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Zahltag, Junker Joschka von Jutta Ditfurth

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Hermann Schulz, der Schatzmeister der Partei, war tief verletzt: ..Ich möchte mich hier <strong>von</strong> euch als<br />

Parteimitglied verabschieden", sagte er. Eigentlich stehe er dem ".Aufbruch" nahe, aber dem glaube er<br />

".nicht mehr". Nach allem was er jetzt erlebt habe, sei er "politisch solidarisch mit den Linken in der<br />

Partei. Diese Partei soll so weitermachen, wie sie will. Sie braucht Menschen wie mich nicht mehr... die<br />

Schäbigkeit und auch die objektive Verlogenheit, die zu diesem Rücktritt des Bundesvorstandes geführt<br />

hat" sei eine "Verletzung", die er ..innerhalb dieser Partei" nicht aushalten könne. - "Wenn sie nur mit<br />

offenem Visier antreten würden", sagte er an anderer Stelle oft.<br />

Schulz hatte acht Jahre lang ehrenamtlich als Schatzmeister für die Grünen gearbeitet. Er hing an diesem<br />

politischen Projekt wie kaum ein anderer. Nun hatten Realos seinen guten Ruf aus Machtgier zerstört.<br />

Geholfen hatte den Parteifeinden ein früherer Freund <strong>von</strong> Schulz: Milan Horacek. Der wurde später mit<br />

einem Job im Büro der grünen Heinrich-Böll-Stiftung in Prag belohnt. Am Montag nach der<br />

Bundesversammlung druckte der ".Spiegel" die Gegendarstellung, die er wochenlang verschleppt hatte.<br />

Auch seine Rechnung war aufgegangen. Im Oktober 1989, zehn Monate nach unserem Rücktritt, sprach<br />

uns auch das Gutachten der Firma "Treuarbeit" frei: "Genugtuung für <strong>Ditfurth</strong>. Wurde einstige Führung<br />

der Grünen zu Unrecht gestürzt?" fragte der "Weser-Kurier" (11.10.1989). "Nach der Vorlage des<br />

Ergebnisses. einer Überprüfung der Buchführung des Vermögensverwaltungsvereins der Partei durch das<br />

Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsunternehmen "Treuarbeit" dränge sich diese Frage auf. Kaum ein<br />

anderes Blatt war so fair: Die einschlägig Verdächtigen versteckten die Meldung, <strong>von</strong> der "Süddeutschen<br />

Zeitung" bis zur "Frankfurter Rundschau".<br />

Der neue Bundesvorstand lehnte es dennoch ab. Hermann Schulz öffentlich zu rehabilitieren. Perfide<br />

veröffentlichten seine Gegner statt dessen erneut falsche Vorwürfe in der "taz". Schwerer konnte man<br />

Hermann Schulz nicht verletzen. Er zog sich verbittert zurück.<br />

In den Grünen gab es keine linken Mehrheiten mehr. Die "taz" konnte im Dezember 1989 ohne Risiko<br />

zugeben: "Persönliche Bereicherungen wurden nicht festgestellt." "Die Affäre" habe "das Instrumentarium<br />

um das Mittel der Intrige" bereichert. "Ob der alte Vorstand "einfach schuld'... war, war bereits damals<br />

auch für jene nebensächlich, die diese Kampagne betrieben... Der "Skandal' markiert den endgültigen<br />

Abschied <strong>von</strong> der liebenswerten Chaotik der Gründerjahre und manövrierte die fundamentalistischen und<br />

radikalsozialistischen Positionen ins Partei-Abseits", so Gerd Nowakowski (9.12.1989).<br />

Hermann Schulz wurde im Frühjahr 1990 ins Krankenhaus eingeliefert. Er starb am 9. April 1990, 16<br />

Monate nach seinem Rücktritt, viel zu früh. an einem alten Lungenleiden. In der Jackentasche des Toten<br />

fand seine Frau Ute Dokumente über den "Finanzskandal".<br />

Im September 1990 stellte - als fünfte und letzte Prüfungsinstanz - die Staatsanwaltschaft Bonn ein<br />

Verfahren wegen Tatverdachts auf Steuerhinterziehung ein.<br />

In den darauffolgenden drei Jahren traten etwa 10000 Menschen aus der Partei aus. In die Grünen kamen<br />

die Cem Özdemirs und Mathias Berningers. die ebensogut in der Jungen Union oder in der FDP zu Hause<br />

sein könnten. Immer offener trat ihre Absicht und die <strong>von</strong> Joseph Fischer. Fritz Kuhn und Antje Vollmer<br />

zutage, die Grünen auch mit der CDU koalitionsfähig zu machen. Joseph Fischer sprach nun häufiger <strong>von</strong><br />

der Rolle einer "grünen FDP".<br />

Nächstes Jahr will Fischer den Schwarz-Grün-Anhänger Fritz Kuhn, auch für dessen tragende Rolle beim<br />

Sturz des grünen Bundesvorstandes. endlich mit dem Amt des Bundesvorstandssprechers belohnt sehen.

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