Bonewie Juli 2021
Das Magazin für Avenwedde, Friedrichsdorf, Spexard und Umgebung
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Lokales<br />
Letzter Spexarder Sprachtaler<br />
im Stadtarchiv angekommen<br />
Heimatverein übergibt historisches Kommunikationsmittel<br />
V.l.: Jana Knufinke (Stadtarchiv Gütersloh),<br />
Christian Janzen (Schriftführer<br />
des Heimatvereins Spexard),<br />
Lena Jeckel (Fachbereich Kultur der<br />
Stadt Gütersloh), Markus Schumacher<br />
(Heimatverein Spexard)<br />
Spexard. Einer der wenigen<br />
noch vorhandenen historischen<br />
Spexarder Sprachtalern<br />
wurde jetzt dem Stadtarchiv<br />
Gütersloh übergeben. Vom damaligen<br />
Bürgermeister Franz<br />
Grochtmann war er zunächst<br />
an seinen Nachfolger Robert<br />
Mahne übergeben worden<br />
„Wer mich last stehen dem wird’s<br />
uebel gehen“ Die Aufforderung<br />
zur Weitergabe des Talers war unmissverständlich.<br />
und schließlich im Besitz des<br />
Heimatvereins Spexard angekommen.<br />
Dessen Mitglieder<br />
waren jedoch der Ansicht, dass<br />
er im Gütersloher Stadtarchiv<br />
auf Dauer richtig aufgehoben<br />
sei.<br />
Durch wie viele Hände er wohl<br />
schon gewandert ist, fragt<br />
man sich beim Anblick des historischen<br />
Messingtalers, der in<br />
der Bauerschaft Spexard vor<br />
gut 200 Jahren als gängiges<br />
Kommunikationsmittel diente.<br />
Mit seiner Hilfe verkündeten<br />
die Obrigkeiten Nachrichten<br />
an die Einwohner und Einwohnerinnen.<br />
Das System war<br />
simpel, aber gut durchdacht.<br />
Um wichtige Nachrichten,<br />
Meldungen oder Verordnungen<br />
in kürzester Zeit zu verbreiten,<br />
wurde der Sprachtaler<br />
mit Nachrichten in schriftlicher<br />
oder auch mündlicher Form<br />
in einer ganz bestimmten Reihenfolge<br />
von Haus zu Haus<br />
gebracht. Kam er wieder beim<br />
ursprünglichen Absender an,<br />
konnte man davon ausgehen,<br />
dass jeder die Botschaft erhalten<br />
hatte, denn das Verzögern<br />
oder Blockieren der Weitergabe<br />
stand unter Strafe.<br />
Das geht aus seiner Inschrift<br />
hervor: „Das rath ich Dich –<br />
behalt mich nicht“ ist auf der<br />
Vorderseite zu lesen. Auf der<br />
Rückseite wird mit „Wer mich<br />
last stehen dem wirds uebel<br />
gehen“ gedroht. Die Regel<br />
war, den Taler innerhalb einer<br />
Stunde an den nächsten in der<br />
Reihenfolge weiter zu geben.<br />
Bei eiligen Mitteilungen wurden<br />
auch mal zwei Sprachtaler<br />
in den Umlauf geben, um die<br />
Verbreitung zu beschleunigen.<br />
Tauchten bei einem Bauern<br />
beide Taler auf, war er verpflichtet,<br />
sie beide dem Absender<br />
zurück zu bringen, denn<br />
das bedeutete, dass die Nachricht<br />
die Runde gemacht hatte.<br />
Die Jahreszahlen der überlieferten<br />
Exemplare reichen von<br />
1783 bis 1848 und sind bisher<br />
ausschließlich im Gütersloher<br />
Raum bekannt. Bei dem in der<br />
Mitte der Rückseite abgebildeten<br />
sechsspeichigen Wagenrades<br />
handelt es sich um das<br />
Speichenrad im Wappen des<br />
Fürstbistums Osnabrück. Es<br />
weist damit auf die alte Landeshoheit<br />
des Fürstbistums<br />
über das Amt Reckenberg hin,<br />
zu dem Spexard damals gehörte.<br />
Insgesamt gibt es noch<br />
neun dieser Sprachtaler aus<br />
verschiedenen Bauernschaften<br />
der Umgebung. Sie befinden<br />
sich zum großen Teil in den<br />
Museen des Kreises.<br />
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