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Zahltag, Junker Joschka von Jutta Ditfurth

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Fischer zog weiter nach rechts, Trittin mit kleinem Abstand hinterher, und beim Italiener sprach man das<br />

Theater ab.<br />

1992 war Fischer zum zweitenmal Umweitminister in Hessen. Er gestand der "Frankfurter Allgemeinen<br />

Sonntagszeitung" (FAZ) im März 1993: Die Grünen hätten in ersten Konsensgesprächen mit der<br />

Energiewirtschaft "ihr Ziel eines 'sofortigen Ausstiegs' aus der Kernenergie aufgegeben".<br />

Wo immer die Grünen nun koalierten: Sie stiegen nicht aus der Atomenergie aus, sondern ein. Von der<br />

Stillegung der nordrhein-westfälischen Atomanlagen in Ahaus, Jülich oder Gronau war in den rot-grünen<br />

Koalitionsvereinbarungen in Nordrhein-Westfalen nicht mehr die Rede. Im Gegenteil: Das größte<br />

deutsche Atommüllager in Ahaus wurde <strong>von</strong> 1500 auf 4200 Tonnen erweitert. Die<br />

Urananreicherungsanlage in Gronau wurde ausgebaut. Auch die Arbeit ini "Kernforschungszentrum<br />

Jülich" (Reaktorentwicklung) ging weiter. Rot-Grün Vereinbarte nur noch, daß die Öffentlichkeit an den<br />

Genehmigungsverfahren in Ahaus und Gronau beteiligt sein sollte. Aber nicht einmal diese Winzigkeiten<br />

wurden durchgesetzt.<br />

Die schleswig-holsteinischen Grünen verlangten 1996 den Weiterbetrieb des AKW Krümmel, sonst platze<br />

die rot-grüne Kieler Koalition. Krümmel war durch eine auffällig hohe Rate an leukämiekranken Kindern<br />

und Jugendlichen in der Umgebung des Atomkraftwerks bekanntgeworden. Noch 1987 hatten die Grünen<br />

verlangt: "Schleswig-Holstein muß das erste Bundesland werden", das den sofortigen "Ausstieg aus der<br />

Atomenergie ernsthaft und konfliktbereit betreibt". Man wolle keinen "Konflikt mit der Bundesregierung,<br />

den AKW-Betreibern und der Justiz" scheuen, um auch die "Betriebsgenehmigungen für die<br />

Atomkraftwerke Brokdorf, Krümmel und Brunsbüttel" zu widerrufen. Alle laufen heute noch.<br />

Fischer gab den Ton vor, die Fischer-Chöre sangen sie im Bundestagswahlkampf 1998 nach. Er hatte<br />

begriffen, daß die Grünen in der Atomfrage die radikale Attitüde brauchten, um gewählt zu werden. Er tat<br />

furchtbar dynamisch:<br />

"Schnell" und "sofort" wolle er den Ausstieg beginnen. Aber eine verbindliche Frist? Kein Wort! Auch im<br />

grünen "Sofortprogramm" keine "sofortige Stillegung" mehr.<br />

Kurz vor dem alles entscheidenden Bundestagswahlkampf wurde die grüne Bundestagsabgeordnete Gila<br />

Altmann bei der großen Anti-Castor-Demonstration am 19. März 1998 in Ahaus auf dem Heimweg <strong>von</strong><br />

Polizisten krankenhausreif geschlagen. Diagnose: Schädelhirntrauma ersten Grades. Verantwortlich: der<br />

neue Polizeipräsident <strong>von</strong> Münster, Hubert Wimber, ein Grüner. Altmann wurde dazu gebracht, den Fall<br />

nicht an die große Glocke zu hängen. Heute ist sie Staatssekretärin bei Umweltminister Jürgen Trittin.<br />

Mit Stillegungs-Fristen würde nun frei jongliert. Wer bot mehr? Rainer Baake, damals hessischer<br />

Staatssekretär, heute in gleicher Funktion im Umweltministerium, bot 14 Jahre.<br />

Bundesvorstandssprecherin Gundula Röstel hatte die Zeichen der Zeit nicht begriffen und plapperte <strong>von</strong><br />

acht Jahren. Josef Fischer und Bundesgeschäftsführerin Heide Rühle rügten Röstel via DPA als sei sie ein<br />

Schulmädchen.<br />

Fischer wollte plötzlich nur noch das schrottreife Atomkraftwerk Biblis A stillegen, das ihn als hessischer<br />

Umweltminister nicht gekümmert hatte. Heimlich trafen sich im Mai 1998 grüne Funktionäre mit<br />

Vertreterinnen <strong>von</strong> Umweltverbänden in Frankfurt / Main und versuchten sie auf den künftigen rot-grünen<br />

Regierungskurs einzuschwören und die "sofortige Stillegung" aufzugeben. Die Grünen scheiterten.<br />

Bei den Grünen hatte Orwells "Neusprech" Einzug gehalten. So wie Rot-Grün heute jede soziale<br />

Schweinerei "Reform" nennt, hieß es nun nicht mehr "sofortige Stillegung aller Atomanlagen", nicht mal<br />

mehr "Ausstieg in vier Jahren", sondern: Machen wir doch ein kleines "Ausstiegsgesetz". Oder vielleicht<br />

nur einen "Einstieg in ein Ausstiegsgesetz"?<br />

Fischer floskelte: "Ihn interessiere weniger ... wann das letzte Atomkraftwerk dicht-gemacht wird, sondern<br />

vor allem, wann mit dem Abschalten des ersten begonnen wird." Ein Lehrsatz aus der Schule des

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