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Dissertation

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wären.“ Dieses ’Problem‘ blieb der Fakultät erspart, denn Pohl lehnte den Ruf ab und Bothe<br />

ging statt ihm nach Heidelberg. 92<br />

Etwas verwirrend ist ein ministerieller Erlass vom August 1934: „Das Extraordinariat für<br />

Experimentalphysik (zuletzt besetzt mit Professor Franck) in der Mathematisch-<br />

Naturwissenschaftlichen Fakultät ist in ein Ordinariat umgewandelt worden. Die Mittel für<br />

die Umwandlung des Extraordinariats in ein Ordinariat sind durch den Staatshaushalt 1934<br />

bereitgestellt worden.“ 93 Würde es stimmen, dass Franck ’nur‘ ein Extraordinariat inne hatte,<br />

wäre das Berliner Angebot noch eine Stufe attraktiver gewesen. Tatsächlich war aber Franck<br />

von Anfang an seit 1. April 1921 in Göttingen planmäßiger Ordinarius und Nachfolger von<br />

Woldemar Voigt. 94<br />

Die Entlassung von James Franck und Max Born wurden nicht sofort nach dem Inkrafttreten<br />

des Berufsbeamtengesetzes ausgesprochen. Beide wurden zuerst ’nur‘ beurlaubt, Franck bis<br />

Anfang 1934, Born bis Mitte 1935; Erst die Entlassungen ermöglichten der Fakultät die<br />

Wiederbesetzung der Lehrstühle. Die Neubesetzungen fielen in die Formierungsphase der<br />

NS-Herrschaft, in der ideologische Kämpfe und damit politische Kriterien bei der Vergabe<br />

von Universitätsstellen eine große Rolle spielten. Angegriffen war auch das<br />

Selbstrekrutierungsrecht der Universität, was zu einer Konfliktsituation zwischen dem neuen<br />

nationalsozialistischen Ministerium, das eine politische Veränderung in die Universität<br />

bringen wollte, und einer sich auf akademische Traditionen berufenden Fakultät führte. Die<br />

genaue Betrachtung der Auseinandersetzung um die Nachfolge Franck und Born erlaubt es,<br />

die wichtigen Kriterien der akademischen Tradition dieser Zeit zu erfassen. Die auf Göttinger<br />

Seite entscheidenden Akteure waren der Ordinarius der Experimentalphysik Robert Pohl, der<br />

damalige Dekan und Professor der angewandten Elektrizität, Max Reich, 95 der Rektor<br />

Friedrich Neumann 96 , der Führer des NS-Dozentenbundes Werner Blume und der Kurator<br />

Justus Valentiner. Die These vom kollegialen Netz 97 soll einen neuen Blick auf<br />

Besetzungsfragen eröffnen. Da anzunehmen ist, dass vor allem Robert Pohl die hier<br />

91 Zu Francks Rücktritt und der folgenden „Kundgebung Göttinger Dozenten“ siehe Dahms [1987/98] S. 41f.<br />

92 Brief von Ladenburg an Haber, 17. Februar 1932, zitiert nach Schlüpmann [http]. Auf der Heidelberger<br />

Berufungsliste standen hinter Pohl noch Bothe und Ladenburg. Als Quelle gibt Schlüpmann den Nachlass Haber<br />

im MPG-Archiv an.<br />

93 Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung (gez. Vahlen) an den Universitätskurator in<br />

Göttingen, 30. August 1934. UAG, Kur. PA Franck.<br />

94 Siehe dazu das Ernennungsschreiben des Ministers an Franck, 15. November 1920. UAG, Kur. PA Franck.<br />

95 Max Reich war vom WS 1932/33 bis zum WS 1936/37 Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät. UAG, Rek. 2101a.<br />

96 Friedrich Neumann war vom SS 1933 bis zum S 1937/38 Rektor der Universität Göttingen. UAG, Rek.<br />

2101a.<br />

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