geologiederschweiz
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1 Grundwissen kompakt – Geologie der Schweiz im Überblick
Abb. 1.19
Formende Kraft der Gletscher
Vom Gletschereis geschliffener Fels im Vorfeld des Glacier de Tsanfleuron am Sanetschpass.
nach dem Eisrückzug zu Toteislöchern, was
sie vor einem unmittelbaren Auffüllen
durch Schmelzwassersedimente bewahrte.
Dann entstanden daraus Seen, die aber
natürlicherweise alle mit der Zeit durch
Flusssedimente aufgefüllt werden. Mit Kies
aufgefüllte Becken sind die heutigen Grund -
wasserreservoire. Die meisten unserer natürlichen
Seen sind durch die Gletscher
entstanden, ganz speziell die grossen Alpenrandseen
( Abb. 4.5, S. 74; Abb. 4.41,
S. 106). Die Insubrischen Seen der Alpensüdseite
liegen nicht in übertieften Becken,
sondern in durch die Gletscher gestauten,
voreiszeitlichen Tälern. Auf der Alpennordseite
liegt der Felsboden bei den alpenferneren
Seen – Thuner-, Zuger-, Zürich- und
Bodensee – etwa auf Meeresniveau, bei den
alpennahen – Genfer-, Brienzer-, Vierwaldstätter-
und Walensee – wenige Hundert
Meter unter dem Meeresspiegel. Könnte
man die Landschaft bis auf den Fels ausräumen,
würde sie komplett anders aussehen
( Abb. 1.20, S. 32). Entlang des Jurasüdfusses
würde über ca. 130 km ein Grand Canyon
von westlich von Yverdon bis nach Härkingen
führen, der stellenweise bis auf Meeresniveau
hinunterreichte – das Mittelland ist
also nicht flach! Da Übertiefungen früher
nicht bekannt waren, kam es beim Bau des
ersten Lötschbergtunnels zu einem Schlammeinbruch
(siehe Kastentext, S. 33) mit Toten.
Die erosive Tiefenwirkung von Gletschern
ist auch eine wichtige Komponente
bei der Planung der Endlager nuklearer
Abfälle. Sie müssen mindestens eine Million
Jahre sicher gelagert werden können,
und das ist länger, als es nach bisherigen
Schätzungen bis zum nächsten Gletschervorstoss
ins Mittelland dauern könnte.
Eine weitere Besonderheit von Gletschertälern
sind hängende Nebentäler. Der Hauptgletscher,
der ein Tal ausfüllte, erhöhte für
die Seitentäler die Erosionsbasis auf die
Höhe seiner Eisoberfläche. Damit blieb der
Talverlauf vieler kleinerer Seitentäler auf
dem Höhenniveau, wie es vor der Vergletscherung
bestand. Der Talgletscher andererseits
arbeitete sich in die Tiefe. Nach
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