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STADTBLATT Juni 2021

Das STADTBLATT ist die führende und verkaufsstärkste Stadtillustrierte für Osnabrück und Umgebung. Sie ist seit über 30 Jahren am Markt als das monatliche Programmheft für aufgeschlossene Städter. www.stadtblatt-osnabrueck.de

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Auf dem Weg<br />

ins Radhaus<br />

Osnabrück soll „Fahrradstadt“ werden. Um dieses Ziel zu erreichen, soll in den Ausbau<br />

von Radwegen und in die Verkehrssicherheit investiert werden. Was wollen die OB-Kandidat*innen<br />

tun, um den Mobilitätswandel voranzutreiben und wie bewegen sie sich fort?<br />

VON JULIAN KHODADADEGAN UND HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

Neuaufteilung des Straßenraums<br />

ANNETTE NIERMANN, 52, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

wolfgang Griesert, Osnabrücks Noch-Oberbürgermeister,<br />

liebt schwere Dienstwagen mit Pseudo-Elektro-Antrieb.<br />

Nach einem BMW 745-Hybrid<br />

nutzt er jetzt einen Audi A6 50 TFSI e quattro Plug-in<br />

Hybrid. Annette Niermann, die seine Nachfolgerin<br />

werden könnte, derzeit Bürgermeisterin in Bad Iburg,<br />

ist da anders.<br />

Sie fährt einen E-Golf. Und sie hat ein Dienstfahrrad.<br />

„Ich liebe das Radfahren!“, sagt sie. „Du kannst dich<br />

auspowern, bist an der frischen Luft und spürst alle<br />

Muskeln. Es ist umweltfreundlich. Und du erlebst<br />

mehr auf dem Weg als wenn du Auto fährst, kannst<br />

überall anhalten, hast mehr Reichweite als zu Fuß ...“.<br />

Auch zwischen Osnabrück und Bad Iburg ist sie auf<br />

dem Rad gependelt, früher, Tag für Tag, zum Büro,<br />

über Hagen, Holzhausen, Sutthausen, die Wüste. „Ich<br />

liebe mein Cannondale! Super, wenn du über den Dörenberg<br />

rübermusst!“ Es hat einen E-Motor, massive<br />

Geländebereifung. Reine Damenräder mit tiefem Einstieg<br />

mag Anette Niermanan nicht. „Die sind mir zu<br />

instabil. Ich brauche eine richtige Mittelstange!“ Und<br />

sie mag Mittelbatterien. „Wenn die auf dem Gepäckträger<br />

sind, ist das keine gute Gewichtsverteilung!“<br />

Einfache Defekte repariert sie selber. Und auch im<br />

Urlaub ist das Rad dabei. Für Tagestouren, die auch<br />

schon mal 70 Kilometer lang sind. Das Cannondale<br />

ist übrigens nicht Niermanns einziges Rad ...<br />

Was in Osnabrück in Sachen Radverkehr passieren<br />

muss? Niermanns Liste ist lang. Die Neuaufteilung<br />

des Straßenraums ist einer der größten Punkte darauf,<br />

mit viel neuem Raum für das Rad. Und bessere Wegekennzeichnung.<br />

„Nehmen wir den Radschnellweg an<br />

der Gartlage: Da stand ich dann und hab fast nicht<br />

rausgefunden, wo der überhaupt verläuft.“<br />

Dass Radfahren in Osnabrück oft kein Vergnügen<br />

ist, weil Autofahrer denken, sie könnten sich alles erlauben,<br />

hat Annette Niermann am eigenen Leib erfahren:<br />

„Ich bin mal auf der Johannisstraße angefahren<br />

worden, von einem Taxi. Ich hatte eine ziemliche<br />

Beule. Gottlob hat man den Fahrer gekriegt.“ Es liegt<br />

viel im Argen, in Osnabrücks Radverkehr, findet sie.<br />

Umso größer ist ihr Ansporn, was zu ändern.<br />

Neumarkt gerne autofrei<br />

FRANK HENNING, 54, SPD<br />

wenn Frank Henning mit dem Rad fährt,<br />

dann nur in seiner Freizeit und durch die<br />

Landschaften am Osnabrücker Stadtrand. Verständlich.<br />

Die elf Kilometer von seinem Haus in<br />

Lüstringen bis zum Hauptbahnhof, an dem der<br />

Landtagsabgeordnete in den Zug nach Hannover<br />

steigt, führen ihn über die Mindener Straße und<br />

die Buersche Straße, also gleich zwei Horrorstrecken<br />

für Radfahrende. Er findet: „Die Radinfrastruktur<br />

in Osnabrück steckt in den Kinderschuhen.“<br />

Frank Henning möchte das Auto aus der Stadt<br />

verschwinden lassen, ohne es zu verbannen: Von<br />

einem generellen Fahrverbot hält er nichts, auch<br />

nicht innerhalb des Innenstadtrings. Allenfalls<br />

den Neumarkt würde er gern autofrei sehen.<br />

Auch ein generelles Tempolimit innerorts von<br />

30 Km/h zugunsten der Radfahrersicherheit<br />

lehnt er ab. Henning hält dieses auf Einfallstraßen<br />

für illusorisch und befürchtet, dass der ÖPNV<br />

dadurch ausgebremst wird: „Radverkehr und<br />

ÖPNV gegeneinander auszuspielen, halte ich für<br />

einen Widerspruch.“<br />

Potenzial sieht Henning beim Lückenschluss<br />

der A33 Nord und widerspricht den Fridays For<br />

Future und diversen Umlandgemeinden, die in<br />

der Autobahn mehr Schaden als Nutzen befürchten.<br />

Hennings Vision: „Wir haben ein Riesenproblem<br />

mit dem LKW-Durchgangsverkehr. Im Moment<br />

ist der Wall die Hauptachse für LKW. Da<br />

gehören diese aber nicht hin. Ein LKW-Durchfahrtsverbot<br />

dürfen wir im Augenblick rechtlich<br />

nicht durchsetzen. Erst muss die Ausweichroute<br />

entstehen.“<br />

Frank Henning sieht außerdem eine Chance<br />

in Park and Ride: So würden Pendler seiner Ansicht<br />

nach selbst hinterfragen, ob sie sich die<br />

letzten Kilometer durch den Berufsverkehr quälen<br />

oder in den Bus steigen, der nicht mehr als<br />

einen Euro am Tag kosten soll.<br />

10 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>

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