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April 2021 - coolibri

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SZENE<br />

renauch dieGemeinschaftsgärten“, sagt JonasRunte,der beiden Urbanist:innen<br />

im Bereich„UrbanGardening“arbeitetund derdas Gemeinschaftsprojekt<br />

„Westgarten“inDortmundmitaufgebauthat.Hierkönnen<br />

sich Hobbygärtner:innen treffen, um zu fachsimplen, gemeinsamzuHarke<br />

undSchippe zugreifen undinetwa40Hochbeetendie Pflanzen zur<br />

Reifezubringen. „Wer mithilft,kannauch ernten“, erklärt Jonas Runte.<br />

„Den meistengehteszwarauch darum, leckereSachenzuernten. Aber<br />

vorallem geht es um dieGemeinschaft.“<br />

Deshalb kommen auch allegern, um mitanzupacken. Während derSaisonist<br />

derSamstag dafür reserviert.Eswirdverabredet, werkommt.<br />

„Heute mussallerdingseherverabredetwerden, wernicht kommt“,sagt<br />

Jonas Runteund erklärt,wie GemeinschaftsgärteninZeitenvon Corona<br />

funktionieren.GemeinschaftohneGeselligkeitist schwierig–undnur<br />

halb so schön.Denndie Gemeinschaftsgärten sind einguter Raum,um<br />

aufLeute abseitsdes eigenenUmfelds zu treffen. „BeimMachenlernt<br />

mansichschnell besser kennen“, findetauch Jonas Runte. Aktivitäten<br />

wieGrillabende tundaihr übriges. Allesderzeit nurschwer<br />

umsetzbar. Und auch Neueinsteiger:innen steht<br />

dasGartentor nichtwie sonstsperrangelweit<br />

offen. Dasssoeinladende „Komm‘ vorbei<br />

undschaueesDir an“ funktioniertin<br />

Corona-Zeitennicht.Das sollte<br />

aber InteressierteanGemeinschaftsgärtennicht<br />

voneiner<br />

digitalenKontaktaufnahme<br />

abhalten.<br />

Solidarisch<br />

DieMitgliedervon „Solawi<br />

Düsseldorf“ definierenGemeinschaftnoch<br />

einmal anders.Solawi<br />

stehtfür solidarische<br />

Landwirtschaft. Und<br />

dazu gehörtnicht nur<br />

zu wissen, woherdas<br />

Gemüsekommt,sondern<br />

auch eine Verantwortung<br />

gegenüber denBäuer:innen<br />

undder Naturzu<br />

übernehmen.Finanziertwird<br />

dasProjekt über einenmonatlichen<br />

Mitgliederbeitrag. „Wir errechnenimVorfeld,welcheAusgabenwir<br />

haben,und teilen diedurch dieAnteile“,<br />

sagt Esther Schneider,die im Vorstand bei„Solawi<br />

Düsseldof“aktiv ist.<br />

In diesem Jahr liegtder monatlicheBeitrag im Durchschnitt bei<br />

110Euro. „Aberauch hier giltdas solidarischePrinzip“, erklärtEsther<br />

Schneider.Jedes Mitglied gibtan, wievieleszahlenkann –die einen<br />

mehr,die anderenweniger.Wichtig istnur,dassamEndeder Gesamtbetrag<br />

stimmt.Dafür bekommt jede:reinen festen Anteil,wobei dieMöglichkeitbesteht,sichden<br />

Part zu teilen.Das halbiert denBeitrag –abernatürlich<br />

auch dieErnte. Angelegt isteineMitgliedschaft aufein Jahr,beginnend<br />

im <strong>April</strong> unddas Ende liegtimMärz.<br />

DieMitgliedsbeiträgewerdendazu verwendet, diePflanzenzukaufen sowiealleweiterenAnschaffungen.<br />

DenHauptbatzenmachenallerdingsdie<br />

Personalkostenaus.Denndamitauf dendreiFlächen, die„SolawiDüsseldorf“bewirtschaftet,<br />

alles wächstund gedeiht, werden Bäuer:innen angestellt.„Mitder<br />

Entkoppelungdurch denMonatsbeitrag könnenwir faire Arbeitslöhne<br />

bezahlen“, sagt EstherSchneider.Und nichtnur das: Beider solidarischen<br />

Landwirtschaft trägtnicht dieBäuer:in,sondern dieGemein-<br />

Foto: Westgarten<br />

schaft dasRisiko. Sollte aus welchen Gründenauch immer etwa dieRotkohl-Ernte<br />

ganz mickrigodergar ganz ausfallen, dann trifft dasalleund<br />

nichtnur dieBäuer:innen.Das istauch einerder Unterschiedezur Abo-<br />

Kiste.Esist aber nichtder einzige: DieEntscheidungenbei „SolawiDüsseldorf“<br />

werden ganz basisdemokratischgetroffen.Eineder Fragen,bei denendie<br />

Mitglieder ihre Stimmeabgeben können,ist die, wasinder Saison<br />

aufden Feldernwachsen soll.Etwa70SortenanGemüseund Kräutern<br />

landenimLaufe einesJahresbei denMitgliedern aufdem Küchentisch –<br />

darunter vieleregionale oder alte Sorten.<br />

DieseArt derNahrungsbeschaffung„verändert denAlltag. Du musstdir<br />

genau überlegen, wasgekochtwird“,findetEstherSchneider.Eswird<br />

nichteingekauft,was gekochtwerdensoll, sonderneswirdgekocht, was<br />

geerntetwird. Regionaler undsaisonalergehtesnicht.„Ichhabeplötzlich<br />

ganz vieleSortenbekommen,die ichvorhernicht kannte.“Und Mengen,<br />

diedas Gemüsefachimmer gut füllen: Abhängigvon derJahreszeitkönnenetwa80Prozent<br />

desBedarfs aufdiese Weisegedeckt werden.<br />

Wenn dieNaturvon Maibis Dezember in Geberlauneist,<br />

dann fälltsovielab, dass wöchentlich geerntet<br />

werden kann.Von Januarbis etwa <strong>April</strong> laufendie<br />

Bäuer:innen undHelfer:innen alle<br />

zwei Wochen durch dieReihen, sammeln<br />

dasGemüseein undbringen<br />

es zu denVerteilpunkten, an<br />

denenjeder seinen Anteil abholen<br />

kann.<br />

„DiesesJahrhat unseinentotalen<br />

Runbeschert“,<br />

sagt Esther<br />

Schneider.„Wir musstenzum<br />

ersten Mal<br />

Leuten absagen.“Und<br />

das, obwohl neue Flächen<br />

hinzugekommen<br />

sind.Zwar ziehen immerwiederMitmacher:innennacheinem<br />

Jahr dieBilanz, dass diese<br />

Form derkurzenWege<br />

nichts für sieist.Aberdas ist<br />

nichtdie Mehrheit, so Esther<br />

Schneider:„Etwa 70 Prozent<br />

bleibendabei.“<br />

Persönlicher Bezug<br />

ZumGesamtpaket,das fürs Weitermachen<br />

spricht, kommt bestimmt auch dieTatsache,<br />

dass plötzlich wieder einpersönlicher Bezugzuden<br />

Lebensmittelnexistiert,die hinterher aufdem Teller landen.Ein<br />

Aspekt,der vorallem Familien dazu bewegt, sich an demProjekt zu beteiligen.<br />

Werdie Pflänzchen mitpflegt, wersichGedanken macht,obesgerade<br />

zu heiß, zu kalt,zunassist,der schätzt dieTomaten oder denKohlrabi<br />

vielleicht ganz anders wert.Denntrotz desMonatsbeitragsist niemand<br />

davonbefreit,mitzuarbeiten. „Eswürde nichtfunktionieren,wennnicht<br />

allemitanpacken“, sagt Esther Schneider.„Das Projektwirdvom Ehrenamt<br />

getragen.“<br />

Die„Biete-Runde“ fürdiese Saison istzwar gerade erst beendet, aber ein<br />

Platzauf derWarteliste istimmer frei –und vielleicht springt ja jemand<br />

ab.Anfragenaninfo@solawi-duesseldorf.de.<br />

Weitere Adressen, um sich über Projekte in seiner Nähezuinformieren:<br />

urbane-gaerten.de; www.solidarische-landwirtschaft.org; solawi-duesseldorf.de;dieurbanisten.de;<br />

www.ackerhelden.de<br />

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