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Leo März / April 2021

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MÜNCHEN<br />

03.<strong>2021</strong> І MÄRZ APRIL І HEFT 172<br />

FERNWEH<br />

Wir zeigen dir<br />

im Reise-Special,<br />

wo es schön ist<br />

COMEBACK<br />

Rag'n'Bone<br />

MÜNCHEN IM LOCKDOWN<br />

Wie queere Senioren<br />

die Krise meistern<br />

Man<br />

im exklusiven Gespräch<br />

03<br />

4 193289 601900<br />

1,90€<br />

INTERVIEWS: BONNIE TYLER, DAVID ZIMMERSCHIED, BIRDY, LONDON GRAMMAR,<br />

MADISON BEER, TRACY DASH, DANIEL GUTMANN


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UNSERE LEIDENSCHAFT!<br />

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und begleiten unsere Kunden durch den gesamten Verkaufsprozess. Über 15 Jahre<br />

Erfahrung im Bereich Vermietung und Immobilien-Investment zeichnen uns aus.<br />

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INTRO 3<br />

Inhalt<br />

SZENE<br />

epaper.männer.media<br />

Alle Magazine online!<br />

4 München<br />

10 Fitness<br />

12 Stadtgespräch<br />

18 Kultur<br />

22 Mode<br />

24 Gesellschaft<br />

32 Stadtplan<br />

LEBEN<br />

34 Reise<br />

Gesundheit<br />

Film<br />

Musik<br />

Kunst<br />

Buch<br />

Servus,<br />

von Herzen wünschen wir uns, dass dies<br />

die letzte Lockdown-Ausgabe ist, die<br />

unser Team für euch produziert. Nach fast<br />

einem Jahr ständiger Einschränkungen wird<br />

es Zeit für unbeschwerte Begegnungen<br />

an den Orten unserer Community. Bitte<br />

denkt daran, wenn ihr ausgeht, dass diese<br />

Cafés, Bars, Restaurants und Geschäfte<br />

eure Unterstützung brauchen, um die<br />

schwierige Phase hinter sich zu lassen. Wir<br />

können es kaum erwarten, euch wieder<br />

über neue Kunst- und Kulturangebote<br />

Kostenlos<br />

zu informieren, und werden natürlich<br />

auf unseren Social-Media-Kanälen auch<br />

regelmäßig über den neusten Stand von<br />

Klubs und Cruising-Locations berichten.<br />

Auf in den Frühling!<br />

Deine LEO und männer* Redaktion<br />

Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!<br />

www.männer.media<br />

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IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur:<br />

Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Christian Knuth (ck)<br />

Content Management München:<br />

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83040990, redaktion@gab-magazin.de<br />

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MITARBEITER:<br />

Chefredaktion München:<br />

Bernd Müller (bm), T: 0173 744 58 38,<br />

bernd.mueller@leo-magazin.de<br />

Mitarbeiter:<br />

Jonathan Fink, Leander Milbrecht (lm),<br />

Felix Müller (fm), Susan Kühner<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />

Grafik: extern<br />

Cover: Foto: Columbia Records/Sony Music<br />

ANZEIGEN:<br />

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VERLAG:<br />

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Verwaltung: Sonja Ohnesorge<br />

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Hendrik Techel, Christian Fischer (cf)<br />

Vertrieb: blanda promotions, Eigenvertrieb<br />

Druck: PerCom, Vertriebsgesellschaft<br />

mbH, Am Busbahnhof 1, 24784 Westerrönfeld<br />

Abonnentenservice:<br />

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(gültig seit 1. Januar 2020). Namentlich<br />

gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Die Abbildung oder Erwähnung<br />

einer Person ist kein Hinweis auf deren<br />

sexuelle Identität. Wir freuen uns über<br />

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Für eingesandte Manuskripte und Fotos<br />

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Bankarbeitstag des laufenden Monats<br />

abgebucht.<br />

Die Anzeigenbelegunsgeinheit<br />

blu media network GmbH<br />

blu/gab/leo unterliegt der<br />

IVW-Auflagenkontrolle<br />

10. Deutsch- Öster reichischer<br />

AIDS-Kongress<br />

25.–27.03.<strong>2021</strong><br />

40 Jahre HIV/AIDS –<br />

Pandemien gestern und heute<br />

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4 MÜNCHEN<br />

NEUE MÜAH-VORSTANDSFRAU<br />

Lydia ist wieder da!<br />

Aus der Kommunalpolitik hatte sie sich<br />

2018 zurückgezogen, doch zumindest<br />

in der Vereinspolitik ist sie jetzt für die<br />

Community wieder aktiv: Lydia Dietrich,<br />

ehemalige Fraktionsvorsitzende der<br />

Münchner Grünen, engagiert sich seit<br />

diesem Jahr im Vorstand der Münchner<br />

Aids-Hilfe (MüAH).<br />

Das ist freilich kein Zufall: „Ich habe eine<br />

starke Bindung zu diesem Verein, denn<br />

er ist ein zentraler Ort im Gesundheitswesen<br />

der Landeshauptstadt, aber auch<br />

in der LGBTIQ*-Community“, so die<br />

60-Jährige, die als Geschäftsführerin<br />

der Frauenhilfe München tätig ist. Lydia<br />

war in ihrer 16-jährigen Stadtratszeit<br />

nicht nur gesundheitspolitisch aktiv,<br />

sondern kämpfte mit Nachdruck für<br />

Frauenrechte und setzte sich besonders<br />

für die queere Community ein. Mit dem<br />

ehemaligen MüAH-Geschäftsführer<br />

Thomas Niederbühl (Rosa Liste) bildete<br />

sie im Stadtrat über viele Jahre ein<br />

schlagkräftiges Doppel, das zahlreiche<br />

Projekte für die Rechte der LGBTIQ*-<br />

Szene durchsetzte. Ein perfekter<br />

Match also für die Münchner Aids-Hilfe.<br />

Das sieht auch Lydia Dietrich so: „Die<br />

Geschichte der MüAH hat mich schon<br />

immer emotional mitgenommen. Dabei<br />

ist die Institution nie in der Vergangenheit<br />

stehen geblieben, sondern hat sich<br />

fortwährend weiterentwickelt und auch<br />

über das Thema HIV/Aids hinaus nicht<br />

an Bedeutung verloren.“ Der Vorstand ist<br />

zusammen mit der Mitgliederversammlung<br />

das wichtigste Organ der MüAH.<br />

Genau an dieser Stelle möchte sie dafür<br />

sorgen, dass der Verein ein unverzichtbarer<br />

Bestandteil des sozialen Münchens<br />

bleibt. „Das ist eine wirklich tolle Chance,<br />

mein Kämpferinnenherz endlich wieder<br />

für die Community schlagen zu lassen“,<br />

freut sich Lydia Dietrich. *bm<br />

FOTO: PRIVAT<br />

FOTO: CSD MÜNCHEN<br />

CSD-MOTTO GEFUNDEN<br />

PROUD. HUMAN.<br />

QUEER.<br />

Der Münchner CSD wird in diesem Jahr vom 3. bis 11. Juli stattfinden.<br />

Seit Kurzem steht auch das Motto fest: „Proud. Human. Queer.“ ging<br />

als Sieger aus dem öffentlichen Online-Voting hervor, bei dem knapp 1.500<br />

Stimmen abgegeben wurden.<br />

Etwa ein Drittel aller Stimmen<br />

entfielen auf diesen Vorschlag, der<br />

sich unter anderem gegen Slogans<br />

wie „Unite Diversity“ oder „Join Our<br />

Trans*Mission“ durchsetzte. „Wir<br />

sind alle Menschen, egal ob lesbisch,<br />

schwul, bi, trans*, inter*, egal, wie alt<br />

wir sind, welche Hautfarbe wir haben,<br />

von welchem kulturellen Hintergrund<br />

wir kommen, wie unser körperliches<br />

Vermögen ist. Und wir verdienen<br />

Respekt!“, hieß es dazu im Begleittext<br />

des anonymen Autors, der den<br />

Vorschlag unterbreitet hatte. Die<br />

Botschaft ist klar: Der Grundgedanke<br />

der Pride-Bewegung – Solidarität,<br />

gegenseitige Unterstützung – soll<br />

auch im zweiten Corona-Jahr im<br />

Zentrum des CSD stehen. Das<br />

überzeugte wohl auch die Mehrheit<br />

der Online-Voter. Öffentliche Kritik<br />

kam vom Verein Viva TS und dessen<br />

Gruppe Beyond Colour, die beide<br />

mangelnde Sichtbarkeit für trans*<br />

Menschen sowie People of Colour<br />

beklagten. „In unseren Augen ist<br />

das Motto zu unpolitisch und von<br />

keinem Fortschrittsgedanken<br />

getragen“, ist in einem offenen Brief<br />

des Viva-Vorstands zu lesen. „Es ist<br />

an der Zeit, dass ‚die Community‘<br />

über den Tellerrand schaut und sich<br />

für diejenigen einsetzt, die selber<br />

nicht die Privilegien und den Einfluss<br />

haben, alleine für ihre Belange<br />

einzustehen.“<br />

Die CSD GmbH hält aber weiterhin<br />

an ihrer Linie, nicht zuletzt am<br />

Mehrheitsbeschluss fest. „Unter dem<br />

Motto Proud. Human. Queer. laden<br />

wir nun alle ein, zusammenzukommen<br />

und die Themen anzugehen,<br />

die uns in diesen schwierigen Zeiten<br />

beschäftigen“, so CSD-Sprecherin<br />

Julia Bomsdorf. Der CSD soll pandemiebedingt<br />

wieder als Mischform aus<br />

analogen und digitalen Elementen<br />

daherkommen, wobei man die<br />

Live-Elemente verstärken möchte.<br />

Die dezentralen Demospots des<br />

letzten Jahres sind gesetzt, zurzeit<br />

wird auch über eine Fahrraddemo<br />

oder Aktionen auf Münchner Bühnen<br />

des Projekts „Sommer in der Stadt“<br />

diskutiert. Die PrideWeek, die dem<br />

eigentlichen CSD-Wochenende<br />

vorangeht, soll ausgeweitet und um<br />

zahlreiche Veranstaltungen erweitert<br />

werden.<br />

Alle Infos und Updates sowie Möglichkeiten<br />

des Engagements findet<br />

ihr auf der Website des CSD. *bm<br />

www.csdmuenchen.de


GAYGAMES 2026<br />

München ist im<br />

Finale!<br />

München ist noch im Rennen um die<br />

Ausrichtung der Gay Games 2026, des<br />

weltweit größten queeren Sport- und<br />

Kulturfestivals. Anfang Februar gab die<br />

Federation of Gay Games (FGG) die<br />

drei Städte bekannt, die den Endspurt<br />

bis November <strong>2021</strong> bestreiten: Neben<br />

München sind Valencia (Spanien) und<br />

Guadalajara (Mexiko) unter den Top 3. Die<br />

Konkurrenten aus Auckland, Brisbane,<br />

Taipeh, San Diego und Toronto schieden<br />

hingegen aus. „Wir waren überwältigt<br />

von dieser Nachricht“, so Beppo Brehm<br />

aus dem Vorstand des Gay Games 2026<br />

Munich e. V. „Viel Zeit zum Feiern haben<br />

wir jedoch nicht, denn jetzt muss es mit<br />

viel Energie in die entscheidende Phase<br />

unserer Bewerbung gehen.“ München<br />

stach bisher mit seiner inhaltlichen<br />

Qualität und einem großen Pool an<br />

Unterstützern hervor. Dazu zählen unter<br />

anderem neben der Landeshauptstadt<br />

und dem Olympiapark München der TUM-<br />

Campus im Olympiapark, die Firmen BMW<br />

und Siemens, außerdem Ex-Profifußballer<br />

und Manager Thomas Hitzlsperger sowie<br />

der FC Bayern München. Hinzu kommen<br />

zahlreiche Vereine und Personen aus der<br />

Münchner Community.<br />

Die zurückliegenden Monate waren für<br />

das Münchner Orga-Team geprägt von<br />

Meetings, Abstimmungen und Networking,<br />

nicht zuletzt der Erstellung des<br />

100-seitigen Bewerbungsbuchs und eines<br />

zwölfminütigen Präsentationsfilms. Nun<br />

muss bis zum 30. <strong>April</strong> ein erweitertes Bid<br />

MÜNCHEN 5<br />

Book produziert werden. Dem folgen mehrere<br />

Interviewrunden bei der FGG, bevor<br />

Anfang November die finale Präsentation<br />

und Abstimmung in Hongkong stattfindet.<br />

„Wir sind uns sicher: München darf sich<br />

berechtigte Hoffnungen machen!“, so<br />

Beppo Brem. *bm<br />

Alle Infos zur Münchner Bewerbung:<br />

www.gaygames2026munich.org<br />

FOTO: GAYGAMES26<br />

Mia hoidn zam!<br />

Dietmar Holzapfel<br />

und Josef Sattler,<br />

Deutsche Eiche.


6 MÜNCHEN<br />

CORONA<br />

UND SENIOREN<br />

FOTO: PETRA BORAK / PIXELIO.DE / CC0<br />

„So langsam fühle ich<br />

mich schon verloren“<br />

Neuperlach, Samstagnachmittag,<br />

15 Uhr. Ich bin im vierten<br />

Stock einer kleinen Wohnung<br />

in einem dieser typischen,<br />

monströsen Wohnblöcke aus den 1970er-<br />

Jahren. Die Einrichtung schlicht, die Wände<br />

grau, helles Holz, schwere Vorhänge,<br />

eine ballonförmige Deckenleuchte aus<br />

Papier, an der Wand gerahmte Poster impressionistischer<br />

Kunst. Fast schon wieder<br />

modern, wäre da nicht die Sammlung von<br />

Porzellanpapageien im Wandschrank und<br />

das Meer alter Kissen auf dem Sofa. Auf<br />

dem Glastisch eine French Press, gefüllt<br />

mit Kaffee, und Schokokrapfen, verziert<br />

mit lachenden Pappfiguren – es ist<br />

schließlich Faschingszeit. „Hier habe ich<br />

alle vier Wochen meinen schwulen Kaffeeklatsch<br />

veranstaltet, aber seit fast einem<br />

Jahr ist keiner mehr vorbeigekommen.“<br />

Der das erzählt ist Karl, 71, ein freundlicher<br />

älterer Herr und „guat beianand“,<br />

wie der Bayer sagt. „Ich will gar nicht das<br />

klassische Bild des einsamen Rentners<br />

mit Häkeldeckchen und Kanarienvogel<br />

bedienen, aber so langsam fühle ich mich<br />

schon verloren.“<br />

Ich bin sein erster Gast seit Langem.<br />

Der Freundeskreis, alles schwule<br />

Männer jenseits der 65, hat sich in<br />

Zeiten von Corona zurückgezogen. „Eine<br />

immobile Risikogruppe“, scherzt Karl.<br />

Nach Neuperlach seien sie ohnehin<br />

nie gern gekommen, man habe sich<br />

meist in der Stadt getroffen. Dort, wo<br />

die Wege kürzer, die Umgebung bunter,<br />

die Männer interessanter waren. Seine<br />

Verbindungsader in dieses Leben war<br />

die U-Bahn-Linie 5. „Ich bin meist bis<br />

zum Stachus gefahren und hab dann<br />

einen Spaziergang Richtung Glockenbachviertel<br />

gemacht.“ Doch seitdem die<br />

Kaufhäuser am Stachus keine Kunden<br />

mehr einlassen und die Cafés im Glockenbachviertel<br />

geschlossen sind, fährt<br />

er nur noch selten in die Stadt. „Vielleicht<br />

ganz gut so, U-Bahn-Fahren soll ja<br />

riskant sein zurzeit.“ In seinem Mietshaus<br />

kennt er kaum einen Nachbarn, „meist<br />

junge Familien aus anderen Ländern, die<br />

mit einem schwulen, alten Mann nicht<br />

viel anfangen können.“ Karl wohnte nur<br />

hier, sein Leben jedoch spielte sich hier<br />

nie ab – bis das Virus kam. Natürlich hat<br />

er ein Telefon und das klingelt auch ab<br />

und zu. Und natürlich hat er Internet, das<br />

ihn informiert und unterhält, aber soziale<br />

Kontakte macht er lieber persönlich.<br />

Außerdem: „Online-Dating mit 71? Das ist<br />

doch Quatsch!“ Karl macht die Pandemie<br />

nicht depressiv, er ist nicht niedergeschlagen<br />

und kann sich durchaus mit sich<br />

selbst beschäftigen. Aber diese Zeit nagt<br />

an ihm, das spürt man deutlich.<br />

„Lesben können<br />

besser mit der<br />

Krise umgehen“<br />

„Wir haben schon den Eindruck, dass<br />

gerade die Älteren aus der Community<br />

besonders unter der Corona-Situation<br />

leiden“, berichtet Anna Geiger. Sie<br />

ist Mitarbeiterin bei rosaAlter, der<br />

Beratungsstelle für LGBTIQ*-Senioren,<br />

die unter dem Dach der Münchner<br />

Aids-Hilfe angesiedelt ist. Menschen wie


Waltherstraße<br />

Karl rufen hier an, manchmal auch,<br />

wenn sie keine „echte“ Not haben.<br />

Doch in dem kleinen Büro, das sich<br />

die Sozialpädagogin mit ihren beiden<br />

Kollegen teilt, ist immer jemand, der<br />

ihre Lage versteht, der ihnen zuhört<br />

und meist praktische Informationen<br />

und Hilfen bereithält. „Unsere<br />

Klientel kommt in der Krise mit den<br />

gleichen Problemen wie vorher“, so<br />

Anna Geiger. Vor allem geht es um<br />

Hilfe bei Anträgen oder Formularen,<br />

Beratung im Umgang mit Behörden<br />

oder kniffligen Themen des Alltags.<br />

„Doch ihre Probleme erscheinen<br />

jetzt intensiver und gravierender,<br />

weil sie sie allein bewältigen müssen,<br />

seit die Kontakte eingeschränkt<br />

sind.“ Seit dem Lockdown haben<br />

sich die Anfragen bei rosaAlter<br />

deutlich erhöht. „Und Corona ist in<br />

jedem Gespräch ein Thema“, so die<br />

Sozialpädagogin. Kein Wunder, denn<br />

gerade bei älteren Menschen fänden<br />

soziale Kontakte im realen Leben statt.<br />

Schon eine kleine Plauderei mit der Verkäuferin<br />

vermittele da ein gutes Gefühl.<br />

Immerhin: Mit „richtig schweren Fällen“<br />

wie Suizidgedanken hatte sie es noch<br />

nicht zu tun. „Unsere Klientel hat viel<br />

mitgemacht: schwere Diskriminierung,<br />

die Aids-Krise, manche sogar noch<br />

den Krieg“, erzählt sie. „Daher nehmen<br />

viele von ihnen die Corona-Situation<br />

gelassener in der Überzeugung, dass es<br />

ihnen vergleichsweise noch immer ganz<br />

gut gehe.“ Interessant: Lesben scheinen<br />

innerhalb der LGBTIQ*-Community am<br />

Besten in der Lage zu sein, die Krise zu<br />

meistern. „Lesbische Frauen sind oft gut<br />

FOTO: INGA / PIXELIO.DE / CC0<br />

MÜNCHEN 7<br />

untereinander vernetzt und unterstützen<br />

sich gegenseitig“, so Anna<br />

Geiger. „Es geht ihnen nicht besser,<br />

aber sie können mit der Situation<br />

besser umgehen.“ Schwule Männer<br />

hingegen hätten ihre Ersatzfamilien<br />

oft in der Community gegründet und<br />

litten gerade jetzt unter der Nicht-<br />

Existenz ihrer sozialen Orte. Auch<br />

trans* oder inter Personen träfe die<br />

Krise oft besonders hart: Allzu häufig<br />

hätten sich Kinder und Familien von<br />

ihnen abgewendet, in der Community<br />

erführen sie oft zu wenig Unterstützung.<br />

Doch sie ist überzeugt, dass<br />

LGBTIQ*-Seniorinnen und -Senioren<br />

die Krise meistern können, wenn die<br />

Gesellschaft ihnen Achtsamkeit und<br />

Aufmerksamkeit entgegenbringt –<br />

und sie selbst optimistisch bleiben.<br />

Einen Rat, den Karl beherzigt: „Ich<br />

reiße mich zusammen und werde die<br />

Zeit schon überstehen.“ Er kann der<br />

Krise sogar mit Humor begegnen: „Ich<br />

lese jetzt viel, und erst dadurch habe ich<br />

bemerkt, dass meine Lesebrille dringend<br />

neu eingestellt werden muss. Zum Glück<br />

haben wenigstens die Optiker offen – am<br />

Montag habe ich also etwas vor!“ *bm<br />

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8<br />

MÜNCHEN<br />

THREE CITIES<br />

CHALLENGE<br />

Sportlich durch<br />

den Lockdown<br />

Der Winter macht den Lockdown nicht leichter. Doch Bewegung<br />

hilft und Gemeinschaft erst recht! Daher haben die Communities<br />

aus München, Kiew und Edinburgh die „Three City Challenge“ ins<br />

Leben gerufen, an dem sich LGBTIQ* und alle, die mit ihnen sympathisieren,<br />

beteiligen können.<br />

FOTO: MUNICHKYIVQUEER<br />

Ein sportlicher Wettkampf, der jede Menge Spaß und vor<br />

allem das lang vermisste Gemeinschaftsgefühl bringen soll.<br />

„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen dafür nicht<br />

einmal super sportlich sein“, so Samantha Seymour vom<br />

Projekt Munich Kyiv Queer, die diese sportliche Challenge mit<br />

ihrem Kollegen George Austin-Cliff organisiert. „Wir heißen<br />

jede Sportart, jedes Niveau, jede Motivation willkommen!“<br />

Das Prozedere ist einfach: Die Interessierten melden sich auf<br />

der Webseite an und posten in geschlossenen Gruppen bei<br />

Facebook und Instagram ihre sportlichen Aktivitäten. Wie<br />

hart jemand trainiert und wie oft man davon berichtet, bleibt<br />

allen selbst überlassen. Allerdings gilt: Wer einen Preis gewinnen<br />

will für all die Mühen (als Belohnung gibt es Leckereien<br />

aus einem der beteiligten Länder), muss mindestens acht<br />

Mal etwas auf den sozialen Kanälen posten. „Ein bisschen<br />

Herausforderung darf schon sein!“, so Seymour.<br />

OUTREACH FÜR DIE GAY GAMES 2026<br />

Die Aktion hat übrigens einen weiteren Hintergrund: Die<br />

Stadt München hat sich für die Gay Games 2026 beworben.<br />

Sollte München den Zuschlag bekommen, würden man<br />

hier gerne Sportlerinnen und Sportler aus der Ukraine,<br />

insbesondere aus der Partnerstadt Kiew, begrüßen. Mit dem<br />

geplanten Outreach-Programm würden die Veranstalter<br />

Gäste, die sich die Teilnahmegebühren nicht leisten können,<br />

gezielt fördern. Die Three City Challenge schafft dafür eine<br />

Grundlage. Teilnehmen könnt ihr bis 30. <strong>April</strong>, Anmeldung<br />

und Infos unter munichkyivqueer.org. *bm<br />

NEUE WIRTIN IM OCHSENGARTEN<br />

„Ich bin eine gute Schwulenmutti“<br />

An der Tür prangt seit Jahrzehnten ein „Men<br />

only“-Schild. Hinter dieser Tür jedoch hat<br />

eine Frau das Ruder in der Hand – und das<br />

nicht zum ersten Mal. Mitte Januar übernahm<br />

Elke Seifert die schwule Traditionskneipe<br />

„Ochsengarten“.<br />

Nach Gusti Wirsing, die das Lokal 1967 als<br />

Leder- und Fetischkneipe gegründet hat<br />

und zehn Jahre lang führte, ist sie die zweite<br />

Frau an der Spitze der „Bullenherde“. Elke ist<br />

gebürtige Mannheimerin und ein weiblicher<br />

Tausendsassa, war sie in ihrem Leben doch<br />

schon als Bankkauffrau, Fitnesstrainerin,<br />

Bahnangestellte und Massagetherapeutin<br />

tätig. Dass sie jetzt Wirtin ist, hat sie ihrem<br />

Nachbarn zu verdanken. Der heißt Friedl<br />

Steinhauser und ist eine Legende in der<br />

schwulen Kneipenszene. Nach der „Teddy<br />

Bar“ hatte er bis in den Herbst 2020 den<br />

Ochsengarten geführt. „Ich wollte schon<br />

lange eine Bar haben“, erzählt Elke, „und<br />

beim Kaffee hatte mir Friedl mal gesagt,<br />

dass er sein Wirteleben aufgeben möchte.“<br />

Eine Chance, die sich die 53-Jährige nicht<br />

entgehen ließ. „Mir gefällt der Laden, das<br />

Viertel und sein Konzept“, so Elke, die mit<br />

einem Mann verheiratet ist und sich als<br />

bisexuell bezeichnet. „Und: Ich bin eine<br />

gute Schwulenmutti“, meint sie lachend.<br />

Sie stehe jedenfalls voll und ganz hinter der<br />

Tradition des Lokals. Deshalb soll sich dort<br />

auch nichts verändern. Zwar machen zurzeit<br />

noch zahlreiche Handwerker-Utensilien den<br />

Weg durch die Bar zu einem Hindernislauf,<br />

doch Elke beruhigt: „Hier wird nur geputzt!“<br />

So viel Liebe zu den alten Traditionen gefiel<br />

offenbar dem Vermieter von der Spaten-<br />

Franziskaner-Brauerei, die den „Ochsen“ in<br />

seiner bekannten Form erhalten möchte.<br />

Vom angestammten Personal will sich Elke<br />

nicht trennen. Die Barkeeper Andreas und<br />

André sind weiterhin dabei, außerdem wird<br />

sie selbst hinterm Tresen stehen. Jetzt stellt<br />

sich nur noch die Frage, wann wieder Leben<br />

in die Müllerstraße 47 einzieht. „Ich rechne<br />

nicht mit einer Wiedereröffnung vor Ostern“,<br />

meint Elke. Auch wenn es also noch etwas<br />

dauert, gibt es schon jetzt eine gute Nachricht:<br />

Münchens ältestes Schwulenlokal ist<br />

nach dem Lockdown wieder am Start! *bm<br />

Ochsengarten, Müllerstr. 47,<br />

täglich 20 – 3 Uhr, www.ochsengarten.de<br />

FOTO: BERND MÜLLER


MÜNCHEN<br />

9<br />

FOTO: DANIEL VON LOEPER<br />

MÜNCHNER AIDS-HILFE HAT NEUEN GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Einsatz für LGBTI* und Vielfalt<br />

Die Münchner Aids-Hilfe (MüAH)<br />

hat seit Januar <strong>2021</strong> einen neuen<br />

Geschäftsführer: Dr. Tobias Oliveira<br />

Weismantel ist Journalist, PR-Berater und<br />

promovierter Theologe.<br />

Nach Studium und Lehre an der Uni<br />

Regensburg war er zunächst als Pressesprecher<br />

der Hochschule Augsburg und<br />

zuletzt acht Jahre als Geschäftsführer<br />

des Deutschen Katecheten Vereins (dkv)<br />

in München tätig. Vor Kurzem hat der<br />

44-Jährige dieses Amt nun bei der Münchner<br />

Aids-Hilfe übernommen. Für den Verein<br />

ist der Führungswechsel mehr als eine<br />

Personalie, er markiert eine Zeitenwende.<br />

Schließlich war der Name Münchner<br />

Aids-Hilfe fast seit ihrer Gründung mit dem<br />

Namen des Rosa-Liste-Stadtrats Thomas<br />

Niederbühl verbunden, der die Geschicke<br />

des Vereins rund dreißig Jahre lang prägte.<br />

Niederbühl schied Ende letzten Jahres aus<br />

persönlichen Gründen aus, um sich künftig<br />

ganz der politischen Arbeit zu widmen.<br />

Den theologischen Hintergrund haben<br />

beide gemeinsam. „Der Wechsel von einem<br />

katholischen Fachverband zur Münchner<br />

Aids-Hilfe ist für mich eine spannende<br />

Herausforderung“, so Oliveira Weismantel.<br />

Die nimmt er auch mit Blick auf seine<br />

Lebensgeschichte gern an. Der zweifache<br />

Vater lebte in einer heterosexuellen Ehe,<br />

bevor er sich vor etwa fünf Jahren outete.<br />

Mittlerweile ist der 44-Jährige ein zweites<br />

Mal verheiratet, diesmal mit einem Mann,<br />

genauer: einem Brasilianer, was auch sein<br />

Doppelname verrät. Nicht zuletzt aus<br />

diesen biografischen Gründen ist ihm der<br />

Job bei der MüAH eine Herzensangelegenheit.<br />

„Mittlerweile ist das Thema LGBTI*<br />

bedeutender Bestandteil meines Lebens<br />

und ich freue mich, das, wofür ich lebe und<br />

stehe, jetzt auch zu meinem Arbeitsfeld zu<br />

machen.“ In der Tat ist die MüAH mit ihren<br />

zahlreichen Angeboten für die Community<br />

oder auch als Mitveranstalter des CSD eine<br />

der wichtigsten Institutionen der queeren<br />

Szene. „Die MüAH ist ein Big Player in der<br />

Münchner Sozialgesellschaft und ich freue<br />

mich sehr darauf, ihn gemeinsam mit dem<br />

Vorstand in eine gute und nachhaltige<br />

Zukunft zu führen“, so Oliveira Weismantel.<br />

Wir wünschen gutes Gelingen! *bm<br />

LGBTIQ*-GEWALT IN BAYERN<br />

101 Fälle zu viel<br />

Lange hat es gedauert, bis in Bayern<br />

eine Anlaufstelle geschaffen wurde für<br />

queere Menschen, die Opfer von Diskriminierung<br />

und Gewalt geworden sind.<br />

Seit über einem Jahr gibt es diese Fachstelle,<br />

die im Münchner Sub e. V. unter<br />

dem Namen Strong! angesiedelt ist.<br />

Neben der bayernweiten Chat- und<br />

Telefonberatung hat sie es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, Zahlen zu erheben, um<br />

LGBTIQ*-feindliche Vorfälle zu dokumentieren.<br />

Die Polizei in Bayern führt darüber<br />

keine eigene Statistik oder erfasst sie<br />

ohne besondere Kennzeichnung. In dem<br />

kürzlich veröffentlichten Jahresbericht<br />

2020 meldete Strong! 101 Fälle, doppelt<br />

so viele wie im Vorjahr. „Die Dunkelziffer ist<br />

aber erheblich höher“, warnt Michael Plaß,<br />

der zusammen mit seiner Kollegin Bettina<br />

Glöggler die Fachstelle führt. Die häufigsten<br />

Gewaltformen seien Beleidigungen<br />

und Lächerlichmachen, gefolgt von tätlichen<br />

Angriffen. Viele Opfer berichteten<br />

von Auswirkungen auf<br />

ihre Lebensqualität<br />

und litten neben den<br />

körperlichen Folgen auch<br />

unter Depressionen, Angstzuständen,<br />

Panikattacken oder<br />

sozialer Isolation. „Nicht wenige LGBTIQ*<br />

nehmen sich auch heutzutage noch das<br />

Leben!“, so Michael Plaß. Viel zu oft werde<br />

diese Gewalt einfach hingenommen.<br />

Daher lauten die wichtigsten Botschaften<br />

von Strong!: Meldet jede Form von Gewalt,<br />

und wer Hilfe und Unterstützung benötigt,<br />

soll sich, gern auch anonym, an diese<br />

Fachstelle wenden. Nur so kann man<br />

sich künftig ein realistischeres Bild über<br />

Gewalt und Diskriminierung von LGBTIQ*<br />

in Bayern machen. *bm<br />

Strong! LGBTIQ* Fachstelle gegen<br />

Diskriminierung und Gewalt,<br />

Tel. 089 856346405,<br />

Mail: michael.plass@subonline.org oder<br />

bettina.glöggler@subonline.org<br />

Michael Plaß<br />

GRAFIK:SUB/FRANK ZUBER<br />

Bettina Glöggler<br />

FOTOS: MARK KAMIN


10 FITNESS<br />

INTERVIEW<br />

FOTOS: ANNA-LENA EHLERS<br />

Peter macht dich fit<br />

für den Frühling<br />

Mit Peter Goebel arbeiten wir in der Redaktion schon seit Jahren zusammen. Allerdings ging es dabei immer<br />

um Musik, denn Peter ist in der PR-Branche für die Großen wie Kim Wilde und Kylie unterwegs. Dass er seit<br />

vielen Jahren auch als Personal Trainer für Fitness sorgt, nahmen wir zum Anlass, ihn auszufragen. *ck<br />

Für Sportmuffel wie mich klingen<br />

„Kettlebells, TRX Schlingentrainer,<br />

Foamroller ...“ etwas nach Folter ...<br />

Es sind definitiv keine Folterinstrumente<br />

(lacht), sondern unterstützen uns<br />

hervorragend beim Sporteln! Natürlich kann<br />

man auch ohne diese Tools viel erreichen,<br />

aber bei reinen Körpergewichtsübungen<br />

fehlt nach einer gewissen Zeit der<br />

entsprechende Reiz, um den Muskel<br />

weiter zu fordern. Daher setze ich gerne<br />

Tools wie Kettlebells, Medizinbälle oder<br />

Widerstandsbänder ein; je nachdem was<br />

der Kunde erreichen möchte. Und keine<br />

Sorge, es macht richtig viel Spaß damit zu<br />

trainieren. Mein Lieblingstool ist der TRX<br />

Schlingentrainer; mit diesem Gerät kann<br />

man prima den ganzen Körper trainieren<br />

und bearbeitet damit auch die tieferliegenden<br />

Muskeln, die oft vernachlässigt werden.<br />

Zudem muss die Coremuskulatur (Körpermitte)<br />

die ganze Zeit kräftig mitarbeiten.<br />

Brauch ich denn einen Personal<br />

Trainer dafür?<br />

Sicher kannst du viel in Eigenregie machen,<br />

wenn du dich auskennst.<br />

Allerdings hilft dir ein Personal Trainer<br />

insbesondere dadurch, dass er einen individuell<br />

auf deine Ziele abgestimmten Plan<br />

für dich erarbeitet, dich laufend motiviert<br />

und auch den Plan immer wieder an deine<br />

aktuelle Situation anpasst.<br />

Außerdem trainieren viele leider nicht<br />

richtig und schaden sich dabei, indem sie<br />

Übungen falsch ausführen. Eine richtige<br />

Bewegungsausführung ist super wichtig.<br />

Man merkt oft selbst gar nicht was für<br />

Fehlhaltungen man sich „antrainiert“ hat.<br />

Du bist auf funktionales Training<br />

spezialisiert. Was meint der Begriff?<br />

Beim Functional Training geht es nicht<br />

nur darum wie der Körper aussehen soll,<br />

sondern mehr um das Körpergefühl und<br />

was der Körper alles kann. Zum Functional<br />

Training gehören viele Elemente; sei es<br />

Kraft oder mehr Mobilität oder Agilität.<br />

Die Übungen unterstützen uns im Alltag<br />

– sei es eine Kiste richtig vom Boden<br />

aufzuheben oder etwas über Kopf ins<br />

Regal zu stellen. Sprich Functional Training<br />

kann jedem bei seinen alltäglichen Bewegungen<br />

helfen; vom Bürohengst bis zum<br />

Feuerwehrmann hilft es im Grunde dabei,<br />

dass der Körper seinen Job erfüllen kann.<br />

Du wirst nicht nur fit, sondern es verfolgt<br />

somit auch noch seinen Zweck. Und wenn<br />

sich nebenbei auch noch deine Figur<br />

verbessert, ist das ja auch ein schöner<br />

Nebeneffekt.<br />

Demnächst wird sich der erste<br />

Lockdown jähren und bei sehr vielen<br />

Leser*innen und bei mir sind die<br />

Jahresringe an Hüfte, Po und Bauch<br />

für 2020 dann doch etwas üppiger<br />

als normal ausgefallen. Wie bist Du<br />

selbst in dieser Zeit fit geblieben?<br />

Ja das höre ich von vielen meiner Kunden.<br />

Ich selbst habe zum Glück zu Hause<br />

viele Trainingsgeräte, mit denen ich im<br />

Lockdown trainiere. Aber auch Wasserflaschen,<br />

Bücher oder Kisten kann man ja als<br />

Gewichte nutzen Zudem besitze ich ein<br />

Rudergerät, mit dem man sehr gut arbeiten<br />

kann. Und Joggen um die Alster geht<br />

immer (nein schlechtes Wetter ist keine<br />

Ausrede!). Und glücklicherweise habe ich<br />

einen Sportplatz direkt vor meiner Haustür,<br />

den ich prima nutzen kann zum Training.


FITNESS<br />

11<br />

Peters Top 5 Tipps<br />

für einen fitten Nach-Lockdown-Frühling<br />

1.<br />

RAUS AN DIE LUFT<br />

Grade im Winter und im Frühling<br />

ist es für unser Immunsystem prima,<br />

wenn wir draußen an der frischen Luft<br />

trainieren. Wenn man erstmal losgelaufen<br />

ist, ist es doch auch gar nicht mehr<br />

schlimm, da es einem schnell warm wird.<br />

Am besten schon die Laufklamotten<br />

abends rauslegen, so dass man morgens<br />

gar nicht an ihnen vorbei kann. Wenn du<br />

Joggen nicht magst, dann suche dir eine<br />

andere Aktivität, die du an der frischen<br />

Luft ausüben kannst. Oder mache einen<br />

ausgiebigen Spaziergang; das bringt schon<br />

mehr als viele denken. Am besten mit dem<br />

besten Freund verabreden und gemeinsam<br />

gehen, dann kann man gleich Neuigkeiten<br />

austauschen oder gemeinsame Pläne<br />

schmieden.<br />

2.<br />

KALT DUSCHEN<br />

Eine kalte Dusche am Morgen<br />

weckt die Lebensgeister, erfrischt und<br />

stärkt auch unser Immunsystem. Erstmal<br />

langsam rantasten; fang mit warmem Wasser<br />

an und langsam immer kälter duschen.<br />

Fang bei den Füßen an und dann weiter<br />

nach oben. Steigere mit der Zeit die Dauer<br />

des Kaltduschens, bis du eine Minute oder<br />

länger durchhältst. Gerne kannst du auch<br />

Wechselduschen, sprich wechsle öfter<br />

zwischen heißem und kaltem Wasser hin<br />

und her. Du bist danach so richtig schön<br />

wach und voller Tatendrang. Nach dem<br />

Laufen draußen empfehle ich aber eher<br />

eine heiße Dusche oder ein heißes Bad zur<br />

Belohnung.<br />

3.<br />

ZIELE SETZEN<br />

Setze dir ein Ziel, das du dieses<br />

Jahr erreichen möchtest. Was liegt dir<br />

wirklich am Herzen, für was brennst du?<br />

Bei der Umsetzung empfehle ich dir die<br />

bewährte WOOP Methode, die steht für<br />

Wish (Wunsch), Outcome (Ergebnis),<br />

Obstacle (Hindernis) und Plan (Plan). Hierbei<br />

geht es darum sich der Hindernisse,<br />

die uns am meisten vom Erfüllen unseres<br />

Wunsches abhalten, zu Nutze zu machen,<br />

indem man sich zunächst die Hindernisse<br />

vorstellt und sich dann überlegt, wie man<br />

diese effektiv überwinden kann, wenn sie<br />

auftauchen. Das Prinzip wirkt in vielen<br />

Bereichen. Ob beim Wunsch Gewicht zu<br />

reduzieren oder Stress abzubauen, egal<br />

was für einen Wunsch du hast, probiere die<br />

Methode mal aus. (woopmylife.org)<br />

4.<br />

ESSGEWOHNHEITEN SCHRITT<br />

FÜR SCHRITT ÄNDERN<br />

Schreib mal eine Woche detailliert auf,<br />

was du alles in der Zeit gegessen und<br />

getrunken hast. Schau dir einmal an, wann<br />

du was gegessen hast. Warst du wirklich<br />

hungrig oder hast du aus irgendeinem<br />

Frust heraus z.B. Süßigkeiten gegessen<br />

oder aus Langweile genascht? Werde dir<br />

bewusster, was hinter deinem Essverhalten<br />

steckt. Nimm dir nicht vor, von heute auf<br />

morgen alle schlechten Essgewohnheiten<br />

auf einmal zu verändern, das funktioniert<br />

meist auf Dauer nicht. Nimm dir Zeit und<br />

versuche Schritt für Schritt Gewohnheiten<br />

zu ändern und dich gesünder zu ernähren.<br />

Sei es, dass du Softdrinks weglässt<br />

und gegen Wasser austauschst oder<br />

die Vollmilchschokolade gegen dunkle<br />

Schokolade (ab 70 % Kakaogehalt). Von<br />

reinen Verboten halte ich wenig, dadurch<br />

wird deine Lust auf die Lebensmittel erst<br />

recht angeheizt.<br />

5.<br />

SEI DANKBAR FÜR DAS<br />

ERREICHTE<br />

Zum Schluss noch ein Tipp. Wie oft<br />

vergleichen wir uns mit anderen Menschen,<br />

die vermeintlich besser ausschauen, mehr<br />

Muskeln haben, mehr Erfolg oder Glück im<br />

Leben haben. Lass es einfach mal sein, dich<br />

ständig mit Anderen zu vergleichen, sondern<br />

arbeite kontinuierlich daran, zur besten<br />

Version deiner selbst zu werden. Kümmere<br />

dich um deinen Körper und deinen Geist; sei<br />

dankbar dafür was du schon erreicht hast<br />

und gehe deinen Weg weiter, um täglich<br />

besser zu werden in deiner Entwicklung.<br />

Du wirst merken, dass es sehr befreiend<br />

ist, wenn du dich von dem Vergleichen mit<br />

Anderen lossagst und wirst dadurch viel<br />

entspannter durchs Leben gehen.<br />

www.getfit-stayfit.de


12 STADTGESPRÄCH<br />

FOTO: ELEA BANK / UNSPLASH.COM / CC0<br />

KOLUMNE VON<br />

FELIX MÜLLER<br />

Münchner Verkehrs-Chaos<br />

In seiner kommunalpolitischen Kolumne<br />

schreibt AZ-Lokalchef Felix Müller diese<br />

Woche über einen Riesenkrach in der<br />

Rathauskoalition, eine parkplatzfreie Maximilianstraße<br />

und Bier, das am Gärtnerplatz<br />

wieder erlaubt ist.<br />

Eine Verkehrswende haben Grüne und<br />

Rote versprochen. Klingt ambitioniert, ist<br />

es auch. Könnte in Zeiten wegbrechender<br />

Gewerbesteuereinnahmen aber am<br />

fehlenden Geld scheitern. Und: am<br />

Krach innerhalb der Fraktion. Denn<br />

dort läuft gerade beim Thema Verkehr<br />

vieles überhaupt nicht rund. Beispiel<br />

Tunnelbauten. Den Grünen ist der Neubau<br />

von Autoröhren schon lange ein Graus. Der<br />

Koalitionsvertrag ist auch recht eindeutig:<br />

Tunnel soll es nicht mehr geben. Der SPD<br />

aber ist es wurscht. Zur Not werde man<br />

einen Tunnel an der Schleißheimer Straße,<br />

den BMW fordert, auch ohne die Grünen<br />

beschließen, hat SPD-Fraktionschefin<br />

Anne Hübner in der AZ angekündigt.<br />

Wumms! „Wir als SPD machen keine<br />

ideologische Verkehrspolitik“, sagte sie.<br />

„Das, was notwendig ist, um den Industriestandort<br />

zu sichern, werden wir auch tun.“<br />

Zuvor hatte sich der Verkehrs-Krach schon<br />

an Tempo 30 entzündet. Das fordern die<br />

Grünen für die ganze Stadt (mit einzelnen<br />

Ausnahmen, etwa auf dem Ring). Die<br />

SPD schäumte, von „blindem<br />

Autohass“ war die Rede. Ein<br />

Ende der Debatte: nicht<br />

absehbar.<br />

Manchmal aber ist man<br />

sich auch einig, sogar in<br />

der Verkehrspolitik. So<br />

sollen auf der Luxus-<br />

Meile Maximilianstraße<br />

alle Parkplätze wegfallen<br />

– und das werden sie<br />

wohl auch, Grüne und Rote<br />

verfügen gemeinsam schließlich<br />

über eine bombensichere Stadtratsmehrheit.<br />

Die CSU ätzt. „Einkaufsgäste an der<br />

Maximilianstraße reisen doch nicht mit<br />

der Tram an!“, sagte CSU-Fraktionschef<br />

Manuel Pretzl.<br />

Und so sieht der konkrete Plan aus:<br />

Als Erstes soll die Stadt erarbeiten,<br />

wie bis 2022 der Abschnitt zwischen<br />

Residenzstraße und Marstallstraße von<br />

Verkehr befreit werden kann. Dann sollen<br />

alle öffentlichen Stellplätze entfallen.<br />

Außerdem wollen Grüne und SPD einen<br />

Architektenwettbewerb für eine<br />

Neugestaltung der Maximilianstraße und<br />

des Max-Joseph-Platzes ausloben.<br />

Der, also der Platz vor der Oper, ist<br />

so ziemlich das Gegenteil des<br />

Gärtnerplatzes, an dem sich<br />

so viel städtisches Leben<br />

abspielt. In normalen<br />

Zeiten. Während Corona<br />

ist alles etwas anders.<br />

Immerhin: Ein Helles im<br />

Stehen ist wieder erlaubt.<br />

Die Stadt ist mit einem<br />

stadtweiten Alkoholverbot<br />

– wieder mal – gescheitert.<br />

Gerichtlich wurden solche<br />

Verbote bayernweit aufgehoben.<br />

Nachdem KVR-Chef Thomas Böhle (SPD)<br />

das zunächst ignorieren wollte, musste er<br />

nun doch nachbessern und einzelne Orte<br />

definieren. Und da ist der Gärtnerplatz,<br />

etwas überraschend, nicht mehr dabei<br />

– die Stadt verbietet Alkohol analog zur<br />

Maskenpflicht in der Fußgängerzone und<br />

unmittelbar anschließenden Bereichen wie<br />

dem Stachus-Untergeschoss und dem<br />

Viktualienmarkt. Im Glockenbach aber ist<br />

trotz Pandemie das Weg-Bier tags vorerst<br />

wieder erlaubt. Ein kleines Schrittchen in<br />

Richtung Normalität. Immerhin.<br />

FOTO: PRIVAT


13<br />

Wir machen uns stark!<br />

Für Lesben, Schwule, Bi, Trans * und Inter *<br />

Als Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTI*<br />

ist es unser Ziel, die LGBTI*-Community in München<br />

zu stärken und Benachteiligungen abzubauen.<br />

Wir machen uns stark. Für LGBTI*.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

muenchen.de/lgbti<br />

Wir helfen und<br />

informieren gerne.<br />

OFFEN - FREUNDLICH - SYMPATHISCH<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Montag - Freitag: 08:00 - 18:30<br />

Samstag: 9:00 - 13:00<br />

Ist die Welle noch so steil,<br />

a bisserl was geht allerweil.<br />

www.az-muenchen.de/abo<br />

Isartorplatz 6 | 80331 München<br />

Telefon: (089) 21 99 29 - 0<br />

Telefax: (089) 21 99 29 - 19<br />

E-mail: isator.apo@t-online.de<br />

www.isartor-apotheke.de


14 STADTGESPRÄCH<br />

INTERVIEW<br />

GLORIA<br />

GLAMOUR:<br />

„Den ausgrenzenden<br />

Rassismus ...“<br />

FOTO: KLAUS GRUBER PHOTOGRAPHY<br />

Wir sprachen mit der Dragqueen<br />

über Rassismus damals<br />

und heute.<br />

Wie hast du in deinem Leben schon<br />

Rassismus erlebt?<br />

Ich bin sehr gut behütet in einem Dorf<br />

bei Bonn aufgewachsen, umgeben von<br />

Akademikern, da gab es eher eine Form<br />

des positiven Rassismus; Es galt als toll,<br />

Menschen mit anderen Hintergründen im<br />

Freundeskreis zu haben. Den ausgrenzenden<br />

Rassismus habe ich erst später erlebt,<br />

als ich eine Wohnung gesucht habe.<br />

Wie das?<br />

Der Makler öffnete die Türe, sah mich und<br />

sagte: Die Wohnung ist vergeben. Ich habe<br />

das erst gar nicht auf mich bezogen, doch<br />

Freunde machten mich darauf aufmerksam,<br />

dass, wenn die Wohnung vergeben<br />

gewesen wäre, man mich erst gar nicht<br />

eingeladen hätte. Mein Nachname ist sehr<br />

deutsch, womöglich hat der Makler einen<br />

anderen Menschen erwartet.<br />

Sehr deutscher Nachname, hm, das<br />

klingt ja, als ob du auch den Gedanken<br />

deutsch = weiß hast.<br />

Hm, ganz frei bin auch ich nicht davon.<br />

Man erwartet bei Schmidt, Maier, Müller<br />

tatsächlich einen Weißen.<br />

Als Gloria Glamour sagst du gerne,<br />

dass du eine Diva mit schwarzem<br />

Humor bist. Ein absichtliches<br />

Wortspiel?<br />

Ich meine das Schwarzhumorige eines<br />

Kabarettisten. Das Wortspiel ist aber<br />

in der Tat entstanden, weil ich die<br />

heutige Form der Political Correctness<br />

erschütternd finde. Ich finde sie mitunter<br />

ausgrenzender als früher. PoC, Person<br />

of Color: Da wird mir als VERMEINTLICH<br />

Betroffener gesagt, wie ich mich zu<br />

nennen habe. „Farbiger“ ist nun politisch<br />

inkorrekt, es werden immer neue Termini<br />

erschaffen, die die Leute verunsichern,<br />

das wirkt mitunter ausgrenzend, weil<br />

die Leute gar nicht wissen, wie man ins<br />

Gespräch kommen kann, ohne einen<br />

Fehler zu machen. Im Waldschlösschen<br />

hatte ich einen Workshop gegeben:<br />

„Schwarz, schwul und auch noch Drag?!“,<br />

da kam ein „überprivilegierter“ Cis-Mann<br />

rein – er betonte das immerzu –, der mich<br />

darauf ansprach, dass ich mich ja hier sehr<br />

unwohl fühlen müsse unter all den „Hellhäutigen“.<br />

Die Wörter „überprivilegierter“<br />

und „Hellhäutigen“ haben mich furchtbar<br />

aufgeregt. Und ob es okay sei, dass er<br />

Tunnel-Piercings im Ohr hat ... Wegen<br />

kultureller Aneignung. Da habe ich gesagt:<br />

Solche Gedanken hatten wir schon vor<br />

achtzig Jahren! Unter dem Deckmäntelchen<br />

der Political Correctness hat er mich<br />

rassistisch ausgegrenzt.<br />

Was würdest du dir denn wünschen?<br />

Dass man Hautfarben gar nicht mehr thematisiert.<br />

Die Gloria ist ein Mensch, Ende.<br />

Man sagt ja auch nicht die Schuhgröße<br />

eines Menschen dazu ... Aber ich bin selber<br />

nicht frei von Vorurteilen: Ich saß in einer<br />

Eckkneipe mit einem jungen Mann mit<br />

extremem Berliner Dialekt, aufgewachsen<br />

war er in der DDR. Ich frug ihn, wie er heißt,<br />

er hatte meine Hautfarbe. Er sagte, er heiße<br />

wie Glenn Miller, nur mit ü. Ich sagte dann:<br />

„Glünn ist aber ein komischer Vorname.“ Ich<br />

konnte mir also selbst nicht vorstellen, dass<br />

jemand Müller heißt mit dieser Hautfarbe.<br />

Streitthemen künstlerische Freiheit,<br />

besonders Satire.<br />

Kunst darf polarisieren, sollte aber nicht zu<br />

weit gehen. Trash-TV lebt von Menschen,<br />

die polarisieren, es gibt aber Grenzen. Bitter<br />

in Erinnerung ist mir, dass Désirée Nick<br />

Barbara Becker rassistisch angegriffen hat<br />

und jetzt den Moralapostel spielt. Sie hatte<br />

Barbara Becker unterstellt, sich heller zu<br />

machen. Das geht zu weit! Vor 15 Jahren<br />

war die Situation wohl noch anders, es<br />

machte sich keiner Gedanken drüber. Oder<br />

auch in dem Film „Kevin allein zu Haus“, in<br />

dem das N-Wort gesagt wird als Gag.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

gloriaglamour.com, www.facebook.com/<br />

GloriaGlamourEntertainment


v<br />

KONTROVERS<br />

Macht ein Migrationshintergrund<br />

homophob?<br />

Eine repräsentative Umfrage zu Einstellungen, Glaube und<br />

Wertorientierungen von Deutschen ohne Migrationshintergrund,<br />

Spätaussiedlern und Migranten aus Polen, Russland<br />

und der Türkei hat die CDU-nahe Konrad-Adenauer-<br />

Stiftung veröffentlicht. Die Ergebnisse lassen die Server<br />

der unsozialen Medien glühen.<br />

EHE FÜR ALLE VON JEDEM ZWEITEN ABGELEHNT<br />

Eine deutliche Trennlinie zwischen Deutschen mit<br />

und ohne Migrationshintergrund bildet die Einstellung<br />

zu gleichgeschlechtlichen Ehen, die nur eine geringe<br />

Minderheit der Deutschen ohne Migrationshintergrund<br />

ablehnen. Unter Russischstämmigen sowie Spätaussiedlerinnen<br />

und Spätaussiedlern werden gleichgeschlechtliche<br />

Ehen schon von nahezu jedem und jeder Zweiten<br />

abgelehnt. Unter Türkischstämmigen findet sich sogar<br />

eine Mehrheit von 60 Prozent, die gleichgeschlechtliche<br />

Ehen ablehnt.<br />

Studienmacher*innen schreiben, dass „Religiosität<br />

tendenziell und vor allem bei Deutschen ohne Migrationshintergrund<br />

eher konservative und soziale Werte<br />

verstärkt, während hedonistische und materialistische<br />

Werte entweder nicht beeinflusst oder in manchen Gruppen<br />

verringert werden.“ Die Bestätigung für alle unseren<br />

liebgewonnen Vorurteile also?<br />

wir<br />

sind<br />

Forum<br />

Empirische<br />

Sozialforschung<br />

da<br />

Was eint die<br />

Einwanderungsgesellschaft?<br />

Eine repräsentative Umfrage zu Einstellungen, Glaube<br />

und Wertorientierungen von Bürgerinnen und Bürgern<br />

mit und ohne Migrationshintergrund<br />

Sabine Pokorny, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff<br />

www.kas.de<br />

VORSICHT, DENKFALLE!<br />

Religiosität ist mehr als der Islam, an den sicher selbst<br />

viele hinnerk Leser*innen jetzt reflexartig denken. Und<br />

wir wollen auch nicht verleugnen, dass extrem religiöse<br />

türkischstämmige Deutsche mit Migrationshintergrund<br />

mit 78 Prozent die Ehe zwischen Homosexuellen „nicht<br />

gut“ finden, aber: Von den Deutschen mit russischem<br />

Migrationshintergrund lehnen dies 100 Prozent ab.<br />

Vergleichbare Studien zum Beispiel von der Bertelsmannstiftung<br />

oder der äußerst umfangreiche und gründliche<br />

Berlin-Monitor kommen übrugens auch auf ähnliche<br />

Rohdaten, schaffen es aber besser als die Adenauer-<br />

Fachleute, diese in den historischen und vor allem den<br />

sozialen Kontext einzubinden. *ck<br />

LIvesTreAms<br />

von unserer Bühne<br />

in Ihr Wohnzimmer<br />

Alle Infos und Termine unter<br />

www.gaertnerplatztheater.de


16 STADTGESPRÄCH<br />

FOTO: SIMONE M. NEUMANN<br />

INTERVIEW<br />

Rechte unter dem Regenbogen?<br />

Die Goethe-Uni will das erforschen!<br />

„Homo-, bisexuell und<br />

rechtskonservativ: vereinbar<br />

oder widersprüchlich?“ So der<br />

Titel der Forschungsarbeit eines<br />

Master-Projektes im Institut für<br />

Ethnologie an der Goethe-Universität<br />

Frankfurt am Main, für das<br />

Interviewpartner*innen gesucht<br />

werden.<br />

Maryna Nathkir studiert dort Sozial- und<br />

Kulturanthropologie und sucht für das<br />

Projekt zum Beispiel AfD-Wähler*innen<br />

aus der LGBTIQ*-Community. Nicht nur<br />

die notwendige Debatte um Nina Queer,<br />

sondern – und das ist auch außerhalb<br />

des Trash-TV-Kosmos relevant – die Gays<br />

for Trump oder die Homosexuellen in der<br />

AfD bis hin zur lesbischen Oppositionsführerin<br />

im Bundestag, der Co-Vorsitzenden<br />

der AfD-Fraktion Alice Weidel, genauso wie<br />

mehrere Wahlumfragen unter Queers zeigen,<br />

dass die wissenschaftliche Forschung<br />

zu diesem Themenkomplex überfällig ist.<br />

Wir bitten um Aufmerksamkeit und haben<br />

mit Maryna Nathkir über ihre Motivation<br />

gesprochen.<br />

Warum interessierst du dich dafür,<br />

dass Queers rechtspopulistisch<br />

wählen?<br />

Wenn sich Menschen über mein<br />

Forschungsvorhaben erkundigen, runzeln<br />

sie öfters die Stirn und fragen dann, ob<br />

ich lesbisch bin oder zu einem rechten<br />

Gedankengut neige. Dann antworte ich,<br />

dass weder meine sexuelle Orientierung<br />

noch meine politischen Ansichten damit<br />

zu tun haben, es geht um reine wissenschaftliche<br />

Neugier. Es fing mit zufälligen<br />

Online-Artikeln über homosexuelle<br />

AfD-Politiker*innen an, in welchen die<br />

Widersprüchlichkeit stark hervorgehoben<br />

wurde. Dabei kommen nur wenige Menschen<br />

auf den Gedanken, dass auch ein<br />

gewisser Anteil von Schwulen und Lesben<br />

die AfD-Partei wählt und unterstützt. Das<br />

häufige Gefühl des Widerspruchs sowie<br />

die Frage nach politischen Beweggründen<br />

homosexueller AfD-Wähler*innen und<br />

–Unterstützer*innen haben mich letztendlich<br />

dazu bewegt, mich mit diesem Thema<br />

gründlich auseinanderzusetzen.<br />

Auf was müssen/dürfen sich<br />

Teilnehmer*innen einstellen?<br />

Ein Verhör, ein Interview, einen<br />

Fragebogen?<br />

Der Hauptteil meiner Forschung besteht<br />

aus qualitativen Methoden. Dabei<br />

stellen halbstrukturierte Interviews und<br />

offene Gespräche eine zentrale Rolle<br />

dar. Davon abgesehen beweist sich auch<br />

eine Online-Umfrage als eine geeignete<br />

Methode, um – mithilfe offener Fragen<br />

unter dem Schutz der Anonymität –<br />

näher zum Kern der Forschungsfrage zu<br />

kommen.<br />

Wie wird das Interview geführt?<br />

Es bestehen drei Möglichkeiten der<br />

Durchführung eines Interviews: online<br />

durch Chats, soziale Medien u. a., durch<br />

ein Telefonat oder in Präsenz. Ich richte<br />

mich meistens nach den Wünschen meiner<br />

Kontaktpersonen. Bei den letzteren<br />

zwei Optionen werden die Gespräche<br />

aufgenommen und anschließend<br />

transkribiert. Alle Informationen werden<br />

anonymisiert. Vor jedem Interview lege<br />

ich eine von mir unterschriebene Datenschutzerklärung<br />

vor.<br />

Ist es für dich schwierig, in den<br />

Interviews Distanz zu halten, also<br />

neutral zu bleiben?<br />

Als Wissenschaftlerin strebe ich danach,<br />

die Forschung möglichst neutral durchzuführen.<br />

Dazu gehören selbstverständlich<br />

auch Interviews. Die Meinung von jeder<br />

einzelnen Person wird gehört und berücksichtigt,<br />

ohne dabei die nötige Distanz zu<br />

verlieren.<br />

Teilnahmeinteressierte können sich<br />

unter maryna.natkhir@gmail.com bei<br />

Maryna melden


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BAYERN<br />

FEBRUAR <strong>2021</strong><br />

AUSGABE 1<br />

LGBTIQ* UND<br />

GEWALT<br />

STRONG! hilft Opfern<br />

HIV UND CORONA<br />

Was Positive jetzt<br />

wissen müssen<br />

MYTHOS IMPFUNG<br />

Missverständnisse,<br />

Fragen und Fakten<br />

SEX OHNE<br />

ORGASMUS<br />

Der Weg ist das Ziel<br />

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ist gesund<br />

GESCHLECHTSANGLEICHENDE OPERATIONEN: München ist ein Mekka<br />

CHEMSEX: Sehr intensiv und sehr problematisch<br />

FLEISCHLOS GLÜCKLICH: Gute Gründe, um vegetarisch zu leben DEUTSCH · ENGLISH


18 KULTUR<br />

FOTO: LUKAS WATZKE<br />

FOTO: CHISTIAN POGO ZACH<br />

SÄNGER DANIEL GUTMANN<br />

SPORTLICHER BARITON<br />

Kaum in München angekommen,<br />

traf den Sänger schon<br />

der Corona-Lockdown. Dennoch hat<br />

sich Daniel Gutmann am Gärtnerplatztheater<br />

bereits einen Namen<br />

gemacht. Wie Kunst in Coronazeiten<br />

funktionieren kann und was<br />

den 29-Jährigen darüber hinaus<br />

ausmacht, erzählt er uns hier.<br />

Daniel, als Sportwissenschaftler bis<br />

du vermutlich der Fitteste unter den<br />

Sängern des Gärtnerplatztheaters …<br />

(lacht) Das würde ich so nicht behaupten.<br />

Aber Sport hat in der Tat immer eine große<br />

Rolle in meinem Leben gespielt. Er war quasi<br />

mein „Plan B“, sollte es mit der künstlerischen<br />

Karriere nicht hinhauen. Deshalb habe<br />

ich das Studium der Sportwissenschaften<br />

auch beendet.<br />

Nun scheint die künstlerische Karriere<br />

zu funktionieren. Bist du dennoch<br />

sportlich aktiv?<br />

Auf jeden Fall! Ich spiele Fußball, liebe die<br />

Leichtathletik und trainiere (wenn möglich)<br />

auch im Fitnessstudio. Ich finde, über das<br />

Körperliche hinaus formt Sport auch Persönlichkeit<br />

und Psyche. Man eignet sich Disziplin<br />

an, trainiert das Durchhaltevermögen und<br />

lernt, mit Niederlagen und Rückschlägen<br />

umzugehen. All das kann ich in meinem<br />

Beruf gut nutzen.<br />

Du warst Anfang Februar in der<br />

Wiederaufnahme der Oper „La<br />

Cenerentola“ zu sehen. Wie kann das<br />

sein in Lockdownzeiten?<br />

Wir haben das Glück, Livestreams senden<br />

zu dürfen. Es ist super, dass wir was machen<br />

und damit auch eine Botschaft rausschicken<br />

können. Ich merke an allen Ecken und Enden,<br />

dass den Leuten Live-Erlebnisse fehlen und<br />

dass sie dem viel Wertschätzung entgegenbringen.<br />

Das war vielen vor Corona vielleicht<br />

gar nicht so klar. Mit den Streams können wir<br />

das wenigstens ein bisschen ausgleichen.<br />

Taugt dir die Rolle des Dandini?<br />

Auf jeden Fall. Es ist ja quasi eine Doppelrolle<br />

als Diener und Herr. Vom Spiel her also<br />

abwechslungsreich und sängerisch sehr<br />

anspruchsvoll: Auf der Partitur sind so<br />

viele Noten, dass das Blatt mehr schwarz<br />

als weiß ist! Die Inszenierung von Brigitte<br />

Fassbaender ist klassisch modern, frisch<br />

und lebendig – das macht schon viel Spaß.<br />

Dennoch: Vor digitalen Kameras zu spielen<br />

mit nur wenigen Menschen im Saal, das ist<br />

schon seltsam. Man vermisst einfach die<br />

Energie des Publikums.<br />

Wie kam es zum Engagement im<br />

Staatstheater am Gärtnerplatz?<br />

Der Castingdirektor des Gärtnerplatztheaters<br />

hatte mich in einer Wiener Aufführung<br />

des „Don Giovanni“ gesehen und zum<br />

Vorsingen nach München eingeladen.<br />

Als Wiener kennt man dieses Theater<br />

übrigens gut, weil es nicht zuletzt dank<br />

seines Intendanten Josef E. Köpplinger, der<br />

ja an unterschiedlichen Häusern in Wien<br />

gearbeitet hat, starke Connections gibt und<br />

viele Künstlerinnen und Künstler von unserer<br />

Universität rekrutiert werden.<br />

Vermisst du Wien?<br />

Wien ist großartig – auch, weil ihre<br />

Einwohner von ganz eigenem Schlag<br />

sind. Ein Beispiel: 2019 wurde Wien zur<br />

„drittunfreundlichsten Stadt der Welt“<br />

gewählt – und die Wiener beschwerten sich,<br />

weil sie nicht zur Unfreundlichsten gewählt<br />

wurde. Man muss Wien verstehen, um Wien<br />

zu lieben…<br />

Und wie lebt sich’s in München?<br />

Ich finde die Stadt super, auch wenn ich<br />

noch nicht alles gesehen habe. Ich bin nach<br />

meinem Umzug hierher gleich mit drei<br />

Produktionen gestartet, habe anfangs nur<br />

gearbeitet und mich tagelang in meinem<br />

Proberaum zu Hause eingesperrt. Dann kam<br />

die Krise. Aber was ich von München gesehen<br />

habe, gerade auch im Viertel rund um<br />

das Theater, das taugt mir schon sehr. Ich<br />

freue mich, München nach dem Lockdown<br />

richtig kennenzulernen!<br />

Interview: Bernd Müller<br />

Bariton Daniel Gutmann (29)<br />

stammt aus dem niederösterreichischen<br />

Ort Herzogenburg, von wo<br />

er nach Wien zog, um Gesang und<br />

klassische Gitarre zu studieren. Dort<br />

machte er zusätzlich einen Abschluss<br />

in Sportwissenschaft. Gutmann ist<br />

außerdem Manager und Frontman<br />

der Country-Band „The Groovecake<br />

Factory“. Seit Herbst 2019 gehört er<br />

dem Ensemble des Staatstheaters<br />

am Gärtnerplatz an, wo er zuletzt im<br />

Februar in Rossinis „La Cenerentola“<br />

zu sehen war.<br />

www.danielgutmann.at


PODCAST „MPHIL MIT MALTE“<br />

Hinter die Kulissen<br />

hören<br />

Aus München kommt ein neuer Podcast für<br />

Klassikfans: Schauspieler und TV-Moderator<br />

Malte Arkona (unter anderem bekannt aus<br />

dem ARD „Tigerentenclub“) wirft darin einen<br />

Blick hinter die Kulissen der Münchner<br />

Philharmoniker und talkt sich durch den<br />

Orchestergraben.<br />

KULTUR<br />

19<br />

Das Ensemble ist mit seinen 120 Mitgliedern<br />

eines der Aushängeschilder der hiesigen<br />

Kulturlandschaft. Umso interessanter,<br />

einmal mehr über die Menschen und ihre<br />

Leidenschaften zu erfahren, als das ein<br />

Programmheft oder die Website hergeben<br />

können. Genau das bietet der Podcast „MPhil<br />

mit Malte“. Im Gespräch mit Malte<br />

Arkona schildern Musikerinnen und<br />

Musiker persönliche Eindrücke,<br />

diskutieren Werke oder Eigenarten<br />

von Instrumenten und berichten<br />

Anekdoten aus früheren Zeiten.<br />

Folge 1 ist unter dem Titel „Ein Streicher<br />

kommt selten allein“ bereits zu hören. *bm<br />

www.spielfeld-klassik.de/projekte/<br />

mphilmitmalte<br />

FOTO: MPHIL


20 KULTUR<br />

FOTO: JANISHA JONES<br />

PERFORMERIN<br />

TRACY DASH<br />

GLAMOURÖSE<br />

HERRENREITERIN<br />

Tagsüber arbeitet Vali als<br />

Pferdewirt, abends steht<br />

der 26-Jährige als Tracy Dash auf<br />

der Travestiebühne. Im Dezember<br />

gewann er den „Queen of the<br />

Night“-Contest im Harry Klein. Wir<br />

sprachen mit Vali alias Tracy über<br />

ein Leben zwischen Pferden, Pumps<br />

und Perücken.<br />

Meist sind Drags in der Kosmetikoder<br />

Modebranche tätig …<br />

Das stimmt, aber ich bin streng genommen<br />

Handwerker. Ich komme aus der<br />

Nähe von Wolfratshausen, bin gelernter<br />

Pferdewirt und arbeite auch in dieser<br />

Branche. Kein Wunder, denn mein Leben<br />

dreht sich um Pferde, seit ich drei Jahre<br />

alt war. In diese Tiere hatte ich mich schon<br />

ganz früh schockverliebt und später das<br />

große Glück, aus meiner Leidenschaft<br />

einen Beruf machen zu können.<br />

Mischung an<br />

aus bayerischer<br />

Bodenständigkeit<br />

und Münchner<br />

Eleganz<br />

Wie kamst du in die Drag-Szene?<br />

Ich war mit 18 im NY.Club und dessen<br />

Inhaber Ken fragte mich, ob ich nicht<br />

Lust hätte, als Candyboy bei einer<br />

Partyreihe Süßigkeiten auf Silbertabletts<br />

zu verteilen. Das war gar nicht als Drag-<br />

Performance gedacht, aber ich wollte<br />

unbedingt auf High Heels gehen, habe<br />

zu Hause laufen geübt und Schmink-<br />

Tutorials auf YouTube geschaut. Später<br />

haben mich meine Kolleginnen Winnie<br />

& Mutti zu einer Show nach Duisburg<br />

mitgenommen, so kam eins zum anderen.<br />

Was für ein Typ ist Tracy Dash?<br />

Tracy ist weniger Drag, bei ihr geht es in<br />

Richtung Travestiekünstlerin. Als solche<br />

ist sie nicht so groß, nicht so schrill und<br />

dichter dran an einer „echten“ Frau,<br />

auch wenn die Parodie natürlich immer<br />

spürbar bleibt. Ich steh auf Play-back,<br />

Conférencen, Livegesang und singe dabei<br />

auch gern bayerische Gstanzl. In der<br />

Summe strebe ich eine gute Mischung an


aus bayerischer Bodenständigkeit und<br />

Münchner Eleganz.<br />

Was steckt hinter deinem<br />

Künstlernamen?<br />

Eigentlich ist er ein Wortspiel. Anfangs<br />

sollten meine Figur und meine Performance<br />

bunt, unperfekt und trashig sein.<br />

Daher steckt das Wort „Trash“ in meinem<br />

Namen. Heute empfinde ich mich<br />

übrigens nicht mehr als sonderlich trashig<br />

– aber jetzt ist der Name bekannt,<br />

jetzt bleibt er.<br />

Wo verläuft die Grenze zwischen<br />

Vali und Tracy?<br />

Im realen Leben bin ich ja in einem<br />

geerdeten Beruf tätig und stehe ganz<br />

hinter den Traditionen meiner Heimat.<br />

Ich würde niemals ein Leben nur als<br />

Tracy führen wollen. Aber wenn es sich<br />

richtig anfühlt, wenn die Leidenschaft<br />

brennt, dann ist Tracy für fast (!) alle<br />

Schandtaten zu haben.<br />

Wo bist du bisher aufgetreten?<br />

Aufgetreten bin ich schon bei vielen<br />

Gelegenheiten in unterschiedlichen Konstellationen.<br />

Eigene Shows hatte ich mit<br />

meiner Partnerin Dean deVille im Rahmen<br />

einer Wiesnshow in der Eventlocation<br />

KnödelAlm und in der Champagnerbar<br />

Kubaschewski am Stachus.<br />

Was wünscht du dir für die Münchner<br />

Drag- und Travestie-Szene?<br />

Diese Performances gehören nicht auf<br />

eine provisorisch zusammengenagelte<br />

Palette, sondern auf eine echte Bühne.<br />

Daher wünsche ich mir vor allem eine<br />

Tracy, abgeschminkt. Als Vali kennen ihn<br />

Freunde und Arbeitskollegen<br />

gute Location für Newcomer und Profis,<br />

Drags und Travestiekünstler. Drag ist<br />

enorm stark geworden in den letzten<br />

Jahren, das ist toll. Aber ich bin sicher,<br />

dass auch Travestie eine Zukunft hat,<br />

wenn man sie zeitgemäß aufzieht.<br />

Und was erhoffst du dir vom<br />

Jahr <strong>2021</strong>?<br />

Zunächst einmal, dass ich weiter Fuß<br />

in der Szene fassen und auch auf<br />

größeren Bühnen auftreten kann. Und<br />

natürlich wäre es schön, wenn wir nach<br />

Corona wenigstens unsere Wiesnshow<br />

Ende September spielen könnten.<br />

Aber ich habe auch einen Traum: Eine<br />

Pferdenummer in einem echten Zirkus<br />

– dafür würde ich sofort meine Koffer<br />

packen!<br />

Meet Tracy Dash bei Instagram:<br />

tracy.da oder travestie.show@web.de<br />

Interview: Bernd Müller<br />

FOTOS: PRIVAT<br />

1)<br />

Alle 11 Minuten<br />

verliebt sich ein<br />

Single über<br />

Jetzt parshippen<br />

1) Hochrechnung aus Nutzerbefragung 2016, Deutschland


22 MODE<br />

INTERVIEW<br />

FOTO: R. KATER<br />

KILIAN KERNER:<br />

„Ich verstehe den Egoismus nicht“<br />

<strong>2021</strong> hat der Berliner Modedesigner<br />

allen Grund zu feiern:<br />

Auf der Mercedes-Benz Fashion<br />

Week präsentierte Kilian Kerner<br />

seine 20. Modenschau in Berlin. Und<br />

die VOGUE übertrug live. Wir sprachen<br />

mit dem viel Beschäftigten.<br />

Wofür steht der Kollektionsname<br />

Traumwelt für dich?<br />

Isoliert und single zu sein, ist wirklich<br />

belastend während Corona. Ich brauchte<br />

einen Ort, an den ich flüchten konnte,<br />

meine Traumwelt. Die Kollektion ist „sehr<br />

hübsch“, sehr fließend, einfach schön<br />

anzusehen, es gibt aber natürlich auch<br />

Brüche. Es ist eine Realitätsflucht.<br />

Seit einem Jahr ist die Realität alles andere<br />

als eine Traumwelt. Wie hat dich die<br />

Pandemie als Geschäftsmann getroffen?<br />

Komplett. Es hat mit dem, was vor einem<br />

Jahr war, nichts mehr zu tun. 2020 fing<br />

eigentlich extrem erfolgreich an, es gab<br />

eine Kooperationsanfrage nach der nächsten.<br />

Innerhalb von zehn Tagen wurde dann<br />

alles abgesagt. Zuerst dachte ich noch: „Bis<br />

zum Sommer ist das vorbei“, und habe an<br />

meiner Kollektion weitergearbeitet. Alles<br />

wurde auf Online-Meetings umgestellt.<br />

Insgesamt war ich zehn Wochen alleine in<br />

meiner Wohnung und habe nur zwei Leute<br />

für jeweils eine Stunde getroffen. Irgendwann<br />

bin ich dann fast durchgedreht und<br />

bin für vier Wochen zu meiner Mutter<br />

gefahren. Ich wusste nicht, wie es weitergeht.<br />

Nach einem kurzen Berlinaufenthalt<br />

war ich dann erneut sechs Wochen bei<br />

meiner Mutter.<br />

Wie ging es weiter?<br />

Dann veränderte sich plötzlich alles, eine<br />

Anfrage führte ein großes Glück herbei.<br />

Ich bin Teil von zwei Fernsehprojekten und<br />

einer YouTube-Talkshow, die über<br />

mehrere Monate geht. 2022 soll<br />

auch eine Kollektion für TUI<br />

herauskommen. Ich kann wieder<br />

arbeiten, aber komplett<br />

anders. Ich habe ein neues<br />

Büro und fahre dahin nur<br />

mit dem Taxi. Ich darf<br />

nicht krank werden und<br />

lebe weiterhin extrem<br />

isoliert. Wenn ich<br />

krank werde, kippt<br />

alles.<br />

Wie ist es nun bei<br />

den Vorbereitungen<br />

zur kommenden<br />

Schau?<br />

Es wurde alles neu<br />

strukturiert, weil es jetzt<br />

so sein muss. Ich bin da<br />

sehr pedantisch. Es gibt z.<br />

B. kein Casting, Hunderte<br />

neue Vorschriften, wir werden<br />

regelmäßig getestet, wir<br />

arbeiten alle mit großem<br />

Abstand zueinander.<br />

Und privat?<br />

Einige Freundschaften wurden viel intensiver,<br />

auch wenn man sich nicht gesehen<br />

hat. Mit meinem langjährigen Stylisten Ingo<br />

etwa telefoniere ich jetzt fast täglich und<br />

immer sehr lange, das wurde sehr viel enger.<br />

Es gab auch Freundschaften, die durch die<br />

Pandemie in die Brüche gingen, weil ich<br />

merkte, wie egoistisch diese Leute eigentlich<br />

sind. Weiter Party machen, etwa auf<br />

der Spree, Leute treffen, die Regeln nicht<br />

beachten. Ich halte mich von Anfang an<br />

an alles, weil ich an andere denke und auch<br />

wieder arbeiten will. Manche benahmen<br />

sich wie egoistische Flachw*chser, das<br />

verstehe ich einfach nicht. Manch<br />

einer hat sich eine eigene Wahrheit<br />

zurechtgebogen. Diesen Aufstand<br />

um Weihnachten und Silvester<br />

habe ich auch nicht verstanden.<br />

Es ging um ein Weihnachten<br />

und ein Silvester. Ich verstehe<br />

den Egoismus nicht. Wieso<br />

muss man überhaupt<br />

dieses Zeug in die Luft<br />

jagen? Das habe ich noch<br />

nie verstanden. Einer hat<br />

sich den Kopf weggesprengt<br />

... Dann noch die<br />

Umweltverschmutzung.<br />

Kann man nicht für<br />

immer aufs Böllern<br />

verzichten? Weg mit dem<br />

Dreck!<br />

FOTO: GETTY IMAGES<br />

*Interview: Michael Rädel


SCHMUCK<br />

Geschmückt und schmuck<br />

MODE 23<br />

Wer sagt denn (leider immer noch), dass<br />

Männer, die sich mit edlen und glänzenden<br />

Gegenständen, nein, Accessoires<br />

verschönern, prollig, billig oder „zu schrill“<br />

wirken?<br />

Jede_r sollte sich so in der Welt bewegen,<br />

wie sie/er es mag. Express yourself!<br />

Die 2008 in London gegründete Marke<br />

Missoma von Marisa Hordern ist dabei ein<br />

ganz gutes und schmuckes Vehikel,<br />

bringt sie dir doch Gold<br />

Vermeil oder Sterlingsilber<br />

zum Aufpeppen deiner<br />

Optik.<br />

„Männer tragen unseren<br />

Schmuck schon seit<br />

Jahren, da unsere Designs so universell<br />

sind. Dadurch haben wir bereits ein sehr<br />

treues Publikum. In letzter Zeit haben wir<br />

einen starken Anstieg der Nachfrage nach<br />

Ketten und Armbändern festgestellt“, so<br />

Marisa Hordern. „Dies war der perfekte<br />

Zeitpunkt, unsere erste Capsule Edition<br />

für Männer herauszubringen, und es ist<br />

erst der Anfang der Missoma-Männerkollektionen“,<br />

freut sich die Gründerin und<br />

Kreativdirektorin von Missoma.<br />

Prominente Markenbotschafter<br />

sind gerade der Sänger und<br />

Pianist Isaac Waddington<br />

und der Schauspieler<br />

Yannick Konan, den man aus der hochgelobten<br />

Netflix-Serie „Agent“ kennen<br />

kann.<br />

Wer auf der Suche nach Geschenken<br />

ist, der kann jetzt hier zuschlagen. Oder<br />

sich selbst etwas von dem stylishen und<br />

unaufdringlichen Bling-Bling gönnen. *rä<br />

www.missoma.com


24 GESELLSCHAFT<br />

FOTO: KIREYONOK YULIYA / FREEPIK.COM / CC0<br />

PANDEMIE<br />

UND SEXARBEIT<br />

Symbolfoto aus dem Archiv – die abgebildete Person<br />

steht in keinem inhaltlichen Kontext zum Artikel<br />

„Kein wirklich guter Plan“<br />

Matthias** legt sein Smartphone<br />

auf den Tisch. Der ständige Blick<br />

darauf gehört für ihn seit einiger Zeit zur<br />

Routine. Doch der 27-Jährige ist weder<br />

Instagrammer noch Gamer. Matthias hat<br />

sich ein Zweithandy angeschafft, um mit<br />

seinen Kunden in Kontakt zu kommen,<br />

denn er arbeitet seit einiger Zeit als Callboy<br />

oder „Freizeit-Stricher“, wie er sich<br />

selbst manchmal nennt.<br />

Ein Traumberuf ist das für ihn nicht.<br />

Eigentlich kommt Matthias aus der Gastronomie,<br />

wo er aber coronabedingt seit<br />

Monaten in Kurzarbeit ist. Seinen Nebenjob<br />

in einem Klamottenladen musste er<br />

ganz aufgeben. So hatte er sich im Herbst<br />

2020 Gedanken darüber gemacht, wie<br />

er in Lockdown-Zeiten zusätzlich Geld<br />

verdienen könnte. Über Online-Portale<br />

kam er auf die Idee, sich selbst anzubieten.<br />

„Ich habe Spaß am Sex, sehe mich<br />

aber nicht als klassischen Escorttypen“,<br />

meint Matthias. In der Tat: Der gelernte<br />

Kellner ist kein Muskelpaket und taugt<br />

weder zum „Men’s Health“-Covermodel<br />

noch zum Pornostar. Aber Matthias<br />

ist eine sympathische Erscheinung,<br />

eher unauffällig, durchschnittlich groß<br />

mit schlanker Figur, eher der „Typ von<br />

nebenan“. „Ich wusste nicht mal, ob es<br />

jemanden gibt, der mich bucht, aber es<br />

läuft ganz ordentlich.“ Wie sich „ganz<br />

ordentlich“ in konkreten Zahlen darstellt,<br />

will er nicht verraten. Doch spricht er gern<br />

über sein erstes Mal im neuen Job: „Ich<br />

war echt nervös und habe den Termin<br />

im Geiste ein paar Mal abgesagt. Doch<br />

ich hab mir gesagt: ‚Wenn das mit dem<br />

Escortservice was werden soll, dann<br />

musst du da jetzt durch!‘“ Immerhin:<br />

Sein erster Kunde erwies sich als nett.<br />

„Wir hatten fast eine Flasche Wein intus,<br />

bevor es zur Sache ging“, lacht er. „Das<br />

hat vielleicht auch geholfen.“ Jedoch: „Ich<br />

nehme aber auch nicht jeden Mann, sonst<br />

kann ich keine ‚Leistung‘ bringen.“<br />

EIN NEGATIVES TESTERGEBNIS<br />

BERUHIGT<br />

Sexuelle Dienstleistungen in Zeiten von<br />

Pandemie und Kontaktbeschränkungen?<br />

Matthias ist sich der Problematik bewusst.<br />

Doch er weiß, dass Nachfrage auch<br />

in diesen Zeiten vorhanden ist. Den<br />

Menschen fehle Nähe, Hautkontakt,<br />

Sex – diese Lücke wolle er nutzen. „Corona<br />

hat mich in diese Situation gebracht,<br />

jetzt will ich davon profitieren!“ Ganz so<br />

trotzig oder gedankenlos, wie dieser Satz<br />

klingt, ist er nicht gemeint. Matthias lässt<br />

sich wöchentlich auf Corona testen und<br />

spricht seine Kunden auf das Thema an.<br />

„Alle wissen, dass das zurzeit kein wirklich<br />

guter Plan ist, aber viele lassen sich<br />

dennoch auf ein Treffen ein. Einigen zeige<br />

ich vorher auch mein letztes Testergebnis,<br />

das beruhigt.“ Um seine eigene Sicherheit<br />

macht er sich weniger Sorgen: „Ich bin<br />

optimistisch, als junger, gesunder Mann<br />

selbst im Fall einer Infektion mit dem<br />

Schreck davonzukommen.“<br />

Sehr einiger Zeit ist die Inzidenz in und um<br />

München deutlich gesunken. „Das ist eine<br />

Erleichterung und nimmt uns allen Druck“,<br />

meint Matthias. Wenn das normale Leben<br />

zurückkehrt, will sich Matthias aus den<br />

einschlägigen Foren wieder verabschieden:<br />

„Dann mach ich meinen alten Beruf und<br />

verkaufe lieber Shirts als meinen Körper!“<br />

*bm<br />

** Name von der Redaktion geändert


GESELLSCHAFT<br />

25<br />

SEX-SHOPPING<br />

Lust im Lockdown<br />

Die schwulen Sexshops der<br />

Stadt sind, wie andere Einzelhändler<br />

auch, in Corona-Zeiten<br />

noch immer geschlossen. Hinter<br />

den Schaufenstern ist aber immer was<br />

los, denn der Onlinehandel boomt, wovon<br />

auch Läden wie Diburnium, Bruno’s oder<br />

Spexter profitieren.<br />

„Meine Mitarbeiter sind leider in Kurzarbeit,<br />

ich bin aber jeden Tag da und bearbeite die<br />

Bestellungen, die per Mail reinkommen“,<br />

erzählt Elmar Bruder vom Bruno’s-Store in<br />

der Thalkirchner Straße. Schräg gegenüber<br />

bei Diburnium sind sogar alle Angestellten<br />

noch beschäftigt. „Wir waren schon<br />

immer stark über den Internet-Verkauf,<br />

das hilft uns jetzt natürlich weiter“, so<br />

Inhaber Siegfried Haderer. In Krisenzeiten<br />

sind vor allem Produkte gefragt, die dem<br />

Menschen guttun: Masturbatoren und<br />

Dildos stehen ganz oben auf der Liste,<br />

auch Reizstromartikel elektrisieren mehr<br />

Menschen als zuvor. Bruder registriert<br />

mehr Traffic auf seiner Seite, vor allem<br />

aber ein anderes Kaufverhalten: „Die<br />

Warenkörbe sind bunter gemischt, der<br />

Kunde nimmt sich viel Zeit, durch das<br />

Sortiment zu gehen, und ist nicht<br />

so gezielt unterwegs.“ Doch was,<br />

wenn das Produkt auf dem Bildschirm<br />

appetitlich wirkt, zu Hause<br />

aber nicht hält, was es verspricht?<br />

„Natürlich kann man umtauschen,<br />

aber einen getesteten Dildo nehme ich<br />

nicht zurück“, lacht Siegfried Haderer.<br />

Grundsätzlich gelten die Hygienerichtlinien<br />

und die AGB, nach denen gerade<br />

ein solcher Artikel nur in ungebrauchtem<br />

Zustand zurückgenommen wird. Wer sich<br />

bei einem Produkt unsicher sei, solle sich<br />

die Bilder und Beschreibungen genau<br />

ansehen und auch mal denselben Artikel<br />

beim Mitbewerber googeln, der halte<br />

vielleicht noch die ein oder andere Info<br />

mehr dazu parat. So seien Enttäuschungen<br />

vermeidbar. Letzter Tipp vom Profi:<br />

„Gerade Sextoys sind etwas für mich ganz<br />

persönlich und für meinen Körper, da sollte<br />

die Kaufentscheidung nicht allein über den<br />

Preis fallen“, warnt Elmar Bruder. „Achtet<br />

immer auf gutes Material und anständige<br />

Qualität, dann ist auch der Onlinekauf eine<br />

sichere und spaßige Sache!“ *bm<br />

FOTOS: BERND MÜLLER


26 GESELLSCHAFT<br />

Brauchen wir noch<br />

schwule Sexorte?<br />

Wir alle, unabhängig von Geschlecht und<br />

Orientierung, sind durch die Pandemie mit<br />

Fragen der Sexualität konfrontiert, die<br />

wir uns im Vor-Corona-Alltag nicht so oft,<br />

weniger intensiv oder gar nicht stellten.<br />

Unsere Sexualität – und hier beginnen<br />

die Differenzierungen in Sachen Identität<br />

und Orientierung, es geht im Nachfolgenden<br />

um die mann-männliche (MSM), die<br />

schwule oder bisexuelle Sexualität – ist<br />

seit den sich nun jährenden ersten Kontaktbeschränkungsmaßnahmen<br />

Teil des<br />

öffentlichen Diskurses geworden.<br />

Von Saunaverboten bis Razzien in<br />

Cruising-Bars und –Gebieten reicht<br />

die Bandbreite staatlicher Repression<br />

von Sex zwischen Männern*. Noch<br />

härter traf es die, die Sex und Zärtlichkeit<br />

als Wirtschaftsgut veräußern: die<br />

Sexarbeiter*innen. Auch in den sozialen<br />

Medien und im privaten Rahmen wurde<br />

Sexualität nach der trügerisch-optimistischen<br />

Euphorie der PrEP wieder moralisch<br />

gebrandmarkt.<br />

SEXUALITÄT<br />

Vielfach wurde die Regulierung der<br />

Sexualität im wahrnehmbaren Teil der<br />

homonormativen Mehrheitscommunity<br />

als sinnvolle Anti-Corona-Maßnahmen<br />

hingenommen und selbstverständlich<br />

in Teilen auch berechtigt, unterstützend<br />

verteidigt. Dennoch ist auffällig, wie<br />

schnell das hart erkämpfte Gut der freien<br />

Sexualität, mit seinen Konzepten von<br />

Partnerschaft jenseits von Ehebett und<br />

Wohnzimmer-Couch, nicht einmal mehr<br />

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erwähnenswert schienen, ja sogar von seinen<br />

eigenen Nutznießern in Frage gestellt<br />

wurde. Die Deutsche Aidshilfe (DAH) hat<br />

sich nach anfänglicher Orientierungsphase<br />

zu einem der stärksten Sprachrohre jener<br />

gemacht, die sich ganz leise resignierend<br />

oder laut weinend ihrer Sexualität und der<br />

dazugehörigen Räume beraubt sahen und<br />

sehen. Ende 2020 organsierte der Verband<br />

im Berliner SchwuZ daher auch eine ganz<br />

besondere Sonderversion seines traditionellen<br />

Wirtetreffens der LGBTIQ*Szene.<br />

Es kamen – unter Einhaltung strenger<br />

Corona-Vorschriften – Betreiber*innen<br />

und Inhaber*innen von Orten der<br />

homosexuellen (und teilweise queeren)<br />

Sexualität aus der ganzen Bundesrepublik<br />

zusammen, um darüber zu diskutieren,<br />

ob und wie ein Morgen danach aussehen<br />

könnte. Und man* holte sich Rat bzw.<br />

wissenschaftlichen Input bei und von<br />

dem deutschen Fachmann für mannmännliche<br />

Sexualität, Professor Dr. Martin<br />

Dannecker. Sein Vortrag war wie folgt<br />

überschrieben:<br />

„Der eine braucht es mehr, der andere<br />

braucht es weniger – wie viel Promiskuität<br />

braucht es für eine zufrieden<br />

Sexualität?“<br />

Was sagen Studien über „den promisken<br />

Schwulen“? Ist an dem Vorurteil des<br />

omnipotenten und ständig nach Sex<br />

suchenden Schwulen etwas dran? Allen<br />

Klischees liege ein wahrer Kern zugrunde,<br />

sonst würde die Lust an der Aufrechterhaltung<br />

der Klischees vergehen, sagt der<br />

Professor. Das Klischee des promiskuitiven<br />

Schwulen findet sich allerdings sogar in<br />

der Wissenschaft wieder, beispielhaft<br />

zitiert Dannecker aus einer Schweizer<br />

Arbeit im Fach Psychologie:<br />

„Homosexuelle sind bekannt für ihre<br />

Untreue, Homosexualität und Promiskuität<br />

sind fast schon Synonyme.<br />

Homosexuelle selbst lieben es, sich mit<br />

wechselnden Partner zu zeigen. Die<br />

Darkrooms und die Parkszenen sind<br />

ohne ständigen Objektwechsel nicht<br />

denkbar.“<br />

Süffisant und mit einem Anflug von<br />

Altherrenwitz, weißt Dannecker darauf<br />

hin, dass die Autorin des Textes keine<br />

empirische Datenbasis angibt und sich<br />

ihre Erfahrung demnach vielleicht aus<br />

ihrer klinischen Beobachtung, also<br />

der Behandlung schwuler Patienten<br />

nährt: „Das könnte ja eine besondere<br />

Perspektive sein.“ Allerdings könnten<br />

zunächst auch die empirischen Studien<br />

der Sexualwissenschaft über die möglicherweise<br />

konkreten psychischen Gründe<br />

für Partnerwechsel unter Schwulen<br />

nichts aussagen. Das gleiche gelte für<br />

die Beantwortung der Frage wie viel an<br />

Promiskuität notwendig ist, um individuell<br />

GESELLSCHAFT 27<br />

ausreichend für Befriedigung oder zumindest<br />

Beruhigung zu sein.<br />

WIE OFT MACHT SCHWULER<br />

MANN* ES?<br />

Über die Verbreitung von Promiskuität<br />

unter schwulen Männern gibt es nach<br />

Ansicht von Dannecker mehrere und in<br />

ihren Ergebnissen vergleichbare Studien.<br />

Seine mit Richard Lemke 2010 durchgeführte<br />

Onlinebefragung ergab:<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Fast 30 Prozent hatten in den sechs<br />

Monaten vor der Befragung nur einen<br />

oder keinen Sexualpartner<br />

41 Prozent gaben zwischen zwei bis<br />

fünf Sexualpartner an<br />

15 Prozent zwischen sechs und zehn<br />

Sexualpartner<br />

Der Anteil mit mehr als zehn verschiedenen<br />

Partnern, was etwa zwei pro Monat<br />

ergibt, lag bei 15 Prozent. Die überwiegende<br />

Mehrheit der schwulen Männer<br />

scheint, so Dannecker, also „weit entfernt<br />

von einem promisken Verhalten zu sein.“<br />

Diese ungefähre Verteilung habe sich in<br />

den vorhandenen Querschnittsstudien<br />

über die Jahre nicht signifikant geändert.<br />

Trotz mehr Möglichkeiten des Partnerwechsels<br />

durch Saunen und Darkroom-<br />

Bars. Im Gegenteil geht Dannecker sogar<br />

davon aus, dass die Befragungen wegen<br />

der über Datingseiten und Chatportale<br />

erreichten Teilnehmer, eher einen überhöhten<br />

Anteil aufweisen.<br />

Es könne aber auch sein, dass die<br />

digitalen Kontaktanbahnungen, das<br />

Austauschen von sexuellen Vorlieben<br />

und Beschreiben von Wünschen in Chats<br />

und Foren bereits eine Erfüllung des<br />

psychischen Wunsches nach Promiskuität


28 GESELLSCHAFT<br />

wahllos als selektiv und den sexuellen<br />

Vorlieben entsprechend organisiert.<br />

In einer 2013 durchgeführten Studie<br />

im Auftrag der DAH wurde die Nutzung<br />

queerer Infrastruktur untersucht. Das<br />

für Dannecker erstaunlichste Ergebnis<br />

hinsichtlich der Fragestellung, ob der<br />

schwule Mann per se promiskuitiv sei,<br />

war: 70 Prozent der Befragten haben in<br />

den zwölf Monaten vor Studienteilnahme<br />

weder einen Ort queerer Geselligkeit<br />

(Bars, Cafés) noch schwule Sexorte<br />

(Saunen, Parks) aufgesucht. Der Anteil<br />

derer, die eindeutig nur oder fast immer<br />

Sexorte aufsuchten und somit einer<br />

promisken Lebensführung nachgehen<br />

könnten, lag bei nur rund fünf bis sieben<br />

Prozent.<br />

bedeutet. Die Zahl der tatsächlichen, also<br />

realen Sexualkontakte, könnten dann<br />

zurückgegangen sein. Dies müsse weiter<br />

erforscht werden.<br />

ANYTHING GOES? AB 30 WIRD ES<br />

SPEZIELL!<br />

Seit 1987 wird in Deutschland im<br />

Abstand von rund drei Jahren eine große<br />

Befragung von MSM durchgeführt. Der<br />

schwule Soziologe und Aktivist Michael<br />

Bochow hatte sie bis 2013 geleitet,<br />

2012 machte vor allem eine Erkenntnis<br />

Professor Dannecker stutzig:<br />

Zwar steigt der Anteil der Männer, die<br />

mit mehr als zehn anderen Sex hatten,<br />

bis zum Alter von 30 Jahren an, bleibt<br />

dann aber relativ konstant. Dannecker<br />

mutmaßt – und hier beigebt er sich dann<br />

doch auf ähnlich dünnes Eis, wie die<br />

von ihm Eingangs zitierte Psychologin<br />

–, dass es mit zunehmendem Alter zur<br />

„Die reale Nähe zu jenen<br />

Bezirken der Szene, die<br />

durch promiskes Treiben<br />

gekennzeichnet sind,<br />

scheint jedenfalls sehr viel<br />

geringer zu sein, als es mir<br />

meine eigene Lebenserfahrung<br />

vorgaukelt.“<br />

Entwicklung von Mustern, also sexuellen<br />

Vorlieben kommt. Diese Muster seien<br />

so fest, dass sie selbst nach einer in der<br />

Verliebtheitsphase durchbrechenden<br />

Flexibilität häufig dominant bleiben und<br />

einer der möglichen Antriebe für den<br />

Wunsch nach Partnerwechsel sein könnten.<br />

Dieser wiederum würde aber weniger<br />

Dannecker wollte diese Zahlen kaum<br />

glauben. Er meinte, seine eigene Erfahrung<br />

spreche eine so deutlich andere<br />

Sprache, dass etwas an den Zahlen<br />

nicht stimmen könne. Nach eingängiger<br />

Selbstprüfung musste er sich mit einer<br />

Erkenntnis anfreunden, die vielen bekannt<br />

sein dürfte: Das Beziehungsnetzwerk<br />

wird stark durch die Fokussierung auf<br />

Vorlieben geprägt. Die digitalen Werkzeuge<br />

der Selektion verstärken diesen<br />

ganz natürlichen Vorgang so stark, dass<br />

die eigene Empfindung der Realität die<br />

tatsächliche überstrahlt.<br />

Zusammenfassend gibt es laut Dannecker<br />

also nur eine kleine Gruppe unter<br />

Schwulen, die über lange Zeit mit vielen<br />

wechselnden Partnern Sex hat und die<br />

diesbezügliche Angebote der Szene so<br />

nutzt, dass Promiskuität angenommen<br />

werden kann. Aber was heißt das<br />

eigentlich?<br />

Fortsetzung auf männer.media!<br />

INFO<br />

Martin Dannecker<br />

Der „Oswalt Kolle“ der schwulen Sexualität<br />

wird Martin Dannecker auch genannt.<br />

Der 1942 in Oberndorf am Neckar<br />

geborene außerplanmäßige Professor<br />

am Institut für Sexualwissenschaft in<br />

Frankfurt, verhalf dem Thema Homosexualität<br />

durch die Veröffentlichung<br />

der großen Studie „Der gewöhnliche<br />

Homosexuelle“ 1974 erstmals seit der<br />

Zerschlagung von Magnus Hirschfelds<br />

„Institut für Sexualwissenschaften“ durch<br />

die Nationalsozialisten wieder zu einem<br />

festen Platz in Wissenschaft und Lehre.<br />

Schon 1971 war als Co-Autor bei Rosa<br />

von Praunheims erstem Filmerfolg<br />

„Nicht der Homosexuelle ist pervers,<br />

sondern die Situation, in der er lebt“<br />

maßgeblich daran beteiligt, auch die<br />

öffentliche Wahrnehmung der Themen<br />

Homosexualität und Geschlechtsidenditäten<br />

maßgeblich zu verbessern.<br />

Besonders in Zeiten der AIDS-Kriese in<br />

den 1980er und 1990er Jahren war er<br />

gefragter Fachmann. Inzwischen genießt<br />

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5. Dr. Timo Bachmann (Zahnarzt)<br />

Schweigerstr. 4, (089) 663242,<br />

www.timobachmann.de<br />

• Dr. Ulrich Kastenbauer (Allgemeinmedizin,<br />

Infektiologie),<br />

Ainmillerstr. 26, (089) 333863,<br />

www.infektiologie-schwabing.de<br />

• Wolf Schuck (Facharzt für<br />

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde),<br />

Nymphenburger<br />

Str. 154, (089) 595131,<br />

www.hno-wolf-schuck.de<br />

PARTY<br />

8. Garry Klein,<br />

Sonnenstr. 8<br />

• Klosterklub,<br />

Lindwurmstr. 122<br />

9. Ksar Barclub,<br />

Müllerstr. 31<br />

10. NY.C,<br />

Elisenstr. 3<br />

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11. Bruno´s, GayLifeStyle,<br />

Thalkirchner Str. 4<br />

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13. Reithofer Fachmarkt,<br />

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ESSEN & TRINKEN<br />

24. Café im Sub,<br />

Müllerstr. 14<br />

19. Deutsche Eiche,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

25. Edelheiss Bar,<br />

Pestalozzistr. 6<br />

Pestalozzistr.<br />

26. Eiscafé Eismeer,<br />

Pestalozzistr. 21<br />

27. Jenny was a friend of mine,<br />

Holzstr. 14<br />

28. Kiosk an der Reichenbachbrücke,<br />

Fraunhoferstr. 4<br />

2<br />

29. Kraftwerk,<br />

Thalkirchnerstr. 4<br />

30. Moro Restaurant,<br />

Müllerstr. 30<br />

31. NiL,<br />

Hans-Sachs-Str. 2<br />

• Prosecco,<br />

Theklastr. 4,<br />

www.prosecco-munich.de<br />

• Self Bar/Restaurant,<br />

Schäftlarnstr. 62,<br />

www.self-bar.de<br />

Neuhauser Str.<br />

Damenstiftstr.<br />

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25<br />

20<br />

89<br />

26<br />

27<br />

15<br />

47<br />

Blumenstr.<br />

Müllerstr.<br />

Maxburgstr.<br />

Hans-Sachs-Str.<br />

KULTUR<br />

33. Bayerische Staatsoper,<br />

Max-Joseph-Platz 2,<br />

www.bayerische-staatsoper.de<br />

Oberanger<br />

Unter Anger<br />

43<br />

30<br />

4246<br />

9<br />

31<br />

39<br />

14<br />

Färbergraben<br />

Blumenstr.<br />

MARIENPLATZ U S<br />

Rindermarkt<br />

40<br />

24<br />

41<br />

48<br />

Müllerstr.<br />

Fraunhoferstr.<br />

Corneliusstr.<br />

Klenzestr.<br />

FRAUENHOFERST. U<br />

34. City Filmtheater, Kino,<br />

Sonnenstr. 12,<br />

www.city-kinos.de<br />

Erhardtstr.<br />

35. Deutsches Theater,<br />

Schwanthalerstr. 13,<br />

www.deutsches-theater.de<br />

• Gasteig (Philharmonie),<br />

Rosenheimer Str. 5,<br />

www.gasteig.de<br />

• GOP Varieté-Theater,<br />

Maximilianstr. 47,<br />

www.variete.de<br />

• Kultur im Schlachthof,<br />

Zenettistr. 9,<br />

www.im-schlachthof.de<br />

36. Kunsthalle München,<br />

heatinerstr. 8<br />

• Lenbachhaus -<br />

Städtische Galerie,<br />

Luisenstr. 33,<br />

www.lenbachhaus.de<br />

• Museum Brandhorst,<br />

Theresienstr. 35a<br />

37. Münchner Kammerspiele,<br />

Maximilianstr. 26-28,<br />

www.muenchnerkammerspiele.de<br />

• Münchner<br />

Philharmoniker,<br />

Rosenheimer Str. 5<br />

• Münchner Volkstheater,<br />

Brienner Str. 50,<br />

www.muenchnervolkstheater.de<br />

38. Staatstheater am<br />

Gärtnerplatz,<br />

Gärtnerplatz 3, (089) 202411,<br />

www.staatstheater-amgaertnerplatz.de<br />

• Tierpark Hellabrun,<br />

Tierparkstr. 20<br />

Gärtnerplatz<br />

38<br />

Reichenbachstr. Reichenbachstr.<br />

28<br />

13<br />

RAT & TAT<br />

39. Caritas Ambulanter Hospiz<br />

ienst, Queer-Sprechstunde,<br />

jeden 1. Montag im Monat,<br />

ASZ Isarvorstadt,<br />

Hans-Sachs-Str. 14,<br />

caritas-hospizdienst@<br />

barmherzige-muenchen.de<br />

40. Diversity Jugendzentrum,<br />

Blumenstr. 11,<br />

www.diversity-muenchen.de<br />

19<br />

Frauenstr.<br />

Rumfordstr.<br />

Buttermelcherstr.<br />

17<br />

Baaderstr.<br />

Reichenbachbrücke<br />

ISAR<br />

33<br />

Maximilianstr.<br />

16<br />

Tal<br />

Steindorfstr.<br />

Corneliusbrücke<br />

5<br />

41. Gay Outdoor Club<br />

München e.V.,<br />

Sportverein,<br />

Müllerstr. 14,<br />

www.gocmuenchen.de<br />

• Isarhechte e.V.,<br />

Sportverein, Meindlstr. 11a,<br />

www.isarhechte.de<br />

42. Koordinierungsstelle zur<br />

Gleichstellung von LGBTI*,<br />

Angertorstr. 7<br />

(Eingang Müllerstraße)<br />

43. LeTRa,<br />

Blumenstr. 29,<br />

www.letra.de<br />

44. Marikas Beratungsstelle für<br />

anschaffende junge Männer,<br />

Dreimühlenstr. 1,<br />

www.marikas.de<br />

45. Münchner Aids-Hilfe,<br />

Lindwurmstr. 71,<br />

www.aidshilfe-muenchen.de<br />

46. Münchner Regenbogen-<br />

Stiftung, Angertorstr. 7<br />

(Eingang Müllerstr.)<br />

47. Rechtsanwälte Schuster<br />

& Riedl, Eisenmannstr. 4<br />

(Fußgängerzone),<br />

(089) 23888930,<br />

www.ra-srk.de<br />

• Regenbogenfamilien,<br />

Fach- und Beratungsstelle,<br />

Saarstr. 5/II, (089) 46224606<br />

www.regenbogenfamilienmuenchen.de<br />

48. Sub e.V.,<br />

Müllerstr. 14,<br />

info@subonline.org<br />

49. Team München, Sportverein,<br />

Rumfordstr. 39<br />

www.teammuenchen.de<br />

• TransMann e.V.,<br />

Parzivalstr. 41,<br />

www.transmann.de<br />

37<br />

Isartorpl.<br />

ISARTOR S<br />

49<br />

1<br />

4


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33<br />

DEIN ZAHNARZT<br />

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• Familienrecht / Lebenspartnerschaftsrecht<br />

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• Gesellschaftsrecht<br />

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Eisenmannstraße 4 (An der Fußgängerzone), 80331 München<br />

Tel. (089) 23 888 930, Fax (089) 23 888 944<br />

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Tel: 089 - 595131<br />

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Beratung<br />

Therapie<br />

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34 REISE<br />

SÜDTIROL<br />

Bergwellness<br />

FOTOS: GITSCHBERG.IT<br />

1.400 Meter über dem Alltag: Das Boutiquehotel Gitschberg<br />

ist mit seinen 38 Zimmern ein Haus mit Herz und<br />

Seele, mit Sinn fürs Schöne und Gute. Viel Licht, warme<br />

Farben und natürliche Materialien geben dem Einfachen<br />

mehr Raum und lassen die einmalige Panoramasicht über<br />

die Dolomiten besonders gut wirken.<br />

Tief verwurzelt mit der Südtiroler Natur und Tradition hat<br />

Familie Peintner auf dem Sonnenhochplateau von Meransen<br />

einen Freiraum zum Durchatmen geschaffen. Ökologisch<br />

nachhaltig und mit höchster Achtung vor den heimischen<br />

Ressourcen. Die Architektur erinnert an die urigen Heustadel<br />

der Almenregion Gitschberg-Jochtal. Im ganzen Haus duftet<br />

es herrlich nach Zirbe und Lärche. Besonders beeindruckend<br />

sind die „Gassla“ Spa Suiten mit privater Bergsauna und<br />

Wellnessloggia zum Wald hin. Aber auch der panoramareiche<br />

Fenilia Spa bietet Tiefenentspannung und Bergwellness der<br />

besonderen Art. Die Saunalandschaft schenkt sprudelnde<br />

Lebenskraft, während das Panoramabad die Sinne mit<br />

klarem Gebirgsquellwasser erfrischt. Die Behandlungen sind<br />

naturheilkundlich inspiriert und basieren auf den naturreinen<br />

Wirkstoffen der alpinen Bergwelt. Mit der Kraft und Energie<br />

der Natur, des Waldes und der Wiesenkräuter werden Körper,<br />

Geist und Seele gleichermaßen berührt. *dax<br />

www.gitschberg.it<br />

KREUZFAHRT<br />

Der Traum vom Meer<br />

Jeder träumt doch aktuell von Abenteuern,<br />

Wellness, Action, Shows, Romantik oder<br />

neue Leute kennenlernen, tollen Restaurants<br />

und einem Aufbruch zu neuen Ufern…<br />

Das Alles findet Ihr im Kreuzfahrtbereich.<br />

Bald können wir wieder auf Reisen<br />

gehen (wenn die Behörden endlich „grünes<br />

Licht“ geben) und wenn Eure Traumreise<br />

eine Seereise (Hochsee oder Fluss) sein soll,<br />

dann sind die Profis von ATLANTIK Seereisen<br />

– als absolute Schiffs-Lover – genau die<br />

richtige Adresse für Eure Reisewünsche.<br />

Extra ungezogen – äh… umgezogen und<br />

damit noch leichter erreichbar – jetzt in<br />

Schwabing: Siegesstr. 13, 80805 München<br />

Solange noch niemand zu Besuch kommen<br />

darf: telefonisch immer erreichbar Montag<br />

bis Freitag von 09.00 h bis 18.00 h unter<br />

089 – 622 337 90<br />

und bald auch wieder persönlich – das ganze<br />

Team freut sich auf Euch!<br />

Atlantik Seereisen GmbH,<br />

Siegesstraße 13, 80802 München,<br />

Tel. +49 (0)89 6223379 0,<br />

Fax +49 (0)89 6223379 22,<br />

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DE-HIV-2020-09-0034 | Agenturfoto. Mit Model gestellt.


REISE<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/VLADORLOV<br />

COMMUNITY<br />

Schwuler Reisen<br />

Bereits seit zwanzig Jahren ist<br />

die LGBTIQ*-Bettenbörse Enjoy<br />

Bed and Breakfast (ebab) in der<br />

Community aktiv und hat sich<br />

als beliebte Alternative zu Hotels<br />

bzw. Vermittlungsplattformen von<br />

Privatunterkünften etabliert. Dank<br />

des umfangreichen Netzwerks<br />

konnten über die Jahre zahlreiche<br />

Besucher an Gastgeber in über<br />

siebzig Ländern vermittelt werden.<br />

Das Angebot von ebab ist insbesondere<br />

für jüngere Menschen<br />

interessant. Bei Preisen ab bereits<br />

25 Euro pro Nacht stellt ebab eine<br />

seriöse und sichere Alternative<br />

zum Couchsurfing dar. So kann die<br />

junge LGBTIQ*-Generation Städte<br />

und Länder entdecken, neue<br />

Freunde finden und Abenteuer<br />

erleben, ohne dabei das Budget<br />

zu sprengen. Aktuelle Infos zu<br />

Buchungs- und Stornobedingungen<br />

finden sich auf der Website.<br />

www.enjoybnb.eu<br />

KEY WEST<br />

Neuer LGBTIQ*-Guide<br />

Sommer, Sonne, schwule Szene<br />

– die Florida Keys mit Key West<br />

gelten als einer der bekanntesten<br />

LGBTIQ*-Urlaubsorte der<br />

USA. Mit einem neuen Guide<br />

macht die Inselkette im Süden<br />

Floridas Lust auf einen Nach-<br />

Corona-Besuch. Vier Jahre<br />

Twitter-Tiraden, Missachtung<br />

demokratischer Normen und<br />

Beschneidung von LGBTIQ*-<br />

Rechten waren genug. Mit<br />

der Wahl von Joe Biden zum<br />

46. Präsidenten der Vereinigten<br />

Staaten von Amerika halten<br />

der Stolz auf Diversität und<br />

der Respekt voreinander<br />

wieder Einzug in die US-Politik.<br />

Der von der Corona-Krise<br />

gebeutelten Tourismusindustrie<br />

kann das nur guttun. LGBTIQ*-<br />

Urlaubshochburgen wie die<br />

Florida Keys stehen jedenfalls<br />

schon in den Startlöchern,<br />

um Besucher aus aller Welt<br />

zu begrüßen. Ein neuer Guide,<br />

FOTO: MONROE COUNTY TOURISM DEVELOPMENT COUNCIL<br />

den es auf der deutschen<br />

Website des Tourismusbüros<br />

der Florida Keys & Key West als<br />

Download gibt, macht Lust auf<br />

einen Besuch der tropischen<br />

Inselkette, informiert über die<br />

verschiedenen Regionen der<br />

Florida Keys und gibt zahlreiche<br />

Tipps für Natur-, Kultur- und<br />

Szeneerlebnisse. Key West hält<br />

vom erstklassigen Restaurant<br />

über Livemusik und Szenebars<br />

bis hin zum weißen Sandstrand<br />

für jeden etwas bereit. Die<br />

Resorts für Schwule und<br />

Lesben wie etwa das Island<br />

House sind legendär. Dragshows,<br />

schwule Bootstouren,<br />

nächtliche Partys, Strände,<br />

FKK-Resorts und die einzigartige<br />

LGBTIQ*-Trolley-Tour<br />

machen Key West zu einem der<br />

schönsten Urlaubsziele für die<br />

Community. *dax<br />

www.fla-keys.de<br />

Rainbow Sommercamp<br />

Trotz der aktuellen Corona-Situation und mit Hoffnung<br />

auf eine Besserung ab Frühjahr haben die Veranstalter<br />

des „Rainbow Camping Weekend“ ihren Termin geplant.<br />

Vom 4. bis 6. Juni soll das vierte LGBTIQ*-Sommercamp<br />

auf dem FKK-Campingplatz am Rätzsee stattfinden. Im<br />

letzten Jahr waren rund achtzig Camper und Camperinnen<br />

aus ganz Deutschland dabei, in diesem Jahr rechnen<br />

die Organisatoren und Campingplatz-Inhaber Fabian<br />

und Martin mit noch mehr Teilnehmenden. Unter dem<br />

Motto „Von der Community für die Community“ verbindet<br />

der Event Mensch und Natur: Die Leidenschaft fürs<br />

Camping, gemeinsame Erlebnisse und die Natur stehen<br />

im Vordergrund des Wochenendes. Der FKK-Campingplatz<br />

am Rätzsee liegt idyllisch in der Mecklenburgischen<br />

Seenplatte und ist von Hamburg in gut zwei Stunden<br />

und von Berlin in weniger als zwei Stunden erreichbar.<br />

Es gibt Stellplätze fürs Zelt, den Bulli, das Wohnmobil<br />

oder den Caravan sowie vier vollausgestattete Miet-<br />

Wohnwagen und eine Ferienwohnung. Die Region lädt<br />

ein zu ausgedehnten Wanderungen und Paddeltouren in<br />

unberührter Natur. Der See selbst ist motorbootfrei und<br />

ideal zum Schwimmen oder Stand-up-Paddeln, eine<br />

Sauna am See lässt zum Relaxen ein – beste Voraussetzungen<br />

also für ein entspanntes und erlebnisreiches<br />

Wochenende. *dax<br />

www.raetzsee.de/rainbow<br />

DEUTSCHLAND<br />

FOTO: NORBERT SANDER


REISE<br />

FOTO: TOBIAS JØRGENSEN<br />

KOPENHAGEN<br />

Die Welt feiert<br />

FOTO: DAX<br />

Dänemarks Hauptstadt bereitet sich auf<br />

den größten LGBTIQ*-Event des Jahres<br />

vor. Komme, was wolle – so versprechen<br />

es zumindest die Veranstalter. In welcher<br />

Form und mit welchen Beschränkungen,<br />

wird sich in den Wochen vor dem<br />

Sommer zeigen.<br />

Royale Unterstützung<br />

Im Idealfall sollen bis zu 750.000 Besucher<br />

zwischen dem 12. und 22. August nach<br />

Kopenhagen und in die auf der schwedischen<br />

Seite des Öresund gelegene Stadt<br />

Malmö kommen, um dort unter dem Titel<br />

„Copenhagen <strong>2021</strong>“ sowohl den WorldPride<br />

als auch die EuroGames zu feiern. Neben<br />

den Schwerpunkten Sport, Feiern und<br />

Kultur wird es zusätzlich eine hochkarätig<br />

besetzte Menschenrechtskonferenz zum<br />

Thema LGBTIQ* geben. Dank des Einsatzes<br />

der dänischen Kronprinzessin Mary als<br />

Schirmherrin ist bereits schon jetzt internationale<br />

Aufmerksamkeit garantiert. Der<br />

Platz vor Kopenhagens Rathaus wird dabei<br />

als zentrale Anlaufstelle fungieren. Neben<br />

einem Pride Village steht hier auch die<br />

große Bühne für diverse Liveacts, und auch<br />

die Eröffnungs- und Abschluss-Zeremonie<br />

werden auf dem Rathausplatz stattfinden.<br />

Malmö bietet ebenfalls ein vielfältiges<br />

Angebot, etwa mit einer Eurovision Night<br />

und einem Pride Park.<br />

Spielplatz der Kreativszene<br />

Wer nebenbei noch Zeit findet oder gleich<br />

ein anderes Reisedatum wählt, sollte<br />

einen Abstecher zu Kopenhagens neuster<br />

Trend-Location machen. Etwa zwanzig<br />

Minuten mit dem Stadtbus braucht es,<br />

bis man den auf einer Halbinsel gelegenen<br />

Stadtteil Refshaleøen erreicht. Alternativ<br />

gibt es auch öffentliche Fähren, die vom<br />

Hafen aus verkehren. Der Bezirk gilt aktuell<br />

als Kopenhagens Spielplatz der Kreativszene.<br />

Hier, in einer 7.000 Quadratmeter<br />

großen Industriehalle, befindet sich das<br />

Kunstmuseum Copenhagen Contemporary,<br />

das vor allem raumgreifende Installationen,<br />

Videokunst und großformatige Werke in<br />

Wechselausstellungen zeigt. Nebenan ist<br />

das Areal des Reffen Street Food Market<br />

bei schönem Wetter einen Besuch wert.<br />

Dort reihen sich zahlreiche Imbissstände<br />

aneinander, die Spezialitäten aus aller Welt<br />

anbieten – von der vegetarischen Falafel<br />

über mexikanische Tacos und japanische<br />

Sushi bis zu frisch gegrilltem Fisch. Dazu<br />

gibt es einen tollen Blick auf die Stadt, den<br />

man am besten von einem der im aufgeschütteten<br />

Sand stehenden Liegestühle<br />

aus genießt. Wird es einem zu heiß, kann<br />

man sich nur wenige Meter vom Markt<br />

Baden bei Urban Rigger<br />

FOTO: DAX<br />

entfernt mit einem Sprung ins kühle Nass<br />

Abhilfe verschaffen. Gleich beim Studenten-<br />

Wohnprojekt Urban Rigger, das Schiffscontainer<br />

in stylishe Apartments verwandelt<br />

hat, gibt es dank einer Badeplattform und<br />

abgegrenzten Bahnen die Gelegenheit, in<br />

einem ehemaligen Hafenbecken seine Runden<br />

zu drehen. Sowieso ist das Schwimmen<br />

in Kopenhagens Kanälen und Wasserstraßen<br />

Trend – teils in kostenpflichtigen Bädern<br />

wie dem Hafenbad Islands Brygge, teils an<br />

Stegen und Ufern, die frei zugänglich sind.<br />

Generell ist das Baden in den Stadtgewässern<br />

an allen Stellen erlaubt – dazu gehört<br />

sogar das Nacktbaden, solange man sich im<br />

Wasser aufhält.<br />

Nackte Tatsachen<br />

Jeder Menge nackter Tatsachen begegnet<br />

man auch in Kopenhagens renommierter<br />

Ny Carlsberg Glyptotek, die Skulpturen von<br />

der Antike bis zur Moderne zeigt und in<br />

direkter Nachbarschaft zum Tivoli liegt. Der<br />

dank seiner Innenstadtlage einzigartige Vergnügungspark<br />

gehört zu den ältesten der<br />

Welt und bietet seinen Besuchern eine ganz<br />

spezielle Atmosphäre. Zum einen kommen<br />

hier die Fans rasanter Fahrgeschäfte voll<br />

auf ihre Kosten, zum anderen kann man<br />

im Park eine Reihe verschiedener Konzerte<br />

oder gutes Essen genießen. Natürlich wird<br />

auch der Tivoli während der Copenhagen-<br />

<strong>2021</strong>-Feierlichkeiten eine Rolle spielen:<br />

Neben einem Empfang der internationalen<br />

Pride Organisation InterPride ist auch ein<br />

Konzert für die LGBTIQ*-Community<br />

geplant. *dax<br />

www.copenhagen<strong>2021</strong>.com<br />

www.visitcopenhagen.com


REISE<br />

Inka-Ruine Machu Picchu<br />

PERU<br />

FOTO: LLAMATRIP.COM<br />

Im Land des Regenbogens<br />

Ob auf den Spuren der Inkas, in den<br />

Szeneklubs von Lima oder während<br />

eines Spaziergangs durch die koloniale<br />

Altstadt von Cusco – im Andenstaat<br />

Peru gibt es jede Menge zu entdecken.<br />

Regenbogenflaggen, wohin man schaut.<br />

Wer sich in Peru in die einstige Inka-<br />

Hauptstadt Cusco begibt, wundert sich im<br />

ersten Moment über das überall sichtbare<br />

Symbol der LGBTIQ*-Bewegung. Erst bei<br />

genauerem Hinsehen fällt auf, dass sich<br />

die vor vielen öffentlichen Gebäuden und<br />

an Häusern wie Geschäften wehende<br />

Fahne durch einen zusätzlichen, hellblauen<br />

Streifen von der „Gay Pride“-Version<br />

unterscheidet. 1978 machte<br />

Cusco diese Version zur offiziellen<br />

Stadtflagge, die die kulturelle Vielfalt<br />

und den Stolz der indigenen<br />

Bevölkerung symbolisiert und sich<br />

auf das einstige Inkareich beruft.<br />

Eine erstmalige Verwendung<br />

fand die Flagge wohl Ende des<br />

18. Jahrhunderts während eines<br />

Aufstandes peruanischer Andenbewohner<br />

gegen die spanische<br />

Kolonialmacht.<br />

Barock in den Anden<br />

Die europäischen Eroberer unter Francisco<br />

Pizarro nahmen Cusco 1533 ein, ließen die<br />

Stadt aber weitgehend unberührt. Erst ein<br />

kurz darauf folgender Aufstand sowie ein<br />

großes Erdbeben im Jahr 1650 zerstörten<br />

einen Großteil der Gebäude, nicht aber die<br />

alten Grundmauern der einstigen Tempel<br />

und Paläste aus der Inkazeit. Auf diesen<br />

errichteten die spanischen Kolonialherren<br />

prächtige Kirchen und Klöster wie die<br />

barocke Kathedrale oder das Kloster<br />

Santo Domingo, in dessen Inneren sich<br />

das Inka-Sonnenheiligtum Coricancha<br />

befindet. Wer sich auf einen Spaziergang<br />

durch die zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />

Altstadt von Cusco<br />

gehörende Altstadt begibt, sollte sich Zeit<br />

nehmen. Der Grundriss der Stadt hat sich<br />

seit der Inkazeit kaum verändert, neben<br />

den imposanten Kolonialbauten stößt man<br />

an vielen Ecken auf die aus großen Steinblöcken<br />

fugenlos gebauten Mauern – etwa<br />

in der „Gasse der sieben Schlangen“ oder<br />

an der Calle Hatunrumiyoc, an der man auf<br />

Mauerreste des Palastes des Herrschers<br />

Inca Roca stößt. Zudem sollte man seinem<br />

Körper genügen Zeit geben, sich an die<br />

über 3.400 Höhenmeter zu gewöhnen, auf<br />

denen sich Cusco befindet. Kopfschmerzen<br />

und Atembeschwerden sind bei<br />

Touristen keine Seltenheit. Vor allem das<br />

Trinken von aus Koka-Blättern gebrautem<br />

Tee soll gegen das Aufkommen von<br />

Beschwerden helfen, Apotheken vor<br />

Ort bieten zudem entsprechende<br />

Pillen zur Vorbeugung gegen Symptome<br />

der Höhenkrankheit an. Etwas<br />

oberhalb von Cusco befinden sich<br />

zudem die beeindruckenden Ruinen<br />

der Inka-Stätte Sacsayhuamán mit<br />

ihren gewaltigen Mauern und einem<br />

Kultplatz, auf dem jeweils am 24.<br />

Juni auch heute noch das Sonnenfest<br />

Inti Raymi gefeiert wird.


REISE<br />

Dragshow im La Cueva<br />

Schokoladenverkäufer in Lima<br />

FOTOS: DAX<br />

Inka-Regenbogenflagge<br />

Valle Sagrado<br />

Mystisches Machu Picchu<br />

Cusco dient Perutouristen zudem als<br />

Ausgangspunkt für eine Reise zu der wohl<br />

bekanntesten Inkastätte des Landes. Die<br />

sagenumwobene Ruinenstadt Machu<br />

Picchu erreicht man ab Cusco entweder<br />

mit dem Zug oder zu Fuß im Rahmen einer<br />

geführten, viertägigen Wanderung über<br />

den Inka-Pfad, den täglich maximal 500<br />

Personen begehen können. „Eine weniger<br />

überlaufene Route ist der Salkantay<br />

Trek, eine siebentägige Wanderung mit<br />

Übernachtungen in Lodges, auf der<br />

man 15 unterschiedliche Ökosysteme<br />

kennenlernt.“ Der schwule Peruaner Marco<br />

Arellano kennt sich aus. 2011 gründete er<br />

den ersten LGBTIQ*-Reiseveranstalter des<br />

Landes. Unter dem Namen LlamaTrip organisiert<br />

er verschiedene Touren durch Peru<br />

und Südamerika, etwa in den Regenwald,<br />

die Anden und die Hauptstadt Lima. Dabei<br />

arbeitet er mit Luxusmarken wie Belmond<br />

oder Inkaterra ebenso zusammen wie mit<br />

preiswerteren Budgetunterkünften. Für<br />

Machu Picchu empfiehlt der 43-jährige<br />

Reiseprofi einen Aufenthalt von zwei<br />

Tagen. Einen, um die mystische Ruinenanlage<br />

mit einem Führer zu besichtigen, und<br />

einen zweiten, um das weitläufige Areal<br />

auf eigene Faust zu erkunden oder einen<br />

der benachbarten Berge wie den Huayna<br />

Picchu zu besteigen.<br />

Auf dem Rückweg nach Cusco sollte<br />

man zudem einen Stopp im Tal des<br />

Urubamba-Flusses einplanen. Das Valle<br />

Sagrado („Heiliges Tal“) diente einst als<br />

Kornkammer der Inka. Auch hier finden<br />

sich beeindruckende Ruinen – etwa die<br />

der Festungen Ollantaytambo und<br />

Pisac oder die Terrassen von<br />

Moray und Chinchero. „Das<br />

etwas tiefer gelegene Valle<br />

Sagrado ist auch eine<br />

gute Alternative, um sich<br />

vor einem Besuch von<br />

Cusco zu akklimatisieren<br />

und erst nach dem<br />

Besuch von Machu<br />

Picchu die Kolonialstadt ins<br />

Programm zu nehmen“, so der<br />

Tipp von Marco.<br />

Lima bei Tag und Nacht<br />

Im Gegensatz zur Andenregion hat man<br />

in Lima kein Problem mit Kopfschmerzen<br />

aufgrund von Höhe. Die bekommt man<br />

dafür, wenn man in einer der zahlreichen<br />

Szeneklubs zu lange feiert. Wie in<br />

Lateinamerika üblich, beginnt das Nachtleben<br />

erst weit nach Mitternacht. Einen<br />

ersten Drink kann man beispielsweise im<br />

LGBTIQ*-freundlichen Bazar nehmen, eine<br />

trendige Bar, die in Limas Stadtteil Miraflores<br />

liegt. Hier wohnen zahlreiche Schwule<br />

und Lesben, und auch viele Hotels sind<br />

in der Gegend zu finden, die direkt an die<br />

Museo Larco<br />

Pazifikküste grenzt. Marcos Lieblingsklub<br />

befindet sich im Stadtteil San Borja. Im<br />

La Cueva treffen sich am Wochenende<br />

Schwule und Lesben jenseits der 30, die<br />

hier mit Dragshows und Go-go-Tänzern bis<br />

in den frühen Morgen abfeiern.<br />

Zu viel Zeit im Bett sollte man in<br />

Lima allerdings nicht verbringen,<br />

denn auch tagsüber gibt<br />

es in Perus Hauptstadt jede<br />

Menge zu erleben. Neben<br />

der imposanten Kathedrale<br />

inmitten der Altstadt<br />

und dem benachbarten<br />

Präsidentenpalast lohnt<br />

ein Besuch des aus dem 17.<br />

Jahrhundert stammenden Franziskanerklosters,<br />

in dessen Katakomben<br />

die aufgeschichteten Gebeine tausender<br />

Verstorbener ausgestellt sind. Kunstwerke<br />

aus der Prä-Inka-Zeit findet man im Museo<br />

Larco, einem Privatmuseum, das neben<br />

Keramiken und Goldschmuck vor allem<br />

mit homosexuellen Darstellungen auf<br />

Trinkgefäßen überrascht und beweist, dass<br />

Sex unter Männern im alten Peru offenbar<br />

kein Problem war. Die Politik im modernen<br />

Peru tut sich da offensichtlich schwerer –<br />

bis heute gibt es hier weder die Ehe für alle<br />

noch die Möglichkeit einer eingetragenen<br />

Lebenspartnerschaft. *dax<br />

www.llamatrip.com


REISE<br />

KROATIEN<br />

Auf See mit Prince Charming<br />

FOTOS: DAX, TARAS KORNEV<br />

Nein, mit dem gleichnamigen TV-Format hat die im letzten Jahr<br />

gegründete Prince Charming Gay Cruise nichts zu tun, auch wenn<br />

bei der Premiere im Sommer 2020 ein ehemaliger Teilnehmer<br />

der schwulen Kuppel-Show mit an Bord war. Das Konzept der<br />

Kreuzfahrt entlang der Dalmatinischen Küste ist aber dennoch<br />

äußerst charmant. Mit einem kleinen Boutiqueschiff für maximal<br />

38 Passagiere führt die Route zwischen Split und Dubrovnik zu<br />

traumhaften Buchten, einsamen Stränden und romantischen<br />

Städtchen wie dem auf der gleichnamigen Insel gelegenen<br />

Korčula. Ein Besuch des für seine Wälder und Seen bekannten<br />

Nationalparks Mljet steht ebenso auf dem Programm wie ein<br />

Stopp am wohl schönsten Strand Kroatiens, dem Goldenen Horn<br />

auf der Insel Brač. Die Insel Hvar dagegen lockt mit trendigen<br />

Beach Clubs und dem bekanntesten schwulen Strand Kroatiens<br />

auf der vorgelagerten Insel Jerolim. Natürlich kommen Spaß<br />

und Unterhaltung auf der einwöchigen Tour nicht zu<br />

kurz. Neben täglichen Badestopps und Ausflügen stehen<br />

gemeinsame Abendessen, Dragshows, Yogastunden und<br />

Partys auf dem Programm. Insgesamt drei Termine gibt es<br />

im Juli zur Auswahl, vom 17. bis 24. Juli sogar als „Double<br />

Week“ mit zwei Schiffen gleichzeitig. Die Schiffe selbst<br />

verfügen über moderne Kabinen, einen Whirlpool<br />

sowie Sonnendecks mit FKK-Bereich. Im Preis<br />

ab 1.490 Euro inbegriffen sind Halbpension, zwei<br />

Abendessen und das Unterhaltungsprogramm an Bord.<br />

Für alle Reisen gelten aufgrund der aktuellen Situation<br />

großzügige Stornoregelungen, sollte sich Kroatien zu diesem<br />

Zeitpunkt noch in einem Lockdown befinden oder für das Land<br />

eine RKI-Reisewarnung mit Quarantänepflicht gelten. *dax<br />

www.princecharming.eu<br />

SCHWEIZ<br />

Rund ums<br />

Matterhorn<br />

Das autofreie Bergdorf Zermatt zählt<br />

sicher zu den bekanntesten Urlaubsorten<br />

in der Schweiz. Vor allem als noble<br />

Wintersportregion bekannt, locken ab<br />

Frühjahr auch etliche Wander- und<br />

Mountainbike-Wege zahlreiche Naturliebhaber<br />

und Alpinisten in das nur mit der<br />

Bahn zu erreichende Bergdorf. Der knapp<br />

4.500 Meter hohe Gipfel des Matterhorns<br />

bildet dabei stets eine spektakuläre<br />

Kulisse. Wanderungen ab der Bergstation<br />

Schwarzer See führen etwa hinauf zur<br />

Hörnlihütte, dem „Base Camp“ für die<br />

Matterhornbesteigung. Eine ganz andere<br />

Perspektive bietet sich von dem in über<br />

3.000 Meter gelegenen Gornergrat, den<br />

man in knapp vierzig Minuten von Zermatt<br />

aus mit einer Zahnradbahn erreicht. Neben<br />

dem Matterhorn fasziniert auf einem<br />

360-Grad-Loop ein Panorama aus 29<br />

Viertausendern, darunter das Monte-Rosa-<br />

Massiv sowie die Dufourspitze, der mit<br />

4.634 Metern höchste Berg der Schweiz.<br />

FOTO: PASCAL GERTSCHEN<br />

Nicht weniger atemberaubend ist die<br />

Fahrt hinauf zum Matterhorn Glacier<br />

Paradise. Mit 3.883 Metern ist sie die<br />

höchstgelegene Bergstation Europas,<br />

umgeben von einer überwältigender<br />

Kulisse aus 38 Viertausendern und 14<br />

Gletschern. Ein weiteres Highlight ist der<br />

15 Meter unter der Oberfläche gelegene<br />

Gletscherpalast im Eisfeld zwischen dem<br />

Klein Matterhorn und dem Breithorn,<br />

in dem sich kunstvolle Eisskulpturen<br />

befinden. Ein sicher einmaliges Erlebnis<br />

ist die Umrundung des Matterhorns in<br />

einem Helikopter: Mit Air Zermatt geht es<br />

vom Dorf aus mit 170 km/h hinauf in die<br />

Berg- und Gletscherwelt der Walliser Alpen<br />

mit Blick auf den Theodulgetscher, den<br />

Gornergrat, das Monte-Rosa-Massiv sowie<br />

den Mont Blanc. *dax<br />

www.zermatt.ch<br />

www.myswitzerland.com


REISE<br />

ÖSTERREICH<br />

FOTOS: EDERTOM.COM<br />

Hip am Hochkönig<br />

Hüttenwirte Tom (l.) und Mario<br />

Die Region um den knapp 3.000 Meter<br />

hohen Hochkönig im Salzburger Land<br />

gehört sicher zu einem der schönsten<br />

Wander- und Skigebiete Österreichs.<br />

Dank eines hippen Boutiquehotels und<br />

der wohl einzigen von einem schwulen<br />

Paar geführten Almhütte Österreichs<br />

ist das Dorf Maria Alm eine echte Alternative<br />

zum traditionell eher urigen<br />

Urlaub in den Bergen.<br />

Schafgarbe, Baldrian und Mädesüß – wer<br />

mit Mario über blühende Almwiesen<br />

wandert, kommt der Natur der Alpen ganz<br />

nah. Als „Kräuterbua“ bietet der 34-jährige<br />

Österreicher Kräuterwanderungen auf<br />

dem Natrun an. Der Berg erhebt sich gut<br />

1.200 Meter über dem im Salzburger Land<br />

gelegenen Dorf Maria Alm und lässt sich<br />

entweder zu Fuß oder mit einer Gondelbahn<br />

erreichen. „Die Berge und die Natur<br />

sind ein idealer Stressausgleich“, so Mario.<br />

Der gelernte Friseurmeister war neun Jahre<br />

lang mit einem eigenen Salon selbstständig,<br />

bevor er der Liebe wegen seinen Job aufgab<br />

und auf den Natrun zog. Seine Verbundenheit<br />

mit der Natur sowie das Interesse an<br />

Kräutern und deren Wirkung machte er zu<br />

seinem neuen Beruf. Mit einer Ausbildung<br />

für Traditionelle Europäische Heilkunde im<br />

Rücken gibt er sein Wissen an interessierte<br />

Urlauber weiter. Eine Kräuterwanderung mit<br />

Mario dauert etwa zwei bis drei Stunden,<br />

während der er viel erklärt, Pflanzen<br />

sammelt und im Anschluss verarbeitet.<br />

„Für jedes Wehwehchen ist ein Kraut<br />

gewachsen“, weiß Mario und ist froh, dieses<br />

Wissen auch vermitteln zu können. Was er<br />

auf den Almwiesen nicht findet, aber für<br />

seine Tinkturen, Salben und Tees braucht,<br />

zieht er in seinem eigenen Kräutergarten<br />

gleich neben der Tom Almhütte groß.<br />

Heimatverbunden<br />

Die 2018 eröffnete Hütte ist der eigentliche<br />

Grund, warum es Mario nach Maria Alm<br />

verschlagen hat, denn Marios Verlobter<br />

Tom wurde in dem gut 2.000 Einwohner<br />

zählenden Dorf geboren. Wer mit Tom<br />

ins Gespräch kommt, merkt schnell, dass<br />

man es hier nicht mit einem typischen<br />

Hüttenwirt zu tun hat. Der 35-Jährige,<br />

dessen Namen die Hütte trägt, stammt<br />

aus einer in Maria Alm etablierten<br />

Hoteliersfamilie und kam während seiner<br />

Ausbildung zum Hotelfachmann und in der<br />

Zeit danach viel herum. „Dennoch bin ich<br />

ein sehr heimat- und familienverbundener<br />

Mensch geblieben, und als sich mir die<br />

Chance bot, in meinem Heimatdorf auch<br />

unternehmerisch Fuß zu fassen, hab ich die<br />

Gelegenheit genutzt.“ Der kreative Kopf hat<br />

die Entscheidung nicht bereut. „Mir war klar,<br />

dass, wenn ich in Maria Alm bleibe, ich so<br />

leben will, wie ich bin.“ Seit seinem Comingout<br />

mit 19 gehe das Dorf entspannt mit<br />

seinem Schwulsein um.<br />

Hundehütte<br />

Wer die Tom Almhütte sieht, dem wird<br />

schnell klar, dass die Hütte nicht dem<br />

alpenidyllischen Klischee einer Skihütte<br />

entspricht. Schon vor dem Eingang<br />

werden die Gäste von einer überlebensgroßen<br />

Holzfigur eines Mopses begrüßt.<br />

Choupette heißt das bei Tom und Mario<br />

lebende Tier, das zugleich als Maskottchen<br />

der Hütte fungiert. Die Hütte selbst<br />

verbindet modernes Design wie das riesige<br />

Glasdach, das sich bei schönem Wetter<br />

zur Seite fahren lässt, mit natürlichen<br />

Elementen wie Holz und Stein. Die<br />

Küche setzt auf frische regionale Speisen<br />

und Produkte. „Die Kühe auf der Wiese<br />

unterhalb der Hütte sehen quasi schon, wo<br />

sie einmal enden“, scherzt Tom.<br />

Gipfelstürmer<br />

„Mit der Eröffnung des Boutiquehotels<br />

Sepp unten im Dorf und unserer Hütte hat<br />

sich das Publikum in Maria Alm spürbar<br />

verändert“, so Tom. „Die Gäste sind jünger<br />

und hipper geworden.“ Dabei ist die<br />

Region rund um den Hochkönig ohnehin<br />

ein attraktives Urlaubsziel für Wanderer,<br />

Mountainbiker und Wintersportler. Von<br />

leichten Wanderungen bis zu anspruchsvollen<br />

Hochgebirgstouren gibt es für jedes<br />

Fitnesslevel die passende Möglichkeit, das<br />

grandiose Bergpanorama des Steinernen<br />

Meeres zu genießen. *dax<br />

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#friendlyitaly - Ciao Italia!<br />

FOTO: LUKAS WERLICH<br />

Alle warten darauf, endlich wieder verreisen zu können und auch wenn vieles anders ist als vor<br />

der Pandemie lohnt es sich, die Koffer zu packen und über die Alpen Richtung Süden zu fahren.<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO/SIGNATURE COLLECTION/SERTS<br />

FOTO: ENIT/TERME EUGANEE<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO/ESSENTIALS COLLECTION/XANTANA<br />

Italien lockt schon ab Ostern mit mildem<br />

Klima und hat sich gut auf die Saison <strong>2021</strong><br />

vorbereitet: Abstands – und Hygieneregeln<br />

in öffentlichen Einrichtungen, in Hotels und<br />

Restaurants sorgen genauso wie eine hohe<br />

Impfrate für sicheres Urlauben. Auch wenn es<br />

aktuell noch keine Prides und Events geben<br />

wird, das Angebot für abwechslungsreiche<br />

Urlaubstage ist groß und vielversprechend:<br />

kleine und große Kunststädte bieten nicht nur<br />

beeindruckende Kultur, sondern auch viel Flair<br />

für entspannte Stadtbummel durch verkehrsberuhigte<br />

historische Zentren. Ob Shopping<br />

in angesagten Boutiquen oder auf bunten<br />

Märkten, müßige Stunden im Café oder beim<br />

Sehen-und-Gesehen-Werden auf dem Corso,<br />

der Italian Way of Life macht Spaß und ist im<br />

besten Sinne ansteckend. Städte wie Rom und<br />

Mailand haben eine lebendige LGBTQ*-Szene,<br />

aber auch Küstenorte wie Torre del Lago in<br />

der Toskana oder Gallipoli in Apulien sind<br />

beliebte Ziele der Community. Hier kann<br />

man neben Beachlife auch gut feiern, soweit<br />

es die Lage erlaubt. Des Weiteren lohnen<br />

zahlreiche malerische Orte an der Küste oder<br />

im Hinterland entdeckt zu werden: hier erlebt<br />

man das ursprüngliche Italien und man kann<br />

die authentische Küche am besten genießen.<br />

Ein besonderes Erlebnis sind im Sommer die<br />

Open-Air-Konzerte, von klassisch bis Rock,<br />

die oft an herrlichen Settings stattfinden und<br />

eine ganz besondere Atmosphäre besitzen.<br />

Oldtimer-Fans sollten einmal bei der Mille<br />

Miglia oder der Targa Florio dabei gewesen<br />

sein, entweder mit dem eigenen Wagen oder<br />

als Zuschauer entlang der Strecke. Wer mehr<br />

Adventure sucht, kann sich in den Bergen<br />

der Alpen oder des Apennins beim Climbing,<br />

Rafting oder Skifahren verausgaben. Auch<br />

entlang der rund 8.000 Kilometer langen Küste<br />

bieten sich vielseitige Gelegenheiten vom<br />

Segeln, Surfen bis zum Tauchen. Spezialisierte<br />

Anbieter organisieren zudem Bootsausflüge zu<br />

vorgelagerten Inseln, wie z.B.den Tremiti-Inseln<br />

vor Apulien oder mit Stopps an entlegenen<br />

Buchten wie in Sardinien. Wer sich gerne mit<br />

Wellnessanwendungen verwöhnen lässt, findet<br />

von Nord- bis Süditalien ein breites Angebot an<br />

Einrichtungen wie Wellness-Hotels, Thermalanlagen<br />

mit heißen Quellen und mediterranen<br />

Gärten oder Bäder in Natursteinbecken und<br />

im Vulkanschlamm wie auf der Insel Vulcano.<br />

Liebhaber von Kunst, Design und Kultur sind<br />

in Italien seit jeher am richtigen Platz: mit 55<br />

UNESCO-Welterbestätten führt das Land die<br />

Liste an und das immense Kulturerbe – von<br />

den antiken Zeugnissen der Römer und<br />

Etrusker, über die Araber und Normannen<br />

bis zu den Werken der Renaissance - lässt<br />

auch Kunstmuffel staunen. Wer es lieber<br />

modern und zeitgenössisch mag, findet in<br />

den Sammlungen wie im MART- oder im<br />

MACRO-Museum Werke von italienischen und<br />

internationalen Künstlern und in lebendigen<br />

Vierteln wie Brera in Mailand oder San<br />

Lorenzo in Rom gibt es<br />

Gallerien und Streetart.<br />

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GESUNDHEIT<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

FOTO: CAMILO JIMENEZ / UNSPLASH / CC0<br />

THERAPIEVERSAGEN –<br />

der Herzinfarkt in der HIV-Behandlung<br />

Ziel jeder medikamentösen<br />

HIV-Therapie ist die dauerhafte<br />

Unterdrückung der Virusvermehrung im<br />

Körper. Da sich das Virus aber im Zeitverlauf<br />

verändert und Mutationen entstehen,<br />

kann es sein, dass Arzneimittel gegen das<br />

HI-Virus ihre Wirksamkeit verlieren. Das Virus<br />

hat dann Resistenzen ausgebildet und<br />

kann sich – weil unempfindlich gegen die<br />

laufende Therapie – wieder vermehren. Wie<br />

Resistenzen entstehen, wie hoch unter modernen<br />

Regimen das Risiko eines Therapieversagens<br />

ist und warum es so wichtig ist,<br />

Resistenzbildungen zu vermeiden, erklärt<br />

Professor Dr. Jürgen Rockstroh, Leiter der<br />

Ambulanz für Infektiologie & Immunologie<br />

am UK Bonn.<br />

Beginnt man heute mit einer<br />

HIV-Therapie, wird das HI-Virus vor<br />

der Auswahl des Therapieregimes<br />

auf Resistenzen untersucht. Dabei<br />

hat die Person doch noch gar keine<br />

Arzneimittel gegen die Infektion<br />

genommen. Warum wird das<br />

gemacht?<br />

Es wird nach den Leitlinien für die HIV-<br />

Therapie ein genotypischer Resistenztest<br />

durchgeführt, um festzustellen, ob eine<br />

Ansteckung mit HIV-Varianten vorliegt, die<br />

möglicherweise Medikamentenresistenzen<br />

beherbergen. Statistisch sind diese<br />

Untersuchungen kosteneffektiv, wenn bei<br />

ca. fünf Prozent der Patienten Resistenzen<br />

auftreten. Tatsächlich werden solche<br />

Mutationen bei ca. neun bis zehn Prozent<br />

gefunden. Es gibt allerdings zu diesen<br />

Resistenztests auch kritische Stimmen,<br />

weil die Ersttherapie heute im Wesentlichen<br />

auf Integrasehemmern aufbaut und<br />

zu diesen so gut wie keine resistenten<br />

Mutationen gefunden werden. Dennoch<br />

ist es aber prinzipiell gut zu wissen, welche<br />

Mutationen vorliegen, um zum Beispiel bei<br />

einem Therapiewechsel vorbereitet zu sein.<br />

Unter erfolgreicher antiretroviraler Therapie<br />

ist es heutzutage sehr schwer, genug Viren<br />

für eine genotypische Resistenztestung im<br />

Blut zu finden.<br />

Wie häufig treten heute Resistenzen<br />

auf, was sind die<br />

Gründe dafür und gibt<br />

es Unterschiede bei<br />

den verschiedenen<br />

Wirkstoffen?<br />

Wenn es im Verlauf<br />

der Therapie bei den<br />

Routinechecks zu<br />

einem Anstieg der<br />

Virenlast käme, würde<br />

ebenfalls ein genotypischer<br />

Resistenztest<br />

gemacht, um festzustellen,<br />

ob eventuell eine Mutation stattgefunden<br />

hat, die die Wirksamkeit eines Wirkstoffs<br />

der Therapie vermindert. Das passiert heute<br />

aber sehr viel seltener als früher. Dennoch:<br />

Wie eben erwähnt sind bei ca. zehn<br />

Prozent der Patienten therapierelevante<br />

Mutationen festzustellen. Das bedeutet<br />

aber nicht, dass jede Mutation dazu führt,<br />

dass keine wirksame Kombinationstherapie<br />

zusammengestellt werden kann. Die schon<br />

angesprochenen Integrasehemmer besitzen<br />

heute so eine hohe genetische Barriere,<br />

dass es selbst bei einem Therapieversagen<br />

äußerst selten, sogar fast nie zu einer Mutation<br />

kommt. Die modernen Therapien sind<br />

so potent, dass wir insgesamt einen starken<br />

Rückgang der Resistenzen verzeichnen.<br />

Worauf ist zu achten, wenn man als<br />

Mensch mit HIV das Risiko für eine<br />

Resistenzentwicklung so gering wie<br />

möglich halten will, und was können<br />

Behandler tun, wenn es doch zum<br />

Therapieversagen kommt?<br />

Der wirksamste Schutz gegen Resistenzentwicklungen<br />

ist eine wirksame<br />

Therapie. Sie verhindert ja die<br />

Vermehrung des HI-Virus und<br />

Mutationen treten eben<br />

bei der Vermehrung von<br />

Viren auf. Unsere heutigen<br />

Therapien sind so robust,<br />

dass sie eigentlich ein<br />

Leben lang wirksam bleiben<br />

– wenn sie regelmäßig<br />

eingenommen werden. Es gibt<br />

aber auch Patienten, die Varianten<br />

des Virus haben, die gegen sehr viele<br />

der geläufigsten Wirkstoffe resistent sind.<br />

Zum Beispiel Langzeitpositive, die mit<br />

den ersten Monotherapien behandelt<br />

wurden. Aber auch da gab es 2020/<strong>2021</strong><br />

einen Durchbruch, weil neue Wirkstoffe<br />

zugelassen werden, gegen die es noch<br />

keinerlei Resistenzen geben kann. Also<br />

kann jetzt auch bei den sehr wenigen<br />

Fällen des breiten virologischen Versagens<br />

(Mehrklassenresistenz) eine wirksame<br />

Kombination zusammengestellt werden.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

FOTO: UK BONN


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FILM<br />

INTERVIEW<br />

ANA ORTIZ:<br />

„Love,<br />

Victor“<br />

Mit schwulen Jungs kennt Ana Ortiz sich aus. In<br />

„Alles Betty“ (im Original: „Ugly Betty“) war sie vor<br />

15 Jahren nicht nur die Schwester der Titelheldin, sondern<br />

auch die leidenschaftlich liebende Mutter des unverkennbar<br />

queeren Grundschülers Justin. Nun zeigt die 50-jährige<br />

New Yorkerin in „Love, Victor“ als gläubige Katholikin, dass<br />

die Mutterliebe manchmal auch ein bisschen Zeit braucht,<br />

wenn der Sohn (gespielt von Michael Cimino) sich outet. Ab<br />

dem 23. Februar ist die erste Staffel des Serien-Ablegers<br />

der erfolgreichen Highschool-Komödie „Love, Simon“<br />

in Deutschland bei Disney+ STAR zu sehen (genauso<br />

übrigens wie alle Staffeln „Alles Betty“). Die Dreharbeiten<br />

zur zweiten laufen bereits. Wir sprachen mit Ortiz dazu im<br />

Videotelefonat.<br />

Ana, nach „Alles Betty“ spielen Sie in „Love,<br />

Victor“ nun schon zum zweiten Mal die Mutter<br />

eines queeren Kindes. Damit übernehmen Sie in<br />

gewisser Weise auch eine Art Vorbildfunktion,<br />

nicht wahr?<br />

Die Mütter dieser beiden wunderbaren schwulen Söhne<br />

zu spielen gehört zu den größten Freuden meines Lebens.<br />

Gerade auch, weil diese beiden Frauen ja verschiedene<br />

Seiten des Spektrums zeigen und sehr unterschiedlich<br />

mit der Identität ihrer Jungs umgehen. Hilda erlaubte<br />

niemanden, Justin auch nur schräg anzusehen. Sie<br />

verteidigte ihn und sein Recht, er selbst zu sein, mit<br />

Leib und Seele. Isabel in „Love, Victor“ ist längst nicht so<br />

akzeptierend. Sie glaubt anfangs wirklich, ihr Sohn könnte<br />

in die Hölle kommen. Sie liebt ihn aus ganzem Herzen, hat<br />

aber fürchterliche Angst, was das Leben für ihn bereithält.<br />

Bekommen Sie viele Reaktionen von Müttern, die<br />

sich in diesen Figuren wiedererkennen?<br />

Oh ja, natürlich. Gerade auf Hilda sprechen mich die<br />

Leute immer noch an. Jeder liebte Hilda. Aber ich habe<br />

auch schon von Müttern gehört, die sich mit Isabel<br />

identifizierten und mir mein Beileid zum schwulen Sohn<br />

ausgesprochen haben. Die fanden, dass Isabel ihren<br />

katholischen Werten treu bleiben und Victor in Gottes<br />

Schoß zurückholen soll. Die werden enttäuscht sein,<br />

dass das natürlich nicht die Richtung ist, die unsere Serie<br />

einschlägt. Denn die zweite Staffel „Love, Victor“ wird<br />

noch deutlich schwuler, um es mal so auszudrücken, und<br />

Isabels Liebe zu ihrem Sohn zum Glück nicht kleiner.<br />

Und ich hoffe natürlich, dass auch diese Entwicklung die<br />

eine oder andere Mutter inspirieren und ihre Einstellung<br />

verändern kann.


FILM<br />

In dieser Hinsicht ist eine Serie<br />

wie „Love, Victor“ auch im Jahr<br />

<strong>2021</strong> mehr als bloß eine nette<br />

Highschool-Geschichte?<br />

Auf jeden Fall. Denn auch wenn es wie ein<br />

Klischee klingt: Repräsentation ist wichtig.<br />

Sich selbst bzw. Menschen, die sind wie<br />

man selbst, auf dem Bildschirm zu sehen,<br />

ist unglaublich wichtig. Und „Love, Victor“<br />

ist da tatsächlich ziemlich einzigartig, weil<br />

es gleich in zweifacher Hinsicht Lebenserfahrungen<br />

zeigt, die man sonst nicht alle<br />

Tage in Serien zu sehen bekommt. Junge<br />

Menschen, die herausfinden, wer sie sind<br />

und was sie wollen, ist das eine. Für die ist<br />

es, wenn ich nach den Reaktionen vieler<br />

queerer Kids auf die Serie gehe, enorm<br />

hilfreich, jemanden zu sehen, der das<br />

gleiche durchmacht und auch nicht weiß,<br />

wie er mit seinen Eltern darüber sprechen<br />

soll. Aber zum anderen ist auch der Alltag<br />

einer puerto-ricanischen Familie im Fernsehen<br />

wirklich eine Seltenheit. Ich freue<br />

mich wirklich sehr, dass unsere Serie auf<br />

Diversität, Inklusion und Repräsentation in<br />

mehr als nur einer Hinsicht setzt.<br />

Hat sich in dieser Hinsicht viel getan<br />

in den mehr als 20 Jahren.<br />

Oh ja, einiges. Die Vielfalt an Geschichten<br />

und Gesichtern ist heute eine ganz andere<br />

als damals, das kann man null vergleichen.<br />

Aber wir können uns auf diesen Fortschritten<br />

nicht ausruhen, denn es ist nicht so,<br />

dass es ausreichende und umfassende<br />

Repräsentation in alle Richtungen gäbe.<br />

Und das sage ich als Latinx-Schauspielerin<br />

nicht nur mit Blick auf Diversität in Sachen<br />

Hautfarbe und Herkunft.<br />

Sondern?<br />

Auch diesbezüglich ist natürlich nach<br />

wie vor Luft nach oben. „Love, Victor“ ist<br />

beispielsweise, wie gesagt, eine von nicht<br />

einmal einer Handvoll Serien, deren zentrale<br />

Figuren Latinx sind. Aber zum Beispiel<br />

ist unsere Branche und das, wovon wir in<br />

Serien erzählen, auch immer noch ziemlich<br />

altersdiskriminierend. Geschichten mit<br />

Frauen über fünfzig Jahren im Zentrum sind<br />

beispielsweise auch eine Seltenheit. Auch in<br />

Sachen sozialer Herkunft wird diskriminiert:<br />

Wir lieben Shows über gut situierte bis<br />

reiche Familien, aber die Arbeiterklasse wird<br />

eher selten gezeigt. An allen diesen Fronten<br />

können und müssen wir noch arbeiten.<br />

Eine letzte Frage noch zu Brian Tanen,<br />

dem schwulen Drehbuchautor und Produzenten,<br />

der einer der Showrunner bei<br />

„Love, Victor“ ist. Sie beide verbindet<br />

eine enge Beziehung, richtig?<br />

Oh ja, nach „Alles Betty“ und „Devious<br />

Maids“ ist „Love, Victor“ schon unsere dritte<br />

gemeinsame Serie. Ich liebe diesen Mann<br />

und würde mit ihm durchs Feuer gehen.<br />

Wenn er an einem Writers’ Room beteiligt<br />

ist, weiß man als Schauspieler*in, dass<br />

man in guten Händen ist. Bei „Love, Victor“<br />

gilt das mehr denn je, denn da werden wir<br />

von den Autor*innen enorm eingebunden.<br />

Das ist ein sehr bunt gemischter Haufen<br />

von Menschen, mit sehr verschiedenen<br />

Erfahrungshorizonten und Hintergründen,<br />

und wir können jederzeit Fragen stellen und<br />

Ideen einbringen. Im Zweifelsfall schicke ich<br />

auch mal nachts eine Textnachricht, wenn<br />

mir etwas auf dem Herzen liegt. Und Brian<br />

ist auch nie empfindlich, wenn man mal bei<br />

einem Dialog sagt: „Sorry, irgendwie klingt<br />

das so nicht authentisch.“ Im Gegenteil<br />

freuen er und die anderen sich immer über<br />

Input, schließlich wollen alle die Geschichte<br />

so wahrhaftig wie möglich erzählen.<br />

*Interview: Patrick Heidmann<br />

Mehr Features dieser Art auf<br />

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FILM<br />

Ist es denn einfacher, mit Unternehmen<br />

wie Sky zu arbeiten?<br />

„Das Boot“ wird in über achtzig Länder<br />

verkauft, von englischen Autor*innen<br />

geschrieben, ist international besetzt. Da<br />

wird auf jeden Fall größer gedacht. Und<br />

etwas mehr Geld zu haben, macht das<br />

Arbeiten auf jeden Fall einfacher.<br />

Wie hat sich denn das Arbeiten durch<br />

die Pandemie verändert?<br />

Bei „Ein Schwarzwaldkrimi“ wurden wir<br />

durchgetestet, das war im Sommer 2020.<br />

Für mich als Schauspieler hat sich da wenig<br />

verändert, außer, dass man eben getestet<br />

wurde. „Das Boot“ wird in Prag gedreht,<br />

da musste ich dann immer 5 Tage vorher<br />

anreisen, im Hotelzimmer in Quarantäne<br />

sitzen und dann erst zum Set ... Aber<br />

in Relation zu dem, was andere gerade<br />

durchmachen, ist das ein Luxusproblem.<br />

Für die Produktionen ist es eben scheiße,<br />

weil es so viel teurer ist. Am Anfang fand<br />

ich es sogar toll, weil ich so viel mehr Zeit<br />

hatte, mich auf die Rollen vorzubereiten.<br />

DAVID<br />

ZIMMERSCHIED:<br />

„Ich bin sehr gut und gerne alleine“<br />

In „Ein Schwarzwaldkrimi“ spielst du<br />

einen Nerd. Wie nah ist diese Rolle an<br />

dir dran?<br />

Es gibt natürlich Elemente, die mir geläufig<br />

sind. In einer fremden Umgebung fühle ich<br />

mich manchmal nicht wohl, so wie sich dieser<br />

Archivar wahrscheinlich mit Menschen<br />

nie so richtig wohlfühlt. Er sitzt da in seinem<br />

Archiv und wirkt etwas soziopathisch. Die<br />

Parallele ist vielleicht, dass er gerne und gut<br />

alleine sein kann.<br />

War die Brille denn deine Idee?<br />

Das war eine Idee vom Regisseur, glaube<br />

ich. (lacht) Über die kann man natürlich diskutieren,<br />

ich habe sie bei der Vorbereitung<br />

zur Rolle zwei Monate lang auch zu Hause<br />

umgehabt, um mich daran zu gewöhnen.<br />

INTERVIEW<br />

Gerade sah man ihn im erfolgreichen ZDF-Zweiteiler „Waldgericht – Ein<br />

Schwarzwaldkrimi“, kennen wirst du ihn aber auch aus „Elser – Er hätte die<br />

Welt verändert“ und durch die Sky-Serie „Das Boot“ an der Seite von Clemens<br />

Schick. Für uns hatte der Schauspieler etwas Zeit.<br />

Ich denke, sie macht Sinn, denn ohne sie<br />

wäre es womöglich nur der David, der eben<br />

in einem Archiv sitzt ... Es ist natürlich ein<br />

Klischee, aber wenn man Klischees aufgrund<br />

einer inneren Haltung benutzt, nicht<br />

um ihrer selbst willen, dann ist das okay.<br />

Was macht für dich einen guten Film,<br />

eine gute Serie aus?<br />

Da landet man in Deutschland immer<br />

beim Wort Mut. Ich glaube, es werden viele<br />

unmutige Entscheidungen getroffen von<br />

Leuten, die ihren Posten nicht verlieren<br />

wollen und die immer wieder über das<br />

unsägliche Wort Einschaltquoten reden.<br />

Der Zuschauer wird unterschätzt. Oft<br />

entscheiden Bürokraten Dinge, wo man<br />

kreativ sein sollte.<br />

Bayern hat recht strikte Corona-<br />

Beschränkungen, beeinflusst das<br />

deinen Alltag sehr?<br />

Ich war tatsächlich schon vor der Pandemie<br />

ab 20 Uhr eher selten aus. Ich habe das<br />

Glück, dass ich genug Geld habe, mir meine<br />

Wohnung und Essen leisten zu können,<br />

auch mit dem Alleinsein komme ich sehr<br />

gut aus. Weihnachten und Silvester habe<br />

ich komplett ausfallen lassen und auch<br />

nicht meine Eltern in Niederbayern besucht.<br />

Was auch daran liegt, dass ich ab Februar an<br />

einem Kinofilm drehe und auf der sicheren<br />

Seite sein will. Ich bin sehr gut und gerne<br />

alleine, für mich ist es kein Problem.<br />

Wie stehst du zum Thema Impfung?<br />

Ich habe großen Respekt vor Corona,<br />

weil alles weiterhin so undurchsichtig ist,<br />

seien es die Infektionswege oder auch<br />

die Folgeschäden. Aber ich vertraue der<br />

Wissenschaft und ich werde mich impfen<br />

lassen, wenn es verlangt wird. Ich habe<br />

aber nicht so richtig Vertrauen in die<br />

Pharmaindustrie.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

ÜBER DAVID ZIMMERSCHIED<br />

Für „Der Pass“ gab es 2020 den Grimme-<br />

Preis, für „Unsere Mütter, unsere Väter“<br />

2014 die Goldene Kamera. Er ist dank „Das<br />

Boot“, „Kill Me Today, Tomorrow I’m Sick!“<br />

und Serien wie „München Mord“ sowie<br />

„SOKO Leipzig“ einer der erfolgreichsten<br />

Kino- und Theaterschauspieler Deutschlands.<br />

Geboren wurde David Zimmerschied<br />

am 15. November 1983 in Bayern, er lebt in<br />

München.<br />

www.instagram.com/zimmerschied_official


immer aktuell<br />

informiert<br />

www.männer.media


FILM<br />

DVD<br />

VENTO SECO<br />

FOTO: WWW.GMFILMS.DE<br />

Ein erotischer Sturm der Liebe: „VENTO<br />

SECO“ aus dem Hause GMfilms.<br />

Erzählt wird in dem Spielfilm, der 2020 seine<br />

Uraufführung auf der Berlinale feiern konnte,<br />

von den (Irr-)Wegen eines Männerpaares.<br />

Sandro und Ricardo führen eine eigentlich<br />

rein sexuelle Beziehung in der tiefsten<br />

Provinz Brasiliens. Wirklich nur sexuell, so<br />

denken die beiden von der Machokultur<br />

geprägten Kerle zumindest. Denn als der<br />

scheinbar einem Tom-of-Finland-Bild entsprungene<br />

Maicon auftaucht und eine Affäre<br />

mit Ricardo beginnt, merkt Sandro, dass da<br />

doch mehr im Spiel ist als nur Lust. Tatsächlich<br />

Liebe? Seine aufkommende Eifersucht<br />

zeigt ihm, dass er Ricardo für mehr haben<br />

will als bloß für Sex. Regisseur Daniel Nolasco<br />

gelingt es meisterhaft, den Zuschauer über<br />

100 Minuten lang zu unterhalten, nicht nur<br />

mit bloßer Erotik. Die Emotionen schwappen<br />

so schnell über, wie die Körperhaare der<br />

Schauspieler sich beim Sex und Arbeiten in<br />

der Hitze wiegen. Gelungen! *rä<br />

www.gmfilms.de<br />

VOD / DVD<br />

Loyalität und sexuelle<br />

Unterordnung<br />

Kein Streifen für Freunde leichter Unterhaltung, aber ein gar nicht so<br />

unrealistischer Blick auf schwules Leben und derbe Machokultur in<br />

Südamerika.<br />

FOTOS: SALZGEBER<br />

Die Gefängnisse Chiles gelten als<br />

lebensgefährlich, dreckig, brutal<br />

und verstörend. Ausgerechnet,<br />

nein, genau hier lässt Regisseur<br />

Sebastián Muñoz eine schwule<br />

Beziehung aufkeimen.<br />

Erzählt wird in seinem Film „Der<br />

Prinz“ die tragische Geschichte<br />

vom 20-jährigen Jaime, der<br />

seinen – in aller Heimlichkeit von<br />

ihm begehrten – besten Freund<br />

ersticht. Jaime landet im Gefängnis<br />

und trifft dort auf Potro, den Boss<br />

der Gruppenzelle, in der Jaime<br />

seine Strafe absitzen muss. Potro,<br />

genannt der Hengst, erwählt Jaime<br />

zu seinem Prinzen und beschützt<br />

ihn, erwartet aber im Gegenzug<br />

sexuelle Unterordnung und<br />

Loyalität von seinem Schützling.<br />

Jaime, auf der Suche nach Wärme<br />

und Zärtlichkeit, geht auf Potros<br />

unmissverständliches „Werben“ ein.<br />

Doch ein Gefängnis ist alles andere<br />

als eine sichere Welt für schwule<br />

Beziehungen.<br />

Ein packender und brutaler schwuler<br />

Film, der bei den Filmfestspielen<br />

in Venedig mit dem „Queeren<br />

Löwen“ ausgezeichnet wurde und<br />

nun dank Salzgeber als Video on<br />

Demand und DVD zu sehen ist. *rä<br />

www.salzgeber.de


MACH, WAS WIRKLICH ZÄHLT.<br />

FRIEDEN<br />

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MUSIK<br />

COMEBACK<br />

RAG'N'BONE MAN:<br />

Kaum Raum für Selbstmitleid<br />

Wer an Rag 'n' Bone Man denkt, der hat sofort<br />

„Human“ im Ohr. Diesen phänomenalen Monsterhit<br />

aus dem Herbst 2016, mit dem der Engländer –<br />

wie auch mit dem Debütalbum gleichen Namens<br />

– auf der ganzen Welt unbeschreiblich<br />

abräumte und zu einem Weltstar wurde.<br />

Wenn auch zu einem, der dem Rummel<br />

skeptisch gegenübersteht. „Ich bin<br />

ein normaler Typ, der gerne singt<br />

und ein ruhiges Leben hatte“, sagt<br />

er. „Ich liebe die Bühne, aber es<br />

gibt selbstbewusstere Künstler<br />

als mich.“ Nach einigen<br />

Jahren der privaten Zurückgezogenheit<br />

heißt es jetzt<br />

allerdings: Willkommen<br />

zurück im Rampenlicht.


Eine Sache möchte Rory Graham, wie<br />

der Rag 'n' Bone Man bürgerlich heißt,<br />

gleich klarstellen: „Für mich ist ‚Life by<br />

Misadventure‘ nicht wirklich ein Trennungsalbum.<br />

Ich habe mich sehr darum<br />

bemüht, den Anteil an Herzschmerz in<br />

Grenzen zu halten. Okay, vielleicht gibt<br />

es den einen oder anderen Song, an dem<br />

der Liebeskummer so ein wenig emporkriecht,<br />

aber insgesamt sind die Stücke<br />

nicht sehr weinerlich.“ Was auch damit<br />

zusammenhängt, dass der Rag 'n' Bone<br />

Man den überwiegenden Anteil der neuen<br />

Lieder schon geschrieben hatte, als sich<br />

der Liebesmist in seinem Leben Bahn<br />

brach. „Die meisten Songs sind entstanden,<br />

als es mir richtig, richtig gut ging. Ich<br />

war angekommen im Leben, Vater geworden,<br />

frisch verheiratet. Alles war gut.“ Rory<br />

und seine langjährige Partnerin begrüßten<br />

im September 2017 ihren Sohnemann<br />

Reuben, sie zogen in ein stattliches<br />

Anwesen in seiner Heimatstadt Brighton,<br />

heirateten im Mai 2019 – und trennten<br />

sich am Ende desselben Jahres. „Ich<br />

fühlte mich verdammt traurig und allein“,<br />

so der Sänger mit der beeindruckenden<br />

Statur und der noch beeindruckenderen<br />

Stimme. „Zu allem Überfluss ging es dann<br />

auch noch mit der Pandemie los. Ich war<br />

und bin der festen Überzeugung, dass<br />

die Welt gerade nichts weniger dringend<br />

braucht als weitere deprimierende Lieder<br />

über eine kaputtgegangene Liebe. Ich<br />

finde, die Menschen müssen gerade nicht<br />

noch weiter runtergezogen, sondern aufgerichtet<br />

werden.“ Freilich badet der im<br />

Januar 36 Jahre alt gewordene Graham<br />

im Album auch schon mal im Selbstmitleid,<br />

im intensiv-traurigen „Talking to<br />

Myself“ zum Beispiel. Einmal mussten<br />

diese Gefühle einfach raus. „Oh yeah, was<br />

für ein selbstsüchtiger Song. Was für ein<br />

‚Ich-armer-Kerl‘-Song. Wenn ich den jetzt<br />

höre, denke ich ‚Was für ein pathetisches<br />

Geheule‘. Aber der Song ist gut. Und<br />

er ist wahr. Ein Schnappschuss meines<br />

Lebens.“ Er habe kein selbstmitleidiges,<br />

sondern ein geradezu schmerzhaft ehrliches<br />

Album machen wollen, sagt Rory.<br />

Sehr freundlich und aufgeräumt guckt<br />

Rory Graham beim Gespräch in die<br />

Computerkamera. Es ist<br />

Montagvormittag,<br />

Sohn Reuben hat er gerade im Kindergarten<br />

abgeliefert („Er geht da drei<br />

Mal die Woche hin. Es ist gut für ihn,<br />

eine Struktur zu haben“). Jetzt noch<br />

ein paar Zoom-Interviews und „danach<br />

werde ich zu einem kleinen Spaziergang<br />

antreten.“ Das Leben hat sich wieder<br />

beruhigt in Brighton. Nach einer ersten<br />

fehlgeschlagenen Romanze, die Rory im<br />

Lied „Fall in Love Again“ thematisiert,<br />

ist er seit mehreren Monaten wieder<br />

liiert, und zwar mit einer Mitarbeiterin<br />

jenes Cafés um die Ecke, in dem er<br />

morgens gerne seinen Latte trinkt. Die<br />

Erleichterung und Freude, dass „Life by<br />

Misadventure“ endlich das Licht der Welt<br />

erblickt, steht dem Sänger, der einst in<br />

der Kneipenszene von Brighton seine<br />

ersten scheuen und zaghaften, vom<br />

jovial-kommunikativen Vater sowie ein<br />

paar Pints Lager forcierten, gesanglichen<br />

Gehversuche machte,<br />

ins Gesicht geschrieben.<br />

Intensiv genug daran<br />

gearbeitet hat er.<br />

Aufgenommen<br />

hat Rory das<br />

Album<br />

MUSIK<br />

in Nashville, im Studio des Top-<br />

Produzenten Mike Elizondo (Eminem,<br />

Alanis Morissette). Dabei zeichnete<br />

sich mehr und mehr ab, „dass wir die<br />

Kurve in Richtung eines Gitarrenalbums<br />

nehmen“. Der auf dem Debüt „Human“<br />

noch prägende Blues-Anteil fällt jetzt<br />

deutlich geringer aus. Dafür gesellen sich<br />

Funk, ein wenig Gospel („Somewhere<br />

Along the Way“) und eine gute Ladung<br />

Pop (wie im hinreißenden Piano-Song<br />

„Anywhere Away from Here“) stilistisch<br />

hinzu. „Mit den extrem großartigen Musikern<br />

in Nashville haben wir das Album<br />

schließlich komplett live eingespielt“,<br />

erzählt der Rag'n'Bone Man stolz. „Ich<br />

wollte, dass es so roh und so ehrlich,<br />

notfalls auch so unbequem ist wie nur<br />

möglich.“ Roter Faden der Songs, so Rory,<br />

seien seine „Sorgen und Zukunftsängste,<br />

insbesondere jetzt als Vater“. Dass „Life<br />

by Misadventure“ trotzdem insgesamt<br />

fröhlicher und heiterer klingt als das<br />

„Human“-Album, hat sogar schon<br />

Grahams Mum festgestellt. „Sie hat mich<br />

gelobt und gesagt, dass sie beim neuen<br />

Album weniger geweint hat als beim<br />

ersten.“<br />

*Steffen Rüth<br />

FOTOS: COLUMBIA RECORDS/SONY MUSIC


MUSIK<br />

FOTO: EARMUSIC/TINA KORHONEN<br />

COMEBACK<br />

BONNIE TYLER:<br />

Definitiv Bonnie<br />

Die Waliserin mit der rauchigen<br />

Mordsröhre, die jetzt ihr starkes<br />

neues Album „The Best Is Yet to Come“<br />

veröffentlicht, hat auch kurz vor ihrem<br />

70. Geburtstag so rein gar nichts von ihrer<br />

Lebensfreude eingebüßt. Im Gegenteil.<br />

Dass sie nicht auf TikTok tanzen oder sich<br />

auf Instagram im Bikini räkeln musste, um<br />

ihre Popkarriere in den späten Siebzigern<br />

anzuschieben, bereut Bonnie Tyler<br />

nicht im Geringsten. „Wäre ich heute 19<br />

und nicht 69, dann würde ich das Spiel<br />

wahrscheinlich mitspielen, aber ich bin<br />

froh, dass es bei mir damals noch auf die<br />

althergebrachte Art funktionierte.“ Tyler,<br />

die aus einer Kleinstadt in Wales stammt<br />

und nach der Schule zunächst Make-up<br />

und Klamotten verkaufte, bewarb sich<br />

ganz klassisch und erfolgreich auf eine<br />

Zeitungsannonce, in der eine junge Frau<br />

als Harmoniesängerin gesucht wurde. An<br />

sechs Abenden pro Woche sang sie, „oft<br />

in Klubs für hart arbeitende Männer in<br />

den Bingo-Pausen oder neben der Dartscheibe“,<br />

so ziemlich alles – von Blues über<br />

Rock bis zu Tanzmusik. Lange blieb ihre<br />

Stimme nicht im „Verborgenen“, mit „Lost<br />

in France“ gelang Bonnie in den späten<br />

Siebzigern ihr erster Hit, der vor allem in<br />

Deutschland zündete („Auf deutschen<br />

Bühnen habe ich den letzten Rest meiner<br />

Schüchternheit eingebüßt“). Was folgte,<br />

war eine Weltkarriere mit unvergessenen<br />

Hits wie „Total Eclipse of the Heart“ oder<br />

„Holding Out for a Hero“. Bonnie Tyler war<br />

im Grunde nie weg, dennoch erlebt die<br />

kesse Britin in den letzten Jahren eine Art<br />

Renaissance. Das Album „Between the<br />

Earth and the Stars“ überzeugte 2019<br />

unter anderem mit Duett-Partnern wie<br />

Rod Stewart und Cliff Richard, auf ihrem<br />

neuen Werk „The Best Is Yet to Come“<br />

begeistert Bonnies kraftvolle Stimme ganz<br />

im Alleingang. „Als ich den Titelsong hörte“,<br />

so Tyler, „wusste ich sofort: ‚Das bin ich‘.<br />

Überhaupt ist dieses gesamte Album total<br />

und definitiv Bonnie. Ich habe es ganz kurz<br />

vor Corona mit dem Produzenten David<br />

Mackay aufgenommen. Der gute alte David.<br />

Wir hatten schon 1978 ‚It’s a Heartache‘<br />

zusammen gemacht. Und ich dachte die<br />

ganze Zeit so: ‚Wahnsinn, ich fühle mich<br />

wieder wie damals, wie mit 26‘. So frisch<br />

und voller Enthusiasmus.“<br />

Bonnies Lebenslust ist in den neuen Songs<br />

nicht zu überhören und auch ihre Texte<br />

kommen mitunter jugendlich ungestüm,<br />

geradezu frivol daher. „Nicht wahr? Es geht<br />

ganz schön zur Sache, in ‚Call Me Thunder‘<br />

zum Beispiel. Ich hatte erst Bedenken,<br />

ob die Nummer für eine fast 70-Jährige<br />

nicht etwas zu wild und explizit sei. Mein<br />

Produzent David meinte nur: ‚Quatsch, du<br />

kannst das machen‘. Also singe ich über<br />

das, was mein Mann und ich einst so am<br />

Strand getrieben haben … und vielleicht<br />

immer noch treiben (lacht). Wir sind noch<br />

sehr lebendig, Darling.“ Das glaubt man<br />

gern, zumal das Paar – Bonnie Tyler und<br />

der Immobilienentwickler Robert Sullivan<br />

sind seit 1973 verheiratet – immer noch<br />

gerne Neues ausprobiert. „Im goldenen<br />

Alter von 69 Jahren hat mein Mann mir<br />

im vergangenen Sommer tatsächlich das<br />

Schwimmen beigebracht“, prustet Bonnie.<br />

Die beiden halten sich seit <strong>März</strong> 2020 ohne<br />

Unterbrechung in ihrer Villa an der Algarve<br />

auf, gehen viel spazieren oder kochen<br />

gemeinsam, was man halt so macht in<br />

Pandemiezeiten. „Aber irgendwann kam<br />

der Punkt, an dem ich entschied: Ich will<br />

das jetzt endlich lernen.“ Ins tiefe Wasser<br />

traue sie sich noch nicht, gibt Bonnie zu,<br />

und auch ins Meer wage sie sich nur so<br />

weit vor, solange sie noch stehen kann:<br />

„Es ist noch Luft nach oben. Ich habe jetzt<br />

richtig Blut geleckt.“ *Steffen Rüth


MUSIK<br />

POP<br />

100 % Sia<br />

Was für ein Cover! Sängerin<br />

Sia veröffentlichte gerade ihr<br />

achtes Studioalbum „Music<br />

– Songs from and Inspired<br />

by the Motion Picture“. Die<br />

Albumankündigung der<br />

neunfach Grammy-nominierten Multiplatin-Künstlerin wird<br />

begleitet von der neuen Single „Hey Boy“, die Sia gemeinsam<br />

mit Jesse Shatkin und KAMILLE schrieb und von Jesse<br />

Shatkin produzieren ließ. Das Album umfasst insgesamt 14<br />

Songs, die sowohl speziell für ihren kommenden Film als<br />

auch inspiriert von dem Projekt geschrieben wurden.<br />

CALIFORNIAN<br />

SOIL<br />

SOUL<br />

Celeste „Not Your Muse“<br />

Sie ist DIE Newcomerin<br />

und ein Liebling der Kritiker,<br />

Celeste. UK-Soul der<br />

allerhöchsten Güteklasse!<br />

Unsere Anspieltipps auf<br />

dem grandiosen Album<br />

„Not Your Muse“ sind „Ideal<br />

Woman“ und „Some Goodbyes<br />

Come with Hellos“. *rä<br />

DAS NEUE ALBUM | AB 9. APRIL <strong>2021</strong><br />

ALS CD, VINYL ODER DELUXE-SET<br />

IM HARDCOVER-BOOK<br />

POP<br />

Wieder da: Zara Larsson<br />

„Poster Girl“ lautet der<br />

Name des neuen Albums<br />

der stimmstarken Schwedin,<br />

die auch schon unser Cover<br />

zierte und zusammen mit<br />

der queeren Band Clean<br />

Bandit einen Welthit landete:<br />

„Symphony“. Jetzt meldet<br />

sie sich endlich zurück<br />

und begeistert mit großer<br />

Stimme und eingängigen Melodien. Ein grooviger Beweis,<br />

dass Schweden Popmusik im Blut haben. Unser Anspieltipp<br />

ist „Talk About Love“. *rä<br />

London_Grammar_AZ_83x128_blu_magazin.indd 1 03.02.21 15:27<br />

exquisite gay matchmaking<br />

TIPP<br />

SG Lewis und Nile Rodgers<br />

Der Künstler hinter Klassikern<br />

wie „Good Times“, „Like<br />

a Virgin“ und „Get Lucky“,<br />

Nile Rodgers, räumt gerade<br />

mit einem eigenen Klassiker<br />

als Remix in den Charts ab<br />

(„Everybody Dance“ mit<br />

Cedric Gervais x Franklin),<br />

hatte aber auch Lust auf<br />

NEUES. Also tat er sich<br />

mit Newcomer SG LEWIS zusammen. „One More“ ist eine<br />

gelungene Zusammenarbeit mit dem Ausnahmetalent,<br />

dessen Album „times“ gerade erschienen ist. Das Werk, auf<br />

dem auch Robyn zu hören ist, wurde mit einem Streaming-<br />

Event präsentiert. *rä<br />

Er sucht Ihn mit Niveau<br />

Deutschlandweite persönliche Partnervermittlung<br />

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MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

BIRDY: BITTERSÜSS<br />

Die Engländerin mit den<br />

schönen Piano-Popsongs wie<br />

„People Help The People“ ist nach<br />

fünf Jahren und einer kleinen Lebensund<br />

Liebeskrise zurück – mit dem<br />

an Melancholie wie Melodie reichen<br />

vierten Album „Young Heart“.<br />

Jasmine Lucilla Elizabeth Jennifer van den<br />

Bogaerde, kurz Birdy, bibbert. Am Vortag<br />

erst ist die Pop-Singer/Songwriterin von<br />

einem ausgedehnten Aufenthalt in ihrem<br />

Elternhaus im südenglischen New Forest<br />

bei Southampton in ihre Wohnung im<br />

Stadtteil Notting Hill zurückgekehrt, und<br />

schon gibt es Ärger: In London flockt<br />

ausnahmsweise ein wenig Schnee und in<br />

Birdys Butze ist die Heizung ausgefallen:<br />

„Eigentlich sollte der Techniker schon vor<br />

einer Stunde gekommen sein. Ich muss<br />

wohl noch mal dort anrufen“, echauffiert<br />

sich die 24-Jährige, angesichts der<br />

Umstände durchaus noch recht mild.<br />

„Dann gehe ich so lange einkaufen, denn<br />

der Kühlschrank funktioniert zwar, ist aber<br />

leer.“ Birdy hat die Pandemie weitgehend<br />

bei der Familie ausgesessen, mitten in der<br />

Natur und nicht weit entfernt vom Meer.<br />

Das neue Album „Young Heart“ ist schon<br />

seit geraumer Zeit fertig und so widmete<br />

sich die Künstlerin zuletzt vorwiegend der<br />

Malerei und dem Müßiggang. Die Kontemplation<br />

hat sich die überwiegend am Piano<br />

komponierende Künstlerin auch verdient:<br />

Im zarten Alter von 14 Jahren gelang Birdy<br />

mit einer sehr hübschen Version von Bon<br />

Ivers „Skinny Love“ der internationale<br />

Erfolgsdurchbruch – „und in all den Jahren<br />

danach hatte ich kaum je eine wirkliche<br />

Pause vom Musikgeschäft“. Auch gab<br />

es da vor einigen Jahren diese nicht so<br />

schöne Trennung,<br />

die Birdy nicht nur<br />

ziemlich mitgenommen,<br />

sondern ihr auch<br />

den Stoff für „Young<br />

Heart“ geliefert hat:<br />

„Wenn ich in sehr<br />

starken emotionalen<br />

Turbulenzen stecke,<br />

dann kann ich<br />

mich nicht sofort<br />

hinsetzen und darüber<br />

schreiben. Ich brauche<br />

immer einen gewissen<br />

Abstand, um alles zu verarbeiten und<br />

mich dann ans Piano zu setzen und die<br />

Schleusen zu öffnen.“<br />

Das Ende der bisher größten Liebe ihres<br />

noch jungen Lebens verarbeitete Birdy in<br />

aller Intensität. In der aktuellen, melodisch<br />

mitreißenden Single „Surrender“ versucht<br />

sie zu verstehen, was schiefgelaufen ist,<br />

und im Titelsong, Birdys Lieblingsstück<br />

der Platte, räumt sie ein, ihren Ex-Freund<br />

trotzdem noch zu lieben. „Der Song ist<br />

sehr bittersüß. Eigentlich ist das ganze<br />

Album sehr bittersüß. Man kann den<br />

anderen bewusst zurücklassen und ihn<br />

dennoch furchtbar vermissen. Nicht jeder<br />

Konflikt lässt sich einfach so auflösen.“<br />

Zum Schreiben der neuen Lieder, die im<br />

Vergleich zu den Songs ihres letzten, recht<br />

knallig und plakativ-poppigen Albums<br />

„Beautiful Lies“ deutlich zurückhaltender,<br />

roher und intimer klingen (und in ihrer<br />

melancholischen<br />

Verletzlichkeit ein wenig<br />

an die zwei jüngsten<br />

Taylor-Swift-Alben<br />

erinnern), begab sich<br />

Birdy mehrmals nach<br />

Los Angeles. In ihrem<br />

Quartier – einem alten<br />

Haus in der etwas abgelegenen,<br />

aber doch nur<br />

zwanzig Autominuten<br />

vom Meer entfernten<br />

Hippie-Enklave Topanga<br />

Canyon – hörte Birdy<br />

sehr viel Joni Mitchell, was auf „Young<br />

Heart“ einen ebenso unüberhörbaren wie<br />

angenehmen Einfluss ausgeübt hat.<br />

Dass mit „Loneliness“ und „Deepest<br />

Lonely“ auf dem neuen Album gleich zwei<br />

Songs über die Einsamkeit zu finden sind,<br />

könnte Anlass zur Sorge um dieses junge<br />

Herz geben, muss es aber nicht: „Das sind<br />

eher Liebeslieder an die Einsamkeit. Ich bin<br />

gerne allein und genieße es, in fremden,<br />

exotischen Städten umher zu driften<br />

und manchmal ein bisschen verloren zu<br />

gehen.“ *Steffen Rüth


HOUSE/DISCO<br />

Horse Meat Disco & Dua Lipa<br />

Vor einigen Wochen erschien<br />

„Future Nostalgia / Club<br />

Future Nostalgia“ von Dua<br />

Lipa. Darauf findet sich auch<br />

ein Remix der queeren Disco-<br />

Größen von „Horse Meat<br />

Disco“ und natürlich der Hit<br />

mit Madonna.<br />

Lohnt es sich denn? Ja! Denn<br />

die 2CD-Version des Albums<br />

„Future Nostalgia / Club Future<br />

Nostalgia“ / das Vinyl-Remix-<br />

Album „Club Future Nostalgia“<br />

bringt dir alle aktuellen Hits<br />

(„Hallucinate“ ...) der Sängerin<br />

und zudem ausgefallene und<br />

genreübergreifende Remixe<br />

angesagter DJs und Producer.<br />

Unsere Anspieltipps sind<br />

„Love Again (Horse Meat Disco<br />

Remix)“, „Boys Will Be Boys<br />

(Zach Witness Remix“, „Levitating<br />

(The Blessed Madonna<br />

Remix) [feat. Madonna & Missy<br />

Elliott]“ sowie „Physical (Mark<br />

Ronson Remix) [feat. Gwen<br />

Stefani]“. Ein klasse DJ-Mix,<br />

der dein Zuhause zum Studio<br />

54 macht. Hui!<br />

ÜBER HORSE MEAT DISCO<br />

Seit 2009 bereicherte die<br />

Disco- und High-Energy-Party<br />

Horse Meat Disco das Partyleben<br />

Berlins. Ursprünglich<br />

gestartet ist die queere Party<br />

mit dem Fokus auf Klubmusik<br />

der 1970er- und 1980er-<br />

Jahre (also eher kein ABBA,<br />

dafür Patrick Cowley) im Jahr<br />

2003 in London. Während der<br />

noch andauernden Corona-<br />

Pandemie erschien unlängst<br />

auch eine eigene Platte („Love<br />

And Dancing“) der queeren<br />

Bartjungs. *rä<br />

AB DEM 26. FEBRUAR<br />

ERHÄLTLICH ALS CD JEWELCASE UND DIGITAL<br />

MUSIK<br />

CHILL-OUT<br />

„Let’s get happy and let’s be gay“<br />

Endlich kann man mal den Refrain<br />

dieser Eurovision-Song-Contest-<br />

Perle aus dem Jahr 2003 verbraten.<br />

Und so platt er auch ist, dieser Pop-<br />

Schlager von Lou und Ralph Siegel<br />

trägt eine kleine Weisheit in sich.<br />

Sei glücklich.<br />

Immerzu darüber nachzudenken, dass man auf Kurzarbeit<br />

ist, dass die Kosten steigen, dass Freunde um ihre Existenzen<br />

bangen, dass man seine Liebsten nicht sehen kann, das<br />

macht Angst. Und Angst lähmt. Stattdessen sollte man es<br />

zulassen, sich bewusst dazu motivieren, das Schöne im kleinen<br />

Normalen zu sehen. Das kleine Glück im Alltag eben. Das kann<br />

ein Spaziergang im Park sein (Enten dabei bitte nicht füttern,<br />

Brot ist nicht gut für sie und die angelockten Ratten fressen die<br />

Reste am Ufer und vermehren sich ...), ein gutes Buch, Yoga, ein<br />

Treffen unter freiem Himmel mit einem lieben Menschen oder<br />

auch eine Pizza mit dem/der Liebsten.<br />

Und Musik. Ganz egal ob Pop, Dancefloor, Rock oder auch Chillout,<br />

Hauptsache du schaltest mal ab vom Stress. Wer entspannt<br />

ist, hat weniger Angst, sieht die Perspektiven im Dickicht der<br />

Anforderungen und Erwartungen, entdeckt das versteckte<br />

Gute im Dschungel der Corona-Pandemie-Regeln. Der Musiker<br />

Liam Thomas veröffentlichte unlängst sein aktuelles Stück<br />

„Goodbye“ beim Schwarzwälder Label SINE MUSIC. Ein sehr, sehr<br />

gechilltes Musikstück mit entspannten Pianoklängen und einem<br />

unaufdringlichen Dance-Beat. Weniger hämmernd als damals bei<br />

Robert Miles, aber nicht weniger antreibend. Und ein bisschen<br />

Antrieb in der Corona-Angststarre tut doch gut, oder? *rä<br />

www.sine-music.com


MUSIK<br />

FOTO: ALEX WAESPI<br />

NACHGEFRAGT<br />

LONDON GRAMMAR:<br />

„Ich lege nicht allein den künstlerischen Kurs fest“<br />

Die Sängerin Hannah Reid ist<br />

erfreulich unprätentiös. Für das<br />

Video-Interview hat sie sich<br />

nicht großartig gestylt. Sie sitzt<br />

ganz lässig in Jeans und Sweatshirt bei<br />

sich zu Hause in London und redet völlig<br />

unaufgeregt über das neue Album ihrer<br />

Band London Grammar, das „Californian<br />

Soil“ heißt.<br />

Alle Songs seien bereits vor der Pandemie<br />

entstanden, erklärt sie. Somit greifen sie<br />

keine Themen wie Isolation in Zeiten von<br />

Corona auf, sondern rücken Feminismus<br />

in den Mittelpunkt. Das kommt nicht von<br />

ungefähr – Hannah Reid will als Frau im<br />

Musikgeschäft endlich ernst genommen<br />

werden. Deswegen hat sie sich zur<br />

Bandleaderin erklärt. Wie haben der Gitarrist<br />

Dan Rothmann und der Keyboarder Dominic<br />

„Dot“ Major darauf reagiert? „Sie verstanden<br />

sofort, worum es mir geht“, sagt die Britin.<br />

„Ich möchte mehr Respekt von außen<br />

bekommen.“ Das habe an den internen<br />

Strukturen allerdings nichts geändert: „Ich<br />

lege nicht allein den künstlerischen Kurs<br />

fest. Als Gruppe setzen wir nach wie vor auf<br />

Demokratie.“<br />

Das zeigt sich zum Beispiel an dem Stück<br />

„Talking“, das ursprünglich für die letzte<br />

Platte „Truth Is a Beautiful Thing“ vorgesehen<br />

war. Es machte damals nicht das<br />

Rennen, weil es zu wenig Single-Potenzial<br />

hatte. Damit konnte sich Hannah Reid aber<br />

nicht abfinden. Sie kramte die Demoversion<br />

wieder hervor und entschied einvernehmlich<br />

mit ihren beiden Mitstreitern, diese Nummer<br />

zu vollenden. „Den Klavierpart hat Dot<br />

tatsächlich binnen weniger Sekunden<br />

komponiert“, schwärmt<br />

Hannah Reid. „Er ist wirklich<br />

ein unglaublicher Pianist.“<br />

Das Ergebnis kann sich<br />

durchaus hören lassen:<br />

„Talking“ verzaubert als<br />

hinreißende Ballade. „Als<br />

ich den Text schrieb“, führt<br />

Hannah Reid aus, „war ich<br />

irgendwie paranoid. Ich<br />

brauchte nach zahlreichen<br />

Auftritten jemanden, der mich erdete.“<br />

So entstand ein Liebeslied, in dem die<br />

31-Jährige ihre Bedürfnisse auf den Punkt<br />

bringt. Bei ihr kommt Feminismus eben eher<br />

auf Samtpfoten daher. Mal offenbart sie<br />

ihre Sehnsüchte, mal sagt sie emotionalem<br />

Missbrauch in einer Beziehung den Kampf<br />

an, der Titelsong „Californian Soil“ wiederum<br />

handelt davon, die Kontrolle über das eigene<br />

Leben zu gewinnen. Wenn sich Hannah<br />

Reids glasklarer Gesang bei diesem Lied<br />

über sphärischen Trip-Hop legt, klingt das<br />

traumhaft schön.<br />

So pendeln London Grammar immer wieder<br />

zwischen handgemachter Musik und elektronischen<br />

Passagen. Bei „Missing“ vereinigen<br />

sich pluckernde Beats mit Streichern.<br />

Inhaltlich tanzt diese Nummer jedoch ein<br />

bisschen aus der Reihe. Sie erzählt davon,<br />

wie sich einige Musiker*innen im Sumpf aus<br />

Drogen und Alkohol verlieren. „Als ich mir<br />

Dokumentationen über Amy Winehouse,<br />

Whitney Houston oder Avicii<br />

ansah, habe ich geweint“,<br />

offenbart Hannah Reid. „Ihre<br />

Schicksale sind absolute<br />

Tragödien.“ Sie selbst<br />

scheint zum Glück nicht<br />

Gefahr zu laufen, aus der<br />

Spur zu geraten: „Während<br />

einer Tournee würde ich<br />

mich niemals betrinken.<br />

Ich hätte Angst davor, dass<br />

ich verkatert gar nicht meine volle Leistung<br />

abrufen könnte.“<br />

Apropos touren: Vermisst Hannah Reid<br />

im Moment das Unterwegssein? Jein –<br />

einerseits hat sie sich daheim ziemlich gut<br />

eingerichtet, andererseits fehlen ihr die Fans:<br />

„Ich sehne mich danach, mich emotional<br />

mit Menschen zu verbinden, denen unsere<br />

Musik wichtig ist.“ Dabei leidet sie vor<br />

einem Konzert stets unter furchtbarem<br />

Lampenfieber: „Ich habe zumindest die<br />

leise Hoffnung, dass es mir vor zukünftigen<br />

Gigs etwas besser gehen wird. Einfach weil<br />

ich mit unserem neuen Album so glücklich<br />

bin, dass das mein Selbstvertrauen stärkt.“<br />

*Dagmar Leischow


NACHGEFRAGT<br />

MUSIK<br />

CHRISTOPHER Lund Nissen –<br />

„die Welt zu einem besseren Ort machen“<br />

Es dürfte schwerfallen,<br />

Christopher Lund Nissen,<br />

der sich als Sänger einfach Christopher<br />

nennt, nicht zu mögen.<br />

Souverän eröffnet er beim Video-<br />

Interview das Gespräch, während<br />

er sein Auto einparkt. Der Däne<br />

ist wegen seines Umzugs gerade<br />

ziemlich im Stress, zudem erwartet<br />

seine Frau, das Model Cecilie<br />

Haugaard, in wenigen Wochen ihr<br />

erstes gemeinsames Kind.<br />

Doch der 29-Jährige verliert trotzdem<br />

nicht die Fassung, das ist wohl seiner<br />

skandinavischen Gelassenheit geschuldet.<br />

Hochkonzentriert redet er über sein<br />

neues Album „My Blood“, dessen Namen<br />

er mit Bedacht gewählt hat. Nach den<br />

beiden Vorgänger-Alben „Closer“ und<br />

„Under the Surface“ machte es für ihn<br />

einfach Sinn, seine Fans noch näher an<br />

sich heranzulassen: „Meine Stücke sind<br />

jetzt persönlicher als jemals zuvor.“ Den<br />

Titelsong hat er zum Beispiel seinem<br />

Bruder gewidmet, um ihm zu zeigen, dass<br />

Wasser dicker ist als Blut: „Was auch passiert,<br />

ich werde immer für meinen Bruder<br />

da sein“, verspricht Christopher. „Für ihn<br />

bin ich überall lediglich einen Telefonanruf<br />

entfernt.“<br />

Solche Aussagen verpackt Christopher<br />

in extrem eingängigen Pop mit elektronischen<br />

Akzenten. Die Medien haben ihm<br />

längst den Stempel „dänischer Justin<br />

Biber“ aufgedrückt, ebenso suggeriert<br />

seine äußere Erscheinung – blond,<br />

schlank, gutaussehend – eine Verwandtschaft<br />

mit dem US-Teenie-Star. Wie<br />

Biber hat auch Christopher überwiegend<br />

weibliche Fans, zumindest in Dänemark:<br />

„In meiner Heimat kommen zu 80 Prozent<br />

Mädchen zu meinen Auftritten.“ In<br />

Peking dagegen vergöttert ihn die Gay-<br />

Community: „Als ich dort ein Konzert gab,<br />

war die Hälfte des Publikums männlich.<br />

Meine chinesische Promoterin erklärte<br />

mir daraufhin, ich sei bei Schwulen halt<br />

beliebt.“ Solche Momente genießt der<br />

gebürtige Kopenhagener, klar. Trotzdem<br />

hat er nie den Bezug zur Realität verloren.<br />

Er beobachtet kritisch, was um ihn herum<br />

passiert. Mit der Ballade „Aiming“, die<br />

er teilweise im Falsett singt, plädiert er<br />

dafür, sich höhere Ziele zu stecken. Es<br />

nervt ihn, wenn sich die Menschen vom<br />

scheinbar perfekten Leben anderer auf<br />

Instagram blenden lassen. „Es stimmt<br />

nicht, dass das Gras auf der anderen Seite<br />

immer grüner ist“, ereifert er sich. „Gras<br />

grünt dort, wo man es wässert.“ Was er<br />

damit meint: „Jeder sollte sich selbst im<br />

Spiegel anschauen und sich fragen, wie er<br />

die Welt zu einem besseren Ort machen<br />

kann.“ Als Botschafter für die World Child<br />

Cancer Foundation geht Christopher mit<br />

gutem Beispiel voran. Mit dem Roten<br />

Kreuz reiste er nach Syrien, um sich ein<br />

Bild von der Situation vor Ort zu machen.<br />

„Abgesehen davon versuche ich, ein guter<br />

Sohn, Freund und Ehemann zu sein. Ich<br />

will positive Energie ausstrahlen.“ Auch<br />

der Klimawandel liegt ihm sehr am Herzen:<br />

„Bereits in der neunten Klasse habe<br />

ich eine längere Hausarbeit über die<br />

globale Erwärmung geschrieben.“<br />

Doch der<br />

Klimaschutz<br />

sollte nicht sein einziges Steckenpferd<br />

bleiben. Als Christopfer zwölf war,<br />

schenkte ihm seine Großmutter eine<br />

Gitarre. Wie ein Besessener spielte er von<br />

da an das Instrument bei sich zu Hause<br />

in einem Kopenhagener Vorort, wo er sich<br />

vor Kurzem ein eigenes Haus gekauft hat.<br />

Den Talentwettbewerb in seiner Schule<br />

gewann er gleich dreimal in Folge. Mit 15<br />

begann er, eigene Songs zu schreiben. Mit<br />

17 bekam er seinen ersten Plattenvertrag:<br />

„Das war für mich ein Paradigmenwechsel.<br />

Zum ersten Mal glaubte ich ernsthaft<br />

daran, mit meiner großen Leidenschaft<br />

Musik wirklich Geld verdienen zu können.“<br />

*Dagmar Leischow


MUSIK<br />

TIPP<br />

FOTOS: JULIAN BURGUENO<br />

MADISON BEER:<br />

Autoaggression und Kunst<br />

Die sozialen Medien sind für<br />

Madison Beer wohl gleichermaßen<br />

Fluch und Segen. Einerseits<br />

entdeckte Justin Bieber ihre Version<br />

von Etta James‘ „At Last“ bei You-<br />

Tube und teilte sie auf Twitter. Das<br />

bracht der Amerikanerin nicht nur<br />

ungeheure Aufmerksamkeit, mit<br />

Biebers Hilfe ergatterte sie gleich<br />

ihren ersten Plattenvertrag.<br />

Andererseits wird die Sängerin bei<br />

Instagram oder TikTok – das Videoportal<br />

hat sie inzwischen von ihrem Mobiltelefon<br />

gelöscht, aus Selbstschutz – immer<br />

wieder gemobbt. Sie sei zu schön, heißt<br />

es zum Beispiel. Da habe sie wohl ein<br />

bisschen nachgeholfen... Dabei sollte<br />

man die volle Aufmerksamkeit lieber<br />

auf ihre Musik richten, die 22-Jährige ist<br />

nämlich ausgesprochen talentiert. Den<br />

Beweis dafür liefert ihr Debütalbum.<br />

Nicht ohne Grund nannte sie es „Life<br />

Support“: Die kreative Arbeit am Album<br />

war quasi der Rettungsanker, als Madison<br />

Beer durch eine ziemlich dunkle Zeit ging.<br />

Ihre Beziehung zerbrach, bei ihr wurde<br />

eine Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />

inklusive Stimmungsschwankungen und<br />

Autoaggressionen diagnostiziert, zeitweilig<br />

hatte sie sogar Selbstmordgedanken, wie<br />

sie in einem Interview mit dem Magazin<br />

„The Face“ offenbarte.<br />

Um dieses Tief zu überwinden, entschied<br />

sich die auf Long Island geborene<br />

Musikerin, die heute in Los Angeles lebt,<br />

für eine Psychoanalyse. Dreimal pro<br />

Woche ging sie zur Therapie und setzte<br />

sich mit ihren tiefsten Empfindungen<br />

auseinander, das half ihr, sich selbst besser<br />

zu verstehen. Davon profitierte sie nicht<br />

nur als Mensch, sondern auch<br />

als Künstlerin. Madison Beer<br />

begann, gnadenlos ehrliche<br />

Lieder zu schreiben. In<br />

der melancholischen<br />

Ballade „Selfish“<br />

bereut sie, sich auf<br />

ihren egoistischen Ex<br />

eingelassen zu haben.<br />

„I bet you thought you<br />

gave me real love“, singt<br />

sie. „But we spent it all in<br />

nightclubs.“ Im sphärischen<br />

„Stained Glass“ offenbart sie ihre<br />

Dünnhäutigkeit, der Satz „My skin is<br />

made of glass“ spricht Bände. „Effortless“<br />

pirscht sich ebenfalls auf Samtpfoten an.<br />

In diesem Titel zieht Madison Beer die<br />

Option in Betracht, den fiesen Schmerz<br />

mit Tabletten zu betäuben. Wen diese<br />

Stücke nicht berühren, der muss aus Stein<br />

gemeißelt sein.<br />

Offenheit ist das Charakteristikum, das<br />

Madison Beer so unverwechselbar macht.<br />

Sie setzt sich mit ihrem (Welt-)Schmerz<br />

von der Konkurrenz im Mainstream-<br />

Pop ab, hat aber ganz offensichtlich<br />

auch nichts gegen ein bisschen Spaß<br />

einzuwenden. „Baby“ – eine Harfe liefert<br />

das Intro, kein Witz! – lockt mit groovigen<br />

R'n'B-Beats auf den Dancefloor. „I look too<br />

good to be in this bedroom without someone<br />

to touch me like you do“, flötet die<br />

Sängerin, die in diesem Song ausnahmsweise<br />

die laszive Verführerin gibt.<br />

Sie fühlt sich attraktiv und<br />

selbstbewusst, das hört<br />

man.<br />

Das basslastige<br />

„Follow the White<br />

Rabbit“ wirkt<br />

dagegen dunkel<br />

und beängstigend,<br />

fast schon<br />

gespenstisch. So<br />

nimmt Madison Beer<br />

ihre Hörerschaft mit<br />

auf eine Achterbahnfahrt<br />

der Gefühle. Düsternis statt<br />

Party. Längst hat sie weit mehr zu<br />

bieten als ihr 13-jähriges Alter Ego, das<br />

Coversongs bei YouTube einstellte. Wer<br />

weltweit mehr als drei Milliarden Streams<br />

verzeichnen kann – ein Drittel davon für<br />

die EP „As She Pleases“ (2018) –, der<br />

ist auf dem Weg nach ganz oben. 2019<br />

übernahm Madison Beer die komplette<br />

Kontrolle über ihr kreatives Umfeld.<br />

Sie schreibt und produziert ihre Lieder<br />

selbst. Mit diesem Konzept dürfte diese<br />

unglaublich talentierte Künstlerin künftig<br />

für Furore sorgen. *Dagmar Leischow


COMEBACK<br />

Amanda Lear „More“<br />

Amanda Lear kündigt für den<br />

Frühling ein neues Album an:<br />

„More“. Es ist das erste Studioalbum der<br />

queeren Sängerin seit „Let Me Entertain<br />

You“ 2016.<br />

In ihrer seit Jahrzehnten andauernden<br />

Karriere hat Amanda Lear musikalisch<br />

schon so ziemlich alles ausprobiert:<br />

Disco, Eurodance, Balladen, Pop-Rock<br />

und auch House. Und nicht nur in der<br />

Musikwelt war die ewige Schönheit<br />

vielseitig interessiert.<br />

Amandas Karriere startete in den<br />

1960ern als Model (sie lief während<br />

ihrer aktiven Zeit unter anderem für Karl<br />

Lagerfeld und Jean Paul Gaultier), etwa<br />

in der selben Zeit traf Amanda Lear auf<br />

den Maler Salvador Dalí und wurde seine<br />

Muse. Bis heute malt sie hoch gehandelte<br />

Werke. Ihren großen Durchbruch<br />

hatte Amanda dann als Sängerin von Hits<br />

wie „Queen of China-Town“ (Platz 2 in<br />

Deutschland), „Tomorrow“ (Platz 1 in ihrer<br />

Wahlheimat Italien), „Love Your Body“<br />

(Top 30 Belgien) und natürlich „Follow<br />

Me“ (ein europaweiter Top-10-Hit). Seit<br />

den 1980ern konzentrierte sie sich vor<br />

allem auf ihre TV-Karriere, veröffentlichte<br />

aber sporadisch Musik, die auch immer<br />

irgendwo auf der Welt chartete. Wir<br />

sind gespannt, wie das neue Album<br />

klingen wird, vorab zu hören gab es bei<br />

Redaktionsschluss noch nichts. *rä<br />

www.amandalear.com<br />

ROCK<br />

Die Könige sind zurück<br />

Lange mussten wir auf ein neues Album der<br />

Kings of <strong>Leo</strong>n warten, im <strong>März</strong> ist es soweit:<br />

„When You See Yourself“ erblickt das Licht der<br />

Welt. Einmal mehr beweist das Quartett dabei,<br />

dass es sich weder scheut, Genres zu mischen,<br />

noch große Melodien mit harten Texten zu paaren.<br />

Unsere Anspieltipps sind „100,000 People“<br />

und „The Bandit“. *rä<br />

POP<br />

„Anders als geplant“ von<br />

Marcella Rockefeller<br />

Deutschlands musikalischste Dragqueen,<br />

veröffentlicht im <strong>März</strong> ihr erstes<br />

Album „Anders als geplant“.<br />

Für Marcella waren Peter Plate und Ulf<br />

Sommers Kompositionen (Rosenstolz)<br />

der Soundtrack ihrer Jugend und für<br />

Peter Plate war Marcellas Stimme und<br />

ihre zutiefst menschliche Haltung so<br />

bewegend, dass aus einem geplanten<br />

Abenteuer für ein Lied nun ein ganzes<br />

Album entstand.<br />

Aufgenommen zwischen wiederkehrendem<br />

Lockdown in Köln, Hannover<br />

und Berlin, eingespielt von fantastischen<br />

Musikern voller Spielfreude, entstand<br />

ein Klang zwischen Rio Reiser,<br />

Carole King und dem Augenzwinkern<br />

einer Lady Gaga. Marcella singt nicht<br />

nur – sie bettelt, fleht, seufzt, schreit<br />

und immer geht es um alles.


KUNST<br />

NACHGEFRAGT<br />

Marcus Günthers „Muster“<br />

Im Frühling stellt der Düsseldorfer<br />

Künstler seine Linolschnitte in der<br />

Ausstellung „Muster“ aus. Wie der Name<br />

der Ausstellung schon verrät, setzt sich<br />

der 1967 Geborene darin mit „der Begrifflichkeit<br />

des Musters im weitesten Sinne“<br />

auseinander. Wir fragten nach.<br />

Was schätzt du am Linolschnitt?<br />

Ich schätze die expressive Intensität, die<br />

durch unterschiedliche Bearbeitungsmethoden<br />

in der Linolplatte entstehen kann.<br />

Durch die scharf kontrastierenden Flächen<br />

kann ich mithilfe des Linolschnitts einen<br />

comichaften gesteigerten scheinbaren<br />

Realismus schaffen, der meine Bild-<br />

Behauptung unterstreicht, und das macht<br />

den Linolschnitt für mich als Ausdrucksform<br />

attraktiv.<br />

Ist er dir gerade als Ausdrucksform<br />

sogar lieber als die Malerei?<br />

Der Linolschnitt ist nur einer meiner<br />

künstlerischen Formulierungen; es ist eben<br />

nur eine andere, aber beide Ausdrucksformen<br />

beeinflussen sich immer auch<br />

gegenseitig.<br />

Du machst auch mitunter recht<br />

explizite Kunst, geht das immer<br />

problemlos?<br />

Das geht nicht immer problemlos, aber<br />

meine Aufgabe als Künstler ist es eben,<br />

den Betrachter mit meinen Darstellungen<br />

zu konfrontieren, Fragen aufzuwerfen und<br />

zum Nachdenken anzuregen.<br />

Wie betrifft dich als Künstler die<br />

Pandemie gerade?<br />

Außer einer geplatzten Ausstellung infolge<br />

des Lockdowns und den damit weggebrochenen<br />

Verkaufseinnahmen betrifft mich<br />

diese Pandemie nicht – ich arbeite weiter<br />

wie bisher. Ich mache mir aber ernsthafte<br />

Sorgen um die Vielfalt von Kunst und Kultur.<br />

Mitzuerleben, wie ein systemrelevanter<br />

Bereich von der Politik vernachlässigt wird,<br />

ist in unserer sogenannten Kulturnation<br />

beschämend.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

5. – 20.3., Marcus Günther „Muster“,<br />

Atelier MG, Prinz-Georgen-Str. 40,<br />

Düsseldorf


BILDBAND<br />

WOLFGANG TILLMANS –<br />

30 Jahre in einem Band<br />

„Das erste Buch entstand aus einer<br />

wissenden Unschuld heraus. Ich betrachtete<br />

das Leben um mich herum mit der<br />

Leidenschaft, unabhängig zu sein.“<br />

Die Zeit der Jahrtausendwende ist uns<br />

immer noch sehr präsent, etwa durch<br />

weiterhin im Radio laufende, inzwischen<br />

zu Evergreens gewordene Elektro-Pop-<br />

Nummern, durch beständig populäre<br />

Serien wie „Sex and the City“ oder damals<br />

extremst populäre Stars wie Britney<br />

Spears. Und in der TV-Landschaft gehört<br />

nun das fest dazu, was damals Neuland<br />

war: Trash-TV mit leidlich bekannten<br />

Menschen. Eine spannende Zeit, die auch<br />

von der Kunstwelt begleitet wurde. Bei<br />

Wolfgang Tillmans war es die Kamera, die<br />

ihm half, diese Phase als Kunst festzuhalten,<br />

aber auch zu inszenieren, denn nicht<br />

immer, wenn ein Bild aussieht wie ein<br />

Schnappschuss, ist es einer.<br />

Beim TASCHEN Verlag erschien anlässlich<br />

des 40. Geburtstags des Verlags gerade<br />

der Band „Wolfgang Tillmans. four<br />

books – 40th Anniversary Edition“, der<br />

seine bisherigen Bücher im ursprünglichen<br />

Layout, aber ergänzt zusammenfasst.<br />

„Mein Anspruch ist es, Bücher zu<br />

machen, die von den unterschiedlichsten<br />

Menschen in verschiedenen Ländern<br />

mit ihren eigenen Augen gelesen und<br />

aufgenommen werden und die es ihnen<br />

ermöglichen, Bezüge zu ihrem eigenen<br />

Leben herzustellen. Diese Bezüge finden<br />

sich vielleicht nicht in jedem einzelnen<br />

Bild, aber wenn ein Betrachter nachvollziehen<br />

kann, wie etwas riecht, oder eine<br />

Vorstellung davon bekommt, wie sich<br />

etwas anfühlt, dann bin ich glücklich. Das<br />

ist es, was letztlich Kunst ausmacht: unter<br />

den Menschen ein Gefühl von Solidarität<br />

zu erzeugen“, so der Künstler in einem<br />

schriftlichen Interview mit dem Verlag.<br />

Warum eine Art Remix seiner Bücher?<br />

„An manchen Stellen habe ich Bilder<br />

von damals eingefügt, und manchmal<br />

konfrontiere ich ein neues Foto mit einem<br />

20 Jahre alten, wie das Porträt von Neneh<br />

Cherry aus dem Jahr 2018, deren Musik<br />

ich wiederum 1993 viel gehört habe. Auch<br />

die letzten Jahre bis 2020 sind vertreten,<br />

sodass das Buch auch einen klaren Bezug<br />

zur Gegenwart aufweist“, erklärt Tillmans.<br />

Eine fotografische Zeitreise von den<br />

1990ern bis in die Corona-Twenties.<br />

Porträts von Freunden und Stars,<br />

Alltagssituationen und Momente, die jetzt<br />

vor allem mit ihrem Retro-Touch berühren,<br />

einfach wunderbar. *rä<br />

„Wolfgang Tillmans. four books –<br />

40th Anniversary Edition“,<br />

www.taschen.com


BUCH<br />

RATGEBER<br />

Freude trotz Sorgen<br />

und Homeoffice<br />

Die queeren Safe Spaces, die Klubs, die Bars, die Fitnessstudios<br />

sind geschlossen, das Community-Leben ist runtergefahren,<br />

jetzt zählen private Kontakte, Freundschaften und auch die Familie,<br />

um nicht den Lebensmut zu verlieren.<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

Auch die Arbeitswelt<br />

hat sich verändert: Statt<br />

früherer relativer Sicherheit<br />

geht nun die Angst um, den<br />

Job zu verlieren. Und auch<br />

wer eine sichere Arbeit hat,<br />

muss im Homeoffice oder in der<br />

Quarantäne auf lieb gewonnene<br />

Bekannt- und Freundschaften im<br />

Büroalltag verzichten. Man tippt und<br />

telefoniert zu Hause vor sich hin, statt<br />

zwischendurch mal einen kleinen Schwatz<br />

mit dem Kollegen als Hirnentspannung<br />

genießen zu können. Zumindest kann<br />

man dann aber hoffen, dass es bald wieder<br />

ein „neues Normal“ geben wird, dass man<br />

wieder zusammen arbeiten und auch Spaß<br />

und Austausch haben kann. Live, nicht nur<br />

digital oder mit Abstand.<br />

Was aber, wenn der Vorruhestand in greifbare<br />

Nähe gerückt ist? Oder wenn man<br />

das Arbeitsleben beendet hat? Wer keine<br />

Haustiere hat, die neben all den kommenden<br />

Arztbesuchen für einen geregelten<br />

Tagesablauf sorgen, der hat vor allem<br />

eines: Zeit. Viel Zeit. Keine Verpflichtungen,<br />

aber auch weniger bis keine Kontakte.<br />

Und immer ausschlafen ist auch keine<br />

Lösung! Genau dieser Thematik nahm sich<br />

Prof. Axel Beyer, Jahrgang 1950, in seinem<br />

neuen Buch „Immer ausschlafen ist auch<br />

keine Lösung“ an. Es sei ein „herzlich<br />

gelassener Ratgeber über das Leben im<br />

Ruhestand“, so der veröffentlichende<br />

Verlag. Der Autor verrät augenzwinkernd:<br />

„Seien Sie heiter, haben Sie Freude. Und<br />

lassen Sie sich nicht ärgern, sondern ärgern<br />

Sie zurück.“ In 28 Betrachtungen bereitet<br />

uns der Autor auf den unausweichlichen<br />

letzten Lebensabschnitt vor. Mit einer<br />

Prise Witz, viel Wissen und viel Erfahrung.<br />

„Der Kindergarten bereitet uns auf die<br />

Schule vor, die Schule auf die Ausbildung,<br />

die Ausbildung auf den Beruf. Und wer<br />

bereitet uns auf die dritte Lebenshälfte<br />

vor, auf den Ruhestand?“<br />

Axel Beyer begann als Schauspieler und<br />

Regisseur, 1983 wechselte er zum Fernsehen<br />

und blieb diesem Medium in leitenden<br />

Positionen beim SFB, dem WDR und dem<br />

ZDF bis 2009 treu. Als Programmdirektor<br />

der Endemol Deutschland Holding<br />

und als Chefproducer bei Kirch Media<br />

Entertainment prägte er auch den privaten<br />

Fernsehsektor. Der Buchautor ist Leiter<br />

der Media School Köln an der Hochschule<br />

Fresenius. Sein Buch „Immer ausschlafen<br />

ist auch keine Lösung – Aufheiterungen<br />

für die dritte Lebenshälfte von A bis Z“ von<br />

Prof. Axel Beyer ist über 130 Seiten stark<br />

und beim Verlag tredition erschienen. *rä<br />

BILDBAND<br />

Das Buch zum Tom<br />

Der bekannte Fotograf Henning von Berg<br />

ist einer der Männer, die an dem neuen<br />

Buch über DEN „Leder-Fetisch-Zeichner“<br />

überhaupt beteiligt sind.<br />

Das Buch „Made in Germany – Tom of<br />

Finland“ konzentriert sich auf die besondere<br />

Beziehung von Tom of Finlands beispielloser<br />

Karriere in einer damals noch extrem<br />

homophoben Welt und Deutschland.<br />

Zudem ist es eine Art Richtigstellung, wie<br />

Henning von Berg verrät: „Frühere Bücher<br />

hatten einfach immer falsche Informationen<br />

aus früheren Veröffentlichungen kopiert<br />

und eingefügt. Aber falsche Behauptungen<br />

und falsche Schlussfolgerungen werden<br />

durch wiederholte Wiederholungen nicht<br />

wahrer“, so der Künstler. „Für diesen<br />

brandneuen Band forschten die Kuratoren<br />

Juerg Judin und Pay Matthis Karstens und<br />

ihr hoch motiviertes Team in verschiedenen<br />

Städten. In Privatsammlungen fanden sie<br />

verschiedene Kunstwerke, von denen angenommen<br />

wurde, dass sie verloren gingen.<br />

Bisher unbekannte Fakten über Toms frühe<br />

Werke und seine allererste Ausstellung im<br />

Revolt Shop wurden korrigiert. Gerüchte und<br />

Wahrheiten über das, was 1976 in Hamburg<br />

geschah, können nun endlich plausibel<br />

erklärt werden.“ Ein wichtiges Buch, ein<br />

erotisches Kunstbuch und zudem ein ganz<br />

wunderbares Geschenk. *rä<br />

Das Buch „Tom of Finland – Made in<br />

Germany“ ist 200 Seiten stark und<br />

25 x 30 x 26 cm groß.<br />

www.galeriejudin.com


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BUCH<br />

BILDBAND<br />

Glieder, Schwänze, Dödel. Kunst!<br />

Rund 100 erigierte Glieder sind in dem außergewöhnlichen<br />

Bildband „Human Behind the<br />

Penis“ äußerst kunstvoll und nicht pornografisch<br />

versammelt.<br />

Jonas Norén nährte sich dem „besten Stück“<br />

des Mannes mit Raffinesse und ohne falsche<br />

Scham, herausgekommen ist ein Buch, für das<br />

man sich nicht schämen muss. „Indem das<br />

Buch eine Vielfalt von Penissen zusammen mit<br />

ihrer eigenen, sehr persönlichen Geschichte<br />

zeigt, schafft es ein sehr intimes Gefühl und<br />

trägt dazu bei, das Selbstwertgefühl bei denen<br />

zu stärken, die sich in Bezug auf ihre eigenen<br />

Penisse unsicher fühlen“, verrät der Künstler<br />

über den Band. „Human Behind the Penis“ sei<br />

„ein wunderschönes und verschwenderisches<br />

Fotobuch, das als Vorbild für diejenigen<br />

dienen soll, die in Körperkunstfotografien<br />

im Allgemeinen nicht dargestellt werden“.<br />

Denn außerhalb der Welt der Vollerotik ist der<br />

steife Schwanz selten zu sehen. Meist soft,<br />

im Schatten oder verdeckt – das männliche<br />

Geschlechtsteil ist nicht gerade im Fokus der<br />

Kunstwelt, ganz anders als die weibliche Brust,<br />

ganz anders, als es etwa in der Antike üblich<br />

war. „Mit dem Buch wollte ich viele verschiedene<br />

Arten von erigierten Penissen zeigen, die<br />

alle auf ihre Weise schön sind“, so Jonas Norén.<br />

Es geht aber nicht nur um das Glied!<br />

Der Schwede arbeitete seit 2015 an dem<br />

Buch, reiste nach Spanien, Dänemark,<br />

Deutschland und auch in die USA. Sein Buch<br />

erzählt Geschichten von Männern, die auch<br />

Schweres erlebt haben. Sie bleiben aber<br />

anonym. Fast. *rä<br />

www.humanbehindthepenis.com<br />

ROMAN<br />

Paolo, der Empath<br />

Ein packendes und auch sexuell aufgeladenes<br />

Buch, das sich nur an Erwachsene<br />

richtet. Science-Fiction-Krimi mit starker<br />

Erotik, die durch Worte, nicht durch Bilder<br />

erzeugt wird.<br />

„Meine Geschichten enthalten Elemente aus<br />

(Hard) Science Fiction, Krimi, Thriller, Wissenschaft<br />

und klassischem Liebesroman“, so<br />

Mike Gorden über seine Kunst und sein Buch<br />

„EMPATH“. Erzählt wird von Paolo Costa (19),<br />

der einst von Martin aus einer psychiatrischen<br />

Klinik befreit wurde und seitdem für seinen<br />

Befreier als Escort arbeitet. Was Paolo besonders<br />

macht, ist seine Fähigkeit, die Gefühle<br />

anderer zu spüren, ohne mit ihnen zu sprechen.<br />

Und von Kommissar Torsten Jäger, der<br />

nach Vermissten sucht und auf Paolo stößt.<br />

„Die Geschehnisse in dieser Geschichte sind<br />

fiktiv; die handelnden Personen sind frei<br />

erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen<br />

Geschehnissen oder Personen wäre rein<br />

zufällig. Die Geheimgruppen ‚Moíra‘ und das<br />

‚Konsortium‘ existieren ebenfalls nicht, auch<br />

wenn da einige Verschwörungstheoretiker<br />

insbesondere beim Konsortium anderer<br />

Meinung sein mögen“, so der Bremer Autor.<br />

„Meine Protagonisten Mark und Stefan,<br />

Andreas, Torsten und vor allem Paolo habe<br />

ich so liebgewonnen, dass ich mir wünsche,<br />

sie würden wirklich existieren und ich könnte<br />

gelegentlich etwas Zeit mit ihnen verbringen.<br />

Mit den Jungs um die Häuser ziehen oder mit<br />

Paolo ... nein, das führt jetzt zu weit.“ *rä<br />

www.mikegorden.de<br />

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ROMAN<br />

Schwudenten, Coming-out und Big Jim<br />

FOTO: LAURA WESTERMANN PHOTOGRAPHY<br />

Der neue Roman von Rainer Vollath hat das<br />

Zeug dazu, den Leser gut zu unterhalten und<br />

bestens durch den Frühling zu bringen.<br />

Wenn der Alltag zu belastend wird, dann hilft<br />

Lesen. Und besonders Romane, die so ungewöhnlich<br />

und queer sind wie dieser aktuelle<br />

des Autors aus Bayern. In der autobiografischen<br />

(!) Coming-of-Age-Geschichte „Erinnerung an<br />

eine Unsichtbare“ erzählt der auch malende<br />

Autor von Matthias, der sein Coming-out auf<br />

dem Land hat, später in München und auch in<br />

Paris lebt. An seiner Seite: die magersüchtige<br />

Sandrine, die ihm wichtig ist, die er aber, im<br />

Gegensatz zu der Puppe Big Jim, unsexy findet.<br />

Er ist ja auch schwul – und zudem steckt<br />

Matthias durchweg in verkorksten Beziehungen<br />

und politischen Debatten, immerhin<br />

ist er in der schwulen Hochschulgruppe „Die<br />

Schwudenten“.<br />

Das 400 Seiten starke Taschenbuch<br />

„Erinnerung an eine Unsichtbare“ ist eine<br />

queere Zeitreise von den 1970ern bis zur<br />

Jahrtausendwende. Besonders interessant wird<br />

es, wenn man den autobiografischen Aspekt im<br />

Hinterkopf hat. Ein schönes Geschenk! *rä


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