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VOR 135 JAHREN WURDE DAS<br />
OBSERV<strong>AT</strong>ORIUM AUF DEM HOHEN<br />
SONNBLICK IN BETRIEB GENOMMEN.<br />
WIR HABEN SALZBURGS HÖCHST-<br />
GELEGENEN ARBEITSPL<strong>AT</strong>Z BESUCHT.<br />
Claudia Lagler<br />
Es sind Sonnenaufgänge, bei denen man den Atem anhält.<br />
Und wenn am Abend der Himmel in allen erdenklichen<br />
Rot- und Orangetönen leuchtet und die ersten<br />
Sterne aufblitzen, ist das ein gewaltiges Schauspiel. Elke<br />
Ludewig hat selten Zeit, das 360-Grad-Panorama vom<br />
Hohen Sonnblick im Raurisertal zu genießen – ihre Aufmerksamkeit<br />
ist nach innen gerichtet: In den Bauch einer<br />
Forschungsstation, die wie ein Raumschiff auf dem Gipfelplateau<br />
thront. Antennen, Parabolspiegel, Sender und<br />
Messgeräte wirken hier zwischen Fels und Eis wie Wesen<br />
aus einer anderen Welt. Im Inneren der Station laufen alle<br />
Messdaten zusammen. Elke Ludewig ist die Herrscherin<br />
über diese Wetterfestung. Die Meteorologin leitet seit<br />
2016 als erste Frau das Sonnblick-Observatorium, das<br />
heuer sein 135-jähriges Bestehen feiert. Mindestens einmal<br />
pro Woche wechselt sie von ihrem Schreibtisch in der<br />
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG)<br />
in der Stadt Salzburg zu ihrem Arbeitsplatz auf 3.106 Meter<br />
im Nationalpark Hohe Tauern.<br />
Das Observatorium wurde 1886 in Betrieb genommen.<br />
Entstanden ist es, weil sich zwei weitblickende Männer<br />
zusammengetan haben: Julius Ferdinand von Hann,<br />
damals Direktor der ZAMG, der eine Gebirgswetterstation<br />
zur Erforschung höherer Luftschichten suchte, und<br />
der Goldbergwerksbesitzer und Mäzen Ignaz Rojacher,<br />
der mit dem Gipfel des Hohen Sonnblicks einen idealen<br />
Ort zur hochalpinen Wetterbeobachtung gefunden hatte.<br />
Der Platz war klug gewählt. Das Observatorium ist heute<br />
wegen seiner perfekten Lage ein international gefragtes<br />
Forschungszentrum. Der jüngste Coup: Elke Ludewig und<br />
ihrem Team ist es gelungen, das europäische Zentrum für<br />
Wolkenvergleichsmessungen auf den Sonnblick zu holen.<br />
Doch zurück zu den Anfängen: Am 2. September 1886<br />
zeichnete der erste Wetterbeobachter, Simon Neumayer<br />
aus Rauris, am Sonnblick erstmals Temperatur, Luftdruck<br />
und Niederschlag auf. „Wir verfügen über die weltweit<br />
längste durchgehende Messreihe in so großer Höhe“, erklärt<br />
Ludewig. Nur an vier Tagen nach dem Ersten Weltkrieg<br />
mussten die Aufzeichnungen unterbrochen werden,<br />
sonst sind die Messreihen seit 1886 vollständig und werden<br />
Tag für Tag länger. Klimaforscher und Meteorologen<br />
aus aller Welt arbeiten mit den Daten vom Sonnblick.