stadtMAGAZIN KÖLN. Ausgabe April-Mai 2021

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Exklusiv im stadtMAGAZIN KÖLN: Bürgerschaftliches Engagement Menschen im Ehrenamt von Sonja Nürnberger DENN WER LESEN KANN, IST STÄRKER! Kölner Lesementoren und Lesementorinnen vermitteln Spaß am Lesen Susanne Budkova ist Leiterin des Büros für Bürgerengagement der AWO Köln und betreut die Lesementoren und –mentorinnen Foto: privat KÖLNER LESEMENTOR:INNEN · Immer mal wieder hört man, dass die Ergebnisse der PISA-Studien regelmäßig zeigen, dass es bei vielen Schülerinnen und Schülern gravierende Defizite betreffend der Lese-, Schreib- und Sprachkompetenz gibt. Mehr als die Hälfte der 15-jährigen Jungen geben sogar an, noch nie aus eigenem Antrieb ein Buch gelesen zu haben. Dabei können diese Defizite enorme Auswirkungen auf das spätere Leben haben. Das Projekt LESEMENTOR Köln hat sich diesem Problem angenommen und versucht, Kindern und Jugendlichen den Spaß am Lesen zu vermitteln. Bereits vor elf Jahren wurde das Projekt LESE- MENTOR Köln ins Leben gerufen. „Vier Träger sind für das Projekt zuständig: die AWO Köln, die SK Stiftung, die VHS Köln und Lernende Region – Netzwerk Köln e.V.“, erklärt Susanne Budkova, Leiterin des Büros für Bürgerengagement der AWO Köln. „Das Projekt gab es bereits in anderen Städten und wir waren so überzeugt, dass wir es auch nach Köln holen wollten.“ Seitdem wird es gut angenommen. Zwischenzeitlich waren über 600 ehrenamtliche Lesementoren und Lesementorinnen an 120 Schulen in ganz Köln im Einsatz. LESEMENTOR Köln ist ein Projekt nach dem 1:1-Prinzip. Das heißt, dass sich jeweils ein Mentor oder eine Mentorin ein Jahr lang mit einem Kind oder Jugendlichen eine Stunde pro Woche mit dem Lesen beschäftigt. Dabei geht es nicht um Nachhilfe oder darum, schulische Aufgaben zu erledigen: „Der Leis- 22 stadt MAGAZIN KÖLN. Nr. 2/ 2021 32. Jahrgang
tungsdruck soll für den Zeitraum der Betreuung genommen werden. Die Kinder und Jugendlichen sollen Spaß am Lesen entwickeln.“ Dafür ist es notwendig, dass eine vertrauensvolle Basis zwischen Mentoren und Kindern geschaffen wird. „Wir schaffen den Rahmen dafür, dass mit Zeit, Zuwendung und emotionaler Nähe der offenkundigen Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen aus oftmals bildungsfernen Familien entgegen gewirkt wird.“ SELBSTBEWUSSTSEIN STÄRKEN Die Kinder und Jugendlichen kommen aus allen Schulformen, von der Grundschule, über die Förderschule bis hin zum Gymnasium und Berufskolleg. Ab der zweiten Klasse kristallisiert sich langsam heraus, welche Kinder Leseförderung benötigen. „Lehrerinnen und Lehrer suchen diese Kinder und Jugendlichen heraus. Es sind Kinder, die noch nicht sehr gut lesen, sehr langsam sind oder denen schlicht der Spaß daran fehlt“, erklärt Susanne Budkova. „Oft sind es auch Kinder, die sehr ruhig sind und bei denen man denkt, dass sie es einfach gut gebrauchen können, wenn sich eine Person exklusiv um sie kümmert.“ Denn bei LESEMENTOR Köln geht es nicht nur um die Verbesserung der Fähigkeit zu Lesen, sondern im Kern auch darum, das Selbstbewusstsein der Kinder zur steigern. Alle paar Jahre wird eine Umfrage unter den Lehrerinnen und Lehrern wie auch den Lesementorinnen und -mentoren gemacht. „In der letzten Umfrage ist ziemlich deutlich geworden, dass eben nicht nur die Lesekompetenz verbessert wurde, sondern deutlich aufgefallen ist, dass die Kinder selbstbewusster wurden. Dass sie sich auch mal trauten, sich im Schulunterricht zu melden und sich gegenüber anderen Kindern profilieren und positionieren konnten“, erzählt Susanne Budkova. „Wenn das Kind weiß, da kommt jemand jede Woche nur für ihn oder sie, dann macht das etwas mit dem Selbstbewusstsein und das ist eben etwas ganz Besonders.“ EINFÜHLUNGSVERMÖGEN UND GEDULD Deswegen ist es auch wichtig, dass sich die Lesementorinnen und -mentoren für ein ganzes Jahr verpflichten. Viele der Ehrenamtlichen sind Menschen, die in den (Vor-)Ruhestand gehen und sich nun ehrenamtlich betätigen möchten. „Manchmal möchten sie aber gleichzeitig auch viel reisen. Dann müssen wir diesen Menschen ganz ehrlich sagen, dass unser Projekt in dem Moment nicht das passende ist, da wir den Kindern eben diese Kontinuität gewährleisten möchten.“ Generell werden aber Menschen jeden Alters angesprochen, sich dieser Aufgabe anzunehmen. „Wir suchen auch bilinguale Lesementoren, weil wir auch die Herkunftssprache der Kinder anerkennen und fördern wollen“, so Susanne Budkova. Bevor es losgehen kann, muss erst einmal ein ein- bis zweitägiges Einstiegsseminar absolviert werden, vor allem aber sind Einfühlungsvermögen und Geduld gefragt. Dann entscheidet sich ein Mentor für eine Schule, bestenfalls in der Nähe des Wohnortes oder des Arbeitsplatzes. „Es gibt Die Ehrenamtlichen haben Spaß am Lesen und daran, diesen auch den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln auch Vollberufstätige, deren Arbeitgeber ein Ehrenamt für wertvoll erachten und deswegen eine längere Mittagspause gewähren, in der die Lesementorin oder der Lesementor dann zur Schule gehen und eine Stunde mit dem Kind zusammen lesen kann.“ Regelmäßig finden auch Austauschtreffen unter den Lesementorinnen und -mentoren statt. „Wir stellen immer wieder fest, wie wertvoll das ist. Denn oft stehen die Ehrenamtlichen vor denselben Schwierigkeiten und ein Austausch untereinander kann neue Ideen entstehen lassen“, weiß Susanne Budkova. „Ich erinnere mich an einen Lesementor, der erzählte, dass das Kind wahnsinnig gut malen könne, aber es ans Lesen zu bekommen, fiele ihm extrem schwer. Daraufhin erklärte eine andere Lesementorin, dass sie dasselbe Problem mit einem Kind gehabt habe und deswegen angefangen habe, mit diesem Kind Comics zu zeichnen. Seitdem funktioniere auch das Lesen besser.“ LESEMENTOREN GESUCHT „Besonders die Lehrerinnen und Lehrer wissen das Projekt zu schätzen. Die sehen, was die Ehrenamtlichen bewegen können“, so Susanne Budkova. „Zwischenzeitlich hatten wir etwa 630 aktive Lesementorinnen und -mentoren. Aber natürlich hatte die Pandemie auch auf unser Projekt Auswirkungen.“ Viele der Lesementoren gehören zur Risikogruppe oder haben Menschen im nahen Umfeld, die dazugehören. „Wir stellen gerade fest, dass wir dadurch viele Lesementorinnen und -mentoren verlieren werden. Und das, obwohl durch das Homeschooling der Bedarf eigentlich noch größer geworden ist. Deswegen suchen wir ganz dringend Menschen, die Lust haben, einem Kind eine Stunde pro Woche zu zeigen, wie viel Spaß Lesen machen kann.“ Wer selbst Freude am Lesen hat und dies auch anderen vermitteln möchte, kann sich jederzeit melden: Susanne Budkova budkova@awo-koeln.de | 0221.20 40 717 Stefan Lukas lesementor-bfb@awo-koeln.de | 0221.20 40 751 Foto: ©LESEMENTOR Köl · KÖLNER LESEMENTOR:INNEN · KÖLNER LESEMENTOR:INNEN · KÖLNER LESEMENTOR www.stadtmagazinkoeln.de Die schönsten Seiten unserer Stadt! 23
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