rik Juni / Juli 2021
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05.<strong>2021</strong> І JUNI • JULI І HEFT 414<br />
KÖLN<br />
VIP<br />
MARCELLA<br />
ROCKEFELLER<br />
im exklusiven Gespräch<br />
GESELLSCHAFT<br />
POLEN:<br />
Eine Community<br />
in Angst<br />
STYLE<br />
Unsere DESIGN-<br />
Highlights für <strong>2021</strong><br />
05<br />
4 193289 501903<br />
1,90€<br />
INTERVIEWS: JENDRIK, OWEN PALLETT, MARINA, BRIX SCHAUMBURG
NIVEA<br />
IST FÜR ALLE DA<br />
UNSERE INITIATIVE<br />
#FÜRMEHRMITEINANDER<br />
nivea.de/miteinander
STADT 3<br />
Inhalt<br />
CORONA UND DIE FOLGEN<br />
Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld,<br />
der Bundesverband Trans*, der<br />
Verein Intersexuelle Menschen und<br />
der Lesben- und Schwulenverband<br />
Deutschland veröffentlichten ihre<br />
Studie zu den Auswirkungen der Corona<br />
Pandemie auf die Community. Ziel der<br />
Veröffentlichung ist es, die Betroffenen<br />
stärker in den Fokus der kommenden<br />
Bundestagswahl zu rücken.<br />
Kostenlos<br />
epaper.männer.media<br />
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Liebe Leser/innen,<br />
MARCELLA STARTET DURCH<br />
Seit über zehn Jahren ist Marcella<br />
Rockefeller in der Kölner Szene und auch<br />
in den Medien eine feste Größe. Was sie<br />
so besonders macht, ist, dass sie eine<br />
Sängerin ist. Wir sprachen mit La Rockefeller<br />
über ihr erstes Album, Céline Dion,<br />
Rosenstolz und Drag.<br />
MÖBEL SPEZIAL<br />
In unserem Spezial beschäftigen wir<br />
uns dieses Mal stark mit kleinen Objekten,<br />
die dem Wohnraum persönliche<br />
Akzente verleihen. Natürlich keine<br />
Staubfänger, sondern künstlerisch<br />
schön gestaltete Objekte. Außerdem<br />
werfen wir einen Blick in besonders<br />
kleine Apartments und deren kreativen<br />
Raumaufteilung.<br />
der Sommer kann kommen! Der letzte Lockdown<br />
ist vorbei, die Impfkampagne nimmt<br />
Fahrt auf und Reisen werden wieder möglich.<br />
Auch die Community blickt nach vorne auf<br />
einen neuen Sommertraum. Es heißt, die<br />
Gewohnheit macht den Genuss schal und die<br />
Entbehrung unerträglich. Manches, was uns<br />
selbstverständlich erschien können wir neu<br />
entdecken und genießen. Vielen Locations<br />
brauchen nun unsere Unterstützung, indem<br />
wir sie fleißig besuchen. Wahrscheinlich<br />
werden sich manche Türen nicht mehr öffnen,<br />
dafür versucht vielleicht eine jüngere, queerere<br />
Generation ihr Glück, die bislang an den Platzhirschen<br />
nicht vorbeigekommen ist. Auch die<br />
heißen wir herzlich willkommen und freuen<br />
uns auf die Bereicherung. Möglicherweise erübrigen<br />
sich auch Kämpfe der Vergangenheit<br />
und man stellt fest, dass wir alle in einem Boot<br />
sitzen und uns mehr verbindet, als trennt.<br />
Euer <strong>rik</strong>-Team!<br />
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4 SZENE<br />
Regenbogenfamilie<br />
werden<br />
Nicht jedes Kind hat das Glück, in einer<br />
Familie mit liebevollen Erwachsenen<br />
aufzuwachsen. Es gibt Kinder, die bereits früh Erfahrungen<br />
mit Vernachlässigung und mangelnder<br />
Fürsorge gemacht haben. Für diese Kinder sucht<br />
Context e.V. in Köln und Umgebung ein liebevolles<br />
Zuhause in Erziehungsstellen.<br />
„Colours of Change“ erhalten<br />
funkelndes Dankeschön<br />
Auf Missstände aufmerksam machen, dafür auf die Straße zu gehen<br />
und für Solidarität zu werben, ist unter den aktuellen Begebenheiten<br />
seit über einem Jahr alles andere als leicht. Dem Kölner Kollektiv<br />
„Colours of Change“ ist dies dennoch eindrucksvoll gelungen. Es<br />
besteht aus Gianni Jovanovic, Ibrahim Willeke und Anbid Zaman. Sie<br />
haben im Rahmen des letztjährigen CSD-Wochenendes auch unter<br />
dem Eindruck der Black Lives Matter Bewegung nicht nur das Kollektiv<br />
„Colours of Change“ ins Leben gerufen, sondern innerhalb von nur<br />
zwei Wochen eine Kundgebung auf dem Rudolfplatz mit dem Ziel<br />
organisiert, auf die Mehrfachdiskriminierung von queeren People of<br />
Colour (PoC) hinzuweisen und die LGBTIQ*-Community zur Solidarität<br />
aufzurufen. Aus diesem Grund zeichnen die Aidshilfe Köln und der<br />
Checkpoint das Kollektiv mit dem funkelnden Dankeschön aus.<br />
Erziehungsstelleneltern sind Menschen, die<br />
Kindern ein neues Zuhause geben, wenn diese<br />
nicht in ihren Herkunftsfamilien aufwachsen<br />
können. Die Kinder können durch das Erfahren<br />
von Sicherheit und Geborgenheit und den Aufbau<br />
stabiler Beziehungen „Familie“ neu erleben und<br />
Versäumtes nachholen. Eine Erziehungsstelle<br />
kann eine Familie, Lebensgemeinschaft oder auch<br />
Einzelperson sein, unabhängig von Familienstand,<br />
Herkunft oder sexueller Orientierung. Entscheidend<br />
ist die persönliche Eignung. „Wir freuen uns<br />
über Interessierte aus der LGBTIQ*-Community.<br />
Unsere Kinder und Erziehungsstellen sind so bunt<br />
wie das Leben selbst. Die eigene Vielfaltserfahrung<br />
kann oft helfen, Kindern mit ungewöhnlicher<br />
Biografie verständnisvoll zu begegnen.“, sagt<br />
Britta Schlüter von Context e.V. Wer mehr über die<br />
Arbeit von Context e.V. erfahren möchte oder mit<br />
dem Gedanken spielt ein Kind aufzunehmen, findet<br />
auf www.context-ev.de weitere Informationen<br />
zum Verein oder kann über Tel. 0221 96881296<br />
mit Britta Schlüter und dem Team in Köln in<br />
Kontakt treten.<br />
CSD im August<br />
Aufgrund von Terminüberscheidungen seitens der Stadt Köln ist es notwendig,<br />
das Straßenfest und die Demonstration auf den 27. bis 29. August statt<br />
wie bislang geplant im September zu schieben. Nach intensiven Gesprächen<br />
mit der Stadt Köln und um nicht mit dem WorldPride und den EuroGames<br />
<strong>2021</strong> in Kopenhagen zu kollidieren, finden das Straßenfest und die Demonstration<br />
in diesem Jahr erstmalig nicht als Abschluss, sondern in der Mitte<br />
des zweiwöchigen Festivals statt. Außerdem wurde eine Kooperation mit<br />
dem zeitgleich stattfindenden CSD Münster vereinbart. Die in Münster am<br />
Samstag und in Köln am Sonntag stattfindende Demonstrationen werden<br />
zusammen eine noch größere Strahlkraft für die LGBTIQ Community in NRW<br />
haben. Nach so einer langen Zeit, bringt der CSD wieder Farbe in die Stadt<br />
und sendet unter dem Motto „FÜR MENSCHENRECHTE – Viele. Gemeinsam.<br />
Stark!“ wieder ein Zeichen in die Welt.
SZENE<br />
5<br />
PRINCESS CHARMING<br />
Die Kölner Rechtsanwältin Irina Schlauch ist die Frau, die in der neuen lesbischen<br />
Dating-Show „Princess Charming“ auf die Suche nach ihrer großen<br />
Liebe geht. Ab dem 25. Mai <strong>2021</strong> darf man sich auf neun Folgen bei TVN online<br />
freuen. Es geht um die große Liebe und ehrliche Gefühle – allein unter Frauen.<br />
Wie gehen die Ladys untereinander auf<br />
Tuchfühlung? Wie daten Frauen, die auf<br />
Frauen stehen? Bei Sonnenschein und in<br />
lauen Sommernächten gibt’s heiße Dates<br />
und Partys am Pool in einer luxuriösen<br />
Villa. „Princess Charming“ verspricht viele<br />
Magic Moments, aber bei aller Romantik<br />
wird auch Spannung bei der Suche nach<br />
der großen Liebe unter Frauen sicher nicht<br />
ausbleiben.<br />
In aufregenden Einzel- und Gruppendates<br />
hat Princess Irina in jeder Episode die<br />
Chance, ihre potenziellen Damen kennenzulernen<br />
und ihnen näher zu kommen.<br />
Am Ende einer jeden Folge steht eine<br />
Entscheidung an und im Finale zittern<br />
schließlich zwei Single-Ladys darum, wer<br />
von ihnen die bessere Hälfte von Irina<br />
werden wird. Bei einer Frau achtet Irina vor<br />
allem auf den Charakter, sie mag Selbstbewusstsein<br />
und Humor. Ihr Coming Out<br />
sie mit 23 Jahren, alles lief harmonisch<br />
und unkompliziert ab: „Ich bin sehr tolerant<br />
erzogen worden, insofern war das für<br />
meine Familie kein Thema.“ Zu ihren Eltern<br />
und ihrer Zwillingsschwester hat Irina auch<br />
ansonsten ein super Verhältnis. Toleranz<br />
und Vertrauen sind ihr in der Liebe<br />
besonders wichtig. Ihre erste Beziehung<br />
hatte Irina mit 17 Jahren mit einem Mann,<br />
die folgenden ausschließlich mit Frauen.<br />
Die Powerfrau mag jeden Sport, bei dem<br />
sie ein Brett unter den Füßen hat, wie<br />
Snowboarden, Wakeboarden oder Surfen.<br />
<strong>rik</strong> sprach mit der Kandidatin.<br />
Warum denkst Du, dass es wichtig<br />
ist, dass es jetzt „Princess Charming“<br />
gibt?<br />
Irina: Mir ist bewusst, dass wir lesbische<br />
Frauen auch kleiner Teil einer großen und<br />
bunten Community sind. Aus diesem<br />
Grund freue ich mich umso mehr, dass<br />
wir nun die Möglichkeit haben, uns zeigen<br />
können. Für mich ist es selbstverständlich,<br />
eine Frau zu sein, die auf andere Frauen<br />
steht, aber für viele ist Homosexualität<br />
noch keine Normalität.<br />
Wie gehst du an das Kennenlernen<br />
heran?<br />
Irina: Die größte Herausforderung wird<br />
sein, allen Frauen in so kurzer Zeit zu<br />
begegnen und auch den Frauen die<br />
Chance zu geben, mich kennenzulernen.<br />
Dass ich jemanden finde, die zu mir passt,<br />
ist die eine Sache, aber die Frauen müssen<br />
auch herausfinden können, ob ich zu<br />
ihnen passe. Das geht nur, indem man viel<br />
Zeit miteinander verbringt. Ich bin Single<br />
und 30, es wird Zeit, dass die Traumfrau<br />
kommt!
6 SZENE<br />
STUDIE<br />
EIN JAHR CORONA:<br />
Wie geht es uns?<br />
300 queere Organisationen und<br />
Expert*innen wurden befragt, 41 Seiten<br />
bedruckt: Der Corona-Bericht zum Stand<br />
der Dinge in der queeren Szene ist fertig und<br />
kommt zu besorgniserregenden Ergebnissen.<br />
Bestehende Probleme verschärfen sich<br />
dramatisch.<br />
Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld<br />
(BMH), der Bundesverband Trans* (BVT), der<br />
Verein Intersexuelle Menschen (IM e.V.) und<br />
der Lesben- und Schwulenverband Deutschland<br />
(LSVD) veröffentlichten diese Woche ihre<br />
Broschüre „Auswirkungen der Coronapandemie<br />
auf lesbische, schwule, bisexuelle, trans*,<br />
intergeschlechtliche, queere und asexuelle<br />
Personen in Deutschland“. Ziel der Veröffentlichung<br />
ist es, LGBTIQ*-Rechte stärker in den<br />
Fokus der kommenden Bundestagswahl zu<br />
rücken. Hier ein paar Ausschnitte:<br />
FINANZIELLE ÄNGSTE<br />
Finanzielle Probleme von Beratungsstellen<br />
und kulturellen Orten verstärkten sich unter<br />
anderem durch die notwendig gewordene<br />
technische Aufrüstung. Initiativen befürchten<br />
zudem, dass ihre Arbeit in der Pandemie<br />
vom Staat für unnötig erklärt und unter<br />
kommenden Haushaltskürzungen besonders<br />
leiden wird:<br />
„ Angestellte verzichten zu Jahresbeginn<br />
in manchen Fällen sogar auf einen Teil<br />
ihres Gehalts, damit keine Kolleg*innen<br />
entlassen werden müssen.“<br />
Tammo Wende von RosaLinde Leipzig<br />
VERANSTALTUNGEN UND HILFSANGE-<br />
BOTE WERDEN SELTENER<br />
Fast 40 Prozent der im Heft befragten<br />
Initiativen gaben an, dass sie den Großteil<br />
ihrer Veranstaltungen absagen mussten. Der<br />
Rest wurde ins Digitale verlagert. Obwohl<br />
viele queere Menschen unter dem Verlust<br />
von Präsenzveranstaltungen leiden, freuen<br />
sich viele ältere, chronisch kranke und<br />
behinderte Menschen über Online-Formate,<br />
die ihre Teilnahme erstmals ermöglichen.<br />
KATASTROPHALER ZUGANG ZUR<br />
GESUNDHEITSVERSORGUNG<br />
Queere Menschen leiden besonders<br />
oft unter mentalen Krankheiten. Die<br />
Dauerpräsenz von Diskriminierungserfahrungen<br />
verbindet sich nun mit den<br />
Auswirkungen der Corona-Krise: Isolation,<br />
Existenzangst, Sorge um sich und andere.<br />
Der Bedarf an diskriminierungssensiblen<br />
Psychotherapeut*innen ist dementsprechend<br />
weiter gestiegen.<br />
„In einer Erhebung des Deutschen<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
aus dem Jahr 2017<br />
berichteten lesbische, schwule<br />
und bisexuelle Menschen doppelt<br />
so häufig wie heterosexuelle<br />
Menschen, dass bei ihnen schon<br />
einmal eine depressive Erkrankung<br />
diagnostiziert wurde.“<br />
Noah Rieser von TransInterQueer e.V.<br />
und das Universitätsklinikum Hamburg<br />
Eppendorf berichten unabhängig<br />
voneinander, dass das ständige Gängeln<br />
durch medizinisches Personal bei inter- und<br />
trans*geschlechtlichen Personen zur
SZENE 7<br />
Vermeidung von Corona-Tests führt. Dazu<br />
kommt, dass sich die Bearbeitungsdauer<br />
von Anträgen auf Namensänderung etc. bei<br />
trans* Personen verlängert und Operationen<br />
abgesagt werden. Tragisch, da auch ohne<br />
Pandemie eine rechtliche und medizinische<br />
Transition Jahre dauern kann.<br />
SOZIALE ISOLATION<br />
Queere Geflüchtete sind in der Pandemie<br />
unterschiedlichsten Gefahren ausgesetzt:<br />
Einer Corona-Infektion durch überfüllte<br />
Sammelunterkünfte, schlechtere<br />
Chancen auf Asyl durch den Wegfall von<br />
rechtlicher Beratung und Isolation wegen<br />
der Streichung von Community-Treffen.<br />
Wegen der schlechten Internetverbindung<br />
in ihren Unterkünften können sie nicht<br />
auf digitale Angebote zurückgreifen.<br />
Angesichts dieser schwierigen Umstände<br />
gelangen Lilith Raza vom Queer Refugees<br />
Deutschland und Ibrahim Willeke von<br />
der Landeskoordination der Anti-Gewalt-<br />
Arbeit für Lesben, Schwule & Trans* in<br />
NRW zu folgender Einschätzung:<br />
„Seit Beginn der Pandemie haben wir<br />
[die beiden] einen deutlichen Anstieg<br />
von Suizidalität, Gewalterfahrungen,<br />
Depressionen und Angst unter geflüchteten<br />
LSBTIQA+ beobachtet.“<br />
Viele queere Menschen arbeiten selbstständig, um Diskriminierung zu entgehen. In der Pandemie sind sie besonders oft<br />
von Hartz 4 betroffen, da sie als Soloselbstständige nicht arbeitslosenversichert sind und die Corona-Maßnahmen des<br />
Bundes für sie größtenteils unwirksam waren. So auch DJ Seet, der im hinnerk 8/20 von seinen Erfahrungen berichtete.<br />
Carolina Brauckmann vom Verband Lesben<br />
und Alter weist neben den Schwierigkeiten<br />
der Pandemie auf die Krisenerfahrenheit von<br />
älteren queeren Menschen hin: Sie besäßen<br />
durch lesbische, schwule, bisexuelle und<br />
trans* Kämpfe in der letzten Jahrhunderthälfte<br />
erprobte Bewältigungsstrategien.<br />
VERORDNETE FAMILIENIDYLLE<br />
Im Zuge des Infektionsschutzes<br />
wird laut Rebekka Blum, Francis Seeck<br />
und Ilka Quindeau die Familie wieder<br />
traditioneller: Der Kontakt zu Herkunftsfamilien<br />
und monogamen Partner*innen<br />
wird weniger streng eingeschränkt, als bei<br />
Freund*innen und mehreren Partner*innen.<br />
Fatal für queere Menschen, da viele<br />
LGBTIQ*-Personen sich mit einer selbst<br />
gewählten Familie enger verbunden fühlen.<br />
Polyamore Menschen werden durch solche<br />
Regelungen gezwungen, sich zwischen<br />
Partner*innen zu entscheiden. *vf<br />
DHL hisst<br />
Regenbogen<br />
Bunt, groß und außergewöhnlich<br />
ist der Auftrag, der bei der<br />
Wuppertaler Firma Fahnen<br />
Herold hereingeflattert ist: 750<br />
Regenbogenfahnen sind in den Produktionshallen<br />
angefertigt worden. Auftraggeber<br />
war der Logistikkonzern Deutsche Post<br />
DHL, der damit ein starkes Zeichen rund um<br />
die Themen Diversität und Akzeptanz setzt.<br />
Die Regenbogenfahnen wurden am<br />
17. Mai, dem „Internationalen Tag gegen<br />
Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“ an<br />
zahlreichen Betriebsstätten der Deutschen<br />
Post in der gesamten Bundesrepublik<br />
gehisst. „Wir setzen ein starkes Zeichen<br />
für Diversität. Mir ist kein Unternehmen in<br />
Deutschland bekannt, das je eine Diversity-<br />
Aktion in solch einer Größenordnung<br />
umgesetzt hat“, sagt Initiator Peter<br />
Steinhoff von der Deutschen Post.<br />
Das unternehmensinterne Netzwerk RainbowNet<br />
wurde 2008 für LGBTI-Beschäftigte<br />
gegründet. Es soll dazu beitragen, dass<br />
alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung und<br />
geschlechtlichen Identität unbelastet ihrer<br />
Arbeit nachgehen können, um einen Raum<br />
für Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.<br />
Das Netzwerk, das nicht nur in Europa,<br />
sondern auch in Asien, Südame<strong>rik</strong>a und den<br />
USA Mitglieder hat, unterstützt Beschäftigte<br />
und Führungskräfte in beratender<br />
Funktion. Der Konzern vereint Menschen<br />
aus einer Vielzahl von Kulturkreisen und<br />
kulturellen Hintergründen. Dies spiegelt sich<br />
auch im Motto des Diversity-Managements<br />
wider: „Alle verschieden - gemeinsam<br />
erfolgreich“. Der Konzern bekennt sich<br />
darüber hinaus ausdrücklich zu Chancengleichheit,<br />
was im Verhaltenskodex sowie<br />
in der konzerneigenen Erklärung zu Vielfalt<br />
und Inklusion hervorgehoben wird. Deutsche<br />
Post DHL Group feiert seit mehreren<br />
Jahren im Monat Mai eine gesamte Diversity<br />
Week.<br />
www.dpdhl.com
8 SZENE<br />
JUBILÄUM<br />
CAZZO<br />
WIRD 25<br />
Vadim Romanov:<br />
„Mein tiefster Respekt<br />
für CAZZOs enormen<br />
Beitrag zur Pornoindustrie<br />
und mein Wunsch, eine<br />
unerschöpfliche Quelle<br />
sexueller Energie<br />
und Fantasie zu<br />
bleiben.“<br />
Amanda Cox:<br />
„Wow, 25 Jahre!<br />
Eine Legende, die<br />
verdammt weit und oft<br />
GEKOMMEN ist.“<br />
Ein Vierteljahrhundert voller Testosteron.<br />
Seit 1996 steht das in Berlin<br />
an den Start gegangene Pornolabel<br />
für schwulen Spaß und auch schwule<br />
Emanzipation. Seit 2016 leitet Felix Kamp das<br />
Studio, <strong>2021</strong> wird das Jubiläum begangen.<br />
1995, als Jörg Andreas per Zufall Jürgen Brüning<br />
begegnete, ging alles los. Der erste Film war 1996<br />
„Berlin Techno Dreams“ und wurde aufgrund der<br />
kernigen Darsteller, der rasanten Schnitte und<br />
des Technobooms sogleich ein großer kommerzieller<br />
und medialer Erfolg. Es folgten weltweit<br />
vertriebene DVDs und seit einiger Zeit natürlich<br />
auch digitale Angebote mit Stars wie Thom Barron<br />
und Fred Faurtin. <strong>2021</strong> ist CAZZO – italienisch<br />
für „Schwanz“ – international ein angesehener<br />
Name in der Pornobranche, auch weil man<br />
sich weiterhin nicht festlegen lässt: Skinheads,<br />
„Normalos“, Punks, ungewöhnliche Drehorte oder<br />
extremere Fetisch-Sexpraktiken – alles und fast<br />
jeder ist dabei, 2009 zum Beispiel Tim Kruger.<br />
Gut zu wissen: Das erste Cover unseres Magazins<br />
für Berlin, sergej (heute blu), zierten 1997 zwei<br />
knutschende CAZZO-Kerls. *rä<br />
NACHGEFRAGT<br />
Henning von Berg über seine Zeit<br />
bei CAZZO<br />
Der weltweit bekannte Fotograf<br />
verriet uns, was ihn mit dem Label<br />
verbindet.<br />
„CAZZO-Film? Ein inspirierendes<br />
und aufregend-erregendes Medium<br />
mit echtem Berliner Lokalkolorit,<br />
welches das Image (Berlin = sexy)<br />
ganz entscheidend mitgeprägt<br />
hat. Sogar weltweit! Pur, rau und<br />
authentisch; dabei stets unterlegt<br />
mit hartem Techno-Sound“, so der<br />
Fotograf, der fast ins Schwärmen<br />
gerät. „Spannende Pornoerzählungen<br />
visualisierten das außergewöhnliche<br />
Flair der Nachwendezeit in<br />
der frisch wiedervereinigten Stadt.<br />
Ein kerliger Look, der prompt Heerscharen<br />
von erwartungsfreudigen<br />
Gay-Touristen in die Metropole<br />
lockte.“ Die von vielen bemängelte<br />
Prüderie der heutigen Zeit war noch<br />
weit weg. „CAZZO gehörte damals<br />
zur schwulen Szene Berlins wie<br />
heute die Schwaben zum Prenzlauer<br />
Berg. Dabei war den meisten Fans<br />
sicherlich noch nicht mal die italienische<br />
Bedeutung des Firmennamens<br />
geläufig.“ Und wie ging es eigentlich<br />
los? „1996 hatte ich den beiden<br />
Geschäftsführern eine geräumige<br />
Altbauwohnung nahe Mehringdamm<br />
als allererste Büroadresse vermittelt.<br />
Bald stand ich Zweimeter-Mann<br />
sogar selbst vor der Kameralinse<br />
als gestrenger Partisanen-Offizier.<br />
Später als Häftlingskomparse und<br />
als Aktfotograf. Nur logisch, dass<br />
ich 1997 den Beruf wechselte und<br />
tatsächlich Fotograf wurde. Eine<br />
verrückte Zeit mit tollen Erlebnissen,<br />
die ich nicht missen möchte.“<br />
Wer hätte das gedacht? Künstler<br />
durch Porno. Wobei: Irgendwie waren<br />
die ersten CAZZO-Filme mehr als<br />
nur Pornografie, da war jede Menge<br />
Zeitgeist und Kunst mit im Spiel. Ein<br />
Stück queere Geschichte! *rä<br />
FOTO: J. SCHOMMER
Schmuck zur Verteidigung<br />
SZENE 9<br />
Kaum eine Woche, in der wir nicht über Gewalt gegen<br />
Queers berichten. Obwohl in den Firmen und in den<br />
Medien weitaus mehr Toleranz und Akzeptanz als vor zwanzig<br />
Jahren gelebt wird, steigen die queerfeindlichen Übergriffe auf<br />
den Straßen an. Da gibt es einem ein Gefühl von Sicherheit,<br />
wenn man weiß, dass man sich verteidigen könnte, wenn es<br />
denn sein muss. Hier setzt das von Frauen geführte Start-up<br />
„Not Just A Jewel“ an. Es sei „eine umfassende Lösung für<br />
persönliche Sicherheit und umfasst ein smartes Schmuckarmband<br />
zur gewaltfreien Selbstverteidigung mit angeschlossener<br />
Schutz- und Community-App“.<br />
Entwickelt wurde das Schmuckarmband zur gewaltfreien<br />
Selbstverteidigung für Frauen, aber auch Dragqueens und Queers<br />
können davon profitieren. Verrate uns doch mal, wie es genau<br />
funktioniert.<br />
Wir haben unser Armband im ersten Schritt für alle Menschen<br />
entwickelt, die Design und Schmuck lieben und mit uns<br />
gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt setzen wollen! Polizei und<br />
Selbstverteidigungsexpert*innen empfehlen das Tragen eines<br />
lauten Alarms als besonders wirksame Methode, potenzielle<br />
Angreifer*innen abzuschrecken, den Überraschungsmoment<br />
zu nutzen und andere auf sich aufmerksam zu machen, um<br />
Hilfe zu organisieren. Hier gehen wir einen Schritt weiter. Über<br />
unsere App kann man Freunde und Familie dazu einladen, zum<br />
persönlichen Schutzengel zu werden. Diese können dann im<br />
Notfall schnell Hilfe organisieren oder die Polizei rufen. Und so<br />
funktioniert das Ganze: Für unser erstes Produkt integrieren<br />
wir einen 120 dB lauten Alarm in ein stylish designtes und<br />
IoT-fähiges Schmuckarmband und verbinden es mit unserer<br />
Schutz- und Community-App.<br />
Mit einem Zwei-Wege-Auslösemechanismus kann man ganz<br />
intuitiv entweder den lauten oder einen stillen Alarm mit nur<br />
einem Finger auslösen. Im Fall einer Alarmaktivierung geht<br />
dann eine SMS mit den GPS-Daten an die vorab über die App<br />
ausgewählten Notfallkontakte und andere App-Nutzer*innen<br />
im Umfeld für die erste Hilfe. Der Link in der SMS führt zu einer<br />
gesicherten Website, wo dann der Live-Standort verfolgt werden<br />
kann und die Kontakte entweder schnell selbst vor Ort sind oder<br />
die Polizei zu Hilfe rufen können.<br />
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Uns ist es besonders wichtig, das Sicherheitsgefühl der<br />
Träger*innen zu stärken, indem sie unser Armband ganz<br />
selbstverständlich in ihren Alltag und auch ihren Lifestyle<br />
integrieren können. Zu wissen, dass man sich im Fall der Fälle<br />
selbst helfen kann und Hilfe rufen kann, selbst wenn das Handy<br />
aus oder unerreichbar ist, beruhigt ungemein. Eltern können ihre<br />
Teenager beruhigter ausgehen lassen. Freund*innen wissen, dass<br />
sie informiert werden, wenn eine Situation außer Kontrolle gerät,<br />
ohne dass ein dauerhaftes Tracking nötig wird. Um im Notfall<br />
helfen zu können, braucht der Schutzengel die App nicht selbst<br />
runterzuladen – ein Handy mit SMS-Funktion reicht aus. *rä<br />
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10 KULTUR<br />
INTERVIEW<br />
FOTO: SVEN SERKIS<br />
BRIX SCHAUMBURG,<br />
Schauspieler und trans*<br />
Sichtbarkeit muss sein, sonst<br />
vergisst einen die heterosexuelle<br />
Mehrheit. Diskriminierung<br />
kann nur durch Wissen abgebaut<br />
werden. Und ja, auch Serien können<br />
helfen, progressive queere Gedanken<br />
und Beispiele „anderer“<br />
Lebensformen in die deutschen<br />
Haushalte zu bringen. Es ist wichtig,<br />
Anderssein zu thematisieren, nur<br />
so können Menschen im Selbstfindungsprozess<br />
entdecken, dass sie<br />
nicht alleine sind.<br />
Brix Schaumburg aus der Serie „SUNNY<br />
– Wer bist du wirklich?“ über sein Leben<br />
als Transmann, die Geburt seines Kindes.<br />
Seit Ende 2020 hat er auch einen Podcast<br />
am Start: https://audionow.de/podcast/<br />
herzfarben. *rä<br />
Sunny ist „revolutionär“, „eine<br />
Eventserie, die es so in Deutschland<br />
noch nie gab“ – was ist denn das<br />
Besondere, Einzigartige an eurer<br />
Produktion?<br />
Die Storyline und auch die Bilder sind sehr<br />
auf den Punkt, ehrlich und viel aussagend.<br />
Ich bin gespannt, wie die Zuschauer damit<br />
umgehen werden. Es ist definitiv revolutionär<br />
und neu.<br />
Wen spielst du und was macht deine<br />
Rolle aus?<br />
Ich verkörpere „Nik“, einen tollen, lieben<br />
und sehr aufmerksamen Charakter. Er ist<br />
ein lieber Kerl und für seine Mitmenschen<br />
da. Natürlich lässt auch er sich von der<br />
Clique in gewisse Situationen reinziehen,<br />
aber er weiß auch immer, wie er für sich<br />
wieder zurückfindet.<br />
Was unterscheidet dich von deiner<br />
Rolle?
Nik ist mir zu ruhig und lässt sich immer noch zu viel<br />
gefallen, vor allem, wie in seinem Beisein über seine Freunde<br />
geredet wird. Des Weiteren ist diese Trans-Thematik nicht in<br />
diesem Ausmaß Teil meines Lebens.<br />
Was habt ihr gemeinsam?<br />
Einen flotten Sinn für Stil und ein aufmerksames Auge für<br />
die Dinge, die um einen geschehen.<br />
Design /// BODY /// TRAVEL ///<br />
Wie sehr ähneln sich Niks und deine Biografie?<br />
Nicht wirklich sehr stark, aber viele Kostüme würde ich<br />
privat tragen, oder sind manche sogar vielleicht von mir?<br />
Tja ...<br />
Was ist dein Geheimnis?<br />
Ich weiß, wie es ist, als Frau durch die Welt zu laufen, wie<br />
man Frauen erobern kann und wie sie wirklich denken.<br />
Männer, wollt ihr einen Lehrgang buchen?<br />
Wie wichtig ist es dir, dass das Thema Transgender<br />
eine Plattform bekommt durch Nik in „SUNNY“?<br />
Sehr wichtig, da ich mich als Botschafter sehe. Für mich<br />
persönlich spielt das ganze Thema kaum noch eine Rolle,<br />
denn ich bin sehr glücklich mit meinem Leben. Aber es gibt<br />
genug Menschen, die eben nicht auf dem Regenbogen<br />
fliegen. Es muss sich noch einiges in unserer Gesellschaft<br />
tun, damit sich einfach alle akzeptiert fühlen und auch<br />
akzeptiert werden. Dies beinhaltet in meinen Augen aber<br />
viele Themen wie z. B. Bodyshaming, Sexualität, Herkunft,<br />
Menschsein … Da ist noch so viel Luft nach oben!<br />
Vielleicht dadurch auch eine größere „Normalität“<br />
in der öffentlichen Wahrnehmung?<br />
Akzeptanz und Respekt, das ist mir ein<br />
großes Anliegen – miteinander<br />
für eine bessere Welt. Jeder<br />
kann immer nur sein<br />
eigenes Handeln<br />
maximieren und damit<br />
andere inspirieren.<br />
Du sagtest mal, das<br />
sei eine Herzensangelegenheit<br />
für<br />
dich – was erhoffst<br />
du dir durch diese<br />
Rolle?<br />
Ich erhoffe mir durch meine Rolle<br />
mehr Akzeptanz und Miteinander. Ich<br />
möchte denjenigen Mut machen, die dies brauchen, und<br />
laut werden für diejenigen, die dies nicht alleine können.<br />
Zusammen sind wir stärker.<br />
Du bist in der Zeit, als ihr für SUNNY in der<br />
Quarantäne gewesen seid und gedreht habt, Vater<br />
geworden. Wie hat sich das für dich angefühlt?<br />
WOW, einfach nur WOW. Wir haben Leben geschaffen, und<br />
was für eine kleine süße Maus. Ich bin so unfassbar stolz auf<br />
meine Frau und sehr dankbar, dass ich nun den Titel „PAPA“<br />
tragen darf.<br />
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Wie ist es jetzt als Vater?<br />
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12 KULTUR<br />
NACHGEFRAGT<br />
JULIAN<br />
F.M.<br />
STOECKEL:<br />
„No hate!“<br />
FOTO: M. RÄDEL<br />
Lagerkoller? Zusammensein<br />
mit Plauderei bei Kaffee<br />
und Kuchen an der frischen Luft,<br />
das geht. Oder auch auf Social<br />
Media schauen und lauschen, zum<br />
Beispiel <strong>Juli</strong>an F.M. Stoeckel. Für<br />
uns nahm sich der Queer Zeit für<br />
einen Chat.<br />
Unlängst warst du im BKA Theater<br />
zu sehen. Woran sitzt du gerade?<br />
Ich bin gerade aus Köln gekommen. Dort<br />
habe ich die letzten 14 Tage für RTL.DE<br />
einen Livestream moderiert. Natürlich<br />
geht mein Engagement am BKA Theater<br />
ebenfalls weiter und wir starten eine<br />
zweite Staffel meiner Late-Night-Show<br />
„Bitte bleiben Sie doch auf dem roten<br />
Teppich“. Ich freue mich sehr darauf …<br />
Alltagsrassismus ist seit letztem<br />
Jahr stärker in den Fokus der<br />
Öffentlichkeit gerückt. Wie verhältst<br />
du dich, wenn du Rassismus<br />
etwa auf Social Media bemerkst?<br />
Rassismus, Homo- oder Transphobie und<br />
Antisemitismus haben auf meinen Social-<br />
Media-Kanälen absolut keinen Platz – ich<br />
verweise auch Menschen von meinen<br />
Portalen, und wenn es sein muss, dann<br />
werden User auch entfernt oder geblockt.<br />
No hate!<br />
Du selbst wurdest oft als oberflächlich<br />
bezeichnet und aufgrund deiner<br />
Sexualität Zielscheibe von homophober<br />
Häme im Netz. Verletzt dich<br />
das?<br />
Wirklich? Siehst du, so was weiß ich gar<br />
nicht – ich bin so oberflächlich und desinteressiert,<br />
dass mir solche Dinge gar nicht<br />
auffallen. Es ist mir auch vollkommen<br />
Wurscht, was Leute über mich sagen,<br />
denken oder schreiben. Ich kenne auch<br />
gehässige Kollegen, die sich am liebsten<br />
über mich erheben. Aber: Es interessiert<br />
mich nicht! Null, nada, niente …<br />
Inwiefern trifft dich die Corona-<br />
Pandemie, hast du Angst?<br />
Die Corona-Pandemie ist eine Situation<br />
mit der wir uns alle beschäftigen müssen,<br />
und gewinnen kann man diese Situation<br />
nur, wenn man sich in der für uns alle<br />
schwierigen Situation auch über andere,<br />
neue Wege und Lösungen Gedanken<br />
macht. Wie es ist, kann es ja nicht bleiben.<br />
Wir müssen mit der Zeit gehen, sonst<br />
gehen wir mit der Zeit …<br />
Wie trifft die Pandemie den<br />
Geschäftsmann <strong>Juli</strong>an F.M.<br />
Stoeckel?<br />
Das kann man weder in Worten noch in<br />
Zahlen bemessen. Meine gesamten Events<br />
(Public Viewing zum Dschungelcamp,<br />
meine CSD-Tour und meine „<strong>Juli</strong>an F.M.<br />
Stoeckel & Friends – die Show“) können<br />
nicht stattfinden. Natürlich laufen meine<br />
Fernseh- und TV Produktionen weiter,<br />
aber am meisten bin ich froh über mein<br />
Engagement im BKA Theater … Das rettet<br />
mich auch vor der totalen Langeweile …<br />
*Interview: Michael Rädel
Immer aktuell informiert<br />
Newsletter<br />
der Kölner Philharmonie<br />
Foto: Oleg Laptev<br />
koelner-philharmonie.de/newsletter<br />
0221 280 280
14 KULTUR<br />
STREAMING<br />
FOTOS: ARD DEGETO / ANDREA HANSEN<br />
ARD mit schwuler Serie<br />
Der Wonnemonat wirft seinen Schatten<br />
voraus, nein, er lässt seinen queeren<br />
Schein strahlen: Ab Mai soll die Serie „All<br />
You Need“ über den Alltag vierer schwuler<br />
Männer in der ARD-Mediathek zu sehen<br />
sein – in einem für die junge Zielgruppe<br />
maßgeschneiderten Shortform-Format,<br />
fünf Folgen à 20 Minuten. Die Serie gibt es<br />
ab 7. Mai in der ARD-Mediathek zu sehen.<br />
Sie wird am 16. Mai auch auf ONE ausgestrahlt.<br />
*rä<br />
„Noch immer werden im deutschen Fernsehen<br />
Charaktere aus der LGBTIQ*-Community<br />
hauptsächlich als Nebenfiguren erzählt.<br />
Ich freue mich, dies mit All You Need<br />
ändern zu können. Und das ist hoffentlich<br />
nur der Anfang“, so Regisseur Benjamin<br />
Gutsche. „Wir fangen endlich an, auf den<br />
Bildschirmen abzubilden, wie unsere<br />
Gesellschaft wirklich aussieht. So rückt<br />
Diversität ganz selbstverständlich in die<br />
Mitte unserer Arbeit“, ergänzt Nataly Kudiabor,<br />
Produzentin UFA Fiction **. Worum<br />
geht es in der Serie, die unter anderem im<br />
SchwuZ und in der Sauna Boiler gedreht<br />
wurde? Um Themen, die jeden betreffen<br />
können, natürlich in geballter Serienfassung<br />
und aus der queeren Perspektive (obwohl<br />
die Hauptdarsteller alle heterosexuell sind<br />
...): „Die langjährige Beziehung, die plötzlich<br />
vor der Zerreißprobe steht. Der finanzielle<br />
Schuldenberg, der unaufhörlich wächst. Der<br />
One-Night-Stand, der nicht lockerlässt. Der<br />
Lebenstraum, der wie eine Seifenblase zu<br />
platzen droht. Die große Liebe, die unerwidert<br />
bleibt. Die Dramedy-Serie behandelt<br />
universelle Themen, mit denen sich jeder<br />
identifizieren kann“, wird schriftlich vorab<br />
verraten. Die Serien-Charaktere sind: Langzeitstudent<br />
und Nachtschwärmer Vince<br />
(29), der geheimnisvolle Robbie (27, kleines<br />
Bild rechts), der zum Spießer mutierende<br />
Webdesigner Levo (34) und der erst spät<br />
geoutete Familienvater Tom (43). Schwuler<br />
Serienspaß mit Drama, Leidenschaft und<br />
einem diversen Cast, wir sind gespannt!<br />
VIER FRAGEN<br />
Frédéric Brossier, der den Robbie spielt,<br />
hatte Zeit für einen kurzen Chat mit uns.<br />
Es wurde im Vorfeld kritisiert, dass<br />
keiner der Hauptcharaktere im realen<br />
Leben wirklich schwul lebt, wie<br />
stehst du dazu?<br />
Ich kann die Irritation nachvollziehen<br />
und gleichzeitig habe ich nicht in diesen<br />
Kategorien gedacht, als man mir die Rolle<br />
angeboten hat. In einer Liebesbeziehung,<br />
die gezeigt wird, interessiert mich die sexuelle<br />
Ausrichtung der Schauspieler*innen<br />
nicht. Ich persönlich hätte es sogar schwierig<br />
gefunden, wenn mich die Produktion<br />
bei den Casting-Aufnahmen nach meiner<br />
sexuellen Orientierung gefragt hätte. Der<br />
Anstoß von Kampagnen wie #ActOut, die<br />
dieses Jahr veröffentlicht wurde, verändert<br />
sicherlich bei zukünftigen Produktionen die<br />
Besetzungsprozesse von queeren Rollen.<br />
Berührungsängste gab es nicht?<br />
Da ich vor der Kamera generell noch nie<br />
jemandem so nahe gekommen bin, war<br />
ich sehr gespannt, wie die Situation dann<br />
sein würde. Ich habe aber schnell Vertrauen<br />
in meine Kollegen und das Team gefasst,<br />
sodass ich mich gut aufgehoben gefühlt<br />
habe.<br />
Warum ist diese Serie wichtig?<br />
Einfach, weil es immer noch einen großen<br />
Teil unserer Gesellschaft gibt, der im<br />
Fernsehen nicht stattfindet. Es ist längst<br />
überfällig, dass es auch hierzulande eine<br />
Serie mit queeren Hauptrollen gibt. Dabei<br />
sollte das doch <strong>2021</strong> eine Selbstverständlichkeit<br />
sein. Als ich meinen Freunden aus<br />
der Heimat erzählt habe, dass ich Robbie<br />
spiele, waren sie erst einmal ein wenig<br />
erstaunt. Das hat mich aber auch noch mal<br />
mehr darin bestätigt, diese Rolle spielen<br />
zu wollen! Ich habe auch das Gefühl, dass<br />
immer mehr Bewusstsein für die Vielfalt<br />
unserer Gesellschaft entsteht und dass<br />
vor allem in der jüngeren Generation viel<br />
mehr Offenheit dafür herrscht. Deshalb<br />
ist es schön, daran anknüpfen zu können<br />
und dies mit einer Serie wie „All you need“<br />
weiter zu fördern.<br />
Was erhoffst du dir von der Serie?<br />
Ich erhoffe mir, dass die Leute bei der Serie<br />
in vielerlei Hinsicht mitfühlen und erleben,<br />
dass Liebe nichts mit der Sexualität zu tun<br />
hat. Liebe ist frei und es ist egal, ob ich als<br />
Mann einen Mann liebe, als Frau eine Frau<br />
oder als Mann eine Frau – oder eben divers.<br />
Das Schöne an dieser Produktion für uns als<br />
Schauspieler war, dass auch wir uns in die<br />
Figuren verliebt haben.<br />
www.ardmediathek.de<br />
** Die UFA Fiction produziert damit erstmalig Content im<br />
Auftrag der ARD Degeto exklusiv für die ARD-Mediathek
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12. Exile on Mainstreet,<br />
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Mühlenbach 53,<br />
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17. Hühnerfranz,<br />
Hühnergasse 5-7<br />
18. Iron, Schaafenstr. 45<br />
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Am Rinkenpfuhl 51<br />
21. Marsil, Marsilstein 27<br />
22. Die Mumu,<br />
Schaafenstr. 51<br />
23. My Lord,<br />
Mühlenbach 57<br />
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Richard-Wagner-<br />
Str. 12<br />
26. Ruhrpott,<br />
Balduinstraße 20/<br />
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27. Schampanja,<br />
Mauritiuswall 43<br />
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Alter Markt 58-60<br />
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33. Café Rico,<br />
Mittelstr. 31<br />
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35. Zentral Garderobe,<br />
Schaafenstr. 49<br />
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Beethovenstr. 1<br />
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Deutzer Freiheit 89<br />
37. Diner‘s,<br />
Neumarkt 16<br />
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Cologne,<br />
Brabanter Str. 15 am<br />
Rudolphplatz<br />
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Friesenstr. 44<br />
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Mathiasstr. 5<br />
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Cologne,<br />
Friesenstr. 23-25<br />
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Kettengasse 20<br />
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Händelstraße 27<br />
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Mathiasstr. 13<br />
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Händelstr. 53<br />
62. Sex- & Gay Center,<br />
Mathiasstr. 23<br />
BUSINESS<br />
Apotheken<br />
63. Birken-Apotheke,<br />
Hohenstaufenring 59,<br />
Tel. 2402242<br />
• Flora-Apotheke,<br />
Neusser Str. 192,<br />
Tel. 0221 733535<br />
• Paradies Apotheke,<br />
Severinstr. 162a,<br />
Tel. 329215,<br />
www.paradies-apo.de<br />
64. Westgate-<br />
Apotheke,<br />
Habsburgerring 2,<br />
Tel. 2402243<br />
Ärzte<br />
65. Dr. med.<br />
Jochem Hay,<br />
Allgemeinmedizin,<br />
Hohenstaufenring<br />
55,Tel. 2717870<br />
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Zahnarzt, Sülzburgstr.<br />
21-23, Tel. 9411222,<br />
www.praxis-may.com<br />
69. mereaPraxis,<br />
Michael Henderson<br />
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Tel. 443872,<br />
www.merea.de<br />
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Dres. med. Kümmerle,<br />
Theisen, Wyen, Voigt,<br />
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Tel. 7604648,<br />
www.praxis-ebertplatz.de<br />
70. Dr. Stefan-<br />
Scholten, HIV-<br />
Schwerpunktpraxis,<br />
Richard-Wagner-<br />
Str. 9-11, Tel.<br />
35505450<br />
• Zahnarzt Tobias<br />
Fuchte,<br />
Kirchstraße 1-3,<br />
Tel. 0221 – 392 580,<br />
www.zahnarztfuchte.de<br />
Beauty<br />
• Mister Attractive,<br />
Hansaring 19,<br />
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www.mrattractive.net<br />
71. Duftkunsthandlung,<br />
Brabanter Str. 27,<br />
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duftkunsthandlung.de<br />
Handwerker<br />
• Dirk Eßer,<br />
Malermeister,<br />
Niehler Str. 93,<br />
50733 Köln,<br />
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Tischlermeister,<br />
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www.felix-forsbeck.de<br />
Optiker<br />
• Hesse &<br />
Holländer,<br />
Venloer Str. 363,<br />
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Rechtsanwälte<br />
• Ralf Bergmann,<br />
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KULTUR<br />
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Roonstr. 78,<br />
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Bischofsgartenstr. 1<br />
73. Scala,<br />
Hohenzollernring 48<br />
• Schauspielhaus:<br />
Depot 1, Depot 2,<br />
Grotte,<br />
Schanzenstraße 6-20<br />
107. Theater am Dom,<br />
Glockengasse 11,<br />
Opern Passagen<br />
Museen<br />
108. Museum für<br />
Ange-wandte<br />
Kunst Köln, An<br />
der Rechtschule, Tel.<br />
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www.makk.de<br />
109. Museum Ludwig,<br />
Bischofsgartenstr. 1,<br />
Tel. 22122370<br />
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Salierring 4,<br />
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Mo-Fr nach Vereinbarung,<br />
rosa-archiv.de<br />
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Gesundheit<br />
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111. Lebenshaus-<br />
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www.lebenshausstiftung.de<br />
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113. Looks e.V.,<br />
Beratung und<br />
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Info<br />
115. Anyway,<br />
Jugendzentrum,<br />
Kamekestr. 14,<br />
Tel. 5777760,<br />
anyway-koeln.de<br />
116. Rubicon, Beratungszentrum<br />
für Lesben &<br />
Schwule (Sozialwerk<br />
e.V.), Rubensstr. 8-10,<br />
Tel. 27669990,<br />
www.rubicon-koeln.de<br />
117. Schwules<br />
Netzwerk NRW,<br />
Lindenstr. 20, Tel.<br />
2572847,<br />
www.schwul-nrw.de<br />
Christophstraße Gereonstraße<br />
Marzellenstraße<br />
HbF<br />
U<br />
Breslauer Platz/<br />
Hauptbahnhof<br />
Venloer Straße<br />
Kamekestraße<br />
115<br />
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Appellhofplatz/<br />
Zeughaus<br />
Komödienstraße<br />
U<br />
Dom/<br />
Hauptbahnhof<br />
Kölner Dom<br />
U<br />
Lütticher Straße<br />
Roonstraße<br />
Aachener Straße<br />
24<br />
Richard-Wagner-Straße<br />
64<br />
10<br />
55<br />
59<br />
61<br />
Lindenstraße<br />
44<br />
71<br />
Brabantner Straße<br />
70<br />
117<br />
Mozartstraße<br />
U<br />
Moltkestraße<br />
Friesenplatz<br />
Beethovenstraße<br />
64<br />
66<br />
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105<br />
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60<br />
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45<br />
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Mittelstraße<br />
18 26<br />
22 35<br />
13<br />
19<br />
33<br />
63<br />
Rubensstraße<br />
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116<br />
20<br />
52<br />
34<br />
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114<br />
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62<br />
113<br />
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20 GESELLSCHAFT<br />
INTERVIEW<br />
FOTO: ARNE WEYCHARDT (CHANGE - DAS MAGAZIN DER BERTELSMANN STIFTUNG)<br />
GENDERGAGA<br />
im Kindergarten: vorbildlich!<br />
Der zur PEDIA-Gruppe<br />
gehörende Deutsch-Chinesische-Kindergarten<br />
in Hamburg<br />
hat mit der PRIDE Kindergruppe<br />
ein kleines, aber feines Pilotprojekt<br />
gestartet, das zur Nachahmung<br />
empfohlen ist. Wir sprachen mit<br />
dem Geschäftsführer des Unternehmens,<br />
Stefan Hensel.<br />
Wie kamt ihr auf die Idee?<br />
Vielen Menschen fehlt der<br />
zwischenmenschliche Austausch.<br />
Entwicklungspsychologisch gesehen<br />
verpassen Kinder eine Menge, wenn<br />
sie nicht mit Gleichaltrigen sozialisiert<br />
werden. Wir haben viele queere Familien<br />
kennengelernt, die niemanden anderen<br />
kannten oder vielleicht nur eine andere<br />
gleichgesinnte Familie. Dabei ist es sehr<br />
wichtig zu sehen, dass es andere Familien<br />
mit ähnlichen Problemen gibt: Ob sie ein<br />
Kind adoptiert haben, ein Kind pflegen<br />
oder durch eine Leihmutterschaft ein<br />
Kind bekommen haben – sie sitzen alle<br />
im gleichen Boot, egal ob es sich um<br />
ein lesbisches oder schwules Elternpaar<br />
oder um andere Konstellationen handelt.<br />
Unsere Grundidee war, diese Eltern und<br />
ihre Kinder zusammenzubringen. Für die<br />
Zukunft würde ich mir wünschen, dass<br />
es selbstverständlich ist allen Eltern<br />
und Kindern mit ihren Bedürfnissen<br />
gerecht. Wir machen jetzt kein großes<br />
Bohei und sagen, dass wir schwulen- und<br />
lesbenfreundlich sind. Für uns ist das<br />
selbstverständlich.<br />
„Mit einer offen gelebten<br />
Homosexualität macht<br />
man sich immer noch<br />
angreifbar, da man<br />
schnell mit Missbrauch<br />
in Verbindung gebracht<br />
wird.“
Ihr seid im Sommer 2020 gestartet,<br />
mitten in der Pandemie. Wie<br />
läuft das Angebot?<br />
Wir treffen uns nach wie vor und halten<br />
das Angebot unter Einhaltung der<br />
Hygienemaßnahmen aufrecht. Bewusst<br />
haben wir uns dafür entschieden unser<br />
Angebot nicht in eine digitale Form zu<br />
überführen, das hätte gar keinen Sinn.<br />
Wir sind davon überzeugt, das gerade für<br />
junge Kinder der direkte Kontakt, auch<br />
bzw. gerade in der Pandemie, unglaublich<br />
wichtig ist. In ihrem ganzen Alltag in<br />
der Pandemie sind die Kinder bereits<br />
drastisch eingeschränkt. In der PRIDE<br />
Kindergruppe haben wir wenigsten in<br />
eingeschränkter Form die Möglichkeit<br />
etwas Normalität und Austausch mit<br />
anderen Kindern und Familien zu bieten.<br />
Wie groß ist der Andrang?<br />
Normalerweise kommen zwischen vier<br />
und sechs Eltern. Die Größe ermöglicht<br />
es den Eltern zum einen eine Verbindung<br />
untereinander einzugehen. Zum anderen<br />
ist die Gruppengröße natürlich wichtig,<br />
um unser Hygieneschutzkonzept<br />
umzusetzen. Wir bekommen auch immer<br />
wieder Beratungsanfragen. Diese leiten<br />
wir an pro Familia oder an die Caritas<br />
weiter, diese Initiativen können die<br />
Familien zielgerichtet und gegebenenfalls<br />
längerfristig begleiten.<br />
Welches Echo hattet ihr mit eurem<br />
Kindertreff?<br />
Wir hatten ein bisschen Zuspruch, aber<br />
auch die schwul-lesbische Community<br />
hat sich relativ zurückgehalten.<br />
Irgendwie freut mich das auch, weil das<br />
bedeutet, dass schwule und lesbische<br />
Eltern bereits die Möglichkeit sehen, ihre<br />
Kinder einfach in die Kita um die Ecke<br />
zu bringen. Andererseits sind viele Eltern<br />
auf uns zugekommen und haben gesagt,<br />
dass sie die Idee des Austausches super<br />
finden, weil sie ihre Lebensentwürfe in<br />
anderen organisierten Angeboten nicht<br />
wiederfinden.<br />
„Kinder spüren schon<br />
früh Präferenzen und<br />
zeigen, wen sie mögen.“<br />
Stigmatisierung homosexueller Sexualität<br />
zu erleben als bei anderen Themen.<br />
Wir durchbrechen bekannte Muster,<br />
denn bei uns dürfen sich die Kinder<br />
beispielsweise aussuchen, von wem sie<br />
gewickelt werden möchten und von<br />
wem nicht. Kinder spüren schon früh<br />
Präferenzen und zeigen, wen sie mögen.<br />
Viele Kolleginnen und Kollegen zeigen<br />
ihr privates Leben nicht nach außen,<br />
weil sie Bedenken haben. Das ist nicht<br />
nur bei uns so, sondern findet sich in<br />
allen Berufsfeldern, die mit Kindern und<br />
Jugendlichen zu tun haben, wieder. Mit<br />
einer offen gelebten Homosexualität<br />
macht man sich immer noch angreifbar,<br />
da man schnell mit Missbrauch in Verbindung<br />
gebracht wird. Die Unterscheidung<br />
zwischen Missbrauch und sexueller<br />
Orientierung ist nicht bei allen angekommen.<br />
Hier Bedarf es gesamtgesellschaftlich<br />
gesehen weiterhin Aufklärung.<br />
Wie geht ihr an das Thema Rollenbilder<br />
ran, was würdet ihr euch<br />
wünschen?<br />
Ich glaube, dass es schon einen großen<br />
Unterschied machen würden, wenn in<br />
jeder Kita ein, zwei Bücher mit von dem<br />
klassischen Rollenmodel abweichenden<br />
Lebensentwürfen zu finden wären.<br />
Konkret heißt das zum Beispiel auch,<br />
dass man Kinder, wenn sie etwas aus der<br />
FOTO: SHARON MCCUTCHEON / PEXELS<br />
GESELLSCHAFT 21<br />
Bekleidungskiste nehmen, machen lässt.<br />
Die Betreuung von Kindern hat mittlerweile<br />
einen höheren Stellenwert erlangt.<br />
Durch gesellschaftspolitische Veränderungen,<br />
werden Kinder bereits unter drei<br />
Jahren in Krippen betreut. Entsprechend<br />
prägend sind Erfahrungen, die Kinder in<br />
unseren Bildungseinrichtungen machen.<br />
Gerade Diversität ist in bzw. durch<br />
Bilderbücher sind super vermittelbar. So<br />
kann gezeigt werden, dass Familien auch<br />
zwei Väter haben können. Bei einem<br />
lesbischen Paar fragen wir das Kind:<br />
Wo warst du mit Mama und Mama im<br />
Urlaub? Wenn Eltern oder Kinder fragen,<br />
warum es keinen Papa gibt, erklären wir<br />
auf einfache Weise, dass, egal wer das<br />
Kind gezeugt hat, diese beiden Personen<br />
die Eltern sind, weil sie sich um das Kind<br />
kümmern. Bisher hat das immer funktioniert,<br />
denn um das zu verstehen, reicht<br />
der gesunde Menschenverstand aus.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
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chinesischer-kindergarten.de<br />
Eine spitze Frage: Braucht es eine<br />
dezidiert lesbisch-schwule Gruppe<br />
in unserer Gesellschaft noch?<br />
Wir sind ein Unternehmen mit ca. 110 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern.<br />
Obwohl sich unsere homosexuellen<br />
Kolleginnen und Kollegen bei uns wohlfühlen,<br />
erlebe ich es oft, dass viele von<br />
ihnen in Bezug auf ihre Sexualität sehr<br />
zurückhaltend sind. Denn im frühkindlichen<br />
Bildungsbereich ist eine größere
22 GESELLSCHAFT<br />
Eine*e Femminiello in Italien<br />
FOTO: PUBLIC DOMAIN COMMONS.WIKIMEDIA.ORG<br />
Geschlechtsdiverse Menschen um 1865 in damaligen Britisch-Indien<br />
ALLER GUTEN DINGE<br />
Geschlechtersysteme, die rein<br />
zweigeschlechtlich denken, sind die<br />
Ausnahme, nicht die Regel.<br />
SIND VIELE<br />
Trans*geschlechtlichkeit ist ein westliches<br />
Konzept, Menschen und ihre Geschlechtsidentität<br />
zu verstehen. Trans* zu sein<br />
bedeutet in der weitesten Definition,<br />
dass das bei der Geburt zugewiesene<br />
Geschlecht nicht (mehr) mit der eigenen<br />
Geschlechtsidentität übereinstimmt. Cis<br />
zeigt an, dass das Geschlecht mit dem<br />
zugeteilten Geschlecht übereinstimmt.<br />
Das heißt, dass Trans*- und Cisgeschlechtlichkeit<br />
nur etwas darüber aussagen, wie<br />
man zu seinem Geschlecht gekommen ist,<br />
aber nichts darüber, welches Geschlecht<br />
man hat. Das heißt, wenn einer Person<br />
kein Geschlecht zugewiesen worden ist,<br />
kann es auch nicht trans* oder cis sein. In<br />
verschiedenen Kulturen und Religionen<br />
der Welt werden Geschlechter anders<br />
verstanden als in der westlichen Welt,<br />
sodass diese theoretisch anmutende<br />
Spielerei Realität ist.<br />
Zweigeschlechtlichkeit, also die Idee, dass<br />
es nur Männer oder Frauen gibt, ist ein<br />
westliches und vergleichsweise junges<br />
Konzept, Menschen mit ihren Körpern<br />
und Geschlechtern zu verstehen. Erst<br />
während der letzten Jahrhunderte wurde<br />
das binäre Geschlechtersystem durch<br />
die europäische Kolonisation gewaltvoll<br />
anderen Bevölkerungen übergestülpt.<br />
Jeder Lebensbereich wurde kolonisiert,<br />
so auch das Verständnis und Ausleben<br />
des eigenen Geschlechts. Die damalige<br />
Inca-Bevölkerung im heutigen Peru<br />
kannte beispielsweise das Geschlecht<br />
der Quariwarmi, die eine wichtige Rolle im<br />
spirituellen Leben des Volkes übernahmen.<br />
Ab dem 16. Jahrhundert wurden sie von<br />
spanischen Kolonisatoren als homosexuelle<br />
Männer verfolgt. Im britischen Indien<br />
wurden geschlechtsdiverse Menschen,<br />
die bis dato gesellschaftlich respektiert<br />
waren, 1871 durch den Criminal Tribes Act<br />
(dt. Gesetz der kriminellen Stämme) als<br />
Kriminelle klassifiziert: Sie wurden unter<br />
anderem in einem polizeilichen Register<br />
geführt und ihr Bewegungsfreiraum wurde<br />
eingeschränkt.<br />
Kultur- und religionsspezifische<br />
Geschlechter sind an eine bestimmte<br />
Kultur oder Religion gebunden und ergeben<br />
nur in diesem Kontext Sinn. Aus den mehr<br />
als 50 Geschlechtern, die wir gefunden<br />
haben, werden wir sechs von ihnen näher<br />
vorstellen.<br />
RELIGION<br />
Im Judentum gibt es sechs Geschlechter,<br />
obwohl sie vielen Jüd*innen selbst nicht<br />
mehr bekannt sind. Sie nennen sich<br />
Zachar, Nekeivah, Androgynos, Tumtum,<br />
Ay’lonit und Saris. In einer westlichchristlichen<br />
Lesart könnten sie als Mann,<br />
Frau, zwei inter Geschlechter und zwei<br />
trans* Geschlechter verstanden werden.<br />
Aus diesem Grund nannte die jüdische<br />
Kolumnistin Debora Antmann das System<br />
binär, ohne zweigeschlechtlich zu sein.<br />
EUROPA<br />
In und um Neapel herum existieren<br />
Femminielli, die Menschen mit einer
GESELLSCHAFT<br />
23<br />
femininen Geschlechtsidentität darstellen. Traditionell<br />
wird ihr Geschlecht mit der griechischen Mythologie in<br />
Zusammenhang gebracht. Bis zum 20. Jahrhundert waren<br />
sie in einer privilegierten Position, da ihre Präsenz als<br />
glückbringend verstanden wurde.<br />
AFRIKA<br />
In Madagaskar leben Sekrata: Kinder, aus denen später<br />
Männer werden würden, werden, wenn sie früh in ihrer<br />
Kindheit als feminin wahrgenommen werden, als Sekrata<br />
erzogen. In der Bevölkerung werden sie als etwas Besonderes<br />
und somit Schützenswertes angesehen.<br />
ASIEN<br />
Im muslimischen Indonesien werden fünf verschiedene<br />
Geschlechter anerkannt: makkunrai, oroané, calalai, calabai<br />
und bissu. Während die ersten beiden für Mann und Frau<br />
stehen, sind die nächsten drei Geschlechter, die wir nicht<br />
kennen. Die Geschlechtsidentität von bissu ist mit einer<br />
spirituellen Tätigkeit verbunden.<br />
AUSTRALIEN UND OZEANIEN<br />
Auf den samoanischen Inseln in Ozeanien werden neben<br />
Frauen und Männern noch Fa’afafine und Fa’afatama anerkannt.<br />
Bei diesen beiden Geschlechtern werden die Kinder,<br />
wenn sie sich feminin oder maskulin verhalten, als das<br />
jeweilige Geschlecht großgezogen. Ähnliche Geschlechter<br />
unter anderen Namen sind auf den Inseln Hawaii und<br />
Tonga zu finden.<br />
SÜD- UND NORDAMERIKA<br />
Die indigene Bevölkerung Nordame<strong>rik</strong>as kennt je nach<br />
Bevölkerungsgruppe viele verschiedene Geschlechter, die<br />
oft unter dem Begriff Two-Spirit subsumiert werden: Das<br />
Diné-Volk respektiert beispielsweise neben Frauen und<br />
Männern auch nadleehi und dilbaa. Bei den Lakota gibt es<br />
das dritte Geschlecht winkte. *vf<br />
Ein*e Bissu in Indonesien<br />
BIOGRAFIE<br />
Olivia Jones<br />
„Mein schrilles Doppelleben“<br />
Sie ist eine der bekanntesten Dragqueens Deutschlands,<br />
umflittert von Stars und Sternchen, Kiez-<br />
Wirtin, RTL-Star und Sat.1-Moderatorin. Ende April soll eine<br />
Biografie über die bunte Laute erscheinen: „Olivia Jones:<br />
Ungeschminkt – Mein schrilles Doppelleben“.<br />
„Geschichten von Enttäuschungen, familiären Tragödien, von<br />
Armut, Liebe, Tod, Humor, Skandalen und Durchhaltevermögen“<br />
– Das über 250 Seiten dicke Buch mit 60 Bildern, das<br />
am 21. April beim Rowohlt Verlag erscheinen soll, entstand<br />
zusammen mit Lena Obschinsky und verspricht jede Menge<br />
spannender Einblicke auf das sicherlich ungewöhnliche Leben<br />
der Reeperbahn-Größe, die spätestens seit ihrer Teilnahme<br />
an „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ bundesweit<br />
bekannt wurde. Und diese Prominenz auch nutzte, um sich<br />
gegen Rechts und für Queers<br />
einzusetzen. Und vor allem<br />
wurde sie zu einem queeren<br />
Vorbild in Sachen Mut und der<br />
Freude am bunten Leben in all<br />
seinen Facetten. Sie hat viel<br />
erlebt! Und viele getroffen: So<br />
kommen in dem Buch dann<br />
auch Weggefährt*innen wie<br />
TV-Legende Hella von Sinnen,<br />
Porno-Ikone Dolly Buster<br />
und auch Designer Guido<br />
Maria Kretschmer („Shopping<br />
Queen“) zu Wort.<br />
FOTO: Y. SCHMEDEMANN<br />
Über Olivia Jones: Die im November 1969 in Niedersachsen<br />
Geborene ist gern gesehener Talkgast, beliebte Moderatorin<br />
und auch mal Model für Marmeladenwerbung. Olivia<br />
Jones betreibt inzwischen mehrere Läden auf der Großen<br />
Freiheit in Hamburg, veranstaltete vor Corona Reeperbahn-<br />
Rundgänge und Hafenfahrten. Ja, den Titel der Königin von<br />
St. Pauli trägt sie zu Recht. Gut zu wissen: Sie ist eine enge<br />
Freundin von Gloria Glamour. *rä
24 ADVERTORIAL<br />
NACHGEFRAGT<br />
Axel Springer queerseite_<br />
Wir trafen Nele Fritsche von<br />
Diversity & Inclusion und<br />
Simon Durchholz, Philipp Kaste und<br />
Daniel Schulmann von queerseite_<br />
im Axel-Springer-Neubau in Berlin.<br />
Simon, wie bist du zum Netzwerk Axel<br />
Springer queerseite_ gekommen?<br />
Simon: Ich hatte bei meinem früheren<br />
Arbeitgeber mit einer homophoben Kollegin<br />
zu tun. Danach habe ich mir überlegt,<br />
was mir zukünftig im Arbeitsumfeld wichtig<br />
ist. Ein Punkt für mich ist: klare Stellung<br />
zu LGBT+. Dabei bin ich auf queerseite_<br />
gestoßen. Da war mir schnell klar, dass ich<br />
zu Axel Springer will. Und so bin ich seit<br />
meinem ersten Arbeitstag nun Mitglied der<br />
queerseite_.<br />
Wie war dein Start dort, wie engagierst<br />
du dich bei der queerseite_?<br />
Simon: Generell gibt es große Akzeptanz<br />
im Konzern. Viele Kolleg*innen im Haus<br />
unterstützen die queerseite_. Nach außen<br />
ist es noch etwas anders. Wir haben auf<br />
unseren Social Media Channels auch mit<br />
Homophobie zu kämpfen. Aber größtenteils<br />
ist das Feedback positiv.<br />
Was sind die Ziele des Netzwerkes?<br />
Daniel: Zum einen geht es um Vernetzung,<br />
intern im Konzern, aber auch extern<br />
mit anderen Netzwerken. Wir bieten<br />
Plattformen zum Treffen und Austausch<br />
an. Zum anderen wollen wir füreinander<br />
über Firmengrenzen hinaus einstehen und<br />
aufklären.<br />
Nele, was machst du genau bei<br />
Diversity & Inclusion?<br />
Nele: Ich bin zuständig für alle 16.000<br />
Mitarbeiter*innen über alle Länder und<br />
Brands hinweg. Wir arbeiten an der Vision,<br />
dass alle Menschen zu uns kommen<br />
können und alle Mitarbeitenden sich<br />
wohlfühlen, sich zugehörig fühlen und<br />
ihr ganzes Potenzial am Arbeitsplatz<br />
entfalten können.<br />
Es ist dir also ein persönliches<br />
Anliegen, dich in dieser Abteilung<br />
zu engagieren?<br />
Nele: Ja, absolut. Ich bin einhundertprozentig<br />
davon überzeugt, dass alle<br />
Menschen ein Recht darauf haben, sie<br />
selbst zu sein. Es ist schön, das aktiv<br />
mitzugestalten. Ich verstehe mich als<br />
LGBTIQ+ Supporter!HR Philipp: Ja, seit<br />
dem ersten Tag, also seit Gründung<br />
2014. Wir und das Anliegen wurden mit<br />
offenen Armen empfangen. Unser CEO<br />
Mathias Döpfner unterstützt die Gruppe<br />
persönlich.<br />
Ihr seid auch in Ländern mit weniger<br />
LGBTIQ*-freundlichen Gesetzen<br />
aktiv. Wie unterstützt ihr die queeren<br />
Netzwerke in diesen Ländern?<br />
Philipp: Wir sind als Medien- und Tech-<br />
Unternehmen beispielsweise auch in<br />
Polen und Brasilien aktiv. Gemeinsam mit<br />
dem Diversity & Inclusion Team machen<br />
wir unsere Kolleg*innen weltweit sichtbar,<br />
aktivieren Gruppen vor Ort und planen mit<br />
ihnen verschiedene Aktionen wie die Safe<br />
Zones.<br />
Was versteht ihr unter den Safe<br />
Zones?<br />
Philipp: Es bedeutet, alle Menschen<br />
bekommen Schutz – rechtlich und inhaltlich.<br />
Ein Aufkleber am Eingang ist ein erster<br />
Hinweis. Global wollen wir alle bei Axel<br />
Springer aufrufen, unsere Büros für queere<br />
Menschen zu Safe Zones zu erklären.<br />
Wie geht ihr mit Hass von außen,<br />
auch von Kunden, um?<br />
Philipp: Im Geschäftskundenbereich erleben<br />
wir wenig Hass. Im Customer-Bereich<br />
bilden wir mit unseren Medien die gesamte<br />
Gesellschaft jedoch ab. Hier lösen wir<br />
den Umgang mit Hass intern durch einen<br />
„News-Crawler“, der Nachrichten nach<br />
queeren Gesichtspunkten durchsucht<br />
und analysiert. Die Redaktionen sind<br />
queer-offen.<br />
Was sind deine Wünsche für die<br />
Zukunft?<br />
Simon: Dass wir als Netzwerk nicht mehr<br />
gebraucht werden. Wenn irgendwann alle<br />
Mitarbeiter*innen in den Unternehmen<br />
gleichgestellt sind.<br />
*Interview: Ulli Pridat
Vogel checkt: Liefern die auch das beste Klimapaket?<br />
„Post und DHL setzen nicht nur auf eine umweltfreundliche Flotte – mit 15.000 E-Transportern und 16.000 E-Bikes<br />
und -T<strong>rik</strong>es die grünste der Branche. Die versenden auch seit 10 Jahren unsere privaten Pakete komplett CO₂-neutral.<br />
Und durch die bald über 12.000 Packstationen können wir alle dabei helfen, CO₂ zu sparen.“<br />
LÄUFT.<br />
Selber checken auf: VogelCheckt.de
26 WELLBEING<br />
SPORTSWEAR<br />
FIT IM PARK<br />
Ob und wann du wieder im Fitnessstudio<br />
oder im Sportkurs trainieren kannst, ist<br />
derzeit schwer einzuschätzen. Also raus in<br />
die Sonne und an die frische Luft!<br />
Ob Laufen, Slacklining oder Stand-Up-<br />
Paddling – die aktuelle Tchibo Kollek-tion<br />
bietet hochwertige Funktions-kleidung und<br />
praktisches Equipment für deinen Outdoor-<br />
Sport. Und um noch mehr zu bewegen, werden<br />
dafür nachhaltige Materialien genutzt.<br />
www.tchibo.de<br />
Gesunde Zähne<br />
Um die eigenen Zähne bis ins hohe Alter erhalten<br />
zu können, sind gute häusliche Mundhygiene und<br />
gesunde Ernährung die wichtigsten Voraussetzungen.<br />
Trotz gründlichen Zähneputzens lassen<br />
sich Zahnschäden durch Zahnbeläge jedoch nicht<br />
immer vermeiden. Hartnäckige Ablagerungen<br />
und bakterielle Beläge an schwer zugänglichen<br />
Zahnflächen erfordern eine zusätzliche professionelle<br />
Zahnreinigung. Die Praxis Dr. Fuchte in Köln<br />
Rodenkirchen bietet außerdem zahlreiche weitere<br />
prophylaktische Leistungen an.<br />
Die gereinigten Zähne lassen sich durch<br />
ein Bleaching weiter aufhellen: Dazu wird ein<br />
Zahnaufhellungs-Gel auf die Zähne aufgetragen.<br />
Dies kann entweder „chairside“ direkt in einer<br />
Sitzung in der Praxis oder zu Hause mit passenden<br />
Kunststoff-Schienen als Träger für das Gel erfolgen.<br />
Veneers sind dünne keramische Verblendschalen,<br />
die auf die Frontzähne aufgeklebt werden, um<br />
einheitlich geformte Zahnreihen herzustellen.<br />
Die meisten optischen und funktionalen Makel<br />
wie ungleichmäßige, zu kurze und abgebrochene<br />
Zähne lassen sich auf diese Weise ohne großen<br />
Aufwand für viele Jahre überdecken, ohne dass es<br />
zu funktionalen Einschränkungen beim Zubeißen<br />
kommt.<br />
www.zahnarzt-fuchte.de<br />
MEDICARE - 80 Mal in Deutschland<br />
Der Verbund der MEDICARE Testzentren<br />
zählt mit rund 200.000 durchgeführten<br />
Tests pro Monat und zur Zeit 70 Standorten<br />
u.a. in Köln und Düsseldorf zu den<br />
führenden Anbietern in Deutschland.<br />
MEDICARE bietet neben den klassischen<br />
Antigen-Schnelltests auch PCR-Tests<br />
mit Laborauswertung, PCR-Schnelltests<br />
sowie einen mobilen Testservice an.<br />
Die Testdurchführung verläuft immer<br />
nach einem festen Ablauf:<br />
1. Auf www.covid-testzentrum.de<br />
Standort und Termin auswählen<br />
2. Testdurchführung ohne Wartezeit<br />
durch medizinisches Personal am<br />
Standort<br />
3. Ergebnis innerhalb von 15 Minuten<br />
per E-Mail<br />
Damit können bundesweit mehrere<br />
tausend Personen pro Tag unter<br />
höchsten Qualitätsstandards getestet<br />
werden. Durch seine Teststationen an<br />
Flughäfen kann MEDICARE tägliche<br />
Öffnungszeiten fast rund um die Uhr<br />
anbieten.<br />
www.covid-testzentrum.de
LIFE’S 2<br />
SHORT 2<br />
WEAR UGLY<br />
GLASSES<br />
Venloer Straße 363 / 50823 Köln / T: 0221. 50 60 87 80<br />
Ackerstrasse 158 / 40233 Düsseldorf / T: 0211 63 96 22 00<br />
info@hesseundhollaender.de<br />
hesseundhollaender.de
28 DESIGN<br />
RAUM<br />
WUNDER<br />
Small Living, Miniature Houses, Kompaktwohnen<br />
… Egal wie man es nun nennen mag: Den<br />
persönlichen Lebensraum zu reduzieren, liegt<br />
voll im Trend.<br />
Bereits in Ausgabe #60 von Mate haben wir dir<br />
das Miniatur-Fertighaus des japanischen Möbelund<br />
Textilherstellers MUJI vorgestellt. Auf<br />
gerade einmal neun Quadratmetern (plus drei<br />
Quadratmeter Terrasse) soll hier ein einzelner<br />
Bewohner Platz zum Schlafen, Waschen und<br />
Kochen haben. Kompakte Wohneinheiten wie<br />
diese sind in Zeiten immer schneller wachsender<br />
Millionenstädte nicht nur platzsparend, sie sind<br />
zudem äußerst klimafreundlich.<br />
In der Betrachtung Deutschlands stellen<br />
die Privathaushalte mit über 100 Millionen<br />
Tonnen CO2 einen der größten Posten der<br />
Gesamtemissionen pro Jahr (über 800 Millionen<br />
Tonnen) dar. Grund dafür ist, dass immer mehr<br />
Menschen alleine oder lediglich zu zweit auf<br />
großem Raum leben. Gleichwohl können auch<br />
kleine Wohnungen Großes leisten und sind<br />
gleichzeitig sooo gemütlich.<br />
Wo Fahrrad, Unterwäsche und Hanteln unterbringen,<br />
wenn der Platz begrenzt ist? „Raumwunder“<br />
aus dem gestalten Verlag zeigt eine<br />
ganze Reihe von Apartments, in denen Treppen<br />
zu Kleiderschränken werden und Schränke zu<br />
Betten. Dass man auch auf wenig Wohnfläche<br />
ein schönes und modernes Zuhause schaffen<br />
kann, wird auf 256 Seiten eindrucksvoll und mit<br />
vielen Fotos bewiesen. Dazu gibt es praktische<br />
Tipps für die eigenen vier Wände.<br />
Raumwunder erschienen im gestalten Verlag
DESIGN 29<br />
Raumwunder<br />
Große Ideen für kleine Wohnungen<br />
Große Ideen für kleine Wohnungen
30 DESIGN<br />
HYGIENE IM AUTO<br />
Wer sich ein Auto mietet, achtet gerade in Corona-Zeiten<br />
besonders auf Hygiene und Sauberkeit. Der Autovermieter<br />
Starcar versiegelt den Innenraum seiner Fahrzeuge jetzt mit<br />
einem neuen Schutzmittel und bewirkt damit bakterienund<br />
virenfreie Kontaktflächen. Die Fahrzeuge werden wie<br />
gewohnt innengereinigt, das zusätzliche Desinfizieren ist<br />
aber nicht mehr notwendig. Der spezielle Schutz "That's it"<br />
von der Nation-E Innovation soll ungefähr ein Jahr wirken. Im<br />
Ergebnis werden mit dem Mittel Viren wie die Erreger von<br />
Covid-19, Influenza, Masern oder Hepatitis sowie auch<br />
einige Bakterien unschädlich<br />
gemacht. Das Schutzmittel<br />
wird mit einem Putztuch<br />
aufgetragen. So<br />
wird durch wenige<br />
Handgriffe der<br />
Fahrzeuginnenraum<br />
geschützt.<br />
BULLFROG<br />
Made in Germany<br />
bullfrog ist eine fränkische Marke, die stilvoll gestaltete,<br />
zeitgenössische Polstermöbel herstellt. Darunter Sofas,<br />
Loveseats, Eckgruppen, Betten, Hocker und Stühle. Ihr Motto ist<br />
es, mit Poesie zu gestalten und die optimale Kombination aus<br />
Qualität, Funktionalität und Sinnlichkeit zu erreichen. Sorgfältig<br />
verarbeitete Stoffe und exklusive Anilin-, Rinds- und Wasserbüffelleder<br />
machen die Polstermöbel von bullfrog zu absoluten<br />
Lieblingsstücken.<br />
Das Sofa Pirou bietet auf kleinem Raum eine unglaubliche Flexibilität,<br />
da es mit einem drehbarem Sitzpolster ausgestattet ist.<br />
Im Handumdrehen lässt es sich zu einer Liegefläche umrüsten,<br />
wobei die zweifach verstellbare Armlehne zur Beinauflage wird.<br />
Dreht man beide Sitze entsteht sogar eine Doppelliege und jede<br />
Menge Platz zum Lümmeln. Das Design von Kurt Beier und Kati<br />
Quicker ist auch als Eckkombination (ab EUR 2.910) erhältlich.<br />
Erhältlich bei living<br />
wohndesign in<br />
der Luxemburger<br />
Straße 245<br />
FOTOS: TEAM 7<br />
sidekick Beistelltisch Naturholzblöcke flaye Tisch, aye Stühle<br />
NATURHOLZ aus Österreich<br />
TEAM 7 hat sich Nachhaltigkeit<br />
und Verantwortung auf die Fahnen<br />
geschrieben. Die Liebe zum Holz und zum<br />
Design beginnt daher mit nachhaltig<br />
bewirtschaftetem Wald in Europa und der<br />
sorgfältigen und achtsamen Verarbeitung.<br />
SIDEKICK<br />
Du suchst einen vielseitig verwendbaren<br />
Beistelltisch, der dich von Raum zu Raum<br />
begleitet? Dann hol dir den den Allrounder<br />
sidekick! Ob flach stehend als Couchtisch<br />
oder aufrecht stehend als Beistelltisch im<br />
Wohnzimmer oder als Frühstückstablett<br />
am Sonntag Morgen neben deinem Bett.<br />
EIN STARKES STÜCK HOLZ<br />
Diese Naturholzblöcke in geräucherter<br />
Eiche machen die lebendige Kraft des<br />
Holzes spürbar. Sie können in allen Wohnbereichen<br />
eingesetzt werden: ob als Hocker,<br />
Couchtisch, Ablage oder Nachttisch.<br />
AYE UND FLAYE<br />
Der flaye Tisch überzeugt durch stimmige<br />
Proportionen und organisches Design.<br />
Mit einem neuartigen Auszug lässt er sich<br />
mühelos und sekundenschnell um einen<br />
Meter verlängern. So ist im Handumdrehen<br />
Raum für vier weitere Sitzplätze – im<br />
besten Fall für aye, den preisgekrönten<br />
Stuhl, der Formschönheit und Komfort<br />
perfekt verbindet.<br />
www.team7.de/team7-stores
DESIGN<br />
31<br />
BALIN<br />
Für Visionnaire hat Armando Bruno eine Miniserie von<br />
Spiegeln aus Glas und edlem Marmor designt, die 2018 mit<br />
dem NYCxDesign Award ausgezeichnet wurde.<br />
www.visionnaire-home.com<br />
X-CHAIR<br />
Mit dem X-CHAIR hat das Berliner Designstudio OBJEKTE<br />
UNSERER TAGE einen Stuhl geschaffen, der gänzlich aus<br />
recycelten Materialien und fair produziert wird und sowohl<br />
für den Innenraum als auch für den Outdoor-Bereich<br />
geeignet ist.<br />
... UND WO SOLL DIE<br />
NEUE KÜCHE HIN?<br />
www.objekteunserertage.com
32 DESIGN<br />
SILVA<br />
Unverpackt in Braunsfeld<br />
Obwohl Deutschland schon<br />
ein beeindruckendes Recycling<br />
System für Verpackungen<br />
aufgebaut hat, kuriert dies nur<br />
die Symptome aber nicht die<br />
Ursachen der immer größer<br />
werdenden Müllberger. Überall<br />
im Land entstehen daher neue<br />
Läden, die ihre Produkte ohne<br />
Verpackung anbieten. Köln ist<br />
dabei eine Hochburg und mit<br />
Silva nun auch in Braunsfeld<br />
vertreten.<br />
Das Sortiment von Gründerin<br />
Silke umfasst u.a. Trockenlebensmittel,<br />
kleine Geschenke<br />
sowie Putzmittel und Kosmetik<br />
wie Seifen oder Cremes, die<br />
meisten bio-zertifitiert. Außerdem<br />
wird darauf geachtet,<br />
dass die Produkte möglichst<br />
regional sind. Der Kaffee kommt<br />
beispielsweise aus Mühlheim<br />
und der Honig aus Junkersdorf.<br />
Der Likör wird im Hinterhaus<br />
hergestellt. Für einen Einkauf<br />
braucht es nichts weiter, als<br />
ein paar Verpackungen wie<br />
Tupperware oder Gläser, die<br />
vor Ort gefüllt werden. Die<br />
Ware wird nach Menge abzgl.<br />
Eigengewicht berechnet.<br />
Silva, Aachener Straße 567<br />
RUBY LUNA<br />
in Düsseldorf<br />
Das ikonische, denkmalgeschützte ehemalige<br />
Commerzbank Gebäude erbaut in den 1960ern ist<br />
ein Paradebeispiel für die Aufbruchsstimmung der<br />
Wirtschaftswunder-Zeit und gilt architektonisch als<br />
eines der wichtigsten Hochhäuser Deutschlands. Für<br />
das neue Ruby Luna wurde das offene Erdgeschoß<br />
rundum verglast und lässt durch die sichtbare<br />
überdimensionale Betonstruktur ein einzigartiges<br />
Raumgefühl in den öffentlichen Bereichen<br />
entstehen. Die ehemalige Betonrampenzufahrt ins<br />
Untergeschoß wurde mit Glaspanelen versiegelt<br />
und gibt den Blick nach unten frei. Die längste Bar<br />
in einem Ruby Hotel steht mit gold-getönten Glasscheiben<br />
im glanzvollen Kontrast zu dem offenen<br />
rauen Beton des öffentlichen Bereichs. Das Design<br />
der Zimmer zeigt unverkennbar die bekannte Ruby<br />
Handschrift. Viel frisches Weiß, hohe offene Decken,<br />
ins Zimmer integrierte Glas-Regenduschen, Holz-<br />
Wandvertäfelungen und hochwertige Eichenböden<br />
lassen Luxus Feeling aufkommen.<br />
www.ruby-hotels.com/luna<br />
ELEGANZ trifft Performance<br />
Der dynamische Auftritt des PEUGEOT 508 wird beim neuen<br />
Modell PEUGEOT 508 PSE* durch viele Nuancen weiter geschärft:<br />
Für eine noch sportlichere Optik sorgen zum Beispiel der neue<br />
Kühlergrill in Schwarz mit schwebenden Lamellen, Seitenschweller<br />
sowie Felgen mit einem Durchmesser von 20 Zoll, die mit Michelin<br />
Pilot Sport 4S-Reifen ausgestattet sind. Die Lufteinlässe tragen<br />
die Farbe Kryptonit, die sich auch im PEUGEOT Cockpit wiederfindet.<br />
So etwa in den Grafiken des digitalen Kombiinstruments<br />
und im zentralen Bildschirm. Drei Karosseriefarben stehen für<br />
den PEUGEOT 508 PSE* zur Wahl: Selenium Grau, Perla Nera<br />
Schwarz und Perlmutt Weiß. Alle Monogramme des PEUGEOT<br />
508 PSE* sind schwarz gehalten, um die Sportlichkeit des Modells<br />
hervorzuheben.<br />
Der neue PEUGEOT 508 PSE* erreicht durch die Kombination eines<br />
Verbrennungsmotors mit zwei Elektromotoren eine Leistung von<br />
265 kW (360 PS). Für optimale Traktion bei allen Wetterbedingungen<br />
sorgt der Allradantrieb bis 190 km/h. Zusätzlich zum Allradantrieb<br />
ist der PEUGEOT 508 PSE* mit nahezu allen Fahrerassistenzsystemen<br />
des PEUGEOT 508 ausgestattet. So bieten<br />
beispielsweise das Nachtsichtsystem Night Vision, der<br />
Automatische Geschwindigkeitsregler ACC mit STOP<br />
& GO-Funktion inklusive Spurpositionierungsassistent<br />
und die Active Safety Brake Plus noch<br />
mehr Komfort und Sicherheit.<br />
PSA Retail GmbH,<br />
Vorgebirgsstraße 94
DESIGN 33<br />
NENOU<br />
Raus aus der konventionellen Enge veralteter Interior-Konzepte und<br />
rein in den offenen Dialog mit den eigenen vier Wänden. Hersteller COR<br />
und Designer Jörg Boner haben mit „Nenou“ eine Kollektion entworfen,<br />
die sich in allen Räumen wohlfühlt. Der Name der Serie ist angelehnt an<br />
das spanische Wort für Seerose: nenúfar. Wie die Blätter des Teichgewächses<br />
sollen sich die unterschiedlichen Sitzgelegenheiten modular<br />
an die Bedürfnisse des Raumes anpassen, in dem sie sich befinden.<br />
www.cor.de<br />
• Beratung<br />
• Möblierung<br />
• Wandgestaltung<br />
• individuelle Raumplanung<br />
• 3D Visualisierung<br />
• Bemusterungsservice<br />
• Maßanfertigung<br />
• fachgerechter Aufbau<br />
Geschäftsführer Martin Pfannes<br />
Hohenstaufenring 48<br />
50674 Köln<br />
0221 992 33 40<br />
www.pfannes-virnich.de
34 DESIGN<br />
INDIVIDUELLE SCHRANKPLANUNG<br />
mit Pfannes & Virnich<br />
Immer häufiger gibt es das Bedürfnis nach<br />
intelligenten und innovativen Schranklösungen,<br />
da räumliche Voraussetzungen<br />
für konventionelle Schränke selten<br />
optimal sind. Dachschrägen, ungenutzte<br />
Nischen oder fehlende Raumtrennungen<br />
erfordern kreative Lösungen. Hier kommt<br />
die jahrelange Erfahrung von Schreinern<br />
wie bei Pfannes & Virnich ins Spiel.<br />
Gemeinsam mit dem Planungsteam<br />
werden einmalige Lösungen gesucht<br />
und gefunden. Die Umsetzung erfolgt<br />
dann entweder gemeinsam mit dem<br />
Schrankhersteller raumplus oder auch als<br />
komplette Anfertigung nach Maß durch<br />
die Schreinerei. Maßgeschneidert, perfekt<br />
und einmalig - aus der Idee wird ein Unikat<br />
nach Kundenwunsch. Lieferung, Aufbau<br />
und Montage erfolgt ausschließlich durch<br />
eigene Mitarbeiter und keine Drittfirmen.<br />
Ein Service-Plus, das nur ausgewählte<br />
Fachhändler bieten. Die hohe Qualität der<br />
Möbel sorgt für Nachhaltigkeit und an den<br />
fertigen Schranksystemen erfreut man<br />
sich über viele Jahre.<br />
www.pfannes-virnich.de<br />
D.754.1<br />
Auch wenn dieser Teppich aussieht wie eine<br />
Neuinterpretation des klassischen Kuhfellvorlegers,<br />
seine Unterseite ist aus Pferdeleder<br />
gefertigt. Er erschien erstmals 1954 bei Molteni<br />
und stammt aus der Feder von Gio Ponti.<br />
www.molteni.it<br />
UNIVERS BATH SET<br />
Im Bad haben wir oft weniger Platz und Stauraum als<br />
beispielsweise im Wohnzimmer oder Schlafzimmer. Deshalb<br />
ist es umso wichtiger, dass dort, wo Dinge herumstehen,<br />
Ordnung herrscht. Dieses Set aus unterschiedlich großen<br />
Aufbewahrungsmöglichkeiten von OTHR besteht aus<br />
3-D-gedrucktem Porzellan. Das besondere Herstellungsverfahren<br />
dürfte auch den Preis der Badezimmer-Accessoires<br />
erklären: Stolze 740 US-Dollar rufen die Designer auf.<br />
www.othr.com
DESIGN<br />
BESTES AUS<br />
ARCHITEKTUR<br />
JAPAN<br />
Der japanische Architekt Shigeru Ban ist ein Paradebeispiel dafür, dass man niemals<br />
nur an die unmittelbaren Tätigkeiten des eigenen Berufs gebunden ist. Er hat bewiesen:<br />
Der Blick über den professionellen Tellerrand kann die Karriere sogar vorantreiben.<br />
Seine humanitären Bemühungen auf internationalem Boden haben ihm nicht nur den Ruf<br />
eines engagierten Philanthropen eingebracht, sondern auch den wichtigsten Preis der<br />
Architekturszene.<br />
Shigeru Ban wurde 1957 in Tokio geboren. Er studierte am<br />
Southern California Institute of Architecture in Los Angeles<br />
und später an der Cooper Union’s School of Architecture in<br />
New York. Das Resultat sowohl japanischer als auch westlicher<br />
Stileinflüsse lässt sich heute gut an Bans Arbeiten ablesen.<br />
Bekannt wurde er aber vor allem durch den Einsatz von Papier<br />
und Pappe als Baumaterial. Papier wird aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen hergestellt und kann vollständig recycelt werden.<br />
Ban wird deshalb auch zu den Vertretern des sogenannten<br />
Ökologischen Bauens gezählt. So schuf er 2013 eine Kirche<br />
in Neuseeland, die teilweise aus Karton besteht, und zeichnete<br />
bereits im Jahr 2000 für den japanischen Pavillon auf<br />
der Expo in Hannover verantwortlich, für das vornehmlich<br />
die Ban-typischen Pappröhren verwendet wurden. Seit 1995<br />
setzt er sich außerdem für die Katastrophenhilfe ein, für die er<br />
ein eigenes Netzwerk von Architekten (Voluntary Architects’<br />
Network) gründete. Mithilfe von simplen Materialien wie Papier,<br />
Pappe, Bierkästen oder Sandsäcken hat Ban Notunterkünfte<br />
in der ganzen Welt geschaffen, die schnell auf- und abzubauen<br />
sind. Für seine Aktivitäten als Architekt und Wohltäter erhielt<br />
er 2014 den Pritzker Architecture Prize. Der TASCHEN Verlag<br />
hat Shigeru Ban ein Sammelwerk seiner wichtigsten Arbeiten<br />
gewidmet. *fj<br />
www.shigerubanarchitects.com / www.taschen.com<br />
„Shigeru Ban. Das vollständige Werk 1985 – 2015“, Philip<br />
Jodidio, Hardcover, 22,8 x 28,9 cm, 2,90 kg, 568 Seiten
ARCHITEKTUR<br />
THE YORK<br />
DESIGN<br />
HOUSE<br />
Architekt Alex Nerovnya erlangte dank dem ungewöhnlichen Einsatz von Glas und dem Spiel mit<br />
geometrischen Formen Bekanntheit über die Grenzen seiner russischen Heimat hinaus. Das im letzten Jahr<br />
von ihm konzipierte York House verbindet seine beiden großen Stärken auf ungewöhnliche Weise.<br />
Eigentlich könnte das York<br />
House ein ganz normales<br />
Ferienhaus in irgendeinem<br />
Tannenwald in Nordosteuropa<br />
oder Kanada sein, wenn es nicht<br />
mit einer Front daherkäme, die<br />
anmutet, als hätte jemand das<br />
Gebäude in der Mitte schlichtweg<br />
durchgeschnitten und die<br />
andere Hälfte weggeworfen.<br />
Darüber hinaus hat Alex Nerovnya<br />
die klassische Form des<br />
Spitzdachhauses leicht entrückt<br />
und die links und rechts vom<br />
Mittelblock verlaufenden Seiten<br />
einige Meter versetzt angelegt.<br />
Das ausgefallene Design soll<br />
zum einen die Interaktion mit<br />
der natürlichen Umgebung<br />
intensivieren und das Gefühl<br />
aufkommen lassen, Innen- und<br />
Außenbereiche würden verschwimmen.<br />
Zum anderen will<br />
Nerovnyas Entwurf einer bereits<br />
unzähligen Male verwendeten<br />
Form einen modernen Anstrich<br />
verleihen. Insgesamt sollen auf<br />
200 Quadratmetern bis zu acht<br />
Personen in vier Schlafzimmern<br />
Platz haben. *fj<br />
en.alex-nerovnya.com
REISE<br />
SPARTACUS CRUISE<br />
die einzige deutschsprachige<br />
Gay Cruise<br />
Endlich ist es so weit: Die zweite Gay<br />
Cruise der blu Mediengruppe sticht in See.<br />
Termin ist der 8. bis 18. Februar 2022 mit<br />
einer Route vor der af<strong>rik</strong>anischen Küste.<br />
Bei deutlich über 20 Grad im Schatten und<br />
acht Sonnenstunden pro Tag kann man<br />
den Winter hinter sich lassen und Wärme<br />
tanken. Gleichzeitig sind es angenehme<br />
Temperaturen für Ausflüge. Die Cruise wird<br />
ohne Social-Distancing-Maßnahmen und<br />
Maskenpflicht durchgeführt. Daher muss<br />
jeder Gast spätestens 14 Tage vor der<br />
Abfahrt eine abgeschlossene Covid-Impfung<br />
oder Immunitätsbescheinigung nachweisen.<br />
Diese Kreuzfahrt kombiniert die unbekannteren<br />
Inseln der Kanaren mit der<br />
Blumeninsel Madeira. Damit auch Raum<br />
für Erkundungen ohne Zeitdruck bleibt,<br />
ist an mehreren Orten ein Overnight<br />
eingeplant. Geplant ist folgende Route:<br />
Neben diesen Anläufen sind zahlreiche<br />
Highlights, die dem späteren Ausflugsprogramm<br />
entnommen werden können,<br />
geplant. Dazu gehört die kleine Schwester<br />
Madeiras, Porto Santo, wo man wandern<br />
oder edlen Wein verkosten kann.<br />
Zurück auf den Kanaren lernt man<br />
Lanzarotes imposante Vulkanlandschaft<br />
kennen und besucht auch La Graciosa,<br />
die kleinste der Kanarischen Inseln. Auf<br />
Gomera warten in den Nebeln des hoch<br />
gelegenen Nationalparks Garajonay dichte<br />
Wälder aus Farnen und moosbedeckten<br />
Bäumen. La Palma bietet neben engen<br />
Gassen aus Kopfsteinpflaster und<br />
Häusern mit Holzbalkonen in der<br />
Hafenstadt Santa Cruz auch spektakuläre<br />
Sehenswürdigkeiten der Natur wie den<br />
Wasserfall der Farben oder den Idafe Rock<br />
/ Roque Idafe im Nationalpark Caldera<br />
de Taburiente. Wer seine Reise nicht<br />
8. – 18. FEBRUAR 2022<br />
8.2. LAS PALMAS (GRAN CANARIA) Abfahrt um 18 Uhr<br />
9.2. FUNCHAL (MADEIRA) Ankunft um 15 Uhr (Overnight)<br />
10.2. Abfahrt Funchal um 20 Uhr<br />
11.2. At sea<br />
12.2. ARRECIFE (LANZAROTE) Ankunft um 7 Uhr (Overnight)<br />
13.2. Abfahrt Arrecife um 20 Uhr<br />
14.2. At sea<br />
15.2. SANTA CRUZ (LA PALMA) von 8 bis 24 Uhr<br />
16.2. LA GOMERA von 8 bis 21 Uhr<br />
17.2. LAS PALMAS (GRAN CANARIA) Ankunft um 8 Uhr (Overnight)<br />
18.2. Ausschiffung
REISE<br />
verlängern will, hat am vorletzten Tag die<br />
Gelegenheit, die Dünen von Maspalomas<br />
auf Gran Canaria zu besuchen. Zwei Seetage<br />
an Bord der Vasco da Gama schaffen<br />
eine echte Kreuzfahrtatmosphäre, die wir<br />
mit Poolspielen verbringen werden.<br />
DAS BORDPROGRAMM<br />
Zusätzlich zum Bordprogramm des<br />
Schiffes werden auf der Spartacus Cruise<br />
wieder zahlreiche Künstler der Community<br />
auftreten. Auf der Agenda stehen<br />
außerdem zahlreiche Themenpartys am<br />
Pool wie „White“, „Wig“ oder „Kinky“, bei<br />
denen der Kreativität bei den Outfits<br />
keine Grenzen gesetzt sind. Auch die<br />
beliebten Pool Games mit der Wahl<br />
zum „Mr. Cruise“ werden auf keinen Fall<br />
fehlen. Alle Gäste sind natürlich wieder<br />
herzlich eingeladen, ihre Türen individuell<br />
zu gestalten, wobei die verrückteste Idee<br />
prämiert wird. Die Details zu Künstlern<br />
und DJs werden im Laufe der kommenden<br />
Wochen ständig ergänzt. Zu den<br />
Künstlern gehört Joel von Lerber, der die<br />
Tea Times mit seinem Harfenprogramm<br />
von Klassik bis Pop begleiten wird. Für<br />
den fetten Sound sorgt u. a. Star-DJ Chris<br />
Bekker.<br />
SINGLE MATCH<br />
Kreuzfahrten sind leider keine optimale<br />
Reiseform für Singles, da sich die Preise<br />
nach Kabinen in Zweierbelegung berechnen.<br />
Das heißt, für die alleinige Nutzung<br />
einer Kabine ist immer der Preis einer<br />
Zweierbelegung zu entrichten. Auf der<br />
letzten Cruise wurden erfolgreich<br />
vierzig Singles verknüpft, die sich eine<br />
Kabine geteilt haben. Auch dieses Mal<br />
wird es in der Buchungsmaske wieder die<br />
Option „Singlematch“ geben. Wer sich<br />
dafür entscheidet, wird kontaktiert und<br />
kann im persönlichen Gespräch ein paar<br />
Anhaltspunkte zu seinem gewünschten<br />
Match geben. Gesichtspunkte a) ähnliches<br />
Alter, b) ähnlicher Tagesrhythmus<br />
(Morgenmensch versus Nachtmensch),<br />
c) gleiche Kabinenkategorie. Selbstverständlich<br />
können sich auch Zweiermatches<br />
melden, die sich bereits gefunden<br />
haben. Dafür gibt es auf Romeo einen<br />
Club unter dem Namen „mCruise“.<br />
Mehr Infos unter<br />
www.spartacus.cruises
GESELLSCHAFT<br />
ZWEI<br />
REPORT<br />
GESICHTER<br />
EINER STADT<br />
LANGE WIRKTE KRAKAU WIE EIN SICHERER HAFEN DER LGBTIQ*-COMMUNITY IM<br />
FEINDSELIG GESTIMMTEN POLEN. DOCH SEIT DIESEM JAHR MEHREN SICH AUCH<br />
HIER DIE ANGRIFFE AUF DIE QUEERE GEMEINSCHAFT. NUN REGT SICH WIDERSTAND<br />
GEGEN DEN HASS.<br />
Eigentlich wollte Han nur seinen Freund<br />
besuchen. Doch als er eine Straße<br />
überquerte, bemerkte er, dass ein<br />
parkender Autofahrer ihn beobachtete.<br />
„Als er mich gesehen hat, hat er den Motor<br />
angelassen – und ist in mich reingefahren“,<br />
erzählt Han, friemelt eine Zigarette aus der<br />
Packung und steckt sie sich zwischen die<br />
Lippen. Er verharrt einen Moment, bevor<br />
er sie anzündet, und blickt in die Ferne, als<br />
sehe er dort die Situation, in der er vor ein<br />
paar Monaten am Stadtrand von Krakau<br />
war. „Der Typ machte das Fenster runter<br />
und starrte mich böse an. Er sagte nichts,<br />
bis ich weggerannt war.“<br />
Das Auto hatte nicht genug Geschwindigkeit,<br />
um Han ernsthaft zu verletzen.<br />
Trotzdem ging an diesem Tag etwas<br />
kaputt: Krakau ist Hans Heimat, hier<br />
wurde er geboren. Und doch fühlt sich der<br />
21-Jährige nun nicht mehr sicher, denn<br />
Han möchte sich nicht festlegen, welchem<br />
Geschlecht er sich zugehörig und von welchem<br />
er sich angezogen fühlt. Bisexuell,<br />
non-binär, queer – es gibt viele Labels, mit<br />
denen er sich identifiziert. Jedes einzelne<br />
ist gefährlich, wenn es die falsche Person<br />
in der falschen Ecke Krakaus zur falschen<br />
Uhrzeit erkennt – oder sich von seinen<br />
auffälligen roten Haaren provoziert fühlt.<br />
Es sind die zwei Seiten einer Stadt,<br />
die damit ringt, wer sie ist und wer<br />
sie sein möchte. Im Zentrum der<br />
800.000-Einwohner-Metropole gibt es<br />
queere Klubs, Regenbogenfahnen hängen<br />
in den Fenstern. An den Stadträndern, wo<br />
die Häuserblocks abgelöst werden von<br />
Einfamilienhäusern mit Garten und Garage,<br />
ist es für Han, als sei er in einer anderen<br />
Stadt. „Wenn ich an die Stadtgrenze gehe,<br />
bekomme ich seltsame Blicke, ich werde<br />
angeschrien, auf mich wird gezeigt und<br />
ich werde verfolgt“, sagt Han, setzt die<br />
Zigarette an und nimmt einen tiefen Zug.<br />
Krakau bei Nacht ist ein anderer Ort als<br />
Krakau bei Tag. Sich bloß nicht von der<br />
Gruppe trennen, nicht alleine unterwegs<br />
sein, nicht auffallen: Han kennt die Regeln,<br />
er erinnert seine Freunde daran, wenn sie<br />
abends gemeinsam unterwegs sind. Muss<br />
Han alleine los, hat er inzwischen eine<br />
Dose Pfefferspray bei sich, „nur für den<br />
Fall“. Außerdem trainiert er seit einigen<br />
Monaten Selbstverteidigung, „weil viele<br />
meiner Freunde angegriffen worden sind,<br />
vor allem in letzter Zeit.“<br />
MIT MESSERN GEJAGT<br />
In diesem Jahr häufen sich die Angriffe auf<br />
queere Menschen, beobachtet Mateusz<br />
Gędźba. „Die Gewalt von Bürger*innen<br />
gegenüber der LGBTIQ*-Community<br />
wächst. Im Sommer hatten wir einige<br />
besorgniserregende Vorfälle, bei denen<br />
queere Menschen vor Schwulenbars<br />
wie dem „Club Papuga“ mit Messern<br />
gejagt wurden“, sagt er. Mateusz ist<br />
Vorstandsvorsitzender von DOM EQ, einer<br />
Föderation, die verschiedenste LGBTIQ*-<br />
Gruppierungen zusammengebracht hat.<br />
Gemeinsam versuchen sie, die Situation<br />
für queere Menschen in Krakau zu verbessern.<br />
Im vergangenen Jahr eröffnete<br />
das Team ein Gemeinschaftszentrum: ein<br />
altes Einfamilienhaus, mit Glitzer am Zaun<br />
und Regenbogenlichterkette, umfunktioniert<br />
zum queeren Hauptquartier Krakaus.<br />
Hier treffen sich verschiedene Selbsthilfegruppen,<br />
der queere Chor probt in den<br />
Räumen und Literaturliebhaber*innen<br />
organisieren Gedichtlesungen. Für<br />
Mateusz mit am wichtigsten sind die<br />
Beratungsangebote. Sowohl rechtlich<br />
als auch psychologisch können sich
GESELLSCHAFT<br />
LGBTIQ*-Personen hier helfen lassen:<br />
„Wenn jemand selbstmordgefährdet ist,<br />
lädst du ihn nicht auf ein Bier in einer Bar<br />
ein“, sagt der 36-Jährige. Deshalb sei es so<br />
wichtig gewesen, einen sicheren Ort wie<br />
das DOM EQ zu schaffen.<br />
Wie es scheint, ist DOM EQ gerade<br />
zur rechten Zeit entstanden. Mateusz<br />
erschreckt, wie schnell Szenen wie vor der<br />
Schwulenbar Papuga Alltag geworden sind,<br />
wie selbstverständlich die LGBTIQ*-Community<br />
zur Zielscheibe wahlloser Angriffe.<br />
Für ihn ist klar, wer dafür verantwortlich<br />
ist: „Der Ton wird von oben angegeben,<br />
das ist mehr als deutlich. Wenn hohe<br />
Offizielle im Staat nach Aggression rufen,<br />
sie rechtfertigen, die Täter*innen schützen,<br />
dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis alle<br />
anderen glauben, das sei normal.“<br />
Auch Han hat bemerkt, wie sich die<br />
Stimmung in Krakau seit der letzten Wahl<br />
verändert hat. Trotzdem geht er weiter<br />
feiern, Freunde besuchen, versteckt seine<br />
roten Haare nicht unter der Kapuze: „Ich<br />
will nicht so viel Angst haben, dass ich<br />
nicht mehr mein Leben leben kann.“<br />
„MEINE KIRCHE<br />
HASST MICH“<br />
Nicht nur die Politik ist Auslöser für die<br />
wachsende LGBTIQ*-Feindlichkeit. Auch<br />
die katholische Kirche ist eine treibende<br />
Kraft des Hasses. Von einer „Regenbogenpest“<br />
sprach der Erzbischof von Krakau,<br />
Marek Jedraszewski, im Sommer 2019.<br />
Nicht sein erster Kommentar gegen<br />
die queere Community und nicht sein<br />
letzter. Regelmäßig stellt er die LGBTIQ*-<br />
Gemeinschaft als eine Ideologie des<br />
„Wenn ich an die<br />
Stadtgrenze gehe,<br />
bekomme ich seltsame<br />
Blicke, ich werde angeschrien,<br />
auf mich wird<br />
gezeigt und ich werde<br />
verfolgt“<br />
HAN
GESELLSCHAFT<br />
KAROL<br />
„Hier in Polen scheinen die Kirche und die LGBTIQ*-<br />
Community das Gegenteil voneinander zu sein<br />
und klar getrennt. Wir als queere Christ*innen wollen<br />
zeigen, dass es möglich ist, diese beiden Identitäten<br />
miteinander zu verbinden.“<br />
Westens dar, die bekämpft werden müsse.<br />
Was der Erzbischof sagt, hat Gewicht:<br />
Etwa neunzig Prozent der polnischen<br />
Bevölkerung sind katholisch.<br />
„Meine Kirche hasst mich.“ So fasst Karol<br />
Szymonik die aktuelle Situation zusammen.<br />
Der 26-Jährige ist gläubiger Christ<br />
– und schwul. „Ich habe zu Gott gebetet,<br />
dass er das von mir nimmt“, sagt er, wenn<br />
er an seine Schulzeit zurückdenkt. Karol<br />
stammt aus der kleinen Stadt Oświęcim.<br />
Dort kannte er keinen anderen schwulen<br />
Mann. Sich zuzugestehen, homosexuell<br />
zu sein, fiel ihm schwer. „Erst als ich für<br />
mein Studium nach Krakau kam, habe<br />
ich mich freier gefühlt.“ Dort hörte er das<br />
erste Mal von anderen schwulen Männern<br />
und vertraute sich seinen engsten<br />
Freund*innen an. Nach und nach erzählte<br />
er es mehr Kommiliton*innen, ehe er sich<br />
schließlich outete. Am schwersten war<br />
es für Karol, gegenüber seinen streng<br />
katholischen Eltern offen zu sein: „Sie<br />
waren sehr überrascht, sie haben nicht<br />
einmal in Erwägung gezogen, dass so<br />
etwas möglich ist.“ An das Gespräch<br />
mit seiner Mutter kann er sich noch gut<br />
erinnern, obwohl es inzwischen vier Jahre<br />
her ist: „Als ich mich geoutet habe, hat<br />
meine Mutter heftig geweint. Das war<br />
eine schwierige Unterhaltung zwischen<br />
uns. Danach wusste ich nicht, ob das für<br />
sie in Ordnung ist oder nicht.“ Seit dem<br />
Gespräch wird über Karols Sexualität in<br />
der Familie geschwiegen.<br />
Karol arbeitet inzwischen in Krakau als<br />
Tierarzt. „Während meines Studiums<br />
habe ich darüber nachgedacht, aufs<br />
Land zu ziehen und Kühe zu behandeln.<br />
Aber dann habe ich mir gedacht: Ich<br />
bin schwul – so kann ich nicht leben.<br />
Auf dem Land ist es viel gefährlicher für<br />
mich.“ In Krakau fühlt sich Karol wohl,<br />
zumindest bis zu einem gewissen Grad:<br />
„Es gibt Orte, an denen wir uns gemeinsam<br />
treffen können, es gibt Kirchen, in<br />
die wir gehen können, wo wir akzeptiert<br />
sind – es ist sehr viel angenehmer als<br />
in den Dörfern. Aber trotzdem gibt es<br />
überall Zeichen von Homophobie.“ Es<br />
fällt Karol schwer, diese Ambivalenz in<br />
Worte zu fassen. Auf der einen Seite eine<br />
Freiheit, von der er in seinem Heimatdorf<br />
nicht einmal träumen konnte, auf der<br />
anderen Seite die ständige Angst, doch<br />
auf die falschen Leute zu treffen. „Wenn<br />
ich nachts mit meinen Freunden unterwegs<br />
bin, habe ich diesen Gedanken im<br />
Kopf, dass die Leute erkennen, dass wir<br />
schwul sind, und uns deswegen zusammenschlagen<br />
werden.“ Vieles könnte<br />
besser sein in Krakau, „aber es ist gerade<br />
nun einmal, was es ist“, sagt Karol..<br />
ABLENKEN VOM MISS-<br />
BRAUCHSSKANDAL<br />
Karol redet ruhig und konzentriert, nur<br />
wenn er über die Ungerechtigkeiten in<br />
seinem Land spricht, wird er merklich<br />
aufgebrachter, seine Stimme wird<br />
schneller, er fängt an zu gestikulieren.<br />
„Hier in Polen scheinen die Kirche und<br />
die LGBTIQ*-Community das Gegenteil<br />
voneinander zu sein und klar getrennt.“<br />
Um das zu ändern, engagiert sich Karol in<br />
der Initiative „Glaube und Regenbogen“.<br />
„Wir als queere Christ*innen wollen<br />
zeigen, dass es möglich ist, diese beiden<br />
Identitäten miteinander zu verbinden.“<br />
Mit der aktuellen Kirchenführung fällt das<br />
nicht immer leicht, aber Karol hat einen<br />
Weg für sich gefunden: „Die Bischöfe in<br />
Polen sind die eine Sache, mein Glaube ist<br />
etwas anderes. Ich höre nicht so genau hin,<br />
worüber die Priester in ihrer Predigt reden<br />
– denn das tut mir manchmal weh.“<br />
Dass sich die Rheto<strong>rik</strong> der katholischen<br />
Kirche in den vergangenen Monaten noch<br />
einmal verschärft hat, ist für Karol kein<br />
Zufall. Ähnlich wie in Deutschland erschütterte<br />
auch in Polen ein Missbrauchsskandal
Privat statt Hotel<br />
Jetzt risikoarm übernachten<br />
Tausende<br />
von schwulen<br />
Gastgebern in über<br />
70 Ländern erwarten<br />
dich!<br />
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Foto: istockphoto.com/vladorlov<br />
Seit 20 Jahren in der Community bekannt unter ebab
GESELLSCHAFT<br />
der katholischen Kirche die Öffentlichkeit.<br />
Die Enthüllungsdokumentation „Aber<br />
sag es nur keinem“ zeigte 2019, wie<br />
Kirchenoberste missbrauchende Priester<br />
schützten und sie beispielsweise in andere<br />
Gemeinden versetzten, anstatt sie anzuzeigen.<br />
Seitdem kämpft die katholische<br />
Kirche mit Ablenkungsmanövern gegen<br />
den Imageschaden. Weil mehr Jungen<br />
als Mädchen vergewaltigt wurden, müsse<br />
es einen Zusammenhang zwischen<br />
Pädophilie und Homosexualität geben,<br />
so die haltlose Behauptung der Kirche.<br />
„Sie musste irgendetwas angreifen, und<br />
wir als Minderheit in Polen sind leicht zu<br />
fassen“, sagt Karol. Besonders für Teenager<br />
sieht Karol die Rheto<strong>rik</strong> der Kirche als<br />
große Gefahr. „Jugendliche, die gerade<br />
erst verstehen, wer sie sind, die glauben,<br />
vielleicht bin ich schwul ... Wenn sie Worte<br />
wie ,Regenbogenpest‘ hören, was halten<br />
die dann von sich selbst? Ich mag mir das<br />
gar nicht vorstellen.“<br />
100 „LGBTIQ*-<br />
FREIE“ ZONEN<br />
Besonders schwierig ist die Situation<br />
für queere Jugendliche im ländlichen<br />
Polen, sind sich Karol und Han einig. Dort<br />
gibt es keine Klubs, keine Treffs, keine<br />
Gemeinschaft wie in Krakau. „Wenn du<br />
auf dem Land als LGBTIQ*-Person keine<br />
Unterstützung deiner Familie hast, bist<br />
du ziemlich allein“, sagt Han. Und auch<br />
der Druck der Politik auf die LGBTIQ*-<br />
Gemeinschaft ist stärker. Seit 2019 riefen<br />
sich mehr als 100 Kommunen als frei von<br />
„LGBTIQ*-Ideologie“ aus. „Du kannst doch<br />
nicht einfach ein Gebiet für LGBTIQ*-frei<br />
erklären und dann gibt es dort keine<br />
queeren Menschen mehr“, sagt Han. „Die<br />
Politiker erreichen nur eines: Sie verletzen<br />
diese Personen.“ Rechtlich gesehen<br />
haben die Deklarationen keine Wirkung<br />
– bislang. Aber DOM-EQ-Leiter Mateusz<br />
Gędźba blickt mit Bangen nach Russland,<br />
wo zunächst ähnliche Erklärungen<br />
verabschiedet und dann in einem zweiten<br />
Schritt auch die Gesetze angepasst wurden.<br />
„Wir befinden uns an einem ziemlich<br />
traurigen und empfindlichen Moment,<br />
der für ganz Europa gefährlich ist. Wenn<br />
wir sagen: ‚Ach Werte, was bedeuten die<br />
schon?‘, dann wird das einen Moment<br />
lang funktionieren. Aber bald werden<br />
die Probleme auch in anderen Ländern<br />
losgehen. Es ist wie Krebs: Wenn wir nicht<br />
früh genug dagegen kämpfen, wird es sich<br />
weiter ausbreiten.“<br />
Fünf der 16 polnischen Woiwodschaften,<br />
vergleichbar mit den deutschen Bundesländern,<br />
verabschiedeten inzwischen<br />
eine entsprechende Deklaration. Darunter<br />
auch Kleinpolen, die Woiwodschaft, in der<br />
Krakau liegt. Doch Krakau machte bei der<br />
homophoben Kampagne nicht mit. Stadtpräsident<br />
Jacek Majchrowski betonte in<br />
einem offenen Brief, dass Krakau eine<br />
tolerante und weltoffene Stadt sei: „Alle,<br />
darunter auch Vertreter der LGBTIQ*-<br />
Community, sind hier willkommen. Wir alle<br />
sollen uns in Krakau wie zu Hause fühlen“,<br />
schrieb er darin.<br />
Mateusz sieht Statements wie dieses<br />
kritisch. Er glaubt, hinter der Erklärung<br />
stecke vor allem politisches Kalkül. 2023<br />
sollen in Krakau die Europaspiele stattfinden.<br />
Das bedeutet viel Aufmerksamkeit<br />
und viel Geld für die Stadt. Ausländische<br />
Politiker*innen kritisierten den<br />
Austragungsort aufgrund der Erklärung<br />
Kleinpolens zur LGBTIQ*-freien Zone<br />
und forderten, die Spiele nicht in Krakau<br />
zu veranstalten: „Krakau profitiert enorm<br />
von den europäischen Geldern. Wenn das<br />
Geld zurückgehalten wird, steckt Krakau<br />
in großen Schwierigkeiten. Das haben die<br />
Politiker*innen recht schnell verstanden“,<br />
sagt Mateusz. Mit Blick auf das Ausland<br />
unterstütze man die Community, gehe<br />
„Wenn hohe Offizielle Aggression<br />
rechtfertigen, die Täter*-<br />
innen schützen, dann ist es<br />
nur eine Frage der Zeit,<br />
bis alle anderen glauben,<br />
das sei normal.“<br />
MATEUSZ
GESELLSCHAFT<br />
es aber um echte Bekenntnisse, etwa<br />
finanzielle Unterstützung, halte sich die<br />
Stadt zurück.<br />
Gleichzeitig gehen kirchliche rechtskonservative<br />
Gruppen immer aggressiver vor,<br />
um auch die etwas besser geschützten<br />
LGBTIQ*-Gemeinschaften in den Städten<br />
anzugreifen – wie in Krakau. Regelmäßig<br />
fahren Trucks mit großen Lautsprechern<br />
durch die Städte des Landes und rufen<br />
homophobe Propaganda aus. Damit<br />
schüren sie in den Großstädten den Hass<br />
und verunsichern queere Menschen. Vor<br />
einigen Monaten hatte Han endgültig<br />
genug davon. Mit ein paar anderen<br />
queeren Aktivist*innen Krakaus schloss<br />
er sich zur Bewegung „Der Regenbogen<br />
ist nicht tot“ zusammen. Gemeinsam<br />
starteten sie eine Petition, in der sie den<br />
Stadtrat aufforderten, das Fahren dieser<br />
Trucks durch Krakau zu verbieten. Dafür<br />
sammelten sie Unterschriften, organisierten<br />
Veranstaltungen und versuchten,<br />
bei der Bevölkerung ein Gegengewicht<br />
zur Homophobie von Politik, Kirche und<br />
Medien zu sein: „Das Wichtigste ist, Aufmerksamkeit<br />
zu erzeugen, die Bevölkerung<br />
aufzuklären und ein Bewusstsein für<br />
die LGBTIQ*-Community zu erzeugen“,<br />
sagt Han. Große Erfolgschancen rechnet<br />
sich DOM-EQ-Sprecher Mateusz Gędźba<br />
für die Petition nicht aus: „Um ehrlich zu<br />
sein, bin ich mir ziemlich sicher, dass der<br />
Stadtrat den Bürgervorschlag ablehnen<br />
wird – aber trotzdem hat es etwas Gutes:<br />
Es wird eine Diskussion angestoßen, die<br />
die Stadt weiter unter Druck setzen wird,<br />
etwas gegen die Trucks zu unternehmen.“<br />
OPTIMISTISCH<br />
TROTZ ALLEM<br />
Je stärker der Gegenwind, desto selbstbewusster<br />
wird die Gemeinschaft, meint<br />
Gędźba: „Vor ein paar Jahren waren wir<br />
eine soziale Gruppe hier in Krakau. Aber wir<br />
hatten kein Bewusstsein für unsere verschiedenen<br />
Herkünfte, keine gemeinsame<br />
Identität. Mein Eindruck ist, dass Initiativen<br />
wie DOM EQ dabei geholfen haben, so<br />
eine gemeinsame Identität entstehen zu<br />
lassen.“<br />
Wenn Han an die Zukunft denkt, ist er<br />
vorsichtig optimistisch: „Es gibt viele junge<br />
Personen, die aufstehen, ihre Stimme<br />
erheben und Pride-Proteste organisieren<br />
– mit 15 Jahren. Ich bin so stolz, dass sie<br />
vieles in die eigene Hand nehmen und viel<br />
motivierter sind, als ich es in ihrem Alter<br />
war.“ Und nicht nur die Jugend macht ihm<br />
Hoffnung für die Zukunft: „Ich sehe auch<br />
Menschen über vierzig, die sich auf einmal<br />
outen und sagen: ‚Ich habe genug von dem<br />
Scheiß‘, die protestieren gehen und sich<br />
zeigen.“<br />
Auch Karol will sich nicht länger verstecken:<br />
„Ich versuche, sehr extrovertiert zu<br />
sein. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir<br />
uns als LGBTIQ*-Personen den anderen<br />
Menschen zeigen. Wenn sie uns nicht<br />
sehen, dann denken sie auch nicht über<br />
uns nach.“ Seit diesem Jahr bietet er in<br />
Krakau Tanzkurse für gleichgeschlechtliche<br />
Paare an und ist damit polenweit ein Vorreiter.<br />
„Bei heterosexuellen Paaren ist klar,<br />
der Mann führt. Aber wie ist das bei gleichgeschlechtlichen<br />
Paaren? Das bringe ich<br />
ihnen bei“, sagt er. Bis Karol coronabedingt<br />
pausieren musste, betreute er zwölf Paare.<br />
Das Feedback sei sehr positiv, berichtet<br />
Karol. Wenn er von seinen Tanzkursen<br />
spricht, erzählt er mit einer Freude, dass<br />
man meinen könnte, als schwuler Christ<br />
Tanzkurse für gleichgeschlechtliche Paare<br />
im streng katholischen Krakau anzubieten,<br />
sei das Normalste auf der Welt. Und<br />
vielleicht ist es das bald auch. Aktuell ist in<br />
Polen einiges in Bewegung. Die Menschen<br />
gehen auf die Straße, um gegen das<br />
Abtreibungsverbot zu demonstrieren, und<br />
damit auch gegen die Regierung, gegen<br />
die Einmischung der katholischen Kirche<br />
in die Politik, für Menschenrechte. Karol<br />
macht eine kurze Pause, als müsse er über<br />
die nächsten Worte gut nachdenken. Als er<br />
sich entschieden hat, bringt er diese Sätze<br />
mit einer Überzeugung zum Ausdruck,<br />
dass man ihm am liebsten glauben will:<br />
„In den Köpfen der Leute passiert etwas –<br />
langsam, aber es gibt eine Veränderung.“<br />
*Astrid Benölken und Tobias Zuttmann<br />
„In den Köpfen der Leute<br />
passiert etwas – langsam,<br />
aber es gibt eine<br />
Veränderung.“
ADVERTORIAL<br />
GABLE<br />
das LGBTQ+ Netzwerk von P&G<br />
Bei Procter & Gamble sind<br />
Chancengleichheit, Vielfalt und<br />
Inklusion zentrale Elemente der<br />
Unternehmenskultur.<br />
Procter & Gamble hat es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, gleiche und inklusive Arbeitsplätze<br />
für alle Mitarbeitenden zu schaffen.<br />
Dies schließt ganz ausdrücklich auch die<br />
Gruppe der LGBTQ+-Gemeinschaft ein.<br />
Die Unternehmenspolitik von Procter<br />
& Gamble wendet sich sehr klar gegen<br />
Diskriminierungen aufgrund sexueller Orientierung<br />
oder geschlechtlicher Identität.<br />
GABLE (GAY, ALLY, BISEXUAL,<br />
LESBIAN AND TRANSGENDER<br />
EMPLOYEES)<br />
1996 gründete Procter & Gamble<br />
das Netzwerk GABLE für LGBTQ+-<br />
Mitarbeitende und ihre Unterstützer in<br />
den USA. Im Jahr 2014 startete GABLE<br />
in Deutschland und ist seither schnell<br />
gewachsen. Inzwischen ist das Netzwerk<br />
an zehn Standorten in der DACH-<br />
Region, darunter acht in Deutschland,<br />
aktiv – sowohl in städtischen als auch in<br />
ländlichen Gegenden. Ziel des Netzwerks<br />
ist es, eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen,<br />
in der LGBTQ+-Menschen sich vollständig<br />
und ohne Einschränkungen in ihre Arbeit<br />
einbringen können. Ein wesentlicher<br />
Faktor, um dieses Ziel zu erreichen, sind<br />
Unterstützer – sogenannte „Allies“. Sie<br />
sind ausgebildet, Verantwortung für ihr<br />
eigenes Verhalten zu übernehmen und<br />
einzugreifen, wenn sie in der Sprache oder<br />
dem Verhalten anderer eine Diskriminierung<br />
gegen LGBTQ+-Menschen erkennen.<br />
Die Unterstützer erhalten außerdem<br />
Sticker mit denen sie ihre Hilfe für die<br />
LGBTQ+- Gemeinschaft visuell deutlich<br />
machen können.<br />
#WEAREUNIQUEANDUNITED<br />
Jedes Jahr im März feiert Procter<br />
& Gamble seine Equality&Inclusion<br />
Woche – in diesem Jahr wurde daraus<br />
ein ganzer Monat unter dem Motto<br />
#WeAreUniqueAndUnited. Mitarbeitende<br />
aus verschiedenen Netzwerken haben<br />
Workshops, Vorträge und Mitmach-<br />
Aktionen organisiert mit dem Ziel, das<br />
Bewusstsein für Vielfalt zu fördern, für<br />
dieses Thema weiter zu sensibilisieren und<br />
Bias zu reduzieren. GABLE nutzt die Veranstaltungen,<br />
um Informationen zu seinen<br />
Zielen im Unternehmen vorzustellen, um<br />
neue Mitglieder zu finden und als Allies<br />
auszubilden.<br />
CAN’T CANCEL PRIDE<br />
Zusätzlich unterstützt das Netzwerk<br />
Procter & Gamble dabei, sich auch extern<br />
und weltweit gegen die Diskriminierung<br />
der LGBTQ+-Community einzusetzen,<br />
beispielsweise durch die Organisation<br />
der Hilfsaktion „Can’t Cancel Pride“<br />
mit iHeartRadio während der Corona-<br />
Pandemie zur Unterstützung betroffener<br />
LGBTQ+-Gemeinschaften oder durch<br />
verschiedene LGBTQ-zentrischen<br />
Marketing-Kampagnen.<br />
AUSZEICHNUNGEN<br />
Im letzten Jahr war das GABLE-Netzwerk<br />
von P&G einer der Prout At Work-Award-<br />
Gewinner in der Kategorie GLOBAL<br />
LEADER NETWORK. Diese Würdigung<br />
bezog sich auf diverse Aktivitäten, wie<br />
der Produktion einer Film-Trilogie zur<br />
Unternehmensgeschichte im Hinblick<br />
auf LGBTQ+ -Inklusion. Die Filme,<br />
die in Zusammenarbeit mit CNN<br />
entstanden sind, erhielten internationale<br />
Auszeichnungen.<br />
Vor wenigen Wochen hatte P&G einen<br />
weiteren Grund zum Feiern: Das Unternehmen<br />
wurde mit dem PRIDE Champion<br />
Arbeitgebersiegel in Silber ausgezeichnet.<br />
Dieses wird von der UHLALA Group vergeben<br />
und steht für eine offene, inklusive<br />
und wertschätzende Unternehmens- oder<br />
Organisationskultur. Das Siegel ist nicht<br />
käuflich und kann nur durch Nachweise<br />
und eine Prüfung in Form des PRIDE<br />
Audits erhalten werden.<br />
P&G freut sich über viele Bewerber:innen<br />
aus der LGBTQ+-Community. Offene<br />
Stellenangebote sind hier zu finden:<br />
www.pgcareers.com
INTERVIEW<br />
Die Sprache der Liebe entschlüsselt?<br />
GESELLSCHAFT<br />
FOTO: ELITE CONTACTS<br />
Anita G. und ihr Sohn Philipp Schwarzenberg<br />
bezeichnen sich mit einer<br />
angemessenen Portion Stolz als Partnervermittler.<br />
Wir trafen Philipp in Berlin und<br />
hatten viele Fragen – denn er weitete das<br />
Geschäft mit der Partnerschaftsvermittlung<br />
auf die Liebe Homo-sexueller aus.<br />
Wie kam es denn dazu?<br />
Meine ersten Berührungspunkte mit homosexuellen<br />
Paaren waren glückliche Männer in<br />
langfristige Partnerschaften. Für mich war es<br />
damals klar, dass da einfach ein Mann einen<br />
Mann liebt und mit ihm zusammen ist. Erst<br />
heute ist mir vollumfänglich bewusst, dass<br />
das Thema offene Homosexualität damals<br />
nicht so einfach war. In den 2010ern wurde<br />
Liebe zu einem Konsumgut und unzählige<br />
Menschen machten sich auf die Suche<br />
nach einem kurzfristigen (gemeinsamen)<br />
Endorphinrausch. Zurückzuführen ist<br />
dies auf unsere Gesellschaft selbst, dem<br />
menschlichen Streben nach Perfektion<br />
sowie dem Trend der Digitalisierung durch<br />
Smartphones und Apps. Das was wir dort<br />
finden, ist aber etwas völlig anderes als das<br />
sich in einer langfristigen Partnerschaft<br />
entwickelnde Wir-Gefühl. Ich betone das<br />
immer wieder: Egal, wer wen liebt, der<br />
Kern des Ganzen und damit auch unserer<br />
Arbeit, ist die Sprache der Liebe. Die hat mit<br />
Hormonen und Geschlechtern erst einmal<br />
nichts zu tun.<br />
Es gibt moderne Formen von<br />
Partnerschaften jenseits dem<br />
„Standardmodell“ Zweierbeziehung.<br />
Kommen auch zum Beispiel polyamore<br />
Menschen zu euch?<br />
Es ist spannend, wie sich der Mensch in<br />
dieser Beziehung weiterentwickelt hat.<br />
Das Gros unserer Klientel ist jedoch nach<br />
wie vor auf der Suche nach einer stabilen<br />
Zweierbeziehung mit den klassischen<br />
Parametern Treue, Wir-Gefühl, Vertrauen<br />
und emotionaler Identifikation.<br />
Bemerkenswert finde ich, dass sich die<br />
Wünsche und Ziele von heterosexuellen<br />
und homosexuellen<br />
Singles<br />
in vielerlei Hinsicht<br />
gleichen. Was mich auch noch<br />
mal zu dem Satz bringt, dass es nicht<br />
darum geht, wer wen liebt, sondern um<br />
die Sprache der Liebe.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
www.elite-contacts.com<br />
Das ganze Interview findet ihr auf<br />
www.männer.media.<br />
#Diversity<br />
#Inventingforlove<br />
MSD.PARTNER.HIV.<br />
DE-NON-01778<br />
Auf MSD Gesundheit finden Sie Informationen zu HIV: http://m.msd.de/rwQ<br />
MSD Sharp & Dohme GmbH, Lindenplatz 1, 85540 Haar<br />
www.msd.de
GESUNDHEIT<br />
Welchen Einfluss eine<br />
HIV-Therapie im Alltag hat<br />
Mit HIV kann man heutzutage ein<br />
gesundes und langes Leben führen.<br />
Dennoch kann die Diagnose ein einschneidendes<br />
Ereignis sein und viele neue<br />
Fragen aufwerfen. Eine davon ist, wie man<br />
die HIV-Therapie nun bestmöglich in den<br />
eigenen Alltag integrieren kann.<br />
Das erste, woran viele dabei denken, sind<br />
klassische Einnahmevorschriften – wie<br />
zum Beispiel die Einnahme zum Essen. Bei<br />
der modernen HIV-Therapie sind solche<br />
st<strong>rik</strong>ten Vorschriften mittlerweile eher<br />
Ausnahme als Regel.<br />
HERAUSFORDERUNG ARBEITSALLTAG<br />
Es gibt aber auch einige Punkte, die<br />
man vielleicht nicht gleich im Kopf hat.<br />
Beispielsweise spielt der Arbeitsrhythmus<br />
eine wichtige Rolle: Wenn man geregelte<br />
Arbeitszeiten hat, lässt sich die täglich<br />
etwa zeitgleiche Einnahme der Medikamente<br />
deutlich leichter planen, als wenn<br />
man in einem Beruf mit Schichtdienst<br />
arbeitet. Selbst mit geregelten Arbeitszeiten<br />
kann es zu Herausforderungen im<br />
Arbeitsalltag kommen, etwa wenn eine<br />
Dienstreise mit Zeitverschiebung ansteht.<br />
DIE FREIZEIT GESTALTEN<br />
Auf die Wahl der Freizeitaktivitäten hat<br />
eine HIV-Therapie so gut wie keinen<br />
Einfluss. Dennoch gibt es für HIV-positive<br />
Menschen einige Punkte zu beachten,<br />
um eine erfolgreiche Behandlung<br />
sicherzustellen: Natürlich sollte man bei<br />
Ausflügen immer daran denken, seine<br />
Medikamente mit einzupacken, falls<br />
es mal später wird. Aber auch Hobby-<br />
Sportler*innen sollten bei der Einnahme<br />
von Nahrungsergänzungsmitteln, um zum<br />
Beispiel den Muskelaufbau zu fördern,<br />
im Hinterkopf behalten: Nahrungsergänzungsmittel<br />
können Wechselwirkungen<br />
mit HIV-Medikamenten verursachen, die<br />
im ungünstigsten Fall den Therapieerfolg<br />
gefährden.<br />
MUSS MAN SICH ALSO MIT HIV<br />
EINSCHRÄNKEN?<br />
Natürlich ist das jetzt nicht gleich ein<br />
Grund, um mit dem Sport aufhören. Man<br />
sollte allerdings mit seinem/r Ärzt*in<br />
darüber sprechen, was es zu beachten<br />
gilt. Das ist wichtig, um auch mit HIV-<br />
Therapie den bisherigen Lebensrhythmus<br />
beibehalten und vor allem die eigene<br />
Lebensqualität hochhalten zu können.<br />
Nur weil man HIV-positiv ist, muss sich<br />
also nicht gleich der gesamte Alltag<br />
ändern.<br />
VERÄNDERUNGEN IM BLICK BEHALTEN<br />
Viele Dinge im Alltag verändern sich ja<br />
meist nicht über Nacht, sondern Stück für<br />
Stück. Diese oft unbemerkten Veränderungen<br />
sollte man im Blick behalten, denn<br />
sie können zu Reibungspunkten mit der<br />
HIV-Therapie führen. Gerade in solchen<br />
Situationen ist ein offenes Gespräch mit<br />
dem/r Ärzt*in sehr wichtig.<br />
HIV ZU EINEM KLEINEN TEIL IM<br />
LEBEN MACHEN<br />
Es kann manchmal herausfordernd<br />
sein, die eigene HIV-Therapie in den<br />
persönlichen Tagesablauf zu integrieren.<br />
Manchmal liegt das auch daran, dass die<br />
momentan eingenommenen Medikamente<br />
plötzlich nicht mehr in den eigenen<br />
Alltag passen.<br />
Es gibt für jeden Lebensrhythmus eine<br />
geeignete individuelle Therapie. Wenn man<br />
diese gemeinsam mit seinem/r Ärzt*in für<br />
sich findet, wird HIV dadurch zu einem<br />
kleineren Teil im eigenen Leben.<br />
Weitere Infos sowie persönliche Geschichten<br />
zum Leben mit HIV findest<br />
du unter www.livlife.de.<br />
Unterstützt von ViiV Healthcare
SCHLAU ZU HIV<br />
Warum du an der IAS<br />
teilnehmen solltest<br />
Der alle zwei Jahre stattfindende<br />
Kongress der IAS (International<br />
AIDS Society) ist die weltgrößte<br />
offene wissenschaftliche Konferenz<br />
zum Thema HIV/Aids.<br />
Ihre 11. Ausgabe findet vom<br />
18. bis 21. <strong>Juli</strong> in Berlin und<br />
erstmals auch online statt. Also<br />
ist die Konferenz sogar aus dem<br />
heimischen Wohnzimmer heraus<br />
bequem zu besuchen.<br />
DAS PROGRAMM<br />
Fast alle namhaften Akteure<br />
im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit<br />
werden die<br />
neuesten Erkenntnisse vorstellen<br />
und die dringendsten aktuellen<br />
Themen erörtern. Aufgeteilt in<br />
vier Themenblöcke.<br />
Im Block Grundlagenforschung<br />
wird unter anderem über<br />
den Stand der Forschung zur<br />
Regulierung und Heilung der HIV-<br />
Reservoirs diskutiert. Außerdem<br />
soll über den Einfluss von<br />
Geschlecht und Bevölkerungsdiversität<br />
auf die Bekämpfung des<br />
Virus gesprochen werden.<br />
Der Block klinische Wissenschaft<br />
hält eine für unsere Kernleserschaft<br />
sicher besonders interessanten<br />
Thematik vor: HIV und<br />
sexuell übertragbare Krankheiten.<br />
Es geht aber ausnahmsweise<br />
nicht um die Aufforderung,<br />
regelmäßig zum Test zu gehen,<br />
sondern um das Ausloten von<br />
Möglichkeiten, aus der HIV-<br />
Therapie für den Umgang mit<br />
Antibiotika-Resistenzbildungen<br />
zu lernen.<br />
Mehr Informationen zum<br />
Programm und zur Anmeldung<br />
unter ias<strong>2021</strong>.org!<br />
„<br />
GESUNDHEIT<br />
Die Konferenz der<br />
„International<br />
Aids Society“,<br />
kurz IAS ist<br />
neben der<br />
„Conference<br />
on Retroviruses<br />
and Opportunistic<br />
Infections“<br />
(CROI) die wichtigste<br />
internationale Konferenz zu<br />
HIV, bei der Wissenschaftler<br />
aus aller Welt Ergebnisse aus<br />
Grundlagenforschung und<br />
Studien präsentieren.<br />
Siegfried Schwarze, Aids-Aktivist<br />
und Vorstand Projekt Information e.V.<br />
(www.projektinfo.de)<br />
“<br />
# HIVersity<br />
Weil wir mehr sind als nur HIV-positiv: LiVLife.de<br />
NP-DE-HVU-ADVT-200009-11/2020
FILM<br />
INTERVIEW<br />
JAKOB M.<br />
ERWA:<br />
„Da habe ich<br />
viel von mir und<br />
meiner Welt<br />
hineingepackt“<br />
Panische Menschen, dichter Rauch<br />
und ein Meer an Einsatzkräften:<br />
Was für ein Unglück hat sich am Münchner<br />
Hauptbahnhof ereignet? Diesem Ereignis<br />
geht die brandneue Coming-of-Age-Serie<br />
„Katakomben“ auf den Grund.<br />
Jakob, „Katakomben“ ist Ihr erstes<br />
Projekt seit dem Kinofilm „Die Mitte<br />
der Welt“. Wie kam es dazu?<br />
Nach der Verleihung des Bayerischen<br />
Filmpreises, den ich für „Die Mitte der<br />
Welt“ bekommen habe, haben mich die<br />
Jungs von der Produktionsfirma NEUE-<br />
SUPER angesprochen. Die mochten, was<br />
ich da auf der Bühne gesagt hatte, und<br />
fragten, ob wir nicht einmal zusammen<br />
ein Projekt entwickeln wollen. So habe ich<br />
dann angefangen, mit Florian Kamhuber<br />
an einer Geschichte über moderne Liebe<br />
zu arbeiten, an der wir auch nach wie<br />
vor noch dran sind. Doch irgendwann<br />
kam uns „Katakomben“ in die Quere,<br />
weil Flo einen Zeitungsartikel über das<br />
Tunnelsystem unter München gelesen<br />
hatte und mich fragte, ob wir nicht schnell<br />
mal eine Geschichte dazu pitchen wollen.<br />
Wir haben uns dann drei Tage in Berlin<br />
eingeschlossen, einen groben Plot überlegt<br />
und die Figuren entwickelt.<br />
Entstanden ist jetzt eine spannende<br />
Mischung aus Coming-of-Age-<br />
Geschichte und Sozialdrama mit<br />
Gruselthriller-Elementen ...<br />
Geschichten über junge Menschen finde<br />
ich immer cool, denn über die sogenannte<br />
First-Life-Krise kann man einfach spannende<br />
Sachen erzählen. Aber besonders<br />
interessant an unserer Idee fand ich<br />
tatsächlich die soziale Komponente. Das<br />
ist schließlich schon eine perfide Sache.<br />
München ist einerseits diese schicke,<br />
cleane, teure Stadt, in der es immer heißt,<br />
dass es kein Drogenproblem gibt. Doch<br />
andererseits gibt es eben diese Katakomben,<br />
wo plötzlich eine Grauzone und<br />
all die Leute akzeptiert werden, die oben<br />
das saubere Stadtbild zerstören würden.<br />
Also Drogensüchtige, Obdachlose oder<br />
Sexarbeiter*innen. Das fand ich heftig. Und<br />
ich wollte unbedingt einen Weg finden,<br />
diese beiden Welten aufeinanderknallen zu<br />
lassen und – bei aller Unterhaltung – etwas<br />
Kritisches über unsere Gesellschaft zu<br />
erzählen.<br />
War von Anfang an klar, dass Sie<br />
die Geschichte als Serie erzählen<br />
wollen?<br />
Ja, das war tatsächlich von Anfang an klar.<br />
Da habe ich nie drüber nachgedacht, ob<br />
man auch einen Film draus hätte machen<br />
können. Mich hat diese Art des Erzählens<br />
eh interessiert, und ich habe auch andere<br />
serielle Ideen, an denen ich arbeite. Schon<br />
damals in Österreich habe ich nach meinem<br />
ersten Film „Heile Welt“ eine kleine<br />
Miniserie gemacht: „Tschuschen:Power“.<br />
Ich finde das Format einfach toll, weil man<br />
viel länger und kleinteiliger erzählen und<br />
sich tiefer auf Figuren einlassen kann.<br />
Aber nicht zu früh freuen – ich werde auch<br />
weiterhin Filme drehen. Hahaha.<br />
Gibt es unter den vielen Figuren der<br />
Serie welche, die Ihnen besonders<br />
am Herzen liegen?<br />
Janosch, der queere Influencer und beste<br />
Freund der Protagonistin, ist auf jeden Fall<br />
eine Figur, die mir sehr wichtig und nah<br />
ist. Da habe ich viel von mir und meiner<br />
Welt hineingepackt. Und an ihm Fragen<br />
von Zugehörigkeit, Entwurzelung und dem<br />
Zwiespalt, zwischen mehreren Welten<br />
zu stehen, durchgespielt, die man nicht<br />
zuletzt als queerer Mensch kennt. Mir war<br />
sehr wichtig, dass er nicht nur schillernd<br />
ist, sondern auch eine echte Breite und<br />
Tiefe bekommt. Aus der eher oberflächlichen<br />
Figur am Anfang wird schließlich<br />
eine ganz traurige, feine und suchende.<br />
Mit der ActOut-Aktion und<br />
dem zugehörigen Manifest<br />
hatten kürzlich 185 deutsche<br />
Schauspieler*innen ihr öffentliches<br />
Coming-out. Wie fanden Sie das?<br />
Das war ein ganz großer, längst<br />
überfälliger Schritt. Ich habe darüber<br />
mit vielen Kolleg*innen vor und hinter<br />
der Kamera in den letzten Jahren immer
FILM<br />
FOTOS: JOYN / NEUESUPER / A. UHLIG<br />
wieder gesprochen und mir genau so<br />
etwas gewünscht. Eine breite Front,<br />
die daherkommt und sagt: „Wir sind<br />
hier und wir sind überall.“ Dass man die<br />
Privatleben eines Schauspielers oder einer<br />
Schauspielerin von ihrer Arbeit trennen<br />
kann, sollte eigentlich kein Problem<br />
sein. Aber auch das ist noch lange nicht<br />
selbstverständlich, deswegen muss man<br />
immer mal wieder solche großen Bretter<br />
fahren.<br />
Es geht in diesem Kontext immer<br />
auch darum, wen man für welche<br />
Rollen besetzt. In der neuen Serie<br />
„It’s a Sin“ zum Beispiel werden alle<br />
queeren Rollen auch von queeren<br />
Schauspielern gespielt ...<br />
Ich würde das jedes Mal als Einzelfall<br />
behandeln. Ich arbeite seit Langem an<br />
einem Film mit dem Titel „Valeska“ über<br />
eine trans* Frau, den ich unter anderem<br />
deswegen noch nicht umgesetzt habe,<br />
weil ich einfach noch keine perfekte<br />
trans* Schauspielerin für die sehr herausfordernde<br />
Rolle gefunden habe. Da muss<br />
man sich dann die Frage stellen, ob ein<br />
Projekt gar nicht stattfinden soll, bloß weil<br />
man nicht „politisch korrekt“ besetzen<br />
kann? Ist das sinnvoll, wenn es gleichzeitig<br />
bedeutet, dass die entsprechenden<br />
Themen womöglich gar nicht auf der<br />
Leinwand behandelt werden? Man kann<br />
außerdem nicht unsere Situation hier im<br />
deutschsprachigen Raum mit den USA<br />
oder so vergleichen.<br />
In welcher Hinsicht?<br />
Englischsprachige Produktionen wie<br />
gerade „It’s a Sin“ haben es natürlich<br />
wesentlich leichter, alle queeren Rollen<br />
mit queeren Schauspieler*innen zu<br />
besetzen. Schon einfach, weil der Markt<br />
riesig ist – und es gleichzeitig sehr viel<br />
früher Role Models gab und sich das<br />
Selbstbewusstsein entwickelt hat,<br />
dass man queer sein und trotzdem als<br />
Schauspieler*in zum Star werden kann. So<br />
weit sind wir noch nicht. Weswegen eben<br />
ActOut auch so ein Meilenstein war. Allein<br />
um zu zeigen, was für einen großen Pool<br />
an queeren Schauspieler*innen es gibt,<br />
der einem zur Verfügung steht, wenn man<br />
bewusst so besetzen und die Community<br />
stärken will.<br />
Kurz noch ein Blick zurück zu<br />
Ihrem Film „Die Mitte der Welt“,<br />
der in diesem Jahr seinen fünften<br />
Geburtstag feiert. Wie haben Sie es<br />
damals erlebt, dass der ganz große<br />
Erfolg an der Kinokasse ausblieb?<br />
Angesichts der wahnsinnig langen<br />
Entstehungsgeschichte und der Tatsache,<br />
dass die Vorlage ein Bestseller war, war ich<br />
im ersten Moment schon sehr ernüchtert<br />
und enttäuscht, dass die Sache nicht so<br />
aufgegangen ist, wie ich es erhofft hatte.<br />
Und war auch eifersüchtig auf Filme<br />
wie „Love, Simon“ und „Call Me By Your<br />
Name“, die als queere Filme groß und<br />
aufwendig vermarktet wurden und stolz<br />
riesige Banner gedruckt bekamen. Während<br />
bei unserem Film die Thematik eher<br />
versteckt wurde und man nicht wusste,<br />
wie man damit umgehen soll. Das hat<br />
mich schon sehr frustriert. Aber natürlich<br />
freue ich mich auch, dass der Film dann<br />
trotzdem noch ein kleines Eigenleben<br />
entwickelt hat. Es gibt sehr viele Leute,<br />
die den Film kennen, und denen er – so<br />
wie mir damals das Buch – irgendwie<br />
geholfen hat.<br />
Würde er heute besser laufen?<br />
Vielleicht. Gerade durch Streamer wie<br />
Netflix ist die queere Community im<br />
Moment ja wieder stärker vertreten in<br />
den Geschichten, die erzählt werden.<br />
Dadurch kommen diese Themen und<br />
Figuren in der Gesellschaft stärker an<br />
und werden selbstverständlicher. Und die<br />
Leute wollen das scheinbar sehen. Es ist<br />
traurig, das sagen zu müssen, aber wenn<br />
ich im Moment einen queeren Stoff hätte,<br />
würde ich damit vermutlich eher bei<br />
einem Streamingdienst anklopfen als bei<br />
einem Kinoverleih.<br />
*Interview: Patrick Heidmann
FILM<br />
FOTO: WARNER / HBO<br />
STREAMING<br />
SIE KOMMEN ZURÜCK<br />
Seit Ende der 1990er war die US-Serie „Sex and the<br />
City“ ein Muss für Frauen und Queers, wenn man sich<br />
auch über die zum Teil klischeehafte Darstellung der<br />
(queeren) Charaktere ärgern konnte. Trotzdem waren<br />
die Serie und die beiden Kinofilme extrem lustig und sorgten<br />
auch für den ein oder anderen Denkanstoß. Jetzt wird an der auf<br />
der Original-TV-Serie und dem Buch basierenden Nachfolgeserie<br />
„And Just Like That“ gearbeitet, so HBO Max, der Streamingdienst<br />
von Warner.<br />
Die in der weißen oberen Mittelschicht New Yorks angesiedelte<br />
Glamour-Soap ließ uns teilhaben am geselligen Leben einer<br />
Frauenclique und ihren Liebschaften. Lange bevor es Social Media<br />
gab, wurde hier kommentiert, polarisiert und gelacht. Vor allem<br />
Schauspielerin Sarah Jessica Parker wurde in Sachen Mode zur<br />
Influencerin, die auch bestens mithalten konnte, als Social Media<br />
dann den Ton angab. Waren die vier Freundinnen –Lifestyle- und<br />
Modefachfrau Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker), Heimchen<br />
Charlotte York (Kristin Davis), Vamp Samantha Jones (Kim Cattrall)<br />
und Anwältin Miranda Hobbes (Cynthia Nixon) – zu Beginn<br />
der Serie in ihren 30ern, Samantha schon damals wesentlich älter,<br />
so können wir uns jetzt auf Damen freuen, die auf die sechzig<br />
zugehen. Ein wichtiger und sicherlich unterhaltsamer Kontrapunkt<br />
zum überall herrschenden Jugendwahn. Nicht mehr dabei sein<br />
wird allerdings Kim Cattrall, die vor allem in den letzten Jahren ihre<br />
Abneigung gegenüber Sarah Jessica Parker betonte.<br />
In „Sex an the City“ ging es eigentlich immer um die Suche nach<br />
der wahren Liebe in der hektischen und so extrem hippen Großstadt.<br />
Darum, den einen Mann zu finden, für intensive Stunden<br />
oder für immer. Aufs Amüsanteste unterbrochen wurde dieser,<br />
bei aller etwaigen Melancholie immer lebensfroh umgesetzte,<br />
rote Faden durch Episoden und Szenen, die mal ironisch, mal<br />
traurig das Leben in seiner manchmal abstrusen Art abbildeten.<br />
Gaststars waren unter anderem Bradley Cooper, Liza Minnelli,<br />
Matthew McConaughey, Heidi Klum, Alanis Morissette und auch<br />
David Duchovny. Und Dido sang im Soundtrack. *rä<br />
Funfact: Donald Trump hatte ebenfalls einen Cameo-Auftritt in<br />
„Sex and the City“. Gottlob nur kurz. Aber wo war er nicht?<br />
FOTOS: ITV STUDIOS<br />
SERIE<br />
Ausgezeichneter Serienspaß:<br />
„Schitt’s Creek“<br />
Die kanadische Serienproduktion „Schitt’s Creek“ ist nicht nur extrem erfolgreich,<br />
diese humorvolle Gesellschaftssatire zeigt auch, wie man queere Charaktere<br />
sinnvoll und nicht nur als „skurrile Minderheit“ einsetzen kann. Dafür gab es zum<br />
Beispiel den „GLAAD Media Award für herausragende Comedy-Serien“.<br />
Autor, Regisseur und Schauspieler Daniel Levy, der gemeinsam mit seinem Vater<br />
Eugene die Idee zur Serie hatte und auch als David und Johnny Rose zum Hauptcast<br />
gehören, war dann auch sehr gerührt: „Ich möchte unseren Fans danken, die eine<br />
Bewegung für das Gute geschaffen haben [...] Wir lieben euch alle. Ich kann mir keine bessere<br />
Fanbase vorstellen – Menschen, die für die Botschaft unserer Serie einstehen, für Liebe, für<br />
Akzeptanz und dafür, füreinander da zu sein. Die queeren Charaktere zu kreieren, war die größte<br />
Freude meines Lebens [...] Diese Serie zu machen, war sechs Jahre lang mein absolutes Glück.“<br />
Die Serie erzählt von einer einst reichen, dann verarmten Familie, die dorthin ziehen muss, wo sie noch<br />
Besitz hat: in ein Motel nach Schitt’s Creek. Die exzentrische Großstadtfamilie Rose muss sich fortan<br />
mit Rednecks und Dorfturbulenzen rumschlagen. Schreiend komisch! *rä
meine<br />
gay<br />
cruise<br />
Gran Canaria - Madeira -<br />
Lanzarote - La Palma - Gomera -<br />
Gran Canaria FEBRUAR 2022<br />
Alle neuen Infos im Newsletter unter<br />
www.mcruise.de/newsletter
MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
MARCELLA<br />
ROCKEFELLER<br />
Seit über zehn Jahren ist Marcella in<br />
der Szene und auch in den Medien<br />
eine feste Größe. Was sie so besonders<br />
macht, ist, dass sie eine Sängerin ist. Wir<br />
sprachen mit La Rockefeller über ihr erstes<br />
Album, Céline Dion, Rosenstolz und Drag.<br />
Ein großer Einfluss war Rosenstolz.<br />
Ja, ich fand das schon immer extrem<br />
verblüffend, wie diese Texte mein Leben<br />
repräsentiert haben. Zum Beispiel „Wenn<br />
Du jetzt aufgibst“, was habe ich dieses<br />
Lied nächtelang gehört, weil ich dachte,<br />
es geht nicht mehr! Aber die Botschaft<br />
ist: Du hast schon einen Riesenberg hinter<br />
dir, du schaffst es. Diese Ehrlichkeit der<br />
Texte!<br />
Ein gutes Stichwort. Ist Ehrlichkeit<br />
in der Musik wichtiger als Glamour<br />
und Show?<br />
Nun, ich sage mal so: Showbusiness ist<br />
eben Show. Aber ich bin einfach eine<br />
sensible Seele, die sehr viel Wert darauf<br />
legt, dass Texte etwas ausdrücken, womit<br />
man sich identifizieren kann. Oft hatte<br />
ich etwas „Angst“, Stars kennenzulernen,<br />
weil sich mitunter rausstellte, dass die gar<br />
nicht so cool sind, dass da mehr Show<br />
als Sein war … Und bei Peter und Ulf (von<br />
Rosenstolz, Anm. d. Red.) ist das genau<br />
das Gegenteil, da steht SO viel mehr<br />
hinter der Musik.<br />
Glaubst du, dass deine perfekte<br />
Optik deiner „handgemachten“<br />
Musik im Weg steht? Oder dass du<br />
eine Dragqueen bist?<br />
Ich mache mir aus der Erscheinung<br />
überhaupt nichts. Aber ich habe<br />
schon vor zwölf Jahren gemerkt, dass<br />
Marcella ein viel größeres Sprachrohr<br />
für mich ist, als wenn ich als Marcel<br />
stehe und singe. Ich habe diesen Weg<br />
und dass ich dieses Album machen<br />
konnte, Marcella zu verdanken! Wenn<br />
eine Dragqueen singt oder auf der Bühne<br />
steht, dann schauen die Leute … Es ist<br />
einfach schön, bei jungen Leuten, bei<br />
Kindern, dieses Leuchten in den Augen<br />
zu sehen. Ich bin es aber auch gewohnt,<br />
von manchen Menschen Abneigung zu<br />
erfahren. Authentischer als Marcella<br />
kann ich nicht sein.<br />
Glaubst du, es ist heute einfacher als<br />
vor zehn Jahren, als Dragqueen ernst<br />
genommen zu werden?<br />
Ich muss sagen, dass ich selbst immer<br />
wieder überrascht bin, wie ernst ich<br />
genommen werde. Aber dafür kämpft<br />
man ja als Musiker. Das macht mich<br />
unendlich glücklich. Ich bin ja kein<br />
Clown, der Stimmung macht! Meine<br />
Musik ist auch nicht Drag-typisch, ich<br />
breche die Erwartungen der Leute, die<br />
Elektronisches oder Lady Gaga erwarten.<br />
Ich mache melancholische Musik, aber<br />
keine depressive …<br />
Wie ist das Album entstanden?<br />
Warst du in Drag?<br />
Nein, ich habe die Lieder als ungeschminkter<br />
Mann aufgenommen. (lacht)<br />
Wobei, manchmal hatte ich tatsächlich
„Das hätten<br />
noch 100<br />
mehr werden<br />
können“<br />
MUSIK<br />
eine Perücke auf, wenn wir danach noch<br />
etwas gedreht haben. Entstanden ist<br />
es mit Elias Kunz in Hannover, der zwar<br />
etwas jünger als ich, aber auch eine<br />
„alte Seele“ ist. Wir haben einige Songs<br />
von Rosenstolz und von Peter Plates<br />
Soloplatte überarbeitet. 2020 hatten wir<br />
„Der größte Trick“ rausgebracht, eigentlich<br />
war das nur ein Projekt, nachdem mich<br />
Peter Plate zuvor auf Instagram mit<br />
Sarah Connors „Vincent“ entdeckt hatte.<br />
Dann kam „Der blaue Sonntag“ … Das hat<br />
alles so Spaß gemacht, dass Peter mir<br />
vorschlug, ein ganzes Album zu machen.<br />
Wir hatten so viele Ideen … Das hätten<br />
noch 100 Lieder mehr werden können.<br />
Verzeih mir das Wort: „Verstellst“ du<br />
deine Stimme beim Singen?<br />
Alles gut, ich weiß, was du meinst. Heute<br />
mache ich das nicht mehr. Tatsächlich<br />
habe ich aber früher gedacht: „Ich muss<br />
die Höhen von Céline Dion treffen, egal,<br />
wie beschissen das nachher klingt.“ Ich<br />
habe lange versucht, meine Stimme<br />
zu verstellen, heute bin ich bei meiner<br />
Stimme angekommen und fühle mich<br />
sehr wohl so, wie ich singe.<br />
Welches Lied sollte ein hektischer<br />
Spotify-Hörer mal anhören, um<br />
einen guten Eindruck vom Album zu<br />
erhalten?<br />
Hm, ich würde „Die Liebe kennt mich<br />
nicht“ empfehlen, jeder hatte schon mal<br />
das Gefühl, dass man an den Falschen<br />
geraten ist, der es nicht gut mit einem<br />
meint. Einfach eine wunderschöne<br />
Nummer, und „Lass sie reden“, im Original<br />
von Rosenstolz.<br />
FOTOS: MIRKO PLENGEMEYER<br />
Findest du deine Version besser?<br />
Ich würde mich nie mit AnNa R. oder<br />
Rosenstolz messen. Ich kann es nicht<br />
vergleichen, ich möchte es auch nicht.<br />
Meine Follower kennen die Lieder im<br />
Original nicht, sie folgen mir, weil ich bin,<br />
wie ich bin. Und ich freue mich, dass ich<br />
einer neuen Generation die Message<br />
von Rosenstolz, von Peter, AnNa und Ulf,<br />
weitergeben kann.<br />
Du bist ein sensibler Mensch. Ist<br />
dann der Beruf im Showbusiness<br />
eine Mutprobe?<br />
Ich habe schon viel Schlimmes gelesen,<br />
vor allem damals beim „Supertalent“, die<br />
Kommentare kann man ja heute noch<br />
lesen. Es ist mir eigentlich relativ egal.<br />
Was mich damals getroffen hat, ist, dass<br />
es meine Mutter getroffen hat, sie hatte<br />
mich auf Facebook verteidigt … Ich habe<br />
einen extrem festen und lieben Inner<br />
Circle im Freundeskreis, auch Peter und<br />
Ulf stehen voll und ganz hinter mir. Diese<br />
Unterstützung stärkt. Aber ich war zwölf<br />
Jahre lang Dragqueen, ich habe eine harte<br />
Schule hinter mir! (lacht)<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.facebook.com/<br />
MarcellaRockefellerOfficial
MUSIK<br />
NACHGEFRAGT<br />
OWEN<br />
FOTO: YUULA BENIVOLSKI<br />
PALLETT<br />
„Es ist so wichtig,<br />
mit Fremden zu<br />
reden“<br />
Es hat lange gedauert, bis Owen<br />
Palletts neustes Album „Island“<br />
erscheinen konnte – der Vorgänger „In<br />
Conflict“ stammt immerhin schon aus<br />
dem Jahr 2014. Woran es lag? Zum Großteil<br />
an ihm selbst.<br />
Der Kanadier, der seine ersten Schritte<br />
unter dem Namen Final Fantasy gemacht<br />
hat und mittlerweile für seine Arbeit mit<br />
Arcade Fire mit einem Grammy ausgezeichnet<br />
wurde, hat einfach viel zu tun.<br />
Ob Arrangements für Frank Ocean und<br />
Christine and The Queens, Taylor Swift<br />
oder die Pet Shop Boys oder die zahlreichen<br />
Aufträge für Filmmusik. Es dauerte<br />
einfach. „Dabei habe ich gar nicht hart<br />
an dem Album arbeiten müssen, es kam<br />
schnell zusammen. Sehr schnell. Es hat<br />
sich nur lange hingezogen aufgrund all der<br />
anderen Projekte.“ Selbst die Aufnahmen<br />
mit dem London Contemporary Orchestra<br />
in den Abbey Road Studios waren kein<br />
Drama. „Das war ein symbiotisches<br />
Verhältnis. Und es ist auch einfach meine<br />
Aufgabe als Arrangeur, so zu schreiben,<br />
dass man mich versteht.“<br />
Zu seiner eigenen Überraschung setzt<br />
Owen auf „Islands“ eine Geschichte fort,<br />
die er mit seinem Solodebüt „Heartland“<br />
2010 begonnen hat, und die von einem<br />
Mann namens Lewis und seinem Ringen<br />
mit einem Gott namens Owen handelt –<br />
und die am Ende des neuen Albums dazu<br />
führt, dass Lewis in den Weltraum gefickt<br />
wird („Lewis Gets Fucked Into Space“<br />
heißt dieses Lied dann auch bestechend<br />
direkt). Erst als Owen mit dem Album<br />
fast durch war, spürte er, wie gut er mit<br />
diesen dunklen, intensiven Liedern Lewis’<br />
Story fortsetzen konnte. „Ich hatte die<br />
meisten Lyrics fertig, als mir auffiel, dass<br />
es Sinn ergibt, wenn die Songs in sein<br />
Narrativ eingepasst werden.“ Jetzt weiß<br />
Owen auch, dass es irgendwann ein drittes<br />
Album um diesen eigenartigen Charakter<br />
geben wird, selbst wenn es unsicher ist,<br />
wann es kommt. Bis dahin schwebt Lewis<br />
einfach weiter im Weltraum umher.<br />
Doch selbst so eine eigenartige Handlung<br />
wie diese hat es schwer, mit unserer<br />
Realität zu konkurrieren, denn es waren<br />
auch für Owen Pallett sehr eigenartige<br />
zwölf Monate. „Dabei hat sich mein<br />
Leben weniger als das Leben anderer<br />
Menschen geändert. Ich habe wie immer<br />
zu Hause gearbeitet, mein Studio ist ja<br />
auch hier. Irgendwo war es zwar schon<br />
enttäuschend, nicht auf Tour zu sein –<br />
andererseits war ich aber auch seit 2017<br />
nicht mehr unterwegs.“ Was Owen am<br />
meisten berührt, ist, wie sich die Pandemie<br />
auf seine Freunde, Familie und Liebhaber<br />
auswirkt: „Sie sind so gestresst, so einsam.“<br />
Owen selbst fehlt es vor allem, neue<br />
Menschen zu treffen. „Es ist so wichtig,<br />
mit Fremden zu reden, für dich, für dein<br />
Gehirn. Bei mir in Toronto begegne ich<br />
normalerweise immer neuen Leuten.“<br />
Inwieweit sich das alles auch auf ihn<br />
auswirkt, kann er kaum sagen, er weiß nur,<br />
dass er in diesen Monaten nichts Neues<br />
geschrieben hat, „ich fühlte mich nicht<br />
so. Aber ich habe Aufträge gesucht und<br />
viele gefunden.“ Doch vor allem hat er die<br />
Zeit genutzt, um an seinem Instrument<br />
zu üben, der Violine. „Ich bin richtig gut<br />
geworden!“, sagt er, obwohl er sie bereits<br />
seit dem dritten Lebensjahr spielt und<br />
am Anfang seiner Karriere gerade für sein<br />
Geigen berühmt wurde. Doch jetzt habe er<br />
ein ganz neues Niveau erreicht, berichtet<br />
er stolz. „Wenn ich wieder auf der Bühne<br />
bin, werde ich richtig spektakulär sein.<br />
Diese Wochen waren wie musikalische<br />
Push-ups für mich. Allerdings“, lacht er,<br />
„habe ich dafür keine echten gemacht.<br />
Ich bin in einer schlechteren körperlichen<br />
Verfassung als jemals zuvor in meinem<br />
Leben!“ Und er klingt dabei nicht, als würde<br />
ihm das Sorgen bereiten. *fis
MUSIK<br />
TIPP<br />
Ungewöhnlich:<br />
Charlotte Cardin<br />
Hier ist es also, das Debütalbum der kanadischen Sängerin:<br />
„Phoenix“. Für sie sei das stimmige Werk eine Befreiung<br />
gewesen, „und wenn andere sich damit ebenfalls von Druck<br />
und Erwartungen befreien können“, habe es seinen Zweck<br />
erfüllt. Ganz wunderbarer Pop mit Kanten, Ecken und<br />
Melodien einer großen<br />
Singer-Songwriterin mit<br />
starker und wandlungsfähiger<br />
Stimme. Unsere<br />
Anspieltipps sind<br />
„XOXO“, „Meaningless“<br />
sowie „Je quitte“ und<br />
„Passive Aggressive“. *rä<br />
JAZZ<br />
ERIK LEUTHÄUSER:<br />
„Gegen jede Art von<br />
Depression hilft ja<br />
bekanntlich Lachen“<br />
Der queere Sänger ist einer DER Geheimtipps der Jazz-<br />
Welt. Sein kommendes Album nimmt sich des Œuvre<br />
eines weniger bekannten US-Songwriters an: Kent<br />
Carlson.<br />
Über sein neues Album „In The Land of Kent Carlson“<br />
verrät der Künstler: „Kents Song-Lyrics erinnern mich<br />
manchmal an die Direktheit und den Witz eines Dave<br />
Frishberg oder Bob Dorough.“ In der Tat: Doppeldeutige<br />
oder ungewöhnliche Geschichten scheinen in den Texten<br />
immer durch. Etwa bei „The Obsessing-on-my-Baby<br />
Blues“, darüber verrät E<strong>rik</strong> Leuthäuser: „Er erzählt von<br />
einer Zeit, in der man die besessene Verrücktheit nach<br />
einer Person noch durchaus poetisch als Krankheit<br />
bezeichnen konnte, die einem den ,Blues‘ gibt. Aber<br />
gegen jede Art von Depression hilft ja bekanntlich<br />
Lachen. Und lachen musste ich zahlreich beim Lernen<br />
dieses fast schon absurden Textes.“ „Alle Songs von Kent<br />
haben die Zeitlosigkeit von Jazzstandards gemischt mit<br />
tollen authentischen Texten. Bei ,You Never Have to Say<br />
(I Love You)‘ speziell schätze ich sehr die Message: Liebe<br />
braucht keine vielen Worte. Love is action!“ Das Album,<br />
übrigens eingespielt<br />
mit dem Pianisten<br />
Wolfgang Köhler, soll<br />
am 11. <strong>Juni</strong> erscheinen.<br />
*rä<br />
www.facebook.com/<br />
e<strong>rik</strong>leuthaeuserpage,<br />
e<strong>rik</strong>-leuthaeuser.de<br />
IM NAMEN DER LIEBE TOUR 2022<br />
MIT<br />
NEUEN HITS<br />
UND<br />
GROSSEN<br />
KLASSIKERN<br />
NACHHOLTERMIN<br />
22.04. NÜRNBERG<br />
26.04. MÜNCHEN<br />
27.04. KÖLN<br />
29.04. BERLIN<br />
30.04. FRANKFURT<br />
AM MAIN<br />
DAS NEUE ALBUM „IM NAMEN DER LIEBE“ JETZT ÜBERALL!<br />
TICKETS unter:<br />
www.eventim.de<br />
09.05. DRESDEN<br />
11.05. LEIPZIG<br />
12.05. HANNOVER<br />
13.05. HAMBURG<br />
15.05. BOCHUM
MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
JENDRIK:<br />
Auf einmal ist er da: Jend<strong>rik</strong> Sigwart,<br />
26 Jahre alt, Hamburger und von<br />
Beruf Musicaldarsteller, war ein komplett<br />
unbeschriebenes Blatt, als er im Februar<br />
von der zuständigen Jury zum deutschen<br />
Teilnehmer am diesjährigen Eurovision<br />
Song Contest am 22. Mai in Rotterdam<br />
auserkoren wurde. Sein federleicht<br />
klingender Popsong „I Don’t Feel Hate“<br />
geht ohne Umwege in die Ohren, hat eine<br />
sinnvolle Botschaft und eine Ukulele. Aber<br />
wer ist dieser Typ überhaupt? Am Telefon<br />
erlebten wir einen aufgeweckten, quirligen<br />
und komplett sympathischen Jend<strong>rik</strong>.<br />
Der Name Jend<strong>rik</strong> ist ziemlich<br />
ungewöhnlich. Gibt es dazu eine<br />
Geschichte?<br />
Es ist einfach so, dass meine Eltern Namen<br />
mögen, die ein bisschen besonders sind.<br />
Oder sie haben herkömmlichere Namen<br />
genommen und einfach einen Buchstaben<br />
ausgetauscht. So wie bei mir. Oder bei<br />
meinem älteren Bruder Marten. Tatsächlich<br />
habe ich in meinem gesamten Leben<br />
bisher nur einen einzigen anderen Jend<strong>rik</strong><br />
kennengelernt.<br />
Wie viele Geschwister hast du?<br />
Vier. Die fiebern jetzt natürlich alle mit<br />
mir mit. Aber ich bin definitiv der einzige<br />
richtige Mega-ESC-Fan in der Familie.<br />
Wie sehr bestimmt die Teilnahme am<br />
Eurovision Song Contest momentan<br />
dein Leben?<br />
Tatsächlich ist mein Leben aktuell noch<br />
recht entspannt. Vorhin hatte ich sogar<br />
noch Zeit zum Playstation-Spielen.<br />
Was hast du gespielt?<br />
„Dead by Daylight“. Das ist ein Horrorspiel,<br />
das man online mit mehreren Leuten spielt.<br />
So eine Art virtuelles Versteckspiel. Mir<br />
macht das sehr viel Spaß, obwohl ich mir<br />
Horrorfilme absolut nicht angucken kann.<br />
Warum das nicht?<br />
Weil ich vor ihnen Angst habe. (lacht) Ich<br />
bin sehr schreckhaft, und einmal musste<br />
ich während eines Gruselfilms im Kino laut<br />
schreien. Ich konnte es nicht unterdrücken<br />
und habe mich ein bisschen geschämt.<br />
Obwohl du keine Horrorfilme guckst,<br />
hast du dir also doch einen angeschaut.<br />
Zwei Freunde und ich. Wir sind immer zu<br />
einer ganz bestimmten Uhrzeit ins Kino<br />
gegangen und haben dann grundsätzlich<br />
den Film ausgesucht, der als Nächstes lief.<br />
Warst du beliebt in der Schule?<br />
Innerhalb unserer Klasse war ich einer von<br />
den „coolen“ Kids, aber nach außen galten<br />
wir komplett als die Loser- und Opferklasse.<br />
Also ja und nein. Ich selbst war auch beides:<br />
der Mobber und der Gemobbte.<br />
Die Aussage deines ESC-Songs ist ja,<br />
dass du auf Hass nicht mit Gegenhass,<br />
sondern mit Gelassenheit und<br />
Mitleid reagierst. Erinnerst du dich,<br />
wann und warum du dieses Lied<br />
geschrieben hast?<br />
Als wäre es gestern gewesen! Das war im<br />
Frühsommer 2019, nachdem mich eine<br />
andere Person respektlos und von oben<br />
herab behandelt hat. Ich dachte „Was<br />
bist du für ein übler Mensch“, aber dann<br />
beschloss ich, eben nicht aggressiv auf<br />
diesen Angriff zu reagieren. Denn dadurch<br />
lernt die oder der andere nichts. Stattdessen<br />
habe ich der Person ganz ruhig gesagt,<br />
dass ich ihr Verhalten respektlos finde.<br />
Daraus ist dieser Song entstanden.<br />
Funktioniert dieses Konzept?<br />
Sehr häufig ja. Wobei es, grob gesagt, zwei<br />
Arten von Anfeindungen gibt: Auf oberflächliche<br />
Sprüche wie „Deine Frisur finde<br />
ich scheiße“ reagiere ich überhaupt nicht.<br />
So was ist mir echt egal, denn ich mag<br />
meine Frisur ja. Bei wirklich diskriminierenden<br />
Beleidigungen, bei Homophobie oder<br />
Rassismus sollte man aber etwas sagen.<br />
Man sollte dem anderen klarmachen, dass<br />
das, was er sagt, absolut falsch ist. Diesen<br />
Weg versuche ich in dem Song aufzuzeigen.<br />
Auf eine sehr unterhaltsame Weise.<br />
Klar. Ich habe „I Don’t Feel Hate“ ja auch<br />
geschrieben, um gute Laune zu verbreiten<br />
und negative Gefühle in etwas Positives zu<br />
verwandeln.<br />
Hast du persönlich Erfahrungen mit<br />
Diskriminierung gemacht?<br />
Natürlich. In letzter Zeit vor allem online.<br />
Kommentare wie „Du Schwuchtel“ gibt es<br />
immer wieder. Ich reagiere sachlich darauf<br />
und antworte: „Das verletzt mich.“<br />
*Interview: Steffen Rüth<br />
Das ganze Interview findet ihr auf<br />
männer.media. Mehr Features dieser Art<br />
gibt es auf Instagram/blumediengruppe.
www.männer.media<br />
immer aktuell<br />
informiert
MUSIK<br />
FOTO: WARNER MUSIC<br />
NACHGEFRAGT<br />
MARINA<br />
Zoom-Interview mit Katze<br />
Marina Diamandis plagen gleich<br />
mehrere Allergien. Dauernd muss<br />
sie niesen und schniefen, sie unterbricht<br />
sogar kurzfristig das Gespräch, um sich<br />
neue Taschentücher zu holen. Weil sie<br />
nicht in Bestform ist, möchte die Sängerin<br />
während des Zoom-Interviews die Kamera<br />
lieber ausgeschaltet lassen.<br />
Auch ohne Bildübertragung kriegt man<br />
allerdings einiges von ihrem Leben in Los<br />
Angeles mit. Eigentlich wollte sie dort<br />
lediglich ihr fünftes Album „Ancient Dreams<br />
in a Modern Land“ aufnehmen und dann<br />
wieder nach London zurückkehren, doch<br />
während des ersten Lockdowns beschloss<br />
die Waliserin, ganz nach Kalifornien zu<br />
ziehen. Mit ihrer schwarzen Katze, die sich<br />
lautstark bemerkbar macht, nachdem sie<br />
aufgewacht ist. Daran ist die 35-Jährige<br />
gewöhnt, somit bringt sie das Miauen nicht<br />
gleich aus der Fassung. Sie redet völlig<br />
gelassen weiter über das Konzept ihres<br />
jüngsten Langspielers. Im Grunde sei er in<br />
zwei Teile geteilt, sagt sie: „Die erste Hälfte<br />
fokussiert sich mehr auf das Sozialkritische,<br />
dann kommen die Trennungssongs.“<br />
Zu ihnen zählt zum Beispiel „I Love You,<br />
But I Love Me More“. Mit diesem Lied<br />
verabschiedet sich Marina, die ihren<br />
Künstlernamen Marina and the Diamonds<br />
schon mit ihrer letzten Platte „Love + Fear“<br />
abgelegt hat, endgültig von ihrem Exfreund.<br />
Es knüpft musikalisch zweifellos mit seinem<br />
eingängigen Indie-Pop an das Debüt<br />
„The Family Jewels“ an – was im Übrigen für<br />
die meisten Nummern gilt. Eine bewusste<br />
Entscheidung sei das aber nicht gewesen,<br />
hält Marina dagegen: „Wahrscheinlich stellt<br />
sich dieser Sound einfach ein, wenn ich<br />
alleine schreibe.“<br />
So entstanden Ohrwürmer wie „Purge<br />
the Poison“. In dieser Powerpop-<br />
Nummer bringt Marina allerlei Themen<br />
von Rassismus über Frauenhass, #MeToo,<br />
Quarantäne und Mutter Natur bis zu<br />
Menschlichkeit aufs Tableau. „Es hat 91<br />
Botschaften“, witzelt sie. „Im Ernst: Dieser<br />
Track entstand zu Beginn der Pandemie,<br />
also in einer äußerst verwirrenden Zeit.<br />
Mein Ziel war es, Schnappschüsse des 21.<br />
Jahrhunderts einzufangen.“ Mal erinnert<br />
sie daran, wie sich Britney Spears 2007 ihre<br />
Haare abrasiert hat. Mal beschwört sie den<br />
Harvey-Weinstein-Missbrauchsskandal<br />
herauf: „Letztlich wirft dieser Song die Frage<br />
auf: Was ist eigentlich Weiblichkeit?“<br />
Die Bedürfnisse der Frauen treiben<br />
Marina auch in dem Stück „Man‘s World“,<br />
für dessen Produktion sie sich ein rein<br />
weibliches Team zur Seite stellte, um. Da<br />
spricht sie mit der Zeile „I don‘t wanna live<br />
in a man‘s world anymore“ Klartext. „Ich<br />
kämpfe jeden Tag gegen das Patriarchat“,<br />
erklärt sie. „Meiner Ansicht nach profitieren<br />
Männer von Gleichberechtigung nicht<br />
weniger als wir Frauen.“ Ginge es nach ihr,<br />
dann dürfte sich niemand über andere<br />
erheben. Insbesondere die Diskriminierung<br />
von Minderheiten wie LGBTIQ*-Bewegung<br />
geht ihr gegen den Strich. Nicht umsonst<br />
spielt sie in „Man‘s World“ auf einen Sultan<br />
an, der in seinem Land die Todesstrafe für<br />
Homosexuelle eingeführt hat. Gemeint<br />
ist Hassanal Bolkiah, ihm gehört das<br />
„Beverly Hills Hotel“ in Los Angeles. „Wie<br />
kann jemand auf der einen Seite ein<br />
wunderschönes Hotel besitzen, das bei<br />
der queeren Community extrem angesagt<br />
ist und auf der anderen Seite homophob<br />
sein“, empört sich Marina. „Ich habe gehört,<br />
dass dieser Mann in seiner Heimat Schwule<br />
zu Tode steinigen lässt.“ Nicht nur für die<br />
Künstlerin ist das ein Verstoß gegen die<br />
Menschenrechte: „Keiner sollte aufgrund<br />
seiner Sexualität verurteilt werden.“<br />
*Dagmar Leischow
POP<br />
Lana Del Rey<br />
Seit etwa zehn Jahren lässt die Sängerin uns<br />
melancholisch werden – und das auch noch<br />
genießen. Unlängst erschien ihr neues Album:<br />
„Chemtrails over the Country Club“, das einmal<br />
mehr chillen und träumen lässt. „Vielleicht war ich<br />
mit meiner Geschichte und meinen Erlebnissen,<br />
die ich in die Songs einfließen ließ, zu ehrlich? Komplexität im Pop ist immer noch verwirrend<br />
für manche Menschen. Ich habe tatsächlich aus meinem Leben berichtet, und<br />
nicht nur nichtssagende, freundliche Sommerliedchen geträllert.“ Vertonte Sehnsucht,<br />
großer Pop. Lana Del Rey (geboren am 21. <strong>Juni</strong> 1985) haucht, singt und flüstert und<br />
macht auch ihr siebtes Studioalbum „Chemtrails over the Country Club“ – erhältlich als<br />
CD, Kassette, Download und auf Vinyl – zum großen Wurf. *rä<br />
COMEBACK<br />
KLEE trotz alledem<br />
Das Kölner Pop-Duo KLEE meldet sich zurück!<br />
<strong>2021</strong> starten Suzie und Sten mit neuen Hits und<br />
dem Album „TROTZALLEDEM“ wieder durch.<br />
Gerade jetzt in der Pandemie machen sie Mut<br />
und lenken ab von den alltäglich gewordenen<br />
(Corona-)Hiobsbotschaften aus aller Welt.<br />
Über KLEE: 2002 begann die Karriere der Band mit dem Klub-Hit „Erinner dich“,<br />
einem melancholischen Rückblick auf eine Beziehung, umschmeichelt von sanften<br />
Elektrobeats. 2005 gelang KLEE dann mit dem poppigen „Gold“ der erste richtige<br />
Hit und 2008 mit „Zwei Herzen“ aus dem Album „Berge versetzen“ dann der bisher<br />
größte Wurf in Sachen Vielfalt. 2011 folgte das bis dato erfolgreichste Album „Aus<br />
lauter Liebe“. Musiziert hat die Band bereits schon ab 1997, damals nannte man sich<br />
aber noch Ralley. 2015 erschien ihr letztes Album „Hello Again“ – Platz 23 war für die<br />
neuinterpretierten Schlager drin. Unsere Anspieltipps auf „TROTZALLEDEM“ sind<br />
„Kopfüber“, „Glitzer drauf“ und „Septembernebel“. *rä<br />
www.kleemusik.de<br />
EURODANCE<br />
Retro-Freuden<br />
auf Platte<br />
In den 1990ern gab es unzählige Musikprojekte,<br />
die mit wechselnden Sängerinnen sowie von Techno,<br />
Trance und House inspirierten Beats und nicht mehr<br />
als vier Sätzen pro Lied weltweit Hits landeten.<br />
Nicht alle waren schlecht.<br />
Zu den Guten gehört zum Beispiel Odyssey (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen<br />
Soul-Disco-Formation). Dieses deutsche Eurodance-Projekt landete zwischen<br />
1993 und 1998 diverse Hits und veröffentlichte zwei Alben – das eine gibt es jetzt<br />
erstmals auf Vinyl: „Love Train“. Unsere Anspieltipps sind die Chart-Erfolge „Move<br />
Your Body“, „Into The Light“ und „Riding on a Train“. Mit involviert bei Odyssey waren<br />
unter anderem DJs wie Quicksilver und Projekte wie U.S.U.R.A., gesungen hat immer<br />
die großartige Lisa Cash, die auch heute noch Erfolg hat – etwa mit und bei Nina<br />
Hagen, den Brothers Keepers/Sisters Keepers oder Samy Deluxe. *rä<br />
www.maschinarecords.com<br />
CD, 2xLP & DIGITAL<br />
“Unter all den großen<br />
Werken, die uns Pallett in<br />
den letzten anderthalb<br />
Jahrzehnten geschenkt<br />
hat, ist dies das größte,<br />
berührendste - und<br />
das verstörendste.“<br />
ROLLING STONE GERMANY<br />
JULY 2020
KUNST<br />
FOTOGRAFIE<br />
MÄNNER<br />
AUS STOCKHOLM<br />
Der Fotograf Jonas Norén war gerade einmal vier<br />
Jahre alt, als er das erste Mal eine Kamera in den<br />
Händen hielt.<br />
Mittlerweile ist der Skandinavier einer der ganz<br />
Populären in der queeren und homoerotischen<br />
Fotografenszene. Wir haben einige seiner besten<br />
Bilder für dich versammelt. „Ich finde meine Models<br />
im Fitnessstudio, auf Facebook und auf Instagram.<br />
Und manchmal finden sie mich ...“, verriet uns<br />
Jonas Norén im Chat. Wer von dem schwedischen<br />
Künstler abgelichtet werden will, der kann sich via<br />
Social Media bei ihm melden. Vor Kurzem erschien<br />
auch ein Buch von Jonas Norén (wir berichteten):<br />
„Human Behind the Penis“. Schwule Kunst, die<br />
durch das Können des Machers und ihre innewohnende<br />
Erotik überzeugt. *rä<br />
www.jonasnoren.se,<br />
www.facebook.com/jonasnoren.se,<br />
www.instagram.com/jonasnoren.se,<br />
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blumediengruppe
MALEREI<br />
ROSS<br />
WATSON<br />
Oft widmete sich der australische<br />
Künstler Ross Watson der malerischen<br />
Neuinterpretation von Stilen<br />
und Werken alter Meister, momentan<br />
erfreut er mit nackten Ansichten<br />
und Uniformen.<br />
KUNST<br />
Unbekleidete Trainierte neben den<br />
Wachen der Königshäuser! Das mag<br />
den einen oder anderen sicher vor<br />
den Kopf stoßen, schafft aber auch<br />
eine Intensität, die sonst selten so<br />
schnell beim Betrachter hervorgerufen<br />
wird. Denn so verbindet sich<br />
der erotische Muskelmann mit dem<br />
ehrwürdigen Traditionellen, was ja<br />
auch schon fast wieder etwas Sakrales<br />
hat. Der 1962 geborene australische<br />
Maler Ross Watson stellte<br />
schon erfolgreich in London, Berlin<br />
und Los Angeles aus und nahm an<br />
Gruppenausstellungen zeitgenössischer<br />
internationaler Künstler in<br />
der australischen Nationalgalerie<br />
und auf der Kunstmesse Toronto<br />
teil. Weltstar Sir Ian McKellen ist Fan<br />
und unser aller Piano-Meister Sir<br />
Elton John hat auch schon Watsons<br />
Kunst gekauft. *rä<br />
www.rosswatson.com,<br />
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instagram.com/blumediengruppe<br />
3DVD<br />
mit beiden<br />
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Finale<br />
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Album<br />
mit allen<br />
Teilnehmersongs<br />
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2CD und<br />
Download<br />
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BUCH<br />
ROMAN<br />
Noch immer erleben Trans* Gewalt, werden umgebracht, verjagt, verspottet<br />
und zur Prostitution gezwungen. Harter Tobak, thematisiert in<br />
einem wunderbaren Buch.<br />
Die 1982 in Argentinien geborene Autorin und Schauspielerin Camila Sosa Villada<br />
erzählt in ihrem unlängst beim Berliner Suhrkamp Verlag erschienenen Roman „Im<br />
Park der prächtigen Schwestern“ (im Original erschienen als „Las Malas (Tusquets<br />
Editores, Planeta de Libros, Buenos Aires“) vom Zusammenhalt und dem Leid<br />
einer Gruppe von Trans*-Prostituierten in einem Park in Córdoba, der nachts „zur<br />
Wildnis“ wird. Hierher, in den Sarmiento, verschlägt es die junge Camila, als sie vor<br />
familiärem Hass in die angebliche Anonymität der Stadt flüchten muss ... Hier<br />
erlebt sie Fürsorge, Freundschaft und Akzeptanz. Sie alle wollen keine Opfer sein,<br />
sie wollen leben. *rä<br />
KINDER<br />
ELIAS<br />
LIEBT EINEN MÄRCHENPRINZEN<br />
Gleichgeschlechtliche Liebe<br />
kommt in den allermeisten<br />
Geschichten nicht, kaum oder<br />
nur am Rand vor. Schön, dass es<br />
Bücher wie diese gibt: „Elias und<br />
die Märchenrevolution“ und „Elias<br />
und die Konferenz der Gefühle“.<br />
Beide Bücher stammen aus der<br />
Feder des in Bayern geborenen<br />
Wahl-Wieners Harald Buresch,<br />
der als Musical-Darsteller<br />
tätig war und jetzt hinter den<br />
Bühnenkulissen in der Kinder- und<br />
Jugendpädagogik wirkt. Und<br />
eben als Buchautor in diesen<br />
belastenden Zeiten von Krisen-,<br />
Pandemie- und Internet-Hass-<br />
News ganz wunderbar ablenkt.<br />
„ELIAS, ein moderner Held in Märchengeschichten,<br />
die Klein und<br />
Groß gleichermaßen begeistern.<br />
Nicht zuletzt die Liebesgeschichte<br />
zwischen ELIAS und dem<br />
Märchenprinzen sowie viel Humor<br />
machen die ELIAS-Bücher zu<br />
etwas ganz Besonderem“, verrät<br />
uns der Autor via E-Mail.<br />
„Die altbekannten Märchen von<br />
Rotkäppchen bis Aschenputtel<br />
haben ausgedient: Kinder von<br />
heute interessieren sich nicht<br />
mehr für sie. Es herrscht Welt-<br />
Märchen-Krise! Elias gibt ihnen<br />
neue Botschaften und verhilft<br />
den märchenhaften Held*innen<br />
zu einem modernen und<br />
zeitgemäßen Neuanfang“, so der<br />
Wiener Queer. In seinen Büchern<br />
treffen wir auch alte Bekannte,<br />
doch Queerness scheint in dieser<br />
Märchenwelt keine neue Erscheinung:<br />
„Selbst Rotkäppchens<br />
** Großmutter hat darüber die<br />
ein oder andere Story parat“, so<br />
Harald Buresch. *rä<br />
www.maerchenheld.com<br />
** Es gibt viel ältere Versionen als die der<br />
Gebrüder Grimm. Nicht in allen hilft ein Jäger,<br />
mitunter befreit sich Rotkäppchen selbst. Immer<br />
schwingt aber mit, dass sich Mädchen nicht<br />
auf fremde Männer einlassen, „nicht vom Weg<br />
abkommen“ sollen.
DATES. FREUNDE. LIEBE.<br />
Willkommen bei ROMEO, dem offensten Netzwerk weltweit für Schwule, Bi-Männer<br />
und Transgender. Lade die App herunter oder logge dich in unsere Webseite ein.<br />
app.planetromeo.com
BUCH<br />
BILDBAND<br />
ZWANZIG NACKEDEIS<br />
IN DER NATUR<br />
Und im Pool! Diese Jungs hatten dabei viel Spaß – und lassen dich dank<br />
Salzgeber an ihren Erinnerungen teilhaben.<br />
Die Macher der Vollerotikseite CockyBoys, Jake Jaxson und RJ Sebastian,<br />
veröffentlichten gerade zusammen mit Salzgeber diesen äußerst<br />
erotischen, aber nicht peinlichen, Bildband. „SUMMER BOYS“ bietet auf 160<br />
Seiten farbenfrohe, schwule und vom Sommer geküsste Fotografie(-Erotik)<br />
in Buchform. Entstanden seien diese Bilder in einem Camp im Wald samt<br />
Ferienhütte und Pool ... Dort war der Sommer dann doch schöner als in<br />
den überhitzten deutschen Großstädten mit zu wenigen Straßenbäumen,<br />
oder? Zwanzig Models der Vollerotik-Seite CockyBoys waren dabei, hundert<br />
Fotografien sind herausgekommen. Schwul! *rä<br />
FOTOS: SALZGEBER
Alle 11 Minuten<br />
1)<br />
verliebt sich ein<br />
Single mit<br />
1) Hochrechnung aus Nutzerbefragung 2016, Deutschland
making<br />
places<br />
calming<br />
usm.com<br />
smow Köln<br />
Waidmarkt 11 · 50676 Köln<br />
0221 933 80 60 · koeln@smow.de<br />
www.smow.de