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RECYCLING & RESSOURCEN

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Digitale Dekarbonisierung –<br />

der smarte Weg der Klimarettung<br />

Ein Gespräch mit Oliver Doleski, Principal bei Siemens Advanta und Herausgeber energiewirtschaftlicher<br />

Publikationen, über den Einsatz von smarten Technologien wie digitale Zwillinge<br />

zur Optimierung von Energiesystemen, um Kosten zu senken und gleichzeitig ambitionierte Ziele<br />

im fortschreitenden Klimawandel zu erreichen.<br />

Text Dominik Maaßen<br />

In Ihrem Buch „Digitale Dekarbonisierung“<br />

sprechen Sie von einer innovativen Methode für<br />

den Klimaschutz. Was verbirgt sich hinter dem<br />

Begriff?<br />

Bei Digitaler Dekarbonisierung handelt es sich um<br />

ein innovatives Verfahren, bei dem anhand eines<br />

digitalen Zwillings das Zusammenwirken aller vor<br />

Ort installierter Kraftwerke, Solaranlagen, Windräder,<br />

Maschinen und Leitungen modelliert und<br />

verbessert wird. Mittels umfassender Datenanalyse<br />

ermittelt das System aus allen denkbaren Kombinationen<br />

von Energieanlagen und -verbrauchern ein<br />

nach Art, Auslegung und Anordnung individuell<br />

zugeschnittenes Energiesystemdesign.<br />

Ihr Credo lautet „Klima schützen und zugleich<br />

Energiekosten senken“. Wie kann dies gelingen?<br />

Digitale Dekarbonisierung geht über klassische<br />

Optimierungsansätze der Planung und Steuerung<br />

von Energiesystemen hinaus. Dies gilt insbesondere,<br />

wenn die herkömmliche Methode lediglich einen<br />

begrenzten Anlagenausschnitt in einem Wohngebiet<br />

oder Industrieareal betrachtet. Die Praxis<br />

zeigt, dass durch diese isolierte Herangehensweise<br />

wesentliche Verbesserungspotenziale für mehr<br />

Klimaschutz ungenutzt bleiben. Tatsächlich lassen<br />

sich auch signifikante Einsparungseffekte nur<br />

mittels einer datenanalytischen Verbesserung des<br />

Zusammenspiels aller an einem Ort installierten<br />

Energieanlagen realisieren.<br />

Sie plädieren für Technologieoffenheit – warum?<br />

Technologieoffenheit steht für eine offene Grundhaltung<br />

beim Systemdesign. Damit ist gemeint,<br />

dass Digitale Dekarbonisierung einem ganzheitlichen<br />

Ansatz folgt, ohne sich dabei a priori auf<br />

bestimmte Technologien einzuengen. Die Methode<br />

berücksichtigt anfangs die gesamte Fülle sämtlicher<br />

technisch und regulatorisch möglicher<br />

Technologien. Im darauffolgenden mathematischen<br />

Optimierungsverfahren wird der für die<br />

konkrete Situation bestmögliche Technologiemix<br />

ermittelt. Zahlreiche Projekte belegen, dass nur<br />

ein technologieneutraler Ansatz die von Fall zu<br />

Fall unterschiedlichen Ressourcenausstattungen,<br />

ökonomischen Zwänge, geografischen Gegebenheiten<br />

und gesellschaftliche Erwartungen optimal<br />

berücksichtigt.<br />

Für welche Branchen eignet sich Digitale<br />

Dekarbonisierung?<br />

Heute setzt sich die Erkenntnis durch, dass wir das<br />

Denken in abgeschlossenen Silos überwinden und<br />

den Klimaschutz übergreifend angehen müssen.<br />

Daher richtet sich Digitale Dekarbonisierung an alle<br />

Branchen und Anwendungsgebiete, bei denen<br />

Energie im Spiel ist. Anders ausgedrückt, eignet sich<br />

das Verfahren immer dann, wenn Energieanlagen<br />

einer Region, Stadt, Industrie- oder Gewerbeansiedlung<br />

mit weniger Treibhausgasen bei geringeren<br />

Kosten betrieben werden müssen. Als anschauliches<br />

Anwendungsgebiet ist hier insbesondere die Stahl-,<br />

Metall- und Zementindustrie zu nennen. Die<br />

Auswirkungen der digitalen Dekarbonisierung in<br />

Zahlen können recht beeindruckend sein: In einem<br />

unserer Projekte mit einer deutschen Stadt mit rund<br />

200.000 Einwohnern haben wir beispielsweise deren<br />

Energiebedarf und Infrastruktur modelliert und<br />

festgestellt, dass 70 Prozent weniger Emissionen bis<br />

2035 durchaus machbar wären. Zugleich hat sich auch<br />

gezeigt, dass im gleichen Zeitraum eine 25-prozentige<br />

Reduzierung des Wärmebedarfs erreicht werden kann,<br />

was in jeder Hinsicht ein fantastisches Ergebnis ist.<br />

Oliver Doleski<br />

Principal bei<br />

Siemens<br />

Advanta<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit SIEMENS entstanden.<br />

Eine nachhaltige<br />

Zukunft<br />

durch Technologie<br />

und Digitalisierung<br />

Wie Innovation eine nachhaltige Wirtschaft<br />

schafft und zur Eindämmung des<br />

Klimawandels beiträgt, zeigt Siemens<br />

im Service für seine Kunden unterschiedlicher<br />

Branchen.<br />

Text Dominik Maaßen<br />

Der Klimawandel stellt die Welt vor eine nie dagewesene<br />

Herausforderung. Um die Pariser Klimaziele<br />

zu erreichen, müssen die globalen Emissionen<br />

laut UN jährlich um 7,6 Prozent reduziert werden.<br />

Eine strukturelle Umgestaltung der Sektoren, die das<br />

Rückgrat unserer Wirtschaft bilden – unsere Industrie,<br />

Infrastruktur, Energie- und Transportsysteme und das<br />

Gesundheitssystem – ist notwendig.<br />

Smarte, technische Lösungen für mehr Umweltschutz<br />

Die gute Nachricht ist, es gibt Mittel und Wege, die Welt<br />

noch auf einen nachhaltigen Pfad zu bringen – Technologie<br />

und Digitalisierung mit Sinn und Zweck spielen hier<br />

eine entscheidende Rolle. Die Verknüpfung der realen und<br />

digitalen Welt kann kontinuierlichen Fortschritt hervorbringen<br />

und ist somit Teil der Lösung im Kampf gegen<br />

den Klimawandel. Der Einsatz von smarten, technischen<br />

Lösungen, wie beispielsweise das Internet der Dinge (IoT),<br />

kann Fertigungen produktiver, Infrastrukturen energieeffizienter<br />

und das Transport- und Gesundheitswesen<br />

intelligenter machen.<br />

Innovative Lösungen von Siemens<br />

Siemens unterstützt diverse Branchen bei diesem Schritt<br />

in die Zukunft: So entwickelt das Unternehmen gemeinsam<br />

mit der Deutschen Bahn wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenzüge,<br />

um deren Dieselflotte zu ersetzen. Rund<br />

330 Tonnen Kohlendioxid wird dieser neue Antrieb einsparen.<br />

Des Weiteren wurde in Wildpoldsried – eine malerische<br />

Gemeinde im Allgäu – innerhalb eines Forschungsprojekts<br />

zur Energiewende ein Netzwerk für lokal erzeugte<br />

erneuerbare Energie geschaffen. Mittlerweile produziert<br />

die Pioniergemeinde mehr als das Siebenfache ihres<br />

Strombedarfs durch Windräder und Solaranlagen. Zudem<br />

hat Siemens in Österreich, gemeinsam mit Microsoft und<br />

Aspern Smart City Research, ein Datenmodell entwickelt,<br />

das einen innovativen Weg aufzeigt, den Städtebetrieb zu<br />

optimieren. Durch einen digitalen Zwilling von Städteräumen<br />

lässt sich der Energiebedarf von Elektrofahrzeugen<br />

vorhersagen, die Auswirkungen auf das Stromnetz einer<br />

Stadt ermitteln und somit Ressourcen sparen.<br />

Unendliche Bandbreite an Optimierungspotenzial<br />

Von klimaneutralen Antriebsmöglichkeiten, über<br />

intelligente Netzwerke für erneuerbare Energien, bis hin<br />

zur Planung von Smart Cities – die Bandbreite an<br />

Optimierungs- und Innovationspotential ist unendlich.<br />

Doch Technologie und Digitalisierung allein sind nicht<br />

ausreichend. Mutige Entscheidungen und kollektive<br />

Aktionen sind fundamental, um einen kompetitiven<br />

Vorteil zu haben und eine nachhaltige und prosperierende<br />

Zukunft zu gestalten.

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