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Medizin - Berliner Ärzteblatt

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<strong>Medizin</strong><br />

FSME<br />

Aufruf zur Mitarbeit an einer epidemiologischen Studie zum<br />

Vorkommen der FSME in Brandenburg<br />

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zählt zu den häufigsten Flavivirus-Infektionen in Europa,<br />

Russland und Asien und ist die wichtigste durch Zecken übertragene Viruserkrankung des<br />

Menschen. In Deutschland wird das FSME-Virus durch den Stich des Gemeinen Holzbocks auf den<br />

Menschen übertragen.<br />

Seit 2001 ist die FSME in Deutschland<br />

eine meldepflichtige Infektionskrankheit.<br />

In den letzten<br />

beiden Jahren wurden in Deutschland<br />

stark erhöhte Fallzahlen an<br />

FSME-Virusinfektionen erfasst. Es<br />

wurden letztes Jahr 546 Neuerkrankungen<br />

registriert.<br />

Die aktuellen Risiko- und Hochrisikogebiete<br />

für FSME-Virusinfektionen<br />

befinden sich mehrheitlich<br />

in Süddeutschland. Die<br />

Bezeichnung Risiko- bzw. Hochrisikogebiet<br />

erfolgt nach einer<br />

bundesweit gültigen Festlegung<br />

entsprechend der Häufigkeit gemeldeter<br />

Erkrankungen.<br />

Autochthone FSME-Erkrankungen<br />

nach Zeckenstich traten<br />

2006 auch in Landkreisen (u. a. im<br />

Lk Dahme-Spreewald und Oder-<br />

Spree) im Bundesland Brandenburg<br />

auf (Wohlfahrt et al. 2006).<br />

Beide Erkrankungsfälle nach Zeckenstich<br />

zeigen, dass das Risiko<br />

für das Erleiden einer FSME-Virusinfektion<br />

nicht alleine auf bekannte<br />

Risikogebiete beschränkt<br />

ist. Sie deuten möglicherweise<br />

auch auf eine weitere Ausbreitung<br />

der Erkrankung nach Mittel-<br />

und Norddeutschland hin.<br />

Wesentlich an beiden Fällen<br />

in Brandenburg war aber auch,<br />

dass hier die Diagnose FSME erst<br />

nach Auftreten massiver neurologischer<br />

Symptome gestellt werden<br />

konnte, da man in der Primärversorgung<br />

zunächst nicht an<br />

diese Infektionserkrankung gedacht<br />

hat, da sich die Patienten<br />

den Zeckenstich außerhalb ausgewiesener<br />

FSME-Risikogebiete<br />

zugezogen hatten.<br />

Im Sinne einer kontinuierlichen<br />

Verbesserung der Gesundheitsvorsorge<br />

wird daher für das Jahr 2007<br />

unter Beteiligung des Robert-<br />

Koch-Institutes eine Seroprävalenzstudie<br />

in Berlin/Brandenburg<br />

durchgeführt, die dazu dienen<br />

soll, das FSME-Erkrankungsrisiko<br />

in dieser Region besser zu erfassen,<br />

und um gegebenenfalls später<br />

auf die Notwendigkeit einer<br />

Impfung hinweisen zu können.<br />

Bitte um Mitarbeit<br />

Um die FSME-Erkrankungsfälle<br />

möglichst früh und genau zu erfassen,<br />

wird interessierten Kolleginnen<br />

und Kollegen in der Zeit<br />

von Ende Mai bis Anfang September<br />

in diesem Jahr die Möglichkeit<br />

geboten, nach entsprechender<br />

Anamnese („Sommergrippe“<br />

mit möglicher Zeckenexposition)<br />

Blutproben an das Labor 28<br />

in Berlin einzusenden, damit sie<br />

dort kostenfrei (die Kosten werden<br />

von Novartis Behring übernommen)<br />

im Rahmen dieser Studie<br />

auf die Anwesenheit von<br />

spezifischen FSME-Antikörpern<br />

untersucht werden können.<br />

Dafür möchten sich an einer Mitarbeit<br />

interessierte Ärzte mit der<br />

Kontaktadresse am Ende dieses<br />

Schreibens in Verbindung setzen.<br />

Ihnen wird dann Entnahme- und<br />

Versandmaterial kostenfrei zugestellt.<br />

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis<br />

(FSME) ist eine entzündliche<br />

Erkrankung des Gehirns<br />

oder der Hirnhäute. Sie<br />

wird durch Zeckenstiche, die das<br />

FSME-Virus übertragen, ausgelöst.<br />

Nicht jede Zecke ist diesbezüglich<br />

infektiös.<br />

In den letzten Jahren haben die<br />

Erkrankungszahlen in Deutschland<br />

stark zugenommen. Eine mögliche<br />

Erklärung dafür sind langanhaltende<br />

Schönwetterperio-<br />

den und relativ milde Winter.<br />

Über 90 Prozent der betroffenen<br />

Personen infizieren sich bei Freizeitaktivitäten<br />

in der Natur (Wandern,<br />

Gartenarbeit, Jogging etc.).<br />

Nach Ausbruch der Erkrankung ist<br />

eine Therapie sehr schwierig und<br />

kausal nicht möglich. Bei etwa<br />

10–20 Prozent der Infizierten befällt<br />

das Virus auch das zentrale<br />

Nervensystem. Die Folgen können<br />

Konzentrationsstörungen,<br />

Kopfschmerzen, aber auch Lähmungen<br />

und Tod sein.<br />

Sommergrippe<br />

Bei den in Deutschland gemeldeten<br />

Neuerkrankungen der<br />

FSME werden in der Regel nur die<br />

im Krankenhaus behandelten Erkrankungsfälle<br />

bekannt. Fieberhafte<br />

Erkrankungen, die zur Sommerzeit<br />

auftreten, relativ isoliert<br />

bleiben und offensichtlich nicht<br />

ansteckend sind (häufig als „Sommergrippe“<br />

gedeutet), könnten<br />

auch eine durch Zecken übertragene<br />

Infektion darstellen.<br />

24 06/2007/120/168 (Rotes Blatt) <strong>Berliner</strong> <strong>Ärzteblatt</strong>

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