14.04.2021 Aufrufe

sommerzeit_2021_AT

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

19<br />

VOR 135 JAHREN WURDE DAS<br />

OBSERV<strong>AT</strong>ORIUM AUF DEM HOHEN<br />

SONNBLICK IN BETRIEB GENOMMEN.<br />

WIR HABEN SALZBURGS HÖCHST-<br />

GELEGENEN ARBEITSPL<strong>AT</strong>Z BESUCHT.<br />

Claudia Lagler<br />

Es sind Sonnenaufgänge, bei denen man den Atem anhält.<br />

Und wenn am Abend der Himmel in allen erdenklichen<br />

Rot- und Orangetönen leuchtet und die ersten<br />

Sterne aufblitzen, ist das ein gewaltiges Schauspiel. Elke<br />

Ludewig hat selten Zeit, das 360-Grad-Panorama vom<br />

Hohen Sonnblick im Raurisertal zu genießen – ihre Aufmerksamkeit<br />

ist nach innen gerichtet: In den Bauch einer<br />

Forschungsstation, die wie ein Raumschiff auf dem Gipfelplateau<br />

thront. Antennen, Parabolspiegel, Sender und<br />

Messgeräte wirken hier zwischen Fels und Eis wie Wesen<br />

aus einer anderen Welt. Im Inneren der Station laufen alle<br />

Messdaten zusammen. Elke Ludewig ist die Herrscherin<br />

über diese Wetterfestung. Die Meteorologin leitet seit<br />

2016 als erste Frau das Sonnblick-Observatorium, das<br />

heuer sein 135-jähriges Bestehen feiert. Mindestens einmal<br />

pro Woche wechselt sie von ihrem Schreibtisch in der<br />

Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG)<br />

in der Stadt Salzburg zu ihrem Arbeitsplatz auf 3.106 Meter<br />

im Nationalpark Hohe Tauern.<br />

Das Observatorium wurde 1886 in Betrieb genommen.<br />

Entstanden ist es, weil sich zwei weitblickende Männer<br />

zusammengetan haben: Julius Ferdinand von Hann,<br />

damals Direktor der ZAMG, der eine Gebirgswetterstation<br />

zur Erforschung höherer Luftschichten suchte, und<br />

der Goldbergwerksbesitzer und Mäzen Ignaz Rojacher,<br />

der mit dem Gipfel des Hohen Sonnblicks einen idealen<br />

Ort zur hochalpinen Wetterbeobachtung gefunden hatte.<br />

Der Platz war klug gewählt. Das Observatorium ist heute<br />

wegen seiner perfekten Lage ein international gefragtes<br />

Forschungszentrum. Der jüngste Coup: Elke Ludewig und<br />

ihrem Team ist es gelungen, das europäische Zentrum für<br />

Wolkenvergleichsmessungen auf den Sonnblick zu holen.<br />

Doch zurück zu den Anfängen: Am 2. September 1886<br />

zeichnete der erste Wetterbeobachter, Simon Neumayer<br />

aus Rauris, am Sonnblick erstmals Temperatur, Luftdruck<br />

und Niederschlag auf. „Wir verfügen über die weltweit<br />

längste durchgehende Messreihe in so großer Höhe“, erklärt<br />

Ludewig. Nur an vier Tagen nach dem Ersten Weltkrieg<br />

mussten die Aufzeichnungen unterbrochen werden,<br />

sonst sind die Messreihen seit 1886 vollständig und werden<br />

Tag für Tag länger. Klimaforscher und Meteorologen<br />

aus aller Welt arbeiten mit den Daten vom Sonnblick.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!