Blogtexte2020
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Erfahrung gemacht, dass man sein Naturell
nicht ändern kann, aber formen. Klare Kante
können, aber nicht immer gewinnen müssen?
Ich sehe ein Licht am Horizont, ein lohnendes
Ziel. Das hat mich die Schule nicht gelehrt.
Wir lernen, bleiben aber individuell,
unterscheiden uns, werden nie jemand
anderes, auch wenn wir es so wünschen.
Wir gehen ganz weit weg, aber wir können
nur zu uns gehen. Das ist kein Ausland.
Wir lernen für uns, auch wenn ein
Bein fehlt, nach dem Unfall. Wir können
kein Bein nachwachsen lassen. Weglaufen
oder ankommen? Echte Not und
eingebildetes Leid unterscheiden sich
hier: Alles umschnippeln lassen, Titten,
Arsch und Lippen, ist ein dekadenter
Luxus, mit zweifelhaftem Wert.
Ich habe zu leicht geglaubt, was man
mir sagt und mich immer ganz eingebracht.
Grenzenlose Offenheit führt in die Auflösung
des Selbst. Also habe ich lernen müssen, die
anderen wesentlich nicht zu brauchen. Der
lange Weg als ein Geschenk?
Damit bin ich tatsächlich so glücklich geworden;
denn die Ausgangslage war ja schlecht:
Mir musste man helfen. Wer mehr lernen
muss, ist reich beschenkt. So viele könnten
lernen und bleiben Mitläufer. Sie können wie
der Nachbar gehen und arbeiten, schimpfen
und wissen Bescheid. Es genügt ihnen, normal
zu sein und sie überheben sich gern über
die Spinner.
Ich fand’s schwierig zu arbeiten, Geld zu verdienen.
Ich fand schwer zu Frau, Kind und
Haus. Eine Existenz zum Vorzeigen. Ich blieb
abhängig von Eltern, Ärzten und brauchte lange,
meine Zimmer aufzuräumen. Meine Kunst
ist in erster Linie, unverstümmelt zu bleiben
(kein van Gogh zu sein). Ein weiter Weg in ein
normales Leben. The luckiest people, deswegen
stimmt es: Der Weg zur selbstverständlichen
Normalität, allein klar zu kommen, ist
länger bei denen, die Hilfe brauchen. Normalität
ist also nicht selbstverständlich.
:)
Mai 28, 2020 - Lernen müssen 40 [Seite 39 bis 40]