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geologiederschweiz

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1 Grundwissen kompakt – Geologie der Schweiz im Überblick

Die imposanten Alpen beeindruckten sie

am meisten.

Alpen: Felix Hemmerli beschrieb 1452 erstmals

Falten in den Alpen; Conrad Gessner

(1516–1565) veröffentlichte Tafeln von Versteinerungen.

Er wunderte sich, weshalb

die Berge nicht unter ihrem eigenen Gewicht

versinken. Hans Conrad Escher von

der Linth gab 1796 erstmals eine geologische

Übersicht der Schweizer Alpen, ebenfalls

der deutsche Arzt Johann Gottfried

Ebel in seinem Werk «Über den Bau der

Erde in dem Alpengebirge». Beide beschrieben

die auffällige Gliederung der Alpen in

eine kristalline Zentralzone und in die anschliessenden

Randzonen aus Ablagerungsgesteinen.

Der Genfer Horace Bénédict de

Saussure (1740–1799), ein unerschrockener

Bergsteiger, der als einer der Ersten den

Mont-Blanc erstieg, legte eine Fülle von Beobachtungen

in seinem achtbändigen Werk

«Voyages dans les Alpes» nieder. Aber auch

ihm gelang keine Synthese, und er schrieb

am Schluss resigniert: «Es gibt in den Alpen

nichts Beständiges ausser die Mannigfaltigkeit.»

Jura und Mittelland: Johann Jakob Scheuchzer

(1672–1733) war überzeugt, dass die von

ihm gefundenen Versteinerungen Reste

einstiger, in der Sintflut ertrunkener Lebewesen

seien. Gottlieb Sigmund Gruner

schloss 1774 aus Versteinerungen, dass das

Mittelland einst von einer «allgemeinen

helvetischen, gesalzenen See» erfüllt war.

Jules Thurmann (1804–1855) und Amanz

Gressly (1814–1865) untersuchten die

Schichtfolge und den Bau des Juras. Basierend

auf Beobachtungen von Bauern und

Jägern, entwickelten Ignaz Venetz, Jean de

Charpentier und Louis Agassiz die Eiszeittheorie.

Schweiz als Ganzes: Die beiden dominierenden

Geologen des 19. Jahrhundert waren

Bernhard Studer in Bern und Arnold Escher

von der Linth in Zürich. Beide sammelten

auf ausgedehnten Reisen sehr viel Beobachtungsmaterial.

Studer veröffentlichte eine

erste, zweibändige «Geologie der Schweiz»

(1851–1853). Escher hingegen legte seine

der Zeit oft vorgreifenden Ergebnisse in

zwölf Tagebüchern nieder, die erst viel später

gedruckt wurden. Escher und Studer

publizierten 1853 gemeinsam die erste geologische

Karte der Schweiz. 1872 übernahm

Albert Heim (1849–1937) die Nachfolge

Eschers an der Zürcher Hochschule. Die

«Geologie der Schweiz» von Albert Heim

brachte 1921 auf fast 1700 Seiten eine in ihrer

Geschlossenheit bis heute unerreichte

Übersicht.

Die Deckentheorie als neue Erklärung

des Alpenbaus

Die Arbeiten der letzten Jahrzehnte des 19.

Jahrhunderts erbrachten immer genauere

Kenntnisse der Gesteine und Schichtreihen

der Alpen. Damit rückte der Zeitpunkt für

eine Erklärung des Alpenbaus näher. 1894

deutete der Franzose Marcel Bertrand den

Glarner Verrucano als eine einzige, weit

von Süden her überschobene Masse, eben

als «Decke». Der Durchbruch dieser kühnen

Idee erfolgte zuerst in der Westschweiz:

1890/1893 deutete Hans Schardt die Préalpes

als wurzellose Klippe, und 1894 zeichnete

er das erste, ganz auf der Deckentheorie

beruhende Alpenprofil. Maurice Lugeon

beschrieb 1903 im Wildhorngebiet vier

mächtige übereinanderliegende Decken

(nappes de recouvrement). Die ostalpinen

Anteile der Bündner Alpen wurden 1904

vom Franzosen Pierre Termier erkannt.

Nachdem Gerlach bereits 1869 die Antigorio-Deckfalte

entdeckt hatte, leiteten

Schardt, Schmidt und Preiswerk aus den

Befunden des Simplontunnels (1898–1906)

den Bau der penninischen Decken des Simplongebiets

ab. Basierend auf seinen Untersuchungen

im südlichen Wallis, veröffentlichte

Émile Argand 1911 und 1916 eine

tektonische Karte der Westalpen und eine 19

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