23.12.2012 Aufrufe

Zahltag, Junker Joschka von Jutta Ditfurth

Zahltag, Junker Joschka von Jutta Ditfurth

Zahltag, Junker Joschka von Jutta Ditfurth

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

"Manifest" unter dem Motto "Realpolitik oder Tod" und nannten es "Sein oder Nichtsein". Sie plädierten<br />

für einen (ökologischen) Kapitalismus, sprachen <strong>von</strong> der "Trennung <strong>von</strong> den Fundis", und Fischer<br />

plädierte für eine neue "grüne FDP". Der neue Idealtyp sei, passend zum Yuppiezeitgeist, der "konsumfreundliche<br />

Citoyen 2000". Sie bereiteten für den Kongreß eine "Entscheidungsschlacht" vor - und fielen<br />

bei der grünen Basis durch. Bundesvorstandssprecher Christian Schmidt kommentierte trocken: Für<br />

niemanden sonst habe das Wochenende einen so hohen Lernwert gehabt wie für die Realos.<br />

Dabei hatte der "Spiegel" wie abgesprochen vor dem Kongreß die nächste Stufe der Intrige gezündet:<br />

"Grüne / Finanzen: Einmalig schweinisch" (13. 6. 1988). DPA übernahm die Vorabmeldung des "Spiegel"<br />

am 11.6.1988, ohne sie zu überprüfen Eine Welle <strong>von</strong> Schmähungen ergoß sich über das Land, vom<br />

"Schwarzwälder Boten" bis zur "FAZ", vom "Bayernkurier" bis zur "taz". Viele Medien sahen endlich die<br />

Zeit gekommen, den rebellischen Grünen den Hals zu brechen.<br />

Der "Spiegel" behauptete, im Bundesvorstand gäbe es Veruntreuung, Bereicherung, Bestechung,<br />

Barschecks ohne Belege, gefälschte Beschlüsse usw. usf. Kronzeuge war Lukas Beckmann. Beckmann<br />

hatte 1987 nicht mehr als Bundesvorstandssprecher kandidiert, weil er sicher sein konnte, nicht mehr<br />

gewählt zu werden. Er hatte als Geschäftsführer der Bundestagsfraktion Geheimpolitik betrieben, mit der<br />

"Heinrich-Böll-Stiftung" Finanztöpfe für grüne Funktionäre geschaffen und gehörte 1988 zur grün-rechten<br />

Strömung "Aufbruch 88" um Antje Vollmer. Vollmer wurde 1994 mit Hilfe <strong>von</strong> Wolfgang Schäuble<br />

(CDU) Bundestagsvizepräsidentin. Schon 1987 hatte sie in der "taz" aufgerufen: "Boykottiert das<br />

Hauptquartier!"<br />

Die Realos traten als die entrüsteten Stellvertreterinnen einer veröffentlichten Meinung auf, die - <strong>von</strong><br />

ihnen selbst mit Munition vorsorgt - ihre machtpolitischen Ziele unterstützte.<br />

Der Bundesvorstand hatte gleich im April eine unabhängige Untersuchungskommission eingerichtet.<br />

Daran hatten die Realos kein Interesse. Der Frankfurter Kreisverband telefonierte Josef Fischer zu seiner<br />

Mitgliederversammlung herbei. Erst dessen Machtwort und ein eigener Fischer-Antrag brachten die<br />

gewünschte Mehrheit gegen Zieran. Der Erzfeind sollte vor das hessische Landesschiedsgericht gezerrt<br />

werden. Ziel: Parteiausschluß oder wenigstens Funktionsverbot. Das Landesschiedsgericht war weder<br />

satzungsgemäß besetzt, noch war es zuständig. Es war ein formaler Trick, um die Arbeit der<br />

Bundeskommission zu behindern und den Verdacht zu schüren. Das Landesschiedsgericht wurde nie<br />

einberufen.<br />

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main stellte am 1.8. 1988 ihre Vorermittlungen gegen Manfred Zieran -<br />

die sie aufgrund einer anonymen Anzeige aufgenommen hatte -ein, da die Vorwürfe gegen Zieran völlig<br />

aus der Luft gegriffen waren. Ein Ermittlungsverfahren wurde gar nicht erst eröffnet.<br />

Es herrschte inzwischen eine rege Reisetätigkeit zwischen dem Frankfurter Büro des "Spiegel" und der<br />

grünen Landtagsfraktion in Wiesbaden, wo Fischers Freund Bernd Messinger, der frühere Sponti-AStA-<br />

Chef in Frankfurt/Main, "die Koordinierung dieser Aktion übernommen haben" sollte. Messinger erledigte<br />

viele schmutzige Jobs für Fischer. Heute ist er Redakteur im Presse- und Informationsamt der Stadt<br />

Frankfurt.<br />

Freudig zitierte der "Spiegel" Cohn-Bendit: "Grüne Funktionäre, die auf Spiegel-Berichte mit Dementis<br />

und Medienbeschimpfungen 'vor sich hin barscheln', zeigten nur, daß es ihnen an Souveränität und<br />

Argumenten mangele" ("Pflasterstrand"). Der Barschel-Vergleich gefiel auch Klaus Hartung ("taz", heute<br />

"zeit"): Die grüne Parteispitze klammere sich "mit der verzweifelten Energie eines.. Barschel an die<br />

Ämter".<br />

Die Realos brauchten die Finanzintrige dringend. Sie hatten einiges zu verbergen - echte Finanzskandale:<br />

In der hessischen Landeskasse gab es ein Defizit <strong>von</strong> 500000 Mark. In der Kasse der Realo-Grünen in<br />

Nordrhein-Westfalen fehlten 100000 Mark, nicht einbringbare Außenstände: 350000 Mark. Dazu:<br />

Diebstähle und Scheckfälschung. Man fand Bierdeckel, auf denen 100 Mark für "Fressen und Saufen"<br />

quittiert worden waren: gezeichnet "OberOberOberwilly".

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!