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PERSÖNLICHCHRISTIAN WIMMER Vor 20 Jahren gründeten Garant Austria und Wohnunion die Dachorganisation Service & More. Die beiden Verbände sind mit 292 Mitgliedern die größte Einkaufsund Dienstleistungsorganisation für KMUs in der österreichischen Einrichtungsbranche. Der Verkaufsumsatz beträgt 466 Mio. Euro, das sind rund zehn Prozent des Gesamtmarkts. Geschäftsführer ist seit 2005 Christian Wimmer. Service & More Stets ein offenes Ohr In den vergangenen Monaten konnte Service & More den Mitgliedern von Garant Austria und Wohnunion insbesondere im digitalen Bereich einiges bieten, um die Lockdowns zu überbrücken. Wir haben bei Geschäftsführer Christian Wimmer nachgefragt, wie die österreichischen Händler durch die Pandemie kommen und wo derzeit die Prioritäten gesetzt werden. Foto: Felix Büchele Herr Wimmer, in welchen Bereichen 1 wurde Service & More in den vergangenen Pandemie-Monaten am meisten gefordert? Welche Ihrer Unterstützungen haben die Händler am meisten benötigt? Christian Wimmer: Die persönliche Betreuung und Unterstützung, das Finden von Lösungen zu außergewöhnlichen Fragestellungen sind, neben den Klassikern eines Einkaufsverbandes, unsere besonderen Stärken. In den letzten Monaten war und ist es nach wie vor extrem wichtig, für unsere Handelspartner da zu sein und immer ein offenes Ohr zu haben. In ungewissen Zeiten gewinnen Beständigkeit und Sicherheit mehr und mehr an Stellenwert. Unsere Mitglieder, die im Schnitt mehr als 15 Jahre ein Teil von Service & More sind, haben unsere kurzfristig angebotenen Maßnahmen zahlreich und gerne genutzt. Wir haben stark auf virtuelle Webinare bzw. Motivationstrainings, liquiditätsstützende Maßnahmen und die individuelle Betreuung durch unsere Modulmanager in den Vordergrund gesetzt. Durch die Bank stand der telefonische oder virtuelle Austausch im Onlinemeeting zu tagesaktuellen Themen im Mittelpunkt. Oftmals war es unseren Handelspartnern wichtig, sich mit Branchenkennern auszutauschen, die persönlichen Themen mit uns zu diskutieren, um im Anschluss profunde Entscheidungen treffen zu können. 2 Hat die Digitalisierung bei Ihren Fachhändlern durch die Pandemie an Fahrt aufgenommen? Wie macht sich das bemerkbar? Christian Wimmer: Definitiv! Wir setzen bereits seit einiger Zeit auf ausgewählte digitale Tools die unseren Partnern zum einen intern den Arbeitsalltag erleichtern können und zum anderen die Ansprache von neuen Kundensegmenten ermöglichen. Die Pandemie hat das Bewusstsein dahingehend positiv beeinflusst. Ganz konkret sehen wir das zum Beispiel aktuell an unseren Google Ads-Kampagnen die wir für unsere Händler anbieten. Die Nachfrage hat sich dieses Jahr mehr als verdoppelt! 3 Wie schnell konnten sich die Händler an die neue Situation anpassen? Christian Wimmer: Die kleinen mittelständischen Unternehmen haben den Vorteil rasch und unkonventio- 18 möbel kultur 6/2021
nell auf Veränderungen zu reagieren. So haben auch unsere Händler im Rahmen ihrer Möglichkeiten neue Wege beschritten. Es wurden digitale Beratungsformate angeboten, Liefer- und Zustellservices etabliert oder auch MNS (Mund-Nasen- Schutz) produziert. 4 Welche Tools bietet Service & More den Mitgliedern von Garant Austria und Wohnunion, um digital up to date zu sein? Christian Wimmer: Die Angebote im Onlinemarketing reichen von Websites über Newsletterservice für Endkund:innen, bis hin zu Social Mediaund Google Ads-Kampagnen. Das am häufigsten nachgefragte Tool sind nach wie vor unsere Handelspartner- Websites. Mehr als 100 Mitglieder nutzen die individuellen Marktauftritte im Internet, die zentral von Service & More betreut werden. Die Besonderheit unseres Systems sind zwei Komponenten. Mit Basisinhalten sorgen wir regelmäßig für neue Inhalte die von Produktinformationen bis hin zu Wohntrends reichen. Darüber hinaus hat jeder Händler auch die Möglichkeit die eigene Seite komplett zu individualisieren. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal für unsere Partnerbetriebe ist das digitale Beratungstool „eVA 5.0“. Das Virtual Shelf ist vor allem ein frei gestaltbarer digitaler Schauraum und eine gigantische Inspirationsquelle. Sie macht die unterschiedlichen Wohnwelten und die Markenvielfalt erlebbar und passt sich dem individuellen Geschmack der Kund:innen an. Mit einer praktischen Merkliste können Favoriten gespeichert werden, mit denen der Verkäufer anschließend weiterarbeiten und detailliert planen kann. Ein Highlight des Systems ist der Style-Check. Beim Style-Check können Nutzer aus unterschiedlichen Produktwelten wählen und mit einem Punktesystem ihre Lieblingskonzepte bewerten. Die angelegten Daten ermöglichen die Erstellung eines „personalisierten Wohnhoroskops“, das einen ersten visuellen Vorgeschmack auf die Stilrichtung, in der sich die Kund:innen bewegen, gibt und als Grundlage beim ersten Gespräch mit den Einrichtungsberater:innen dient. Seit wenigen Wochen ist der Style-Check auch online auf den Websites vieler Mitglieder verfügbar: Innerhalb weniger Minuten kann die Analyse bequem von zu Hause durchgeführt werden. Das personalisierte Wohnhoroskop kann im Anschluss auf Social Media und per E-Mail geteilt, oder auch heruntergeladen werden. Darüber hinaus haben Interessenten die Möglichkeit gleich direkt einen Termin mit dem jeweiligen Handelsunternehmen zu vereinbaren, um das detaillierte Wohnhoroskop im Schauraum, auf der „eVA 5.0“ in vollem Umfang zu besprechen. 5 Wie wichtig ist heute bereits die Abverkaufsplattform wohnsinnspreise.at? Christian Wimmer: Attraktiv und professionell aufbereitet finden Kund:innen die von den Handelspartnern angebotenen Restposten und Ausstellungsstücke auf wohnsinnspreise.at. Neben dem relaunchten Erscheinungsbild wurde die Seite jetzt mit neuen Funktionen ausgestattet, wie z.B. einer erweiterten Merkliste mit E-Mail-Versandoption und der Möglichkeit zur Einstellung eines Suchagenten ohne Login mit automatisierten E-Mailings. Das Highlight ist aber die Einführung von Click & Collect ab Mitte Juni. So kann die Ware bequem und mühelos von zuhause bestellt und zu einem vereinbarten Termin im Geschäft abgeholt werden. Die Zahlung erfolgt kontaktlos via Kreditkarte, Sofort-Überweisung oder Apple-Pay. Auf Wunsch steht auch ein Lieferund Montageservice bereit. Die Abverkaufsplattform spielt aktuell, wo die Digitalisierung nochmals einen regelrechten Boost erlebt, eine immer wichtiger werdende Rolle. Das können wir allein an den Zugriffszahlen erkennen, die sich im Vergleichszeitraum von zwölf Monaten mehr als verdreifacht haben. 6 In Deutschland hat das Thema Wohnen in der Pandemie definitiv einen höheren Stellenwert bekommen. Wie sieht das in Österreich aus? Christian Wimmer: Auch hierzulande wurde und wird viel investiert und das Eigenheim neu gestaltet. Für Herr und Frau Österreicher war das Zuhause bereits vor der Pandemie ein wichtiger Rückzugsort. Neben dem Sicherheitsaspekt hat sich auch der Wohlfühlfaktor seinen Stellenwert in den eigenen vier Wänden (zurück)erobert. 7 Wie haben sich die Umsätze der Mitglieder in den letzten 12 Monaten entwickelt? Christian Wimmer: Das Vorjahr war natürlich auch für unsere Branche herausfordernd. Allerdings kam den Raumausstattern und Möbelhändlern zugute, dass viele Menschen sich der Aus- oder Neugestaltung der eigenen vier Wände widmeten. So das Geld vorhanden war oder vom Urlaub zur Einrichtung umgeschichtet wurde, spielte die „Heimzeit“ unseren Partnern durchaus in die Karten. Andererseits fordert die außerordentlich starke Nachfrage der Konsumenten unsere Handelspartner und Hersteller gleichermaßen. 2021 werden wir deutlich zweistellige Zuwachsraten erzielen und mit Sicherheit ein neues Rekordergebnis seit unserem Bestehen erreichen. 8 Könnte man sagen, dass die kleinere Fachhändler besser durch die Krise ge - kommen sind als die großen Filialisten? Auch weil sie sich den neuen Gegebenheiten schneller anpassen konnten und ein persönlicheres Verhältnis zu ihren Kund:innen haben? Christian Wimmer: In einer Pandemie sucht man Sicherheit und den persönlichen Kontakt zu Menschen in seinem Umfeld. Beides wird von unseren Mitgliedern tagtäglich gelebt. Viele dieser Unternehmen bestehen bereits seit mehreren Generationen und sind bekannt für ihre professionelle und qualitativ hochwertige Arbeit. Im Vergleich zu großen Filialisten punkten unsere Partner durch den persönlichen Kontakt mit ihren Kund:innen, gepaart mit individueller Beratung und Betreuung. Die uns zur Verfügung stehenden Daten zeigen, dass der österreichische Einrichtungsfachhandel stärker wächst als die großen Filialisten. 9 Und wie wichtig ist derzeit das Thema Nachhaltigkeit? Christian Wimmer: Ökologie, Nachhaltigkeit und auch Regionalität sind ganz sicher wichtige Themen für die kommenden Jahre. Dabei muss sich jeder überlegen, wo er seinen Beitrag leisten kann und will. Dies betrifft nicht nur die eigenen angebotenen Waren, sondern auch langfristige nachhaltige Investitionen wie zum Beispiel eine Photovoltaik- Anlage zur eigenen Stromversorgung, Umstellung des Fuhrparks auf E-Autos und E-Stromtankstellen für den betrieblichen Fuhrpark und die eigenen Kund:innen. EVELYNE BECKMANN www.serviceandmore.at 6/2021 möbel kultur 19
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