeüber die Gesundheit zu stellen. Es stelltsich die Frage, wie frei und unabhängig wiruns dabei selbst nutzen können und ob dasWort so noch Sinn macht. Wie viel bleibt vonmir, wenn ich mich dem Projekt unterordne?Wer in der Gastronomie arbeitet, geht nie„leer“ durch die Gaststube. Auf dem Weg zurKüche nimmt die Servierkraft benutzte Gläserund Teller von den Tischen mit, nachdem beiden hungrigen Gästen das Essen serviert wurde.In jeder Branche: Zeit ist Geld. Aus einerArbeit wird durch ihren Bezug zur benötigtenZeit eine Leistung. Der Wettbewerb schafftdas nötige Wirtschaftswachstum. Wenn dieWirtschaft nicht wächst, bricht unser Systemzusammen. Kreativität ist gefragt, weil dieGeschäftsstrukturen zwingend immer weiteroptimiert werden müssen. Das Modewort„Entschleunigung“ skizziert nur scheinbar einneues Problem. Wir müssen schneller werden,damit wir wirtschaftlich wachsen. So wurdedas Rad erfunden. Der Kutscher gammelt aufseinem Bock herum, doch die angespanntenPferde beschleunigen ihn mehr, als den konkurrierendenNachbarn, der noch auf SchustersRappen unterwegs ist. Die Schwierigkeit,eine Produktion weiter steigern zu können,wird durch die menschliche Arbeitskraft begrenzt:Die unteilbare und nicht erweiterbarekleinste Einheit im System. Deswegen erfindenwir neue Maschinen, neue Firmenstrukturen.Wir schulen Mitarbeiter, versuchen siezu optimieren oder wir vereinfachen Abläufe,um austauschbare, wenig qualifizierte Angestellte,bei niedrigem Lohn einsetzen zukönnen.Als ich zu illustrieren lernte, zeichnete ichein großes Segelschiff, das hoch auf einemWerftgelände an Land gezogen stand. Ich erfandeinige Arbeiter im Vordergrund. Aus derentfernten Ansicht meiner Zeichnung hattedas ganze Schiff Platz. Die Menschen stelltennur kleine Elemente dar, die das Bild mitLeben füllen sollten. „Die müssen alle etwasmachen“, meinte Uwe Jarchow zu mir. Ich warim Praktikum bei ihm, etwa zu der Zeit, als ichmein Studium begonnen habe. Die Arbeiterauf der Werft sollten arbeiten, und ich musstelernen, es glaubwürdig hinzubekommen.Es gab keine Vorlage dafür. Arbeiter? Einersägt ein Brett durch, das auf zwei Böckenliegt. Jemand trägt eine Leiter. Niemand steht„nutzlos“ rum.Rentner leiden darunter, „nicht gebraucht“zu werden. Sie waren es gewohnt, etwas zuleisten und die Anerkennung dafür selbstverständlichanzunehmen. Den Sinn ihresLebens hinterfragten sie nicht, solange sie imBeruf waren, Ernährer der Familie. Für einigesteht der Nutzen ihrer Tätigkeit über der natürlichenSelbstverständlichkeit ihres Seins.„Ist das Leben eigentlich ein Zweck?“ (oderjemandes Fehler) – fragt VerhaltenstrainerMoshe Feldenkrais einmal und bringt diesesBeispiel: Eine Uhr bleibt eine Uhr, auch wennsie nicht mehr geht. Eine stehen gebliebeneUhr verfehlt ihren Zweck. Sie zeigt nicht mehran, wie spät es ist. Aber sie ist immer nocheine Uhr. Nachdenklich: Das Leben wird wohlnur durch etwas erklärt werden können, dasnicht auf Kausalität beruht, meinte er.Moshe war ausgebildeter Physiker und hervorragenderMathematiker. Er beherrschtedas Judo so gut, dass er als erster Europäereinen „Schwarzen Gürtel“ tragen durfte, heißtes – bevor er Menschen darin unterrichtethat, sich gesünder zu bewegen. Eine Uhr lebtja nicht. Eine stehen gebliebene Uhr ist nichttot, sie ist einfach nur kaputt. Keine große Sache.Feldenkrais schrieb seine Überlegungenauf, lange bevor das „Burnout“ als Krankheitbenannt wurde. Als dieser Begriff neu war,mahnten einige, man solle doch die Kircheim Dorf lassen: Ein anderer Name für „Depression“sei Augenwischerei.Über den Nutzen nachzudenken, führt unweigerlichdazu, über Beziehungen nachzudenken,über Werte. Wenn ich auf dem Wochenmarktunterwegs bin (ich möchte Äpfeleinkaufen), werde ich zunächst den von mirbevorzugten Obsthändler aufsuchen. Meistensgibt es mehrere Stände, die mit Obstund Gemüse handeln, auf einem Markt. Nuntreffe ich noch die Entscheidung, eine bestimmteSorte auszuwählen, und schließlichdie benötigte Menge. Dann ziehe ich dasPortemonnaie hervor und tausche mein Geldgegen die Äpfel ein. Wir haben eine Kurzeitbeziehungzum Verkäufer, ein Vertragsverhältnis.Wenn auch der Kauf unspektakulärabgewickelt wird – schließlich geht es umden Wert, den diese Ware darstellt und denNutzen, den sie für mich hat. Für ein gutes Ergebniswerde ich mir meiner Auswahlfähigkeitbewusst. Der Kauf kommt erst zustande,nachdem ich eine persönliche Entscheidunggetroffen habe.Dazu fällt mir noch eine Anekdote ein. Als ichzusammen mit einem (vermögenden) Freundauf seiner Yacht mehrere Monate in der Karibiksegelte, gab der mir diesen Tipp mit aufden Weg: „Wenn du in Blankenese etwas kochenwillst, kannst du dir eine Liste machen.Dann gehst du in den Laden und kaufst dieSachen nach Rezept ein. Wieder zu Hause,kochst du das Essen genau nach deinem Plan– oder wie es das Kochbuch empfiehlt. Wenndu in Road Town (Tortola, Virgin Islands) inden Supermarkt gehst, musst du es andersmachen. Du nimmst, was ansprechend aussieht.Du entwirfst die Idee, was du darauszubereiten könntest am Besten gleich imLaden; damit du eine spontane Kreation entsprechendweiterer Bestände (an Bord oderim Geschäft) noch ergänzen kannst.“Nicht alle Menschen können wählen, unddas nicht nur bezogen auf die Politik. Da sindwohl einige, die müssen es nehmen, wie’skommt. Unsere moderne Welt ermöglichtuntypischen (durch fatale Gene oder Autounfalloder sonst was demolierten) Wesen einweitgehend selbstständiges Existieren. Wirsehen sie im Einkaufszentrum. Sie steuern einenhochkomplizierten Apparat, der mit demWort Rollstuhl nur unvollkommen bezeichnetist. Wir begegnen auch Tag für Tag Gestalten,die psychisch auffällig sind, aber sie störennicht. Wie Geister, sind sie Teil des Alltags imStraßenbild, und wir gehen ihnen aus demWeg. Auf jeden Topf passe ein Deckel?Für manche klingt dieser Spruch wie Hohn,angesichts der tollen (unerreichbaren) Deckellinks und rechts.Ich habe einer Bekannten gestanden, dassich mir den Playboy mit Laura Müller nocham Erscheinungstag gekauft habe. Das ist dieFreundin vom Michael Wendler, und einigekennen den gar nicht. Dann habe ich Lauramit Greta Thunberg in einem Satz genanntund behauptet, die beiden jungen Frauennutzten sich selbst direkt, als wären sie eineWare im Laden. Meine Freundin ist Pastorin.Ich war frech genug, unseren Herrn Jesus zuzitieren: „Sehet die Vögel unter dem Himmelan: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammelnnicht in die Scheunen; und euer himmlischerVater nährt sie doch.“ Ich habe zur Diskussiongestellt, die modernen PlattformenYouTube, Instagram oder Twitter könnten esmöglich machen, direkt, wie an „SpeakersCorner“ (in London), das Interesse einer breitenÖffentlichkeit zu gewinnen und über denBekanntheitsgrad schließlich Einnahmendurch Werbung oder neuen, sich ergebendenBeziehungen, zu erzielen. Eine Fähigkeit Fußball„wie Ronaldo“ spielen zu können, sei dazunicht nötig. Das hat bei meiner Freundin Kritikhervorgerufen (möglicherweise weil ichdreist genug gewesen bin, Greta und Laurain einem Satz zu nennen), ein Mensch wäredoch hoffentlich mehr als nur eine Ware!„Aber genützt hat’s ihm nix“, kommentierendie drei Bier trinkenden Nordlichter in derWerbung trocken, nachdem sie den sprachgewandtenStadtmensch auf der Suche nachguter Küste für sich und das Mädchen habenabblitzen lassen. Sie verteidigen ihre einfältige,dröge Tradition. Wir lachen gern darüber.Wenn wir „Generation Praktikum“ sind,Menschen, die nach jahrelanger Ausbildungbefristet jobben müssen? Selbstbewusstseinund gutes Performen schlägt das trockeneWissen um die Fakten und gibt die Richtungvor. Nicht jeder und jede von uns kann Menschenin den Bann ziehen, das stimmt. „Wirsollen in Panik geraten!“, mahnt Greta Thunberg,und ich höre mir das an. Ich schaue ihrin das von Wut oder Angst verzerrte Gesicht– glaube ihr mehr als Luisa Neubauer, der„deutschen“ Greta; das ist Persönlichkeit.Greta ist die Wahrheit selbst: Ihre Angst istreal; für sie zunächst allein. Und dann sitztsie am Zaun ihrer Schule. Das kann ihr niemandnachmachen, mit dieser Wirkung – wiegeht das?Da wir nun schon so viele Jahrhunderte langauf das Geld als Mittler zwischen uns Menschenangewiesen sind, müssen wir realistischsein! Niemand geht in den Wald undversorgt sich mit Fellen zur Kleidung undNahrung selbst. Bei der Frage, ob ein Menschsich dem Konsum prostituiert, sollten wirehrlicherweise schauen, bei wem der Nutzenist? Vielleicht fehlt uns auch nur das richtigeWort, wir vergleichen Äpfel mit Birnen; Menschen– auch Sex gegen Geld ist menschlich.Ein Leben auf der Plattform ist selbstbestimmter,als kommentierend mitzulaufen. Dasind junge Moralistinnen nicht besser dran.Zur Weltrettung taugt es nicht, wenn ein Um-Feb 8, Aber genützt hat’s ihm nix ... 13 [Seite 13 bis 14]
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Frohe Weihnachten!Dez 25, 2020Weihn
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