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DER FEIND IN MEINEM KÖRPER

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9<br />

„Für mich ist das Leben mit<br />

Lupus ein normales Leben!“<br />

Clara ist eine junge Frau und steht mitten im Leben.<br />

Von ihrer Erkrankung, dem systemischen Lupus<br />

erythematodes (SLE) lässt sie sich die Lebensfreude<br />

nicht nehmen. Wie sie das schafft und welche Rolle<br />

ihr Arzt dabei spielt, lesen Sie im Interview.<br />

Text Franziska Manske<br />

Clara, du bist betroffen von der Autoimmunerkrankung<br />

Lupus. Wie hat sie sich bemerkbar gemacht<br />

und wann wurde die Diagnose gestellt?<br />

Im Sommerurlaub in Kroatien 2009 hatte ich das erste<br />

Mal grippeähnliche Symptome. Ich war damals elf Jahre<br />

und meine Eltern vermuteten einen Sonnenstich. Im<br />

September wiederholten sich die Symptome, was meine<br />

Eltern stutzig machte. Meine Mama und ich gingen zu<br />

meiner damaligen Kinderärztin. Ich hatte das Glück,<br />

dass sie mich sehr gut kannte und sehr verwundert war,<br />

als es mir plötzlich so schlecht ging, denn ich war vorher<br />

nie wirklich krank gewesen. Die Kinderärztin begann<br />

zu recherchieren, tauschte sich mich Kollegen aus und<br />

hatte kurz darauf schon einen Verdacht. Sie leitete mich<br />

in die Kinderrheumatologie des UKE weiter und vier<br />

Wochen später, im Oktober 2009, kam dann schon die<br />

Diagnose systemischer Lupus erythematodes. Ich bin<br />

meiner Kinderärztin heute noch dankbar dafür, dass sie<br />

so gehandelt hat. Diese frühe Diagnose hat mir viel Leid,<br />

was andere Betroffene oft jahrelang erleben, erspart.<br />

Bei dir hat die Erkrankung ja auch Auswirkungen auf<br />

das zentrale Nervensystem gehabt. Das klingt recht<br />

gefährlich. Bitte erzähle uns mehr davon.<br />

Ich hatte immer Glühwürmchen vor den Augen, also so<br />

Lichtblitze im Sichtfeld. Mehr zum Glück nicht. Das liegt<br />

aber auch an der frühen Diagnose und der schnellen<br />

Behandlung. Wäre das nicht so gewesen, hätte es auch<br />

irreversible Folgen haben können.<br />

Wie wurdest du zu Beginn therapiert?<br />

Anfangs war ich stationär im Krankenhaus, um alles<br />

abzuklären. Dort begann dann auch die Cortison- und<br />

Endoxantherapie. Diese dauerte sieben Monate an<br />

und dafür musste ich einmal pro Monat eine Nacht ins<br />

Krankenhaus.<br />

Wie hat sich die Erkrankung auf deinen Alltag ausgewirkt?<br />

Am meisten hat mich das Vermeiden von Sonnenlicht<br />

eingeschränkt. Ich bin ein Sommerkind, meine Familie<br />

und ich sind immer viel ans Meer gereist und haben die<br />

Strandurlaube zusammen sehr genossen. Das ging dann<br />

so alles nicht mehr. Zudem war ich häufiger krank, was ich<br />

von mir vorher nicht kannte. Und später, auch wenn es komisch<br />

klingt, war der Nichtalkoholkonsum oft ein Thema.<br />

Gerade wenn man mit Freunden unterwegs ist, die ersten<br />

Partys besucht und das Leben feiert, ist ja oft Alkohol mit<br />

im Spiel. Für mich jedoch nicht. Das hat immer zu vielen<br />

Fragen geführt und ich wollte ja auch nicht jedem meine<br />

Krankengeschichte erzählen. Seitdem bin ich immer die<br />

Fahrerin, und das war dann für alle okay (lacht).<br />

Als Erwachsene mit 18 Jahren bist du dann in die Therapie<br />

zu Dr. Aries gewechselt. Was hat sich ab diesem<br />

Punkt verändert?<br />

Mit 18 habe ich die komplette Eigenverantwortung für<br />

mich und meine Krankheit übernommen. Vorher waren<br />

meine Eltern immer mit dabei. Auch Dr. Aries hat großen<br />

Wert darauf gelegt, dass ich auch bezüglich meiner Krankheit<br />

auf eigenen Füßen stehe. Doch das Wichtigste ist, dass<br />

ich es zusammen mit Dr. Aries geschafft habe, vom Cortison<br />

wegzukommen. Jetzt bekomme ich ein Biologikum,<br />

das ich anfangs einmal im Monat als Infusion bekommen<br />

habe. Seit Längerem mache ich das selbst, mit einem Pen.<br />

Damit geht es mir super.<br />

Aus deiner eigenen Erfahrung: Welche Rolle spielt für<br />

dich der vertrauensvolle Austausch mit dem behandelnden<br />

Arzt?<br />

Das ist super, super wichtig. Eine vertrauensvolle Basis<br />

ist gerade bei chronischen Erkrankungen essenziell: Man<br />

muss alles erzählen können, ohne sich dabei komisch zu<br />

fühlen, denn es könnte ja relevant sein. Ein guter Arzt ist<br />

jemand, zu dem man gern geht – so geht es mir mit Dr.<br />

Aries.<br />

Wie sieht dein Alltag heute aus: Fühlst du dich in<br />

irgendeiner Weise eingeschränkt, oder würdest du<br />

sagen, dass du ein weitestgehend normales Leben<br />

führen kannst?<br />

Ich mache ein duales Studium, arbeite im Schichtdienst,<br />

spiele Hand- und Fußball. Mit den kleinen Einschränkungen,<br />

die ich noch habe, kann ich sehr gut leben. Man darf<br />

auch nicht vergessen, dass ich bereits die Hälfte meines<br />

Lebens die Erkrankung habe. Für mich ist das Leben mit<br />

Lupus ein normales Leben.<br />

Was würdest du anderen Betroffenen gern mit auf den<br />

Weg geben?<br />

Ich finde es super wichtig, sich selbst wahrzunehmen,<br />

denn man kennt sich selbst am besten. Der Körper<br />

signalisiert genau, wenn er eine Pause braucht, und diese<br />

sollte man ihm dann auch gönnen. Aber sonst sollte man<br />

alles machen und ausprobieren, was man möchte – egal,<br />

was andere sagen.<br />

WEBSITE FÜR LUPUS-PATIENT*<strong>IN</strong>NEN<br />

Neu ab Juni 2021<br />

NEU<br />

Die Website lupuscheck.de erscheint ab Mitte Juni in neuem<br />

Look und mit vielen neuen Inhalten rund um das Thema<br />

„Leben mit Lupus“.<br />

NP-DE-LPU-ADVR-210001; 04/2021<br />

Systemischer Lupus erythematodes (SLE) ist eine Autoimmunerkrankung mit sehr variablen<br />

Symptomen und großen Auswirkungen auf das ganze Leben. Der Weg zur Diagnose ist oft<br />

lang und mit ihr kommen viele Fragen für die betroffenen Patient*innen: Was bedeutet die<br />

Diagnose für meinen Alltag? Gibt es eine Therapie? Wie geht mein Leben weiter?<br />

Lupus ist behandelbar<br />

Auch wenn Lupus bisher nicht heilbar ist, gibt es gute<br />

Behandlungsoptionen, die Betroffenen häufig ein weitgehend<br />

normales Leben ermöglichen. Das Therapieziel ist, die<br />

Aktivität der Krankheit so weit wie möglich zu beruhigen,<br />

damit weitere Schübe verhindert werden. Ein aktiver Lupus<br />

geht immer mit Entzündungsreaktionen in den betroffenen<br />

Organen und auf Dauer zunehmenden Organschäden<br />

einher. Das kann langfristig schwere Folgen haben, wie zum<br />

Beispiel einen allmählichen, oft erst spät bemerkten, Verlust<br />

der Nierenfunktion.<br />

Die Partnerschaft zwischen Patient*in<br />

und Therapeut*in<br />

Patient*in, Therapeut*in und Lupus gehen einen langen<br />

gemeinsamen Weg und müssen an einem Strang ziehen. Ein<br />

stabiles Vertrauensverhältnis ist dabei essenziell. Therapieentscheidungen<br />

sollten gemeinsam getroffen werden und<br />

neben dem individuellen Krankheitsbild auch die persönlichen<br />

Therapieziele berücksichtigen.<br />

ANZEIGE<br />

DIESER BEITRAG ENTSTAND MIT FREUNDLICHER UNTER-<br />

LEBEN MIT LUPUS<br />

– GUT <strong>IN</strong>FORMIERT DEN ALLTAG BESTREITEN<br />

STÜTZUNG DURCH DIE GLAXOSMITHKL<strong>IN</strong>E GMBH & CO. KG<br />

Während der Arztfokus häufig auf dem Organschutz liegt,<br />

stehen für Patient*innen meist sichtbare oder spürbare<br />

Symptome im Mittelpunkt, wie eine Hautsymptomatik,<br />

Schmerzen oder eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit.<br />

Ein regelmäßiger Austausch selbst in milden Krankheitsphasen<br />

und ein bestmöglich informierter Patient sind Schlüssel<br />

zur langfristig optimalen Steuerung der Behandlung.<br />

Informationen für Betroffene im Netz<br />

Unter www.lupuscheck.de finden Interessierte ausführliche<br />

Informationen zur Erkrankung, zu Therapiemöglichkeiten<br />

und wichtige Tipps für Arzt-Gespräche oder das<br />

Leben mit Lupus.<br />

Ab Mitte Juni wird die Website in neuem Look erscheinen<br />

und mit vielen zusätzlichen Inhalten ergänzt. Denn ein<br />

tieferes Verständnis der eigenen Erkrankung kann Ängste<br />

nehmen und Mut geben, den ganz individuellen Umgang<br />

mit Lupus zu finden und einen lebenswerten Alltag zu<br />

meistern.

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