07.07.2021 Aufrufe

STADTBLATT Juni 2021

Das STADTBLATT ist die führende und verkaufsstärkste Stadtillustrierte für Osnabrück und Umgebung. Sie ist seit über 30 Jahren am Markt als das monatliche Programmheft für aufgeschlossene Städter. www.stadtblatt-osnabrueck.de

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<strong>STADTBLATT</strong> €<br />

Nr. 507<br />

6/<strong>2021</strong><br />

2,00<br />

4 195462 102006 06<br />

osnabrück www.stadtblatt-osnabrueck.de<br />

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VOLLES<br />

WEB-PROGRAMM AUF<br />

WWW.OS-STREAMT.DE<br />

OB-Wahl <strong>2021</strong><br />

Auf dem Weg<br />

ins Radhaus<br />

Was die Kandidat*innen<br />

für den Radverkehr tun wollen<br />

ÜBERSICHT<br />

Restart des<br />

Kulturlebens<br />

Vom HafenSommer21 bis<br />

zum Sommer in der Stadt<br />

ANSCHAFFUNG<br />

Auf den Hund<br />

gekommen<br />

Schattenseiten des<br />

Haustierbooms<br />

ZUKUNFTSMUSIK<br />

Der Osna -<br />

brücker Weg<br />

Image-Arbeit für eine<br />

Musikstadt Osnabrück<br />

INTENDANTENWECHSEL<br />

Gern ein<br />

wenig Rebell<br />

Ulrich Mokrusch<br />

fordert heraus


© Inter IKEA Systems B.V. <strong>2021</strong><br />

IKEA Family<br />

Mach Midsommar<br />

zu deinem Fest.<br />

Der Sommer rückt immer näher, die Tage werden<br />

länger und dann ist es endlich wieder so weit:<br />

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juni <strong>2021</strong><br />

traum Was Kirstin Hengstmann, Rosenhof, nach Corona<br />

als Erstes macht? „In den Urlaub fahren, am liebsten<br />

nach Kopenhagen oder ans Meer.“ Seite 4<br />

transkulturalität Katharina Opladen, MeWe-Organisatorin,<br />

sagt: „Jetzt nochmal nichts zu machen, oder wieder<br />

zu verschieben, war keine Option.“ Seite 5<br />

tourismus Luisa Korte, Leiterin der Tourist-Information<br />

Bad Essen: „Ich wünsche mir eine Welt, in der die Menschen<br />

die Erde mehr zu schätzen wissen.“ Seite 15<br />

FOTO: THOMAS WÜBKER<br />

FOTO: THEATER OSNABRÜCK<br />

FOTO: THOMAS WÜBKER<br />

FOTO: ANGELA VON BRILL<br />

training Nadja Gabriel, Hundetrainerin, über den Welpen-Boom<br />

in Pandemie-Zeiten: „Ich befürchte, dass der<br />

Urlaub wichtiger wird als der Hund.“ Seite 16<br />

titel Annette Niermann, OB-Kandidatin der Grünen: „Ich<br />

liebe das Radfahren! Du kannst dich auspowern, bist an<br />

der frischen Luft und spürst alle Muskeln!“ Seite 10<br />

theater Ulrich Mokrusch, neuer Intendant des Theaters<br />

Osnabrück: „Theater kann mehr als nur schö ne Opern<br />

spielen“, es sei die „Kavallerie der Kultur“. Seite 22<br />

TITELFOTO: REBECCA BRASSE<br />

4 leute<br />

Kirstin Hengstmann, PR und Booking Rosenhof<br />

Katharina Opladen, Organisatorin MeWe-Festival<br />

Elisabeth Hahnenkamp, Fotografin<br />

6 aufgefallen<br />

Freiraum für die Vielfalt. Wer sich ehrenamtlich<br />

für Integration und interkulturellen Austausch<br />

engagieren möchte, bekommt im House of<br />

Resources Unterstützung.<br />

10 titel<br />

Auf dem Weg ins Radhaus. Osnabrück soll „Fahrradstadt“<br />

werden. Was wollen die OB-Kandidat*innen<br />

tun, um den Mobilitätswandel voranzutreiben, und<br />

wie bewegen sie sich fort?<br />

12 zwischenbilanz<br />

Die Marathonaufgabe. Damit die lokale Kulturszene<br />

nicht an Corona zu Grunde geht, wurde der Kulturmarathon<br />

ins Leben gerufen.<br />

15 umwelt<br />

Trocken und zerbohrt. Osnabrücks Wälder leiden.<br />

Die Klimakrise macht ihnen durch Wassermangel<br />

und Borkenkäferschwärme zu schaffen.<br />

16 ersatzliebe<br />

Auf den Hund gekommen. Viele Menschen legen<br />

sich während der Corona-Pandemie einen Hund zu.<br />

Doch die „Anschaffung“ sollte gut überlegt sein.<br />

18 what's up<br />

Gastro- und Nightlife-News<br />

20 musik<br />

Der Osnabrücker Weg. Hat Osnabrück das Zeug<br />

zum Musikstandort? Eine virtuelle Podiums -<br />

diskussion lotete Chancen und Potenziale aus.<br />

22 bühne<br />

Gern ein wenig Rebell. Das Theater Osnabrück<br />

hat einen neuen Intendanten: Ulrich Mokrusch.<br />

Er positioniert sich als Veränderer.<br />

23 kunst<br />

Hohe Hürden. Die „Draiflessen Collection“ zeigt in<br />

„Made Realities“ Fotografien von Thomas Demand,<br />

Philip-Lorca diCorcia, Andreas Gursky und Jeff Wall.<br />

24 kino<br />

Kriminelle Vergangenheit. Der Oscar-prämierte Film<br />

„Judas and the Black Messiah“ erzählt von politisch<br />

motivier ten Verbrechen – begangen von Seiten der<br />

Behörden.<br />

26 media<br />

CD's, DVD's, Bücher, Hörbücher, Spiele<br />

30 kleinanzeigen/impressum<br />

Die bunte Wiese der Leserwünsche<br />

intro<br />

Ende des Stillstands<br />

.<br />

Die Oberbürgermeisterwahl steht vor der Tür.<br />

Oder die Wahl der Oberbürgermeisterin. In<br />

diesem Jahr treten zwei Frauen und zwei Männer an<br />

(Stand 21.5.<strong>2021</strong>): Annette Niermann (Grüne) und<br />

Katharina Pötter (CDU), Frank Henning (SPD) und<br />

Thomas Thiele (FDP). Wir haben sie gefragt, wie sie<br />

den Radverkehr in der Friedensstadt tagtäglich selbst<br />

erleben und wie sie ihn besser machen wollen. Vier<br />

Ansichten über die Fahrradkultur in Osnabrück.<br />

Wer hätte gedacht, dass Osnabrück mitten im Shutdown<br />

um ein Kulturfestival reicher wird? Das Büro für<br />

Friedenskultur nutzte die Auszeit konstruktiv und<br />

bereitete zum ersten Mal das Internationale Kultur -<br />

festival MeWe vor. Worum es darin geht, beantwortet<br />

unser 10-Fragen-Interview.<br />

Endlich, Osnabrück macht sich locker – das Kulturleben<br />

steht vor einer Wiederauferstehung. Somit ist es Zeit<br />

für eine Zwischenbilanz des Kulturmarathons sowie<br />

für einen Blick auf die Veranstaltungen der kommenden<br />

Wochen und Monate. Vom Morgenland Festival über<br />

den Sommer in der Stadt bis hin zu neuen Formaten<br />

wie HafenSommer21 und der Rosenhof Summer Stage.<br />

Bis bald!<br />

Die Redaktion<br />

<strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong> 3


leute<br />

Traumberuf im Showbusiness<br />

Bereits als Jugendliche zog es Kirstin Hengstmann ins Showbusiness. Sie sah ihren Platz nicht auf der Bühne,<br />

sondern immer schon hinter den Kulissen. Trotz Pandemie kümmert sie sich um PR und Marketing sowie das Booking.<br />

Kirstin Hengstmann, Goldrush Produktions: Organisiert und<br />

vermarktet gerade die „Rosenhof Summer Stage“ an den Genusshöfen<br />

FOTO: THOMAS WÜBKER<br />

seit sieben Jahren arbeitet Kirstin<br />

Hengstmann bei Goldrush<br />

Productions. Das Unternehmen<br />

ist für das Programm im Rosenhof<br />

zuständig, aber auch für die Open Airs<br />

im Schlossgarten. Die 32-Jährige ist dafür<br />

verantwortlich, dass die Veranstaltungen<br />

von Goldrush bekannt gemacht<br />

werden, also für PR und Marketing.<br />

Ihren Beruf als Veranstaltungskauffrau<br />

hat sie am Theater Osnabrück erlernt.<br />

Nach der Ausbildung hat sie an einem<br />

Theater in Hannover gearbeitet, um<br />

dann 2013 in ihren Heimatort Gesmold<br />

zurück zu kehren. Sie kam aber nicht alleine.<br />

Sie war schwanger. Mittlerweile<br />

ist sie Mutter von zwei Kindern.<br />

Ein Jahr nach der ersten Geburt trat<br />

sie ihren Job bei Goldrush an. Es ist ihr<br />

Traumberuf, wie sie heute noch sagt. Mit<br />

ihren Kindern geht sie aber immer noch<br />

gerne ins Theater oder in Freilichtbühnen.<br />

Möglicherweise gibt sie ihre Leidenschaft<br />

fürs Theater weiter.<br />

„Ich wollte nie auf die Bühne“, sagt<br />

Kirstin Hengstmann. Und, nein, eine<br />

Rampensau sei sie auch nicht. Sie sei<br />

sich immer bewusst gewesen, dass sie<br />

kein musikalisches oder schauspielerisches<br />

Talent habe, sagt sie und schmunzelt.<br />

Allerdings wollte sie immer Teil des<br />

Showbusiness sein, erzählt sie weiter.<br />

Der Platz hinter den Kulissen liegt ihr<br />

mehr. Durch ihre seriöse und zurückhaltende<br />

Art unterstreicht sie diesen Satz.<br />

Das exaltierte und extravagante Verhalten<br />

der Menschen, die das Scheinwerferlicht<br />

suchen, würde nicht zu ihr passen.<br />

Seit über einem Jahr ist Kirstin<br />

Hengstmann jedoch hauptsächlich damit<br />

beschäftigt, Veranstaltungstermine<br />

zu verlegen und abzusagen. Das Emsland<br />

Open Air wurde jetzt schon zum<br />

zweiten Mal verschoben. Es soll nun im<br />

<strong>Juni</strong> 2022 in Meppen stattfinden.<br />

Was war das außergewöhnlichste<br />

Konzert, das Du im Rosenhof erlebt<br />

hast?<br />

Deichkind. Da habe ich hier aber noch<br />

nicht gearbeitet. Damals hatte ich das<br />

Gefühl, die reißen den ganzen Rosenhof<br />

ab.<br />

Wen würdest Du gerne in den Rosenhof<br />

holen?<br />

Die Band Parcels. Die Musiker kommen<br />

aus Australien, leben aber in Berlin. Sie<br />

passt aber nicht so recht zur Zielgruppe<br />

des Rosenhofs.<br />

Was machst Du als erstes, wenn die<br />

Corona-Pandemie vorbei ist?<br />

In den Urlaub fahren, am liebsten nach<br />

Kopenhagen oder ans Meer, egal welches,<br />

Hauptsache Sand, Wasser und eine<br />

Eisdiele.<br />

Es wird aber nicht alles abgesagt, sondern<br />

auch manches neu organisiert. So<br />

soll es, wie im vergangenen Jahr, im<br />

Schlossinnenhof wieder Open Air-Veranstaltungen<br />

von Goldrush geben. Die finden<br />

ab Juli jedoch in den Genusshöfen<br />

an der Hannoverschen Straße statt und<br />

heißen dann „Rosenhof Summer Stage“.<br />

Kirstin Hengstmann ist, wie viele ihrer<br />

Kolleginnen und Kollegen, in Kurzarbeit.<br />

Sie nutzt die Zeit und macht eine Weiterbildung<br />

in Richtung Online-Marketing.<br />

Momentan entsteht ein neues Projekt,<br />

bei dem es um Online-Ticketing und<br />

eine neue Kommunikationsplattform<br />

geht. Das ist aber noch nicht spruchreif.<br />

In der Corona-Zeit habe sie zwar auch<br />

phasenweise den Blues, sagt sie. „Aber<br />

ich versuche die Fahne oben zu halten.“<br />

Mittlerweile hat sie die ganze Familie<br />

mit einem neuen Hobby infiziert: Longboard<br />

fahren.<br />

THOMAS WÜBKER<br />

Mein Osnabrück<br />

Elisabeth Hahnenkamp<br />

Personalsachbearbeiterin & Fotografin<br />

Ich wohne in: Haste.<br />

Am meisten begeistert mich an meiner<br />

Arbeit: dass ich meine kreative Ader<br />

spielen lassen kann, die tollen Menschen,<br />

die ich alle kennenlernen darf sowie<br />

die Vielseitigkeit meiner Arbeitsplätze.<br />

In meiner Freizeit: widme ich mich der<br />

Fotografie, da findet man mich in den<br />

schönsten Landschaften. Habe ich aber<br />

mal tatsächlich frei, gehe ich gerne in die<br />

Stadt bummeln oder in schöne Restaurants<br />

wie z.B. ins Saro Tapas, Restaurant<br />

Hahnenkamp, Pizzeria Nola oder ins ExtraBlatt,<br />

leckere Cocktails schlürfen.<br />

An Osnabrück ist schön: die Altstadt<br />

und die vielen bunten Blumen am Straßenrand.<br />

Das finde ich nicht so toll an Osnabrück:<br />

den Neumarkt, dieser darf gerne<br />

mal wieder aufgefrischt und belebt werden.<br />

Diesen Osnabrücker möchte ich unbedingt<br />

mal fotografieren: Natürlich wäre<br />

es ein Highlight, unsere Promis aus Osnabrück<br />

wie Robin Schulz und den Bachelor<br />

Nico Griesert zu fotografieren,<br />

aber ich freue mich auf jeden einzelnen<br />

Menschen, den ich verewigen darf.<br />

Für die Osnabrücker Zukunft wünsche<br />

ich mir: dass alle Corona heil überstehen<br />

und wir demnächst wieder in Geschäfte,<br />

Bars und Restaurants gehen können.<br />

Das muss man in Osnabrück als Tourist<br />

gesehen haben: Nicht mehr ganz in Osnabrück,<br />

aber ich finde, die „Blaue Lagune“<br />

in Lengerich sollte man mal gesehen<br />

haben. Übrigens ein toller Ort zum Fotos<br />

machen. TEXT/FOTO: REBECCA BRASSE<br />

4 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


010<br />

Fragen an ...<br />

Katharina Opladen<br />

Büro für Friedenskultur und Organisatorin MeWe-Festival<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: MeWe steht für das Bewusstsein,<br />

„in einer vielfältig vernetzten<br />

und kulturell reichen Gemeinschaft<br />

zu leben“. Warum braucht es<br />

dafür ein neues Festival? Solche Formate<br />

gibt es in Osnabrück ja schon.<br />

Oder fallen sie dadurch weg?<br />

KATHARINA OPLADEN: Das Fest der Kulturen,<br />

jedes Jahr im Herbst, bleibt. Aus<br />

den Wochen der Kulturen und dem<br />

Afrika-Festival, die es ja immer im<br />

Wechsel gab, haben wir jetzt MeWe<br />

gemacht. Ein Auftrag des Stadtrats, im<br />

Kulturbereich einzusparen.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Was macht MeWe aus?<br />

KATHARINA OPLADEN: Wir schauen auf<br />

globale Themen, nicht nur auf eine Region,<br />

Migrantengruppen vor Ort. Wir<br />

betrachten Gemeinsamkeiten, aus<br />

neuen Blickwinkeln.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Und jedes Mal gibt es einen<br />

Schwerpunkt?<br />

KATHARINA OPLADEN: Ein Festival<br />

braucht eine Idee. Es reicht nicht, einfach<br />

nur zu sagen: Wir sind ein Weltfestival!<br />

Dann findet das zwar jeder<br />

toll, aber im Grunde zugleich auch niemand.<br />

Diesmal ist der Schwerpunkt<br />

die portugiesischsprachige Welt.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Sie drücken das ziemlich<br />

kompliziert aus: „Osnabrück trifft die<br />

lusophone Welt“. Lusophon? Versteht<br />

das jemand?<br />

KATHARINA OPLADEN (lacht): Wenn<br />

man sich umhört, ist man erstaunt,<br />

wie gängig das ist! Es gibt ja auch anglophon,<br />

frankophon ... Der Begriff leitet<br />

sich von der römischen Provinz Lusitania<br />

ab, heute Portugal.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Ist es nicht heikel, ein internationales,<br />

antirassistisches Festival<br />

so zu nennen wie das Social Media-Portal<br />

MeWe.com, in dem sich<br />

auch ultrarassistische Rechtsextreme<br />

organisieren?<br />

KATHARINA OPLADEN (zögert): OH! Dass<br />

der Anbieter diese Ausrichtung hat, ist<br />

mir neu. Auch wenn es nicht beabsichtigt<br />

war, aber im Grunde setzen wir mit<br />

unserem Festival dem Gedankengut<br />

der Nutzer dieses Portals doch nun etwas<br />

entgegen.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Sicher hat Corona das<br />

Festival massiv beeinflusst.<br />

KATHARINA OPLADEN: Wir hatten vor,<br />

die Stadt zum Beben zu bringen! Umzüge,<br />

zwei Tage Markt, ein Open Air!<br />

Das mussten wir alles einstampfen. Es<br />

ist kein toller Start für ein neues Festival.<br />

Aber jetzt nochmal nichts zu machen,<br />

oder wieder zu verschieben, war<br />

keine Option.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Im Trailer ist SEHNSUCHT<br />

zu lesen. Sehnsucht wonach?<br />

KATHARINA OPLADEN: Das ist eine Analogie<br />

zum portugiesischen Saudade,<br />

was eigentlich unübersetzbar ist, aber<br />

sowas wie Wehmut oder Weltschmerz<br />

bedeutet. Wenn ich an portugiesischen<br />

Fado denke, geht mir das Herz<br />

auf! Dann hat man Sehnsucht nach<br />

Frieden und Liebe, nach Ferne und<br />

neuen Entdeckungen!<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Der Trailer arbeitet nur<br />

mit Positivbegriffen: WELTOFFEN, RES-<br />

PEKTVOLL... Aber plötzlich steht da:<br />

KOLONIALISMUS. Wirkt komisch.<br />

KATHARINA OPLADEN: Wenn man einen<br />

Schwerpunkt auf die portugiesisch-sprachige<br />

Welt legt, kann man<br />

den Ursprung, die Kolonialgeschichte<br />

Portugals und ihr schweres Erbe, unter<br />

dem die einst kolonisierten Länder<br />

heute noch zu leiden haben, nicht unberücksichtigt<br />

lassen. Der Begriff soll<br />

zeigen, dass wir den Kolonialismus,<br />

der endgültig erst 1999 endete, kritisch<br />

sehen – und auch diskutieren.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Was an den rund zwei<br />

Dutzend Veranstaltungen ist für Sie<br />

das Besonderste, ganz persönlich?<br />

KATHARINA OPLADEN: Die Weltmusiksängerin<br />

Carmen Sousa ist sicher ein<br />

Highlight. Ziemlich cool. Aber am<br />

meisten bewegt mich die Brasilianische<br />

Nacht: Forró! Das ist wirklich der<br />

Hammer! Schade ist nur: Die Gäste dürfen<br />

nicht mittanzen! Mir selbst wird<br />

das sehr schwerfallen! Aber wir haben<br />

Security da, die uns dabei unterstützt,<br />

sitzen zu bleiben.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Gesetzt, ich weiß nicht<br />

nur nicht, was Lusophonie ist, sondern<br />

zweifle, wie ich ins Thema reinkomme:<br />

Was sehe ich mir dann am besten an?<br />

KATHARINA OPLADEN: Die Eröffnung!<br />

Ihr Revueprogramm zeigt KünstlerInnen<br />

aller Richtungen, je fünf Minuten<br />

lang. Danach schaut man bestimmt<br />

genauer rein ins Programm.<br />

INTERVIEW: HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

FOTO: ANGELA VON BRILL<br />

Katharina Opladen über den Festivalstart in Zeiten von Corona:<br />

„Jetzt nochmal nichts zu machen, oder wieder zu verschieben, war keine Option.“


aufgefallen<br />

Freiraum für<br />

die Vielfalt<br />

Wer sich ehrenamtlich für Integration und interkulturellen<br />

Austausch engagieren möchte, bekommt im House of Resources<br />

Unterstützung. Ein Projekt in zwanzig deutschen Städten.<br />

FOTO: THOMAS WÜBKER<br />

Das örtliche House of Recources steht am Rosenplatz (v.l.):<br />

Barbara Peron, Mareke Hauschild, Rabea Mette und Orhan Aydin<br />

Kandidat Nr. 4<br />

in Osnabrück ist die Eleganz<br />

Bildungsplattform Träger<br />

des House of Resources. Finanziert<br />

wird es mit Mitteln des Bundesamt<br />

für Migration und Flüchtlinge<br />

(BAMF). In Niedersachsen wird das Projekt<br />

in Kooperation mit dem Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverband durchgeführt.<br />

Anfang Mai soll es als Osnabrück-<br />

Diepholz gestartet werden. Seine Heimat<br />

wird das House of Resources am<br />

Rosenplatz in den ehemaligen Räumen<br />

der Pferde-Szene bekommen.<br />

Dort befindet sich dann die Hauptberatungsstelle<br />

mit den vier Mitarbeitern<br />

Barbara Peron, Mareke Hauschild,<br />

Orhan Aydin und Rabea Mette.<br />

Die 20 Ressourcen-Häuser in<br />

Deutschland unterstützen Migrantenorganisationen,<br />

andere integrativ wirkende<br />

Organisationen und Ehrenamtliche<br />

in ihrer Arbeit auf lokaler Ebene.<br />

Mit einem unbürokratischen Ansatz<br />

wollen sie schnelle und unkomplizierte<br />

Unterstützung ermöglichen.<br />

Die Einrichtung bietet Beratung und<br />

Qualifizierung zu zahlreichen Themen.<br />

Dazu gehören der Umgang mit Behörden,<br />

Vereins-, Haftungs-, Medien- und<br />

Internetrecht sowie Buchhaltung, Öffentlichkeitsarbeit<br />

oder Social-Media.<br />

Auch bei der Suche nach Spendern<br />

oder Sponsoren, der Durchführung<br />

konkreter Projekte, Veranstaltungen<br />

zur Förderung der lokalen Integration<br />

und der Bereitstellung von Räumlichkeiten<br />

und Verleih von Technik zur<br />

Durchführung von Veranstaltungen ist<br />

das Vorort-Team behilflich.<br />

Außerdem bahnt es Kooperationen<br />

und Netzwerke mit relevanten Institutionen<br />

und Organisationen an, um<br />

lokal nachhaltige Strukturen für bürgerschaftliches<br />

und zivilgesellschaftliches<br />

Engagement im Integrationsbereich<br />

zu schaffen.<br />

THOMAS WÜBKER<br />

www.hor-osnabrueck.de<br />

Auch die FDP schickt einen Kandidaten ins Rennen um den Oberbürgermeister-Posten:<br />

Thomas Thiele. Der Liberale ist ein kommunalpolitisches<br />

Urgestein, abonniert auf einen Sitz im Stadtrat.<br />

Thomas Thiele, FDP: Setzt<br />

klassisch liberal auf Finanzen,<br />

Bildung und Verkehr<br />

er werde ein Oberbürgermeister<br />

mit<br />

„Haut und Haaren“ für<br />

Osnabrück sein, sagt<br />

Thomas Thiele, derzeit<br />

Fraktionsvorsitzender<br />

der FDP im Rat der Stadt.<br />

Mit Haut und Haaren?<br />

Nein, man stellt sich<br />

besser nicht allzu genau<br />

vor, was das bedeutet.<br />

Obwohl: Thiele ist Facharzt<br />

für Hautkrankheiten.<br />

So erklärt sich der<br />

Joke vielleicht. Und hier<br />

sind sie, Thieles drei<br />

wichtigsten Standpunkte für Osnabrück.<br />

Kernthema 1: „Die Finanzen der Stadt<br />

Osnabrück müssen neu geordnet werden.<br />

Der Verlust durch falsche Geldanlage<br />

(z.B. Spekulation) gehört gestoppt.<br />

Mit dem Geld der Bürger muss<br />

sorgsam gewirtschaftet werden. Durch<br />

Aufweichen der von mir eingeforderten<br />

Sicherheitskriterien erleben wir<br />

gerade dieses 14 Mio. Euro Greensill-<br />

Desaster. Mit mir wird es keine riskanten<br />

Geldgeschäfte geben.“<br />

Kernthema 2: „Bildung steht im Zentrum<br />

meines politischen Handels: Jedes<br />

Kind zählt. Ich will Kinder optimal<br />

fördern, egal in welcher Schulform sie<br />

unterrichtet werden. Die Schulen müssen<br />

optimal ausgestattet<br />

werden, verschiedene<br />

Schulformen müssen<br />

im Angebot sein. Auch<br />

die Erwachsenenbildung<br />

und Weiterbildung<br />

soll durch Stärkung der<br />

VHS und berufliche Bildung<br />

gelingen. Die Zusammenarbeit<br />

von Universität<br />

und Stadt werde<br />

ich intensivieren.“<br />

Kernthema 3: „Der Verkehr<br />

muss fließen. LKWs<br />

gehören nicht in die Innenstadt.<br />

Die A 33 muss<br />

schnellstmöglich gebaut werden. Die<br />

B 68 muss aus der Stadt verbannt werden<br />

(unser Antrag vor vier Jahren). Ein<br />

großer Kreisverkehr auf dem Ring sorgt<br />

für fließenden Verkehr. Die Sicherheit<br />

der Fahrradfahrer muss dringend ausgebaut<br />

werden. Wohnquartiere dürfen<br />

nur angefahren werden, Schleichwege<br />

werde ich unterbinden.“<br />

Thiele verspricht „neue Ideen und<br />

unkonventionelle Lösungen“, bezeichnet<br />

sich als Macher. Ob die Idee,<br />

die Zusammenarbeit von Universität<br />

und Stadt zu intensivieren, neu und<br />

unkonventionell ist? Oder die Forderung,<br />

die B 68 aus der Stadt zu verbannen?<br />

Oder die Sparsamkeit?<br />

HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

6 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


Ein besonderer Raum<br />

Les Chats Du Rêve: Katja Brunkhorst (l.)<br />

und Martina Wildt vertonen Rilke<br />

das Ruller Haus genießt bei Kulturfreuden*innen der Region einen ausgezeichneten<br />

Ruf. Gerade auch wegen des Angebots, das gerne mal<br />

ungewohnte Pfade einschlägt. So wie mit dem neuen Format „LectureTain<br />

Me!“. Zwei Mal im Monat, von Juli bis November, quer durch die Künste.<br />

Sechs Künstler*innen und Duos aus Musik, bildender Kunst und Film geben<br />

Einblicke in ihre Arbeit. Jeweils bis zu 12 Personen können mit ihnen ins Gespräch<br />

kommen und ihre Darbietungen in entspannter Atmosphäre genießen.<br />

Mit dabei sind neben<br />

Künstler*innen aus<br />

Münster oder Berlin<br />

auch Osnabrücker Namen,<br />

u.a. der Maler<br />

Werner Kavermann<br />

sowie das Rilke-Musikduo<br />

Les Chats du Rêve.<br />

Wie werden die Lokalgrößen<br />

ihr Publikum<br />

lecture-tainen?<br />

Kurator Holger<br />

Schwetter, verantwortlich<br />

für Programm<br />

und Konzept: „Werner<br />

Kavermann wird uns<br />

auf einen performativen<br />

Rundgang durch<br />

eine speziell für die<br />

Abende geschaffene Ausstellungssituation mitnehmen. Les Chats Du Rêve<br />

spielen ihre Gedicht-Vertonungen. Die Jazzpianistin und Komponistin Martina<br />

Wildt trägt eigens komponierte atmosphärische Klavierstücke bei.“ Kultur<br />

trotz Corona – die Region macht vor, wie man innovative Wege beschreiten<br />

kann.<br />

MARS<br />

FOTO: MANFRED POLLERT<br />

Platt, aber<br />

nicht platt<br />

rock, Punk, Pop, Urban, Hip Hop, Electro,<br />

Reggae, Metal – auf Platt? Das ist: Plattsounds!<br />

Der Bandcontest ist in Runde 11 gestartet,<br />

und junge Musiker*innen aus Niedersachsen<br />

können sich bis zum 30.9. bewerben. Klar ist<br />

natürlich: Hochdeutscher Gesang ist nicht drin!<br />

„Wir hoffen, in diesem Jahr unsere Finalist*innen<br />

wieder live auf der Bühne zu sehen“, sagt Lu<br />

Seegers, Geschäftsführerin der Schaumburger<br />

Landschaft, die den Contest ausrichtet.<br />

www.plattsounds.de<br />

HPS<br />

HACK ohne Fleisch<br />

nein, nicht verwirren lassen: Hier geht<br />

es um die Osnabrücker Tech-Szene,<br />

aber dabei kommt trotzdem was sehr Genießbares<br />

raus: Der dritte „Hackathon“ OS-<br />

NA HACK (15./16.7.<strong>2021</strong>) steht an, und diesmal<br />

sind die Lösungen, die er für eine smartere,<br />

sprich: digitalisiertere, City sucht, betont<br />

nachhaltig, denn „OSNA HACK goes<br />

green“. 50 Teilnehmende vernetzen sich,<br />

bilden Teams, entwickeln Projekte, stellen<br />

sich einer Jury und dem Publikum. HPS<br />

www.osnahack.de<br />

FOTO: TIL<br />

KABINETTAUSSTELLUNG<br />

10.06. – 31.10.<strong>2021</strong><br />

STAY HEALTHY<br />

MADE REALITIES<br />

02. Mai – 25. Juli <strong>2021</strong><br />

Fotografien von<br />

THOMAS DEMAND<br />

PHILIP-LORCA DICORCIA<br />

ANDREAS GURSKY<br />

JEFF WALL<br />

www.draiflessen.com<br />

<strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong> 7


aufgefallen<br />

Wirkt besser als Erdbeereis<br />

FOTO: THOMAS WÜBKER<br />

Der Hanf-Pflanze wird eine schmerzlindernde<br />

und beruhigende Wirkung zugeschrieben.<br />

Haben die Osnabrücker in der Coronakrise<br />

darum verstärkt zu Cannabis-Produkten<br />

gegriffen?<br />

Alex Gallina, Mister Cannabis: In der Pandemie suchen die Leute einen Ausgleich<br />

Revoluzzer<br />

vereinigt euch!<br />

es dauert noch bis zum Herbst, aber dann ist es da, das<br />

Crowdfunding-Buch „Die alternative Szene und die alternativen<br />

Bewegungen in Georgsmarienhütte in den 70er und 80er<br />

Jahren“. Mehr als ein Dutzend Autoren, alle Aktivisten in der damaligen<br />

GMHütter Szene, rekonstruieren das Einst. Es geht um<br />

die Anti-Atom-Bewegung, die Geschichte des Jugendzentrums,<br />

die Bürgerinitiativen gegen die Umgehungsstraße B 51, die A 33<br />

und die Sondermüllverbrennungsanlage ... Wer was beitragen<br />

will: Rainer Korte, Tel. 05401 460 476, rmk-gmh@posteo.de HPS<br />

Ostermarsch 1983<br />

timo Böß führt den CanaLine CBD & Hanf<br />

Shop in der Krahnstraße. Die Kundschaft darf<br />

dort ohne Click & Meet und ohne negativen<br />

Corona-Test einkaufen, weil Lebensmittel angeboten<br />

werden. Dort gibt es auch CBD-Öle und Blüten. Das<br />

Kürzel steht für Cannabidiol. Es ist eine Substanz aus<br />

dem weiblichen Hanf, die nicht berauschend wirkt und<br />

nicht die Psyche beeinflusst. Das CBD soll entkrampfend,<br />

entzündungshemmend, angstlösend und gegen<br />

Übelkeit wirken.<br />

Auch der Laden von Alex Gallina, Mister Cannabis<br />

in der Redlinger Straße, hat im Lockdown auf. Die Aromaprodukte,<br />

wie die CBD-Öle und Blüten genannt werden,<br />

fallen unter Drogerie-Artikel. Die Nachfrage danach<br />

sei angestiegen. „Man hat gemerkt, dass während<br />

der Pandemie die Sorgen größer sind und die Leute<br />

einen Ausgleich suchen“, sagt Gallina. Er empfiehlt<br />

die CBD-Öle- und Kräuter bei Stress, wenn man entspannen<br />

und durchschlafen möchte. Seine Kundschaft<br />

komme aus allen Schichten, sagt Gallina.<br />

Er sei häufiger angerufen und gefragt worden, ob<br />

die Blüten oder andere CBD-Produkte dabei helfen,<br />

besser zu schlafen oder besser durch den Tag zu kommen,<br />

berichtet Timo Böß. „Wir versuchen zu helfen,<br />

aber versprechen können wir nichts“, sagt er. Es handle<br />

sich um rein pflanzliche Produkte, die auf jeden Menschen<br />

eine andere Wirkung haben, so Böß. „Wir beziehen<br />

uns auf die Erfahrung unserer Kunden.“<br />

Die Hanf-Pflanze habe ein großes Potenzial, sagt<br />

Alex Gallina. Sie sei nicht nur medizinisch interessant.<br />

In Holland gebe es jemand, der Fertighäuser aus Hanf<br />

baue, berichtet er. Gallina sagt aber selbst, dass Cannabis<br />

ein sensibles Thema ist. Er wünscht sich die vollständige<br />

Legalisierung.<br />

THOMAS WÜBKER<br />

SCREENSHOT: KWERSINN/ VACOPRO<br />

blickpunkt!<br />

Minimalistische Videokunst<br />

.<br />

Protagonist sind nicht die Akrobaten, die mit Fackeln<br />

und BMX-Rad Rückwärtssaltos machen, sondern<br />

der hauchdünne Hochglanztisch aus Karbon, der<br />

dies aushält, ohne zu bersten. Hinter dem „Thickless“-<br />

Werbespot, der gerade auf Social Media seine Kreise<br />

zieht, steckt die Osnabrücker Werbeagentur Kwersinn.<br />

Inhaber John Hunt verrät, dass beim Konzept der Fokus<br />

auf der Wirkung liegt: „Man hat als Grafiker immer Lust,<br />

über Emotionen zu gehen, statt über reine Information.“<br />

Gedreht wurde der Spot, der minimalistisch ohne Ansagen<br />

auskommt, übrigens vor der LED-Kulisse im Alando.<br />

JULIAN KHODADADEGAN<br />

8 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


Die GBen<br />

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titel<br />

Auf dem Weg<br />

ins Radhaus<br />

Osnabrück soll „Fahrradstadt“ werden. Um dieses Ziel zu erreichen, soll in den Ausbau<br />

von Radwegen und in die Verkehrssicherheit investiert werden. Was wollen die OB-Kandidat*innen<br />

tun, um den Mobilitätswandel voranzutreiben und wie bewegen sie sich fort?<br />

VON JULIAN KHODADADEGAN UND HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

Neuaufteilung des Straßenraums<br />

ANNETTE NIERMANN, 52, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

wolfgang Griesert, Osnabrücks Noch-Oberbürgermeister,<br />

liebt schwere Dienstwagen mit Pseudo-Elektro-Antrieb.<br />

Nach einem BMW 745-Hybrid<br />

nutzt er jetzt einen Audi A6 50 TFSI e quattro Plug-in<br />

Hybrid. Annette Niermann, die seine Nachfolgerin<br />

werden könnte, derzeit Bürgermeisterin in Bad Iburg,<br />

ist da anders.<br />

Sie fährt einen E-Golf. Und sie hat ein Dienstfahrrad.<br />

„Ich liebe das Radfahren!“, sagt sie. „Du kannst dich<br />

auspowern, bist an der frischen Luft und spürst alle<br />

Muskeln. Es ist umweltfreundlich. Und du erlebst<br />

mehr auf dem Weg als wenn du Auto fährst, kannst<br />

überall anhalten, hast mehr Reichweite als zu Fuß ...“.<br />

Auch zwischen Osnabrück und Bad Iburg ist sie auf<br />

dem Rad gependelt, früher, Tag für Tag, zum Büro,<br />

über Hagen, Holzhausen, Sutthausen, die Wüste. „Ich<br />

liebe mein Cannondale! Super, wenn du über den Dörenberg<br />

rübermusst!“ Es hat einen E-Motor, massive<br />

Geländebereifung. Reine Damenräder mit tiefem Einstieg<br />

mag Anette Niermanan nicht. „Die sind mir zu<br />

instabil. Ich brauche eine richtige Mittelstange!“ Und<br />

sie mag Mittelbatterien. „Wenn die auf dem Gepäckträger<br />

sind, ist das keine gute Gewichtsverteilung!“<br />

Einfache Defekte repariert sie selber. Und auch im<br />

Urlaub ist das Rad dabei. Für Tagestouren, die auch<br />

schon mal 70 Kilometer lang sind. Das Cannondale<br />

ist übrigens nicht Niermanns einziges Rad ...<br />

Was in Osnabrück in Sachen Radverkehr passieren<br />

muss? Niermanns Liste ist lang. Die Neuaufteilung<br />

des Straßenraums ist einer der größten Punkte darauf,<br />

mit viel neuem Raum für das Rad. Und bessere Wegekennzeichnung.<br />

„Nehmen wir den Radschnellweg an<br />

der Gartlage: Da stand ich dann und hab fast nicht<br />

rausgefunden, wo der überhaupt verläuft.“<br />

Dass Radfahren in Osnabrück oft kein Vergnügen<br />

ist, weil Autofahrer denken, sie könnten sich alles erlauben,<br />

hat Annette Niermann am eigenen Leib erfahren:<br />

„Ich bin mal auf der Johannisstraße angefahren<br />

worden, von einem Taxi. Ich hatte eine ziemliche<br />

Beule. Gottlob hat man den Fahrer gekriegt.“ Es liegt<br />

viel im Argen, in Osnabrücks Radverkehr, findet sie.<br />

Umso größer ist ihr Ansporn, was zu ändern.<br />

Neumarkt gerne autofrei<br />

FRANK HENNING, 54, SPD<br />

wenn Frank Henning mit dem Rad fährt,<br />

dann nur in seiner Freizeit und durch die<br />

Landschaften am Osnabrücker Stadtrand. Verständlich.<br />

Die elf Kilometer von seinem Haus in<br />

Lüstringen bis zum Hauptbahnhof, an dem der<br />

Landtagsabgeordnete in den Zug nach Hannover<br />

steigt, führen ihn über die Mindener Straße und<br />

die Buersche Straße, also gleich zwei Horrorstrecken<br />

für Radfahrende. Er findet: „Die Radinfrastruktur<br />

in Osnabrück steckt in den Kinderschuhen.“<br />

Frank Henning möchte das Auto aus der Stadt<br />

verschwinden lassen, ohne es zu verbannen: Von<br />

einem generellen Fahrverbot hält er nichts, auch<br />

nicht innerhalb des Innenstadtrings. Allenfalls<br />

den Neumarkt würde er gern autofrei sehen.<br />

Auch ein generelles Tempolimit innerorts von<br />

30 Km/h zugunsten der Radfahrersicherheit<br />

lehnt er ab. Henning hält dieses auf Einfallstraßen<br />

für illusorisch und befürchtet, dass der ÖPNV<br />

dadurch ausgebremst wird: „Radverkehr und<br />

ÖPNV gegeneinander auszuspielen, halte ich für<br />

einen Widerspruch.“<br />

Potenzial sieht Henning beim Lückenschluss<br />

der A33 Nord und widerspricht den Fridays For<br />

Future und diversen Umlandgemeinden, die in<br />

der Autobahn mehr Schaden als Nutzen befürchten.<br />

Hennings Vision: „Wir haben ein Riesenproblem<br />

mit dem LKW-Durchgangsverkehr. Im Moment<br />

ist der Wall die Hauptachse für LKW. Da<br />

gehören diese aber nicht hin. Ein LKW-Durchfahrtsverbot<br />

dürfen wir im Augenblick rechtlich<br />

nicht durchsetzen. Erst muss die Ausweichroute<br />

entstehen.“<br />

Frank Henning sieht außerdem eine Chance<br />

in Park and Ride: So würden Pendler seiner Ansicht<br />

nach selbst hinterfragen, ob sie sich die<br />

letzten Kilometer durch den Berufsverkehr quälen<br />

oder in den Bus steigen, der nicht mehr als<br />

einen Euro am Tag kosten soll.<br />

10 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


LKW raus aus der Stadt<br />

THOMAS THIELE, 63, FDP<br />

wer sich mit Thomas Thiele übers Fahrradfahren<br />

unterhält, lernt viel über Antriebe.<br />

Denn eins seiner drei Fahrräder ist ein T-700<br />

von der vsf-Fahrradmanufaktur in Oldenburg.<br />

Riemenantrieb, 11 Gänge, weiß, vorne und hinten<br />

Scheibenbremsen. Riemen??? Klar, dann<br />

gibt’s keine Kettenprobleme.<br />

Fahrrad Nummer 2 ist ein Damenrad fürs Alltägliche,<br />

„denn ich hab Rückenprobleme, und<br />

da kommt mir der tiefe Einstieg entgegen“.<br />

Fahrrad Nummer 3 ist ein Discounter-Klapprad,<br />

ziemlich runtergerockt. Was aber kein Problem<br />

ist, denn Thiele ist „gewissermaßen gelernter<br />

Schrauber“, wenn auch nicht im Fahrradbusiness,<br />

und hat „keinesfalls zwei linke Hände“.<br />

Auch an sein Manufakturrad würde er sich trauen.<br />

Und dann war da noch Nummer 4, aber das<br />

ist was von früher: „Da bin ich Rennrad gefahren,<br />

aber das geht mir jetzt zu sehr ins Kreuz!“<br />

Osnabrück ist für Thiele als Fahrradstadt „eine<br />

Katastrophe“. Aus vielen Gründen. Auch wegen<br />

des LKW-Verkehrs, der, findet er, „unbedingt<br />

rausmuss aus der Stadt“. Osnabrück, die<br />

„Stadt der Schleichwege“, könne, sagt Thiele,<br />

„in Sachen Fahrrad viel von den Niederländern<br />

lernen“, fürchtet aber, dass das noch dauert,<br />

„vielleicht Jahre, wie immer“.<br />

Thiele, seit zwanzig Jahren Fahrradfahrer, ist<br />

ADFC-Mitglied, aber eher unterstützend, nicht<br />

sehr aktiv. Und er ist gern provokant: Der ÖPNV<br />

der Stadt, sagt er, sei „absolut grottenschlecht,<br />

fast so beschissen wie Osnabrücks Radwegenetz“.<br />

Und dann erinnert er an sein einstiges<br />

Konzept „Es geht rund in Osnabrück“, mit dem<br />

Wall als Einbahnstraße, eine Spur für Fahrräder.<br />

Ach ja: Auch die Stadtbahn findet er gut.<br />

FOTO: STEFANIE HIEKMANN<br />

Protected Bike Lane<br />

am gesamten Ring<br />

KATHARINA PÖTTER, 41, CDU<br />

während der amtierende Oberbürgermeister<br />

Wolfgang Griesert mit der Oberklasse-Limousine<br />

zur Eröffnung des Radschnellwegs in<br />

Gartlage fährt, besitzt der Vorstand der Verwaltung<br />

keine eigenen Dienstwagen. Katharina Pötter setzt<br />

ohnehin privat wie beruflich auf ihr E-Bike, um zu<br />

Terminen zu kommen und greift nur in Ausnahmefällen<br />

auf die Flotte der Stadt zurück: „Ich fahre<br />

mit dem Rad, wann immer es geht.“<br />

Sie wohnt zentrumsnah und schätzt am Radfahren,<br />

dass sie wertvolle Zeit für die Parkplatzsuche<br />

spart. Bei ihren Familientouren auf dem Rad ist es<br />

ausnahmsweise nicht die Radinfrastruktur, die sie<br />

an ihre Grenzen bringt, sondern ihre drei Kleinkinder,<br />

denn für die ist der Rubbenbruchsee schon ein<br />

weites Ziel.<br />

Die Stadträtin sieht in Osnabrück einige Positivbeispiele<br />

für gute Radinfrastruktur. Die Protected<br />

Bike Lane, die aktuell nur 168 Meter lang<br />

ist, sollte es demnach am gesamten Ring geben.<br />

Dafür will Katharina Pötter auch Parkplätze opfern.<br />

Ein anderes Positivbeispiel ist für sie die getrennte<br />

Ampelschaltung an der Kreuzung zwischen<br />

Wall und Kommenderiestraße. Sie wurde<br />

nach einer Reihe schwerer Unfälle eingerichtet,<br />

damit Radfahrende nicht mehr der Gefahr von<br />

Rechtsabbiegern ausgesetzt sind.<br />

„Meine Sorge, dass sich dadurch Staus im motorisierten<br />

Individualverkehr bilden, hat sich nicht<br />

bestätigt. Hier sehe ich Potenzial für weitere Kreuzungen“,<br />

resümiert Pötter, „mir geht es in Sachen<br />

Radinfrastruktur nicht schnell genug voran. Hier<br />

ist noch Luft nach oben.“<br />

Eine autofreie Innenstadt und ein Tempolimit<br />

bei 30 Stundenkilometern innerorts lehnt die<br />

Stadträtin ab. Sie traut sich aber, dem Auto und<br />

dem ÖPNV ihre Vorrangstellung im Straßenverkehr<br />

zugunsten der Radfahrersicherheit wegzunehmen:<br />

„Meines Erachtens ist die Verkehrswende<br />

nur über den Radverkehr zu erreichen. Daher gilt<br />

meine Priorität dem Radverkehr.“<br />

EIN KOMMENTAR<br />

Ziemlich radlos, oder was?!<br />

von Simone Schnase<br />

Die „Mobilitätsstationen“ haben einen Design-Preis<br />

bekommen. Auf der Knollstraße<br />

stehen neuerdings Schilder, die PKW mahnen,<br />

auch trotz der dortigen „Schutzstreifen“ 1,50<br />

Meter Abstand zu Radfahrern zu wahren. Auf<br />

dem stadteinwärtsgewandten Teil der Lotter<br />

Straße gilt seit Dezember Tempo 30, und die<br />

„Schutzstreifen“ auf der Liebigstraße wurden<br />

Ende des Jahres in strahlendem Weiß nachgemalt,<br />

damit sie nicht übersehen werden.<br />

Anscheinend wird viel getan für den Radverkehr,<br />

und trotzdem steht Osnabrück im ADFC-<br />

Fahrradklima-Test so schlecht da wie nie zuvor.<br />

Wobei – trotzdem?<br />

Neun Jahre lang habe ich in Bremen gelebt<br />

und bin dort als Radfahrerin im wahrsten Sinne<br />

des Wortes sehr gut gefahren, trotz teilweise<br />

maroder Infrastruktur. Und nun, zurück<br />

in Osnabrück, einer Stadt, die nicht einmal ein<br />

Drittel so groß ist, fürchte ich Tag für Tag um<br />

meine Gesundheit.<br />

Schicke Mobilitätsstationen ändern nichts daran,<br />

dass diese Stadt bis zum Anschlag vollgestopft<br />

ist mit PKW und LKW. Sie ändern<br />

nichts daran, dass ich geschnitten, angehupt,<br />

beschimpft und in Abständen von teilweise<br />

unter 50 Zentimetern überholt werde.<br />

Auch Tempo 30 auf der Lotter Straße nützt mir<br />

gar nichts, denn: Was bringt ein Tempolimit,<br />

wenn es niemand kontrolliert? Kaum jemand<br />

fährt dort 30, und die paar PKW, die es tun,<br />

werden von den anderen Autofahrern hupend<br />

zum Schnellerfahren gedrängt. Und was sollen<br />

Schilder mit Abstandsregeln an und frische<br />

Farbe für „Schutzstreifen“, die das glatte Gegenteil<br />

von Schutz bedeuten und deswegen<br />

andernorts schon längst flächendeckend entfernt<br />

statt aufgehübscht wurden?<br />

Die Osnabrücker fahren Rad – das sieht man<br />

Tag für Tag auf den Straßen. Aber sie fühlen<br />

sich dabei nicht sicher und sind es auch nicht.<br />

Daran werden auch künftig weder Kampagnen<br />

noch teure Prestigeobjekte oder frische<br />

Farbe irgendetwas ändern. Eine fahrradfreundliche<br />

Stadt, die Osnabrück ja unbedingt<br />

werden will, zeichnet sich vor allem dadurch<br />

aus, dass PKW und LKW den Radfahrern weder<br />

besser- noch gleichgestellt, sondern im<br />

Sinne der Umwelt und der Lebensqualität so<br />

weit wie möglich aus der Stadt herausgehalten<br />

werden.<br />

Statt Ausweichrouten für Radfahrer sollten<br />

Ausweichrouten für PKW und LKW geschaffen<br />

werden! Statt neuem Radwege-Flickwerk sollten<br />

erst einmal „Schutzstreifen“ entfernt und<br />

ganze Fahrspuren für den motorisierten Verkehr<br />

dicht gemacht werden. Die Einhaltung<br />

von Tempolimit und Mindestabstand müssen<br />

nicht nur gefordert, sondern auch kontrolliert<br />

werden.<br />

In Osnabrück herrscht ein gefährliches, lautes<br />

und umweltschädliches Machtgefälle zwischen<br />

motorisiertem und nicht-motorisiertem<br />

Verkehr. Ohne den politischen Willen, ernsthaft<br />

hieran zu rütteln, wird auch der nächste<br />

Fahrradklima-Test ein Desaster. Daran ändern<br />

auch noch so schicke Mobilitätsstationen<br />

nichts.<br />

<strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong> 11


zwischenbilanz<br />

Kreative und digitale Ideen:<br />

In drei Förderrunden wurden 303 Projekte<br />

mit insgesamt 972.000 Euro unterstützt<br />

Die Marathonaufgabe<br />

Damit die lokale Kulturszene nicht an Corona zu Grunde geht, wurde der Kulturmarathon ins Leben gerufen. Das heißt,<br />

die finanzielle Projektförderung der Stadt mithilfe von Stiftungen erweitert. Gerade endete die dritte Förderrunde.<br />

Bange Frage: Wie viel Kultur bleibt?<br />

VON NIKLAS KUSCHKOWITZ<br />

keine Konzerte, keine Theatervorstellungen,<br />

die Museen geschlossen, Ausstellungshäuser<br />

auch – in der Corona-Pandemie<br />

sind viele Einkommensmöglichkeiten für<br />

Kulturschaffende weggefallen. Nun sinkt die Inzidenz.<br />

Der Kulturbetrieb beginnt aufzublühen. Aber,<br />

wie viel Kultur bleibt?<br />

Rund 15 Monate ist es jetzt her, dass der Bundestag<br />

eine „epidemische Lage von nationaler<br />

Tragweite“ festgestellt hat. Auf die sogenannte<br />

erste Welle der Corona-Pandemie folgte ein Sommer<br />

des Durchatmens, folgte eine zweite Welle,<br />

folgte ein sieben Monate andauernder sogenannter<br />

Lockdown. Im Mai <strong>2021</strong> scheint die dritte Welle<br />

der Neuinfektionen gebrochen. Lockerungen?<br />

Trotzdem bitte nur vorsichtig.<br />

Besonders betroffen von den Maßnahmen sind<br />

Kunst- und Kulturschaffende. Die Bundesregierung<br />

hat im letzten Sommer das Hilfspaket NEUSTART<br />

KULTUR auf den Weg gebracht.<br />

„Es war zumindest in der ersten Phase sehr stark<br />

damit beschäftigt, die Institutionen zu stärken“,<br />

erklärt Dorit Schleissing-Stengel. Sie ist Projektkoordinatorin<br />

der Felicitas und Werner Egerland<br />

Stiftung und Sprecherin des Arbeitskreises Kultur<br />

des Osnabrücker Stiftungsnetzwerks Bildung.<br />

„Der Gedanke hinter dem Hilfspaket der Bundesregierung<br />

war: Wenn wir die Museen, die Theater,<br />

die Konzerthäuser stabilisieren, dann können<br />

die weiter Selbstständige engagieren. Das hat sich<br />

durch die Entwicklung der Situation ad absurdum<br />

geführt, weil keine Veranstaltungen stattfinden<br />

konnten“, resümiert die Musikwissenschaftlerin.<br />

Es ist gleichzeitig die Erklärung, warum die Stadt<br />

„Den Kulturschaffenden geht es nicht<br />

darum, Almosen zu bekommen.“<br />

Dorit Schleissing-Stengel<br />

Osnabrück gemeinsam mit mehreren regionalen<br />

Stiftungen vor rund einem Jahr den Kulturmarathon<br />

gegründet hat – eine Initiative zum Erhalt<br />

der Osnabrücker Kulturszene.<br />

Gerade ist der Kulturmarathon in die dritte Förderrunde<br />

gegangen. Dorit Schleissing-Stengel atmet<br />

am Telefon tief durch: „Unsere Arbeit – aus<br />

Stiftungsperspektive – ist jetzt erst mal abgeschlossen.“<br />

Der Kulturmarathon ist eine erweiterte Form der<br />

städtischen Projektförderung. Die Stadt hat klare<br />

Definitionen, was ein Projekt ist. Einen Katalog zu<br />

einer Ausstellung zu erstellen oder die Aufnahme<br />

einer CD gehören demnach nicht dazu – eigentlich.<br />

Für den Kulturmarathon wurde die ursprüngliche<br />

Förderdefinition aufgehoben.<br />

„Viele Einkommensmöglichkeiten für Kulturschaffende<br />

sind ja durch die Corona-Maßnahmen<br />

weggefallen. Konzerte durften nicht stattfinden,<br />

Vorstellungen wurden abgesagt“, erklärt Dorit<br />

Schleissing-Stengel die Maßnahme. „Auch der AG-<br />

Betrieb an Schulen und Angebote kultureller Bildung<br />

sind stark eingeschränkt.“ Das Förderfeld<br />

wurde also in Richtung jeder künstlerischen und<br />

kulturpädagogischer Tätigkeit ausgeweitet.<br />

Wie dringend die Initiative benötigt wird, zeigt<br />

die Zahl der Einreichungen: Beim dritten Durchlauf<br />

sind 185 Anträge eingegangen. 111 davon konnten<br />

bewilligt werden – 94 Förderungen übernimmt die<br />

Stadt, 17 Projekte fördern die Stiftungen. „Für jede<br />

Stiftung ist sehr spezifisch, wo sie den Fokus legt“,<br />

erklärt Schleissing-Stengel. „Ist es mehr das Soziale?<br />

Ist es mehr die Bildung? Ist es mehr die Jugend?<br />

Oder ist es Kultur im Allgemeinen?“<br />

12 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


Insgesamt wurden in den drei Förderrunden 303<br />

Projekte mit einer Gesamtsumme von 972.000<br />

Euro unterstützt. „Die Unterstützung der Kulturschaffenden<br />

hat nach wie vor hohe Priorität“, betont<br />

der Kulturdezernent Wolfgang Beckermann.<br />

Da hatte der Rat der Stadt gerade beschlossen, die<br />

lokale Kulturszene wie im letzten Jahr wieder mit<br />

250.000 Euro zusätzlich zu fördern.<br />

„Viele Kulturschaffende haben seit über einem<br />

Jahr keine Aufträge. Die dynamische Entwicklung<br />

der Pandemie in den letzten Monaten hat außerdem<br />

gezeigt, dass die Planbarkeit äußerst begrenzt<br />

Im November 2020<br />

veröffentlichte die Singer/Songwriterin<br />

Ronja<br />

Maltzahn ihr neues<br />

Album #worldpop: Aufgrund<br />

der Corona-Einschränkungen<br />

war eine<br />

Tour nicht möglich, so<br />

fokussierte sie sich ihrem<br />

Team von 32 Musikern<br />

und 17 visuellen Künstlern<br />

auf digitale Kreativität,<br />

Song- und Video-Produktionen.<br />

Entstanden ist<br />

der Song „Über Wasser“,<br />

der sich mit der Gefühlstiefe<br />

menschlicher Beziehungen,<br />

Einengung und<br />

Freiheit beschäftigt.<br />

ist“, ergänzt Patricia Mersinger, die Leiterin des<br />

städtischen Fachbereichs Kultur.<br />

Es bleibt schwierig einzuschätzen, inwieweit die<br />

Corona-Pandemie die Kulturszene schon verändert<br />

hat und noch verändern wird. Junge Menschen, die<br />

vor der Pandemie gerade ihre Ausbildung begonnen<br />

hatten, um Konzerte gut klingen, Bühnen gut<br />

aussehen und die Menschen auf ihr im richtigen<br />

Licht glänzen zu lassen, konnten seit fünfzehn Monaten<br />

kaum Praxis sammeln.<br />

Die Planbarkeit ist ein zentraler Punkt, mit dem<br />

sich alle im Kulturbetrieb Tätigen noch mal mehr<br />

auseinandersetzen mussten. „Ich habe gerade von<br />

einem Studienberater einer Hochschule gehört, der<br />

sagte, früher musste er die Studierenden bewegen,<br />

sich einen Plan B zurechtzulegen, falls es nicht<br />

klappt mit der Musikkarriere“, erklärt Dorit<br />

Schleissing-Stengel. „Jetzt kommen die Studierenden<br />

und sagen von sich aus: Ich gehe jetzt meinen<br />

Plan B.“<br />

Um dieser Entwicklung, dass Menschen sich<br />

nachhaltig gegen ein Leben als Kunst- oder Kulturschaffende<br />

entscheiden, mittel- und langfristig<br />

etwas entgegenzusetzen, rief die Egerland Stiftung<br />

gemeinsam mit der Stadt zusätzlich das Programm<br />

„TRANSITION“ ins Leben.<br />

Kulturschaffende sollen mithilfe dieses Programms<br />

ihre Arbeits- und Präsentationsformen<br />

anpassen können. „Gerade bei den ausführenden<br />

Künsten – also Musik und Bühne – ist der Einschnitt<br />

am stärksten. Die mussten sich natürlich<br />

nach anderen Einkommenswegen umsehen<br />

und stehen jetzt vor der Frage: Bleibe ich auf<br />

dem sicheren Feld, auch wenn es ein unkünstlerisches<br />

ist?“, schätzt Schleissing-Stengel die Lage<br />

ein.<br />

„Den Kulturschaffenden geht es nicht darum,<br />

Almosen zu bekommen. Sie wollen von ihrer Arbeit<br />

leben können. Viele tun das an der Grenze zum<br />

Prekären.“ Die Stiftungskoordinatorin legt Wert<br />

darauf, dass die Stiftungen „stabil vor Ort“ sind.<br />

Sie wollen die Kulturszene lebendig halten – auch<br />

nach der Pandemie.<br />

P www.kulturmarathon-os.de<br />

Willkommen auf der Welt<br />

Klinikum erneuert Kreißsäle – schon jetzt alles viel schöner<br />

- ANZEIGE -<br />

Im Kreißsaalbereich des Klinikums Osnabrück<br />

bleibt kein Stein auf dem anderen: Um Schwangeren<br />

auch zukünftig eine sichere, individuelle<br />

und selbstbestimmte Geburt in einer entspannten<br />

Atmosphäre zu ermöglichen, hat das Krankenhaus<br />

auf dem Finkenhügel die Komplettsanierung<br />

und weitere Modernisierung seiner Kreißsäle in<br />

Angriff genommen.<br />

Bei dem über einen Zeitraum von 1,5 Jahren geplanten<br />

Umbau wird der gesamte Kreißsaalbereich umgebaut<br />

und in der Fläche deutlich erweitert. Insgesamt<br />

stehen dann sechs Entbindungsräume jeweils<br />

mit einer speziellen Wanne für Wassergeburten zur<br />

Verfügung. Die großen Badezimmer werden komplett<br />

entkernt und mit einem modernen Konzept neu<br />

eingerichtet und gestaltet.<br />

Damit auch in der Übergangszeit in einer ebenso<br />

freundlichen und persönlichen Atmosphäre wie<br />

bisher entbunden werden kann, wurde nun ein<br />

Interimskreißsaal in Betrieb genommen, in dem wie<br />

bisher vier voll ausgestattete Entbindungszimmer<br />

sowie weitere Wehen- und Überwachungsräume zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Wie Dr. Dr. Yves Garnier, der Chefarzt der Klinik für<br />

Geburtshilfe des Klinikums Osnabrück, und die<br />

Leitende Oberärztin Dr. Helga Brachmann-Michalski<br />

erklären, stehen Schwangeren wie gewohnt alle<br />

Leistungen des Perinatalzentrums zur Verfügung. Es<br />

sei darauf geachtet worden, dass schon die für die<br />

Übergangszeit eingerichteten Räume mit Vorteilen<br />

verbunden sind.<br />

„Die Kreißsäle haben nun alle ein eigenes Badezimmer<br />

und es haben alle Fenster nach draußen. Sie sind<br />

modern und funktional eingerichtet, so dass es dem<br />

jüngsten Stand in der Geburtshilfe entspricht“, betont<br />

Garnier. Und Brachmann-Michalski ergänzt: „Wir<br />

haben außerdem mehr Brutkästen für Frühgeborene.<br />

Mir gefällt, dass der Zugang zu der Station nun auch<br />

mit einer Kamera von außen gesichert ist und dass<br />

wir mehr Platz im Empfangsbereich haben.“<br />

Wie sie berichten, hat es von Müttern und Vätern<br />

bisher nur positive Rückmeldungen gegeben. Auch<br />

die Farbgestaltung und die Einrichtung der neuen<br />

Entbindungsräume komme gut an. Beide sind<br />

stolz, wie reibungslos der Umzug geklappt hat. „Das<br />

war eine logistische Herausforderung, die unser<br />

Team wirklich mit Bravour bewältigt hat“, sagt Garnier.<br />

Als eines der ersten Kinder wurde Alma, die Tochter<br />

von Marlene und Michael Brüwer aus Merzen, am<br />

Umzugstag in einem der neuen Kreißsäle geboren.<br />

An Marlene Brüwer ist die viele Arbeit hinter den<br />

Besondere Premiere: Alma ist eines der ersten Babys, das in einem<br />

der neuen Interimskreißsäle geboren wurde; Privatdozent Dr. Dr. Yves<br />

Garnier und Dr. Helga Brachmann-Michalski gratulierten<br />

Kulissen am Tag der Geburt von Alma (53 cm, 3670<br />

Gramm) komplett vorbei gegangen.<br />

„Alma ist unser erstes Kind. Wenn sich bei uns noch<br />

ein zweites Kind einstellt, kommen wir gerne wieder<br />

hierher“, sagte die 26-Jährige. Sie hätten sich für die<br />

Entbindung auf dem Finkenhügel entschieden, weil<br />

im Klinikum vorab eine virtuelle Kreißsaal-Führung<br />

möglich gewesen sei. Und, klar – sie fand es schön,<br />

dass es die Corona-Regelungen zugelassen haben,<br />

dass Vater Michael bei der Geburt dabei sein durfte.<br />

„Das hatten wir uns gewünscht.“<br />

Klinikum Osnabrück GmbH<br />

Am Finkenhügel 1<br />

49076 Osnabrück<br />

Telefon: 0541 405-0<br />

www.klinikum-os.de


vorschau<br />

Restart des Kulturlebens<br />

Das kulturelle Leben steht vor einer Wiederauferstehung. Kulturhäuser dürfen behutsam öffnen, Open air-Veranstaltungen<br />

durchgeführt werden. Die Bedingungen für Live-Kultur: ein Hygienekonzept, Abstand, Maske und Test. Wir haben zusammengetragen,<br />

was in Planung ist – eine Vorschau.<br />

F bis 5.6., versch. Orte<br />

Jugend-Kultur-Tage<br />

Von Klimaschutz über coole Sportarten bis<br />

Geschlechteridentäten – seit Mitte Mai beschäftigen<br />

sich junge Menschen mit dem,<br />

was sie bewegt. www.jkt-os.de<br />

F bis 14.9., Café am Rubbenbruchsee/<br />

Büdchen am Westerberg<br />

Hörsaal Events –<br />

Comedy Open Air<br />

Lach doch endlich wieder mit Adelkarim,<br />

Alain Frei, Herr Schröder, Ingo Appelt, Maxi<br />

Gstettenbauer, Simon Stäblein sowie Lokalmatador<br />

Sven Bensmann.<br />

www.openaircomedy.de<br />

F bis 31.10., Museum Industriekultur<br />

Über Wasser<br />

Die partizipative Ausstellung zeigt die<br />

Vielfalt des Elements Wasser – im Zusammenspiel<br />

mit Mensch, Wirtschaft und Natur.<br />

www.mik-osnabrueck.de<br />

IN EIGENER SACHE<br />

Viele vermissen sicherlich unseren monatlichen<br />

Veranstaltungskalender. Noch ist die Corona-Lage<br />

jedoch so unsicher, dass ein gedrucktes Tages -<br />

programm wenig Sinn macht. Wir empfehlen<br />

alternativ zwei digitale Formate, die topaktuell<br />

über das Veranstaltungsangebot informieren.<br />

www.os-kalender.de<br />

www.os-streamt.de<br />

F bis 14.11., Varusschlachtmuseum<br />

Kalkriese<br />

Spot an! Szenen einer<br />

römischen Stadt<br />

Die Ausstellung widmet sich dem antiken<br />

Trier und gibt anhand von Mosaiken, Skulpturen<br />

und Münzen einen Einblick in das<br />

Stadtleben der Antike.<br />

www.kalkriese-varusschlacht.de<br />

Laura Robles<br />

F 3.-20.6., verschiedene Orte<br />

MeWe – Internationales<br />

Kulturfestival Osnabrück<br />

Der Festivaltitel steht für ein weltoffenes<br />

Osnabrück; inhaltlicher Schwerpunkt der<br />

Veranstaltungen liegt auf der portugiesischsprachigen<br />

Welt – s. Interview auf Seite 5!<br />

www.me-we-os.de<br />

F 11.-20.6., Halle Gartlage<br />

Autokino Osnabrück<br />

Bietet Platz für bis zu 280 Autos; es laufen<br />

Klassiker und aktuelle Oscar-Blockbuster<br />

auf 130 Quadratmeter großer Leinwand –<br />

von „Nomadland“ bis „Und täglich grüßt die<br />

Liebe“. www.autokino-os.de<br />

F 11.6.-5.9.<strong>2021</strong>, MQ4<br />

ONE ZERO ZERO – Rudolf<br />

Englert zum 100. Geburtstag<br />

Seine Zeichnungen und Gemälde werden in<br />

Beziehung zu Werken der Künstlerbewegung<br />

ZERO und deren Umfeld (Heinz Mack,<br />

Otto Piene und Günther Uecker) gestellt.<br />

www.museumsquartier-osnabrueck.de<br />

F 19.6.-31.8., verschiedene Orte<br />

Sommer in der Stadt<br />

Mehr als 250 Veranstaltungen wird das diesjährige<br />

Sommerkulturprogramm umfassen!<br />

Den Auftakt macht die Reihe „Osnabrücker<br />

Samstag“. Mit dabei sind auch die klassischen<br />

Formate wie „Kultur im Innenhof“,<br />

„Neues Leben zwischen alten Gräbern“,<br />

„Live im Grünen“, „Mokik unterwegs“ etc.<br />

www.fokus-os.de<br />

F 24.-27.6., City GM-Hütte<br />

Autokino GM-Hütte<br />

bietet Platz für 200 Autos im Oeseder Zentrum;<br />

gezeigt werden die vier Filme „Knives<br />

out“, „Tenet“, „Nightlife“ und „Greenland“.<br />

www.autokino-gm-huette.de<br />

F ab 25.6., Büdchen am Westerberg<br />

Live im Grünen<br />

Konzertreihe des Osnabrücker Labels Timezone:<br />

Den Auftakt macht Wippsteert aus<br />

dem Osnabrücker Land, die mit ihrem Folk-<br />

Rock eine Plattdeutsch-Revolution starteten.<br />

www.timezone-records.com<br />

F 26.6.-27.2.2022, Kunsthalle<br />

Osnabrück<br />

Barrierefreiheit<br />

Neues Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm<br />

mit Arbeiten von Sabrina Röthlisberger,<br />

Alison O’Daniel, Slavs and Tatars, Katrin<br />

Mayer, Candice Lin.<br />

www.kunsthalle.osnabrueck.de<br />

FOTO: SABRINA RÖTHLISBERGER, PRIVATES SELFIE, 2019, RETUSCHIERT VON<br />

KIMBERLY COUSSÉE FÜR SABRINA RÖTHLISBERGERS BUCH LE SANG, 2020<br />

Liedfett<br />

F 1.7.-11.8., Kreativquartier Hafen<br />

HafenSommer21<br />

Fans von Rock, Metal, Rap, Indie, Blues, Jazz<br />

und anderen Genres der Pop-Musik werden<br />

auf ihre Kosten kommen. Unter anderem<br />

sind Auftritte von Milliarden, Liedfett, Antilopengang<br />

sowie der Blues Company, Mr.<br />

Hurley und zahlreichen Comedians geplant<br />

- aktuell rund 50 Veranstaltungen – s. Artikel<br />

auf Seite 20. www.hafensommer21.de<br />

F 9.-17.7., Schlossinnenhof open air<br />

Morgenlandfestival<br />

Osnabrück<br />

Erstmals findet das komplette Konzertprogramm<br />

unter freiem Himmel statt: Mit dabei<br />

sind Iva Bittova, Frederik Köster/Mohannad<br />

Nasser, Florian Weber/Simin Tander/Rabih<br />

Lahoud, Wu Wei/Neue Hofkapelle Osnabrück<br />

u.v.a.m. www.morgenland-festival.com<br />

Tonbandgerät<br />

F 21.7.-14.8., Genusshöfe<br />

Rosenhof Summer Stage<br />

Ein Sommer voller Musik und Freude, ein<br />

pandemiegerechtes Open Air mit einem abwechslungsreichen<br />

Programm: Selig, Tonbandgerät<br />

und Nura sind bereits bestätigt.<br />

Auch Rosenhof-Stammkünstler wie dIRE<br />

sTRATS und Echoes sind mit dabei. www.rosenhof-os.de<br />

F 30.7.-1.8., Klosterpark Bersenbrück<br />

Reggae Jam<br />

Einige Festivals wurden schon vor Wochen<br />

abgesagt. Einer, der sich für seine Fans ins<br />

Zeug legt, ist Bernd Lagemann. Denn er engagiert<br />

sich mit dem Reggae Jam in der Arbeitsgruppe<br />

Niedersächsischer Open-Air-<br />

Festivals. www.reggaejam.de<br />

FOTO: ALEXANDER SCHLIEPHAKE<br />

FOTO: FYNN FREUND<br />

F 12-.14.8., Bielefelder Straße,<br />

GM-Hütte<br />

Hütte rockt<br />

DAS Line up holt The Subways, Sondaschule,<br />

Milliarden u. a. auf die Bühne. Der Kenner<br />

hat bemerkt, alle oben genannten<br />

Künstler*innen waren bereits für 2020 bestätigt.<br />

www.huette-rockt.de<br />

F 13./14.8., Stemwede-Ilwede<br />

Stemwede Open Air<br />

Via Homepage wird mitgeteilt: „Auch <strong>2021</strong><br />

wird es kein Festival in gewohnter Weise geben.<br />

Aber wir wären ja nicht die Kuhle Crew<br />

vom SOA, wenn wir nicht an Alternativen<br />

arbeiten würden.“ www.stemwederopenair.de<br />

F 20.8., Lingen<br />

Scooter Open Air<br />

Wenn H.P. Baxxter das Herz ist, dann sind<br />

die scharfen Beats der Herzschlag, der<br />

Scooter seit über 25 Jahren zum erfolgreichsten<br />

Techno-Act des Landes macht.<br />

www.emslandarena.com<br />

F 3.-5.9., Schlossgarten<br />

Schlossgarten Open Air<br />

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – Fettes<br />

Brot, Alligatoah, Clueso, Bosse rappen und<br />

rocken den neu hergerichteten Schloss -<br />

garten im Herzen der Stadt. Fantastische<br />

Kulisse! www.schlossgarten-openair.de<br />

F 10./11.9., Christus König Gemeinde<br />

Haste Open Air<br />

Insgesamt acht Bands stehen auf der Bühne<br />

des Benefizfestivals im nördlichen Osna -<br />

brücker Stadtteil: Rogers, Rustikarl, ALL -<br />

NineYards, Versengold, Soeckers, Massendefekt,<br />

Kensington Road, Kapelle Petra.<br />

www.hasteopenair.de<br />

F 10.9., Theater Osnabrück<br />

1000 Serpentinen Angst<br />

Stück nach dem Roman v. Olivia Wenzel mit<br />

dem die erste Spielzeit des neuen Intendanten<br />

Ulrich Mokrusch in Osnabrück eröffnet<br />

wird. www.theater-osnabrueck.de<br />

F 18./19.9., Venne<br />

Venner Folk Frühling <strong>2021</strong><br />

Einige Namen können genannt werde: Fest<br />

stehen bis jetzt die Gruppe Danacht, Ulli Bögershausen,<br />

Allan Taylor, Annett Kuhr & Sue<br />

Sheehan sowie Kelpie. www.folkfruehling.de<br />

F 26.9.-26.6.2022, Bad Iburg<br />

Schlosskonzerte Bad Iburg<br />

Nach einjähriger Pause der Neustart. Die<br />

Reihe präsentiert renommierte Künstler –<br />

von Markus Becker über das Gewandhaus<br />

Quartett bis zu Matthias Kirschnereit und<br />

dem Nodelman Quartett.<br />

www.schlosskonzert.de<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

14 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


umwelt<br />

PRÄSENTIERT VON<br />

Trocken und zerbohrt<br />

Osnabrücks Wälder leiden. Die Klimakrise macht ihnen durch Wassermangel und<br />

Borkenkäferschwärme zu schaffen. Die Folge: Sterbezonen, in denen Spaziergänge<br />

und Wanderungen wenig schöne Natur versprechen.<br />

GRÜNE GESICHTER<br />

So geht Umweltschutz<br />

Tote Buchen im Schölerberg: Das sind die Folgen,<br />

wenn die Wurzeln kein Wasser mehr finden.<br />

spaziergänge liegen hoch im Kurs, in Zeiten<br />

der Pandemie. Vor allem im Wald. Aber<br />

wer heutzutage in Osnabrück in den Wald<br />

geht, in der Hoffnung auf schöne Natur, endet oft vor<br />

Lichtungen voller Baumstümpfe. Idylle? Naja.<br />

„Da sehen wir die Auswirkungen der Klimakrise“,<br />

sagt Detlef Gerdts, Leiter des städtischen Fachbereichs<br />

Umwelt und Klimaschutz. „Die Trockenheit<br />

der letzten Jahre macht den Bäumen zu schaffen.<br />

Zudem hat ihre Wärme den Borkenkäferbefall begünstigt.“<br />

120 Hektar Wald besitzt die Stadt Osnabrück innerhalb<br />

der Stadtgrenzen. Der Borkenkäfer ist in ihnen<br />

schon fast durch, sagt Thomas Maag, Osnabrücker<br />

ServiceBetrieb (OSB), der sie verwaltet. „Wir haben<br />

ja kaum noch Fichtenmonokulturen.“<br />

Neue Fichtenflächen entstehen nicht. Stattdessen<br />

Laub-Mischwald, mit Buche und Eiche, Erle und<br />

Eberesche, Birke. Und Maag setzt dabei auf Naturverjüngung.<br />

„Dass wir Initialpflanzungen vornehmen,<br />

ist ziemlich selten. Die Natur weiß schon am<br />

besten, was da hochkommen muss.“<br />

FOTO: REBECCA BRASSE<br />

Dass es schief gehen kann, wenn der Mensch eingreift,<br />

ist derzeit am Schölerberg zu sehen: Da wurden<br />

Buchen gepflanzt, vor hundert Jahren. Aber der<br />

Berg ist ein Karstrücken, die Wurzeln reichen nicht<br />

tief, seit Jahren ist es hier trocken – die Folge sind<br />

Fällungen. Im Heger Holz hingegen haben die Buchen<br />

keine Probleme.<br />

Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück haben<br />

220 Hektar Wald in der Stadt. Herbert Schwietert betreut<br />

sie. Auch er setzt stark auf Naturverjüngung,<br />

wenn es gilt, vom Borkenkäfer totalbefallene Flächen<br />

zu revitalisieren. „Die sehen natürlich oft erst<br />

alarmierend aus.“<br />

Die Ursache des Tods der Fichten ist der Borkenkäfer<br />

übrigens nicht, er beschleunigt ihn nur, meist<br />

bei schon schwerkranken Bäumen, zum Ende hin.<br />

Die Fichten sterben, weil sie in unseren Breiten nicht<br />

heimisch sind. Eine Anbaukatastrophe. Ein Fehler<br />

der Waldbesitzer also – die jetzt dafür Staatsgeld<br />

bekommen.<br />

Die Klimakrise bereitet Schwietert große Sorgen:<br />

„Wir wissen ja nicht, wie der Wald mit ihr klarkommt.<br />

Was wir jetzt hier draußen entscheiden, hat<br />

Auswirkungen bis in 200 Jahren.“<br />

Die Evangelischen Stiftungen sehen den Wald<br />

auch als Wirtschaftsraum, als Geldquelle. Aus seinen<br />

Erträgen finanzieren sie ihre sozialen Projekte.<br />

Sicher, Schwietert bewahrt den Wald auch als Erholungsraum.<br />

Aber malerische Wanderwege rechnen<br />

sich nicht. Deshalb finden sich auch im Stiftungswald<br />

breite Rückestraßen für Holz-LKW. Spazierengehen<br />

macht da dann keinen Spaß. Auch an insektizidbewehrten<br />

Attrac and Kill-Borkenkäferfallen<br />

vorbeizugehen, ist nicht die wahre Freude. Schließlich<br />

findet hier Massentötung statt, mit viel „Nützling“-Beifang.<br />

Waldbetreuung ist Generationensache. Schwietert<br />

weiß das sehr genau: Sein Enkel wird sein Nachfolger<br />

sein. Er wird die Klimakrise in großer Härte<br />

spüren.<br />

HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

Luisa Korte<br />

Leiterin der Tourist-Information Bad Essen<br />

Ich engagiere mich für Natur und Umwelt, indem ich<br />

… dazu beitrage, Tourismus nachhaltig auszurichten.<br />

Meine spannendste Aktion war … und ist immer noch<br />

die Cittaslow-Bewegung in Bad Essen mitzugestalten. Seit<br />

2016 arbeiten wir an den Themen Nachhaltigkeit, Entschleunigung,<br />

bewusster Umgang mit Natur.<br />

Wenn ich Bundesumweltministerin wäre, würde ich …<br />

den Ausbau erneuerbarer Energien stärker vorantreiben<br />

und Massentierhaltung stoppen.<br />

Wenn mich jemand fragt, was er für die Umwelt tun<br />

kann, antworte ich: Jeder kann im Kleinen anfangen:<br />

Plastikmüll vermeiden, regional & saisonal einkaufen, auf<br />

das Auto verzichten, reparieren statt wegwerfen …<br />

Die größten Umweltsünder sind für mich … leider die<br />

Menschen.<br />

Mir gibt Hoffnung, dass … es Kipppunkte gibt, in denen<br />

auf einmal sehr viel Veränderung denkbar und machbar<br />

wird, die vorher unmöglich schien. Externe Schocks wie<br />

Corona zeigen das gerade, aber auch soziale Bewegungen<br />

wie Fridays For Future.<br />

Ich wünsche mir eine Welt, in der … die Menschen die<br />

Erde mehr zu schätzen wissen. Eine Welt mit weniger Eile,<br />

weniger Verdichtung, weniger Entfremdung, weniger<br />

Wachstum und weniger Konsum.<br />

Tourismus kann die Umwelt schützen, indem … er bewusstes<br />

Freizeit- und Reiseverhalten fördert und Angebote<br />

schafft, die im Einklang mit Natur und Landschaft<br />

sind.<br />

INTERVIEW: HARFF-PETER SCHÖNHERR


tierliebe<br />

Nadja Gabriel, Hundehalter*in:<br />

Deutlich mehr Welpen im Training als sonst<br />

Auf<br />

den Hund<br />

gekommen<br />

Viele Menschen legen sich während der Corona-Pandemie einen Hund zu. In Zeiten<br />

von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, Einsamkeit und sehr viel Zeit zieht<br />

die Nachfrage an. Doch der wachsende Wunsch nach der „Anschaffung“ eines<br />

vierbeinigen Gefährten sollte gut überlegt sein.<br />

VON THOMAS WÜBKER | FOTO THOMAS WÜBKER<br />

hunde sind die treusten Freunde des Menschen.<br />

Das sagt man nicht nur so, es ist<br />

auch so. Diese Treue wird von manchen<br />

Menschen nicht zurückgegeben. Nadja Gabriel befürchtet,<br />

dass nach dem Lockdown einige Vierbeiner<br />

im Tierheim landen könnten.<br />

Die Osnabrücker Hunde-Trainerin betreibt eine<br />

Hundeschule am Kalkhügel. Dort erklärt sie Hundehalterinnen<br />

und Hundehaltern, wie sie am besten<br />

mit ihren Lieblingen umgehen können, um ein<br />

harmonisches Miteinander zu schaffen.<br />

In jüngster Zeit sind deutlich mehr Welpen im<br />

Training als sonst, sagt sie. „Viele Leute sind im<br />

Home Office und sagen sich, ein Hund passt gut in<br />

ihre Lebensplanung.“ Es sei auch so, dass sich<br />

manche Menschen isoliert fühlen und einen Gefährten<br />

haben wollen, so Nadja Gabriel.<br />

Die 53-jährige Hundetrainerin glaubt, dass nach<br />

dem Lockdown einige treue Gefährten im Tierheim<br />

landen oder ausgesetzt werden. Das sei schon nach<br />

dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr so gewesen.<br />

„Ich befürchte, dass der Urlaub wichtiger<br />

wird als der Hund.“<br />

Nadja Gabriel sieht auch eine große Gefahr darin,<br />

dass nun Hunde angeschafft werden, die aus<br />

einer schlechten Aufzucht stammen. Mit der großen<br />

Nachfrage steige auch der illegale Import von<br />

Welpen vor allem aus Osteuropa, die teilweise in<br />

Reisekoffern nach Deutschland geschmuggelt<br />

würden, heißt es in Medienberichten. Durch die<br />

hohe Nachfrage würden inzwischen teilweise horrende<br />

Summen für illegale Hundewelpen bezahlt.<br />

„Ich befürchte, dass der Urlaub<br />

wichtiger wird als der Hund.“<br />

Nadja Gabriel<br />

Solche Hunde hat Nadja Gabriel in ihrer Umgebung<br />

eher selten gesehen. Sie macht sich aber Sorgen<br />

um die Sozialisierung der Welpen. In den ersten<br />

zehn Wochen seien sie in einer Phase, in der<br />

Stadt & Hund<br />

V 6.540 gemeldete Hunde*<br />

V 318 neu angemeldete Hunde von Dezember 2019<br />

bis März <strong>2021</strong>*<br />

V 100 neu angemeldete Hunde allein im Januar/<br />

Februar <strong>2021</strong>*<br />

V 845.000 Euro (vorausberechnete) Hundesteuer*<br />

V 12 Hundeschulen<br />

V 8 Hundefriseure<br />

V 3 Shops für Hundebedarf<br />

V 1 Hundefreilauffläche am Haster Weg<br />

* Antworten auf eine Anfrage der SPD-Fraktion zur Ratssitzung am<br />

20.4.<strong>2021</strong><br />

sie ihr „Referenzsystem für den Rest ihres Lebens<br />

abspeichern“, sagt sie. In dieser Zeit werden sie<br />

von der Umgebung geprägt, in die sie hineingeboren<br />

werden.<br />

Sie erzählt von einem Hund, der im tiefsten Bayern<br />

aufwuchs, wo lediglich das Postauto motorisiert<br />

war. Als er nach Osnabrück in die Stadt kam,<br />

litt er unter großem Stress, weil er Geräusche hörte,<br />

die er nicht kannte. Welpen aus Osteuropa oder<br />

Straßenhunde kennen eine völlig andere Umgebung<br />

als das südwestliche Niedersachsen und sind<br />

auf sie geeicht.<br />

Aber es kann auch klappen, einen Hund in eine<br />

andere Umgebung zu verpflanzen, sagt Nadja Gabriel.<br />

„Man muss sich überlegen, ob man das leisten<br />

kann und die Zeit dafür hat.“ Wenn man einen<br />

Hund, der älter als zehn Wochen ist, zu sich holt,<br />

müsse man sich gut überlegen, ob man sein Leben<br />

anders als gewohnt einteilen will, so Nadja Gabriel.<br />

Außerdem sollten sich zukünftige Frauchen und<br />

Herrchen gut überlegen, welche Rasse sie sich zulegen<br />

wollen, sagt sie. „Jede Rasse hat ihre Eigenarten.“<br />

Durch den Lockdown wurde der Lebensrhythmus<br />

vieler Menschen und auch vieler Hunde<br />

durcheinandergewirbelt. Wer kann, arbeitet jetzt<br />

im Home Office – eine für Mensch und Tier ungewohnte<br />

Situation, die sich nach dem Ende der Beschränkungen<br />

wieder ändern wird. Dann sind<br />

Mensch und Tier wieder häufiger voneinander getrennt.<br />

Nadja Gabriel empfiehlt, nicht erst drei oder vier<br />

Tage vor dem Ende des Lockdowns daran zu denken,<br />

dass eine Veränderung eintritt, sondern den<br />

neuen Rhythmus schon vorher zu trainieren. „Man<br />

sollte Hunden generell beibringen, dass sie längere<br />

Zeit allein sein können.“<br />

16 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


what’s up by Hedda Horch<br />

Getränkemarkt auf vier Rädern:<br />

Das Bottle-Taxi<br />

Der Osnabrücker<br />

Gastro-Sommer beginnt<br />

Die Stadt öffnet sich langsam wieder,<br />

und wir freuen uns sehr auf kommende<br />

(hoffentlich) sommerliche Abende auf<br />

der Terrasse unseres Lieblings -<br />

restaurants, gemütliches Beisammensein<br />

bei Kaffee und Kuchen oder einen<br />

erfrischenden Drink in den Biergärten<br />

und Gartenlokalen in und um Osnabrück.<br />

Wir freuen uns drauf!<br />

what’s new<br />

Levante<br />

Atmosphäre: Sitzmöglichkeiten gibt es zwar nicht, dafür aber eine extra lange<br />

Theke für den Straßenverkauf, die mit sattem Grünzeug verkleidet zum Blickfang<br />

in der Johannisstraße wird. Auch hinter der Theke bestimmen grüne Pflanzen<br />

das Ambiente.<br />

Angebot: Die Levante verspricht kulinarisch die Magie des Morgenlandes. Sie<br />

erstreckt sich von Shawarma, Falafel in verschiedenen Variationen, als Burger<br />

oder als Wrap bis hin zu syrischen Spezialitäten wie dem veganen Gericht<br />

Motabaka.<br />

Besonderheit: Neben Motabaka gibt es auffällig viele vegane und vegetarische<br />

Gerichte auf der Karte – wie Halloumi mit Aubergine, vegetarisches Curry-Falafel<br />

und Linsensuppe mit frittiertem Fladenbrot.<br />

TEXT/FOTO: JULIAN KHODADADEGAN<br />

P Johannisstraße 49, täglich 12-23h<br />

theken-talk<br />

Sebastian „Basti“<br />

Werkmeister<br />

Unikeller<br />

Funktion hier: Mädchen für alles, Wirt<br />

Dabei seit: 2000<br />

Der Unikeller ist einzigartig, weil … Traditionskneipe<br />

hier auf Kulturveranstaltungen<br />

von Jazz über Punkrock bis hin zu<br />

elektronischer Musik trifft.<br />

Das Ambiente in drei Worten ist... abgerockt,<br />

familiär, urig.<br />

Welches ist Dein Lieblingsgetränk auf<br />

der Karte? Jever vom Fass natürlich.<br />

Auf welche Events im Unikeller freust<br />

Du Dich besonders? Die Reihe „Jazz im<br />

Biergarten“ ist immer chillig und findet<br />

meist donnerstags statt.<br />

Wie findest Du die Umgestaltung des<br />

Schlossgartens? Uff. Ich habe den alten<br />

.Es tut sich etwas – vor allem digital<br />

– in Osnabrücks Gastronomie<br />

und in der Foodbranche.<br />

Food-Manufakturen, geschlossene Events<br />

und Apps sind auf dem Vormarsch. Aber<br />

auch die Außengastronomie hofft angesichts<br />

sinkender Infektionszahlen und steigender<br />

Temperaturen, bald wieder Gäste<br />

auf ihren Terrassen bedienen zu dürfen.<br />

A propos draußen: Das Museum Industriekultur<br />

bietet Ausflüglern am Piesberg mit<br />

einem Fensterverkauf Kaltgetränke, Kaffee<br />

und frisch gebackene Waffeln zum Mitnehmen<br />

an. Besser lässt sich ein Spaziergang<br />

über den Rundwanderweg am Piesberg<br />

nicht abschließen. Der coronakonforme<br />

Fensterverkauf findet an allen vier Sonntagnachmittagen<br />

im <strong>Juni</strong> statt, und zwar unabhängig<br />

davon, ob das Museum öffnen darf.<br />

Zudem veranstaltet das Museum Industriekultur<br />

im Rahmen der Sonderausstellung<br />

„Über Wasser“ eine Bierverkostung mit dem<br />

bekannten Biersommelier Rainer Diekmann.<br />

Begleitet von einem Sechs-Gänge-Menü<br />

erfahren die Gäste dabei einiges<br />

über das goldene Traditionsgetränk.<br />

Für die Verkostung am 26.6. ist<br />

eine Anmeldung im Museum erforderlich.<br />

Wird Hedda also machen...<br />

Weil bei dem Begriff Kochkurs ein oberlehrerhafter<br />

Unterton mitschwingt, heißt<br />

er in der Küchenwerkstatt Mettingen<br />

einfach Küchenparty. Bei den Kochevents<br />

liegt der Spaß am gemeinsamen Ausprobieren<br />

im Fokus. Wenn das Pandemiegeschehen<br />

es zulässt, finden im <strong>Juni</strong> wieder einige<br />

lehrreiche Küchenpartys statt: Am 9.6. lernen<br />

die Gäste Street Food aus aller Welt kennen<br />

– und lernen, wie man die Gerichte zuhause<br />

nachkocht. Am 17.6. geht es unter<br />

dem Motto „Du bist Zucker“ darum, wie man<br />

mit dem passenden Dessert den krönenden<br />

Abschluss für das Dinner findet.<br />

Weil bei einem gemeinsamen Kochabend<br />

die eine oder andere Flasche Wein geleert<br />

wird, gilt natürlich: Don’t drink and drive. Mit<br />

der Taxi-App appfahrt können Feiernde<br />

nun ganz einfach ihr Taxi zum gewünschten<br />

Zeitpunkt bestellen und kommen so sicher<br />

und einfach nach Hause, ohne in der Warteschleife<br />

eines Taxiunternehmens zu hängen.<br />

Die Osnabrücker App verspricht allerdings:<br />

appfahrt-Kunden bleiben taxi-Kunden. Die<br />

App arbeitet mit regulären Taxifahrern und<br />

nimmt keine Provision für die Vermittlung.<br />

So unterstützen Fahrgäste ihre lokale Taxibranche.<br />

Wer das Haus gar nicht verlassen möchte,<br />

für den gibt es jetzt einen Getränkemarkt<br />

Büdchen mit Stadtblick: Fensterverkauf<br />

am Museum Industriekultur<br />

Schlossgarten geliebt und finde es schade,<br />

dass solange auf die Grünflächen verzichtet<br />

werden muss. Wenn die Bauarbeiten<br />

abgeschlossen sind und wieder alles<br />

grünt und wächst, soll das wohl wieder<br />

werden. INTERVIEW: JULIAN KHODADADEGAN<br />

Leckere Verkostung: Biersommelier<br />

Rainer Diekmann „Über Wasser“ und Bier<br />

auf vier Rädern. Wer keine Lust auf Kistenschleppen<br />

hat, kann das Bier für die nächste<br />

Grillparty bei bottle.taxi frei Haus bestellen.<br />

Und auch nach dem Genuss entfällt das Kistenschleppen,<br />

denn bottle.taxi holt das Leergut<br />

kistenweise wieder ab und verrechnet<br />

das Pfand. Die Auswahl beschränkt sich<br />

nicht auf Bier, Wein und Softdrinks. Unter<br />

anderem umfasst das Sortiment zwölf Gins<br />

vom Klassiker bis zum regionalen Gin aus<br />

der Manufaktur und kann damit<br />

durchaus mit dem Getränkemarkt<br />

um die Ecke mithalten.<br />

Auch für Vegetarier und Veganer<br />

gibt es eine digitale Neuentwicklung:<br />

Die Hochschulinitiative für<br />

Tierrechte (www.tierrechtsinitiative-os.de)<br />

bietet mit dem Veggie-<br />

Guide eine interaktive Karte, auf<br />

der Osnabrücker alle relevanten<br />

Adressen mit den zugehörigen Informationen<br />

finden. Ob Reformhaus,<br />

Deli oder Frisör, bewusste<br />

Konsumentinnen und Konsumenten<br />

erfahren mit einem Blick auf die<br />

Karte, wo sie fündig werden. Die<br />

Einträge geben differenziert an,<br />

welche veganen und vegetarischen<br />

Optionen das jeweilige Lokal<br />

bietet.<br />

Bis die Nächte ...


LOKALRUNDE [Restaurants, Bistros, Bars und Kneipen in Osnabrück]<br />

ANZEIGEN<br />

ABHOLSERVICE<br />

Mi., Do. + So.<br />

17 bis 20 Uhr<br />

Fr. + Sa. 17 bis 21 Uhr!<br />

Aktuelle Infos zu den<br />

weiteren Öffnungsschritten<br />

auf unserer Website!<br />

Bardinghaushof · Georgsmarienhütte<br />

Telefon 05401 35434<br />

www.forsthaus-oesede.de<br />

Grüner JägeR<br />

Bis bald!<br />

Wir freuen uns,<br />

Euch dann wieder zu sehen<br />

Bei Wind und Wetter überdachter Biergarten<br />

täglich ab 11.00 Uhr<br />

An der Katharinenkirche 1 · Tel 0541 27360<br />

<strong>STADTBLATT</strong> live –<br />

wenn’s lecker werden soll!<br />

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Gerne gehen wir auf Ihre Wünsche ein, ob vegan oder<br />

eine Unverträglichkeit. Sprechen Sie uns an.<br />

Abholzeiten: Do. – Sa. 17.30 – 20 Uhr<br />

So. 12 – 14 + 17.30 – 20 Uhr<br />

Bestellungen können Sie zusätzlich zu Telefon und Mail<br />

auch gerne per WhatsApp aufgeben: 0157/38194074.<br />

Die angebotenen Spezialitäten und noch mehr Infos<br />

finden Sie auf dem Button unserer Website!<br />

Aktuelle Informationen und Entwicklungen zu den<br />

weiteren Öffnungszeiten finden Sie auf unserer Website!<br />

Landidyll Hotel Gasthof zum Freden<br />

Zum Freden 41 · 49186 Bad Iburg · www.hotel-freden.de<br />

Tel.: 05403-4050 · info@hotel-freden.de<br />

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Plätze unter freiem Himmel sind begehrt<br />

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Do. bis. So. 17.30–20.30 Uhr<br />

... und sobald möglich natürlich wieder<br />

im Restaurant!<br />

Achmerstr. 2 · Lotte-Wersen<br />

www.tennessee-mountain.de<br />

Di-Fr 18-24 Uhr, Sa 17.30-24 Uhr, So 12.30-23 Uhr


musik<br />

Der Osnabrücker Weg<br />

Hat Osnabrück das Zeug zum Musikstandort? Eine virtuelle Podiumsdiskussion mit<br />

vertiefenden Workshops lotete Chancen und Potenziale aus. Wolfgang Beckermann,<br />

Patricia Mersinger und Holger Schwetter ziehen Bilanz.<br />

.„Musikstandort Osnabrück“<br />

ist Baustein 4 der städtischen<br />

Kulturstrategie<br />

2020/2030. Im Schatten des „Lauten<br />

Speichers“, des Vorzeigeobjekts in Sachen<br />

Kreativwirtschaft, zeigen sich alle<br />

drei sehr zufrieden mit der Resonanz<br />

von Diskussion und Workshops. „Wir<br />

hatten fast 100 Teilnehmer aus der gesamten<br />

Musikszene“, sagt Kulturfachbereichsleiterin<br />

Patricia Mersinger.<br />

„Und auch am zweiten Tag wurde sich<br />

sehr aktiv eingebracht.“<br />

Worum geht es konkret? „Die Methode<br />

der Kulturstrategie habe ich aus<br />

Kreativlocation mit Ausstrahlung: Kulturdezenent Wolfgang Beckermann (l.),<br />

Fachbereichsleiterin Kultur Patricia Mersinger und Mitarbeiter Holger Schwetter<br />

vor dem „Lauten Speicher“ im Hafen<br />

FOTO: REBECCA BRASSE<br />

der Stadtentwicklung mitgebracht“,<br />

erklärt Mersinger. „Wir wollten durch<br />

Experteninterviews und Akteursbeteiligung<br />

einen öffentlichen Prozess beginnen.“<br />

Bei den Veranstaltungen<br />

wurden Umfrageergebnisse vorgestellt,<br />

Initiativvorträge gehalten und<br />

diskutiert.<br />

Die Erkenntnisse aus den Interviews<br />

haben die Struktur des Workshops<br />

ergeben. „Da geht es um die großen<br />

Themen wie Proberäume, Auftrittsmöglichkeiten,<br />

Vernetzung und<br />

Standortmarketing“, so Holger<br />

Schwetter. Oft genannt wird der sogenannte<br />

„Mannheimer Weg“.<br />

Diese Stadt gilt als Vorbild,<br />

was die Vernetzung von<br />

Wirtschaftsförderung, Stadtplanung<br />

und Kultur anbelangt.<br />

„Durch Musikwirtschaft<br />

erfolgt auch Wirtschaftskraft“,<br />

so Mersinger.<br />

Und wo steht Osnabrück in<br />

Sachen Musikstandort? „Ich bin der<br />

Meinung, dass Osnabrück bereits ein<br />

Musikstandort ist“, meint Kulturdezernent<br />

Wolfgang Beckermann. Als Beispiel<br />

führt er den Lauten Speicher an,<br />

der seit März 2019 Platz für Proberäume<br />

und weitere Kulturorte bietet.<br />

„Wir haben die Investoren davon<br />

überzeugen können, dass die Idee des<br />

Kreativquartiers Hafen Sinn macht“,<br />

erinnert sich Beckermann. „Die Resonanz,<br />

die diese Investition in der Szene<br />

erfahren hat, unterstreicht noch einmal,<br />

dass wir bereits ein Musikstandort<br />

sind.“<br />

Vor kurzem war die Stimmung bei<br />

Musikern in der Stadt aufgrund des<br />

Wegfalls der Proberäume am Limberg<br />

und am Güterbahnhof noch gespannt.<br />

„Damals gab es sehr hitzige Diskussionen“,<br />

erinnert sich Beckermann. „Es<br />

gab Forderungen, dass wir städtisch<br />

entsprechende Räume schaffen. Zum<br />

gleichen Zeitpunkt kam es dann dazu,<br />

dass die Gebrüder Lingens beabsichtigten,<br />

an diesem Ort im Hafen aktiv<br />

zu werden. Das habe ich ganz stark unterstützt.“<br />

Laut Schwetter geht aus getätigten<br />

Erhebungen hervor, dass in Bezug auf<br />

Rockmusik der Grundbedarf an Proberäumen<br />

gedeckt ist. Die Clubszene bietet<br />

Auftrittsmöglichkeiten. Aber: „Was<br />

fehlt, ist ein Ort, wo man für wenig<br />

Geld und Aufwand einen Spielplatz<br />

hat, um Neues zu entwickeln. So etwas,<br />

wie es das Big Buttinsky war. Da<br />

gibt es noch Luft nach oben.“<br />

Ein Pfund, mit dem Osnabrück als<br />

Musikstandort wuchern kann, ist das<br />

Institut für Musik „Wir haben mit dem<br />

IfM eines der größten Pop- und Jazz-<br />

Institute Deutschlands“, so Schwetter.<br />

„Das wirkt sich aus. Die Frage ist nun,<br />

wie man das strategisch nutzen möchte.“<br />

Wie könnte eine Verzahnung zwischen<br />

Kreativkultur, Stadt und Wirtschaft<br />

aussehen?<br />

„Die Stadt soll Möglichmacher<br />

sein“, sagt Beckermann. „Wir schaffen<br />

Rahmenbedingungen, wir unterstützen<br />

dort, wo es notwendig ist.“ Allerdings<br />

sieht er die Stadt aktuell vor finanziellen<br />

Herausforderungen. „Ich erinnere<br />

an die Theatersanierung, die wir<br />

mit 80 Millionen Euro unterstützen.<br />

Dazu kommt die Pandemie. Man muss<br />

Vierter Teil der Reihe: Die Kulturstrategie 2020/30<br />

wird um den Baustein „Musikstandort Osnabrück“<br />

ergänzt: www.osnabrueck.de/kulturstrategie/<br />

Musikstandort in Zahlen<br />

470 Acts aus Rock/Pop/Jazz im freien<br />

Bereich<br />

50 Spielorte für Rock/Pop/Jazz im<br />

freien Bereich<br />

37 Festivals, davon 17 reine Musikfestivals,<br />

10 mit Musikbeteiligung und 10<br />

Musikfestivals im Landkreis Osnabrück<br />

255 festangestellte Musiker*innen im<br />

öffentlichen Sektor: Theater Osnabrück,<br />

Musik- und Kunstschule, Universität und<br />

Hochschule Osnabrück<br />

162 Lehrbeauftragte mit unterschied -<br />

lichen Deputaten an Universität und<br />

Hochschule Osnabrück<br />

(Erhebung: Holger Schwetter, Marco Gausmann)<br />

Umfrage im Workshop<br />

„Musikstandort<br />

Osnabrück – Chancen<br />

und Potentiale“<br />

Ist Osnabrück ein Musikstandort?<br />

Ja 39 / Nein 2<br />

Ist Osnabrück als Musikstandort zu<br />

wenig sichtbar?<br />

Ja 36 / Nein 1<br />

auch Wege mit anderen Beteiligten<br />

gehen, um etwas gemeinsam zu entwickeln.<br />

Die Stadt allein wird das in<br />

den kommenden Jahren nicht können.“<br />

Dafür ist erfolgreiches Netzwerken<br />

aller Beteiligten nötig. Gute Voraussetzung<br />

dafür bietet die Platzierung<br />

von Osnabrück in den Top Ten des<br />

„Smart City Index“ der Bitkom.<br />

Schwetter betont die Bedeutung der<br />

Digitalisierung: „Osnabrück hat eine<br />

zentrale Lage in der Peripherie der Metropolen.<br />

Die wird durch die Digitalisierung<br />

gestärkt. Darin liegt eine<br />

Chance für einen Standort wie Osnabrück.<br />

Das kann der Osnabrücker Weg<br />

sein.“<br />

Als nächstes geht am Kreativquartier<br />

Osnabrück der „HafenSommer21“<br />

(1.7.-26.9.) mit Konzerten und Comedy-Veranstaltungen<br />

über die Bühne.<br />

Organisiert von dem HC-Family e.V.<br />

und dem Musikbüro Osnabrück, unterstützt<br />

von der Initiative Musik und<br />

dem Fachbereich Kultur der Stadt. Im<br />

Herbst werden dann Ergebnisse und<br />

Ideen der „Kulturstrategie“ dem neuen<br />

Rat vorgelegt.<br />

MALTE SCHIPPER<br />

P www.hafensommer21.de<br />

20 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


FOTO: MARLENE DATAN<br />

MIU<br />

JeverSongnight<br />

OpenAir<br />

Verträumt, nachdenklich: Die Songs von Kara stecken voller Emotionen<br />

Der nächste<br />

Schritt<br />

Die Osnabrücker Songwriterin Kara möchte musikalisch noch<br />

viel ausprobieren. Immer an der Schnittstelle zwischen Jazz<br />

und Pop – ob solo am E-Piano oder demnächst auch mit Band.<br />

02.06. OneWorldSessions Stream<br />

05.06. Furios3000-Festival Stream<br />

07.06. Blue Monday Jam Stream<br />

08.06. Kino - MeWe-Festival<br />

10.06. Poetry Slam OpenAir im HdJ<br />

17.06 OS fragt nach: OB-Wahl<br />

Gast: Annette Niermann Stream<br />

24.06. Jever Songnight OpenAir im HdJ<br />

The Ocelots · Magnus Landsberg · MIU<br />

24.06. Besser Wissen - QuizOpenAir<br />

Am Büdchen/Westerberg<br />

Bitte beachtet tagesaktuelle<br />

Änderungen und Regelungen!<br />

Weitere Infos auf unserer Homepage.<br />

youtube.com/LagerhalleOsnabrueck<br />

Kultur & Kommunikation · Tel. 0541-338740 · info@lagerhalle-os.de<br />

alle Infos zu den Veranstaltungen auf<br />

www.lagerhalle-os.de<br />

ende April hat Kara beim<br />

Konzert-Stream des neuen<br />

Musik-Netzwerks „Music<br />

Women* Osnabrück“ aus dem Westwerk<br />

gezeigt, welche Präsenz sie auf<br />

der Bühne hat. Ihr gefühlvoller Gesang,<br />

ihre sehnsuchtsvollen Songs, die<br />

an Lana Del Rey erinnern, ihr Outfit:<br />

„Für mich gehört das alles zusammen,<br />

das Visuelle und das Akustische – das<br />

ist mein Bühnen-Ich.“ Man spürt, dass<br />

für Kara Ästhetik ein wichtiger künstlerischer<br />

Wert ist.<br />

Die 27-jährige Katharina Datan, die<br />

unter den Namen Kara auftritt, hat von<br />

klein auf Bühnenluft geschnuppert.<br />

Seit ihrer Kindheit spielt sie Klavier,<br />

hat in vielen Chören gesungen, während<br />

der Schulzeit eine Band gegründet<br />

und von ihren Mitschüler*innen<br />

zum Abi den Spitznamen „Ohrwurmmacherin“<br />

bekommen.<br />

Nach dem Abi folgte Unterricht in<br />

klassischem Gesang in Hamburg, ein<br />

Lehramtsstudium – Musik und<br />

Deutsch – in Münster, erste Konzerte.<br />

Parallel dazu gehörte sie zwei Jahre<br />

lang zum Freien Musical Ensemble<br />

und zum Theaterensemble „lautsprecherei“<br />

in Münster.<br />

Seit 2019 lebt Kara in Osnabrück,<br />

hat hier zunächst ihren Lehramtsmaster<br />

gemacht und studiert seit letztem<br />

Jahr Jazz-Gesang am Institut für Musik.<br />

„Mir ist es wichtig, mich als Künstlerin<br />

weiterzuentwickeln. Zurzeit<br />

möchte ich mich regelrecht in die Musik<br />

stürzen! Von meinem jetzigen Studium<br />

erhoffe ich mir noch mehr Impulse<br />

in Richtung Jazz. Ich mag Stimmungen,<br />

die verschiedenen Farben<br />

und Nuancen des Jazz – all das fließt<br />

in meine Songs ein.“<br />

Die trägt sie zurzeit vor allem solo<br />

am E-Piano vor und war damit unter<br />

anderem schon Support-Act von Bukahara,<br />

die Osnabrücker Konzertfans<br />

noch in guter Popsalon-Erinnerung haben.<br />

Demnächst möchte Kara aber<br />

auch mit Band auftreten, die ersten<br />

Proben sind vielversprechend gelaufen.<br />

Auch eine erste CD soll demnächst<br />

folgen.<br />

Durch ihre Erfahrungen in der<br />

Musikbranche hat Katharina Datan<br />

auch einen differenzierten Blick auf<br />

den Musikstandort Osnabrück, der gerade<br />

in der Stadt Osnabrück bis in<br />

höchste Stelle diskutiert und in die<br />

Zukunft gedacht wird (mehr dazu auf<br />

Seite 20).<br />

Kara hätte folgende Idee: „Ich habe<br />

an der Uni Osnabrück Lehramt studiert<br />

und studiere nun an der Osnabrücker<br />

Hochschule. Ich kann mir gut vorstellen,<br />

dass beide Hochschulen noch enger<br />

im Bereich Musik zusammenarbeiten<br />

könnten. Auch Kooperationen zwischen<br />

den Osnabrücker Hochschulen<br />

und der Musikhochschule in Münster<br />

fände ich spannend. Die Städte sind ja<br />

eng beieinander.“ Man merkt – als<br />

Musikerin hat Kara den nächsten<br />

Schritt im Blick.<br />

MARS<br />

<strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong> 21


ühne<br />

Ulrich Mokrusch, neues Leitungsteam: Ihm eilt der Ruf voraus, Traditionalisten zu verblüffen<br />

Gern ein wenig Rebell<br />

Das Theater Osnabrück hat einen neuen Intendanten: Ulrich Mokrusch. Er entfacht<br />

Aufbruchsgeist, positioniert sich als Veränderer. Wir sprachen mit ihm über seine Pläne<br />

und über die Absicht, Bewegung in die Stadtgesellschaft zu bringen.<br />

ein Intendantenwechsel führt<br />

ja meist zu Umbrüchen. Der<br />

Wechsel von Ralf Waldschmidt<br />

zu Ulrich Mokrusch am Theater<br />

Osnabrück, jüngst mit der Vorstellung<br />

des Spielplans für die Saison<br />

<strong>2021</strong>/22 vollzogen, bildet da keine<br />

Ausnahme.<br />

Schon das Vorwort des Moderne<br />

und Unkonventionalität versprechenden<br />

Spielzeithefts setzt unmissverständliche<br />

Signale: Nicht der Intendant<br />

allein spricht hier, sondern das<br />

gesamte Leitungsteam, um den „programmatischen<br />

Neustart“ zu erklären,<br />

den das Motto „Transkulturell /<br />

Gemeinsam / Maßlos“ verheißt, als<br />

„Selbstverpflichtung“.<br />

Vor allem das „Maßlos“ ist mutig.<br />

Natürlich ist es künstlerisch gemeint.<br />

„Gedankliche und ästhetische Grenzüberschreitung<br />

heißt das“, erklärt Mokrusch.<br />

„Ergebnisoffenheit. Infragestellung<br />

von Zwängen und Zurückhaltungen,<br />

einengenden Effizienz-rahmen“.<br />

Ein Begriff, über den „wir am<br />

längsten diskutiert haben“, sagt Mokrusch.<br />

„Eine kleine Sprengbombe! Ist<br />

doch super! Erst waren wir selber ein<br />

bisschen drüber erschrocken.“<br />

Aber Mokrusch mag produktive<br />

Verstörung, ist gern ein wenig Rebell.<br />

Wer mit ihm spricht, hört Sachen wie<br />

„miteinander brennen“, „noch politischer<br />

werden“, „da geht ganz viel“<br />

und „Theater kann mehr als nur schöne<br />

Opern spielen“. Indem er es als<br />

„Vorreiter“ sieht, ist das Theater für<br />

ihn die „Kavallerie der Kultur“. Er sagt<br />

es augenzwinkernd, aber die Botschaft<br />

ist selbstbewusst.<br />

„Theater kann<br />

mehr als<br />

nur schöne<br />

Opern spielen“<br />

Der „programmatische Neustart“<br />

drückt sich auch im Spielzeitheft<br />

aus. Es zeigt eine Bilderstrecke<br />

von Sameer Al-Doumy, u. a. aufgenommen<br />

im kriegszerstörten<br />

Syrien. Der international tätige<br />

Fotograf, geboren in Duma, Syrien,<br />

lebt in Frankreich und arbeitet<br />

dort für die AFP. Als Teilnehmer des „Felix Schoeller<br />

Photo Award 2019“ besuchte er Osnabrück und traf hier<br />

nach acht Jahren auf seinen Cousin. „Osnabrück“, sagt<br />

Sameer Al-Doumy im Gespräch mit Ulrich Mokrusch, „ist<br />

also voller guter Erinnerungen für mich“.<br />

FOTO: THEATER OSNABRÜCK<br />

Seit 2010 war Mokrusch Intendant<br />

des Stadttheaters Bremerhaven, und<br />

das hat er ziemlich entstaubt. Eigentlich<br />

ging sein Vertrag dort bis 2025,<br />

aber Osnabrück lockte zu sehr. Ihm<br />

eilt ein Ruf voraus: Traditionalisten<br />

zu verblüffen. Die Zuschauerschaft<br />

zu diversifizieren, zu internationalisieren,<br />

konsequent zur Partizipation<br />

aufzufordern. Die Stadt zum Spielort<br />

zu machen. Nicht nur Stoff für den<br />

Kopf zu bieten, erst Recht keinen elitären.<br />

Leider war der Auftakt des neuen<br />

Hoffnungsträgers stark belastet. Ende<br />

2020 hatte Sabine Nolde, die Vorsitzende<br />

des Landesverbands Nord der<br />

Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger,<br />

in einem harten Offenen<br />

Brief an Osnabrücks politische Entscheider<br />

die Nichtverlängerung der<br />

Verträge von 37 Künstlerinnen und<br />

Künstler am Theater Osnabrück gerügt.<br />

Sie spricht in ihm von einer „rabiaten<br />

Massenentlassung“, einem<br />

„Kahlschlag“. Von einem „ganz normalen<br />

Intendanzwechsel“ könne so<br />

keine Rede sein, zumal in der Zeit von<br />

Corona, die es Kunstschaffenden ohnehin<br />

schwermache.<br />

Neue Intendanten bringen in der<br />

Regel ihre eigene Mannschaft mit, vor<br />

allem für die Leitungspositionen. Aber<br />

gleich 37 Abgänge? Die Kritik, die das<br />

lostrat, belaste ihn schon, gibt Mokrusch<br />

zu. Aber: „Wir haben mit jedem<br />

Darsteller eine Stunde lang gesprochen,<br />

alle konnten vorsingen, vorsprechen,<br />

vortanzen. Einige der 37 sind ja<br />

auch in Rente gegangen. Und einige<br />

wollten sich freiwillig verändern.<br />

Tanztheaterchef Mauro de Candia<br />

zum Beispiel, den ich eigentlich gern<br />

behalten hätte.“<br />

Mokrusch hat jetzt viele Pläne. Das<br />

Kinder- und Jugendtheater soll wieder<br />

so eigenständig werden wie früher, eine<br />

eigene Spiel stätte bekommen,<br />

auch als Ort für die Theaterpädagogik.<br />

„Unsere Verhandlungen mit den neuen<br />

,Kaufhof‘-Investoren sind ziemlich<br />

aussichtsreich. Die können sich uns<br />

da drin offenbar ganz gut vorstellen,<br />

neben all den anderen Nutzungen.“<br />

Alle Sparten sollen enger zusammenwirken.<br />

In der Friedensarbeit der Stadt sieht<br />

sich das Theater als einer der „Leader“;<br />

dem nicht nur in Osnabrück fast<br />

unbeachteten Erich-Maria-Remarque-<br />

Friedenspreis will es mehr Aufmerksamkeit<br />

verschaffen: „Es reicht einfach<br />

nicht, da nur Reden zu halten,<br />

Hände zu schütteln. Für was die Preisträger<br />

stehen, kriegt leider oft nur ein<br />

kleiner Kreis mit.“<br />

Und in jeder Spielzeit gibt es ein<br />

Gastland, orientiert an den größten<br />

migrantischen Communities der Stadt<br />

– zum Auftakt ist das Syrien.<br />

Theater,agenten‘ werden dabei mit<br />

Geflüchteten Projekte entwickeln, die<br />

dann zur Aufführung kommen. „Wir<br />

verstehen uns nicht als Sozialarbeiter,<br />

als Reparaturwerkstatt der Stadt“,<br />

sagt Mokrusch. „Wir zielen auf künstlerische<br />

Verdichtung und Transformation.“<br />

Alldas erfordert hohen Kommunikationsaufwand.<br />

Aber ein Kommunikator<br />

ist Mokrusch definitiv.<br />

HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

22 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


kunst<br />

Hohe Hürden<br />

Die Mettinger „Draiflessen Collection“ zeigt in „Made Realities“ Fotografien von<br />

Thomas Demand, Philip-Lorca diCorcia, Andreas Gursky und Jeff Wall. Schade nur,<br />

dass der Katalog so verschwurbelt ist.<br />

es ist das Zauberwort unserer<br />

Zeit, in vielen Kulturinstitutionen:<br />

Closed but open.<br />

Auch im Draiflessen ist das so. Wer<br />

die Website ansteuert, sieht diese Verheißung<br />

vor sich, natürlich in hippem<br />

Englisch. „Made Realities“ ist also closed,<br />

klar. Aber zugleich open: Ein Rahmenprogramm<br />

aus Kurzvideo-Führungen<br />

bietet sich an.<br />

Gehen wir also zuhause ins Museum.<br />

Eine Begegnung mit den Fotos<br />

von Thomas Demand, Philip-Lorca di-<br />

Corcia, Andreas Gursky und Jeff Wall<br />

belohnt uns fürs Anklicken – durch<br />

vier „Sichtweisen auf die Wirklichkeit“.<br />

Obwohl: „Fotos“ greift eigentlich zu<br />

kurz. Zumindest bei Demand, der uns<br />

oft ziemlich monumental entge -<br />

gentritt. Erst erschafft er ein Abbild<br />

der Realität aus Papier, lebensgroß.<br />

Dann fotografiert er es. Er ist also eher<br />

ein Modellbauer als ein Fotograf. Auch<br />

Szenen der Zeitgeschichte entstehen<br />

so neu, seltsam clean. „Büro“ etwa,<br />

gebaut nach einem Pressefoto, das<br />

Anfang 1990 entstand, am Tag nach<br />

der Erstürmung und Verwüstung der<br />

Stasi-Zentrale in Ostberlin.<br />

Auch Jeff Wall liebt es monumental.<br />

Seine zutiefst irritierende Szene<br />

„Listener“ hat beklemmende Wucht:<br />

Fünf Typen umringen einen Wehrlosen,<br />

der halbnackt zwischen ihnen<br />

kniet. Gewalt strahlen sie aus, Dominanz.<br />

Einer von ihnen schaut den Betrachter<br />

an, als wolle er sagen: Na,<br />

und was willst Du jetzt tun?<br />

Monumental wird es auch bei Andreas<br />

Gursky. Nicht zuletzt in „Nha<br />

Trang“, einem bewusst distanzierten<br />

Blick auf eine Fabrikhalle, bei der die<br />

Arbeiterinnen, die der Betrachter von<br />

hoch oben sieht, wie entpersönlicht<br />

wirken. Sie sitzen, flechten Körbe und<br />

Stühle – und wirken, in ihrer Ameisenhaftigkeit,<br />

wie eine Aufforderung<br />

zum Protest.<br />

Und dann ist da noch Philip-Lorca<br />

diCorcia mit den 76 Fotografien von<br />

„A Storybook Life“, kleinen Alltagsszenen<br />

aus Städten von Paris bis Teheran,<br />

die nur auf den ersten Blick alltäglich<br />

sind, zufällig zusammengestellt<br />

erscheinen. Sie weigern sich, eine<br />

Serie zu sein: Wer genau hinsieht,<br />

bemerkt zwar, dass manche der Protagonisten<br />

mehrfach zu sehen sind,<br />

aber die Genres, von der Landschaft<br />

bis zum Stilleben, sind höchst divers.<br />

Besonders berührend ist die teils hohe<br />

Intimität des Gezeigten.<br />

Solange man sich nur die Fotos ansieht,<br />

ist alles gut. Das ist herausfordernd,<br />

blickschärfend, produktiv verstörend.<br />

Aber wer sich auf die Katalogtexte<br />

einlässt, winkt schnell ab. „In<br />

der Literatur ist die Sprache selbst<br />

zum einen ästhetisch und semantisch<br />

Gegenstand der Wirklichkeit“, versteigt<br />

sich Julia Franck in ihrem Aufsatz<br />

„Universelle Wirklichkeit“. „Zum<br />

anderen sind jene durch sie induzierten<br />

Gedanken und Assoziationen, Bilder<br />

und Szenen, in der Wahrnehmung<br />

und kreativen Interaktion des Lesenden<br />

mit dem Gelesenen an der Wirklichkeitsbildung<br />

eines Textes beteiligt.“<br />

Und so geht es weiter. Text um Text<br />

hochintellektuelles Gewaber und Geschwurbel,<br />

das sich darin gefällt, Begriffe<br />

wie „hermeneutisch“ zu droppen,<br />

wie „Immersion“ und „Dichotomie“.<br />

Wer das verstehen will, muss<br />

Jandl und Wittgenstein kennen, die<br />

Präraffaeliten und die sumerische Kultur<br />

des 23. Jahrhunderts vor Christus.<br />

Furchtbar. Die Texte eröffnen, angeblich,<br />

in Wechselwirkung mit den Fotos<br />

„überraschende Bezüge“, was immer<br />

das heißt. Aber das Wortgeklingel ist<br />

wenig hilfreich.<br />

Eine Ausstellung also, die hohe Hürden<br />

aufbaut. Hemmschwellen, wie es<br />

sie bei keiner der 1.400 C&A-Filialen<br />

gibt, die den größten Teil des Milliardenreichtums<br />

der Brenninkmeijer-Dynastie<br />

ausmachen, die sich mit dem<br />

„Draiflessen“ in Mettingen seit 2009<br />

selbst ein Denkmal setzt.<br />

Eine Schau, die Sinn für Bizarrerie<br />

und Skurrilität erfordert, die Doppelbödigkeiten<br />

bietet. Eine Schau, die<br />

uns lehrt: Sichtweisen auf die Wirklichkeit<br />

haben wir alle, jeder von uns.<br />

Wortgewaber braucht es dazu nicht.<br />

HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

P bis 25.7.<strong>2021</strong>, Mettingen<br />

www.draiflessen.com<br />

Ziemlich monumental und seltsam clean: „Terrasse“ von Thomas Demand, 1998<br />

© THOMAS DEMAND, VG BILD-KUNST, BONN <strong>2021</strong><br />

kunst und<br />

ausstellungen<br />

Das Gebot der Stunde lautet: sichtbar bleiben! Ausstellungsmacher*innen<br />

und Galerist*innen wollen trotz Corona-Pandemie<br />

Kunst zeigen. Vor Ort (mit Voranmeldung<br />

und unter Einhaltung der bekannten AHA-<br />

Regeln!), im Netz oder im Schaufenster. Eine Übersicht.<br />

Osnabrück<br />

BBK-Kunstquartier. #Tanzband, Arbeiten<br />

von Sybille Hertel, bis 26.6.<strong>2021</strong><br />

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum.<br />

„Weltweit worldwide Remarque/WWR“ (online);<br />

bis 22.7.<strong>2021</strong><br />

Innenstadt Osnabrück/Arkaden an der<br />

Dielinger Straße. „Druck machen für die<br />

gesellschaftliche Entwicklung“ Druckwerke<br />

von Manfred Blieffert<br />

ONE ZERO ZERO<br />

Rudolf Englert zum 100. Geburtstag<br />

Museumsquartier Osnabrück (MQ4)<br />

Kunsthalle Osnabrück. Sabrina Röthlisberger,<br />

„Sabbatum Fever“, 26.6.-3.10.<strong>2021</strong><br />

Kunstraum hase29. „Eh, What's up Doc?“<br />

Performance und Filmprojekt von Daniel<br />

Hopp, bis 23.7.<strong>2021</strong>; 10 m³ KunstDialoge –<br />

hase29, bis 21.7.<strong>2021</strong><br />

Museum am Schölerberg für Natur und<br />

Umwelt. „Mission 2030 – Globale Ziele erleben“;<br />

verlängert bis Sommer <strong>2021</strong><br />

Museum Industriekultur. „Über Wasser“,<br />

bis 31.10.<strong>2021</strong><br />

Museumsquartier Osnabrück (MQ4).<br />

ONE ZERO ZERO – Rudolf Englert zum<br />

100. Geburtstag, 11.6.-5.9.<strong>2021</strong>; „Taubes<br />

Geäst“ – Arbeiten von Johanna Diehl, bis<br />

Dezember <strong>2021</strong>; „Connecting Arts“ und<br />

andere Formate im „Viralen Museum“<br />

(Homepage)<br />

Piesberger Gesellschaftshaus. Fotoausstellung<br />

„Freiräume“, bis Ende <strong>2021</strong><br />

Skulptur-Galerie. Sigrun Jakubascke „ad<br />

absurdum“, bis 27.6.<strong>2021</strong><br />

Umland<br />

BRAMSCHE<br />

Varusschlacht im Osnabrücker Land.<br />

„Spot an! Szenen einer römischen Stadt“,<br />

bis 14.11.<strong>2021</strong><br />

GM-HÜTTE<br />

Villa Stahmer. Katrin Lazaruk „caд Garten<br />

– Die Sehnsucht nach Einfachheit in der<br />

komplexen Welt“, bis 13.6.<strong>2021</strong><br />

HASBERGEN-OHRBECK<br />

Gedenkstätte Augustaschacht. „Polizei -<br />

arbeit und Zwangsarbeit“; Dauerausstellung<br />

METTINGEN<br />

Draiflessen. „Made Realities“, bis 25.7.<strong>2021</strong><br />

FOTO: LUDGER AUNDRUP FOTOGRAFIE<br />

©NACHLASS RUDOLF ENGLERT<br />

<strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong> 23


kino<br />

Auf der Leinwand<br />

Im Visier des FBI: Der Verräter William O’Neal (LaKeith Stanfield)<br />

bespitzelt den Bürgerrechtler Fred Hampton (Daniel Kaluuya)<br />

Kriminelle<br />

Vergangenheit<br />

Ereignisse vom Ende der 1960er Jahre, in Zeiten von Black<br />

Lives Matter aber hochaktuell: Der Oscar-prämierte Film<br />

„Judas and the Black Messiah“ erzählt von politisch motivierten<br />

Verbrechen – begangen von Seiten der Behörden.<br />

The Father<br />

VERSTÖRENDE REISE Gedächtnisprobleme?<br />

Er doch nicht! Anthony ist topfit mit seinen<br />

80 Jahren. Da kann seine Tochter Anne<br />

ihm erzählen, was sie will. Schließlich ist es<br />

seine Wohnung, in der sie wohnt. Und die<br />

Pflegekraft braucht er auch nicht. Wo ist eigentlich<br />

seine Uhr? Wer ist die fremde Person<br />

in seiner Wohnung? Und hing da an der<br />

Wand nicht eben noch ein Bild? „Hier passieren<br />

komische Dinge“ – aber liegt es an<br />

ihm, oder was ist da los? Zeller gelingt in<br />

seinem Spielfilmdebüt eine eindringliche<br />

Charakterstudie aus der Perspektive einer<br />

dementen Person. Dabei schickt Zeller die<br />

Zuschauer gemeinsam mit dem Protagonisten<br />

auf eine psychologisch verschachtelte,<br />

verstörende Reise. Ehrensache, dass Hopkins<br />

den diesjährigen Oscar als bester<br />

Hauptdarsteller erhielt.<br />

FJ<br />

GB 2020. R: Florian Zeller. D: Olivia Colman, Anthony<br />

Hopkins u. a.<br />

P ab Wiedereröffnung, Cinema<br />

Arthouse<br />

Auf dem Bildschirm<br />

Baghdad in My Shadow<br />

GEFÄHRLICHE TURBULENZEN Zuletzt<br />

brachte der im Irak geborene Regisseur<br />

Samir Dokumentarfilme wie „Iraqi Odyssey“<br />

in die Kinos, besitzt aber auch langjährige<br />

Krimierfahrung. Zu diesem Genre kehrt er<br />

nun zurück und lässt einen lupenreinen<br />

Thriller in London unter Kurden und Exil-Irakern<br />

spielen. Zentrum des Geschehens ist<br />

das Café „Abu Nawas“. Hier treffen sich Einheimische<br />

und Vertriebene, Akademiker<br />

und Jobber, Atheisten und Gläubige. Taufiq,<br />

vor langer Zeit im Irak Dichter und Oppositioneller,<br />

sorgt sich um seinen Neffen Naseer,<br />

der in die Fänge eines Hasspredigers<br />

geraten ist. In die Kriminalhandlung um einen<br />

mörderisch eifersüchtigen Ehemann<br />

eingebettet sind Themen, die Samir im arabischen<br />

Raum nicht offen ansprechen könnte<br />

wie Religion, weibliche Selbstbestimmung,<br />

Homosexualität. H. K.<br />

Schweiz/D/GB 2019. R: Samir. D: Waseem Abbas, Haitham<br />

Abdel-Razzaq, Kerry Fox u. a.<br />

P ab 17.6. im Kino<br />

erstmals waren bei den diesjährigen<br />

Academy Awards<br />

zwei schwarze Schauspieler<br />

aus demselben Film in der Kategorie<br />

„Bester Nebendarsteller“ nominiert.<br />

Der Film heißt „Judas and the Black<br />

Messiah“, war als Bester Film nominiert,<br />

in dieser Sparte der erste Beitrag<br />

von ausschließlich schwarzen Produzenten.<br />

Daniel Kaluuya war der erste<br />

britische Schauspieler schwarzer<br />

Hautfarbe, der einen Oscar gewann.<br />

Traurige ‚Premieren’, überfällige<br />

Fortschritte. „Judas and the Black Messiah“<br />

erlaubt eine Ahnung, warum das<br />

so ist. Tatsachen folgend, porträtiert<br />

Regisseur Shaka King den schwarzen<br />

Bürgerrechtler Fred Hampton, der<br />

1968 als 20-Jähriger den Chicagoer<br />

Arm der Black Panther Party gründete.<br />

Die Black Panthers betrieben Volksküchen,<br />

kostenlose Kliniken. Hampton,<br />

ein charismatischer Redner, wollte alle<br />

mit Armut geschlagenen Bevölkerungsschichten<br />

zu einer „Regenbogen-Koalition“<br />

– von ihm stammt dieser<br />

bis heute gebräuchliche Begriff –<br />

vereinen.<br />

Der damalige FBI-Chef Hoover sah<br />

in Hampton, was es seiner Meinung<br />

nach zu unterbinden galt: einen kommenden<br />

„schwarzen Messias“. So wie<br />

Martin Luther King und Malcolm X.<br />

Beide wurden erschossen … Das FBI<br />

schleuste einen V-Mann bei den Panthers<br />

ein – ein kleiner Gauner, der<br />

durch seine Spitzeldienste dem Gefängnis<br />

entgehen wollte. Er ist der Judas<br />

im Titel, kein schlicht auf den eigenen<br />

Vorteil bedachter Verräter, sondern<br />

eine tragische Gestalt.<br />

Shaka Kings Film ergänzt vor -<br />

trefflich den gleichfalls Oscar-nominierten<br />

„The Trial of the Chicago 7“<br />

(leider nicht im Kino, nur bei Netflix).<br />

Schon mal gehört, Fernsehen sei das<br />

neue Kino? Manchmal ist es umgekehrt.<br />

Die britische BBC und der Bayerische<br />

Rundfunk verfilmten den turbulenten<br />

Prozess kurz nach den realen<br />

Ereignissen schon 1970. Der US-<br />

Abokanal HBO zeigte 1987 das Dokudrama<br />

„Conspiracy: The Trial of the<br />

Chicago 8“. Mit dabei: Martin Sheen.<br />

In der Neuauflage von 2020 spielt er<br />

den FBI-Chef J. Edgar Hoover.<br />

HARALD KELLER<br />

USA <strong>2021</strong>. R: Shaka King. D: Daniel Kaluuya, LaKeith<br />

Stanfield, Dominique Fishback u. a.<br />

P ab 24.6. im Kino<br />

Because of My Body<br />

EMOTIONALE GRATWANDERUNG Auf den<br />

ersten Blick ist die 21jährige Claudia eine<br />

ganz normale junge Frau. Mit ihrem hübschen<br />

Gesicht und ihrem sonnigen Gemüt<br />

müsste es ihr eigentlich leicht fallen, einen<br />

Partner zu finden. Aber seit ihrer Geburt leidet<br />

sie an Spina bifida, als „offener Rücken“<br />

bekannt. Dadurch ist ihr Bewegungsapparat<br />

stark eingeschränkt. Auch ihre Sexualität<br />

konnte sie bislang nicht erkunden. Deshalb<br />

wendet sie sich an Marco, einen Sexualbegleiter<br />

vom „LoveGiver“-Projekt in Bologna.<br />

Er soll ihr dabei helfen, ihren Körper zu erkunden<br />

und ihr Grundbedürfnis nach Sexualität<br />

erfüllen zu können. Francesco Cannavà<br />

gelingt mit seiner Doku „Because of My Body“<br />

das sehr intime Porträt einer emotionalen<br />

Gratwanderung. Neben den rechtlichen<br />

Fallstricken, in denen Marco sich bewegt,<br />

gilt: Verlieben verboten.<br />

FJ<br />

I 2019. R: Francesco Cannavà. D: Claudia Muffi, Marco<br />

Purzo u.a.<br />

P bis 31.7., arte.tv<br />

Die Meute<br />

HEFTIGER GESCHLECHTERKRIEG Lange<br />

bevor Netflix und Amazon in den Markt eintraten,<br />

gab es auf Arte schon attraktive Serien<br />

aus internationaler Produktion zu sehen.<br />

Aktuell wurde in Chile eingekauft. Die<br />

achtteilige Serie „Die Meute“ lässt keinen<br />

Zweifel, dass das Land auf internationalem<br />

Niveau mithalten kann. Schülerinnen der katholischen<br />

Colegio Santa Inés boykottieren<br />

den Unterricht aus Protest gegen einen Lehrer,<br />

der lange Zeit unbehelligt sexuellen<br />

Missbrauch betreiben konnte. Kurz darauf<br />

verschwindet Blanca, eine der Aktivistinnen<br />

und Schwarm vieler Mitschüler. Eine Suchaktion<br />

beginnt, dann taucht ein Vergewaltigungsvideo<br />

auf. Bald zeigt sich, dass sich<br />

hier ein größeres Verbrechen vollzieht. Anonym<br />

werden unsichere Männer angestiftet,<br />

Gewaltakte gegen Frauen zu begehen.<br />

Nicht nur die Polizei, auch die couragierte<br />

Celeste versuchen den Hintermann zu finden.<br />

H. K.<br />

P ab 26.6., Arte-Mediathek<br />

24 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


der platzanweiser<br />

The Nest – Alles zu haben ist<br />

nie genug<br />

TRÜGERISCHE IDYLLE Der ehrgeizige<br />

Unternehmer Rory O’Hara (Jude Law) überredet<br />

seine Frau Allison (Carrie Coon) und<br />

die beiden Kinder, mit ihm aus den USA<br />

zurück in seine britische Heimat zu ziehen.<br />

Dort hat er ein lukratives Jobangebot und<br />

hofft, sich endlich in der obersten Gesellschaft<br />

zu etablieren. Folglich sucht er gleich<br />

ein standesgemäßes Eigenheim für seine<br />

Familie und wird mit einem Hunderte Jahre<br />

alten Landhaus fündig, das auch gleich ausreichend<br />

Platz für Allisons Pferde bietet.<br />

Doch schon bald gibt es die ersten Probleme:<br />

mit dem neuen Job läuft es nicht wie<br />

geplant, das Haus ist für die vierköpfige<br />

Familie viel zu groß und seine Abgeschiedenheit<br />

schlägt allen aufs Gemüt. Doch<br />

Rorys übertriebener Ehrgeiz droht ihn zu zerstören.<br />

NB<br />

CAN/GB 2020. R: Sean Durkin. D: Jude Law, Carrie<br />

Coon, Charlie Shotwell u.a.<br />

P ab 17.6. im Kino<br />

Honest Thief<br />

KRASSER DEAL Das ist doch mal eine verkehrte<br />

Welt: Tom Dolan (Liam Neeson) hat<br />

in den letzten Jahren zahlreiche Banken<br />

überfallen und so 9 Millionen Dollar erbeutet.<br />

Jetzt hat er sich ausgerechnet in Annie<br />

(Kate Walsh) verliebt, die für die Betreuung<br />

des Lagerhauses zuständig ist, in dem er<br />

das Geld versteckt hat. Um seine Angebetete<br />

nicht den Rest seines Lebens belügen<br />

zu müssen, beschließt er, sich dem FBI zu<br />

stellen. Sein Plan: das Geld zurückgeben<br />

und dafür eine kürzere Haftstrafe aushandeln.<br />

Doch er hat nicht mit den zwei korrupten<br />

Bundesagenten gerechnet, die sich die<br />

Beute lieber selbst unter den Nagel reißen<br />

wollen und dafür sogar ihren Boss umbringen.<br />

Als es dann auch noch für Annie gefährlich<br />

wird, ist der Spaß für Tom vorbei.<br />

Und der ist ehemaliger Marine mit Sprengstoffausbildung<br />

...<br />

NB<br />

USA 2020. R: Mark Williams. D: Liam Neeson, Kate<br />

Walsh, Jay Courtney u. a.<br />

P Amazon Prime u.a.<br />

Selbstbezüglich und vergnüglich:<br />

„Kings of Hollywood“<br />

Mütend. Diese Wortkomposition aus<br />

„müde“ und „wütend“ hat das Zeug zum<br />

Wort des Jahres <strong>2021</strong>. Mütend dürfte angesichts<br />

der mal mehr, mal weniger und<br />

manchmal auch gar nicht einleuchtenden<br />

Maßnahmen zur Eindämmung der<br />

Corona-Pandemie mittlerweile jeder<br />

sein.<br />

Ganz besonders betroffen sind natürlich<br />

nach wie vor die Kinobetreiber.<br />

Trotz ausgeklügelter Hygienekonzepte<br />

mit großzügigen Abstandsregelungen,<br />

Lüftungsanlagen und mehr müssen<br />

die Lichtspielhäuser geschlossen bleiben.<br />

Bis wann, weiß kein Mensch. Und<br />

wie lange sie dann geöffnet bleiben<br />

dürfen? Es werden noch Wetten angenommen.<br />

Zum Glück darf man aber wieder in<br />

bummsvollen Fliegern durch die Gegend<br />

jetten. Vielleicht sollte man dort<br />

das gute, alte Bordkino wiederein -<br />

führen? Dann könnte man auf dem<br />

Flug nach Malle zum Beispiel endlich<br />

den Psychothriller The Nest – Alles<br />

zu haben ist nie genug (ab 17.6., s. Film<br />

in Kürze) mit Jude Law und Carrie Coon<br />

sehen. Auch die böse, selbstbezügliche<br />

Hollywoodkomödie Kings of Hollywood<br />

(seit 27.5.) mit Robert De Niro,<br />

Tommy Lee Jones und Morgan Freeman<br />

würde in die Flugzeit passen.<br />

Und für Leute mit Flugangst passt auf<br />

jeden Fall der bereits zigmal verschobene<br />

und Oscar prämierte Trinkerfilm Der<br />

Rausch (ab 15.7.) mit Mads Mikkelsen,<br />

der vorab schon am 13.6. im Autokino<br />

an der Halle Gartlage zu sehen sein soll.<br />

Schnapsidee? Bleiben Sie gesund.<br />

FRANK JÜRGENS<br />

JUNG SEIN<br />

ZAHLT<br />

SICH<br />

AUS!<br />

Spare bis zu 30 %*<br />

auf die wichtigsten<br />

Versicherungen.<br />

* Gilt ab 01. Januar 2020 für junge Erwachsene bis zur Vollendung<br />

des 30. Lebensjahres auf Privathaftpflicht (30%), Hausrat (30%),<br />

Unfall (bis zu 20 %) und Rechtsschutz (12%).<br />

Vertretung Andree de Weerd e.K.<br />

Lieneschweg 83<br />

49076 Osnabrück<br />

Tel. 0541 46366 Fax 434333<br />

www.vgh.de/andree.de_weerd<br />

deweerd@vgh.de<br />

<strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong> 25


media<br />

buch des monats<br />

Weiße<br />

Finsternis<br />

Florian Wacker<br />

EISMEERPARABEL<br />

Bücher über die Arktis<br />

gibt es viele. Auch über<br />

Roald Amundsen und seinen Forschungs-Dreimaster<br />

„Maud“. Aber Wacker<br />

gelingt es, der Eismeergeschichte<br />

eine neue Dimension abzugewinnen.<br />

Es geht um einen einsamen Gewaltmarsch<br />

durch die Leere einer grandiosen<br />

Landschaft und um ein Bootswrack,<br />

das zum Grab wird. Um zwei<br />

Seeleute und ihre Liebe zu Liv, einer<br />

selbstbewusst starken Frau, die ein Leben<br />

lebt wie zu früh für ihre Zeit. Ein<br />

symbolhaftes Buch wundervoll verdichteter<br />

Sprache, atembeklemmender<br />

Wendungen. Eine sehnsuchtsvolle<br />

Feier der Schönheit, der Herausforderungen<br />

des Lebens. Ein Buch, dass einen<br />

so melancholischen Schluß hat,<br />

dass dir die Tränen kommen. Fast am<br />

Ende sagt ein mythischer Hirsch zu einem<br />

Halbtoten: „Ich vergesse Dich<br />

nicht, atme die kalte Luft und lass das<br />

Meer Meer sein und das Eis Eis sein,<br />

hab keine Angst, mein Freund, folge<br />

mir, steh jetzt endlich auf und folge<br />

mir.“<br />

HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

Berlin Verlag, 20 EUR<br />

Was, wenn wir<br />

einfach die<br />

Welt retten?<br />

Frank Schätzing<br />

WARNUNG Die Bundesregierung<br />

legt im<br />

Eilverfahren ein neues<br />

Klimaschutzgesetz<br />

auf, die Grünen werden voraussichtlich<br />

erstmals eine Bundeskanzlerin<br />

stellen, US-Präsident Joe Biden<br />

macht sich für den Umweltschutz<br />

stark – die Umwelt rückt immer stärker<br />

in den Fokus. Endlich. Auch wenn<br />

es, so die Meinung vieler Klimaforscher,<br />

eher 5 nach 12 ist. So ruft der<br />

Bestseller-Autor im Untertitel seines<br />

neuen Sachbuchs auch auf zum: „Handeln<br />

in der Klimakrise“. Jetzt. Nicht<br />

morgen. Schätzing gelingt hier ein<br />

Kunststück: Er schafft es, das Thema<br />

Klima wie einen Thriller zu erzählen.<br />

Anders gesagt: Es ist spannend bis zur<br />

letzten Seite. Schätzing versorgt seine<br />

Leser*innen zugleich mit aktuellen<br />

News aus den Klima-Wissenschaften<br />

und verliert dabei den Plot nicht aus<br />

den Augen – die Welt zu retten. Jetzt.<br />

Nicht morgen. Ein Idealist, der daran<br />

glaubt, dass ein Buch wie seines die<br />

Menschen in Bewegung versetzt, sie<br />

aufrüttelt, aktiviert. Wer die rund 300<br />

Seiten gelesen hat, kann gar nicht anders,<br />

als zu versuchen, die Welt – zumindest<br />

im Kleinen – zu retten. MARS<br />

Kiepenheuer & Witsch, 20 EUR<br />

Wenn die Hoffnung<br />

stirbt,<br />

geht’s trotzdem<br />

weiter<br />

Jean Peters<br />

WAHNWITZIG Jean Peters<br />

verbindet laut eigener<br />

Aussage Kunst,<br />

Aktivismus und Journalismus. Er ist<br />

Autor beim „Neo Magazin Royale“ und<br />

dem Recherchezentrum Correctiv, er<br />

hat die Seebrücke und das Peng Kollektiv<br />

mitgegründet, und er hat Beatrix<br />

von Storch eine Torte ins Gesicht geschmissen.<br />

Jetzt hat er ein Buch über<br />

seine Aktionen „aus dem subversiven<br />

Widerstand“ geschrieben, so der Untertitel.<br />

Darin erzählt er von den verschiedenen<br />

Aktionen des Peng Kollektivs<br />

wie der Verleihung eines Friedenspreises<br />

an die Waffenindustrie, der Unterwanderung<br />

der Klimaleugner-Bewegung<br />

oder wie Peters als Google-Manager<br />

2014 auf der Re:publica neue<br />

Methoden der Überwachung anpries.<br />

Peters stellt sich dabei keineswegs als<br />

moderner Robin Hood dar, sondern berichtet<br />

auch vom Scheitern. Insgesamt<br />

ist es ein wahnwitziges Dokument darüber,<br />

wie subversive und gut getarnte<br />

Aktionen Wahrheiten ins Licht zerren<br />

können. Peters schreibt klug und unterhaltsam<br />

über Missstände und diejenigen,<br />

die sie zu verantworten haben.<br />

BOBBY FISCHER<br />

S. Fischer, 21 EUR<br />

Vom Aufstehen<br />

Helga Schubert<br />

WÄRME „Etwas erzählen,<br />

was nur ich<br />

weiß. Und wenn es<br />

jemand liest, weiß<br />

es noch jemand. Für<br />

die wenigen Minuten,<br />

in denen er die Geschichte liest,<br />

in der unendlichen, eisigen Welt.“ Die<br />

Bachmann-Preisträgerin, DDR-Schriftstellerin<br />

und Psychotherapeutin<br />

Helga Schubert, Jahrgang 1940, erzählt<br />

in 29 Geschichten ihr Leben, in<br />

dem sich u. a. die Erfahrung zweier<br />

Diktaturen des 20. Jahrhunderts<br />

reflektiert. Dieses Leben ist unspektakulär<br />

und gerade deshalb repräsentativ<br />

für die Verheerungen, die politische<br />

Gegebenheiten im privaten<br />

Bereich anrichten könne. Wie viele<br />

aus der „Generation Kriegskinder“<br />

verliert Schubert ihren Vater, der 1941<br />

fällt und eine verbitterte, eisige<br />

Mutter zurücklässt. Die rettende Wärme<br />

findet das Flüchtlingskind bei<br />

der Großmutter. Spricht die Erzählerin<br />

in der Mitte des Buches noch<br />

von sich selbst als „der Tochter“,<br />

um sich so weit wie möglich von<br />

der eigen sinnigen Mutter zu distanzieren,<br />

schlägt sie am Ende versöhnlichere<br />

Töne an. Ein leises,<br />

tröstliches Stück Literatur.<br />

ANJA MEHRMANN<br />

dtv, 22 EUR<br />

Die Stadt Osnabrück und die Osnabrücker Stiftungen unterstützen in der Zeit<br />

der Corona-Pandemie Künstlerinnen und Künstler, freie Kulturträger, Vereine<br />

und Initiativen.<br />

www.kulturmarathon-os.de<br />

PROJEKTE. FÖRDERER. LEUTE. INFOS.


hörbar<br />

spielbar<br />

sehbar<br />

Eric Stenbock „Eine wahre<br />

Vampirgeschichte“. Ein<br />

Fremder klopft eines<br />

Abends an die Tor des<br />

Schlosses der Familie<br />

Wronski. Er hat den Zug verpasst<br />

und bittet um eine Unterkunft.<br />

Er tritt ein und bringt ein Geheimnis mit<br />

ins Haus. In der Steiermark des Jahres 1894 spielt<br />

das Hörspiel, das sich klassischem Grusel widmet.<br />

Lübbe Audio, ca. 9 EUR<br />

Jo Nesbø „Fledermausmann“.<br />

Eine norwegische<br />

Schauspielerin wird in Australien<br />

ermordet. Der Polizist<br />

Inger Holter wird nach<br />

Down Under geschickt. Inger<br />

scheint ein zufälliges<br />

Opfer eines Serienkillers zu sein, der es vielleicht<br />

auf blonde Frauen abgesehen hat? Der Ex-<br />

Punkmusiker Nesbø bietet einmal mehr eine<br />

Story schwarz wie die Nacht. Hörbuch Hamburg, ca.<br />

15 EUR<br />

Ewald Arenz „Der große<br />

Sommer“. Irgendwann in<br />

den 1980er Jahren. Der 16<br />

Jahre alte Frieder muss den<br />

Sommer bei seinem Opa<br />

verbringen, während sich<br />

der Rest der Familie am<br />

Meer vergnügt. Er ahnt nicht, dass er den Sommer<br />

seines Leben erleben wird. Eine Geschichte über<br />

das Erwachsenwerden und das ganze Drumherum<br />

... DAV, ca. 21 EUR CHRISTIAN LUKAS<br />

Wer das 2018 veröffentlichte „Subnautica“ gemocht<br />

hat, darf die Fortsetzung Subnautica: Below Zero<br />

(Unknown Worlds Entertainment; 30 EUR; Xbox One,<br />

Windows 10, Nintendo Switch, PS4, PS5, Xbox Series<br />

X) nicht verpassen. Du landest in der arktischen Eiswüste<br />

des Alienplaneten 4546B, um dem Geheimnis<br />

deiner verschwundenen Schwester auf den Grund zu<br />

gehen. Zur Verfügung stehen dir dabei nur ein paar<br />

Ausrüstungsteile, die Ressourcen die du vor Ort findest<br />

und die Überreste einst besetzter, aber nun verlassener<br />

Forschungsstationen. Im Fabrikator deiner<br />

Basis kannst du neue, nützliche Tools herstellen, die<br />

dir das Überleben an Land und im Wasser erleichtern.<br />

So kannst du deinen Seatruck nun auch kreativ ausbauen,<br />

einrichten und individuell gestalten. In den<br />

rund 25 Stunden voller Story-Elemente, Survival-<br />

Abenteuer, Teleportation und natürlich Erkundungen<br />

des tiefen, geheimnisvollen Ozeans mitsamt aller<br />

Kreaturen, seien sie feindlich oder freundlich gesinnt,<br />

kann eine ganze Menge entdeckt werden – und: Gewalt<br />

ist nicht nötig. Dich erwartet ein Kontrast aus<br />

bunten, surrealen Monstern und süßen, vieräugigen<br />

Penglings, wunderschöner Umgebung und Überlebenskampf.<br />

Auch für jeden, der den Vorgänger nicht<br />

gespielt hat!<br />

HANNAH-SOPHIE HILDEBRANDT<br />

Die Mitchells gegen<br />

die Maschinen.<br />

Familie Mitchell<br />

bringt Töchterchen<br />

Katie zur<br />

Uni. Auf dem Weg<br />

dorthin bricht eine<br />

Roboterapokalypse aus. Die Maschinen<br />

aber haben die Rechnung ohne<br />

diese Familie gemacht. Kritik: Als hätte<br />

Pixar einen Film während einer LSD-<br />

Erfahrung gedreht. Corona hat einen<br />

Kinostart verhindert. Netflix<br />

Nevers. Ende des<br />

19. Jahrhunderts<br />

entwickeln in London<br />

viele Frauen<br />

(und einige wenige<br />

Männer) sonderbare<br />

Fähigkeiten. Die<br />

junge Witwe Amalia True führt ein Asyl<br />

für die teils geächteten Frauen. Mehr<br />

lässt sich kaum über die Serie sagen,<br />

ohne wichtige Aspekte zu spoilern.<br />

Temporeich ist sie, großartig ausgestattet,<br />

fantasiereich, komplex in der<br />

Figurengestaltung. Geheimtipp! Sky<br />

A Hard Day. Polizist<br />

Gun-su hat einen<br />

wirklich beschissenen<br />

Tag. Seine Mutter<br />

stirbt, dann gerät<br />

er ins Visier interner<br />

Ermittlungen<br />

und auf dem Weg zur Beerdigung verursacht<br />

er einen tödlichen Unfall ...<br />

Dumm nur, dass seine Tat beobachtet<br />

worden ist. Spannend, originell,<br />

schwarzhumorig, kommt der Film mit<br />

sechs Jahren Verspätung nach<br />

Deutschland. Busch Media, BD, 13,99 EUR<br />

Boss Level. Roy<br />

wird um 12.47 Uhr<br />

erschossen, in die<br />

Luft gesprengt,<br />

massakriert. Jeden<br />

Tag. Denn kaum ist<br />

er tot, beginnt der<br />

Tag neu. Und Roy hat keine Ahnung,<br />

warum ihm das passiert oder wer ihm<br />

nach dem Leben trachtet. Die Actionvariante<br />

von „Und täglich grüßt das<br />

Murmeltier“ lässt es ordentlich krachen<br />

und menscheln. Bestes Popcornkino.<br />

Universum, DVD, ca. 10 EUR<br />

Sherlock Holmes.<br />

Kuriosität aus Opas<br />

TV-Schränkchen.<br />

1967 entstand eine<br />

WDR-Serie ausschließlich<br />

auf britischen<br />

Drehbüchern<br />

basierend. Die Fälle sind durchaus<br />

überraschend, die Umsetzung jedoch<br />

sehr im Bühnenspiel verhaftet. Dennoch<br />

eine interessante Entdeckung.<br />

Pidax, 19 EUR<br />

CHRISTIAN LUKAS


media<br />

Flying Lotus<br />

Yasuke<br />

SOUNDTRACK Mit diesem Score zur<br />

neuen Netflix-Anime-Serie schließt<br />

sich für Steven „FlyLo“ Ellison ein<br />

Kreis. Seit Kindesbeinen ist er großer<br />

Fan der japanischen Comics. Was ihm<br />

fehlte, war ein schwarzer Charakter.<br />

Den gibt es nun mit Yasuke, einem Ronin<br />

afrikanischer Abstammung, der<br />

sich im feudalen Japan beweisen<br />

muss. Der Soundtrack trägt die typische<br />

Hybridsignatur von Flying Lotus:<br />

Vangelis-Synthies, Samples sowie afrikanische<br />

und japanische Percussion.<br />

Warp Records<br />

CHROM<br />

cd des monats<br />

Jeb Loy Nichols<br />

Jeb Loy<br />

SINGER-SONGWRITER Als Junge besuchte der<br />

mittlerweile in Wales ansässige Singer-<br />

Songwriter und Holzschnittkünstler mit seinem<br />

Vater Bluegrass-Festivals und hört dann zu Hause<br />

mit der Mutter Nat King Cole. So erklärt sich<br />

vielleicht die Leichtfüßigkeit, mit der Nichols<br />

Country mit Soul vereint. Das erinnert ein wenig<br />

an die früheren Lambchop. Am Ende will Nichols<br />

zeigen, „dass Country nicht dieser langweilige,<br />

konservative Kosmos ist, sondern so viel mehr“.<br />

Timmion Records<br />

CHROM<br />

Portico Quartet<br />

Terrain<br />

MODERN INSTRUMENTAL MUSIC Portico<br />

Quartet gehören seit längerem zu den<br />

interessantesten Vertretern der jungen<br />

Londoner Jazzszene. Erkennungsmerkmal<br />

der Band ist das Hang, ein ursprünglich<br />

aus Trinidad stammendes<br />

Percussion-Instrument. „Terrain“ ist<br />

eine dreiteilige Suite, inspiriert von<br />

Midori Takada. Wie die japanische<br />

Künstlerin bewegen sich Portico Quartet<br />

in verschiedenen musikalischen<br />

Welten, in denen Minimalism mit<br />

nicht-westlichen Instrumenten verbunden<br />

wird. Gondwana<br />

CHROM<br />

Hawel/McPhail<br />

Transmissions From The Upper Floor<br />

INDIEROCK Frehn Hawel (Tigerbeat, Neat<br />

Neat Neat, The Last Things) und Tocotronic-Gitarrist<br />

Rick McPhail (der<br />

hier am Schlagzeug sitzt) verbindet eine<br />

jahrelange Freundschaft und eine<br />

gemeinsame Leidenschaft: Indierock<br />

und Fuzz-Pedale. Beidem frönen sie<br />

auf ihrem ersten gemeinsamen Album,<br />

das wärmend an Graham Coxon<br />

oder The Wedding Present erinnert. Erscheinen<br />

tut „Transmission From The<br />

Upper Floor“ auf dem Label des Swutscher-Gitarristen<br />

Velvet Bein. La Pochette<br />

Surprise<br />

CHROM<br />

Maurice Summen<br />

PayPalPop<br />

EXPERIMENT Der Musiker, Verleger<br />

und Autor mit einem musikalischen<br />

Statement zum „Ghost Producing“.<br />

Summen schrieb weltweit im Internet<br />

Produzenten an, die er nicht kannte,<br />

und bat mit wenigen Worten um ein<br />

Musikstück für schmales Geld. So gibt<br />

es auf „PayPalPop“ Pop mit Auto-Tune<br />

und Trapästhetik aus unter anderem<br />

Russland, Kanada, Bangladesch und<br />

Jamaika. Darüber singt Summen „Alles<br />

tut so www“ oder „Besoffen bei Discogs“.<br />

Plattform-Kapitalismus, zu dem<br />

man tanzen kann. Staatsakt CHROM<br />

The Datsuns<br />

Eye To Eye<br />

ROCK Vor knapp zwanzig Jahren rief<br />

der New Musical Express die Neuseeländer<br />

zu den Anführern der „New<br />

Rock Revolution“ aus. Mittlerweile leben<br />

die Bandmitglieder von The Datsuns<br />

in drei verschiedenen Ländern.<br />

Sieben Jahre gingen seit dem letzten<br />

Album ins Land. „Eye To Eye“ bietet<br />

Garage Rock, Boogie und Glam. Es geht<br />

um innere Dämonen, Zynismus und<br />

Post-Truth-Logik. Insgesamt ist es laut<br />

The Datsuns aber „nur ein simples<br />

Rockalbum. Dreht es laut auf!“. Abgemacht.<br />

V2 Records<br />

CHROM<br />

Monster Magnet<br />

A Better Dystopia<br />

PSYCHEDELIC COVERS Ein weiteres der<br />

Pandemie geschuldetes Album. Doch<br />

anstatt inspirationslos genügsam Bekanntes<br />

zu covern, grub die Band um<br />

Dave Wyndorf Obskures aus der Dämmerungszone<br />

aus, in der Bands ihren<br />

drogeninduzierten Psychedelia-Sound<br />

von aller Flower Power befreit hatten.<br />

„A Better Dystopia“, nur als Stream erhältlich,<br />

ist eine gute Möglichkeit,<br />

Bands wie Poo-Bah, Dust, The Scientists<br />

oder Morgen (neu) zu entdecken.<br />

Napalm Records<br />

CHROM<br />

Jon Bryant „Back To Love EP“. Diese EP bündelt die zuvor veröffentlichten<br />

Singles von Jon Bryant. Der kanadische Singer-Songwriter singt darüber,<br />

wie die große Kraft Liebe selbst die Zeit überwinden kann. Zwischen<br />

Bedroom-Folk, Pop und R&B blitzt die Liebe Bryants für die Steve Miller<br />

Band, The Byrds und die Beatles auf. Nettwerk<br />

Jessie Lee & The Alchemists „Let It Shine“. Analog produzierter Blues<br />

aus Frankreichs Hauptstadt. In ihrer Heimat bereits sehr populär, wird<br />

mit dem zweiten Album Europa ins Visier genommen. Mit ihrer Band spielt<br />

Sängerin und Gitarristin Jessie Lee klassischen 50’s Blues, der manchmal<br />

an die Tedeschi Trucks Band erinnert. Dixie Frog<br />

Linn Koch-Emery „Being The Girl“. Erstes Album der schwedisch-deutschen<br />

Künstlerin mit Gitarren, Streichern und 80er-Elektronik. Das ist im<br />

weitesten Sinne Indie Pop, der sich aber nicht immer an gängige Songschemata<br />

hält. Treibende Kraft für Linn Koch-Emery sind Gefühle aller<br />

Art, ausgelöst durch Menschen, Musik und das Leben an sich. Boys tears<br />

Kraus „Deine Angstzustände lügen“. Zweites Album der empfehlenswerten<br />

Band aus Hamburg. Teils mit Produzenten-Guru Moses Schneider<br />

(Tocotronic, Beatsteaks) aufgenommen, evozieren Kraus Samba oder<br />

Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs. Verzweifelte Liebeslieder, aber mit<br />

Haltung, zwischen Punk und Liedermacherei. Rummelplatzmusik<br />

Buntspecht „Spring bevor du fällst“. „Sechs betrunkene Seiltänzer, die<br />

Kinderlieder schreiben“. Das sagt die Wiener Band über sich selbst. Und<br />

das klingt wirklich viel besser als es die Beschreibung vermuten lässt.<br />

Buntspecht bedienen sich bei Gypsy Swing, Bossa Nova, Wienerlied und<br />

Folk. Alles darf. Alles soll. Alles muss! Phat Penguin<br />

Van Canto „To The Power Of Eight“. Achtes Album der A-cappella-Heavy-<br />

Metal-Band, bei der 8 Sänger*innen ihre Stimmen nicht nur für Gesang,<br />

sondern auch die Imitation von Gitarren, Bass und Keyboards benutzen.<br />

Van Canto performen eigene Songs sowie Cover von Metal-Legenden.<br />

Demnächst vielleicht beim Wacken Open Air. Stream only. Napalm Records<br />

Wolf Alice<br />

Blue Weekend<br />

POP Die Farbe Blau steht im Mittelpunkt<br />

des dritten Albums der Band um<br />

Sängerin Ellie Roswell. Einerseits eine<br />

schöne Farbe, andererseits konnotiert<br />

mit Traurigkeit. Diese Konstellation<br />

durchweht auch „Blue Weekend“.<br />

Schließlich kann gerade das Wochenende<br />

die komplette Gefühlspalette<br />

bieten Hier gibt es Zweifel, aber auch<br />

Hoffnung, Zuversicht, die nicht mit<br />

Nachlässigkeit zu verwechseln ist. Neben<br />

zurückhaltendem Folk hört man<br />

epische Klavierballaden, aber auch<br />

Stürmisches. Caroline<br />

CHROM<br />

Moby<br />

Reprise<br />

ACOUSTIC RAVE Moby-Songs im Orchestergewand?<br />

Gar nicht so abwegig,<br />

studierte der New Yorker doch selbst<br />

Klassische Musik, bevor er sich Punk<br />

und Rave zuwandte. 2018 gab er sein<br />

Debüt mit Orchester und Gospelchor.<br />

„Reprise“ bietet einen Querschnitt<br />

durch Mobys Karriere, von „Go“ über<br />

„Porcelain“ bis „Natural Blues“. Die<br />

Musik stammt vom Budapest Art Orchestra,<br />

als Gäste sind unter anderem<br />

Kris Kristofferson, Gregory Porter und<br />

Mark Lanegan dabei. Deutsche Grammophon<br />

CHROM<br />

28 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


Robert Ames<br />

Change Ringing<br />

NEOKLASSIK Robert Ames ist Orchesterleiter<br />

des führenden Londoner Sinfonieorchesters<br />

London Contemporary<br />

Orchestra und arbeitete dazu unter anderem<br />

mit Radiohead und Jonsi sowie<br />

mit Minimalism-Größen wie Philip<br />

Glass und Steve Reich. Auf seinem Debütalbum<br />

verbindet Ames abendländische<br />

Tradition mit neuartigen elektronischen<br />

Techniken. In sechs Tracks<br />

evoziert er Klänge aus seiner Kindheit<br />

wie Kirchenglocken oder Symphonien<br />

im Autoradio. Ein meditativer Strom.<br />

Modern Recordings<br />

CHROM<br />

Os Barbapapas<br />

DooWooDooWoo<br />

PSYCHEDELIA Die Zeichentrickserienfamilie<br />

Barbapapa sind Formenwandler<br />

aus Knetgummi. Die Band aus Sao<br />

Paolo überträgt diese Fähigkeiten auf<br />

ihrem Debüt in musikalische Sphären.<br />

Mit gleich zwei Schlagzeugern, Glasharfe<br />

und Gitarren, dafür ohne Gesang,<br />

gleiten Os Barbapapas in 26 Minuten<br />

durch 13 Songs zwischen Bossa Nova<br />

und Psychedelia, Ravi Shankar und<br />

Frank Zappa, Tropicalia und Surf, The<br />

Residents und Khruangbin. Outernational<br />

music for interplanetary people.<br />

Fun In The Church<br />

CHROM<br />

11.6.–5.9.<strong>2021</strong><br />

The Black Keys<br />

Delta Kream<br />

HILL COUNTRY BLUES Auf ihrem zehnten<br />

Album kehrt das Duo zu seinen<br />

Wurzeln zurück. Bereits auf ihrem Debüt<br />

und der EP „Chulahoma“ verneigten<br />

sich The Black Keys vor den Hill<br />

Country Blues-Pionieren R.L. Burnside<br />

und <strong>Juni</strong>or Kimbrough. Für „Delta<br />

Kream“ luden Dan Auerbach und Patrick<br />

Carney nun mit Kenny Brown und<br />

Eric Deaton Musiker ein, die bereits mit<br />

ihren Heroen spielten. Neben Covern<br />

von oben Genannten gibt es Interpretationen<br />

weiterer Genre-Vertreter. Die<br />

Fackel brennt weiter. Nonesuch CHROM<br />

Foto: Ludger Aundrup Fotografie, ©Nachlass Rudolf Englert<br />

WEGEN UMBAU GEÖFFNET<br />

Museumsquartier Osnabrück | Lotter Straße 2 | 49078 Osnabrück<br />

www.museumsquartier-osnabrueck.de | museum@osnabrueck.de<br />

Telefon: 0541 323-2207 / 323-2237


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Mischmasch<br />

KLEINANZEIGEN<br />

ONLINE<br />

AUFGEBEN:<br />

www.stadtblatt-osnabrueck.de<br />

Kleinanzeigenschluss<br />

für Juli <strong>2021</strong>:<br />

Montag, 14. <strong>Juni</strong> <strong>2021</strong><br />

A Vermietung GM-Hütte – Gemütlicher Praxisraum<br />

(in HP-Praxis): 17 qm, Parkett, 3,60 m hoch, EG, barrierefrei,<br />

verkehrsgünstig, großzügiger Eingangsbereich<br />

(27qm), Kü/WC – freut sich auf alleinige*n Mieter*in o.<br />

Mieter*innen-Gemeinschaft (max. 3 P. für tageweise Nutzung).<br />

KM 295 € (VB) + NK, Tel. 05401/8059967<br />

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Psychotherapie bietet auch kurzfristig Unterstützung in<br />

schwierigen Lebenslagen. Tel. 0157/73799808<br />

A Bundesfreiwilligendienst in der Fachklinik Nettetal.<br />

Ihre Aufgaben beinhalten u.a. die Begleitung von<br />

Männern mit substanzbezogenen Störungen bei ihren<br />

Freizeit- und Sport aktivitäten sowie Einkäufen, Fahrdienste<br />

und andere abwechslungsreiche Tätigkeiten in<br />

einem freund lichem Team. Wenn Sie einen Führerschein<br />

Klasse B besitzen und drogenfrei leben, bewerben Sie<br />

sich in der Fachklinik Nettetal, Hohnweg 2, 49134 Wallenhorst.<br />

Tel. 0541/40892-0.<br />

A Handeln tut Not – AITA – Die Schuldnerhilfe Osnabrück<br />

e.V. – Nach Maßgabe des Beratungshilfegesetzes<br />

bietet der gemeinnützige Verein AITA überschuldeten<br />

Mitbürgerinnen und Mitbürgern kostenlos eine umfassende<br />

Beratung in allen Fragen der Finanzen bis hin zur<br />

Begleitung im Rahmen der Privat insolvenz. Der Verein<br />

versteht sich als Ergänzung zu den bestehenden Beratungsstellen.<br />

Die Berater des Vereins stehen Ihnen für<br />

Terminabsprachen unter Tel. 0541/3327450 gerne zur<br />

Ver fügung<br />

A Neugierig auf unser Ehrenamt? Dann engagieren<br />

Sie sich bei der TelefonSeelsorge Osnabrück. Informationen<br />

zu Ausbildungskursen und Mitarbeit erhalten Sie<br />

unter: telefonseelsorge@ diakonie-os.de oder Tel. 0541/<br />

260105<br />

A Whistleblower-Info für Menschen mit schlechtem<br />

Gewissen. Whistleblower sind Menschen, die illegales<br />

Handeln, Missstände oder Gefahren für Mensch und<br />

Umwelt nicht länger schweigend hinnehmen, sondern<br />

aufdecken. Sie tun dies intern innerhalb ihres Betriebes,<br />

ihrer Dienststelle oder Organisation oder auch extern<br />

gegenüber den zuständigen Behörden, Dritten oder<br />

auch der Presse. www.whistleblowerinfo.de,<br />

www.whistleblower-net.de, www.wikileaks.de,<br />

www.transparency.de u.a.<br />

A Der gemeinnützige Verein „Osnabrücker Baumschutz<br />

Stadt- und Landkreis Osnabrück e.V.“ weist<br />

daraufhin, dass vom 1. März bis einschließlich 30.9. unter<br />

anderem das Fällen von Bäumen verboten ist. Im § 39,<br />

Abs. 5 (Bundesnaturschutzgesetz) heißt es unter anderem:<br />

„Es ist verboten, Bäume und Hecken die außerhalb<br />

des Waldes, von Kurzumtriebsplantagen oder gärtnerisch<br />

genutzten Grundflächen (Erwerbsgartenbau) stehen,<br />

in der Zeit vom 1.3. bis zum 30.9. zu fällen, abzuschneiden<br />

oder auf den Stock zu setzen. Zulässig sind<br />

nur schonende Form- und Pflegeschnitte sowie Fällungen<br />

oder Entfernungen aufgrund begründeter Verkehrssicherungspflichtmaßnahmen.“<br />

Das Verbot gilt sowohl<br />

für Privatgärten als auch auf kommunale Flächen! Weitere<br />

Infos bei Tobias Demircioglu (Vorstandsmitglied),<br />

Telefon: 05401/364216 oder per Mail: tobias.demircioglu@<br />

ok.de<br />

Suche Wohnen<br />

A Wohnung zum Kauf von privat gesucht. Tel.<br />

0157/92396626<br />

Biete Wohnen<br />

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gelegenem Reihenhaus (Hammersenviertel) zu sofort<br />

oder später (auch zur Zwischenmiete) zu vermieten. Zum<br />

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Frauen (52 und 57 Jahre) teilen. Eine (liebe) Katze wohnt<br />

auch hier. Das 16 qm große Zimmer ist frisch renoviert.<br />

Bei Bedarf kann eine einfache Möblierung kurzfristig<br />

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€, Nebenkosten zur Zeit 120 € (all inclusive). Auf Wunsch<br />

könnte noch ein halbes Zimmer hinzugemietet werden.<br />

0174/ 47864607, zimmerfrei22@web.de<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>STADTBLATT</strong><br />

osnabrück<br />

erscheint in bvw werbeagentur + verlag GmbH<br />

Möserstraße 27 · 49074 Osnabrück<br />

Tel.: 0541 357870 · Fax: 0541 3578735<br />

redaktion@stadtblatt-osnabrueck.de<br />

office@stadtblatt-osnabrueck.de<br />

kleinanzeigen@stadtblatt-osnabrueck.de<br />

werwowas@stadtblatt-osnabrueck.de<br />

HERAUSGEBER:<br />

bvw verlag GmbH<br />

Roger Witte (1978-2020)<br />

REDAKTION:<br />

Andreas Bekemeier (V.i.S.d.P.; Redaktionsleitung),<br />

Julian Khodadadegan, Harff-Peter Schönherr,<br />

Mario Schwegmann<br />

PROGRAMMREDAKTION:<br />

Frederik Kathmann<br />

AUTOREN/INNEN DIESER AUSGABE:<br />

Nina Bartholomaeus, Katja Brunkhorst, Bobby Fischer,<br />

Ralf Gotthardt, Anke Herbers-Gehrs, Hannah-Sophie<br />

Hildebrandt, Hedda Horch, Harald Keller,<br />

Niklas Kuschkowitz, Frank Jürgens, Christian Lukas,<br />

Anja Mehrmann, Anna Meinke, Nancy Plaßmann,<br />

Malte Schipper, George Webber, Thomas Wübker<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die<br />

Meinung des Verfassers wieder, nicht unbedingt<br />

die der Redaktion. Abdruck, auch auszugsweise,<br />

nur nach Absprache mit dem Verlag.<br />

GESTALTUNG:<br />

Anja Schulze, Sabrina Küster<br />

ANZEIGEN REGIONAL:<br />

Burkhard Müller<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste <strong>2021</strong><br />

ANZEIGEN ÜBERREGIONAL:<br />

Vermarktungsgesellschaft mbH i. G.<br />

Varrentrappstraße 53, 60486 Frankfurt<br />

Tel. 069 979517-10, www.citymags.de<br />

VERTRIEB:<br />

Presseservice Nord, GmbH & Co. KG, Bremen.<br />

Eigenvertrieb in Kneipen, Kinos, Läden und<br />

Frei-Hand-Verkauf im Stadtgebiet<br />

DRUCK:<br />

Steinbacher Druck, Anton-Storch-Str. 15, Osnabrück<br />

Das <strong>STADTBLATT</strong> erscheint monatlich.<br />

Die Veranstaltungshinweise im Tagesprogramm<br />

und private Kleinanzeigen sind kostenlos.<br />

Eine Veröffentlichungsgarantie kann nicht<br />

ge geben werden. Für unverlangt eingesendete<br />

Manuskripte und Fotos wird keine Garantie<br />

übernommen.<br />

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bei der Volksbank Osnabrück<br />

Das JULI-<strong>STADTBLATT</strong> erscheint<br />

am Fr., den 25.6.<strong>2021</strong><br />

Redaktionsschluss Do. 10.6.<strong>2021</strong><br />

30 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>


„Mein Beitrag<br />

gegen das Virus:<br />

impfen und<br />

impfen lassen.“<br />

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Impfhelfer Robert C. hat sich impfen lassen. Denn nur die Corona-Schutzimpfung bringt unseren<br />

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