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Zahltag, Junker Joschka von Jutta Ditfurth

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aufgefordert, eine Studie über meine Partei zu erstellen. Ich lehnte ab, und mir wurde vorgehalten, daß<br />

zwei Grüne, einer da<strong>von</strong> Lukas Beckmann, ihre Arbeit bereits angeboten hatten.<br />

Beckmann betrieb am liebsten Geheimpolitik. Als er Anfang der 80er Jahre Bundesgeschäftsführer der<br />

Grünen war, war die Bundesgeschäftsstelle ein Hort der verschlossenen Türen, versteckten Akten,<br />

undurchsichtiger und hierarchischer Arbeitsbedingungen. Heute ist er Geschäftsführer der grünen<br />

Bundestagsfraktion. Die Realos haben ihn verdient.<br />

Wie die Realos um Fischer hatte auch der "Aufbruch '88", die grünrechte Gruppe um Lukas Beckmann<br />

und Antje Vollmer, beschlossen: "Der Bundesvorstand muß weg." Beckmann, der den Anthroposophen<br />

nahesteht, salbaderte gern: Wir müssen "zur innerparteilichen Dialogfähigkeit zurückfinden... Einheit in<br />

der Vielfalt" sei "geistige Anleitung zum Handeln". Seine intellektuellen Grenzen demonstrierte er auf<br />

Esoterik-Veranstaltungen: "Ich hoffe, daß heute abend hier das neue Denken durchbricht... Ich habe<br />

geradezu eine Sehnsucht danach, neu zu denken... Ich sehe, daß es keine Alternative zum neuen Denken<br />

gibt." Dieses "neue Denken" des Herrn Beckmann bestand aus steinaltem politischen Intrigantentum. Der<br />

"Spiegel" veröffentlichte seine ersten großen Unterstellungen am 13.6.1988. Noch für denselben Tag<br />

luden wir zur Pressekonferenz. Typisch waren <strong>von</strong> Vorurteilen triefende Berichte <strong>von</strong> Medien wie im<br />

"Hessischen Rundfunk". Noch vor unserer Pressekonferenz meldete Reporter Hans Linketscher seinem<br />

Sender: "Für mich sind die vom Spiegel geschilderten Fälle durchaus glaubwürdig... weil sie alle<br />

irgendwo sehr menschlich sind." Es wird schon irgend etwas hängenbleiben.<br />

Nur sehr wenige Medien heulten nicht mit den Hyänen. Die "Deutsche Tagespost" etwa fragte. ob die<br />

"Enthüllung" des "Spiegel" nicht als "Mittel im Kampf der rivalisierenden Flügel der Grünen<br />

gegeneinander" diene und attestierte dem "Spiegel"-Kronzeugen Beckmann "Beihilfe zum<br />

Enthüllungsjournalismus... nicht um politischer Sauberkeit willen".<br />

Der Pressesprecher des Bundesvorstandes, Michael Schroeren, heute der Sprecher <strong>von</strong> Umweltminister<br />

Trittin, stellte entsetzt fest, daß viele bereit waren, "Selbstjustiz zu üben und die jedem Beschuldigten<br />

zustehende Unschuldsvermutung für den Bundesvorstand der eigenen Partei nicht gelten zu lassen". Das<br />

galt auch für realpolitische Rechtsanwälte wie den heutigen Bundestagsfraktionsvorsitzenden Rezzo<br />

Schlauch. Der zeigte sich "heftig erbost", daß der Bundesvorstand es wagte, den Finanzlügen zu<br />

widersprechen: "Die wiegeln ab wie andere." Welch furchtbarer Anwalt, der keine Unschuldsvermutung<br />

kennt und kein Recht auf Verteidigung!<br />

Die unabhängige grüne Untersuchungskommission, sofort nach Bekanntwerden der "Spiegel"-Vorwürfe<br />

eingesetzt, widerlegte in ihrem Abschlußbericht vom 13. 10.1988 sämtliche Vorwürfe der persönlichen<br />

Bereicherung, Veruntreuung, des "gnadenlos freien Belegewesens" usw. Das Wirtschaftsprüfungsbüro<br />

Wielgos, gleichfalls sofort mit der Überprüfung sämtlicher Vorwürfe beauftragt, legte seinen<br />

Abschlußbericht am 14.11.1988 vor. Kernaussage: "die Buchhaltung" sei "nicht zu beanstanden".<br />

"Spiegel"-Kronzeuge Beckmann legte ein Dossier an. Dann lauerte er wochenlang, bis die<br />

Untersuchungskommission ihren Abschlußbericht über die Vorwürfe des "Spiegel" veröffentlichte. Am<br />

selben Tag veröffentlichte die "taz" Beckmanns "Geheimakte" auf zwei ganzen Seiten (14. l0. 1988).<br />

Auch das "ZDF" interviewte Ante Vollmer und Lukas Beckmann und verdrängte den<br />

Kommissionsbericht. der den Bundesvorstand entlastete. Ähnlich verhielten sich die meisten Medien.<br />

Wenige Wochen vor der grünen Bundesversammlung vom 2. und 4. Dezember 1988 in Karlsruhe hatte<br />

sich der vermeintliche "Finanzskandal" faktisch in Luft aufgelöst. Das mißfiel den Realos. Sie zeterten,<br />

die "politische Kultur" der Grünen sei durch den Bundesvorstand geschädigt worden, weil der sich<br />

gewehrt hatte und das alles den Grünen eine schlechte Presse gebracht habe.<br />

Christine Bembacher. "Spiegel"-Informantin aus Bremen und Reala im Bundesvorstand, fragte<br />

scheinheilig "wie kann Erleichterung... aufkommen. wenn auf der anderen Seite in den letzten Monaten so<br />

viel politischer Schaden entstanden ist, der in keinem Verhältnis steht zu den Vorwürfen"?

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