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Zahltag, Junker Joschka von Jutta Ditfurth

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Stephan (freie Autorin) gehören und dem ich mich in einem späteren Kapitel mit liebevoller Sorgfalt<br />

widmen werde.<br />

Wenn die "Putzgruppe" mit bis zu 40 Leuten in Taunuswäldern Steineschmeißen übte, soll auch Raoul<br />

Kopania dabei gewesen sein. Sein Training half ihm später, die Aktenkoffer <strong>von</strong> Umweltminister Fischer<br />

zu schleppen und sich auf grünen Bundesversammlungen oder in der Bundestagsfraktion als Schläger zu<br />

profilieren. Hartnäckig hält sich bis heute das Gerücht, daß diese Taunuswälder manchmal im vorderen<br />

Orient gelegen haben.<br />

Fischermann Johnny Klinke gründete 1988 das Variete-Theater "Tigerpalast". Während die Stadt<br />

Jugendzentren das Geld strich, wurde Fischers Johnny großzügig bedient. Der "Tigerpalast" erhielt <strong>von</strong><br />

Wirtschaftsminister Steger 700000 Mark Kredit, wie man hört, zinsfrei. Die Stadt Frankfurt gab 2<br />

Millionen Mark für den Umbau. Einmal feuerte Klinke einen äthiopischen Tellerwäscher, als der sich<br />

krank gemeldet hatte. Vor dem Arbeitsgericht verlor Klinke auch diesen "revolutionären Kampf".<br />

Klinke freundete sich mit Udo Corts an, einem CDU-Dezernenten, der Frankfurt <strong>von</strong> Wohnsitzlosen und<br />

Bettlern "säubern" wollte. Mit Corts kämpfte Johnny Klinke gegen die lästige "Nachtruhefraktion".<br />

Gemeinsam mit Nachtclubbesitzer Scheffler verlangten sie, daß auch dort, wo Menschen früh aufstehen<br />

müssen, um zur Arbeit zu gehen, Kneipen die ganze Nacht öffnen dürfen.<br />

Während die späteren Ökosozialisten bei den Grünen, Rainer Trampert und Thomas Ebermann und ihre<br />

Organisation Kommunistischer Bund (KB), in der Lehrlingsbewegung und in großen Hamburger<br />

Betrieben in den siebziger Jahren tatsächlich eine breite soziale Basis hatten, waren die Frankfurter<br />

Spontis mit ihrem Versuch, zwischen 1971 und 1973 (Fischer war auch ein paar Monate dabei) den<br />

Arbeiterinnen am Fließband bei Opel die Revolution zu erklären, gescheitert.<br />

Der Frust wuchs. Statt der heute behaupteten antiautoritären Kultur herrschte in Fischers Männerbund die<br />

nackte Gewalt und verleugnete Hierarchie. Noch in den 80ern kokettierte Josef mit seiner "Lust am<br />

Schlagen", einem "tendenziell sadistischen Vergnügen". Fischer war 1986 ein Politiker an der Leine des<br />

"Spiegel", als er dem Blatt gestand, daß er selbst "im engsten Realokreis" häufig daran gedacht habe.<br />

Probleme mit der Faust zu lösen: "Dann stand die Gewaltfrage im Raum."<br />

Heute hat Fischer Zugriff auf eindruckvolleres Spielzeug: ein ganzes Arsenal <strong>von</strong> Nato-Waffen. Dafür<br />

bezeichnete ihn sein Freund Rudolf Augstein im Spiegel (Oktober 1999) als "Charaktermaske" und<br />

kündigte dem "Schuft" - wegen dessen Abhängigkeit <strong>von</strong> der US-Nato-Politik - die Freundschaft auf.<br />

Am 9. Mai 1976 wurde die 4ljährige Ulrike Meinhof in ihrer Zelle im Gefängnis Stuttgart-Stammheim tot<br />

aufgefunden. Am nächsten Tag sollte in Frankfurt demonstriert werden. Es flogen Molotow-Cocktails.<br />

Zwei Polizisten wurden schwer verletzt. Der 23jährige Polizeiobermeister Jürgen Weber erlitt<br />

60prozentige Hautverbrennungen. Am 14. Mai wurden 14 Personen verhaftet. Unter den<br />

Festgenommenen war auch Josef Fischer. Er blieb knapp zwei Tage in Haft. Eine Tatsache, die seine<br />

gefällige Biographin Sybille Krause-Burger zu erwähnen vergaß.<br />

Am 9. Mai 1976 hatte es eine vorbereitende Sitzung gegeben. Eine Mehrheit plädierte für den gezielten<br />

Einsatz <strong>von</strong> Molotow-Cocktails, eine Minderheit warnte, man bekäme die Situation nicht in den Griff. Der<br />

Autor Christian Schmidt fand rund 20 Jahre später einen Augenzeugen: "Schließlich gab es nur noch eine<br />

Person im ganzen Saal, die das absehbare Desaster hätte abwenden können: der Mann, der die Diskussion<br />

leitete, Genosse <strong>Joschka</strong> Fischer persönlich", aber der setzte sich für Molotow-Cocktails ein.<br />

So gern Fischer über sich selber schwätzt: Er hat nie verraten, was ihm <strong>von</strong> der Staatsanwaltschaft<br />

vorgehalten wurde. Merkwürdig, da die Ereignisse <strong>von</strong> 1976 seiner Karriere nicht geschadet haben. Im<br />

Gegenteil.<br />

Immer wenn zum Beispiel ein CDU-Hinterbänkler den hessischen Umweltminister in den 80er Jahren<br />

wegen seiner Vergangenheit attackierte, wurde er zurückgepfiffen. Sogar das Bundeskriminalamt (BKA)

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