29.01.2021 Aufrufe

hinnerk Februar/März 2021

Das queere Magazin für Norddeutschland

Das queere Magazin für Norddeutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

03.<strong>2021</strong> І FEBRUAR MÄRZ І HEFT 315<br />

HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />

NORDDEUTSCHLAND<br />

Lügen und nicht<br />

weitergeleitete Spenden:<br />

Neues zum Bremer<br />

CSD-Beutel<br />

SPECIAL<br />

GESUNDHEIT!<br />

Sexualität und Fitness unter<br />

Einfluss der Pandemie<br />

FILM<br />

Weltstar<br />

Kate Winslet<br />

im exklusiven<br />

Gespräch<br />

4 194379 801903<br />

03<br />

1,90 €<br />

INTERVIEWS: KELVIN JONES, RENÉ WÜST, FÉLIX LEMENS, VINCENT GROSS


INTRO 3<br />

Inhalt<br />

epaper.männer.media<br />

Alle Magazine online!<br />

KULTUR<br />

Eine Gruppe homosexueller<br />

Freunde, die sich seit Ende<br />

der 1980er-Jahre monatlich<br />

trifft und sich zum CSD als<br />

Schwarzwaldmädels „auffummelt<br />

“ und auftritt. Filmreif?<br />

Jutta Riedel, Mirek Balonis und<br />

viele Hamburger Institutionen<br />

meinen „ja“!<br />

MUSIK<br />

76 Jahre jung, glückliche Mutter<br />

und Oma und vor allem<br />

immer noch eine Sängerin, die<br />

liebt, was sie tut. So überließ<br />

es Diana Ross auch keinem<br />

Promoter oder Label, allein<br />

zu entscheiden, von wem<br />

und wie Hand an einige ihrer<br />

Klassiker gelegt wird.<br />

Liebe Queers,<br />

Kostenlos<br />

hoffentlich ist das alles bald vorbei. Der Winter, die<br />

Dunkelheit und der ganze Pandemie-Mist soundso. Die<br />

Nerven liegen nach einem Jahr Corona selbst bei einigen<br />

der Hartgesottensten blank. Und ja, es läuft auch so<br />

einiges richtig schief im Staate Deutschland. Besonders<br />

für sexuelle Minderheiten. Darüber berichten wir in dieser<br />

Ausgabe ebenso wie auch über die schönen Dinge, die uns<br />

die Kreativen aus Kunst und Kultur trotz Einschränkungen<br />

erschufen.<br />

Überhaupt: Der Frühling kommt und mit ihm die nach<br />

ihm benannten Gefühle, die – so denn es einigermaßen<br />

gut voran geht mit den Impfungen – dich dazu animieren,<br />

mehr für dich zu tun. Unser Gesundheitsschwerpunkt gibt<br />

dir Hilfreiches an die Hand.<br />

Bleibt gesund und wascht euch die Hände ...<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

GESUNDHEIT<br />

Laut Robert-Koch-Institut ist<br />

die Zahl der HIV-Neuinfektionen<br />

im Jahr 2019 nicht weiter<br />

gesunken, sondern leicht<br />

angestiegen. Allerdings ist sie<br />

bei schwulen und bi-sexuellen<br />

Männern konstant. Den möglichen<br />

Ursachen gehen wir in<br />

unserem Spezial nach.<br />

www.<strong>hinnerk</strong>.de<br />

www.facebook.com/<strong>hinnerk</strong>.magazin<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur:<br />

Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Christian Knuth (ck)<br />

BESUCHERADRESSE:<br />

Berlin: Degnerstraße 9b, 13053 Berlin,<br />

T: 030 4431980, F: 030 44319877,<br />

redaktion.berlin@blu.fm<br />

Hamburg: T: 040 280081-76 /-77,<br />

F: 040 28008178, redaktion@<strong>hinnerk</strong>.de<br />

Frankfurt: T: 069 83044510 F: 069<br />

83040990, redaktion@gab-magazin.de<br />

Köln: T: 0221 29497538,<br />

termine@rik-magazin.de,<br />

c.lohrum@rik-magazin.de<br />

München: T: 089 5529716-10,<br />

Vertrieb: redaktion@leo-magazin.de<br />

MITARBEITER:<br />

Thomas Wassermann, Matthias Rätz (mr),<br />

Ricardo M., Felix Just (fj), Jonathan Fink,<br />

Leander Milbrecht (lm), Susan Kühner (sk)<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />

Grafik: extern<br />

Cover: Foto: istockphoto.com/<br />

wavebreakmedia<br />

ANZEIGEN:<br />

Berlin: Christian Fischer (cf):<br />

christian.fischer@blu.fm<br />

Ulli Pridat: ulli@blu-event.de<br />

Charly Vu: charly.vu@blu.fm<br />

Ernesto Klews: ernesto.klews@blu.fm<br />

Köln: Charles Lohrum(cl):<br />

c.lohrum@rik-magazin.de<br />

München: Christian Fischer (cf):<br />

christian.fischer@blu.fm<br />

Hamburg: Jimmy Blum (jb):<br />

jimmy.blum@<strong>hinnerk</strong>.de<br />

Bremen, Hannover, Oldenburg:<br />

Mathias Rätz (mr):<br />

mathias.raetz@<strong>hinnerk</strong>.de<br />

Frankfurt: Sabine Lux:<br />

sabine.lux@gab-magazin.de<br />

Christian Fischer (cf):<br />

christian.fischer@blu.fm<br />

Online: Charly Vu (charly.vu@blu.fm)<br />

DIGITAL MARKETING:<br />

Dirk Baumgartl (dax):<br />

dirk.baumgartl@blu.fm<br />

VERLAG:<br />

blu media network GmbH,<br />

Degnerstraße 9b, 13053 Berlin<br />

Verwaltung: Sonja Ohnesorge<br />

Geschäftsführer:<br />

Hendrik Techel,<br />

Christian Fischer (cf)<br />

Vertrieb: CartellX, Eigenvertrieb<br />

Druck: PerCom, Vertriebsgesellschaft<br />

mbH, Am Busbahnhof 1,<br />

24784 Westerrönfeld<br />

Abonnentenservice:<br />

Möller Medien Versand GmbH,<br />

Tel. 030-4 190 93 31<br />

Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde,<br />

Gläubiger-ID DE06 ZZZ 000 000 793 04<br />

Unsere Anzeigenpartner haben es<br />

ermöglicht, dass du monatlich dein <strong>hinnerk</strong><br />

Magazin bekommst. Bitte unterstütze<br />

beim Ausgehen oder Einkaufen unsere<br />

Werbepartner.<br />

Es gilt die <strong>hinnerk</strong> Anzeigenpreisliste<br />

(gültig seit 1. Januar 2019). Namentlich<br />

gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Die Abbildung oder Erwähnung<br />

einer Person ist kein Hinweis auf deren<br />

sexuelle Identität. Wir freuen uns über<br />

eingesandte Beiträge, behalten uns aber<br />

eine Veröffentlichung oder Kürzung vor.<br />

Für eingesandte Manuskripte und Fotos<br />

wird nicht gehaftet. Der Nachdruck von<br />

Text, Fotos, Grafik oder Anzeigen ist nur<br />

mit schriftlicher Genehmigung des Verlags<br />

möglich. Für den Inhalt der Anzeigen<br />

sind die Inserenten verantwortlich.<br />

Bei Gewinnspielen ist der Rechtsweg<br />

ausgeschlossen. Der Gerichtsstand ist<br />

Berlin. Abonnement: Inlandspreis 30 Euro<br />

pro Jahr, Auslandspreis 50 Euro pro Jahr.<br />

Bei Lastschriften wird die Abogebühr am<br />

3. Bankarbeitstag des laufenden Monats<br />

abgebucht.<br />

Die Anzeigenbelegunsgeinheit blu media<br />

network GmbH<br />

rik / gab / <strong>hinnerk</strong> unterliegt der IVW-<br />

Auflagenkontrolle<br />

Gesellschafter blu Media Network<br />

GmbH:<br />

sergej Medien und Verlag GmbH zu 74,9%,<br />

Rosenthalerstr. 36, 10178 Berlin<br />

Christian Fischer zu 25,1%, Dunckerstr. 60,<br />

10439 Berlin<br />

Gesellschafter sergej Medien und<br />

Verlag GmbH:<br />

Hendrik Techel zu 100%,<br />

Am Treptower Park 45, 12435 Berlin


4 SZENE<br />

Community<br />

Corona-Umfrage Charité<br />

„Die Situation von Menschen<br />

in Deutschland während der<br />

Corona-Pandemie“ heißt eine<br />

Erhebung der Berliner Charité,<br />

damit bessere Angebote zur<br />

Bewältigung der sozialen<br />

Einschränkungen ermöglicht<br />

werden. Ein Schwerpunkt<br />

der Studie ist die Frage, ob<br />

lesbische, schwule, bisexuelle,<br />

asexuelle, trans und inter<br />

Menschen (LGBTIA+) in der<br />

aktuellen Situation besondere<br />

Herausforderungen erleben.<br />

Der Fragebogen richtet<br />

sich jedoch explizit an alle<br />

in Deutschland lebenden<br />

Menschen. Die Beantwortung<br />

der Fragen dauert zwischen<br />

fünf und zehn Minuten.<br />

Wenn Sie an der Befragung<br />

teilnehmen, willigen Sie ein, an<br />

der Studie teilzunehmen und<br />

dass Ihre Angaben anonym<br />

im Rahmen des Forschungsprojektes<br />

verarbeitet und<br />

ausgewertet werden dürfen.<br />

Die Ergebnisse können ohne<br />

Rückschluss auf individuelle<br />

Personen wissenschaftlich<br />

veröffentlicht werden.<br />

soscisurvey.de/<br />

coronaleben2/<br />

Corona-Umfrage UKE<br />

Forscher*innen der Institute<br />

am Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf und<br />

Mitarbeiter*innen von<br />

Hein und Fiete, möchten<br />

anhand einer anonymen<br />

Online-Befragung (Dauer<br />

ca. 12 Minuten) das Thema<br />

„Sexuelles Erleben und<br />

Verhalten an Silvester unter<br />

COVID-19-Einschränkungen“<br />

bei Männern, die Sex mit<br />

Männern haben und die über<br />

18 Jahre alt sind, untersuchen.<br />

ogy.de/silvester<br />

Nach dem terroristischen Mord von Dresden, mutmaßlich aus Homosexuellenhass,<br />

ist der Fokus der Öffentlichkeit etwas stärker auf die Situation gerichtet,<br />

in der LGBTIQ* auch heute in Deutschland immer noch leiden: Homo- und Transphobie,<br />

die sich bis hinzu tödlichen Hassverbrechen zeigt. Die EU-Kommission<br />

stellte in ihrer im November 2020 veröffentlichten „LGBTIQ Equality Strategy 2020-2025“<br />

zur Gleichstellung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, nichtbinären, intergeschlechtlichen<br />

und queeren Personen (LGBTIQ) zurecht fest: „LGBTIQ sind unverhältnismäßig<br />

stark von Hassdelikten, Hetze und Gewalt betroffen“.<br />

Bis heute gibt es aber dazu keine belastbare<br />

Statistik in der Bundesrepublik, die<br />

Innenressorts der Bundesländer und die<br />

Bundesregierung sind gefragt. Der Lesben- und<br />

Schwulenverband (LSVD) appelliert in einem<br />

Schreiben, „endlich eine gemeinsame Strategie<br />

gegen homophobe und transfeindliche<br />

Hasskriminalität zu entwickeln. Seit 1954 gibt<br />

es die Innenministerkonferenz als ständige<br />

Einrichtung. Es wird Zeit, dass sie sich endlich<br />

auch mit der Sicherheit und Freiheit von<br />

LGBTIQ in diesem Land befasst und die<br />

spezifisch gegen sie gerichtete Hasskriminalität<br />

zum Thema macht.“ Bislang habe homophobe<br />

oder transfeindliche Gewalt aber noch nie als<br />

Besprechungspunkt auf der Tagesordnung der<br />

Innenministerkonferenz gestanden<br />

LSVD FORDERT EINEN<br />

RICHTUNGSWECHSEL<br />

Der LSVD übersendete das LSVD-Positionspapier<br />

„Frei und sicher leben - Homophobe und<br />

transfeindliche Hasskriminalität entschieden<br />

bekämpfen“. Es enthält Kernforderungen<br />

zur Erfassung, Prävention und Bekämpfung<br />

homophober und transfeindlicher Hasskriminalität<br />

und konkrete Vorschläge für<br />

Maßnahmenprogramme und Gesetzgebung.<br />

Als erstes müsse sich die Haltung in Politik,<br />

Behörden und auch Medien ändern. LGBTIQfeindliche<br />

Gewalt ist keine Randerscheinung.<br />

„Sie bedroht mitten in unserer Gesellschaft<br />

tagtäglich Menschen. Insbesondere darf<br />

homophobe und transfeindliche Hetze niemals<br />

bagatellisiert und unter den Tisch gekehrt<br />

werden, denn aus Worten folgen Taten.“<br />

Auch an Bundesjustizministerin Christine<br />

SICHERHEIT<br />

Kommt endlich eine<br />

Antwort aus Berlin?<br />

Lambrecht hat sich der LSVD mit einem<br />

Schreiben gewandt. Die deutsche<br />

Bundesregierung hat sich in den beiden<br />

Gesetzgebungsfahren zur Hasskriminalität in<br />

den Jahren 2015 und 2020 jeweils geweigert,<br />

LGBTIQ*-Feindlichkeit in die Strafrechtsbestimmungen<br />

aufzunehmen und betreibt<br />

damit weiter deren Unsichtbarmachung.<br />

Der LSVD fordert die Justizministerin nun<br />

auf, „den EU-Impuls, LGBTIQ-Feindlichkeit<br />

ausdrücklich in die Gesetzgebung gegen<br />

Hasskriminalität aufzunehmen, proaktiv<br />

aufzugreifen. Es wäre ein Armutszeugnis für<br />

unser Land, wenn erst die EU-Kommission<br />

Deutschland dazu drängen müsste, LGBTIQ*-<br />

feindliche Hasskriminalität endlich ernst zu<br />

nehmen.“<br />

Aus dem Bundestag ist bisher leider wieder<br />

nur die Opposition in Gestalt von Grünen,<br />

Linken und FDP zu vernehmen. *ck


Traumwohnung sucht Prinz Charming.<br />

Mitten auf der Langen Reihe begeistert diese exklusive<br />

Eigentumswohnung mit einem loftartigen Wohnbereich und<br />

offener Küche. Viel Platz bietet das Schlafzimmer mit<br />

angrenzender Ankleide. Und falls Sie auch tagsüber etwas<br />

Ruhe suchen: Die ca. 12 m² große Loggia mit Südost-<br />

Ausrichtung lässt Sie wunderbar entspannen. Vorher sollten<br />

Sie aber noch schnell bei uns anrufen. Sie wissen ja:<br />

Bei der Langen Reihe sollte man nicht lange zögern.<br />

(Fernwärme, EEV: 107 kWh/m²a, EEK: D, 4 Zimmer,<br />

Wohnfläche ca. 129 m 2 , 1.239.000 EUR)<br />

040-471 00 50 · alster@engelvoelkers.com<br />

www.engelvoelkers.com/alster-elbe<br />

engelvoelkersalster · Immobilienmakler


6 SZENE<br />

KELLY HEELTON<br />

„Rassismus ist eine heimtückische Kulturkrankheit“<br />

Sie zierte schon<br />

das Cover unseres<br />

Frankfurter Magazins<br />

gab, war und ist<br />

erfolgreich in TV-Shows<br />

und gehört fest zur queeren<br />

Community Deutschlands.<br />

Höchste Zeit, sie mal wieder<br />

im Chat zu haben!<br />

FOTO: SELFIE<br />

Wie erlebst du als Geschäftsfrau<br />

die Corona-Zeit?<br />

Die aktuelle Situation ist für niemanden<br />

einfach. Kein Theater, keine Klubs,<br />

Partys, Veranstaltungen ohne Bühne<br />

oder Publikum. Als Künstler war es schon<br />

vor Corona immer ein Kampf. Und ich<br />

kämpfe weiter! Glücklicherweise kann<br />

ich an einer Musicalschule, an der ich seit<br />

13 Jahren arbeite, immer noch Online-<br />

Unterricht (Schauspiel und Tanz) geben.<br />

Hat sich dein Privatleben sehr<br />

verändert?<br />

Ich bin sehr gerne zu Hause, koche,<br />

erstelle Outfits und erarbeite Performance-Ideen.<br />

Im Lockdown bemerkte<br />

ich, dass es mir manchmal an Kreativität<br />

mangelte. Natürlich fehlen mir soziale<br />

Kontakte. Ich mag meine Rolle als<br />

„Hausfrau“, aber ich hasse Routine. Ich<br />

vermisse die Bühne sehr, doch ich habe<br />

gelernt, das Beste aus meiner Zeit zu<br />

machen und mich um meine körperliche<br />

und geistige Gesundheit zu kümmern.<br />

Was macht dir Hoffnung?<br />

Täglich und jede Stunde erhalten oder<br />

lesen wir neue Nachrichten. Es ist<br />

schwer zu wissen, was man glauben<br />

soll. Aber ich habe immer noch das gute<br />

Gefühl, dass bald alles gut wird, wenn<br />

alle Maßnahmen richtig getroffen wurden.<br />

Für mich ist der positive Teil dieser<br />

ganzen Situation, dass die Menschen<br />

gelernt haben, Freundschaften, den<br />

Menschen viel mehr Wert zu geben. Wir<br />

alle dürsten nach Freiheit, um zu feiern!<br />

Und genau dieses Gefühl erhöht meine<br />

Hoffnung.<br />

Thema Rassismus: Wie begegnet er<br />

dir im Alltag?<br />

Leider erlebe ich immer noch Vorurteile<br />

wegen meiner Hautfarbe. Es scheint<br />

surreal, dass dies noch diskutiert werden<br />

muss. Black, gay und Dragqueen ist für<br />

viele Menschen immer noch ein Tabu.<br />

Das Problem ist, dass „nicht schwarze“<br />

Menschen Rassismus als bewussten<br />

Hass betrachten, obwohl Rassismus viel<br />

größer ist. Ja, Rassismus sieht aus wie<br />

Hass, aber Hass ist nur eine Manifestation.<br />

Privilegien, Apathie und Ignoranz sind<br />

auch Manifestationen von Rassismus.<br />

Dinge wie der verblüffte Blick einer<br />

Supermarktkassiererin, wenn sie sieht,<br />

dass ich eine (einfache) EC-Karte besitze.<br />

Oder ohne Grund von der Polizei auf<br />

der Straße angehalten oder immer ohne<br />

Grund kontrolliert werde, nur wegen<br />

meines Hautfarbtons. Und es geht noch<br />

schlimmer, wie zum Beispiel, dass ich<br />

nicht für Theater- oder Fernsehproduktionen<br />

zugelassen wurde, nur weil ich sehr<br />

„dunkel“ bin (und mir wurde das in mein<br />

Gesicht gesagt). Wir haben <strong>2021</strong> erreicht,<br />

wir haben bisher viel erreicht. Aber es liegt<br />

noch viel Arbeit vor uns.<br />

Wie gehst du mit Menschen um, die<br />

„eigentlich“ nett sind, aber dann<br />

doch Vorurteile haben, die sie an der<br />

Hautfarbe festmachen?<br />

Das ist genau das Problem: Ich muss mich<br />

darum kümmern (!?). Rassismus ist eine<br />

heimtückische Kulturkrankheit. So heimtückisch,<br />

dass es mir schon egal ist, ob weiße<br />

Personen schwarze Menschen mögen. Sie<br />

werden immer einen Weg finden, Beziehungen<br />

zu Menschen zu infizieren, die nicht wie<br />

sie aussehen. Und die Frage kommt zurück:<br />

Muss ich da wirklich mitgehen? All dies zu<br />

erklären, wurde seit der Zeit der Sklaverei<br />

versucht. Viele wollen nicht verstehen, um<br />

ihre „Macht“ und ihre „Privilegien“ nicht<br />

zu verlieren. Ich entwickle mich weiter<br />

und siebe Menschen aus, von denen ich<br />

weiß, dass sie mich niemals akzeptieren/<br />

respektieren werden als der, der ich bin,<br />

unabhängig von meiner Hautfarbe.<br />

Und wie gehst du mit Hetze im<br />

Internet um?<br />

Seitdem die Menschen gelernt haben, das<br />

Internet zu nutzen, ist es für viele Feiglinge,<br />

die sich „Herren der Weisheit“ oder<br />

„Wissenschaftler der Wahrheit“ nennen, zu<br />

einer Rüstung geworden. Natürlich denke<br />

ich, dass es fair ist, wenn Menschen ihre<br />

eigenen Meinungen haben, und ich denke<br />

auch, dass es fair ist, wenn Menschen frei<br />

sind zu denken und zu fühlen, was sie<br />

wollen. Ich denke, dass das Streiten im<br />

Internet dasselbe ist wie das Kämpfen im<br />

Dunkeln, aber mit der Tastatur als Waffe.<br />

Es führt nirgendwohin. Ich streite nicht, ich<br />

rede und erkläre. Es ist nicht mein Problem,<br />

was die Leute über mich denken. Am Ende<br />

ist es wichtig, wie ich mich fühle, und mein<br />

innerer Frieden, mein Stolz, so zu sein, wie<br />

ich bin.<br />

*Interview: Michael Rädel


WO DIE<br />

NATUR<br />

NOCH<br />

IN ORDNUNG<br />

IST?<br />

In Ihrem Schlafzimmer.<br />

TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />

TEAM 7 Hamburg, www.team7-hamburg.de<br />

TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />

TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de<br />

TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />

TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />

TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com<br />

TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de


8 SZENE<br />

INTERVIEW<br />

GLORIA<br />

GLAMOUR:<br />

„Den ausgrenzenden<br />

Rassismus ...“<br />

FOTO: KLAUS GRUBER PHOTOGRAPHY<br />

Wir sprachen mit der Dragqueen<br />

über Rassismus damals<br />

und heute.<br />

Wie hast du in deinem Leben schon<br />

Rassismus erlebt?<br />

Ich bin sehr gut behütet in einem Dorf<br />

bei Bonn aufgewachsen, umgeben von<br />

Akademikern, da gab es eher eine Form<br />

des positiven Rassismus; Es galt als toll,<br />

Menschen mit anderen Hintergründen im<br />

Freundeskreis zu haben. Den ausgrenzenden<br />

Rassismus habe ich erst später erlebt,<br />

als ich eine Wohnung gesucht habe.<br />

Wie das?<br />

Der Makler öffnete die Türe, sah mich und<br />

sagte: Die Wohnung ist vergeben. Ich habe<br />

das erst gar nicht auf mich bezogen, doch<br />

Freunde machten mich darauf aufmerksam,<br />

dass, wenn die Wohnung vergeben<br />

gewesen wäre, man mich erst gar nicht<br />

eingeladen hätte. Mein Nachname ist sehr<br />

deutsch, womöglich hat der Makler einen<br />

anderen Menschen erwartet.<br />

Sehr deutscher Nachname, hm, das<br />

klingt ja, als ob du auch den Gedanken<br />

deutsch = weiß hast.<br />

Hm, ganz frei bin auch ich nicht davon.<br />

Man erwartet bei Schmidt, Maier, Müller<br />

tatsächlich einen Weißen.<br />

Als Gloria Glamour sagst du gerne,<br />

dass du eine Diva mit schwarzem<br />

Humor bist. Ein absichtliches<br />

Wortspiel?<br />

Ich meine das Schwarzhumorige eines<br />

Kabarettisten. Das Wortspiel ist aber<br />

in der Tat entstanden, weil ich die<br />

heutige Form der Political Correctness<br />

erschütternd finde. Ich finde sie mitunter<br />

ausgrenzender als früher. PoC, Person<br />

of Color: Da wird mir als VERMEINTLICH<br />

Betroffener gesagt, wie ich mich zu<br />

nennen habe. „Farbiger“ ist nun politisch<br />

inkorrekt, es werden immer neue Termini<br />

erschaffen, die die Leute verunsichern,<br />

das wirkt mitunter ausgrenzend, weil<br />

die Leute gar nicht wissen, wie man ins<br />

Gespräch kommen kann, ohne einen<br />

Fehler zu machen. Im Waldschlösschen<br />

hatte ich einen Workshop gegeben:<br />

„Schwarz, schwul und auch noch Drag?!“,<br />

da kam ein „überprivilegierter“ Cis-Mann<br />

rein – er betonte das immerzu –, der mich<br />

darauf ansprach, dass ich mich ja hier sehr<br />

unwohl fühlen müsse unter all den „Hellhäutigen“.<br />

Die Wörter „überprivilegierter“<br />

und „Hellhäutigen“ haben mich furchtbar<br />

aufgeregt. Und ob es okay sei, dass er<br />

Tunnel-Piercings im Ohr hat ... Wegen<br />

kultureller Aneignung. Da habe ich gesagt:<br />

Solche Gedanken hatten wir schon vor<br />

achtzig Jahren! Unter dem Deckmäntelchen<br />

der Political Correctness hat er mich<br />

rassistisch ausgegrenzt.<br />

Was würdest du dir denn wünschen?<br />

Dass man Hautfarben gar nicht mehr thematisiert.<br />

Die Gloria ist ein Mensch, Ende.<br />

Man sagt ja auch nicht die Schuhgröße<br />

eines Menschen dazu ... Aber ich bin selber<br />

nicht frei von Vorurteilen: Ich saß in einer<br />

Eckkneipe mit einem jungen Mann mit<br />

extremem Berliner Dialekt, aufgewachsen<br />

war er in der DDR. Ich frug ihn, wie er heißt,<br />

er hatte meine Hautfarbe. Er sagte, er heiße<br />

wie Glenn Miller, nur mit ü. Ich sagte dann:<br />

„Glünn ist aber ein komischer Vorname.“ Ich<br />

konnte mir also selbst nicht vorstellen, dass<br />

jemand Müller heißt mit dieser Hautfarbe.<br />

Streitthemen künstlerische Freiheit,<br />

besonders Satire.<br />

Kunst darf polarisieren, sollte aber nicht zu<br />

weit gehen. Trash-TV lebt von Menschen,<br />

die polarisieren, es gibt aber Grenzen. Bitter<br />

in Erinnerung ist mir, dass Désirée Nick<br />

Barbara Becker rassistisch angegriffen hat<br />

und jetzt den Moralapostel spielt. Sie hatte<br />

Barbara Becker unterstellt, sich heller zu<br />

machen. Das geht zu weit! Vor 15 Jahren<br />

war die Situation wohl noch anders, es<br />

machte sich keiner Gedanken drüber. Oder<br />

auch in dem Film „Kevin allein zu Haus“, in<br />

dem das N-Wort gesagt wird als Gag.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

gloriaglamour.com, www.facebook.com/<br />

GloriaGlamourEntertainment


v<br />

KONTROVERS<br />

Macht ein Migrationshintergrund<br />

homophob?<br />

SZENE 9<br />

Eine repräsentative Umfrage zu Einstellungen, Glaube und<br />

Wertorientierungen von Deutschen ohne Migrationshintergrund,<br />

Spätaussiedlern und Migranten aus Polen, Russland<br />

und der Türkei hat die CDU-nahe Konrad-Adenauer-<br />

Stiftung veröffentlicht. Die Ergebnisse lassen die Server<br />

der unsozialen Medien glühen.<br />

EHE FÜR ALLE VON JEDEM ZWEITEN ABGELEHNT<br />

Eine deutliche Trennlinie zwischen Deutschen mit<br />

und ohne Migrationshintergrund bildet die Einstellung<br />

zu gleichgeschlechtlichen Ehen, die nur eine geringe<br />

Minderheit der Deutschen ohne Migrationshintergrund<br />

ablehnen. Unter Russischstämmigen sowie Spätaussiedlerinnen<br />

und Spätaussiedlern werden gleichgeschlechtliche<br />

Ehen schon von nahezu jedem und jeder Zweiten<br />

abgelehnt. Unter Türkischstämmigen findet sich sogar<br />

eine Mehrheit von 60 Prozent, die gleichgeschlechtliche<br />

Ehen ablehnt.<br />

Studienmacher*innen schreiben, dass „Religiosität<br />

tendenziell und vor allem bei Deutschen ohne Migrationshintergrund<br />

eher konservative und soziale Werte<br />

verstärkt, während hedonistische und materialistische<br />

Werte entweder nicht beeinflusst oder in manchen Gruppen<br />

verringert werden.“ Die Bestätigung für alle unseren<br />

liebgewonnen Vorurteile also?<br />

Forum<br />

Empirische<br />

Sozialforschung<br />

Was eint die<br />

Einwanderungsgesellschaft?<br />

Eine repräsentative Umfrage zu Einstellungen, Glaube<br />

und Wertorientierungen von Bürgerinnen und Bürgern<br />

mit und ohne Migrationshintergrund<br />

Sabine Pokorny, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff<br />

www.kas.de<br />

VORSICHT, DENKFALLE!<br />

Religiosität ist mehr als der Islam, an den sicher selbst<br />

viele <strong>hinnerk</strong> Leser*innen jetzt reflexartig denken. Und<br />

wir wollen auch nicht verleugnen, dass extrem religiöse<br />

türkischstämmige Deutsche mit Migrationshintergrund<br />

mit 78 Prozent die Ehe zwischen Homosexuellen „nicht<br />

gut“ finden, aber: Von den Deutschen mit russischem<br />

Migrationshintergrund lehnen dies 100 Prozent ab.<br />

Vergleichbare Studien zum Beispiel von der Bertelsmannstiftung<br />

oder der äußerst umfangreiche und gründliche<br />

Berlin-Monitor kommen übrugens auch auf ähnliche<br />

Rohdaten, schaffen es aber besser als die Adenauer-<br />

Fachleute, diese in den historischen und vor allem den<br />

sozialen Kontext einzubinden. *ck


10 SZENE<br />

NACHRUF<br />

SIEGFRIED UND ROY<br />

Erst vor acht Monaten verlor<br />

er seinen Partner, seine Liebe,<br />

Roy Horn, nun trat auch er von der<br />

ganz großen Bühne ab. Siegfried<br />

Fischbacher, eine Hälfte des weltweit<br />

gefeierten Zauberer-Duos Siegfried &<br />

Roy, starb am 13. Januar im Alter von<br />

81 Jahren in Las Vegas an Bauchspeicheldrüsenkrebs.<br />

Wir blicken auf<br />

eine eng mit Hamburg und Norddeutschland<br />

verknüpfte Liebes- und<br />

Lebensgeschichte.<br />

Siegfried schlief sanft und friedlich ein,<br />

erzählte seine Schwester Dolore gegenüber<br />

einer deutschen Boulevardzeitung.<br />

Sein Ableben sei am Ende eine<br />

Erleichterung gewesen, da er aufgrund der<br />

Erkrankung kaum noch sprechen konnte.<br />

Als eine Operation, bei der ein bösartiger<br />

Tumor entfernt wurde, zutage brachte,<br />

dass sich der Krebs bereits im ganzen<br />

Körper ausgebreitet hatte, kehrte Siegfried<br />

Fischbacher für seinen letzten Kampf in<br />

das geliebte Anwesen in Las Vegas zurück,<br />

wo er, bis zum Schluss von Pflegekräften<br />

umsorgt, verstarb.<br />

EINE MAGISCHE PARTNERSCHAFT<br />

Siegfried und Roy waren die Größten in der<br />

Welt der Magie und in der Entertainmentbranche.<br />

Ihre gemeinsame Geschichte<br />

begann 1960 auf dem Kreuzfahrtschiff<br />

Bremen.<br />

Der 1939 in Rosenheim geborene<br />

Siegfried, bereits seit jungen Jahren<br />

leidenschaftlicher Magier, war dort Kellner<br />

und lernte seinen Kellnerkollegen Uwe<br />

Ludwig Horn (Jahrgang 1944) kennen,<br />

den Tierfreund mit einem Faible für wilde<br />

Exoten – eine magische Kombination. Die<br />

Zaubertricks, die die beiden zur Bespaßung<br />

der Kreuzfahrer*innen aufführten, sorgten<br />

für so viel Aufsehen, dass der Kapitän der<br />

Bremen, Fritz Leusner, sie kurzerhand zu<br />

Entertainern beförderte und die Bremen<br />

somit zum Geburtsort der womöglich<br />

schwulsten, erfolgreichsten, schillerndsten,<br />

kurz: magischsten Partnerschaft des<br />

letzten Jahrhunderts machte.<br />

MAGISCHE ERFOLGE<br />

Illusionen, Zauberei, exotische Tiere,<br />

glitzernde Kostüme – die beiden wurden<br />

schon kurz nach ihren ersten Shows im<br />

Hamburger Hansa-Varieté-Theater<br />

1963 so erfolgreich, dass sie nicht nur<br />

auf Welttournee gingen, sondern 1988<br />

sogar in Las Vegas den bis dahin größten<br />

Millionendeal aushandelten. Seit 1981<br />

sollen sie in der Casinostadt Shows für<br />

rund 25 Millionen Fans gegeben haben,<br />

bereits 1996 feierten sie ihre 15.000. Show<br />

in Las Vegas. Eine lohnende Investition<br />

für die Hotels der Glitzermetropole<br />

in der Wüste: Alleine das Mirage, das<br />

beiden einen Vertrag auf Lebenszeit<br />

einräumte, nahm damit Schätzungen<br />

zufolge 1,5 Milliarden US-Dollar ein.<br />

GEHEIMNISVOLLE LIEBE<br />

Freilich: Dass nicht die Zauberei, sondern<br />

Hormone der anfängliche Treibstoff der


SZENE 11<br />

FOTO: FOTO: BUONASERA / CC BY-SA 3.0 / WIKIMEDIA.ORG<br />

FOTO: USIEN / CC BY-SA 3.0 / WIKIMEDIA.ORG<br />

WIEDER VEREINT<br />

gemeinsamen Lebensplanung waren,<br />

ging beiden Männern erst 2007 über die<br />

Lippen – typisch für deutsche schwule<br />

Paare dieser Generation, denn bis 1969<br />

war Homosexualität in Deutschland<br />

eine gefängnisbewehrte Straftat,<br />

insbesondere, wenn einer der<br />

beiden männlich und minderjährig<br />

war. Bis 1993 blieben<br />

Homosexuelle im Visier des<br />

Staates. Zum Zeitpunkt<br />

des Coming-out 2007 war<br />

die Liebe, die immerhin 38<br />

Jahre hielt, seit 1998 nur<br />

noch eine freundschaftliche<br />

und geschäftliche. Und für die<br />

Außenwelt wurde sie auch erst in diesem<br />

Jahrtausend so richtig fühlbar, denn<br />

wie sich Siegfried nach Roys Unfall mit<br />

dem geliebten Tiger Montecore um diesen<br />

kümmerte, rührte die Welt zu Tränen.<br />

MAGISCHES BAND NACH HAMBURG<br />

Ihre Karriere beendeten sie 2003 nach<br />

dem schrecklichen Unfall, nur noch<br />

wenige Auftritte vollzogen beide gemeinsam.<br />

Zur Entgegennahme des World<br />

Entertainment Award am 22. Oktober<br />

2003 reiste Siegfried allein nach Hamburg.<br />

Überhaupt blieben die schillernden<br />

Stars zeitlebens bodenständig<br />

und ihren Wurzeln<br />

verbunden, immer wieder<br />

kehrten sie zu den<br />

Orten ihres frühen<br />

Schaffens zurück.<br />

Am 27. Oktober 2009<br />

und auch noch in den<br />

Jahren darauf konnte<br />

man sie als Ehrengäste<br />

im Hansa-Varieté-Theater<br />

beobachten, in dem 1961 ihre<br />

künstlerische Festland-Karriere begann.<br />

FOTO: BILDFLUT / CC0<br />

DIE WELT DER MAGIE NIMMT ABSCHIED<br />

Zuletzt lebten die beiden zurückgezogen<br />

auf ihrem Anwesen in der Nähe von Las<br />

Vegas, bis Roy am 9. Mai 2020 an den<br />

Folgen einer Covid-19-Erkrankung starb.<br />

Damals sagte Siegfried in einer Erklärung:<br />

„Heute hat die Welt einen der Großen der<br />

Magie verloren, ich aber verlor meinen<br />

besten Freund. Schon bei unserer ersten<br />

Begegnung wusste ich, dass Roy und ich<br />

zusammen die Welt verändern würden.<br />

Es hätte keinen Siegfried ohne Roy und<br />

keinen Roy ohne Siegfried gegeben.“<br />

Nun nimmt die Welt der Magie Abschied<br />

von Siegfried. Das deutsche Zauberer-<br />

Duo The Ehrlich Brothers sagte gegenüber<br />

BILD, ihr Herz sei gebrochen. Sie richteten<br />

ihre Worte direkt an Siegfried:<br />

„Das Leben von Dir und Roy hat Euch<br />

zu den Helden unserer Kindheit<br />

gemacht. Nicht nur für uns, sondern<br />

für unzählige Menschen auf der ganzen<br />

Welt wart und bleibt Ihr eine große Inspiration<br />

– wir werden Dich schmerzlich<br />

vermissen, aber bei jedem Blick in den<br />

Abendhimmel werden wir sehen, wie<br />

Ihr als Sterne weiterlebt.“<br />

*Leander Milbrecht / Christian Knuth


12 KULTUR<br />

FILMPROJEKT<br />

Die Hamburger Bollenmädels<br />

Eine Gruppe homosexueller Freunde, die sich seit Ende der<br />

1980er Jahre monatlich trifft und sich zum CSD als Schwarzwaldmädels<br />

„auffummelt “ und auftritt. Filmreif? Jutta Riedel<br />

und Mirek Balonis meinten nicht nur „ja“, sondern fanden mit<br />

ihrer diesbezüglich konkreten Umsetzungsidee breite Unterstützung:<br />

Hamburg Pride, mhc, Hein & Fiete, das Kultusministerium des Landes NRW<br />

und die Akademie Waldschlösschen sind nur einige der Fürsprecher*innen<br />

des Projektes.<br />

Toleranz, Akzeptanz, Vielfalt und<br />

Gleichberechtigung – die Ziele, für<br />

die sich die Bollenmädels einsetzen,<br />

sind auch heute noch aktuell und<br />

wichtig. „Dafür steht unser Film“, so<br />

die Macher*innen. „Wir begleiten die<br />

Mädels seit 2018 bei ihren solidarischen,<br />

aber auch provokanten politischen<br />

Aktionen und im Alltag. Neben<br />

den Drehs und Interviews arbeiten wir<br />

mit Archivmaterial so entsteht auch<br />

ein Bild der Hamburger Szene seit<br />

den 1980ern. Wir animieren Fotos,<br />

Zeichnungen und Collagen.“<br />

Zwar läuft die 1. Startnext-<br />

Crowdfunding-Kampagne nur<br />

noch bis zum 6. <strong>Februar</strong>, sicher<br />

wird aber auch danach noch der<br />

ein oder andere Euro dankend<br />

angenommen. Denn die Realisierung<br />

erfolgt zunächst mit wöchentlichen<br />

Clips als Webserie ab <strong>März</strong>, die<br />

dann zusammengefügt ab dem<br />

Spätsommer als unterhaltsamer<br />

wie informativer Dokumentarfilm<br />

erscheinen soll.<br />

www.bollenmädels.de<br />

INFO<br />

Anarchie mit<br />

Stipendium?<br />

Die Filmemacher Jutta Riedel und Mirek Balonis<br />

von TRAWA Film in Köln und die Themen ihrer<br />

Arbeiten sind laut „Jurystatement NRW<br />

Stipendium“ (Ja, ein ganzes Bundesland südwärts<br />

der Alster ist Fan der Bollenmädels): „Ebenso<br />

dringend wie lustig und faul“. Sie brächten<br />

„Erkenntnis durch Anarchie, Witz durch Stehenbleiben“<br />

und seien „ehrgeizige unerschütterliche<br />

Leistungsverweigerer.“ Zum nun ganz staatstragend<br />

von NRW geförderten Film heißt es: „Euren<br />

neuen Film, der viel von diesen Bollenhüten und<br />

den Menschen darunter erzählt, bevölkert wieder<br />

ein vielstimmiges, plapperndes, widerspenstiges<br />

Personal, das durch euren liebevollen und lustigen<br />

Blick lebendig wird.“ Wir sind jetzt langsam<br />

wirklich mehr als gespannt!<br />

FEBRUAR / MÄRZ І AUSGABE 314<br />

FEBRUAR / MÄRZ І AUSGABE 314 І WWW.MÄNNER.MEDIA<br />

HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />

Buchen Sie Ihre<br />

Anzeigen unter:<br />

info@<strong>hinnerk</strong>.de<br />

EXKLUSIV<br />

Friends-Chef<br />

veruntreut Spenden!<br />

Neues zum Bremer<br />

CSD-Beutel<br />

SPECIAL<br />

GESUNDHEIT!<br />

Sexualität und Fitness unter<br />

Einfluss der Pandemie<br />

INTERVIEWS: KELVIN JONES, RENÉ WÜST, FÉLIX LEMENS, VINCENT GROSS<br />

FILM<br />

Weltstar<br />

Kate Winslet<br />

im exklusiven<br />

Gespräch<br />

Nächster<br />

Anzeigenschluss<br />

15.3.<strong>2021</strong> für das<br />

April/Mai Heft


LOCKDOWN INFOS<br />

Wir sind erreichbar! Abholung, Anlieferung<br />

und Beratung. Beratungstermine auf Anfrage.<br />

service@die-waescherei.de / Tel. 040 271507180<br />

www.die-waescherei.de<br />

BEISPIELE<br />

AUSSTELLUNGS<br />

STÜCKE<br />

Sofa BOCELLI statt 3.690 € nur 2.490 €<br />

Sofa TOO PRETTY TO SIT ON statt 1.490 € nur 990 €<br />

Sofa LUGANO statt 3.690 € nur 2.790 €<br />

Sofa CREDO GOLD statt 2.390 € nur 1.690 €<br />

Sofa ALVIN statt 2.290 € nur 1.590 €<br />

Sofa LAVAL statt 1.790 € nur 1.390 €


14 KULTUR<br />

FOTOS: CARSTEN BRUHN<br />

„Leider keine<br />

wirklich schöne<br />

Erfahrung, aber<br />

zweifellos prägend.“<br />

Alex, Hauptbahnhof<br />

– Hamburg<br />

„Hier kann ich<br />

tun und machen,<br />

aussehen und sein,<br />

wie ich will.“<br />

Aydin, Berghain<br />

– Berlin<br />

„Es war Liebe auf<br />

den ersten Blick.“<br />

David, Universität<br />

– Hamburg<br />

INTERVIEW<br />

NOT THE ONLY GAY<br />

IN THE CITY?<br />

„Und klar – zum<br />

schwulen Leben<br />

gehört auch Sex.“<br />

Norbert, Mein<br />

Bett – Hamburg<br />

Carsten Bruhn ist Fischkopp<br />

durch und durch. Geboren<br />

in Kiel und seit 2001 Hamburger<br />

lebend, seit 2013 mit<br />

seinem Ehemann, scheint ihn<br />

die spröde Schönheit des Nordens nicht<br />

loszulassen. Das mag er selbst vielleicht<br />

nicht so sehen, das sahen aber die Norddeutschen<br />

in der Redaktion, als wir seine<br />

Fotografien betrachteten und uns sofort<br />

heimelig fühlten. Also fragten wir ihn zu<br />

seiner Porträt-Reihe „Not the Only Gay in<br />

the City“ aus.<br />

Bist du Fan von Little Britain?<br />

Ehrlich gesagt, kein großer Fan, aber ich<br />

fand den Charakter des „only gay in the<br />

village“ immer klasse und hatte diese Zeile<br />

noch so im Kopf …


KULTUR 15<br />

Was war die Motivation, die Idee hinter dem<br />

Projekt?<br />

Ich finde die Frage nach dem „schwulen Ort“ spannend:<br />

Gibt es – analog zur „schwulen Kultur“ oder „schwulen<br />

Literatur“ etc. – „schwule Orte“, und wenn ja, welche sind<br />

das? Sind es die privaten, individuellen der jeweiligen<br />

schwulen Männer oder „nur“ jene, die „Mann“ kennt,<br />

also der schwule Klub, die bekannte Cruising-Area, das<br />

Gnosa, das MHC etc. Und auch: Inwiefern ändern sich<br />

diese Orte von Generation zu Generation? Ein paar<br />

der Orte, an die ich geführt wurde, existieren heute<br />

schon gar nicht mehr, wie das Camelot oder das Café<br />

Tuc Tuc … Mein Projekt wird diese Frage natürlich nicht<br />

abschließend beantworten, aber es regt hoffentlich zum<br />

Nachdenken an.<br />

Wie gehst du bei der Motivsuche vor?<br />

ROMEO? Stadtpark?<br />

Ich habe mit meinem eigenen Mann angefangen und<br />

danach Freunde gefragt. Schnell ergab es sich aber, dass<br />

diese Freunde anderen davon<br />

erzählten, und so wurde der<br />

Kreis immer größer. Mit<br />

der eigenen Website<br />

im Rücken hab ich<br />

mich dann immer<br />

mehr getraut, Leute<br />

direkt anzuschreiben,<br />

auch über Instagram.<br />

ROMEO habe ich nicht<br />

verwendet, im Stadtpark<br />

hab ich keine Männer dafür<br />

angesprochen. (lacht)<br />

Hat dich etwas besonders überrascht oder gibt<br />

es eine besondere Geschichte, die du mit einem<br />

Model erlebt hast?<br />

Vor allem hat es mich überrascht, wie offen mir die<br />

Protagonisten (ich mag sie nicht Models nennen)<br />

ihre Geschichten erzählt haben; gerade auch die, die<br />

ich vorher gar nicht kannte. Die meisten haben beim<br />

„prägenden Ort“ an ihr Coming-out gedacht, wobei ich<br />

mein Projekt gar nicht darauf beschränken möchte.<br />

Aber es war interessant, bewegend und faszinierend,<br />

wie unterschiedlich die Männer ihr Schwulsein entdeckt<br />

haben und wie sie mit Mut und Entschlossenheit ihren<br />

Weg als offen schwuler Mann gegangen sind bzw. gehen.<br />

Und die Orte, die sie ja selbst vorgeschlagen haben,<br />

stehen dann stellvertretend für diese Erfahrungen. Die<br />

begleitenden kurzen Texte, die ja von den Protagonisten<br />

selbst stammen, erzählen zumindest einen Bruchteil<br />

dieser Geschichten.<br />

Eine von mehreren spannenden Erfahrungen war für<br />

mich die Begegnung mit Aydin aus Berlin, der mich zum<br />

Berghain führte. Wir kannten uns vorher nicht, aber seine<br />

Geschichte, die ihn schon in jungen Jahren an diesen<br />

Kult-Ort gebracht hatte, fand ich faszinierend.<br />

Kann man* noch mitmachen und sich bei dir<br />

bewerben?<br />

Ja, sehr gern! Bedingt auch durch Corona werde ich voraussichtlich<br />

noch bis in den Sommer hinein fotografieren.<br />

Ich freue mich über Direktnachrichten via Instagram<br />

(#a_name_is_just_a_name) oder über meine Website<br />

www.carstenbruhn.de.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

Für unsere Praxis am Glockengießerwall<br />

suchen wir eine/n<br />

Medizinische Fachangestellte (m/w/d)<br />

Vollzeit<br />

Wir wünschen uns von Ihnen:<br />

• eine abgeschlossene Ausbildung<br />

zur/zum MFA<br />

• gute PC-Kenntnisse<br />

• freundliches und sicheres Auftreten,<br />

Engagement und Teamfähigkeit<br />

Mitarbeiter Empfang (m/w/d)<br />

Vollzeit<br />

Wir wünschen uns von Ihnen:<br />

• eine abgeschlossene kaufmännische<br />

oder medizinische Ausbildung<br />

• gute PC-Kenntnisse<br />

• gute Englischkenntnisse<br />

• freundliches und sicheres Auftreten,<br />

Engagement und Teamfähigkeit<br />

Es erwartet Sie:<br />

• eine interessante, abwechslungsreiche<br />

und verantwortungsvolle Tätigkeit<br />

• leistungsgerechte Bezahlung und<br />

zusätzliche Leistungen<br />

• gut planbare Dienstzeiten ohne<br />

Schicht- und Bereitschaftsdienst<br />

• Arbeiten in einem netten und<br />

aufgeschlossenen Team<br />

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben,<br />

bewerben Sie sich bitte idealerweise per E-Mail.<br />

Ansprechpartner für Sie ist Manuel Reese<br />

(reese@ich-hamburg.de).<br />

Dr. med. Axel Adam<br />

Stefan Hansen<br />

Prof. Dr. med. Christian Hoffmann<br />

Dr. med. Michael Sabranski<br />

Dr. med. Carl Knud Schewe<br />

Glockengießerwall 1 • 20095 Hamburg<br />

www.ich-hamburg.de


16 KULTUR<br />

NACHGEFRAGT<br />

LICHTWERK X RAPHI:<br />

„Flieg mit mir“<br />

Der Musical-Stern aus<br />

„Tanz der Vampire“ lädt ein<br />

abzuheben. Unterstützt wird der<br />

24 Jahre alte Sänger dabei von<br />

Thomas Porzig und Sebastian<br />

Rätzel (The Baseballs), die schon<br />

mit Helene Fischer und Wincent<br />

Weiss zusammenarbeiteten. Für<br />

einen Chat mit uns nahm sich der<br />

Songwriter etwas Zeit.<br />

„Flieg mit mir“ klingt durchaus<br />

positiv in einer Zeit, wo schlechte<br />

News die Nachrichten bestimmen.<br />

Willst du denn Mut machen?<br />

Auf jeden Fall! Ich glaube, in dieser Zeit,<br />

wo es gefühlt nur schlechte Nachrichten<br />

gibt, können wir alle ein paar gute Vibes<br />

echt gebrauchen. Ich bekomme jedes<br />

Mal selbst richtig gute Laune, wenn ich<br />

den Song höre, und ich hoffe, so geht es<br />

allen anderen auch.<br />

Wie ist das Lied entstanden?<br />

Zusammen mit dem Songwriter- und<br />

Produzentenduo von lichtwerk haben<br />

wir uns im letzten Sommer zusammengesetzt<br />

und überlegt, wie es sich wohl<br />

anfühlen wird, wenn die ganze Pandemie<br />

mal überstanden ist. Da war natürlich<br />

vor allem das Gefühl von „Leichtigkeit“<br />

– deshalb auch der Titel „Flieg mit mir“.<br />

Leider dauert das Ganze ja jetzt wohl<br />

noch eine Weile, deshalb wollen wir<br />

mit dem Song etwas von dem Gefühl<br />

vorwegnehmen.<br />

Pop-Schlager ist das große Ding,<br />

aber eigentlich kommst du ja<br />

vom Musical. Oder siehst du da<br />

Parallelen?<br />

Schon, das Musicalpublikum ist bereit<br />

zuzuhören, vor allem auch auf den<br />

Text zu achten. Das wird im modernen<br />

Popschlager auch immer wichtiger.<br />

Deshalb ist der Inhalt für mich beim<br />

Schreiben auch immer oberste Prio.<br />

Insofern ist der Weg vom Musical zum<br />

Schlager sicher nicht so weit. Außerdem<br />

geht es beim Musical und Popschlager<br />

immer darum, Menschen mit einer<br />

Geschichte zu berühren, nur dass man<br />

beim Popschlager nur gut drei Minuten<br />

dafür Zeit hat.<br />

Wie beeinflusst dich die Pandemie<br />

als Künstler?<br />

Mir fehlt die Bühne natürlich! Mein letzter<br />

Auftritt war im <strong>März</strong> 2020, und wann es<br />

weitergeht, kann aktuell keiner sagen. Auf<br />

der anderen Seite hatte ich aber auch die<br />

Möglichkeit, mich auf andere Dinge zu<br />

konzentrieren, für die ich keine Zeit hätte,<br />

wenn ich acht Mal die Woche auf der<br />

Bühne stehen würde. Die Chance habe<br />

ich gerne genutzt.<br />

Und privat?<br />

Wie alle versuche ich, die Anzahl meiner<br />

sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren.<br />

Viele meiner Freunde sind im ganzen<br />

Land verteilt, deshalb besteht der meiste<br />

Kontakt hier aus WhatsApp-Gruppen. Da<br />

bin ich also safe. Ansonsten versuche ich<br />

weiter gesund zu leben und mir auch mal<br />

Zeit für mich selbst zu gönnen, was ich<br />

vorher im Alltag oft vernachlässigt habe.<br />

*Interview: Michael Rädel


KULTUR<br />

17<br />

TRAVESTIE<br />

RuPaul’s Drag Race: Barbie<br />

Breakout und Conchita Wurst<br />

check-mag.com<br />

CHECK<br />

GESUNDHEITSMAGAZIN<br />

FÜR MÄNNER<br />

Zwei, die es wissen und können, kommentieren immer freitags<br />

in einem wöchentlichen Podcast die Episoden der 13.<br />

Staffel der Show „RuPaul’s Drag Race“. Klingt nach Spaß<br />

und Hörgenuss. Und ist es auch.<br />

Wie das abläuft? In Bartschatten<br />

– „Ich bin der Bart, du die<br />

shady bitch“, so Conchita zu<br />

Podcast-Partnerin Barbie – wird<br />

die gerade angelaufene 13.<br />

Staffel der weltweit erfolgreichen<br />

Show von RuPaul unter die Lupe<br />

genommen. Die Regeln werden<br />

erklärt, die Shows rezensiert<br />

und vor allem die Kandidatinnen<br />

vorgestellt. Warum sollte man sich das anhören? Beide<br />

Dragqueens kennen „RuPaul’s Drag Race“ sehr, sehr genau,<br />

sind große Fans der Show und kennen auch einige der<br />

RuPaul-Drags persönlich. „Du bist definitiv die Königin von<br />

Drag Race“, bauchpinselt Conchita dann auch Barbie. „Ich<br />

bin eben auch älter“, verrät die kichernd. Äußerst unterhaltsam<br />

anzuhören, informativ und auch lustig. „Am Ende isses<br />

doch auch a Spaaaß“, so Conchita. Ja, genau. Danke!<br />

Gut zu wissen: Es ist tatsächlich Conchitas erster Podcast.<br />

Ursprünglich wollte sie „Pandoras Büchse“ in Sachen<br />

Podcasts nicht öffnen: „Mache ich einen, mache ich alle“.<br />

Hier geht es zum Podcast:<br />

www.instagram.com/bartschattenpodcast<br />

Ohne Kunst wird es grau<br />

Kunst von Größen wie Gerhard Richter, Max Diel, Christo<br />

oder auch Axel Anklam wird in Wiesbaden ausgestellt. Die<br />

Gruppenausstellung „Meisterwerke VIII“ ist mit einer kurzen<br />

Unterbrechung bis Mitte <strong>Februar</strong> in der Galerie Rother<br />

Winter zu sehen. Gezeigt werden unterschiedlichste künstlerische<br />

Positionen zu verschiedenen Themen, doch allen<br />

ist gemeinsam, dass sie klarmachen, dass es ohne Kunst<br />

farbloser wäre in dieser Welt. Gerade in Zeiten von Corona<br />

darf die Kunstwelt nicht vergessen werden und auf der Strecke<br />

bleiben. „Aufgrund der zurzeit geltenden Vorschriften<br />

dürfen wir leider keine Vernissage abhalten, aber es können<br />

in unserem großen Galerieraum maximal fünf Personen<br />

unter Tragen eines Mund-Nase-Schutzes gleichzeitig die<br />

Ausstellung besuchen“, so die Galerie schriftlich. *rä<br />

www.rother-winter.de<br />

Erhältlich in Arztpraxen, Apotheken, Beratungsstellen<br />

und ausgesuchten Szene-Hotspots<br />

Zahnarzt<br />

Martin Schuh<br />

Eidelstedter Platz 6 A<br />

22523 Hamburg<br />

Tel. 040 / 570 93 85<br />

Fax 040 / 55 62 17 74<br />

praxis@zahnaerzte-eidelstedt.de<br />

www.zahnaerzte-eidelstedt.de<br />

Fleischeslust<br />

Wir liefern in Hamburg frisches Fleisch direkt<br />

von den Bauernhöfen aus der Region, frei Haus!<br />

Junge HäHne, pralle WürstcHen,<br />

stramme Filets oder stiernacken<br />

sind für uns keine Fremdworte.<br />

Unsere Landschlachtereien bereiten alles<br />

frisch zu. Keine Mindestabnahme. Kein Abozwang.<br />

Pack Dir FrischFleisch<br />

auF Den teller!<br />

Gib am Ende des Bezahlvorganges den Rabattcode<br />

ERSTRABATT ein und Du erhältst 10% Nachlass.<br />

Fleischbeschau unter:<br />

www.flachs-wurst.de


18 STYLE<br />

INTERVIEW<br />

KILIAN<br />

KERNER:<br />

„Ich verstehe<br />

den Egoismus<br />

nicht“<br />

<strong>2021</strong> hat der in Köln geborene<br />

Modedesigner allen Grund zu<br />

feiern: Auf der Mercedes-Benz<br />

Fashion Week präsentierte<br />

Kilian Kerner seine 20. Modenschau in<br />

Berlin. Und die VOGUE übertrug live. Wir<br />

sprachen mit ihm.<br />

Wofür steht der Kollektionsname<br />

Traumwelt für dich?<br />

Isoliert und single zu sein, ist wirklich<br />

belastend während Corona. Ich brauchte<br />

einen Ort, an den ich flüchten konnte,<br />

meine Traumwelt. Die Kollektion ist „sehr<br />

hübsch“, sehr fließend, einfach schön<br />

anzusehen, es gibt aber natürlich auch<br />

Brüche. Es ist eine Realitätsflucht.<br />

Seit einem Jahr ist die Realität alles<br />

andere als eine Traumwelt. Wie hat<br />

dich die Pandemie als Geschäftsmann<br />

getroffen?<br />

Komplett. Es hat mit dem, was vor einem<br />

Jahr war, nichts mehr zu tun. 2020 fing<br />

eigentlich extrem erfolgreich an, es gab<br />

eine Kooperationsanfrage nach der nächsten.<br />

Innerhalb von zehn Tagen wurde dann<br />

alles abgesagt. Zuerst dachte ich noch: „Bis<br />

zum Sommer ist das vorbei“, und habe an<br />

meiner Kollektion weitergearbeitet. Alles<br />

wurde auf Online-Meetings umgestellt.<br />

Insgesamt war ich zehn Wochen alleine in<br />

meiner Wohnung und habe nur zwei Leute<br />

für jeweils eine Stunde getroffen. Irgendwann<br />

bin ich dann fast durchgedreht und<br />

bin für vier Wochen zu meiner Mutter<br />

gefahren. Ich wusste nicht, wie es weitergeht.<br />

Nach einem kurzen Berlinaufenthalt<br />

war ich dann erneut sechs Wochen bei<br />

meiner Mutter.<br />

Wie ging es weiter?<br />

Dann veränderte sich plötzlich alles, eine<br />

Anfrage führte ein großes Glück herbei.<br />

Ich bin Teil von zwei Fernsehprojekten und<br />

einer YouTube-Talkshow, die über mehrere<br />

Monate geht. 2022 soll auch eine Kollektion<br />

für TUI herauskommen. Ich kann<br />

wieder arbeiten, aber komplett anders. Ich<br />

habe ein neues Büro und fahre dahin nur<br />

mit dem Taxi. Ich darf nicht krank werden<br />

und lebe weiterhin extrem isoliert. Wenn<br />

ich krank werde, kippt alles.<br />

Wie ist es nun bei den Vorbereitungen<br />

zur kommenden Schau?<br />

Es wurde alles neu strukturiert, weil es<br />

jetzt so sein muss. Ich bin da sehr pedantisch.<br />

Es gibt z. B. kein Casting, Hunderte<br />

neue Vorschriften, wir werden regelmäßig<br />

getestet, wir arbeiten alle mit großem<br />

Abstand zueinander.<br />

Und privat?<br />

Einige Freundschaften wurden viel<br />

intensiver, auch wenn man sich nicht<br />

gesehen hat. Mit meinem langjährigen<br />

Stylisten Ingo etwa telefoniere ich<br />

jetzt fast täglich und immer sehr lange,<br />

das wurde sehr viel enger. Es gab auch<br />

Freundschaften, die durch die Pandemie<br />

in die Brüche gingen, weil ich merkte, wie<br />

egoistisch diese Leute eigentlich sind.<br />

Weiter Party machen, etwa auf der Spree,<br />

Leute treffen, die Regeln nicht beachten.<br />

Ich halte mich von Anfang an an alles,<br />

weil ich an andere denke und auch<br />

wieder arbeiten will. Manche benahmen<br />

sich wie egoistische Flachw*chser,<br />

das verstehe ich einfach nicht. Manch<br />

einer hat sich eine eigene Wahrheit<br />

zurechtgebogen. Diesen Aufstand um<br />

Weihnachten und Silvester habe ich<br />

auch nicht verstanden. Es ging um ein<br />

Weihnachten und ein Silvester. Ich verstehe<br />

den Egoismus nicht. Wieso muss<br />

man überhaupt dieses Zeug in die Luft<br />

jagen? Das habe ich noch nie verstanden.<br />

Einer hat sich den Kopf weggesprengt ...<br />

Dann noch die Umweltverschmutzung.<br />

Kann man nicht für immer aufs Böllern<br />

verzichten? Weg mit dem Dreck!<br />

*Interview: Michael Rädel


UNTERWÄSCHE<br />

PARADIESISCHE<br />

MODE<br />

Das noch ganz junge Modelabel richtet sich an „aufgeschlossene, offene,<br />

humorvolle, extrovertierte, modische Menschen“, die kein Problem damit<br />

haben, auch in Sachen Unterwäsche ein Stachel im konservativen<br />

Mainstream zu sein.<br />

Da, wo sonst der Markenname dominiert, kann hier ein „SUCK MY DICK“ oder<br />

auch „FUCK YOU“ stehen. Klingt platt, schaut aber gut aus und ist – so in Szene<br />

gesetzt – ja schon wieder Pop-Art, oder? Die trendigen Teile des Labels aus<br />

Wiesbaden bestehen aus 47 % Viskose, 47 % Baumwolle und 6 % Elastan „um<br />

beste Qualität und ein superbequemes Tragegefühl zu garantieren“, so Gregor<br />

Garkisch, der Mann hinter den Kulissen. *rä<br />

partyinparadise.eu<br />

1)<br />

Alle 11 Minuten<br />

verliebt sich ein<br />

Single über<br />

Jetzt parshippen<br />

1) Hochrechnung aus Nutzerbefragung 2016, Deutschland


20 NORDDEUTSCHLAND<br />

NACHGEFRAGT<br />

FOTO: MATHIAS RÄTZ<br />

Spenden verbeutelt! Und mehr ...<br />

Nachdem in der vergangenen<br />

Ausgabe unser Artikel zum<br />

Verbleib der ungefähr 300 Euro<br />

Spendeneinnahmen aus einem<br />

Pride-Beutel-Verkauf in zwei Bremer<br />

Szenebars veröffentlicht wurde,<br />

kam nach monatelangem Schweigen<br />

Bewegung in die Sache.<br />

Während die AIDS-Hilfe Bremen noch<br />

dabei war, die Buchhaltung des Jahres<br />

2018/2019 zu prüfen, meldeten sich beide<br />

verantwortlichen Gastronomen per Email<br />

in der <strong>hinnerk</strong> Redaktion. Der ersten Mail<br />

hing der Screenshot einer Überweisung<br />

von 350 Euro an die Bremer Aidshilfe an,<br />

der auf den 7. Januar 2019 datiert ist. Die<br />

von uns gestellten Nachfragen wurden wie<br />

folgt beantwortet.<br />

Warum ist der Beleg erst jetzt<br />

gesendet worden?<br />

Schlichtweg weil uns<br />

niemand danach<br />

gefragt hat und<br />

wir keinen Grund<br />

hatten, diesen Beleg<br />

öffentlich zugänglich<br />

zu machen.<br />

Warum enthält der<br />

Beleg keinen Hinweis<br />

auf besagte<br />

Spendenaktion?<br />

Die AIDS-Hilfe hat nichts mit dem CSD zu<br />

tun und damit wäre ein Verweis auf den<br />

Erlöszweck wenig hilfreich gewesen. Wie<br />

der CSD Verein ist aber auch die AIDS-<br />

Hilfe immer auf Spenden angewiesen und<br />

wir wollten die Erlöse aus dem Verkauf der<br />

Beutel keineswegs „verbeuteln“ sondern<br />

vielmehr einem anderen, ebenso guten<br />

und sinnvollen Zweck zuführen.<br />

Warum wurde das Geld nicht wie im<br />

Aufruf angekündigt an den Bremer<br />

CSD Verein gespendet?<br />

Darauf haben wir bereits Stellung<br />

bezogen. Robert (A. d. R. Robert Dadanski<br />

ist der Pressesprecher des Bremer CSD<br />

Vereins und Mitglied des Vorstandes)<br />

hatte uns seinerzeit deutlich gemacht,<br />

dass unsere Spende nicht erwünscht<br />

ist. Wir weisen noch einmal deutlich von<br />

uns, dass es von unserer Seite keine<br />

Bereitschaft gab, das Geld seinem<br />

ursprünglichen Zweck zuzuführen.<br />

Hierzu ist anzumerken, dass der CSD-Verein<br />

dieser Darstellung schon im Oktober 2020<br />

vehement widersprochen hat. Weder<br />

aktuelle, noch ehemalige Vorstände haben<br />

die Spende abgelehnt.<br />

Die AIDS-Hilfe Bremen bestätigte gegenüber<br />

<strong>hinnerk</strong> den Geldeingang, konnte ihn<br />

aber – und jetzt wird es abenteuerlich – einer<br />

anderen Spendenaktion zuordnen. Wir dokumentieren<br />

die Antwort aus dem Dezember<br />

2020:<br />

„Thomas informierte mich soeben, dass<br />

nach Prüfung der entsprechenden<br />

Buchungen vom 7.1.2019 zwar ein Spendeneingang<br />

von 350 Euro ersichtlich war,<br />

dieser jedoch auf eine Spendenaktion<br />

im Dezember 2018 (Weihnachtsbingo<br />

im Friends) zu Gunsten der AIDS-Hilfe<br />

Bremen zurück ging. Der Eingang<br />

der 350 Euro hat also nichts mit der<br />

Rucksackaktion zu tun. Wir waren nur<br />

über das Weihnachtsbingo informiert,<br />

da dieses ja auch offiziell als Spendenaktion<br />

für die AIDS-Hilfe angekündigt<br />

war und entsprechend wurde es in den<br />

sozialen Netzwerken auch geteilt. Die<br />

Rucksackaktion für den CSD-Verein war<br />

uns bis zu Deiner Anfrage auch nicht<br />

bekannt, bzw. darüber hatte der CSD-<br />

Verein uns (logischerweise) auch nicht<br />

informiert, da es ja keine Spendenaktion<br />

für die AIDS-Hilfe war. Dass uns daraus<br />

angeblich Geld überwiesen wurde,<br />

erfuhren wir tatsächlich erst durch Deine<br />

Anfrage.“


Wegen der Redaktionsweihnachtsferien<br />

und einer nochmaligen Nachfrage beim<br />

Bremer CSD-Vereins entschieden wir uns,<br />

die Veröffentlichung der Recherchen auf<br />

diese Ausgabe zu verschieben. Inzwischen<br />

gab es dann auch bereits Leser*innenbriefe<br />

wie diesen:<br />

Sehr geehrter Herr …................<br />

Sehr geehrter Herr …................<br />

beim Durchblättern des Hinnerk<br />

auf Seite 30 bin ich soeben auf<br />

folgenden Artikel aufmerksam geworden.<br />

Ich bin fassungslos, wütend<br />

und sehr traurig, was ich hier lesen<br />

musste. Ist das wirklich Ihr Ernst,<br />

dass der CSD Verein ihre Spende<br />

nicht annehmen wollte? Wenn ich<br />

was spende überweise ich das doch<br />

einfach. Warum haben Sie das nicht<br />

getan? Ich vermute Sie reden sich<br />

hier nur raus. Freunde und ich haben<br />

einen Bremer Pride-Beutel erworben,<br />

weil wir gerne damit den CSD<br />

Verein unterstützen wollten. Von der<br />

Bremer AIDS-Hilfe, war niemals die<br />

Rede. Wir fühlen uns jetzt betrogen<br />

und verarscht und werden gegebenenfalls<br />

gegen Sie Strafanzeige<br />

erstatten und fordern auch somit<br />

unser Geld zurück. Was ich auch<br />

nicht verstehe, warum die Hinnerk<br />

Redaktion in diesen Fall nicht wie<br />

angekündigt weiter recherchiert. Das<br />

finde ich persönlich sehr suspekt!<br />

Deshalb habe ich mir erlaubt weitere<br />

Medien mit ins CC zu setzen.<br />

Ich möchte das der Skandal aufgedeckt<br />

wird!<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Manuela P.<br />

Der Bremer CSD Verein bestätigte<br />

gegenüber <strong>hinnerk</strong>:<br />

„Wie bereits in unserer Stellungnahme<br />

vom 12. Oktober geschrieben<br />

bestand nach Erinnerung der mit<br />

dem Thema befassten Personen<br />

noch ein Austausch zwischen Pride-<br />

Beutel-Team Johannes/Dennis und<br />

dem CSD Bremen e.V. (jetzt CSD<br />

Bremen + Bremerhaven e.V.) im August<br />

2019, also kurz vor dem CSD. Diese<br />

Stellungnahme hat nach wie vor<br />

Bestand. In wieweit die Aussage, dass<br />

die Spende stattdessen an die Aidshilfe<br />

bereits im Januar 2019 gezahlt<br />

wurde schlüssig ist, möchte ich nicht<br />

beurteilen. Die notwendige Mühe, die<br />

Spende wie ursprünglich beworben<br />

dem CSD zukommen zu lassen, wäre<br />

jedenfalls nicht größer gewesen, wie<br />

die für die angegebene Spende an die<br />

Aidshilfe.“<br />

Ursprünglich ausgehend von einem<br />

Versehen oder Missverständnis der<br />

beiden Gastronomen, ist die Redaktion<br />

spätestens seit dem wiederholten<br />

Versuch, durch die falsche Zuordnung<br />

eines Überweisungsvorganges die Fakten<br />

zu verschleiern sicher, dass das Geld der<br />

CSD Beutel-Aktion weder an die AIDS-<br />

Hilfe noch an den CSD Verein gezahlt<br />

wurde.<br />

GAYCANDY OHNE<br />

SPENDENZUCKERGUSS<br />

Wir nahmen das zum Anlass, eine weitere<br />

Spendenaktion zu überprüfen. Denn am<br />

18. August 2018 wurde auch eine vom<br />

Friends-Wirt organisierte GayCandy Party<br />

ausgerichtet, die zwei Euro pro Gast<br />

an den CSD Verein spenden wollte. Der<br />

Eintrittspreis wurde dementsprechend<br />

gegenüber der vorherigen GayCandy<br />

erhöht. Der CSD Bremen dazu gegenüber<br />

<strong>hinnerk</strong>:<br />

NORDDEUTSCHLAND 21<br />

„Hierzu haben wir uns die Mühe<br />

gemacht und sämtliche Kontoauszüge<br />

mit Zahlungseingängen im<br />

Zeitraum August 2018 bis Dezember<br />

2020 geprüft. Wir konnten dabei aber<br />

keinen Zahlungseingang von Dennis<br />

R. identifizieren. Im Rahmen dieser<br />

Veranstaltung wurde zwischen dem<br />

CSD und Dennis R. ein schriftlicher<br />

Vertrag geschlossen, in dem die<br />

Rahmenbedingungen festgehalten<br />

wurden. Es wurde eine Zahlungsfrist<br />

von 4 Wochen vereinbart, sowie das<br />

Konto des CSD benannt. Dem CSD<br />

liegt seitens Dennis R. auch keine<br />

Abrechnung dieser Veranstaltung<br />

vor, aus der hervorgeht, wie viele Besucher<br />

bei der benannten Veranstaltung<br />

anwesend waren. Nach unserer<br />

Einschätzung war die Veranstaltung<br />

aber gut besucht, so dass hier schon<br />

ein paar Euro zusammengekommen<br />

sein sollten.“<br />

Der jetzt amtierende Vorstand des Bremer<br />

CSD e. V. will weitere Überprüfungen<br />

anstrengen und gegebenenfalls weitere<br />

Maßnahmen einleiten, über die wir die<br />

Leser*innen auf dem Laufenden halten.


22 NORDDEUTSCHLAND<br />

SCHLESWIG-<br />

HOLSTEIN<br />

„ECHTE VIELFALT<br />

ÜBERALL #ZEIGFARBE“<br />

Der LSVD Schleswig-Holstein hat<br />

eine Sichtbarkeitskampagne ins Leben<br />

gerufen, die auch auf die besonderen<br />

Härten der Pandemie für nichtheterosexuell<br />

Lebende aufmerksam machen soll:<br />

„Die Corona-Pandemie verstärkt die<br />

Verletzlichkeit von Lesben, Schwulen,<br />

Bisexuellen, trans*- und intergeschlechtlichen<br />

Menschen (LSBTI*) besonders. Die<br />

Gefahr von Gewalt und Anfeindungen,<br />

der LSBTI* in familiären Bereichen oder in<br />

Geflüchtetenunterkünften ausgesetzt sind,<br />

wächst dramatisch an. Zusätzlich finden<br />

Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />

derzeit durch die Beschränkungen nicht<br />

statt - Rückzugsräume und Selbsthilfegruppen<br />

fehlen. Auf diese prekäre<br />

Situation möchten wir mit der Kampagne<br />

#ZeigFarbe aufmerksam machen und zu<br />

Solidarität aufrufen. Alle Menschen können<br />

sich an der Aktion beteiligen. Wer ein Plakat<br />

sieht, kann sich davor fotografieren und das<br />

Foto mit dem Hashtag #ZeigFarbe in den<br />

sozialen Medien teilen. Gemeinsam wollen<br />

wir so im ganzen Norden ein Zeichen<br />

der Solidarität und des Zusammenhalts<br />

setzen“, so Andreas Witolla aus dem<br />

Landesvorstand.<br />

Gleichzeitig wirbt der LSVD für die Teilnahme<br />

am 2014 entstandene Aufklärungsnetzwerk<br />

„Echte Vielfalt“, denn „in kleineren<br />

Städten und ländlichen Gemeinden steckt<br />

das Thema Akzeptanz von LSBTI* noch in<br />

den Kinderschuhen. Lesben, Schwule, sowie<br />

trans*- und intergeschlechtliche Menschen<br />

sind jedoch auch hier Teil der Gesellschaft<br />

und brauchen Räume zum Austausch und<br />

Unterstützungsangebote.“<br />

ECHTE VIELFALT – DIE INITIATIVE<br />

Seit 2014 im Kieler Landtag einstimmig<br />

(!), da war die AfD noch nicht vertreten,<br />

der „Aktionsplan für die Akzeptanz<br />

vielfältiger sexueller Identitäten des Landes<br />

Schleswig-Holstein“ beschlossen wurde,<br />

hat sich viel getan. Über 40 Mitglieder, darunter<br />

Kreise und Städte des nördlichsten<br />

Bundeslandes aber auch die Westküstenklinken,<br />

die Universitäten in Flensburg, Kiel,<br />

Lübeck, ebenso die Fachhochschulen, die<br />

Türkische Gemeinde, die AOK Nordwest,<br />

der Schleswig-Holsteinische Fußballverband<br />

vernetzen sich in der Initiative<br />

„Echte Vielfalt“ und entwickeln Konzepte,<br />

um der Diskriminierung von LGBTIQ*<br />

entgegenzuwirken.<br />

www.echte-vielfalt.de


HANNOVER<br />

Schwule Sau<br />

in Gefahr!<br />

NORDDEUTSCHLAND<br />

23<br />

Eigentlich hatte man gerade eh<br />

wegen der Pandemie nicht so richtig<br />

Jubellaune zum 30. Geburtstag. Wann und<br />

wie der mit den Gästen von Hannovers<br />

bekanntestem queeren Treffpunkt nachgeholt<br />

werden kann, ist ebenso unklar, wie<br />

– und das kommt unerwartet – ob es überhaupt<br />

weiter gehen kann. Durch dringend<br />

erforderliche Sanierungsmaßnahmen in<br />

Millionenhöhe ist die Schwule Sau akut in<br />

ihrer Existenz bedroht.<br />

Das Plenum in einem Aufruf: „Durch unsere<br />

bewegte Geschichte, die 1991 begann, und<br />

unsere nicht gewinnorientierte Arbeit hat<br />

es der kleine Laden aus der Nordstadt zu<br />

überregionaler Bekanntheit mit einer bundesweit<br />

nur noch selten anzutreffenden<br />

Struktur gebracht. Wir organisieren hier<br />

ehrenamtlich nicht nur Partys, sondern<br />

auch aufwendig inszenierte Barabende,<br />

Konzerte, Lesungen, Diskussionveranstaltungen<br />

und Theatervorstellungen. Darüber<br />

hinaus sind wir beispielsweise durch<br />

unseren Einsatz für queere Geflüchtete<br />

und unsere aktive Teilnahme am hiesigen<br />

CSD auch auf der politischen Ebene<br />

vertreten und bieten queeren Menschen<br />

einen geschützten Raum. Dieser Raum<br />

ist nun aber stark gefährdet. Die Stadt<br />

Hannover hat im November als Vermieterin<br />

klargestellt, dass das Gebäude dringend<br />

einer Sanierung bedarf, deren Kosten sich<br />

nach üblichen Berechnungsschlüsseln auf<br />

über eine Million Euro belaufen. Diese nur<br />

grob geschätzten Kosten kann die Stadt<br />

nicht übernehmen und deswegen droht<br />

uns eine Kündigung des Mietverhältnisses,<br />

sollte keine andere Lösung gefunden werden.“<br />

Eine Schließung der Sau würde einen<br />

herben Verlust für die Queer-Community<br />

in Hannover und darüber hinaus bedeuten.<br />

Das Team weiter: „Dies gilt es mit allen<br />

Mitteln zu verhindern! Wir stehen dazu<br />

sowohl mit der Stadt Hannover als auch<br />

mit lokalen Vertretern der Politik in Kontakt,<br />

in der Hoffnung, gemeinschaftlich<br />

eine Lösung zu finden und den Fortbestand<br />

der Sau sicherzustellen.“ Zurzeit<br />

ist allerdings die Lage noch so ungewiss,<br />

dass das Team im <strong>hinnerk</strong> Gespräch von<br />

Spendenaufrufen absieht und eher darum<br />

bittet, Aufmerksamkeit für das Thema<br />

herzustellen.<br />

www.schwulesauhannover.de


24 GESUNDHEIT<br />

SEXUALITÄT<br />

Brauchen wir noch<br />

schwule Sexorte?<br />

Wir alle, unabhängig von Geschlecht und Orientierung, sind durch die Pandemie mit Fragen der Sexualität konfrontiert, die wir uns im<br />

Vor-Corona-Alltag nicht so oft, weniger intensiv oder gar nicht stellten. Unsere Sexualität – und hier beginnen die Differenzierungen<br />

in Sachen Identität und Orientierung, es geht im Nachfolgenden um die mann-männliche (MSM), die schwule oder bisexuelle Sexualität<br />

– ist seit den sich nun jährenden ersten Kontaktbeschränkungsmaßnahmen Teil des öffentlichen Diskurses geworden.<br />

Von Saunaverboten bis Razzien in<br />

Cruising-Bars und –Gebieten reicht die<br />

Bandbreite staatlicher Repression von<br />

Sex zwischen Männern*. Noch härter<br />

traf es die, die Sex und Zärtlichkeit<br />

als Wirtschaftsgut veräußern: die<br />

Sexarbeiter*innen. Auch in den sozialen<br />

Medien und im privaten Rahmen wurde<br />

Sexualität nach der trügerischoptimistischen<br />

Euphorie der PrEP wieder<br />

moralisch gebrandmarkt.<br />

Vielfach wurde die Regulierung der<br />

Sexualität im wahrnehmbaren Teil der<br />

homonormativen Mehrheitscommunity<br />

als sinnvolle Anti-Corona-Maßnahmen<br />

hingenommen und selbstverständlich in<br />

Teilen auch berechtigt, unterstützend<br />

verteidigt. Dennoch ist auffällig, wie<br />

schnell das hart erkämpfte Gut der freien<br />

Sexualität, mit seinen Konzepten von<br />

Partnerschaft jenseits von Ehebett und<br />

Wohnzimmer-Couch, nicht einmal mehr<br />

erwähnenswert schienen, ja sogar von<br />

seinen eigenen Nutznießern in Frage<br />

gestellt wurde. Die Deutsche Aidshilfe<br />

(DAH) hat sich nach anfänglicher Orientierungsphase<br />

zu einem der stärksten<br />

Sprachrohre jener gemacht, die sich<br />

ganz leise resignierend oder laut weinend<br />

ihrer Sexualität und der dazugehörigen<br />

Räume beraubt sahen und sehen. Ende<br />

2020 organsierte der Verband im Berliner<br />

SchwuZ daher auch eine ganz besondere<br />

Sonderversion seines traditionellen<br />

Wirtetreffens der LGBTIQ*Szene.<br />

Es kamen – unter Einhaltung strenger<br />

Corona-Vorschriften – Betreiber*innen<br />

und Inhaber*innen von Orten der<br />

homosexuellen (und teilweise queeren)<br />

Sexualität aus der ganzen Bundesrepublik<br />

zusammen, um darüber zu diskutieren,<br />

ob und wie ein Morgen danach aussehen<br />

könnte. Und man* holte sich Rat bzw.<br />

wissenschaftlichen Input bei und von<br />

dem deutschen Fachmann für mannmännliche<br />

Sexualität, Professor Dr.<br />

Martin Dannecker. Sein Vortrag war wie<br />

folgt überschrieben:<br />

„Der eine braucht es mehr, der andere<br />

braucht es weniger – wie viel Promiskuität<br />

braucht es für eine zufrieden<br />

Sexualität?“


GESUNDHEIT 25<br />

Was sagen Studien über „den promisken Schwulen“?<br />

Ist an dem Vorurteil des omnipotenten und ständig<br />

nach Sex suchenden Schwulen etwas dran? Allen<br />

Klischees liege ein wahrer Kern zugrunde, sonst würde<br />

die Lust an der Aufrechterhaltung der Klischees vergehen,<br />

sagt der Professor. Das Klischee des promiskuitiven<br />

Schwulen findet sich allerdings sogar in der<br />

Wissenschaft wieder, beispielhaft zitiert Dannecker<br />

aus einer Schweizer Arbeit im Fach Psychologie:<br />

„Homosexuelle sind bekannt für ihre Untreue,<br />

Homosexualität und Promiskuität sind fast schon<br />

Synonyme. Homosexuelle selbst lieben es, sich mit<br />

wechselnden Partner zu zeigen. Die Darkrooms und<br />

die Parkszenen sind ohne ständigen Objektwechsel<br />

nicht denkbar.“<br />

Süffisant und mit einem Anflug von Altherrenwitz,<br />

weißt Dannecker darauf hin, dass die Autorin des<br />

Textes keine empirische Datenbasis angibt und sich<br />

ihre Erfahrung demnach vielleicht aus ihrer klinischen<br />

Beobachtung, also der Behandlung schwuler<br />

Patienten nährt: „Das könnte ja eine besondere<br />

Perspektive sein.“ Allerdings könnten zunächst auch<br />

die empirischen Studien der Sexualwissenschaft über<br />

die möglicherweise konkreten psychischen Gründe für<br />

Partnerwechsel unter Schwulen nichts aussagen. Das<br />

gleiche gelte für die Beantwortung der Frage wie viel<br />

an Promiskuität notwendig ist, um individuell ausreichend<br />

für Befriedigung oder zumindest Beruhigung<br />

zu sein.


26 GESUNDHEIT<br />

WIE OFT MACHT SCHWULER MANN* ES?<br />

Über die Verbreitung von Promiskuität<br />

unter schwulen Männern gibt es nach<br />

Ansicht von Dannecker mehrere und in<br />

ihren Ergebnissen vergleichbare Studien.<br />

Seine mit Richard Lemke 2010 durchgeführte<br />

Onlinebefragung ergab:<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Fast 30 Prozent hatten in den sechs<br />

Monaten vor der Befragung nur einen<br />

oder keinen Sexualpartner<br />

41 Prozent gaben zwischen zwei bis<br />

fünf Sexualpartner an<br />

15 Prozent zwischen sechs und zehn<br />

Sexualpartner<br />

Der Anteil mit mehr als zehn verschiedenen<br />

Partnern, was etwa zwei pro Monat<br />

ergibt, lag bei 15 Prozent. Die überwiegende<br />

Mehrheit der schwulen Männer<br />

scheint, so Dannecker, also „weit entfernt<br />

von einem promisken Verhalten zu sein.“<br />

Diese ungefähre Verteilung habe sich in<br />

den vorhandenen Querschnittsstudien<br />

über die Jahre nicht signifikant geändert.<br />

Trotz mehr Möglichkeiten des Partnerwechsels<br />

durch Saunen und Darkroom-<br />

Bars. Im Gegenteil geht Dannecker sogar<br />

davon aus, dass die Befragungen wegen<br />

der über Datingseiten und Chatportale<br />

erreichten Teilnehmer, eher einen<br />

überhöhten Anteil aufweisen.<br />

Es könne aber auch sein, dass die<br />

digitalen Kontaktanbahnungen, das<br />

Austauschen von sexuellen Vorlieben<br />

und Beschreiben von Wünschen in Chats<br />

und Foren bereits eine Erfüllung des psychischen<br />

Wunsches nach Promiskuität<br />

bedeutet. Die Zahl der tatsächlichen, also<br />

realen Sexualkontakte, könnten dann<br />

zurückgegangen sein. Dies müsse weiter<br />

erforscht werden.<br />

„Die reale Nähe zu jenen<br />

Bezirken der Szene, die<br />

durch promiskes Treiben<br />

gekennzeichnet sind,<br />

scheint jedenfalls sehr viel<br />

geringer zu sein, als es mir<br />

meine eigene Lebenserfahrung<br />

vorgaukelt.“<br />

ANYTHING GOES? AB 30 WIRD ES<br />

SPEZIELL!<br />

Seit 1987 wird in Deutschland im<br />

Abstand von rund drei Jahren eine große<br />

Befragung von MSM durchgeführt. Der<br />

schwule Soziologe und Aktivist Michael<br />

Bochow hatte sie bis 2013 geleitet,<br />

2012 machte vor allem eine Erkenntnis<br />

Professor Dannecker stutzig:<br />

Zwar steigt der Anteil der Männer, die<br />

mit mehr als zehn anderen Sex hatten,<br />

bis zum Alter von 30 Jahren an, bleibt<br />

dann aber relativ konstant. Dannecker<br />

mutmaßt – und hier beigebt er sich dann<br />

doch auf ähnlich dünnes Eis, wie die<br />

von ihm Eingangs zitierte Psychologin<br />

–, dass es mit zunehmendem Alter zur<br />

Entwicklung von Mustern, also sexuellen<br />

Vorlieben kommt. Diese Muster seien<br />

so fest, dass sie selbst nach einer in der<br />

Verliebtheitsphase durchbrechenden<br />

Flexibilität häufig dominant bleiben und<br />

einer der möglichen Antriebe für den<br />

Wunsch nach Partnerwechsel sein könnten.<br />

Dieser wiederum würde aber weniger<br />

wahllos als selektiv und den sexuellen<br />

Vorlieben entsprechend organisiert.<br />

In einer 2013 durchgeführten Studie<br />

im Auftrag der DAH wurde die Nutzung<br />

queerer Infrastruktur untersucht. Das<br />

für Dannecker erstaunlichste Ergebnis<br />

hinsichtlich der Fragestellung, ob der<br />

schwule Mann per se promiskuitiv sei,<br />

war: 70 Prozent der Befragten haben in<br />

den zwölf Monaten vor Studienteilnahme<br />

weder einen Ort queerer Geselligkeit<br />

(Bars, Cafés) noch schwule Sexorte (Saunen,<br />

Parks) aufgesucht. Der Anteil derer,<br />

die eindeutig nur oder fast immer Sexorte<br />

aufsuchten und somit einer promisken<br />

Lebensführung nachgehen könnten, lag<br />

bei nur rund fünf bis sieben Prozent.<br />

Dannecker wollte diese Zahlen kaum<br />

glauben. Er meinte, seine eigene Erfahrung<br />

spreche eine so deutlich andere Sprache,<br />

dass etwas an den Zahlen nicht stimmen<br />

könne. Nach eingängiger Selbstprüfung<br />

musste er sich mit einer Erkenntnis<br />

anfreunden, die vielen bekannt sein dürfte:<br />

Das Beziehungsnetzwerk wird stark durch<br />

die Fokussierung auf Vorlieben geprägt.<br />

Die digitalen Werkzeuge der Selektion verstärken<br />

diesen ganz natürlichen Vorgang<br />

so stark, dass die eigene Empfindung der<br />

Realität die tatsächliche überstrahlt.<br />

Zusammenfassend gibt es laut Dannecker<br />

also nur eine kleine Gruppe unter<br />

Schwulen, die über lange Zeit mit vielen<br />

wechselnden Partnern Sex hat und die<br />

diesbezügliche Angebote der Szene so<br />

nutzt, dass Promiskuität angenommen<br />

werden kann. Aber was heißt das<br />

eigentlich?<br />

Fortsetzung auf männer.media!


GESUNDHEIT 27<br />

INFO<br />

Martin Dannecker<br />

Der „Oswalt Kolle“ der schwulen Sexualität wird Martin<br />

Dannecker auch genannt. Der 1942 in Oberndorf am<br />

Neckar geborene außerplanmäßige Professor am Institut<br />

für Sexualwissenschaft in Frankfurt, verhalf dem Thema<br />

Homosexualität durch die Veröffentlichung der großen<br />

Studie „Der gewöhnliche Homosexuelle“ 1974 erstmals<br />

seit der Zerschlagung von Magnus Hirschfelds „Institut für<br />

Sexualwissenschaften“ durch die Nationalsozialisten<br />

wieder zu einem festen Platz in Wissenschaft<br />

und Lehre. Schon 1971 war als Co-Autor<br />

bei Rosa von Praunheims erstem Filmerfolg<br />

„Nicht der Homosexuelle ist pervers,<br />

sondern die Situation, in der er lebt“<br />

maßgeblich daran beteiligt, auch die<br />

öffentliche Wahrnehmung der Themen<br />

Homosexualität und Geschlechtsidenditäten<br />

maßgeblich zu verbessern.<br />

Besonders in Zeiten der AIDS-Kriese<br />

in den 1980er und 1990er Jahren war<br />

er gefragter Fachmann. Inzwischen<br />

genießt er seinen Ruhestand in Berlin.<br />

Außer er wird gerufen! Sein aktuelles Buch<br />

ist ein dringender Lesetipp!<br />

Fortwährende Eingriffe“ von Martin Dannecker, Buch /<br />

Broschur, 232 Seiten, ISBN 9783863002718,<br />

www.maennerschwarm.de<br />

hülsta-studio<br />

. . .<br />

Tischlerei + Möbelhaus GmbH Dehnhaide 139-145 22081 Hamburg Tel. 040 296186<br />

www.scharbau-hamburg.de


28 KULTUR<br />

TIPP<br />

HEISS<br />

AUF EIS<br />

Schon seit 2006 ist EIS Vorreiter, was Toys und anderes<br />

Praktisches und Hilfreiches beim Sex betrifft. Das<br />

Motto „Entdecke Deine Sinnlichkeit“ ist Leitgedanke<br />

und wird schon durch die schiere Vielfalt von über<br />

25.000 angebotenen Artikeln mehr als erfüllt. Der EIS<br />

Podcast, ein Blog und Erklärvideos zu mehr als 3.000<br />

Produkten, sowie ständig neue Innovationen machen<br />

bereits das Stöbern und Entdecken auf EIS.de zum<br />

Erlebnis, zusätzlich ist EIS auch in Sachen Kundenservice<br />

ein Primus: Als einziger Anbieter der Branche bietet der<br />

Onlineshop eine 10-jährige Garantie auf sämtliche Produkte<br />

sowie ein 365-Tage-Geld-Zurück-Versprechen – und das auch<br />

noch mit einer Tiefpreisgarantie. Und weil Sex leider immer noch<br />

unter gesellschaftlichem Generalverdacht steht, ist der diskrete<br />

Versand mit verschiedenen Absenderadressen möglich. Wir stellen<br />

euch das derzeit Heißeste auf EIS vor.<br />

DIE ROYALE NUMMER EINS<br />

Verwöhne dich und deinen Schatz mit dem Satisfyer<br />

Royal One: Der Penisring besteht aus körperfreundlichem<br />

Silikon und verwöhnt mit Blutstaueffekt und kraftvollen<br />

Vibrationen. Einmal über den Penis gezogen, intensiviert er<br />

die Erektion und verzögert gleichzeitig die Ejakulation – für<br />

einen maximalen Höhepunkt. Und jetzt kommt’s: There is<br />

an App for that!<br />

Ja. Richtig gelesen. Eine App für den Spaß mit dem besten<br />

Stück. Die kostenlose App Satisfyer Connect ist kompatibel<br />

mit jedem Android oder iOS-Gerät und wird monatlich<br />

mit neuen Funktionen und Updates versorgt. Sie dient<br />

nicht nur als Fernbedienung für dein Lieblings-Toy von<br />

Satisfyer, sondern auch – und wenn so abgemacht – für die<br />

deines/r Mitspielers im gleichen Bett oder den Betten auf<br />

der ganzen Welt per Videochat. Haben wir schon erwähnt,<br />

dass sie sogar Umgebungsgeräusche wie Stöhnen oder<br />

Atmen und sogar deine Lieblingssexsongs in Vibrationen<br />

verwandeln kann? Die App funktioniert selbstverständlich<br />

ohne Anmeldung und sammelt<br />

keinerlei Daten.<br />

30 %<br />

RABATT!<br />

Gutscheincode<br />

EIS30BLUMEDIA<br />

auf EIS.de!**<br />

Auf männer* (www.männer.<br />

media/gesundheit/sexualitaet)<br />

verraten wir dir mehr zu EIS.de,<br />

Satisfyer und stellen dir „Men Vibration“,<br />

seinen warmen Bruder „Men Heat<br />

Vibration“ und den Alleskommer „Men<br />

Wand“ vor.<br />

www.eis.de<br />

**Aktionsbedingungen Rabatt-Code<br />

Der Gutschein ist nur online unter www.eis.de einlösbar. 30% auf alles außer Bücher, Aktionsprodukte, Satisfyer & Tagestipps. Nicht mit anderen Aktionen kombinierbar. Eine<br />

Barauszahlung ist nicht möglich. Es kann nur ein Gutschein pro Bestellung und pro Kunde eingelöst werden. Der Weiterverkauf ist untersagt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Eine Anrechnung auf die Versandkosten ist nicht möglich. Der Gutscheincode ist nicht kombinierbar mit anderen Rabattcodes. Restguthaben verfällt. Der Gutschein kann nur vor<br />

Abschluss des Bestellvorgangs eingelöst werden. Eine nachträgliche Verrechnung ist nicht möglich. Der Gutschein wird nicht erstattet, wenn der Kunde die mit dem Gutschein<br />

ganz oder teilweise bezahlte Ware im Rahmen seines gesetzlichen Widerrufsrechts zurückgibt. Gültigkeit vom 1.2.<strong>2021</strong> bis 15.4.<strong>2021</strong>.


ANZEIGE<br />

Moderne Diagnostik revolutioniert Prostatakrebs-Vorsorge<br />

Eine große Chance für die<br />

Männergesundheit<br />

Die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) der Prostata eröffnet<br />

bessere Möglichkeiten zur Früherkennung von Prostatakrebs. Sie liefert zuverlässigere<br />

Ergebnisse als andere Untersuchungsmethoden – und das völlig schmerzfrei.<br />

Anders als bei Frauen hat<br />

sich für Männer das Thema<br />

Krebsvorsorge nicht im gleichen<br />

Maße etabliert. Viele scheuen<br />

die Untersuchung ihrer Prostata.<br />

Gängige Diagnoseverfahren<br />

liefern zudem mitunter irreführende<br />

Ergebnisse.<br />

Die multiparametrische MRT<br />

der Prostata bringt hier den<br />

Durchbruch.<br />

Prostatakrebs ist die häufigste<br />

Krebserkrankung des Mannes.<br />

Die Vorsorge erfolgt durch<br />

eine Tastuntersuchung und eine<br />

Bestimmung des PSA-Wertes<br />

(prostataspezifisches Antigen)<br />

im Blut. Dieser Wert allein ist<br />

jedoch nicht immer eindeutig. Weder ist bei Werten im Normbereich<br />

ein Prostatakrebs ausgeschlossen noch ist Krebs bei erhöhten PSA-<br />

Werten bewiesen. Selbst bei einer Stanzbiopsie, bei der Gewebeproben<br />

an mehreren zufällig ausgewählten Stellen entnommen werden,<br />

können Krebsherde übersehen werden.<br />

„Viel genauere Ergebnisse liefert die nicht-invasive und damit<br />

schonendere Untersuchung mithilfe der multiparametrischen Magnetresonanztomographie<br />

(mpMRT) der Prostata“, erklärt Dr. Jörg<br />

Gellißen von der Radiologischen Allianz. „Die mpMRT ist aktuell das<br />

sicherste und beste Verfahren zur biopsiefreien Diagnostik, Vorsorge<br />

und Früherkennung.“<br />

Die Nachweisempfindlichkeit ist mit 85 Prozent anderen Verfahren<br />

(Tastuntersuchung, transrektaler Ultraschall) weit überlegen. Mit<br />

etwa 90-prozentiger Sicherheit können Radiologen Prostatakrebs<br />

mit dieser neueren Methode ausschließen.<br />

Die von der Radiologischen Allianz genutzten MRT-Geräte liefern<br />

hochkontrast- und strukturauflösende Bilder, welche von erfahrenen<br />

Experten interpretiert werden. „Wir können Erkrankungen so schon<br />

Dr. Jörg Gellißen, Dr. Martin Simon und Dr. Stephan Schulz<br />

vom Standort Radiologie am Rothenbaum in Hamburg<br />

Sprechen Sie uns an: Wir beraten Sie gerne persönlich über<br />

unser Spektrum an Diagnostik- und Vorsorgeleistungen.<br />

im Frühstadium präzise erkennen,<br />

so dass auf eine anschließende<br />

Biopsie verzichtet werden kann“,<br />

erläutert Dr. Stephan Schulz.<br />

Bei Verdacht auf einen Tumor<br />

können Lage, Größe und Ausdehnung<br />

exakt bestimmt und auch der<br />

Befall benachbarter Organe, der<br />

Lymphknoten und Knochen abgeklärt<br />

werden. Mithilfe der mpMRT<br />

können auch Karzinome entdeckt<br />

werden, die nicht lebensbedrohlich<br />

sind und mittels regelmäßiger Kontrollen<br />

überwacht werden können.<br />

Im Fall einer Krebs-Diagnose ist<br />

die Radiologische Allianz zudem<br />

ein kompetenter Partner für die<br />

Therapie. „Wir decken das gesamte<br />

Spektrum von der Diagnostik über eine mögliche Strahlentherapie<br />

bis hin zu Kontrollen in der Nachsorge ab und sind interdisziplinär<br />

mit onkologischen und urologischen Partnern in Netzwerken verbunden.“,<br />

so Dr. Martin Simon.<br />

Die Kosten einer mpMRT werden von privaten Krankenkassen<br />

in der Regel übernommen. Eine Krebsvorsorge und Abklärung des<br />

Verdachts auf ein Prostatakarzinom mittels mpMRT (z.B. bei erhöhtem<br />

PSA-Wert oder verdächtigem Tastbefund) bieten wir zudem als<br />

individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) an. Tumorverlaufskontrollen<br />

unter Therapie führen wir auch als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen<br />

durch.<br />

Die Radiologische Allianz bietet die mpMRT der Prostata und weitere Vorsorgediagnostik an diesen Standorten an:<br />

Radiologie am Rothenbaum Radiologie am Rathausmarkt Radiologie am Blankeneser Bahnhof (Praxisgemeinschaft)<br />

Hansastraße 2-3 Mönckebergstraße 31 Sülldorfer Kirchenweg 2a<br />

20149 Hamburg 20095 Hamburg 22587 Hamburg<br />

Tel.: (040) 32 55 52-109 Tel.: (040) 32 55 52-101 Tel.: (040) 32 55 52-110<br />

Informieren Sie sich über unser umfassendes Portfolio an MRT (Kernspin), Nuklearmedizin und Strahlentherapie auf www.radiologische-allianz.de


30 GESUNDHEIT<br />

INTERVIEW<br />

FOTOS: ANNA-LENA EHLERS<br />

Peter macht dich fit<br />

für den Frühling<br />

Mit Peter Goebel arbeiten wir in der Redaktion schon seit Jahren zusammen. Allerdings ging es dabei immer<br />

um Musik, denn Peter ist in der PR-Branche für die Großen wie Kim Wilde und Kylie unterwegs. Dass er seit<br />

vielen Jahren auch als Personal Trainer für Fitness sorgt, nahmen wir zum Anlass, ihn auszufragen. *ck<br />

Für Sportmuffel wie mich klingen<br />

„Kettlebells, TRX Schlingentrainer,<br />

Foamroller ...“ etwas nach Folter ...<br />

Es sind definitiv keine Folterinstrumente<br />

(lacht), sondern unterstützen uns<br />

hervorragend beim Sporteln! Natürlich kann<br />

man auch ohne diese Tools viel erreichen,<br />

aber bei reinen Körpergewichtsübungen<br />

fehlt nach einer gewissen Zeit der<br />

entsprechende Reiz, um den Muskel<br />

weiter zu fordern. Daher setze ich gerne<br />

Tools wie Kettlebells, Medizinbälle oder<br />

Widerstandsbänder ein; je nachdem was<br />

der Kunde erreichen möchte. Und keine<br />

Sorge, es macht richtig viel Spaß damit zu<br />

trainieren. Mein Lieblingstool ist der TRX<br />

Schlingentrainer; mit diesem Gerät kann<br />

man prima den ganzen Körper trainieren<br />

und bearbeitet damit auch die tieferliegenden<br />

Muskeln, die oft vernachlässigt werden.<br />

Zudem muss die Coremuskulatur (Körpermitte)<br />

die ganze Zeit kräftig mitarbeiten.<br />

Brauch ich denn einen Personal<br />

Trainer dafür?<br />

Sicher kannst du viel in Eigenregie machen,<br />

wenn du dich auskennst.<br />

Allerdings hilft dir ein Personal Trainer<br />

insbesondere dadurch, dass er einen individuell<br />

auf deine Ziele abgestimmten Plan<br />

für dich erarbeitet, dich laufend motiviert<br />

und auch den Plan immer wieder an deine<br />

aktuelle Situation anpasst.<br />

Außerdem trainieren viele leider nicht<br />

richtig und schaden sich dabei, indem sie<br />

Übungen falsch ausführen. Eine richtige<br />

Bewegungsausführung ist super wichtig.<br />

Man merkt oft selbst gar nicht was für<br />

Fehlhaltungen man sich „antrainiert“ hat.<br />

Du bist auf funktionales Training<br />

spezialisiert. Was meint der Begriff?<br />

Beim Functional Training geht es nicht<br />

nur darum wie der Körper aussehen soll,<br />

sondern mehr um das Körpergefühl und<br />

was der Körper alles kann. Zum Functional<br />

Training gehören viele Elemente; sei es<br />

Kraft oder mehr Mobilität oder Agilität.<br />

Die Übungen unterstützen uns im Alltag<br />

– sei es eine Kiste richtig vom Boden<br />

aufzuheben oder etwas über Kopf ins<br />

Regal zu stellen. Sprich Functional Training<br />

kann jedem bei seinen alltäglichen Bewegungen<br />

helfen; vom Bürohengst bis zum<br />

Feuerwehrmann hilft es im Grunde dabei,<br />

dass der Körper seinen Job erfüllen kann.<br />

Du wirst nicht nur fit, sondern es verfolgt<br />

somit auch noch seinen Zweck. Und wenn<br />

sich nebenbei auch noch deine Figur<br />

verbessert, ist das ja auch ein schöner<br />

Nebeneffekt.<br />

Demnächst wird sich der erste<br />

Lockdown jähren und bei sehr vielen<br />

Leser*innen und bei mir sind die<br />

Jahresringe an Hüfte, Po und Bauch<br />

für 2020 dann doch etwas üppiger<br />

als normal ausgefallen. Wie bist Du<br />

selbst in dieser Zeit fit geblieben?<br />

Ja das höre ich von vielen meiner Kunden.<br />

Ich selbst habe zum Glück zu Hause<br />

viele Trainingsgeräte, mit denen ich im<br />

Lockdown trainiere. Aber auch Wasserflaschen,<br />

Bücher oder Kisten kann man ja als<br />

Gewichte nutzen Zudem besitze ich ein<br />

Rudergerät, mit dem man sehr gut arbeiten<br />

kann. Und Joggen um die Alster geht<br />

immer (nein schlechtes Wetter ist keine<br />

Ausrede!). Und glücklicherweise habe ich<br />

einen Sportplatz direkt vor meiner Haustür,<br />

den ich prima nutzen kann zum Training.


GESUNDHEIT 31<br />

1.<br />

RAUS AN DIE LUFT<br />

Grade im Winter und im Frühling<br />

ist es für unser Immunsystem prima,<br />

wenn wir draußen an der frischen Luft<br />

trainieren. Wenn man erstmal losgelaufen<br />

ist, ist es doch auch gar nicht mehr<br />

schlimm, da es einem schnell warm wird.<br />

Am besten schon die Laufklamotten<br />

abends rauslegen, so dass man morgens<br />

gar nicht an ihnen vorbei kann. Wenn du<br />

Joggen nicht magst, dann suche dir eine<br />

andere Aktivität, die du an der frischen<br />

Luft ausüben kannst. Oder mache einen<br />

ausgiebigen Spaziergang; das bringt schon<br />

mehr als viele denken. Am besten mit dem<br />

besten Freund verabreden und gemeinsam<br />

gehen, dann kann man gleich Neuigkeiten<br />

austauschen oder gemeinsame Pläne<br />

schmieden.<br />

2.<br />

KALT DUSCHEN<br />

Eine kalte Dusche am Morgen<br />

weckt die Lebensgeister, erfrischt und<br />

stärkt auch unser Immunsystem. Erstmal<br />

langsam rantasten; fang mit warmem Wasser<br />

an und langsam immer kälter duschen.<br />

Fang bei den Füßen an und dann weiter<br />

nach oben. Steigere mit der Zeit die Dauer<br />

des Kaltduschens, bis du eine Minute oder<br />

länger durchhältst. Gerne kannst du auch<br />

Wechselduschen, sprich wechsle öfter<br />

zwischen heißem und kaltem Wasser hin<br />

und her. Du bist danach so richtig schön<br />

wach und voller Tatendrang. Nach dem<br />

Peters Top 5 Tipps<br />

für einen fitten Nach-Lockdown-Frühling<br />

Laufen draußen empfehle ich aber eher<br />

eine heiße Dusche oder ein heißes Bad zur<br />

Belohnung.<br />

3.<br />

ZIELE SETZEN<br />

Setze dir ein Ziel, das du dieses<br />

Jahr erreichen möchtest. Was liegt dir<br />

wirklich am Herzen, für was brennst du?<br />

Bei der Umsetzung empfehle ich dir die<br />

bewährte WOOP Methode, die steht für<br />

Wish (Wunsch), Outcome (Ergebnis),<br />

Obstacle (Hindernis) und Plan (Plan). Hierbei<br />

geht es darum sich der Hindernisse,<br />

die uns am meisten vom Erfüllen unseres<br />

Wunsches abhalten, zu Nutze zu machen,<br />

indem man sich zunächst die Hindernisse<br />

vorstellt und sich dann überlegt, wie man<br />

diese effektiv überwinden kann, wenn sie<br />

auftauchen. Das Prinzip wirkt in vielen<br />

Bereichen. Ob beim Wunsch Gewicht zu<br />

reduzieren oder Stress abzubauen, egal<br />

was für einen Wunsch du hast, probiere die<br />

Methode mal aus. (woopmylife.org)<br />

4.<br />

ESSGEWOHNHEITEN SCHRITT<br />

FÜR SCHRITT ÄNDERN<br />

Schreib mal eine Woche detailliert auf,<br />

was du alles in der Zeit gegessen und<br />

getrunken hast. Schau dir einmal an, wann<br />

du was gegessen hast. Warst du wirklich<br />

hungrig oder hast du aus irgendeinem<br />

Frust heraus z.B. Süßigkeiten gegessen<br />

oder aus Langweile genascht? Werde dir<br />

bewusster, was hinter deinem Essverhalten<br />

steckt. Nimm dir nicht vor, von heute auf<br />

morgen alle schlechten Essgewohnheiten<br />

auf einmal zu verändern, das funktioniert<br />

meist auf Dauer nicht. Nimm dir Zeit und<br />

versuche Schritt für Schritt Gewohnheiten<br />

zu ändern und dich gesünder zu ernähren.<br />

Sei es, dass du Softdrinks weglässt<br />

und gegen Wasser austauschst oder<br />

die Vollmilchschokolade gegen dunkle<br />

Schokolade (ab 70 % Kakaogehalt). Von<br />

reinen Verboten halte ich wenig, dadurch<br />

wird deine Lust auf die Lebensmittel erst<br />

recht angeheizt.<br />

5.<br />

SEI DANKBAR FÜR DAS<br />

ERREICHTE<br />

Zum Schluss noch ein Tipp. Wie oft<br />

vergleichen wir uns mit anderen Menschen,<br />

die vermeintlich besser ausschauen, mehr<br />

Muskeln haben, mehr Erfolg oder Glück im<br />

Leben haben. Lass es einfach mal sein, dich<br />

ständig mit Anderen zu vergleichen, sondern<br />

arbeite kontinuierlich daran, zur besten<br />

Version deiner selbst zu werden. Kümmere<br />

dich um deinen Körper und deinen Geist; sei<br />

dankbar dafür was du schon erreicht hast<br />

und gehe deinen Weg weiter, um täglich<br />

besser zu werden in deiner Entwicklung.<br />

Du wirst merken, dass es sehr befreiend<br />

ist, wenn du dich von dem Vergleichen mit<br />

Anderen lossagst und wirst dadurch viel<br />

entspannter durchs Leben gehen.<br />

www.getfit-stayfit.de


32 ANZEIGE<br />

WARUM N = N JEDEN BETRIFFT<br />

WAS BEDEUTET EIGENTLICH N=N?<br />

Wenn Menschen mit HIV eine Therapie erhalten und dadurch<br />

erfolgreich „unter der Nachweisgrenze“ sind, können sie das<br />

Virus nicht mehr übertragen. In diesem Zusammenhang begegnet<br />

man häufig der Abkürzung n=n (“nicht nachweisbar =<br />

nicht übertragbar“) - oder Englisch U=U („Undetectable =<br />

Untransmittable). 1,2<br />

Der Begriff der Nachweisgrenze - also der Wert, unter dem das<br />

HI-Virus im Blut nicht mehr nachgewiesen werden kann - ist allerdings<br />

nicht einheitlich definiert. Das liegt daran, dass sowohl<br />

die Messmethoden immer genauer werden als auch unterschiedliche<br />

Messgeräte in Verwendung sind. Die Zuverlässigkeit<br />

der Messung ist jedoch immer gleich.<br />

„<br />

Auch mit HIV kann ich ein<br />

schönes und normales Leben<br />

führen. Über n=n Bescheid zu<br />

wissen ist für mich dabei eine<br />

große Erleichterung!<br />

“<br />

Lilian, lebt seit 2000 mit HIV<br />

Zwei große wissenschaftliche Studien, die sich mit dem Thema<br />

n=n beschäftigen (die sog. PARTNER-Studien), haben das<br />

genauer untersucht. Dabei wurden insgesamt mehr als 135.000<br />

Sexualkontakte ohne Kondom ausgewertet, bei denen ein*e<br />

Partner*in HIV-positiv und der/die andere HIV-negativ war. Hier<br />

wurde bei einer Viruslast (das ist die Menge der HI-Viren im<br />

Blut) von < 200 Viruskopien pro Milliliter Blut von einer Nicht-<br />

Nachweisbarkeit gesprochen. 3 Die Ergebnisse dieser Studien<br />

zeigten, dass es dabei in keinem Fall zu einer Übertragung von<br />

HIV kam, wenn der/die HIV-positive Partner*in durch Therapie<br />

erfolgreich unter der Nachweisgrenze war. Als HIV-positiver<br />

Mensch kann man also unter einer erfolgreichen Therapie<br />

selbst durch Sex ohne Kondom niemanden mit HIV infizieren.<br />

Dieses Wissen ist für alle Menschen wichtig - ganz unabhängig<br />

vom eigenen HIV-Status.


GESUNDHEIT<br />

IN HAMBURG<br />

WENN WISSEN ZUNIMMT,<br />

NIMMT STIGMATISIERUNG AB.<br />

Als HIV-negativer Mensch zu wissen, dass HIV unter erfolgreicher<br />

Therapie nicht mehr übertragbar ist und ein Bewusstsein<br />

dafür zu haben, wie das Leben von Menschen mit HIV<br />

heutzutage aussieht, kann die unbegründeten Ängste im<br />

Umgang mit HIV-positiven Menschen nehmen. Diese beruhen<br />

vor allem auf der Furcht, sich im Alltag und beim Sex mit<br />

HIV-Positiven anstecken zu können.<br />

Aktuelles Wissen und die kontinuierliche Aufklärung der<br />

Gesellschaft – beispielsweise durch Kampagnen wie #HIVER-<br />

SITY, welche die Vielfalt von HIV-positiven Menschen und<br />

deren Leben zeigt - sind essenziell, um überholte Vorstellungen<br />

und Stigmatisierung abzubauen.<br />

Für Menschen mit HIV führt das Wissen um n=n zu einem<br />

gelasseneren Umgang mit der eigenen Sexualität. Denn es<br />

verschwinden Zweifel und Ängste, Sexualpartner*innen anstecken<br />

zu können, was sich auch vorteilhaft auf die persönliche<br />

mentale Gesundheit auswirkt. Und wenn man sexuell<br />

und mental gesund ist, steigt auch die eigene Lebensqualität<br />

und Zufriedenheit.<br />

Als Mensch mit HIV trägt auch der offene Austausch mit<br />

seiner/m Ärzt*in zu mehr Lebensqualität bei. Denn wenn man<br />

als HIV-positiver Mensch selbst die eigenen Bedürfnisse und<br />

auch deren Veränderung im Arztgespräch thematisiert, kann<br />

diese*r die beste Unterstützung leisten. So kann man zum<br />

Beispiel gemeinsam die Therapie auswählen, die am besten<br />

zum aktuellen Lebenstil passt.<br />

Weitere Informationen zu n=n und persönliche<br />

Geschichten zum Leben mit HIV unter www.livlife.de.<br />

Unterstützt von ViiV Healthcare<br />

1<br />

Eisinger et al., HIV Viral Load and Transmissibility of HIV Infection - Undetectable Equals<br />

Untransmittable, JAMA <strong>Februar</strong>y 5, 2019 Volume 321, Number 5 (Reprinted).<br />

2<br />

European AIDS Clinical Society Guidelines, Version 10.1, Stand Oktober 2020.<br />

Last accessed: November 2020<br />

3<br />

Rodger AJ, Cambiano V, Bruun T et al. Sexual Activity Without Condoms and Risk of<br />

HIV Transmission in Serodifferent Couples When the HIV-Positive Partner Is Using<br />

Suppressive Antiretroviral Therapy. JAMA 2016, 316(2).<br />

ÄRZTE<br />

■ Andreas Britz,<br />

Dr. med.Praxisklinik am Rothenbaum,<br />

Privatpraxis, Haut- und Geschlechtskrankheiten,<br />

Lasertherapie, Kosm.-<br />

ästhet. Behandlungen, Allergologie,<br />

Heimhuder Str. 38, & 44809812,<br />

www.dr-britz.de<br />

■ Dammtorpraxis, Dr. Linnig,<br />

Allgemeinmedizin, Reise-Medizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Damnmtorstr. 27, & 35715638,<br />

www.dammtorpraxis.de<br />

■ ICH Grindel,<br />

Dr. med. Thomas Buhk,<br />

Dr. med. Stefan Fenske,<br />

Prof. Dr. med. Hans-Jürgen<br />

Stellbrink,<br />

All gemeine und Innere Medizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Grindelallee 35, & 4132 420,<br />

www.ich-hamburg.de<br />

■ ICH Stadtmitte,<br />

Dr. med. Axel Adam,<br />

Stefan Hansen,<br />

PD Dr. med. Christian Hofmann,<br />

Dr. med. Michael Sabranski,<br />

Dr. med. Carl Knud Schewe,<br />

Allgemeine und Innere Medizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Glockengießerwall 1,<br />

& 28004200,<br />

www.ich-hamburg.de<br />

■ Medizinisches Versorgungszentrum<br />

Hamburg,<br />

Prof. Andreas Plettenberg,<br />

Dr. Albrecht Stoehr,<br />

Prof. Jörg Petersen,<br />

Dr. Peter Buggisch,<br />

HIV, Hepatitis, STD, Infek tiologie,<br />

Lohmühlenstr. 5, Am AK St. Georg<br />

Haus L, & 28407600,<br />

www.ifi-medizin.de<br />

■ Urologische Praxis<br />

Oliver Neubauer,<br />

Facharzt für Urologie,<br />

Herthastr. 12, & 64224500,<br />

www.urologe-hamburg.com<br />

■ Schwerpunktpraxis<br />

Nerven-Psyche,<br />

Dr. med. Hans Ramm,<br />

Dr. med. Andrea Oster,<br />

Neurologie, Psychiatrie,<br />

Psychotherapie,<br />

Kreuzweg 7, & 245464,<br />

www.nervenarzt-hh.de<br />

■ Dr. med. Martin Eichenlaub,<br />

Facharzt für Neurologie,<br />

Nervenheilkunde, Psychiatrie u.<br />

Psychotherapie,<br />

Elbgaustr. 112., & 841084,<br />

www.nervenarzt-eichenlaub.de<br />

■ Dr. Roy Heller,<br />

Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin,<br />

Suchtmedizin, Psychotherapie,<br />

HIV, Hepatitis, STD, Juliusstr. 36,<br />

& 4300890<br />

■ Josef Stuch,Dr.<br />

All gemeinmedizin,<br />

Ida-Ehre-Platz 12, & 37510060<br />

■ Ambulanzzentrum des UKE,<br />

Bereich Infektiologie:<br />

Dr. med. Olaf Degen,<br />

Dr. med. Anja Hüfner,<br />

Dr. med. Sabine Jordan,<br />

Dr. med. Guido Schäfer,<br />

Dr. med. Stefan Schmiedel,<br />

Fachärzte für Innere Medizin, Allgemeinmedizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Spezialsprechstunde PrEP, Impfungen,<br />

Infektions- & Tropenkrankheiten,<br />

Universitätsklinikum Hamburg-<br />

Eppendorf, Martinistr. 52,<br />

& 741052831, infektionen@uke.de,<br />

www.uke-infektionen.de<br />

■ Dr. med. Welf Prager & Partner,<br />

Dermatologie,<br />

ästhetische Dermatologie,<br />

operative Dermatologie,<br />

Allergologie, Phlebologie,<br />

Lasermedizin,<br />

Hemmingstedter Weg 168,<br />

& 040 81 991 991<br />

www.derma-hamburg.de<br />

ZAHNÄRZTE<br />

■ Dr. Dirk Ergenzinger & Martin Schuh,<br />

Eidelstedter Platz 6a, & 5709385,<br />

www.zahnaerzte-eidelstedt.de<br />

■ Zahnarztpraxis Rainer Witt,<br />

Holsteiner Chausee 267, & 55505962,<br />

www.zahnaerzte-schnelsen.de<br />

COACHING<br />

■ Markus Bundschuh,<br />

Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />

(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />

& (0179) 5270700,<br />

www.therapie.de/psychotherapie/<br />

bundschuh<br />

■ Ruthemann Coaching,<br />

Heilpraktiker f. Psychotherapie,<br />

Professor-Brix-Weg 4, & 31171492,<br />

www.ruthemann-coaching.de<br />

■ Dipl Päd. Volkmar Suhr,<br />

Systemischer Berater&Therapuet<br />

DSGF, Neue Str. 24, 22942 Bargteheide,<br />

& 04532-2045500,<br />

www.familyspirits.de<br />

APOTHEKEN<br />

■ Apotheke am H auptbahnhof,<br />

Steindamm 2, Ecke Adenauerallee,<br />

& 241241<br />

■ Apotheke Zum Ritter St. Georg,<br />

Lange Reihe 39, & 245044<br />

■ Epes Apotheke,<br />

Lange Reihe 58, & 245664<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

■ Markus Bundschuh,<br />

Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />

(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />

& (0179) 5270700,<br />

www.therapie .de/psychotherapie/<br />

bundschuh<br />

■ Christian Perro, Dr. med.,<br />

Psychiatrie, Eppendorfer Landstr. 37,<br />

& 464554<br />

■ Kurt Strobeck,<br />

Dr. med. Facharzt Psychiatrie und<br />

Psychotherapie, Ferdinandstr. 35,<br />

& 32527214<br />

Buchen Sie ihren Listing Eintrag:<br />

christian.fischer@blu.fm


34 GESUNDHEIT<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

Zwei oder drei Wirkstoffe?<br />

Wirklich nachhaltig ließ sich die Vermehrung des HI-Virus im<br />

Körper erst eindämmen, als man begann, dieses an mehreren<br />

Stellen in seinem Replikationszyklus anzugreifen. Über<br />

Jahrzehnte galt daher, die Therapie mit drei antiretroviralen<br />

Wirkstoffen aus mindestens zwei verschiedenen Wirkstoffklassen<br />

zusammenzustellen. Dieses Vorgehen stützen auch<br />

Leitlinien zur Behandlung einer HIV-Infektion. Heute sind auch<br />

Regime mit weniger Substanzen im Einsatz. Dazu befragten<br />

wir Dr. Ansgar Rieke vom Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein<br />

(www.gk.de).<br />

Die sogenannte Dreifachtherapie hat<br />

sich mit jahrzehntelanger Evidenz<br />

bewährt. Was ist der Grund, eine<br />

HIV-Infektion mit weniger als drei<br />

Substanzen zu therapieren?<br />

Es ist ein Stück weit eine Generationenfrage<br />

unter den HIV-Behandlern,<br />

wie wir auf die neuen Therapien gucken.<br />

Jahrzehntelange Erfahrung mit der<br />

Dreifachtherapie zeigt uns, dass wir mit<br />

ihr eine robuste Behandlungsoption<br />

mit wenigen Resistenzen haben. Die<br />

Patienten werden aber auch immer<br />

älter und das zunehmende Lebensalter<br />

bringt klassische Zusatzerkrankungen,<br />

fachlich Komorbiditäten genannt. Deren<br />

Behandlung und der Trend mit Hinblick<br />

auf die Belastung des Organismus und<br />

zur Verringerung von Langzeitnebenwirkungen<br />

Wirkstoffmengen zu verringern,<br />

führte zu den Überlegungen, Therapien zu<br />

verschlanken.<br />

Das Ganze ist allerdings auch erst mit<br />

den modernen Integrasehemmern<br />

überhaupt denkbar geworden. Das sind<br />

hochpotente Substanzen, die sehr schnell<br />

und wirkungsvoll die Viruslast senken. So<br />

wirksam, dass man in Studien den Versuch<br />

wagte, sie nur noch mit einem weiteren<br />

Wirkstoff zu kombinieren und den dritten<br />

einzusparen. Diese Studien ergaben<br />

keine Unterlegenheit gegenüber der<br />

Dreierkombination. Zu ergänzen ist, dass<br />

auch moderne Dreifachtherapien heute<br />

bezüglich Komorbitäten gut kombinierbar<br />

sind, da sie ohne die sogenannten Booster**<br />

auskommen.<br />

Welche Vorteile der Zweifachtherapie<br />

haben sich im Vergleich zur<br />

Dreifachtherapie gezeigt und wo<br />

liegen ihre Limitationen?<br />

Ein Vorteil sowohl der Zweifach- wie der<br />

Dreifachtherapie ist die Tatsache, dass<br />

beide als Ein-Tabletten-Regime eingesetzt<br />

werden und somit die Adhärenz steigern<br />

können. Für den Patienten ist es einfacher<br />

nur eine, statt zwei oder mehr Tabletten<br />

einzunehmen. Grenzen einer Zweifachtherapie<br />

gibt es insbesondere bei einer gleichzeitigen<br />

viralen Hepatitis-B-Infektion. Die<br />

Wirkstoffe, die wir bisher haben, bieten<br />

hier keine ausreichende Wirksamkeit.<br />

Auch bei einer spät festgestellten HIV-<br />

Infektion, bei der die Helferzellenzahl des<br />

Immunsystems sehr gering ist, würde<br />

ich persönlich eher zu einer der sehr<br />

robusten und breit wirkenden Dreifach-<br />

Kombinationstherapien tendieren. Die<br />

diesbezüglich positiven Studien werden<br />

weiter kontrovers diskutiert.<br />

Ein letzter Punkt ist noch die gegenteilige<br />

Situation für den Beginn einer HIV-<br />

Therapie: der sehr frühe Beginn. Wenn wir<br />

vor dem Eintreffen der Ergebnisse einer<br />

Resistenztestung mit einer schnell wirkenden<br />

Therapie beginnen, um möglichst<br />

zeitnah unter die Nachweisgrenze zu<br />

kommen, setzen wir aus meiner Sicht auch<br />

noch eher auf die eben genannte robuste<br />

Dreierkombi.<br />

Für wen eignet sich eine Umstellung<br />

und für wen nicht?<br />

Wen jemand sehr stabil und lange auf<br />

seine Therapie eingestellt ist und auf<br />

eine Substanz verzichten möchte, ist das<br />

ein Grund, die Therapie zu verschlanken.<br />

Weitere Gründe können zusätzliche<br />

Begleiterkrankungen wie eine Niereninsuffizienz<br />

oder eine Fettstoffwechselstörung<br />

oder andere Wechselwirkungen sein. Und<br />

selbstverständlich Unverträglichkeiten<br />

jeglicher Art. Das können aber umgekehrt<br />

genauso Gründe für eine Umstellung von<br />

einer Zweier- auf eine Dreierkombination<br />

sein. So etwas muss aber individuell<br />

zwischen Patient und betreuendem<br />

Behandler besprochen werden.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

** siehe männer.media/topics/schlau-zu-hiv<br />

EPES<br />

Lange Reihe 58 · 20099 Hamburg<br />

Tel.: (040) 24 56 64 · Fax: (040) 24 44 26<br />

DAMMTORPRAXIS<br />

Stefan Linnig • Dr.Thore Lorenzen • Dr.Anett Wywiol<br />

Fachärzte für Allgemeinmedizin<br />

HIV-/Hepatitis-Behandlung - Reisemedizin<br />

Ihre Apotheke im<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo - Fr 8:30 bis 19:00 Uhr<br />

Sa 8:30 bis 18:00 Uhr<br />

der Langen Reihe<br />

Lange Reihe 58 · 20099 Hamburg<br />

info@epes-apotheke24.de<br />

Inh.: Uta Capellen-Antz e.Kfr.<br />

Tel.: (040) 24 56 64<br />

Fax: (040) 24 44 26<br />

Dammtorstr. 27<br />

20354 Hamburg<br />

MO<br />

8-13<br />

15-18<br />

DI<br />

8-16<br />

www.dammtorpraxis.de<br />

MI<br />

8-13<br />

Telefon (040) 357 156 38<br />

Telefax (040) 357 156 39<br />

DO<br />

8-13<br />

15-18<br />

FR<br />

8-13


GESUNDHEIT<br />

FOTO: ASHKAN FOROUZANI / UNSPLASH /CC0<br />

HIV/AIDS<br />

Mehr HIV-Neuinfektionen!<br />

Keine gute Nachricht. Aber auch kein Grund zur Besorgnis. Jedenfalls nicht so sehr für schwule und bisexuelle<br />

Männer*, die Sex mit Männern* haben, beziehungsweise für die, die HIV-Prävention für diese Zielgruppe betreiben.<br />

Warum das so ist und welche dann doch äußerst besorgniserregenden Wechselwirkungen die HIV-Pandemie mit der<br />

SARS-CoV-2-Pandemie hat, hat die Deutsche Aidshilfe (DAH) herausgearbeitet.<br />

DEUTSCHLAND VERFEHLT<br />

UNAIDS-ZIEL<br />

Laut Stufenplan „Aids beenden“ von<br />

UNAIDS, der vorsieht, Aids-Erkrankungen<br />

bis 2030 auf null zu reduzieren, sollten<br />

in Deutschland mindestens 90 Prozent<br />

aller HIV-Infektionen diagnostiziert sein.<br />

Die Zahlen des RKI lassen aber auf nur<br />

88 Prozent schließen. Besser sieht es<br />

bei den beiden anderen Kennzahlen<br />

aus: 90 Prozent der HIV-Positiven<br />

sollen nach Möglichkeit eine Therapie<br />

erhalten – hier kann Deutschland mit<br />

96 Prozent glänzen. Und auch beim für<br />

die Übertragungskette so wichtigen Ziel,<br />

90 Prozent der Behandelten unter die<br />

Nachweisgrenze zu bringen, erreicht<br />

Deutschland 96 Prozent.<br />

DIE NEUINFEKTIONSZAHLEN<br />

Laut aktuellem Epidemiologischen<br />

Bulletin des Robert Koch-Institutes RKI<br />

vom 26. November 2020, ist die Zahl der<br />

HIV-Neuinfektionen in Deutschland im<br />

Jahr 2019 nicht weiter gesunken, sondern<br />

leicht angestiegen. Sie lag 2019 bei<br />

2.600, das sind 100 mehr als im Vorjahr.<br />

Bei den schwulen und bisexuellen Männern<br />

ist die Zahl mit 1.600 Fällen konstant<br />

geblieben, der deutliche Rückgang<br />

der letzten Jahre hat sich allerdings nicht<br />

fortgesetzt. Einen Anstieg auf niedrigem<br />

Niveau gab es 2019 außerdem durch<br />

heterosexuellen Geschlechtsverkehr bei<br />

Männern (insgesamt 650 Neuinfektionen<br />

in durch heterosexuelle Kontakte).<br />

PROBLEM SPÄTE DIAGNOSE<br />

Kaum verändert hat sich die hohe Zahl der<br />

Menschen, die nichts von ihrer Infektion<br />

wissen und die Zahl derer, die deswegen<br />

an Aids oder einem schweren Immundefekt<br />

erkranken: 10.800 Menschen lebten<br />

Ende 2019 in Deutschland mit HIV, ohne<br />

davon zu wissen, viele bereits seit Jahren.


GESUNDHEIT<br />

Etwa ein Drittel der HIV-Diagnosen<br />

erfolgt erst, wenn bereits eine schwere<br />

Erkrankung auftritt. Leicht zugängliche<br />

Testangebote und Testkampagnen<br />

haben in den letzten Jahren bereits dafür<br />

gesorgt, dass in Großstädten die Zahl der<br />

schwulen und bisexuellen Männer, die<br />

frühzeitig von ihrer Infektion erfahren,<br />

gestiegen ist. Die Zahl der Spätdiagnosen<br />

ist in dieser Gruppe gesunken. Dennoch<br />

haben 1.100 Menschen pro Jahr Aids<br />

bekommen oder erleiden einen schweren<br />

Immundefekt, obwohl es vermeidbar<br />

gewesen wäre. Denn: Je früher aber eine<br />

HIV-Infektion erkannt wird, desto weniger<br />

bleibende Schäden verursacht sie. Und:<br />

Weil behandelte HIV-Positive das Virus<br />

unmöglich weiter geben können, wird<br />

sozusagen als Nebeneffekt die Übertragungskette<br />

unterbrochen. Testangebote<br />

sind ein immer wichtiger werdendes<br />

Standbein der HIV-Prävention. Und dieses<br />

Standbein wackelt. Wegen Corona.<br />

„Es wäre möglich, deutlich mehr<br />

HIV-Infektionen und schwere<br />

Erkrankungen zu verhindern. Nun<br />

drohen stattdessen Rückschritte und<br />

Schäden, weil die Corona-Pandemie<br />

Lücken bei den Testangeboten reißt.“<br />

Sven Warminsky<br />

vom Vorstand der DAH<br />

CORONA VERHINDERT HIV-TESTS<br />

Durch die Maßnahmen gegen Covid-19<br />

sind vor allem die anonymen Testangebote<br />

stark eingeschränkt. Die vielerorts<br />

einzigen Testmöglichkeiten in den<br />

Gesundheitsämtern haben aufgrund von<br />

Überlastung zurzeit Tests auf HIV und<br />

Geschlechtskrankheiten ausgesetzt.<br />

Aidshilfen und die Checkpoints gleichen<br />

diesen Mangel normalerweise teilweise<br />

aus, aber auch ihre Testangebote sind<br />

stark beeinträchtigt. Zusätzlich stehen<br />

sie unter teilweise enormem finanziellen<br />

Druck, weil ausfallende CSDs<br />

und Fundraising-Aktivitäten<br />

die Spendeneinnahmen<br />

einbrechen lassen. Und<br />

nicht nur das: Laut DAH<br />

ist die Finanzierung<br />

der Testangebote in<br />

Aidshilfen in vielen<br />

Städten gefährdet: Die<br />

Kommunen wollen sie<br />

im nächsten Jahr nicht<br />

wieder zur Verfügung stellen oder<br />

kürzen. Sven Warminsky:<br />

„Um Aids-Erkrankungen und HIV-<br />

Neuinfektionen weiter zu reduzieren,<br />

dürfen keine Testangebote wegfallen,<br />

sie müssen vielmehr weiter ausgebaut<br />

werden. Hier stehen Länder und<br />

Kommunen in der Verantwortung.“<br />

HIV-NEUINFEKTIONEN VON 1975 BIS 2019<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

SYPHILIS-INFEKTIONEN VON 1970 BIS 2019<br />

10000<br />

7500<br />

5000<br />

2500<br />

QUELLE: RKI<br />

1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2019<br />

MSM IVD Hetero<br />

1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006<br />

MEHR SELBSTTESTS WAGEN!<br />

Wie Leser*innen dieses Magazins<br />

vielleicht wahrgenommen haben, ist<br />

eine Maßnahme, die das RKI empfiehlt,<br />

Selbsttests stärker zu bewerben<br />

und Angebote von Einsendetests<br />

auszuweiten. Das Kooperationsprojekt<br />

s.a.m health von Deutscher Aidshilfe,<br />

Münchner Aids-Hilfe, Labor Lademannbogen<br />

und ViiV Healthcare ist<br />

inzwischen deutschlandweit<br />

verfügbar und ermöglicht es<br />

erstmals jedem in einem<br />

selbstgewähltem Rhythmus<br />

einen Test auf HIV,<br />

Syphilis, Chlamydien und<br />

Gonorrhö (Tripper) bequem<br />

zuhause durchzuführen. Die<br />

Ergebnisse gibt’s per Telefon/<br />

SMS und das ganze ist ab 32<br />

Euro unschlagbar günstig zu haben.<br />

www.samhealth.de<br />

FOTO: FREEPIK<br />

PREP FÜR ALLE!<br />

Die medikamentöse HIV-Prophylaxe<br />

PrEP muss nach Ansicht der DAH noch<br />

bekannter und vor allem allen Menschen<br />

zugänglich gemacht werden, für die sie<br />

in Frage kommt. Rund 17.500 Menschen<br />

Gesamt Männer Frauen<br />

QUELLE: RKI<br />

2011 2016 2019<br />

Die Steigerungen bei den Syphiliszahlen lassen viel Platz für Interpretation.<br />

Mehr dazu unter männer.media/gesundheit!<br />

nutzen nach DAH-Schätzungen bisher<br />

diese Schutzmethode. Das ist ein Erfolg,<br />

doch es könnten noch deutlich mehr sein.<br />

In kleineren Städten und ländlichen Regionen<br />

gibt es teilweise keine Möglichkeit, sich<br />

die PrEP verschreiben zu lassen. Und so<br />

vermerkt auch das RKI in seinem Bulletin,<br />

dass ein Effekt der PrEP auf die Neuinfektionszahlen<br />

bisher nicht nachzuweisen ist.<br />

Deshalb kommentiert die DAH:<br />

„Wir haben auf einen weiteren<br />

Rückgang der Zahlen gehofft.<br />

Immerhin zahlen seit letztem Jahr die<br />

Gesetzlichen Krankenkassen für die<br />

HIV-Prophylaxe PrEP und immer mehr<br />

Menschen mit HIV erhalten früh eine<br />

Therapie. Doch die Möglichkeiten der<br />

Prävention in Deutschland werden<br />

bisher nicht voll ausgeschöpft. Es ist<br />

dringend an der Zeit, alle wirksamen<br />

Methoden auch allen Menschen mit<br />

HIV-Risiken anzubieten.“<br />

<strong>2021</strong> wird zeigen, ob und wie der<br />

erfolgreiche deutsche Weg in der HIV-<br />

Prävention fortgesetzt wird. Gefordert<br />

sind alle, denn HIV ist und bleibt eine<br />

gesamtgesellschaftliche Aufgabe. *ck


GESUNDHEIT<br />

INTERVIEW<br />

FOTO: JANDRO SAAYMAN / UNSPLASH / CC0<br />

Kongress:<br />

Pandemie gestern und heute<br />

Der 10. Deutsch-Österreichische Aids-Kongress wird zwischen dem 25. und 27. <strong>März</strong> <strong>2021</strong> #ausGründen<br />

erstmals auch digital stattfinden. Das verstärkt die Öffnung des Kongressprogramms Richtung Community<br />

selbstverständlich noch einmal. Wir fragten bei Kongresspräsident Professor Christian Hoffmann und Silke<br />

Klumb (Geschäftsführerin Deutsche Aidshilfe) nach, was interessierte Leser*innen erwartet.<br />

Warum ist der DÖAK aus Ihrer<br />

Sicht auch für die Leser*innen<br />

dieses Magazins einen (digitalen)<br />

Besuch wert?<br />

Prof. Hoffmann: Das Programm des<br />

DÖAKs wird ja mittlerweile nicht nur<br />

von Wissenschaftler*innen konzipiert.<br />

Traditionell sind die Deutsche Aidshilfe<br />

sowie Mitglieder der Community in die<br />

Organisation eingebunden. Da liegt es<br />

auf der Hand, dass auch viele Themen,<br />

die über rein medizinische und reine<br />

HIV-Themen hinausgehen, zur Sprache<br />

kommen werden.<br />

Welchen Stellenwert hat der Kongress<br />

aus Sicht der DAH in Sachen<br />

Prävention? Passt ein Fachkongress<br />

zum Konzept niedrigschwelliger<br />

Ansprache?<br />

Silke Klumb: Auch ein Kongress<br />

wie der DÖAK kann niedrigschwellig<br />

werden, wenn Community auf allen<br />

Ebenen beteiligt wird – das ist ein<br />

wichtiges Grundprinzip, das auf dem<br />

DÖAK umgesetzt wird. Für gelingende<br />

Prävention ist die Kommunikation zwischen<br />

Ärzt*innen, Präventionist*innen,<br />

Selbsthilfeaktivist*innen und<br />

Sozialwissenschaftler*innen unerlässlich:<br />

der Abbau von Diskriminierung insbesondere<br />

im Gesundheitswesen ist eine<br />

zentrale gemeinsame Aufgabe, an der


GESUNDHEIT<br />

Wie beteiligt sich die HIV-Community am Kongress?<br />

„Durch das Community-Board<br />

(CB), das den Kongress mit vorbereitet<br />

und in allen wichtigen<br />

Gremien vertreten ist, wird die<br />

Beteiligung der HIV-Community<br />

vorangetrieben. Dabei wird<br />

versucht im CB möglichst<br />

viele Aspekte und Seiten der<br />

Community zu vertreten und<br />

sichtbar zu machen und sie<br />

gegebenenfalls mitzudenken.<br />

Die entsprechenden Anliegen<br />

werden dann in die Gremien<br />

gebracht und es wird versucht,<br />

sie im Kongressprogramm zu<br />

platzieren. So bringen wir die<br />

Perspektive der HIV-Community<br />

nicht nur in den Community-<br />

Board-Workshops, sondern<br />

möglichst durchgehend im<br />

gesamten Programm unter. Wir<br />

sind bestrebt, Vertreter*innen<br />

der Community an möglichst<br />

vielen Stellen, wie Chairs, bei<br />

Vorträgen und so weiter zu<br />

besetzen.“<br />

HIV-Aktivist Christoph Schaal-<br />

Breite sitzt auch <strong>2021</strong> im<br />

Community-Board des DÖAK<br />

wir dringend zusammen weiterarbeiten<br />

müssen. Und am Beispiel der PrEP zeigt<br />

sich, wie wichtig eine enge interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit zwischen allen<br />

Beteiligten ist, um einen niedrigschwelligen<br />

Zugang zu ermöglichen. Darüber<br />

müssen wir reden!<br />

Auf welche Schwerpunkte freuen<br />

Sie sich besonders?<br />

Prof. Hoffmann: Ich freue mich auf<br />

die sicherlich zahlreichen Beiträge zu<br />

HIV und COVID-19 – ein Thema, das<br />

uns sicher derzeit alle in Beschlag hält<br />

und wo noch viele Fragen offen sind.<br />

Persönlich freue ich mich aber vor allem<br />

über den Eröffnungsvortrag durch Hans<br />

Jäger aus München, einem Pionier in<br />

Deutschland. Ende <strong>März</strong> <strong>2021</strong> werden<br />

die ersten Berichte zu HIV fast genau 40<br />

Jahre zurückliegen. Sicher eine<br />

gute Gelegenheit, zurück<br />

zu schauen. Andererseits<br />

wird Hans Jäger, so wie<br />

ich ihn kenne, sicher<br />

auch visionär nach<br />

vorne blicken.<br />

Silke Klumb:<br />

Neben den sicherlich<br />

spannenden<br />

Plenarvorträgen ist<br />

der Schwerpunkt zu<br />

Sexualität besonders<br />

spannend – von ChemSex<br />

über Sexualität leben mit der<br />

aktuellen großen Studie „Gesundheit<br />

und Sexualität in Deutschland“ bis zu<br />

einem Community-Workshop „Positive<br />

Sexualität“. Dann werden die ersten<br />

Ergebnisse der Studie „positive stimmen<br />

2.0“ zu Diskriminierung von Menschen<br />

mit HIV präsentiert werden, die aktuell<br />

durchgeführt wird. Auf diese neuen<br />

Daten – nach der ersten Erhebung <strong>2021</strong><br />

– sind wir sehr gespannt. Wir werden<br />

diskutieren, wie wir alle gemeinsam<br />

weiter gegen Diskriminierung vorgehen<br />

und diskriminierungsarme Verhältnisse<br />

schaffen können. Dazu wird auch die<br />

Vorstellung der Kampagne „selbstverständlich<br />

positiv“ einen wichtigen<br />

Beitrag leisten.<br />

Corona und HIV wird zwangsläufig<br />

ein Querschnittsthema des DÖAK<br />

<strong>2021</strong>. Wo sehen Sie hier den größten<br />

Diskussionsbedarf?<br />

Prof. Hoffmann: Wir wissen immer<br />

noch nicht genug über die Koinfektion<br />

HIV/COVID-19 und mögliche schwere<br />

Verläufe. Welche Rollen spielen die<br />

Helferzellen? Und vor allem: Wie sicher<br />

sind die Impfungen? Die meisten<br />

Großen Impf-Studien haben HIV-<br />

Patienten zunächst von der<br />

Teilnahme ausgeschlossen.<br />

Mittlerweile hat sich<br />

das auf Druck einiger<br />

Patientengruppen in<br />

den USA zum Glück<br />

geändert, allerdings<br />

sind weiterhin fast<br />

immer ausgerechnet<br />

die schwer immunsupprimierten<br />

Patienten<br />

ausgeschlossen<br />

– ich fürchte, mit diesen<br />

Patienten, die die Impfung<br />

vermutlich am dringendsten<br />

benötigen, wird das ein großer Feldversuch<br />

im nächsten Jahr. Darüber muss<br />

geredet werden! Mit Frau Marylyn Addo<br />

aus Hamburg haben wir außerdem eine<br />

der führenden Impfforscherinnen für<br />

einen Plenarvortrag gewinnen können.<br />

Silke Klumb: Für mich ist die zentrale<br />

Frage: Was kann aus der HIV-Epidemie<br />

gelernt werden für die Bewältigung der<br />

OTO: JOHANNES BERGER<br />

Covid-19-Pandemie, insbesondere aus<br />

Präventionssicht? Wie kann verständlich<br />

und glaubwürdig kommuniziert werden?<br />

Wie können verschiedene Gruppen,<br />

insbesondere die, die aktuell als „Risikogruppen“<br />

bezeichnet werden, beteiligt<br />

werden an Entscheidungen, die ihr<br />

Leben elementar betreffen?<br />

Schafft Deutschland die UNAIDS-<br />

Ziele?<br />

Silke Klumb: Deutschland hat das<br />

zweite und dritte der UNAIDS-Ziele<br />

bereits erreicht, das ist sehr gut. Auch<br />

das erste Ziel kann erreicht werden,<br />

wenn es gelingt, weiterhin niedrigschwellig<br />

Zugang zu Beratung und<br />

Testangeboten zu schaffen. Dazu gehört<br />

insbesondere, Menschen die Angst vor<br />

dem Leben mit HIV zu nehmen, Diskriminierung<br />

und Stigma abzubauen. Es<br />

lohnt sich, den eigenen HIV-Status zu<br />

kennen – ein langes und gutes Leben mit<br />

HIV ist möglich. Mit großer Sorge sehen<br />

wir aktuell den Rückgang von HIV-Beratungs-<br />

und Testangeboten angesichts<br />

der COVID-19-Pandemie, sei es aufgrund<br />

der Überlastung der Gesundheitsämter,<br />

sei es aufgrund von eingeschränkten<br />

Angeboten aufgrund der Hygieneanforderungen,<br />

sei es mangels Finanzierung.<br />

Gleichzeitig beobachten wir eine moralische<br />

Verurteilung von Sexualität jenseits<br />

heteronormativ gelebter monogamer<br />

Beziehungen. Sexualität wird verdrängt,<br />

Community-Strukturen sind in Gefahr,<br />

für immer zerstört zu werden. Das kann<br />

nicht zuletzt auch negative Folgen für<br />

die Erreichung der UNAIDS-Ziele haben.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

25. – 27.3., 10. Deutsch-Österreichischer<br />

Aids-Kongress, www.sv-veranstaltungen.de


GESUNDHEIT<br />

MASTURBATION<br />

Spaß für Dich!<br />

Männer masturbieren. Nicht nur die, klar,<br />

aber eben alle, der Rest lügt. Und hier gibt<br />

es etwas für den Mann, der Lust verspürt,<br />

das auch chic aussieht.<br />

„Arcwave Ion“ sei der weltweit erste<br />

„Pleasure Air Stroker“ und verspricht so<br />

eine völlig neue Art der Masturbation, mit<br />

intensiveren und abwechslungsreicheren<br />

Höhepunkten. 2017 entstand in einem Berliner<br />

Sex-Tech-Labor die Idee zu Arcwave,<br />

einer Marke für die sexuellen Bedürfnisse<br />

des Mannes. Die Mission: Die männliche<br />

Masturbation auf ein neues Level zu heben<br />

und die Sextoy-Industrie zu revolutionieren.<br />

Die Arcwave-Entwickler*innen haben die<br />

schon bei Produkten für Frauen erfolgreiche<br />

patentierte Pleasure Air Technologie für<br />

das männliche Geschlecht optimiert.<br />

Dazu brauchte es unter anderem über ein<br />

Dutzend Prototypen, stärkere Luftwellen<br />

und eine größere Oberflächenstruktur. Das<br />

Ergebnis: aufregendere, abwechslungsreichere<br />

und intensivere Orgasmen.<br />

Wie das geht? Arcwave stimuliert das Frenulum<br />

mit pulsierenden Luftwellen und startet<br />

die Stimulation dank der Smart Silence<br />

Technologie erst bei Hautkontakt. Das softe<br />

und flexible Silikon in Kombination mit<br />

Pleasure Air passt sich jedem Penis an – egal<br />

welche Größe und ob beschnitten oder nicht.<br />

Die edle Storage Base lädt und trocknet das<br />

Produkt nach der Reinigung gleichzeitig dank<br />

des integrierten DryTech Stick.<br />

www.arcwave.com


GESUNDHEIT<br />

INTERVIEW<br />

Nichts ist für<br />

die Ewigkeit<br />

Dr. Steffen Schirmer ist Chefarzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive<br />

Mikrochirurgie am St. Marien-Krankenhaus in Berlin. Seit Juni 2020 berät und<br />

behandelt er auch Patienten in der PRAXIS GOLDSTEIN am Winterfeldtplatz. Wir<br />

sprachen über Schönheit, Verjüngungskuren und darüber, wann zu viel zu viel ist.<br />

FOTO: DIAGO MARIOTTA MENDEZ<br />

Sind Männer eitler als Frauen?<br />

Ich denke nicht, dass Männer grundsätzlich<br />

eitler sind als Frauen, aber es gibt Männer,<br />

die sehr viel Wert auf ihr Äußeres legen oder<br />

mehr perfektionistisch veranlagt sind. Mit<br />

den Eitelkeiten hält es sich aber eher die<br />

Waage und es ist immer sehr individuell.<br />

Mit was für Wünschen und Vorstellungen<br />

kommen Männer zu dir?<br />

Viele Männer wissen schon sehr genau,<br />

was sie an sich verändern lassen wollen.<br />

Ein frischer Look und erholtes Aussehen<br />

sind für sie wichtig im Alltag. Man möchte<br />

nicht verbraucht erscheinen oder die<br />

Müdigkeit angesehen bekommen. Viele<br />

lassen sich mit einer Plasmabehandlung<br />

die Haut etwas verjüngen, gerade um die<br />

Augen herum. Es kommt sehr auf die<br />

Altersstruktur und die Beschaffenheit der<br />

Haut an. Bei ersten Falten kann man super<br />

mit Botox arbeiten. Andere haben einen<br />

zunehmenden Verlust des Unterhaut-<br />

Fettgewebes. Das Gesicht wirkt dann wie<br />

eingefallen, wobei es sich aber um einen<br />

natürlichen Alterungsprozess handelt. Es<br />

kommen Patienten von Mitte 20 bis 60<br />

Jahren zu mir.<br />

Mit Mitte 20? Ist das nicht ein wenig<br />

jung?<br />

Man kann auch mit Mitte 20 bereits etwas<br />

machen, ob man das allerdings sollte, ist<br />

von Patient zu Patient unterschiedlich.<br />

Die Erbanlagen spielen eine große Rolle.<br />

Manche haben mit Mitte 20 mehr Falten als<br />

jemand mit 40 Jahren. Aus dem Grund sind<br />

Botox-Behandlungen, Therapie mit Plasma<br />

oder eine Vergrößerung von als zu klein<br />

empfundenen Lippen auch bei jüngeren<br />

Männern keine Seltenheit.<br />

Was ist die Plasma-Therapie?<br />

Die Plasma-Therapie, auch PRP genannt, ist<br />

etwas sehr Natürliches, weil der Wirkstoff<br />

aus dem eigenen Körper gewonnen wird.<br />

Es ist Plasma, welches mit Thrombozyten<br />

(Blutplättchen) angereichert ist. Diese Blutbestandteile<br />

werden durch Zentrifugieren<br />

getrennt und dann in die betroffenen<br />

Stellen injiziert. Man regt damit auch die<br />

Kollagen-Produktion der Haut an. Die<br />

Behandlung mit PRP ist schmerzarm und<br />

eignet sich auch bei Haarausfall, solange<br />

noch Haarfollikel vorhanden sind. Die PRP<br />

unterstützt die Haar-Regeneration, wenn<br />

es also dünner wird, kann man es in einem<br />

bestimmten Rhythmus (ca. sechs Wochen)<br />

behandeln, um das Haarwachstum<br />

anzuregen. Ich empfehle, es jedes halbe<br />

Jahr auszuprobieren und zu sehen, ob der<br />

gewünschte Effekt eintritt.<br />

Botox hingegen ist ein hervorragendes<br />

Medikament, welches zur Faltenbehandlung<br />

genutzt wird. Hyaluronsäure wird als<br />

Filler verwendet, da es ein Fremdmaterial<br />

ist, welches in den Körper injiziert wird.<br />

Diese Art von Filler wird angewandt, wo<br />

Volumen ersetzt werden soll, etwa in den<br />

Lippen.<br />

Wie lange halten die Anwendungen?<br />

Nichts ist für die Ewigkeit, der Alterungsprozess<br />

wird ja nicht gestoppt. Die<br />

Schwerkraft ist nach wie vor da und alles<br />

wird nach unten gezogen. Bei Botox geht<br />

man von vier bis sechs Monaten aus, je<br />

nach Beschaffenheit der Haut und wie<br />

stark die Muskulatur ist. Die Wirksamkeit<br />

von PRP tritt nach etwa zwei Wochen ein.<br />

Nach der Anwendung ist man aber nicht<br />

sofort gesellschaftsfähig. Bei Botox ist das<br />

anders, denn man sieht die Einstiche nicht.<br />

PRP, Botox und Filler bietest du<br />

auch in der Praxis Goldstein an,<br />

größere Operationen im St. Marien-<br />

Krankenhaus, richtig?<br />

In der Praxis berate ich kostenlos und<br />

unverbindlich. Wenn wir dann beim Befund<br />

eher eine operative Indikation feststellen,<br />

würden wir den Eingriff im Krankenhaus<br />

vornehmen, inklusive der Narkosebesprechung.<br />

Zu operativen Eingriffen gehören die<br />

Augenlid- sowie Bauchdecken-Straffung,<br />

Facelifts, Fettabsaugung und auch Lipofilling,<br />

wo Fett von einer Stelle an die andere<br />

transferiert wird.<br />

Wann sagst du als Arzt Stopp, weil<br />

du Eingriffe nicht mehr vertreten<br />

kannst?<br />

Es gibt Befunde, die man nicht deutlich<br />

optomieren kann. Man muss also realistisch<br />

einschätzen können, was zu verbessern ist,<br />

und mit dem Angebot dieser Verbesserungen<br />

auch mitteilen, welche Komplikationen<br />

auftreten können. Wenn ich einschätze,<br />

dass keine Optimierung möglich ist, mache<br />

ich es auch nicht. Patient und Arzt müssen<br />

sich unterhalten, wie und ob was machbar<br />

ist, und sich dann auch einig sein.<br />

*Interview: Ernesto Klews<br />

Dr. Steffen Schirmer in der PRAXIS GOLD-<br />

STEIN, Maaßenstr. 14, Berlin<br />

www.drsteffenschirmer.com<br />

info<br />

PRP-Plasma-Therapie: PRP steht für<br />

„platelet-rich plasma“ oder „plättchenreiches<br />

Plasma“, welches reich an<br />

Blutplättchen (Thrombozyten) ist und<br />

unter die Haut injiziert wird.<br />

Botox: Botulinumtoxin ist ein<br />

Nervengift bzw. Protein. Es wird von<br />

verschiedenen Stämmen der Bakterienspezies<br />

Clostridium botulinum<br />

gebildet. Die Substanz wird in die<br />

Gesichtsmuskeln injiziert, um Falten so<br />

zu glätten. Botulinumtoxin verhindert<br />

den Austausch von Signalen zwischen<br />

Nervenendung und Muskel. Dies<br />

verhindert Muskelkontraktionen, die für<br />

die Faltenbildung verantwortlich sind.<br />

Hyaluronsäure: Hyaluronsäure kommt<br />

natürlich im Körper vor. Sie ist ein<br />

wichtiger Bestandteil verschiedener<br />

Bindegewebsarten. Besonders zeichnet<br />

sich die Hyaluronsäure dadurch<br />

aus, dass sie sehr große Mengen<br />

Wasser an sich binden kann.


GESELLSCHAFT<br />

INTERVIEW<br />

FOTOS: BEIERSDORF<br />

AUSGEZEICHNET:<br />

Du selbst sein bei Beiersdorf<br />

Unser Interview mit dem<br />

„Vice President, Global NIVEA<br />

Brand & Design“ über das von ihm<br />

gegründete und durch PROUT AT<br />

WORK mit dem „Rising Star Award<br />

2020“ ausgezeichnete queere<br />

Mitarbeiter*innennetzwerk „Be You<br />

@ Beiersdorf“.<br />

Diversity wird auch in deutschen<br />

Unternehmen immer häufiger als integrale<br />

Bestandteil der Firmenphilosophie begriffen<br />

und sogar als Wachstumsfaktor wahrgenommen.<br />

Zurecht: Ende 2020 konnten<br />

Analysten der Investmentbank Credit Suisse<br />

in der Studie „The LGBT 350“ belegen,<br />

dass Betrieben, die proaktiv für Diversity<br />

eintreten und einen LGBTIQ*-Gleichstellungsansatz<br />

verfolgen, gemessen an ihrer<br />

Aktienkursentwicklung, überdurchschnittlich<br />

erfolgreich sind. Anleger, die darauf<br />

achteten, haben demnach in den vergangenen<br />

zehn Jahren jährlich vier Prozent mehr<br />

Rendite im Vergleich zum Gesamtmarkt<br />

erzielt. Die Vorteile einer queerinklusiven<br />

Unternehmensphilosophie liegen laut Credit<br />

Suisse einerseits darin, Talente anzuziehen<br />

und als Mitarbeiter*innen zu halten sowie<br />

queere Kunden zu gewinnen. Die weltweite<br />

jährliche Kaufkraft der LGBTIQ*-Community<br />

wird von den Studienmachern auf bis zu<br />

5,6 Billionen US-Dollar geschätzt.<br />

Als Szenemagazin begleiten wir diesen<br />

Prozess bereits seit Jahren proaktiv und<br />

stellen immer wieder Macher*innen vor, die<br />

die Regenbogenfarben in die Unternehmen<br />

der Republik bringen. Im Falle von Ralph<br />

Zimmerer ist dies sogar auf einem der<br />

bekanntesten Pflegeprodukte der Welt<br />

sichtbar geworden.<br />

„Be You @ Beiersdorf“ bedeutet,<br />

jede*r kann sich als Mitarbeiter*in bei<br />

euch so verwirklichen, wie er selbst<br />

ist?<br />

Die Idee dahinter ist wirklich, dass wir<br />

wollen, dass jede*r, also er, sie, sier, zur Arbeit<br />

kommt und sich verwirklichen kann und das<br />

wahre Ich auch zeigen kann. Der Gedanke<br />

dahinter ist natürlich bis zu einem gewissen<br />

Grad auch ein geschäftlicher. Es gibt sehr<br />

viele Untersuchungen, dass diverse Teams<br />

und auch Firmen, die das fördern, erfolgreicher<br />

sind. Von daher ist es beides: ein<br />

genereller Anspruch an den Menschen, sich<br />

selbst wirklich einbringen zu können, um<br />

sich auch weiterzuentwickeln, aber auch,<br />

um dem Geschäftserfolg zu helfen.<br />

Ihr habt die Charta der Vielfalt<br />

unterzeichnet. Wann und was wollt<br />

ihr damit signalisieren?<br />

Dass wir uns für Vielfalt einsetzen und<br />

dass wir das als Unternehmen vorantreiben<br />

wollen.<br />

Und manchmal kommt es ja auch auf<br />

die Verpackung an. Ihr habt dieses<br />

Jahr diese Regenbogendose gehabt.<br />

Wie kam das an?<br />

Das kam super an. Es war ein ganz großer<br />

Erfolg. Es wurde auch sehr, sehr breit in den<br />

Markt gebracht. Auch digital unterstützt.<br />

Und wir hatten wirklich sehr positives<br />

Feedback der Leute. Und interessant in<br />

zwei-, dreierlei Hinsicht: Es gab Leute, die<br />

fanden es super, weil sie verstehen was<br />

das heißt. ‚Ach, so eine Regenbogendose<br />

von NIVEA. Das heißt, NIVEA kümmert<br />

sich wirklich um Vielfältigkeit um LGBTIQ*‘.<br />

Manche Leute haben es sich erklären<br />

lassen. Wir haben so einige Anekdoten,<br />

von einer älteren Dame beispielsweise,<br />

die dann über die Tochter oder Enkelin<br />

herausgefunden hat, um was es da geht.<br />

Die fand das eigentlich gar nicht so toll, das<br />

Thema. Hat sich aber dann gesagt, ‚wenn<br />

NIVEA das propagiert, wird das schon okay<br />

sein‘. (lacht)<br />

Die dritte Gruppe sind die, die gar nicht<br />

wissen, worum es geht. Die fragen dann:<br />

‚Was ist denn diese Regenbogen Sache?<br />

Das sehe ich immer und überall. Ich weiß<br />

gar nicht, was das ist.’ Und da ist das dann<br />

einfach Aufklärungsarbeit.<br />

*Interview: Ulli Pridat I Transkription/<br />

Redaktion: Christian Knuth<br />

Auf männer.media erzählt Ralph Zimmerer,<br />

ob es die Regenbogen-NIVEA in<br />

Zukunft auch in Polen gibt und wie das<br />

Netzwerk „Be You“ entstanden ist.


ALLES, WAS DU FÜR DEN<br />

URLAUB WISSEN MUSST!<br />

DAS REISEMAGAZIN FÜR SCHWULE MÄNNER AUSGABE 3/2020<br />

SPARTACUS TRAVELER<br />

3 Hefte für nur 11,95 €<br />

GLEICH BESTELLEN UNTER www.spartacus.travel/abo<br />

URLAUB <strong>2021</strong><br />

SCHWULE REISEZIELE IN EUROPA<br />

NATUR PUR ISLAND & ÖSTERREICH<br />

4 192126 905959<br />

03<br />

EU € 5,95 /// CH CHF 8,00<br />

ITALIEN: APULIEN & LOMBARDEI<br />

SPARTACUS INTERNATIONAL GAY GUIDE APP<br />

KOMPLETT NEUE VERSION 3.0<br />

GRATIS: Ausgewählter Gratis-Inhalt, Premium-Pakete verfügbar<br />

WELTWEIT: Über 20.000 Einträge in 126 Ländern in 2.500 Städten<br />

EINFACH: Das neue Design ermöglicht intuitive Bedienung<br />

AKTUELL: Monatliche Updates halten dich auf dem neuesten Stand<br />

Spartacus Traveler erscheint in der DMA –<br />

Deutsche Media Agentur & Verlag GmbH<br />

Degnerstr. 9b, 13053 Berlin / Germany


GESELLSCHAFT<br />

RELIGION<br />

Bremer Pastor wegen<br />

Volksverhetzung verurteilt<br />

FOTO: M. RÄTZ<br />

8.100 Euro Strafe verhängte<br />

die vorsitzende Richterin Ellen<br />

Best am Bremer Amtsgericht gegen<br />

den Pastor der örtlichen evangelischen<br />

St.-Martini-Gemeinde.<br />

Olaf Latzel hatte Homosexualität<br />

bei einer Kirchenveranstaltung als<br />

„Degenerationsform der Gesellschaft“ und<br />

CSD-Besucher*innen als „Verbrecher“ und<br />

„todeswürdig“ bezeichnet.<br />

Das Gericht verhängte eine Freiheitsstrafe<br />

von drei Monaten, umgewandelt zu einer<br />

Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 90<br />

Euro, was insgesamt 8.100 Euro macht.<br />

Damit blieb es unter der Forderung der<br />

Staatsanwaltschaft, die eine Strafe von vier<br />

Monaten verlangt hatte. Die Verteidigung<br />

hatte auf Freispruch plädiert. (AZ: 96 Ds<br />

225 Js 26577/20) Erleichterung beim CSD<br />

und in Kirchenkreisen: Für die Bremische<br />

Evangelischen Kirche (BEK) äußerste sich<br />

Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus<br />

gegenüber buten un binnen „zutiefst<br />

betroffen“ darüber, dass „ein Pastor unserer<br />

Kirche wegen Volksverhetzung verurteilt<br />

worden ist“. Das lesbische Pastorinnenehepaar<br />

von Anders Amen ** unterbrach<br />

sogar seinen Mutterschaftsurlaub. Ellen<br />

Radtke sendete uns einen überraschten<br />

Kommentar, denn mit einer Verurteilung<br />

hatte sie nicht gerechnet. „Es ist gut, dass<br />

Pastor Olaf Latzel für die Aussagen, die<br />

er getätigt hat, auch tatsächlich verurteilt<br />

worden ist. {...} Wir freuen uns darüber!<br />

Denn: Die Aussagen die er getätigt hat,<br />

sind nicht ‚einfach biblische’ Aussagen.“<br />

Der Bremer CSD Verein war einer der<br />

ersten, der nach Bekanntwerden der<br />

Hetzrede Strafanzeige bei der Polizei<br />

gegen Latzel stellte. Er begrüßt in einer<br />

Stellungnahme das Urteil.<br />

„Auch wenn die Verteidigung bereits<br />

Rechtsmittel bis zum Bundesverfassungsgericht<br />

angekündigt hat, so<br />

beweist das Urteil ganz eindeutig, dass<br />

es sich nicht einfach um die Befindlichkeiten<br />

von queeren Menschen handelt,<br />

sondern um Volksverhetzung und ein<br />

vergiftetes Klima.“<br />

Robert Dadanski,<br />

Pressesprecher und Vorstand<br />

WIE GEHT ES WEITER?<br />

Olaf Latzel hat legte umgehend<br />

Rechtsmittel gegen das Urteil ein. Der<br />

Kirchenausschuss der BEK entschied<br />

dementsprechend, dass das Disziplinarverfahren<br />

weiterhin ausgesetzt wird.<br />

Allerdings wurde auch beschlossen, Latzel<br />

vorläufig des Dienstes zu entheben, bzw.<br />

mit ihm eine Einigung zu erzielen:<br />

„Es ist nach unserer Überzeugung<br />

nicht möglich, dass ein Pastor, der von<br />

einem Gericht der Bundesrepublik<br />

Deutschland wegen Volksverhetzung<br />

verurteilt worden ist, während der<br />

Dauer des Disziplinarverfahrens weiter<br />

seinen Dienst tut. {...} Eine Ausübung des<br />

Dienstes während dieser Zeit würde die<br />

Glaubwürdigkeit der Wahrnehmung des<br />

kirchlichen Dienstes und das Ansehen<br />

der Bremischen Evangelischen Kirche in<br />

der Öffentlichkeit schwer beschädigen.<br />

Der Kirchenausschuss bittet die<br />

Menschen, denen durch die Äußerungen<br />

von Pastor Latzel Leid und Unrecht<br />

zugefügt wurde, um Verzeihung.“<br />

Wir berichten fortlaufend auf<br />

männer.media! *ck<br />

BEK-Schriftführer,<br />

Pastor Dr. Bernd Kuschnerus<br />

** Anders Amen, das ist ein lesbisches<br />

Pastorinnenpaar, Steffi und Ellen Radtke,<br />

welches mit intelligenten YouTube-<br />

Beiträgen, queerem Witz und viel Charme<br />

für queere Sichtbarkeit und auch für die<br />

Verbreitung christlicher Gedanken sorgt.


FILM<br />

INTERVIEW<br />

KATE WINSLET:<br />

„Wunderschöne Romanze“<br />

Dreißig Jahre ist es her, dass<br />

Kate Winslet ihre Karriere als<br />

Teenager im britischen Fernsehen<br />

begann. Der Durchbruch kam 1994<br />

mit „Heavenly Creature“, gefolgt<br />

von „Sinn und Sinnlichkeit“ und<br />

natürlich „Titanic“. Später war die<br />

Engländerin in Filmen wie „Iris“,<br />

„Vergiss mein nicht!“, „Little Children“<br />

oder „Contagion“ zu sehen, für „Der<br />

Vorleser“ wurde sie mit dem Oscar<br />

ausgezeichnet. Nun spielt sie eine der<br />

beiden Hauptrollen im Historienfilm<br />

„Ammonite“ (voraussichtlich ab dem<br />

21. Januar in deutschen Kinos), dem<br />

neuen Werk des schwulen Regisseurs<br />

Francis Lee („God’s Own Country“).<br />

Wir konnten die 45-Jährige anlässlich<br />

dieser im 19. Jahrhundert spielenden<br />

lesbischen Liebesgeschichte via<br />

Zoom interviewen.<br />

Miss Winslet, Sie spielen in<br />

„Ammonite“ die Fossiliensammlerin<br />

Mary Anning, die es wirklich<br />

gegeben hat. Wie viel wussten Sie<br />

über diese Frau?<br />

Den Namen Mary Anning hatte ich zwar<br />

schon gehört, aber eigentlich wusste ich<br />

kaum etwas über sie. Vor allem hatte<br />

ich keine Ahnung, was sie letztlich aus<br />

wissenschaftlicher Sicht alles geleistet hat.<br />

Ich musste ordentlich recherchieren, was<br />

natürlich dadurch erschwert wurde, dass<br />

über sie längst nicht so viel geschrieben<br />

wurde wie über ihre männlichen<br />

Zeitgenossen.<br />

Wie haben Sie sich denn auf die<br />

Rolle vorbereitet?<br />

Sie meinen, außer dass ich wochenlang<br />

an den Stränden Südwestenglands nach<br />

Fossilien gesucht und Steine aufgeklopft<br />

habe? Ich hatte glücklicherweise Zugang<br />

zu ein paar ihrer echten Tagebücher.<br />

Das fand ich enorm hilfreich, schon<br />

weil ich mir größte Mühe geben wollte,<br />

ihre Handschrift so gut wie möglich zu<br />

kopieren. Vor allem aber fand ich es wichtig<br />

zu sehen, welch enge Beziehungen Mary<br />

zu den Frauen in ihrem Leben pflegte. Sie<br />

hat nie aufbegehrt gegen das patriarchale<br />

Gesellschaftssystem, in dem sie gefangen<br />

war, und hat immer akzeptiert, dass ihre<br />

wissenschaftliche Brillanz nie so anerkannt<br />

wurde wie die von Männern. Da war sie<br />

bemerkenswert geduldig und klaglos. Aber<br />

gleichzeitig waren immer andere Frauen<br />

ihre engsten Vertrauten und Verbündeten.<br />

Im Film entwickelt sich eine<br />

Liebesbeziehung zwischen Anning<br />

und der jüngeren Charlotte<br />

Murchison. Die ist aber nicht<br />

verbürgt, oder?<br />

Nein, sicher ist nur, dass Mary mit<br />

Charlotte und ihrem Mann befreundet<br />

war. Vieles spricht auch dafür, dass sie die


FILM<br />

beiden in London besucht und eine Weile<br />

bei ihnen gewohnt hat. Wobei sie wohl<br />

in ihrem ganzen Leben ihren Küstenort<br />

nur zweimal verlassen hat und nach<br />

London gefahren ist. Auch in „Ammonite“<br />

ist der Aufbruch in die Großstadt für sie<br />

eigentlich eine viel größere Sache als die<br />

intime Beziehung zu Charlotte. Letztere<br />

ist viel eher eine Selbstverständlichkeit.<br />

Angeblich haben Sie die Rolle<br />

sofort angenommen, nachdem<br />

Sie das Drehbuch gelesen hatten.<br />

Entscheiden Sie sich immer so<br />

impulsiv?<br />

Kann man so nicht unbedingt sagen.<br />

Obwohl ich viele meiner beruflichen<br />

Entscheidungen schon recht instinktiv<br />

treffe, aus dem Bauch heraus. Im Fall von<br />

„Ammonite“ merkte ich einfach gleich,<br />

dass ich es schwer aushalten würde,<br />

jemand anderen in dieser Rolle zu sehen.<br />

Ich fühlte sofort Besitzansprüche dieser<br />

Mary Anning gegenüber. Und ich hatte<br />

einfach noch nie so ein Drehbuch gelesen.<br />

Sie meinen die Liebesgeschichte<br />

dieser beiden Frauen?<br />

Ja, auch. Ich finde es sehr wichtig, LGBTQ-<br />

Geschichten stärker in den Mainstream<br />

zu holen, und die zarte, wunderschöne<br />

Romanze zwischen Mary und Charlotte ist<br />

wirklich etwas Besonderes. Nicht zuletzt,<br />

weil sie ohne Zögern, Geheimhaltung oder<br />

Angst auskommt. Es wäre doch toll, wenn<br />

das Publikum häufiger Geschichten über<br />

Menschen aus der LGBTQ-Community<br />

und ihre Beziehungen im Kino zu sehen<br />

bekommt. Und vor allem möglichst<br />

verschiedene. Unserem Regisseur Francis<br />

Lee ist da wirklich etwas sehr Spezielles<br />

gelungen, und mir war es eine große Ehre,<br />

ein Teil dieser tollen Geschichte zu sein.<br />

Die Sexszenen haben Sie und Ihre<br />

Kollegin Saoirse Ronan selbst<br />

choreografiert. Was war Ihnen dabei<br />

wichtig?<br />

Wir sind nun einmal beide Frauen,<br />

deswegen lag es nahe, dass wir die<br />

intimen Momente zwischen zwei<br />

Frauen in die eigenen Hände nehmen.<br />

Wir wollten, dass diese Szenen<br />

wirklich authentisch aussehen und<br />

diesen Frauen und ihrer Geschichte<br />

wirklich gerecht werden. Uns ging<br />

es um Leidenschaft auf Augenhöhe,<br />

zwischen zwei Menschen, die eine<br />

echte Verbindung zueinander spüren.<br />

Vor allem wollten wir nicht, dass diese<br />

Sexszenen irgendwie reißerisch oder<br />

plakativ wirken. Viel zu oft fehlt solchen<br />

Szenen zwischen zwei Frauen oder zwei<br />

Männern die Selbstverständlichkeit<br />

und Normalität, mit der heterosexuelle<br />

Sexszenen gedreht werden. Da wollten<br />

wir gegensteuern. Nicht dass unser<br />

wunderbarer Regisseur Francis Lee, der<br />

uns immer unglaublich viel Vertrauen<br />

entgegenbrachte und ein Gefühl von<br />

Sicherheit schuf, das irgendwie auf<br />

fragwürdige Weise gemacht hätte. Aber<br />

es war wirklich eine schöne Erfahrung,<br />

gemeinsam mit Saoirse in diesem Fall<br />

selbst die Zügel in der Hand zu haben.<br />

Mit etwas Glück gehen Sie mit<br />

„Ammonite“ mal wieder ins Rennen<br />

um den Oscar. Gewonnen haben Sie<br />

den wichtigsten Filmpreis der Welt<br />

ja schon 2009. Sind Ihnen solche<br />

Ehrungen also überhaupt noch<br />

wichtig?<br />

Oh, glauben Sie mir, solche Preise sind<br />

für uns Künstler immer wichtig. Und<br />

etwas ganz Wundervolles. Davon träumt<br />

man natürlich. Selbst wenn man schon<br />

so lange dabei ist wie ich und bei vielen<br />

solcher Veranstaltungen dabei war, hat<br />

man das nie über. Ich habe natürlich<br />

keine Ahnung, wie die Oscar-Verleihung<br />

und all die anderen Events dieser Art<br />

in den Wochen davor <strong>2021</strong> stattfinden<br />

und aussehen werden. Aber gerade im<br />

Moment ist es doch wichtiger denn je,<br />

künstlerische Leistungen zu feiern und<br />

stolz auf unsere Branche zu sein. Wenn<br />

wir mit „Ammonite“ ein kleiner Teil davon<br />

sein können, würde mich das sehr freuen.<br />

*Interview: Jonathan Fink


FILM<br />

STREAMING<br />

FOTO: SALZGEBER<br />

„MOFFIE“ in der Queerfilmnacht<br />

Bundesweit ist ab dem 1. Januar der neue<br />

Salzgeber-Film „Moffie“ als VoD zu sehen.<br />

Er spielt Anfang der 1980er in Südafrika,<br />

ein Land, geteilt durch Rassismus, Apartheid<br />

und den Grenzkrieg zu Angola.<br />

Der junge weiße und schwule Nicholas<br />

van der Swart muss seinem Land dienen,<br />

gegen den Kommunismus und die<br />

„schwarze Bedrohung“ kämpfen. Niemand<br />

weiß, dass er schwul ist, käme dies raus,<br />

hätte er als Moffie ein hartes Leben. Das<br />

damalige Regime war nicht nur gegen<br />

Schwarze, es war auch ganz klar gegen<br />

Schwule. Doch gegen seine Gefühle<br />

für den Kameraden Dylan kann er nicht<br />

ankämpfen ...<br />

„In den vergangenen zwanzig Jahren sind<br />

viele Geschichten über das Apartheidsystem<br />

erzählt worden und über die Leben,<br />

die es ruinierte, die Helden, die es hervorbrachte,<br />

und den Zoll, den es dem Erbe des<br />

südafrikanischen Volkes abverlangte. Doch<br />

hier geht es um einen komplexeren Aspekt<br />

– die verborgene Geschichte der weißen<br />

Männer, die die Propagandamaschinerie<br />

der Apartheid ertragen mussten“, so der<br />

Regisseur Oliver Hermanus über seinen<br />

Film. Lohnt sich! *rä<br />

„queerfilmnacht goes online“: Ab 1.1.21<br />

als Video on Demand im Salzgeber Club,<br />

www.salzgeber.de<br />

DVD<br />

Ich bin Anastasia<br />

FOTOS: WWW.MISSINGFILMS.DE<br />

Bei missingFILMS erschien vor einigen<br />

Wochen ein ungewöhnlicher<br />

Film über einen ungewöhnlichen<br />

Menschen: „Ich bin Anastasia“<br />

über Frau Oberstleutnant<br />

Anastasia Biefang. Der<br />

Film von Thomas Ladenburger<br />

über die ersteTrans*<br />

in der Geschichte der<br />

Bundeswehr ist ein höchst<br />

wichtiges und informatives,<br />

intimes und sympathisches<br />

Porträt geworden, das<br />

keine der 95 Minuten<br />

Dauer langweilt. Er begleitet<br />

Anastasia bei ihrem<br />

Transitionsprozess zur Frau<br />

und verfolgt ihren Dienstantritt als<br />

Kommandeurin. „Meine Transsexualität<br />

trieb mich schon seit den<br />

späten Teenagerjahren um, auch<br />

wenn ich es damals nicht mit diesem<br />

Begriff bezeichnete. [...] Meine<br />

sexuelle Orientierung als bisexueller<br />

Mensch, also die Bestimmung<br />

meiner geschlechtlich-sexuellen<br />

Orientierung, war mein erstes<br />

geschlechtliches Thema. Bis ich<br />

kapierte, dass ich Frauen und<br />

Männer gleichermaßen sexuell<br />

attraktiv und begehrenswert<br />

empfinde, dauerte es schon einige<br />

Zeit. Die Frau in mir rauszulassen<br />

war schwierig. Ich empfand es<br />

zunächst als falsch und schämte<br />

mich“, verriet uns das mutige Role<br />

Model einmal im Interview über<br />

ihren Weg. *rä<br />

www.missingfilms.de


ody & beauty /// katie melua<br />

Europas. Fünf Alben und zahlreiche Auszeichnungen später erscheint in diesem Jahr ihr achter Longplayer.<br />

048 ///<br />

Interview: Felix Just<br />

GLÜCKWUNSCH ZU DEINEM ACHTEN STUDIO-<br />

ALBUM! OBWOHL DU SCHON IN DER VERGAN-<br />

GENHEIT DEINE EIGENEN TEXTE GESCHRIEBEN<br />

HAST, IST DAS DEIN ERSTES ALBUM, AUF DEM<br />

ALLE SONGS DEINE HANDSCHRIFT TRAGEN.<br />

BIST DU EXTRA STOLZ?<br />

Es ist auch mein allererstes Album ohne Coversongs!<br />

Meine Co-Autoren und ich haben zehn völlig neue<br />

Songs geschrieben. Es hat wahnsinnig viel Spaß<br />

gemacht. Was mich schon immer interessiert hat, ist<br />

das Ungleichgewicht von Musik und Zeile. Wer hat<br />

eigentlich entschieden, dass Musiktexte simpel sein<br />

müssen? Als ich mal mit einem absolut genialen Autor<br />

zusammensaß und an einem Song schrieb, meinte er<br />

zu mir, dass die Worte keine Bedeutung hätten. Und<br />

ich fragte ihn: „Wie kann es sein, dass die Worte keine<br />

Bedeutung haben? Sie sind das Wichtigste an einem<br />

Lied.“ Er erinnerte mich an die Songtexte der Beatles<br />

und welchen Erfolg die Band mit sehr einfachen<br />

Reimen hatte. In diesem besonderen Fall hatte er natürlich<br />

recht, grundsätzlich stimme ich ihm aber nicht<br />

zu. Wenn ich singe, geht es mir darum, eine Geschichte<br />

zu erzählen. Überhaupt habe ich das Gefühl, die<br />

Musikindustrie steckt jede Menge Geld und Know-how<br />

in den Producer-Part der Produktion, aber scheint den<br />

Prozess des Liederschreibens zu ignorieren.<br />

ICH KANN DIR DA ALS AUTOR NUR ZUSTIMMEN.<br />

Klar, du als Redakteur verstehst natürlich,<br />

was ich meine.<br />

ABSOLUT! ABGESEHEN VON DEN TEXTEN,<br />

DIE DU FÜR „ALBUM NO. 8“ VERFASST HAST:<br />

WAS WAR DIE IDEE HINTER DEINEM JÜNGSTEN<br />

LONGPLAYER? ES KLINGT BEIM ERSTEN HÖREN<br />

EIN BISSCHEN WIE EIN ROMAN.<br />

Ursprünglich war das zwar nicht die Idee,<br />

aber es macht Sinn, dass du das sagst. Geschichten<br />

zu erzählen und meine Worte buchstäblich weise<br />

zu wählen, sind ein großer Teil meines kreativen<br />

Prozesses.<br />

SEIT „CALL OFF THE SEARCH“ SIND 17 JAHRE<br />

VERGANGEN. WAS HAT SICH SEIT DEINEM<br />

ERSTEN ALBUM FÜR DICH ALS KÜNSTLERIN<br />

VERÄNDERT?<br />

Als ich damals anfing, Musik zu machen, arbeitete ich<br />

mit Mike Batt zusammen, der mir mehr als dreißig<br />

Jahre Erfahrung voraushatte Es war also Mikes Vision<br />

und Mikes Musik und ich war die Stimme. Als Kind<br />

georgischer Eltern, die vom Kommunismus geprägt<br />

wurden, war für mich von Anfang an klar, dass du<br />

nur als Team das beste Produkt abliefern kannst. Das<br />

hat sechs Alben lang auch sehr gut funktioniert. Er<br />

war mein Mentor. Und dann war es an der Zeit, dass<br />

ich mich als Künstlerin weiterentwickle und wachse.<br />

Meine ersten Erfolge waren sehr unschuldige Lieder.<br />

Jetzt bin ich 35 und meine Musik soll das auf ehrliche<br />

Weise widerspiegeln.<br />

DEIN DEBÜTALBUM ERSCHIEN IM SELBEN<br />

JAHR WIE CHRISTINA AGUILERAS „STRIPPED“<br />

ALBUM, DAS SIE WEG VOM TEENIE-IMAGE<br />

UND HIN ZUR JUNGEN ERWACHSENEN<br />

TRANSPORTIEREN SOLLTE. ETWAS, DAS IHR<br />

BEIDE AUSSERDEM GEMEINSAM HABT, IST<br />

LEO ABRAHAMS, DER ALS PRODUZENT FÜR<br />

AGUILERA AN „BIONIC“ ARBEITETE. JETZT<br />

HAT ER „ALBUM NO. 8“ MIT DIR ENTWICKELT.<br />

WOHER WUSSTEST DU, DASS ER DER<br />

RICHTIGE FÜR DICH WAR?<br />

Mein letztes Album war fokussiert auf meinen Gesang<br />

und hatte einen starken A-capella-Charakter. Für<br />

„Album No. 8.“ wollte ich aber eine ganze Reihe<br />

namhafter Musiker. Einer von ihnen hatte mir Leo als<br />

Produzent empfohlen. Zur gleichen Zeit hatte Leo<br />

mein Management kontaktiert. Wir haben uns also getroffen<br />

und ich habe ihm erklärt, was ich mir vorstellte.<br />

Darauf sagte er: „Klingt gut.“ (lacht) Es hilft auch,<br />

dass Leo ein brillanter Gitarrenspieler ist.<br />

WÜRDEST DU AUCH MAL IN VÖLLIG ANDERE<br />

GENRES EINTAUCHEN? ROCKMUSIK ODER<br />

BUBBLEGUM-POP À LA CHRISTINA AGUILERA?<br />

Auf der Bühne probiere ich mich schon immer in<br />

verschiedenen Genres aus – ich habe schon Künstler<br />

wie Janis Joplin gecovert und singe auch Jazz-,<br />

Blues- und Folk-Songs. Auf meinen Alben zeige ich<br />

diese Seite von mir noch nicht. Wer weiß, vielleicht<br />

kommt das noch.<br />

DAS BILD AUF DEM COVER ZEIGT DICH MIT<br />

EINER RETRO-KAMERA IN DEN HÄNDEN.<br />

HAST DU DAS FOTO SELBST GESCHOSSEN?<br />

WAR DAS AUFGRUND VON CORONA?<br />

Ja. Das Label hatte die Idee, mir diese Kamera zu<br />

schicken, damit ich das Cover selbst aufnehme. Es ist<br />

wirklich cool. Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass<br />

ich mal mein eigenes Coverfoto schieße.<br />

WIRD ES EINE TOUR ZUM ALBUM GEBEN,<br />

WENN ES DIE UMSTÄNDE WIEDER ZULASSEN?<br />

Wir hatten eine große Tour geplant, die leider gecancelt<br />

wurde. Aber wir stehen in den Startlöchern und<br />

können jederzeit loslegen.<br />

Mehr Informationen zum neuen Album und möglichen<br />

Tourdaten unter www.katiemelua.com<br />

/// 049<br />

t r a v e l /// jump in here!<br />

Das Kayon Jungle Resort inmitten von<br />

Balis grünen Regenwäldern verfügt über<br />

38 Suiten und Villen und könnte ungestörter<br />

nicht sein. Unweit der kleinen Stadt Ubud<br />

hat sich der Designer des Hotels – ein<br />

junger Balinese – von den Reisfeldern der<br />

Umgebung inspirieren lassen. Der Pool mit<br />

Blick ins unendliche Grün erinnert an die<br />

Terrassen des traditionellen Reisanbaus.<br />

www.thekayonjungleresort.com<br />

Eine „Best of Pools“-Doppelseite wäre nicht komplett<br />

ohne den Infinity Pool des Marina Bay Sands in<br />

Singapur. Er wurde auf der 57. Etage des Hotels<br />

errichtet und ist nicht nur der am höchsten gelegene<br />

Infinity Pool der Welt, sondern hat auch das längste<br />

Becken, das nicht am Boden gebaut wurde. Entlang<br />

der 150 Meter Badespaß dürfen Gäste und Besucher<br />

bis in die späten Abendstunden die Aussicht auf die<br />

Skyline, Drinks und ausgewählte Snacks genießen.<br />

Eine Nacht im Marina Bay Sands kostet in der günstigsten<br />

Zimmerkategorie rund 400 Euro.<br />

www.marinabaysands.com<br />

Sogenannte Rockpools haben in Australien eine lange Tradition. Die<br />

ersten Freiluftbäder dieser Art wurden bereits Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

errichtet, als Australien noch eine Strafkolonie war. Der Bronte<br />

Rockpool befindet sich am Bronte Beach, circa zwei Kilometer entfernt<br />

vom bekannteren Bondi Beach in Sydney, und ist dreißig Meter lang.<br />

Das geniale an dieser Art von Pool: Schwimmer müssen auf das Wieim-Meer-Gefühl<br />

nicht verzichten und sind gleichzeitig vor Strömungen<br />

und gefährlichen Meerestieren geschützt.<br />

Was als Abflussgewässer eines riesigen<br />

Wärmekraftwerks entstand, ist heute<br />

eines der bekanntesten Wellnessbäder<br />

der Welt. Die Blaue Lagune in Island ist<br />

etwa 45 Autominuten von der Hauptstadt<br />

Reykjavík entfernt und war einst<br />

ein reines Nebenprodukt des benachbarten<br />

Kraftwerks, das aus Geothermik<br />

Strom und Fernwärme produziert.<br />

Aufgrund der hohen Konzentration von<br />

Kieselalgen versickerten die Wassermengen<br />

nicht im Vulkangestein der<br />

Die schönsten, höchsten und blausten Pools der Welt findest du hier,<br />

auf dieser Doppelseite.<br />

Insel, sondern bildeten ein Reservoir,<br />

das in den 1990ern zu einer Therme<br />

umgebaut wurde. Die Algen und Mineralien,<br />

die im Wasser enthalten sind,<br />

lassen es nicht nur wunderbar blau<br />

leuchten, sondern haben außerdem eine<br />

heilende Wirkung für die Haut.<br />

Noch mehr Infos zur Lagune und dem<br />

angeschlossenen Hotel erfährst du auf<br />

Seite 082 dieser Ausgabe.<br />

www.bluelagoon.com<br />

Text: Felix Just<br />

Das Wellenbad im japanischen Hoshino Resort Risonare<br />

Tomamu ist das größte des Landes. Alle halbe Stunde wird der<br />

Wellengang für zehn Minuten gestartet. Am Abend verwandelt<br />

sich der Poolbereich in eine romantische Lounge-Area. Keine<br />

Lust auf Badespaß? In den umliegenden Bergen darf nach Herzenslust<br />

Wintersport betrieben werden.<br />

www.risonare.com/tomamu<br />

068 /// /// 069<br />

abo<br />

SPAR DIR DEN WEG ZUM KIOSK!<br />

Du magst Abenteuer, Reisen, Autos und tolle Typen?<br />

Jetzt auf www.mate-magazin.de ein Abo abschließen und<br />

keine Ausgabe der Mate mehr verpassen!<br />

Mate auf Readly lesen oder Mate-App downloaden und<br />

Mate noch vor allen anderen bekommen!<br />

ALBUM NO. 8<br />

KATIE MELUA<br />

Katie Melua ist eine Ausnahmekünstlerin. Nur wenige Sänger und Sängerinnen schaffen es, sich so lange auf der Welle<br />

des Erfolgs zu bewegen wie die Britin mit georgischen Wurzeln. 2003 feierte sie ihr Debüt mit „Call Off the Search“. 2005<br />

erschien ihr zweites Album „Piece by Piece“ und die Single „Nine Million Bicycles“. „Piece by Piece“ erreichte in mehreren<br />

europäischen Ländern die Nummer eins der Albumcharts. 2006 war Katie Melua die kommerziell erfolgreichste Sängerin<br />

Foto: Rosie Matheson<br />

#62<br />

aesthetic<br />

Edition<br />

JUMP<br />

IN HERE!<br />

DAS SIND DIE SCHÖNSTEN<br />

POOLS DER WELT<br />

Marina Bay Sands, Singapur<br />

JÜMP<br />

IN HERE!<br />

KATIE MELUA,<br />

„Album No. 8“<br />

YOU LOOK GREAT!<br />

NOCH BESSER AUSSEHEN MIT DIESEN<br />

SIMPLEN FASHION-TRICKS<br />

MUSIK<br />

FASO & KATIE MELUA<br />

PLUS: EINE REISE AUF DEN MOND, INSELHOPPING IN GRIECHENLAND UND<br />

GESICHTSMASKEN ZUM SELBERMACHEN<br />

62<br />

4 195978 806955<br />

EU € 6,95 /// CH CHF 9,00<br />

Kayon Jungle Resort, Bali<br />

Bronte Rockpool, Australien<br />

Foto: Adobe Stock/Alexandra Daryl<br />

Blaue Lagune, Island<br />

Hoshino Resort Risonare Tomamu,<br />

Japan<br />

Foto: Visit Iceland<br />

1 2 3<br />

IM ITUNES STORE<br />

UND AUF<br />

POCKETMAGS.COM<br />

KEINE<br />

AUSGABE MEHR<br />

VERPASSEN<br />

FASHION,<br />

DESIGN, BODY,<br />

TRAVEL<br />

www.mate-magazin.de<br />

www.facebook.com/MateMagazin<br />

www.instagram.com/mate_magazin<br />

www.readly.com/<br />

/// 1<br />

*Nur gültig für unwiderrufene Bestellungen eines Abos der deutschen Ausgabe von Neukunden oder Kunden die mind. 6 Monate Mate nicht im Abonnement bezogen haben. Versand der Aboprämie<br />

erfolgt nach Zahlungseingang des Bezugspreises zusammen mit der ersten Ausgabe des bestellten Abos. Abo verlängert sich automatisch um jeweils eine Folgefrequenz von 4 Ausgaben, wenn es<br />

nicht spätestens 2 Wochen vor Ablauf schriftlich per Brief (mate. | Degnerstr. 9b | 13053 Berlin), E-Mail (service@mate-magazin.de) oder per Fax (030.44319877) gekündigt wird.


FILM<br />

NEWCOMER<br />

Mark Wartenberg startet durch<br />

Und posiert nicht ohne Grund so<br />

freizügig. Der Wahlberliner mit<br />

französischen Wurzeln schlägt die Werbetrommel<br />

für eine am Freitag startende<br />

Crowdfunding-Kampagne für einen<br />

queeren Film von Max Thillaye.<br />

Über das anstehende Projekt namens<br />

„Ubiquitous“ verrät Mark Wartenberg<br />

uns: „Die Geschichte dreht sich um<br />

eine Figur namens Camille, die in einer<br />

postkapitalistischen Gesellschaft lebt.<br />

Er gehört zu einer Gruppe von Außenseitern,<br />

die ihr Leben damit verbringen,<br />

sich als andere Menschen auszugeben<br />

– sie beobachten sie, brechen in deren<br />

Zuhause ein und leben mehrere Stunden<br />

wie sie“, so der trainierte Schauspieler.<br />

„Camille macht dies glücklich, bis er<br />

spürt, dass sich etwas in ihm verändert<br />

– über mehrere Erfahrungen und Tage<br />

hinweg entfernt er sich allmählich von<br />

seinem alten Lebensstil und beginnt,<br />

sich selbst zu akzeptieren“, so der Newcomer.<br />

Hier geht es zum Crowdfunding:<br />

www.ubiquitous.movie. *rä<br />

FOTO: R. WILHELM<br />

DVD<br />

Die Liebe ist ein seltsames Ding<br />

Der kanadische Film „Akrobaten“ erzählt von<br />

einem mitunter manipulativen Beziehungsgeflecht<br />

eines aus Russland kommenden<br />

Akrobaten und seinem erfolgreichen Partner.<br />

Wer dominiert hier wen?<br />

Michas Karriere als Hochseilartist ist vorbei,<br />

Christophes Karriere hingegen voll im Gange,<br />

als die beiden sich in einer unfertigen Wohnung<br />

in Montréal im tiefen Winter treffen. Die beiden<br />

Männer verlieben sich ineinander, sie begehren<br />

sich, sie streiten, sie zeigen, wie komplex<br />

und leidenschaftlich, wie abhängig machend<br />

Liebesbeziehungen sein können. Über zwei<br />

Stunden lang nimmt uns der Regisseur<br />

Rodrigue Jean mit auf einen aufgeladenen Ritt<br />

zweier sich liebender und doch auch oft bekriegender<br />

Kerle. Der Film ist in der Originalversion<br />

(englisch, französisch, russisch) mit deutschen<br />

oder englischen Untertiteln zu sehen. *rä<br />

www.gmfilms.de<br />

FOTO: WWW.GMFILMS.DE


DATES. FRIENDS. LOVE.<br />

Deine Reise beginnt hier. Teile deine Liebe auf dem spannendsten Netzwerk für<br />

Schwule, Bi-Männer und Transgender. Downloade die ROMEO-App in deinem<br />

App-Store, oder melde dich auf unserer Webseite an.<br />

app.planetromeo.com


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

VINCENT GROSS<br />

will glücklich machen<br />

Der 1996 geborene Schweizer<br />

Sänger veröffentlicht Anfang<br />

<strong>2021</strong> sein neues Album „Hautnah“,<br />

die erste Single davon „Über<br />

uns die Sonne“ war sofort ein Spitzenreiter<br />

in den Deutschen AirPlay-Charts,<br />

weitere Hits wie „Chill Out Time“ folgten.<br />

Wir sprachen mit dem jungen Musiker.<br />

Wie erlebst du die Pandemie?<br />

Konzerte kannst du ja gerade<br />

nicht geben.<br />

Ja, das ist das Schwierigste an der<br />

ganzen Zeit. Mir fallen ungefähr<br />

eineinhalb Jahre Tour aus, das ist<br />

finanziell ein herber Verlust, denn<br />

als Künstler lebst du vor allem<br />

von Liveauftritten. Aber ich<br />

will immer an jeder Situation<br />

etwas Positives entdecken ...<br />

Ich nütze daher die Zeit, um<br />

neue Instrumente zu lernen.<br />

Das ist auch eine Chance,<br />

sich weiterzuentwickeln<br />

und sich zu bilden. Und<br />

ich habe ein Interview-<br />

Format auf YouTube<br />

entwickelt, „Stars<br />

um 10 – Hautnah“,<br />

Thomas<br />

Anders und<br />

Elton waren<br />

zum Beispiel<br />

schon da.<br />

FOTO: JÖRG KRESSIG<br />

Wie pflegst du den Kontakt zu<br />

deinen Fans?<br />

Natürlich über Social Media: Facebook,<br />

YouTube und Instagram. Mit meinen<br />

Postings halte ich Kontakt, ich bin jetzt<br />

aktiver als vor Corona. Dabei habe ich<br />

ursprünglich mal auf YouTube angefangen,<br />

das habe ich jetzt eben wieder reaktiviert.<br />

Deine Musik soll die Leute glücklich<br />

machen. Wie schaffst du das?<br />

Vor allem durch die Texte! Aber auch<br />

durch die Melodien und die Komposition.<br />

Sorgen haben wir alle genug, ich will, dass<br />

die Leute einfach mal abschalten und<br />

ihre Sorgen vergessen. Ich habe das<br />

Privileg, andere glücklich zu<br />

machen, das ist doch<br />

der schönste Job<br />

der Welt.


MUSIK<br />

exquisite gay matchmaking<br />

Der Weg ins große Glück zu zweit<br />

Ist das dein persönliches Glücksrezept,<br />

die Musik?<br />

Ja. Natürlich ist es Arbeit, aber es ist auch meine<br />

Leidenschaft, mein Hobby.<br />

Wie ist das neue Album denn entstanden?<br />

Das erste Lied habe ich vor zweieinhalb Jahren<br />

geschrieben – in Berlin übrigens. Es folgten einige<br />

Songwriting-Sessions. Kurz vorm ersten Lockdown bin<br />

ich Anfang 2020 nach Schweden geflogen und habe<br />

dort den Großteil des Albums produziert, das war ein<br />

tolles Abenteuer. Und dann ging es zurück und der<br />

Lockdown war da, alle Grenzen dicht, man konnte das<br />

Album nicht promoten.<br />

individuell | persönlich | seriös | diskret | einfühlsam<br />

München | Berlin | Köln/Düsseldorf | Frankfurt | Hamburg<br />

Elite Contacts | Taunustor 1/Taunusturm | 60310 Frankfurt<br />

Rufen Sie uns an: +49 69 505 060 4448<br />

Philipp Schwarzenberg +49 151 652 479 47<br />

oder schreiben eine Mail an mail@elite-contacts.com<br />

www.elite-contacts.com<br />

Die Single „Über uns die Sonne“ war ein Radio-<br />

Erfolg, welche Lieder sollte man sich noch<br />

anhören?<br />

Das ist ja fast eine Fangfrage! (lacht) Natürlich soll man<br />

jeden Song anhören. Aber stolz bin ich auf „Baby bitte<br />

bleib“, das ist ein ganz anderes Lied, auch mit einer<br />

untypischen Produktion.<br />

Wie trifft dich die Pandemie privat?<br />

Ich vermisse riesig das Reisen, das Ausgehen und<br />

Freunde zu treffen. Es ist schwierig, neue Leute<br />

kennenzulernen, wenn man nicht ausgehen darf. Aber<br />

so weit geht es allen gut und man ist sogar noch näher<br />

zusammengekommen. Die Freundschaften, die ich<br />

habe, wurden intensiver. Man weiß jetzt noch mehr, was<br />

man aneinander hat.<br />

Worauf freust du dich im Frühling?<br />

Auf meine Album-Veröffentlichung! Und auf die Zeit,<br />

wenn man wieder Open-Air-Konzerte geben und<br />

gemeinsam feiern kann.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.vincentgross.ch,<br />

www.youtube.com/c/VincentGrossMusic,<br />

www.facebook.com/VincentGrossMusic,<br />

www.instagram.com/vincentgross<br />

Als CD, limitierte Fanbox<br />

und digital erhältlich<br />

www.telamo.de


MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

FOTO: P. HÜTTEMANN<br />

KELVIN JONES<br />

Er sang schon für ALLE<br />

FARBEN, Lost Frequencies,<br />

YOUNOTUS und auch zusammen<br />

mit Glasperlenspiel, Ilira, Alexa<br />

Feser und Stefanie Heinzmann. Wir<br />

chatteten mit dem Wahlberliner aus<br />

Simbabwe.<br />

Du arbeitest gerne mit Dance-<br />

Producern zusammen, oder?<br />

Liebend gerne! Ich höre ja immer Dance-<br />

Pop, es macht viel Spaß, wenn ich mein<br />

Schreiben mit einem Dance-Producer<br />

kombinieren kann und wir einen Song<br />

machen können, der alle in gute Stimmung<br />

versetzt.<br />

Tanzt du gerne?<br />

Als ich in Simbabwe aufwuchs, gab es<br />

alle paar Monate einen neuen Tanzevent,<br />

sodass man ein oder zwei Dinge über<br />

Rhythmus lernen konnte. Diese Freude<br />

„... besser als je zuvor“<br />

durchs Tanzen und fröhliche Musik teilen<br />

zu können, hat mir wirklich die Augen<br />

geöffnet.<br />

Wie trafen dich als Künstler die<br />

Lockdowns?<br />

Die Hauptsache ist natürlich das Fehlen<br />

von Shows. Mein Sommer sah 2020 ganz<br />

anders aus als in den letzten Jahren.<br />

Einerseits ist es total beschissen, nicht in<br />

der Lage zu sein, meine Lieblingssache auf<br />

der Welt zu machen, live zu spielen und so<br />

unmittelbar mit Menschen in Kontakt zu<br />

treten, andererseits hat es mir ermöglicht,<br />

mich auf meine Produktionen zu konzentrieren,<br />

die sind jetzt besser als je zuvor.<br />

Worüber freust du dich gerade?<br />

Neue Dinge zu entdecken. Weil ich jeden<br />

Tag daran arbeite, ein besserer Produzent<br />

und ein besserer Songwriter zu werden,<br />

fühle ich mich wie ein Schwamm. Ich<br />

nehme sooo viele Informationen auf. Das<br />

ist eine wirklich aufregende Zeit in Sachen<br />

Lernkurve.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.facebook.com/kelvinjones


RETRO<br />

Zum 20-Jährigen auf Vinyl<br />

Gleich drei UK-Nummer-eins-Hits finden<br />

sich auf dem dritten Album der Spice Girls:<br />

„Holler“, „Goodbye“ und „Let Love Lead the<br />

Way“. Trotzdem war es das letzte Werk der<br />

damals zum Quartett geschrumpften Band<br />

bis zum 2007er-„Greatest Hits“-Album.<br />

Ende November erschien „Forever“ nun<br />

erstmals als LP, ein kleines Fest für Popmusikliebhaber<br />

und Vinyl-Fetischisten, oder?<br />

Unsere Anspieltipps sind neben den oben<br />

genannten Singles die Ballade „Weekend<br />

Love“ und das funkige „If You Wanna Have<br />

Some Fun“. Die Girlgroup The Spice Girls<br />

wurde 1994 gegründet, zwei Jahre später<br />

gingen Emma Bunton, Melanie C, Victoria,<br />

Mel B und Geri mit der Single „Wannabe“<br />

erfolgreich an den Start, bis 2001 folgten<br />

Hits wie „Too Much“ und „Who Do You Think<br />

You Are“. Im Jahr 2000 kam das dritte<br />

Album „Forever“ bis auf Platz zwei der<br />

Charts. *rä<br />

MUSIK<br />

KLUBMUSIK<br />

Winterblues? Sommer-House<br />

Neben Pop und Eurodance ist House die dominierende Musikart auf<br />

queeren Partys (Klub-Streaming-Events) in der ganzen Welt. Bekannte<br />

Interpreten und DJs sind Inner City, Ultra Naté, DJ Hell, Todd Terry,<br />

Black Box, Hans-Peter Lindstrøm, Fritz Kalkbrenner, (oft) Robin Schulz,<br />

Boris Dlugosch und eben auch Milk & Sugar. Und die beiden haben eine<br />

neue Doppel-CD am Start: „HOUSE NATION IBIZA 2020“.<br />

Ja, das Jahr war in Sachen Party<br />

und Klub eine Katastrophe:<br />

Menschen bangen um ihre<br />

Arbeitsplätze, ausgehen war<br />

nicht drin – oder mit schlechtem<br />

Gewissen dabei und danach.<br />

Aber immerhin, die Klubmusik<br />

konnte sich weiterentwickeln, es<br />

ging nicht mehr um den schnellen<br />

Klopper, der die Tanzfläche<br />

füllt, es ging bei vielen Tracks<br />

(wieder) mehr um eine stimmige<br />

FOTO: S. MEESE<br />

und hörbare Komposition. So ist<br />

diese neue CD auch zu Hause<br />

extrem hörbar. Unsere Anspieltipps<br />

sind „German Winter<br />

(Original Mix)“ von Andhim, „Dia<br />

En El Mar (Original Mix)“ von<br />

Mollono.Bass, Jörg Schwenzer<br />

sowie „Remember Me (David<br />

Penn Extended Remix)“ von Blue<br />

Boy und „Has Your Man Got Soul<br />

(Earth N Days Extended Remix)“<br />

von Milk & Sugar. *rä<br />

HOUSE<br />

Eric Kupper & Diana Ross:<br />

Klubmusik<br />

76 Jahre jung, glückliche Mutter und Oma und vor allem<br />

immer noch eine Sängerin, die liebt, was sie tut. So<br />

überließ es Diana auch keinem Promoter oder Label,<br />

allein zu entscheiden, von wem und wie Hand an einige<br />

ihrer Klassiker gelegt wird.<br />

Sie entschied sich für Eric Kupper, einem DER DJs und<br />

Remixer der USA (mit französischen Wurzeln). Seit<br />

1986 ist der Klubmusiker schon erfolgreich im Geschäft,<br />

versorgte Größen wie Cher, Alicia Keys, Depeche Mode,<br />

Kylie Minogue und Donna Summer mit den Sounds<br />

der Nacht. Das auf Vinyl und CD erschienene Album<br />

„SUPERTONIC mixes“ von Diana Ross enttäuscht dann<br />

auch keine Minute lang. Nummer-eins-Hits wie „Touch<br />

Me in the Morning“ (1973) oder „Upside Down“ (1980)<br />

und „Love Hangover“ (1976) wurden behutsam auseinandergenommen<br />

und kreativ neu zusammengesetzt.<br />

Unsere Anspieltipps<br />

sind die eben<br />

genannten Lieder und<br />

„It’s My House“ (Platz<br />

1 der US Dance Club<br />

Songs 1979). Damals<br />

wie heute erlauben<br />

House und Disco dem<br />

Hörer, der mitunter<br />

anstrengenden Welt zu<br />

entfliehen. Eskapismus<br />

muss manchmal sein –<br />

Disco hilft. *rä<br />

KLUBMUSIK<br />

Donna Summer 1980/2020<br />

Mitte Oktober kam eine aufgemotzte und<br />

liebevoll erweiterte Version ihres 1980er<br />

Top-10-Albums „The Wanderer“ auf den<br />

Markt. Besonders gut ist der Remix von<br />

„Nightlife“.<br />

Das Lied war ursprünglich ein Rock-Disco-<br />

Pop-Spaß vom – zusammen mit Giorgio<br />

Moroder komponierten und produzierten –<br />

Album „The Wanderer“. Der gleichnamige<br />

Titeltack des Albums schoss vor vierzig<br />

Jahren in den USA auf Platz 3, das Album<br />

selbst erreichte dort Platz 13.<br />

2020 nahm sich Le Flex aus Südfrankreich<br />

der Lieder an, verpasste ihnen sphärische<br />

Elektro-Disco-Kosmen, durch die man<br />

beim Hören wabern kann, inszenierte<br />

die Stücke vollkommen neu. Aber immer<br />

im Sinne der ebenfalls beteiligten (noch<br />

lebenden) Musiker. *rä


MUSIK<br />

POP<br />

Küchendisco<br />

statt Lebensfrust<br />

Sophie Ellis-Bextor macht es richtig: Sie verliert sich nicht in<br />

Verschwörungstheorien, sie macht Musik, die aufbaut.<br />

Die Corona-Pandemie und die notwendigen Maßnahmen zu ihrer<br />

Bekämpfung, um Menschenleben zu schützen, stellt vor allem die<br />

Zunft der Kunst auf eine harte Probe – auch weltweit populäre<br />

Musikerinnen wie Sophie Ellis-Bextor, die eben nicht mit Tourneen und<br />

Auftritten Geld verdienen konnte. Die scheinbar immer fröhliche und<br />

in sich ruhende Mutter nutzte die Zeit aber und versorgte ihre Fans<br />

regelmäßig mit Livemusik aus ihrer Küche – mit fröhlicher Beteiligung<br />

ihrer Familie via Social Media. So entstand die Idee, ein ganzes Album<br />

mit Disco und Pop herauszubringen, das ihre zahlreichen Hits und<br />

ausgewählte Lieblingsstücke vereint.<br />

Unsere Anspieltipps auf dem grandiosen Album „Songs from the<br />

Kitchen Disco“ sind ihre Klassiker wie „Murder on the Dancefloor“,<br />

„Groovejet (If This Ain’t Love)“ und „Mixed Up World“ sowie „Crying at<br />

the Discoteque“ (im Original von Alcazar, die wiederum Sheilas „Spacer“<br />

sampelten) und die Hits „Me and My Imagination“ und „Get Over You“.<br />

Das Album erschien auf Vinyl, CD, Kassette (!) und natürlich digital. *rä<br />

KULT<br />

Miley und Dua ehren Divine<br />

Dua Lipa und Miley Cyrus featuren in<br />

ihrem aktuellen Musikvideo zu „Prisoner“<br />

die legendäre Dragqueen Divine. Das Lied<br />

ist durchaus gewöhnungsbedürftig, wenn<br />

man auf Dance-Pop gehofft hat, überzeugt<br />

aber schon beim an „Physical“ von<br />

Olivia Newton-John erinnernden Refrain<br />

und gräbt sich dann langsam in dein Ohr<br />

und Hirn. Rockig, emanzipiert und queer,<br />

genau richtig für dieses schnöde Zeit. Die<br />

in den 1980ern verstorbene Dragqueen<br />

und John-Waters-Muse Divine ist ganz<br />

am Ende in voller Fülle zu sehen, als<br />

Dawn Davenport<br />

mit dem Satz „I’m<br />

a free woman now<br />

and my life is just<br />

ready to begin“.<br />

Divine machte sich<br />

stark für queere<br />

Rechte als es<br />

noch gefährlich(er) war. Schon in den<br />

1960er-Jahren provozierte die Dralle<br />

aus Maryland ihre konservative Umwelt.<br />

Unvergessen und wegweisend: ihre<br />

Kunst. Und auch ihre Filme mit Regisseur<br />

John Waters! Divines Privatleben war<br />

nicht weniger interessant, so war die<br />

punkige Bunte zum Beispiel mit dem<br />

US-Pornostar Leo Ford (1957 – 1991)<br />

zusammen. *rä<br />

KLUBMUSIK<br />

Smoothes Disco-House<br />

„Let Me Go“ von Lori Glori & Melchior Sultana<br />

ist die perfekte Nummer für den Winter,<br />

weckt sie doch Erinnerungen an einen<br />

heißen Sommer.<br />

Loris kräftige Soulstimme fordert Respekt<br />

und Freiheit ein, die smoothen House-Beats<br />

und funkigen Effekte machen dieses<br />

brandneue Lied zu einem entspannten –<br />

klubbigen – Ohrwurm.<br />

Produziert hat Melchior Sultana, Jahrgang<br />

1986, ein auf Malta lebender Musiker, der<br />

auch schon im Berghain, im nicht weniger<br />

legendären Café del Mar auf Ibiza, dem<br />

Tresor und dem Underground-Klub IPSE<br />

auflegte und auftrat. Die Stimme von Lori<br />

Glori wirst du schon kennen, wenn du<br />

House und Eurodance magst. Sie war es, die<br />

den Refrain sang bei Charthits von Intermission<br />

(„Six Days“, ...), Centory („The Point<br />

of No Return“, ...), Loft („Wake the World“, ...),<br />

DJ Bobo („Pray“, „Let the Dream Come True“,<br />

„There’s a Party“, ...) und auch vom Captain<br />

Hollywood Project („Flying High“, ...). *rä


MACH, WAS WIRKLICH ZÄHLT.<br />

UNSICHERE<br />

ZUKUNFT ODER<br />

ZUKUNFT SICHERN?<br />

Jetzt als Offizier/-in (m/w/d) bewerben.<br />

bundeswehrkarriere.de


KUNST<br />

NACHGEFRAGT<br />

MISS<br />

In Städten wie Berlin schmücken<br />

ihre Kunstwerke die<br />

großen und ohne Kunst mitunter<br />

bedrohlichen Mauern. Es scheint, als<br />

ob ihre Welt bunt, poppig, queer und<br />

fröhlich ist. Für uns hatte die Künstlerin<br />

Zeit für einen Chat. *rä<br />

Erkläre dem Laien mal deine Kunst:<br />

StreetartEgg und Sticker-Paste-ups.<br />

Ich habe vor zwei Jahren damit begonnen,<br />

meine handgemachten Collagen auf<br />

Instagram zu zeigen. Seitdem hat sich viel<br />

getan in meinem Leben. Für Streetart habe<br />

ich mich schon immer interessiert und<br />

so lag es nahe, meine Kreationen auch in<br />

GLUENIVERSE<br />

Gl<br />

e<br />

macht das Leben bunter<br />

das Straßenbild Berlins zu integrieren. Der<br />

erste Sticker ist in Zusammenarbeit mit<br />

der Kölner Künstlertruppe „Levveunlevvelosse<br />

– Streetart against hate“ entstanden<br />

und es folgten weitere. Aufkleber sind<br />

einfach, schnell und unauffällig in der<br />

Stadt zu verteilen. Ein Paste-up ist<br />

ein Kunstwerk auf Papier gemalt oder<br />

ausgedruckt, welches mithilfe von Kleister<br />

an Oberflächen wie Häuserwände, Mauern,<br />

Glascontainer usw. geklebt wird. Das ist<br />

etwas aufwendiger, als einen Sticker zu<br />

kleben, und auf jeden Fall auch aufregender.<br />

Die Absicht dahinter ist, die Straßen<br />

bunter zu machen, Kunst im alltäglichen<br />

Leben zu zeigen und für alle zugänglich zu<br />

machen.<br />

Wie kamst du auf die Idee mit dem Ei?<br />

Mein erster Impuls war es, Bilder zu<br />

machen, die Menschen aufmuntern. Etwas<br />

Fröhliches, das zum Schmunzeln anregt<br />

und bestenfalls die Stimmung aufhellt.<br />

Deshalb war mein erster Künstlername<br />

„Das Frohlein Moodmacher“. Die Idee für<br />

das Ei steckt sozusagen im FrohlEin. Das<br />

Ei wird mit Augen und Mund aus Papier<br />

beklebt, manchmal mit Mützen bestückt,<br />

und den Rest des Körpers gestalte ich<br />

mit Papierausschnitten aus Magazinen.


KUNST<br />

So entstanden schon einige Charaktere.<br />

Mittlerweile gestalte ich auch Bilder ohne<br />

Eier. Den Namen musste ich leider ändern,<br />

da eine Firma mich auf ihre Markenrechte<br />

hingewiesen hat.<br />

Wie entsteht ein Bild bei dir?<br />

Meistens entstehen die Bilder ganz<br />

spontan aus dem Bauch heraus. Sie entspringen<br />

meinen aktuellen Stimmungen<br />

und Erlebnissen und spiegeln Themen,<br />

mit denen ich mich beschäftige. Wenn ich<br />

Zeit und Muße habe, wühle ich mich durch<br />

die unendliche Fülle von Zeitschriften,<br />

Fotos und Schnipsel, schneide aus und<br />

füge zusammen. Manche Bilder entstehen<br />

innerhalb von zehn Minuten, bei anderen<br />

muss die Idee erst reifen.<br />

Was inspiriert dich?<br />

Knallige Farben, Wortspiele, Musik, Ruhe,<br />

der Austausch mit Menschen allgemein<br />

und insbesondere mit anderen Künstlern.<br />

Durch die Streetart habe ich sehr wertvolle<br />

Verbindungen knüpfen können, aus<br />

denen auch schon einige Kollaborationen<br />

entstanden sind.<br />

Du lebst in Berlin, kommst aber aus<br />

Österreich. Vermisst du die Ruhe<br />

mitunter im Großstadttrubel?<br />

Ich lebe nun schon über die Hälfte meines<br />

Lebens in Berlin und liebe diese Stadt.<br />

Damals trieb mich die Abenteuerlust aus<br />

einem kleinen Dorf nach Berlin. Trotzdem<br />

genieße ich die Zeit in meiner Heimat,<br />

wann immer ich kann. Meine Familie, die<br />

Berge, die Ruhe, den Wald, die Luft!<br />

Welche Künstler beeinflussen dich<br />

aus deiner Heimat?<br />

Kein konkreter Künstler, aber ich habe<br />

einige kreative Köpfe in meiner Verwandtschaft<br />

und hatte den Vorteil, mich schon<br />

früh ausprobieren zu können. Durch eine<br />

nah gelegene Künstlerstadt war ich immer<br />

schon umgeben von kreativen Vibes und<br />

Inspiration.<br />

Und aus Berlin?<br />

Auch zu dieser Frage möchte ich keinen<br />

Namen nennen. Es gibt hier zahlreiche<br />

Künstler, die mir mit ihren Arbeiten<br />

visuellen Input geben, aber viel wichtiger<br />

sind mir der Austausch untereinander und<br />

die gegenseitige Inspiration, die daraus<br />

entsteht.<br />

Worauf freust du dich im Frühling?<br />

Auf Ostern! Kleiner Scherz. Was ich am<br />

Frühling liebe, ist das langsame Erwachen<br />

der Natur, und auch die Berliner werden<br />

mit den ersten Sonnenstrahlen und<br />

warmen Tagen wieder etwas freundlicher.<br />

Auf jeden Fall hoffe ich darauf, dass wir<br />

uns im Frühling wieder ohne Masken<br />

bewegen können, und freue ich mich<br />

darauf, Freunde wieder spontan und<br />

unbefangen umarmen zu können. Das<br />

vermisse ich sehr!<br />

www.instagram.com/miss_glueniverse


KUNST<br />

TOM OF<br />

KALENDER


KUNST<br />

FINLAND <strong>2021</strong><br />

13 Männerbilder, darunter seine berühmten Cowboys,<br />

Polizisten und Motorradfahrer, werden dich<br />

<strong>2021</strong> durchs Jahr begleiten. 13 Mal schwule Erotik,<br />

die man aber (gerade noch) „ohne Probleme“<br />

aufhängen kann ... Kunst darf das!<br />

Tom of Finland sorgte für schwule Sichtbarkeit, als dies noch<br />

mit gesellschaftlicher Ächtung und sogar Strafverfolgung<br />

einherging. Doch der Künstler wollte sich nicht dem Diktat der<br />

heterosexuellen und stockkonservativen Mehrheit beugen,<br />

er inszenierte ab den 1950er-Jahren den schwulen Mann als<br />

Sexobjekt. Er wollte sich nicht damit zufriedengeben, dass<br />

Schwule ab und an als hübsche Jünglinge oder Dragqueens in<br />

der Kunstwelt (und im Nachtleben) auftauchten.<br />

Touko Valio Laaksonen wollte einen<br />

anderen Teil der schon damals<br />

vielfältigen Subkultur zeigen: die des<br />

Ledermanns, des Cowboys, des „ganz<br />

normalen Machos“.<br />

Er wagte es, den Mann erotisch und in<br />

„verfänglichen“ Situationen zu zeichnen<br />

in einer Zeit, als Busenwunder im<br />

Abendkleid oder ein Hüften schwingender<br />

Elvis schon ein Höchstmaß an<br />

Erotik waren. Tom of Finland war mit dem<br />

Zeichenstift in der Hand ein Vorkämpfer<br />

der Schwulenbewegung.<br />

Angeboten wird dieser hochwertige und<br />

exklusive Kalender zu Ehren des finnischen<br />

Künstlers, zu deiner Erbauung, vom queeren<br />

Team des US-Shops Peachy Kings. *rä<br />

www.peachykings.com


BUCH<br />

INTERVIEW<br />

RENÉ WÜST:<br />

„Ich habe sehr<br />

viel Glück ...“<br />

Haustiere entspannen, aber auch Tierfilme und die Natur<br />

allgemein. Entspannung ist genau das, was der gestresste<br />

Großstädter zwingend braucht. Und was wäre ein Tag ohne spaßige<br />

GIFs, in denen unsere gefiederten Genossen Blödes tun oder<br />

Weises verkünden? Wir sprachen mit René Wüst, seines Zeichens<br />

Verleger und Verlagsleiter sowie der Herausgeber des Magazins<br />

„Gefiederte Welt“.<br />

Wie kamst du zu deiner Arbeit? Es ist ja<br />

kein Allerweltsjob.<br />

Die Leidenschaft für Vögel hat mich bereits<br />

im Kindesalter ergriffen. Auf der Wiege saß<br />

der zahme Wellensittich. Das ist als Bild in der<br />

Familie festgehalten. Mit 14 Jahren absolvierte<br />

ich die damals noch notwendige Prüfung<br />

für eine amtlich anerkannte Vogelzucht. Ich<br />

begann dann bald, erste Artikel zur Vogelhaltung<br />

zu veröffentlichen und mich im internationalen<br />

Artenschutz zu engagieren. Das Interesse<br />

an Freilandbeobachtung und Naturfotografie<br />

kam hinzu und dabei lernte ich den vorherigen<br />

Inhaber des Verlages kennen. Jahrzehnte später<br />

bot mir dieser den Kauf seines Verlages und<br />

des zugehörigen Fachbuchhandels an. Ich<br />

habe Ja gesagt, denn es hat alles gepasst: Mein<br />

persönliches Interesse, langjährige Erfahrung im<br />

Fachgebiet und mein kaufmännischer Hintergrund,<br />

um das Unternehmen zu führen.<br />

FOTO: KRISTIJAN MATIĆ<br />

Viel reisen gehört zu deiner Position<br />

dazu, oder?<br />

Ja, zum einen sind das die Reisen in die<br />

Herkunftsgebiete der Vögel, um sie im Freiland<br />

zu beobachten und zu fotografieren. Bei über<br />

fünfzig außereuropäischen Expeditionen war<br />

ich schon dabei. Zum anderen sind es nicht<br />

weniger geschäftliche Reisen zu Geschäftspartnern,<br />

Kongressen oder auch unseren selbst<br />

veranstalteten Seminaren. Die Vogelhaltung<br />

ist ein internationales Phänomen und gerade<br />

professionelle Halter und Züchter sind weltweit<br />

miteinander vernetzt. Zu Corona-Zeiten haben<br />

wir das natürlich stärker digitalisiert und es sind<br />

weniger Reisen gefragt.<br />

Wie sieht eine normale Arbeitswoche für<br />

dich aus?


BUCH<br />

Das ist im Vergleich zu den Expeditionen<br />

die bodenständige kaufmännische oder<br />

organisatorische Arbeit eines Verlagsleiters.<br />

Zum Beispiel Controlling, Personalthemen,<br />

Arbeitsprozesse und nicht zu<br />

vergessen der Austausch<br />

mit unseren Redaktionen<br />

und Kunden. Besondere<br />

Freude bereitet mir die<br />

Fortentwicklung unserer<br />

Neuheiten. Darunter<br />

druckfrische Bücher<br />

oder Sonderhefte<br />

und die verlagseigene<br />

Akademie.<br />

Bleibt da noch Zeit<br />

für deinen Mann?<br />

Ich habe sehr viel<br />

Glück, dass mein<br />

Mann sich ebenfalls<br />

für Tiere und Pflanzen<br />

interessiert und<br />

er mir immer den Rücken<br />

stärkt – immerhin bereits seit 15 Jahren.<br />

Mir macht meine Arbeit Spaß und er<br />

muss mich des Öfteren daran erinnern,<br />

dass es nicht nur Arbeit gibt. Da er aber<br />

selbst mit seiner Goldschmiede ein<br />

„Macher“ ist, bringt er mir viel Verständnis<br />

entgegen. Ich denke, wir sind ein gutes<br />

Team und ergänzen uns in vielen Lebensbereichen<br />

prima.<br />

Welches Land bereist du besonders<br />

gerne?<br />

Kolumbien ist eines meiner Lieblingsländer.<br />

Bereits seit 2005, also<br />

noch zur aktiven Zeit der F.A.R.C.<br />

(Guerillabewegung) begann ich in nahezu<br />

alle Teile des Landes zu reisen und lernte<br />

neben den Problemen die Biodiversität<br />

und die atemberaubenden vielfältigen<br />

Landschaften von der Karibikküste, mit<br />

den bedrohten Trockenwäldern, über das<br />

Anden-Hochland mit<br />

dem höchsten<br />

Küstengebirge<br />

der Welt (5.775<br />

Meter) bis zum<br />

Tieflandregenwald<br />

im Amazonas<br />

kennen. Ich bin<br />

zwar kein Fan von<br />

Maisspeisen, aber<br />

kulinarisch wird viel<br />

mehr geboten. Da<br />

sich in der Neuzeit<br />

die Sicherheitslage<br />

in weiten Teilen<br />

des Landes enorm<br />

entspannt hat, kann<br />

ich Kolumbien, wenn<br />

wieder einigermaßen<br />

normal gereist werden kann, sehr<br />

empfehlen.<br />

Hast du denn einen<br />

Lieblingspapagei?<br />

Oh ja, natürlich, wobei es bei der<br />

Artenvielfalt der Papageienfamilie recht<br />

schwerfällt, mich auf eine Art zu begrenzen.<br />

Die gesamte Familie der Kakadus,<br />

hier vor allem den Orangehaubenkakadu<br />

oder den Palmkakadu, mag ich sehr<br />

gerne. Außerdem die Gattung der Unzertrennlichen,<br />

die umgangssprachlich auch<br />

als Liebesvögel bekannt sind.<br />

Denkst du, dass die Community<br />

ungewöhnliche Haustiere besonders<br />

schätzt und womöglich auch<br />

besitzt?<br />

Das denke ich nicht nur, sondern das<br />

zeigt mir meine langjährige Erfahrung in<br />

diesem Bereich. Den Anteil an Haustierbesitzern<br />

würde ich in der Community<br />

als überdurchschnittlich einschätzen.<br />

Dabei begegnet mir vielfach eine<br />

einfühlsame Pflege der Tiere und eine<br />

liebevolle Integration in die Familie.<br />

Welchen Papagei würdest du<br />

Anfängern empfehlen? Oder gleich<br />

zwei?<br />

Bei haltungsrelevanten Papageienarten<br />

sind es, aufgrund des Tierwohls, immer<br />

zwei! Bitte keine Einzelhaltung, denn das<br />

tut dem Vogel nicht gut. Mit kleineren<br />

Sitticharten wie z. B. Wellen- oder Nymphensittichen<br />

kann man sehr gut erste<br />

Erfahrungen sammeln. Es kommt eben<br />

auf die Motivation der Vogelhaltung an:<br />

Möchte man lediglich Vögel halten oder<br />

ggf. sogar auch mal vermehren? Vor jeder<br />

Anschaffung sollte man sich gründlich<br />

informieren. Da ist sicher das Schwarmwissen<br />

in den Foren des Internets. Viele<br />

engagierte Menschen sind da unterwegs,<br />

aber nicht jeder ist ein echter „Experte“.<br />

Daher empfehle ich immer geprüfte<br />

Fachbücher oder aktuelle Zeitschriften,<br />

um sich ein eigenes, fundiertes Wissen<br />

anzueignen.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.arndt-verlag.de


KUNST BUCH<br />

NACHGEFRAGT<br />

FÉLIX LEMENS’<br />

Kriminalromane<br />

Seine Bücher wie „Das<br />

Carnet – Wie viele Leben hat<br />

ein Mensch“ und „Beste Bestien<br />

– ein Berlinkrimi“ sind spannende<br />

Unterhaltung schwulen Ursprungs,<br />

aber ohne schwule Handlung.<br />

Wir chatteten mit dem Münchner<br />

Berlinfan, Autor Félix LeMens.<br />

Warum schreibt ein Münchner<br />

Berliner Krimis?<br />

Das ist relativ einfach erklärt. Meine Mutter<br />

ist in Charlottenburg geboren und meine<br />

Omi kam aus dem Wedding. Insofern<br />

habe ich mehr als einen Koffer in Berlin<br />

stehen. Abgesehen von meinen familiären<br />

Wurzeln, kam für mich keine andere Stadt<br />

in Frage, die über so viele interessante und<br />

zugleich spannende Orte verfügt als Berlin.<br />

Ist es für dich in der Pandemie<br />

schwerer oder leichter geworden<br />

als Buchautor? Lesen die Leute nun<br />

mehr?<br />

Ich habe 2020 den Krimi und den Thriller<br />

veröffentlicht, geschrieben wurden sie<br />

2018/2019. Was in jedem Fall sichtbar<br />

ist, dass Buchhandlungen es einem<br />

momentan nicht leicht machen, das<br />

Buch im Verkaufsraum zu platzieren. Hier<br />

wird Corona gerne als Grund genannt.<br />

Verlage und Handel sind sicherlich durch<br />

Kurzarbeit in Rückstand gekommen und<br />

überlastet.<br />

Verzichtest du bewusst auf schwule<br />

Handlungsstränge oder kann das<br />

noch kommen?<br />

Jein. Es gibt in Das Carnet durchaus auch<br />

„schwule Themen“. Einen Protagonisten<br />

lasse ich bewusst frei leben, sodass ihn<br />

der Leser nicht gleich in Schubladen<br />

packen kann. Im Folgeroman erfährt man<br />

mehr über ihn und es kommt auch eine<br />

schwule Nebenfigur ins Spiel.<br />

Welche Pläne hast du für <strong>2021</strong>?<br />

<strong>2021</strong> werde ich Cauria, ein weiterführender<br />

Roman von Das Carnet, herausbringen.<br />

Derzeit schreibe ich am dritten<br />

Buch aus der Reihe. Alle drei Bände sind<br />

aber in sich abgeschlossene Werke. Dann<br />

wird auch noch ein weiterer Krimi aus der<br />

Reihe Ein Berlinkrimi erscheinen.<br />

Was liebst du an München?<br />

Die Isar und der Flaucher, das sind die<br />

Bade- und Liegewiesen am Fluss, der<br />

durch die Stadt fließt. Die Architektur<br />

des alten Münchens und natürlich das<br />

Umland mit der Nähe zu den Bergen und<br />

dem Süden, den man hier schon erahnen<br />

kann.<br />

Und an Berlin?<br />

Den Esprit Berlins, die Berliner Schnauze<br />

und die enorme Weitläufigkeit der Stadt.<br />

Klar, auch die Klubszene – aber wer<br />

liebt die nicht! Für mich als neugierigen<br />

Menschen gibt es in Berlin immer noch<br />

viel zu entdecken.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.lesalon.net


immer aktuell<br />

informiert<br />

www.männer.media


BUCH<br />

GESCHICHTE<br />

Postkarte, circa 1900, 140 x 89 mm, Herkunft: USA, © Courtesy of the Nini-Treadwell<br />

Collection © „Loving“ by 5 Continents Editions/Elisabeth Sandmann Verlag<br />

SCHWULE LIEBE<br />

1850 – 1950<br />

Ein fürwahr bewegendes, spannendes und<br />

außergewöhnliches Buch, das im Oktober<br />

erschienen ist: „Loving – Männer, die sich lieben,<br />

Fotografien aus den Jahren 1850 – 1950“ von<br />

Hugh Nini und Neal Treadwell.<br />

„Unsere Sammlung begann vor zwanzig Jahren, als wir auf<br />

ein altes Foto stießen, das wir für einzigartig hielten. Das<br />

Motiv auf diesem Vintage-Foto waren zwei junge Männer,<br />

die sich umarmten und anstarrten – eindeutig verliebt“, so<br />

die beiden Autoren über den Beginn dieser fotografischen<br />

Reise. Rund 2.800 Bilder sind inzwischen zusammengekommen,<br />

über 300 sind jetzt vereint in einem Buch.<br />

Die Bilder entstanden, als homosexuelle Liebe gesellschaftlich<br />

geächtet war, Schwule lebten versteckt,<br />

mussten ihre Liebe unterdrücken und konnten Sex nur<br />

auf Klappen oder im Geheimen erleben. Dieses Buch ist<br />

ein wichtiges Zeitdokument, das uns vor Augen führt, was<br />

war. Die Männer, die sich in romantischen Posen ablichten<br />

ließen, riskierten viel – Häme und Diskriminierung waren<br />

da noch das Harmloseste, das drohte. Womöglich das<br />

berührendste Buch der letzten Monate. Ein schwules<br />

Muss! *rä<br />

Kabinettformat, circa 1880, 167 x 109 mm, Herkunft: USA, Notiz: „McInturff, Steve Book,<br />

Delaware O.“, © Courtesy of the Nini-Treadwell Collection © „Loving“ by 5 Continents<br />

Editions/Elisabeth Sandmann Verlag<br />

„Loving – Männer, die sich lieben, Fotografien aus den<br />

Jahren 1850 – 1950“, www.loving1000.org, esverlag.de


Wir produzieren Gartenträume.<br />

Lagerverkauf auf 1.200 m 2<br />

Outdoor •Indoor<br />

Gartenmöbel Lagerverkauf Hamburg<br />

Ploß & Co. GmbH • Stemwarder Landstraße 15 • 22885 Barsbüttel • ploss.de


LiEBER GÜNSTiGE<br />

LASTER ALS<br />

GUTE VORSÄTZE!<br />

25 %<br />

RABATT<br />

AUF ALLE LKW<br />

Gültig bis 25.03.<strong>2021</strong><br />

(ausg. Sa-Tarife)<br />

%<br />

Werbung der STARCAR GmbH, Verwaltung, Süder str. 282, 20537 HH<br />

www.starcar.de<br />

040 / 77 66 55<br />

Rabattcode: NEUSTART25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!