stadtMAGAZIN KÖLN. Ausgabe April-Mai 2021

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Exklusiv im stadtMAGAZIN KÖLN: Außergewöhnliche Berufe Alle Fotos: ©Ole Bielfeldt Schöne Blüten sind das A und O der Nahrung für die fleißigen Bienchen Beruf aus Berufung von Martina Reims Der schwarz-gelbe TANZ um die WABE Es ist schon ein eigenes Völkchen“ unterstreicht die Imkerin Kathrin Bielfeldt. Gemeint ist das Volk der Bienen, welches sie in ihrem Garten beherbergt. Es ist eine faszinierende Welt und ein kompliziertes Ritual, mit dem die Bienen ihr Leben gestalten. Es liegt Kathrin Bielfeldt sozusagen im Blut, Bienenstöcke zu halten. „Mein Urgroßvater war schon Imker“, bekennt die Sürtherin und sie fand Bienen immer faszinierend. Im anderen Berufsleben als Literatur-Übersetzerin tätig, kann sie ihre Arbeitszeit frei einteilen. Doch hatte sie bisher mehr alte Männer im Sinn, wenn sie an Imker dachte. NEUE GARTEN-BEWOHNER MIT `MUSIK´ Gut geschützt sucht Kathrin Bielfeldt gerne die Nähe von ihren Zöglingen 2013 entschied sie sich, in ihrem zauberhaften Garten Honigbienen zu halten. Nicht zu verwechseln sind diese mit den Wildbienen, deren Artenvielfalt in Deutschland inzwischen um die Hälfte zurückgegangen ist, und die häufig auf spezielle Blüten angewiesen sind. Doch jeder kann helfen. Bei der Auswahl von Neubepflanzungen kann man darauf achten „Bienenweiden“ zu kaufen, Pflanzen, die reich an Pollen und Nektar sind. Oder man säht statt Rasen einfach mal eine Blumenwiese. 20 stadt MAGAZIN KÖLN. Nr. 2/ 2021 32. Jahrgang
Im Bienenschwarm ist immer etwas los. Ruhe kennen die emsigen Tierchen nicht. Liebevolles Kümmern ist wichtig für die Mensch- Bienengemeinschaft Frischer Honig ist der Lohn für die Mühen der Imkerin Kathrin Bielfeldt beherbergt jedoch in erster Linie Honigbienen. Gemeinsam mit drei Freunden machte sie bei einem Imkermeister einen Lehrgang, zu dem auch ein Startpaket gehörte: eine Bienenbeute mit Waben, ein Schleier und ein Bienenvolk. HEGEN BRINGT BIENENSEGEN „Von da an musste ich diese Kiste hegen und pflegen“, doch es hat sich gelohnt. Mittlerweile sind aus einer Kiste acht geworden. Anfang Januar steht dieses Leben bereits in den Startlöchern. Die Winterbienen, die die kalte Jahreszeit gut überstanden haben, legen ein kleines Brutnest an. Für die Imkerin bedeutet das, sich spätestens jetzt um die Vorbereitungen zu kümmern. Nicht bewohnte Bienenkästen müssen von Wachs befreit werden, abgeschrubbt und dann abgeflämmt werden, um den Ablegern, also den jungen Bienenvölkern, als neue Behausung zu dienen. Das ist Knochenarbeit, aber notwendig, damit die Bienen gesund bleiben. Frische Brutrahmen und Honigrahmen müssen vorbereitet werden, und auch die Honigzargen werden gesäubert und hergerichtet. KAMPF DER KÖNIGINNEN-GIGANTEN Sowie es warm genug ist, werden die Völker einer schonenden Frühjahrsdurchsicht unterzogen, um zu kontrollieren, ob alle gesund durch den Winter gekommen sind und Brut angelegt haben. Ab der Kirschblüte werden dann die Honigräume aufgesetzt. Wenn eine Bienenkönigin stirbt, legt das übrige Volk mehrere große, sogenannte Weiselzellen an. Aus diesen bestifteten Zellen, gefüllt mit Gelee Royal, schlüpfen nach 16 Tagen große Königinnen. Die Stärkste sticht die Konkurrenz danach einfach ab. Kurz darauf fliegt die Königin mit einer kleinen Entourage ortskundiger Bienen aus, um sich im Flug an sogenannten Drohnensammelplätzen befruchten zu lassen. Dann legt sie im Laufe des Sommers täglich bis zu 2.000 Eier, um den Nachwuchs zu sichern. Was die meisten Menschen nicht wissen: Im Hochsommer wird in der Imkerei bereits der Herbst eingeläutet und die Bienen beginnen mit der Aufzucht der Winterbienen. Die Honigwaben, die das Volk entbehren kann, werden abgenommen, Gläser und Etiketten müssen vorbereitet werden, der Honig wird geschleudert und abgefüllt. Danach müssen alle Gerätschaften gründlich gereinigt werden, auch das bedeutet jede Menge Arbeit. ZEIT DER KUSCHELTIERE Haben die Völker im Spätsommer eine schonende Milbenbehandlung hinter sich, ziehen sich die Bienenvölker mit der Königin in der Mitte irgendwann zu einer Traube zusammen. Entgegen der landläufigen Meinung wärmen die Bienen dabei nicht ihre Behausung, sondern nur sich selbst in ihrer Wintertraube. Dabei koppeln sie die Flügel aus, um mit ihrem Brustmuskel Wärme zu erzeugen. „Ein Problem ist es“, so Kathrin Bielfeldt, „wenn wir, wie in diesem Winter, eine deutliches Wechselspiel der Temperaturen haben. Von 0 Grad auf 20 und dann wieder in den Minusbereich.“ Dann fangen die Völker stark an zu brüten, können ihre Brut jedoch in Kälteperioden nicht ausreichend wärmen. Wenn sie jedoch auf der Brut sitzenbleiben, geht ihnen an dieser Stelle möglicherweise das Futter aus. „Es tut sich also immer etwas bei uns“, so Kathrin Bielfeldt. Ihr Lohn ist der köstliche Honig, den man bei ihr und den vielen anderen Imkern der Stadt kaufen kann. Und der, da die Bienen in einem Umkreis von drei Kilometern sammeln, ja vielleicht sogar ein wenig von den Blumen des eigenen Gartens stammt. Wie um eine Traube sammeln sich die Bienen im Winter und halten sich in ihrer Kiste schön warm www.stadtmagazinkoeln.de Die schönsten Seiten unserer Stadt! 21
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