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Zwei Schwestern, eine Mission: Amina und
Merdija versorgen die Flüchtlinge
Auch für Dženeta ist es selbstverständlich, zu helfen.
tationen über die brutale Gewalt der
EU-GrenzschützerInnen haben wir
Justizministerin Alma Zadić bereits im
Juni 2020 persönlich übergeben, ebenso
wie den Menschenrechtssprechern aller
Parteien im österreichischen Nationalrat,
nur nicht dem der FPÖ. Doch bis auf
den Antrag und die Initiative von Nurten
Yilmaz (SPÖ), abgelehnt von Türkis-Grün,
ist wenig passiert und nichts hat sich für
die Menschen, die wir täglich in Bosnien
versorgen, geändert.
DIE SUCHE NACH
DER MILLION
Seit zwei Jahren sind wir Zeugen, dass
in Bosnien-Herzegowina die Hilfe für
die ungefähr 10.000 Geflüchteten vor
allem von Einzelpersonen wie Zemira und
kleinen, zivilgesellschaftlichen Initiativen
abhängt. Ob es sich um Helferin
Anela in Bihać, die jungen Schwestern
und Studentinnen Amina und Merdija in
Zenica oder die Volksschullehrerin Alma
in Velika Kladuša handelt: Es sind vor
allem die Frauen, die in der bosnischen
Gesellschaft und in der seit drei Jahren
andauernden Flüchtlingskrise auf der
Balkanroute die Verantwortung übernommen
haben. Von der einen Million
Euro Soforthilfe der österreichischen
Regierung ist hingegen nichts zu bemerken.
Auch die grüne Abgeordnete Ewa
Ernst-Dziedzic, die mit uns vor Kurzem
in Bosnien war, versuchte in Gesprächen
mit LokalpolitikerInnen erfolglos, die
Spuren des von Österreich propagierten
Konzepts der „Hilfe vor Ort“ zu identifizieren.
Genauso erfolglos übrigens wie
die Suche nach den von Karl Nehammer
versprochenen Spenden für die Flüchtlinge
in den Lagern auf dem griechischen
Lesbos.
Wer vor Ort hingegen jeden Tag in
Aktion zu finden ist, ist die junge Anwältin
Dženeta Delić Sadiković in Tuzla. Als
in ihrer Stadt vor zwei Jahren rund um
den Busbahnhof Menschen begannen
ihre Zelte aufzuschlagen, war sie zur
Stelle und ist es bis heute auch geblieben.
Mittlerweile hat sie die Anwaltskanzlei
verlassen und betreut täglich
von 9 bis 18 Uhr Geflüchtete, die ins von
uns finanzierte Tageszentrum kommen.
„Ich bin froh, dass wir den Menschen
wenigstens 9 Stunden pro Tag einen
warmen Raum anbieten können“, sagt
Dženeta stolz. Dank Powerfrauen wie
ihr und ihrer Kollegin Mirela haben die
Menschen im bosnischen Dschungel der
Hoffnungslosigkeit - auf der geschlossenen
Balkanroute - wenigstens die Gelegenheit,
für ein paar Stunden täglich eine
gewisse „Normalität“ zu leben. Als wir
sie besuchen, schneiden sich die Jungs
gegenseitig die Haare, kochen Kaffee
oder spielen gemeinsam Schach.
Wie viel Einzelpersonen auch in so
einer großen Krise bewegen können,
zeigt zudem das Beispiel der Schwestern
Amina und Merdija in Zenica.
„Wir können gar nicht anders. Unsere
Im Dorf Bojna nahe der kroatischen Grenze
leben zahlreiche Kinder auf der Straße.
Das Horrorcamp Vučjak wurde als „Lager
auf der Müllhalde“ bekannt
© Hasan Ulukisa, Ben Owen-Browne
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