STADTBLATT Juni 2021

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media Flying Lotus Yasuke SOUNDTRACK Mit diesem Score zur neuen Netflix-Anime-Serie schließt sich für Steven „FlyLo“ Ellison ein Kreis. Seit Kindesbeinen ist er großer Fan der japanischen Comics. Was ihm fehlte, war ein schwarzer Charakter. Den gibt es nun mit Yasuke, einem Ronin afrikanischer Abstammung, der sich im feudalen Japan beweisen muss. Der Soundtrack trägt die typische Hybridsignatur von Flying Lotus: Vangelis-Synthies, Samples sowie afrikanische und japanische Percussion. Warp Records CHROM cd des monats Jeb Loy Nichols Jeb Loy SINGER-SONGWRITER Als Junge besuchte der mittlerweile in Wales ansässige Singer- Songwriter und Holzschnittkünstler mit seinem Vater Bluegrass-Festivals und hört dann zu Hause mit der Mutter Nat King Cole. So erklärt sich vielleicht die Leichtfüßigkeit, mit der Nichols Country mit Soul vereint. Das erinnert ein wenig an die früheren Lambchop. Am Ende will Nichols zeigen, „dass Country nicht dieser langweilige, konservative Kosmos ist, sondern so viel mehr“. Timmion Records CHROM Portico Quartet Terrain MODERN INSTRUMENTAL MUSIC Portico Quartet gehören seit längerem zu den interessantesten Vertretern der jungen Londoner Jazzszene. Erkennungsmerkmal der Band ist das Hang, ein ursprünglich aus Trinidad stammendes Percussion-Instrument. „Terrain“ ist eine dreiteilige Suite, inspiriert von Midori Takada. Wie die japanische Künstlerin bewegen sich Portico Quartet in verschiedenen musikalischen Welten, in denen Minimalism mit nicht-westlichen Instrumenten verbunden wird. Gondwana CHROM Hawel/McPhail Transmissions From The Upper Floor INDIEROCK Frehn Hawel (Tigerbeat, Neat Neat Neat, The Last Things) und Tocotronic-Gitarrist Rick McPhail (der hier am Schlagzeug sitzt) verbindet eine jahrelange Freundschaft und eine gemeinsame Leidenschaft: Indierock und Fuzz-Pedale. Beidem frönen sie auf ihrem ersten gemeinsamen Album, das wärmend an Graham Coxon oder The Wedding Present erinnert. Erscheinen tut „Transmission From The Upper Floor“ auf dem Label des Swutscher-Gitarristen Velvet Bein. La Pochette Surprise CHROM Maurice Summen PayPalPop EXPERIMENT Der Musiker, Verleger und Autor mit einem musikalischen Statement zum „Ghost Producing“. Summen schrieb weltweit im Internet Produzenten an, die er nicht kannte, und bat mit wenigen Worten um ein Musikstück für schmales Geld. So gibt es auf „PayPalPop“ Pop mit Auto-Tune und Trapästhetik aus unter anderem Russland, Kanada, Bangladesch und Jamaika. Darüber singt Summen „Alles tut so www“ oder „Besoffen bei Discogs“. Plattform-Kapitalismus, zu dem man tanzen kann. Staatsakt CHROM The Datsuns Eye To Eye ROCK Vor knapp zwanzig Jahren rief der New Musical Express die Neuseeländer zu den Anführern der „New Rock Revolution“ aus. Mittlerweile leben die Bandmitglieder von The Datsuns in drei verschiedenen Ländern. Sieben Jahre gingen seit dem letzten Album ins Land. „Eye To Eye“ bietet Garage Rock, Boogie und Glam. Es geht um innere Dämonen, Zynismus und Post-Truth-Logik. Insgesamt ist es laut The Datsuns aber „nur ein simples Rockalbum. Dreht es laut auf!“. Abgemacht. V2 Records CHROM Monster Magnet A Better Dystopia PSYCHEDELIC COVERS Ein weiteres der Pandemie geschuldetes Album. Doch anstatt inspirationslos genügsam Bekanntes zu covern, grub die Band um Dave Wyndorf Obskures aus der Dämmerungszone aus, in der Bands ihren drogeninduzierten Psychedelia-Sound von aller Flower Power befreit hatten. „A Better Dystopia“, nur als Stream erhältlich, ist eine gute Möglichkeit, Bands wie Poo-Bah, Dust, The Scientists oder Morgen (neu) zu entdecken. Napalm Records CHROM Jon Bryant „Back To Love EP“. Diese EP bündelt die zuvor veröffentlichten Singles von Jon Bryant. Der kanadische Singer-Songwriter singt darüber, wie die große Kraft Liebe selbst die Zeit überwinden kann. Zwischen Bedroom-Folk, Pop und R&B blitzt die Liebe Bryants für die Steve Miller Band, The Byrds und die Beatles auf. Nettwerk Jessie Lee & The Alchemists „Let It Shine“. Analog produzierter Blues aus Frankreichs Hauptstadt. In ihrer Heimat bereits sehr populär, wird mit dem zweiten Album Europa ins Visier genommen. Mit ihrer Band spielt Sängerin und Gitarristin Jessie Lee klassischen 50’s Blues, der manchmal an die Tedeschi Trucks Band erinnert. Dixie Frog Linn Koch-Emery „Being The Girl“. Erstes Album der schwedisch-deutschen Künstlerin mit Gitarren, Streichern und 80er-Elektronik. Das ist im weitesten Sinne Indie Pop, der sich aber nicht immer an gängige Songschemata hält. Treibende Kraft für Linn Koch-Emery sind Gefühle aller Art, ausgelöst durch Menschen, Musik und das Leben an sich. Boys tears Kraus „Deine Angstzustände lügen“. Zweites Album der empfehlenswerten Band aus Hamburg. Teils mit Produzenten-Guru Moses Schneider (Tocotronic, Beatsteaks) aufgenommen, evozieren Kraus Samba oder Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs. Verzweifelte Liebeslieder, aber mit Haltung, zwischen Punk und Liedermacherei. Rummelplatzmusik Buntspecht „Spring bevor du fällst“. „Sechs betrunkene Seiltänzer, die Kinderlieder schreiben“. Das sagt die Wiener Band über sich selbst. Und das klingt wirklich viel besser als es die Beschreibung vermuten lässt. Buntspecht bedienen sich bei Gypsy Swing, Bossa Nova, Wienerlied und Folk. Alles darf. Alles soll. Alles muss! Phat Penguin Van Canto „To The Power Of Eight“. Achtes Album der A-cappella-Heavy- Metal-Band, bei der 8 Sänger*innen ihre Stimmen nicht nur für Gesang, sondern auch die Imitation von Gitarren, Bass und Keyboards benutzen. Van Canto performen eigene Songs sowie Cover von Metal-Legenden. Demnächst vielleicht beim Wacken Open Air. Stream only. Napalm Records Wolf Alice Blue Weekend POP Die Farbe Blau steht im Mittelpunkt des dritten Albums der Band um Sängerin Ellie Roswell. Einerseits eine schöne Farbe, andererseits konnotiert mit Traurigkeit. Diese Konstellation durchweht auch „Blue Weekend“. Schließlich kann gerade das Wochenende die komplette Gefühlspalette bieten Hier gibt es Zweifel, aber auch Hoffnung, Zuversicht, die nicht mit Nachlässigkeit zu verwechseln ist. Neben zurückhaltendem Folk hört man epische Klavierballaden, aber auch Stürmisches. Caroline CHROM Moby Reprise ACOUSTIC RAVE Moby-Songs im Orchestergewand? Gar nicht so abwegig, studierte der New Yorker doch selbst Klassische Musik, bevor er sich Punk und Rave zuwandte. 2018 gab er sein Debüt mit Orchester und Gospelchor. „Reprise“ bietet einen Querschnitt durch Mobys Karriere, von „Go“ über „Porcelain“ bis „Natural Blues“. Die Musik stammt vom Budapest Art Orchestra, als Gäste sind unter anderem Kris Kristofferson, Gregory Porter und Mark Lanegan dabei. Deutsche Grammophon CHROM 28 STADTBLATT 6.2021
Robert Ames Change Ringing NEOKLASSIK Robert Ames ist Orchesterleiter des führenden Londoner Sinfonieorchesters London Contemporary Orchestra und arbeitete dazu unter anderem mit Radiohead und Jonsi sowie mit Minimalism-Größen wie Philip Glass und Steve Reich. Auf seinem Debütalbum verbindet Ames abendländische Tradition mit neuartigen elektronischen Techniken. In sechs Tracks evoziert er Klänge aus seiner Kindheit wie Kirchenglocken oder Symphonien im Autoradio. Ein meditativer Strom. Modern Recordings CHROM Os Barbapapas DooWooDooWoo PSYCHEDELIA Die Zeichentrickserienfamilie Barbapapa sind Formenwandler aus Knetgummi. Die Band aus Sao Paolo überträgt diese Fähigkeiten auf ihrem Debüt in musikalische Sphären. Mit gleich zwei Schlagzeugern, Glasharfe und Gitarren, dafür ohne Gesang, gleiten Os Barbapapas in 26 Minuten durch 13 Songs zwischen Bossa Nova und Psychedelia, Ravi Shankar und Frank Zappa, Tropicalia und Surf, The Residents und Khruangbin. Outernational music for interplanetary people. Fun In The Church CHROM 11.6.–5.9.2021 The Black Keys Delta Kream HILL COUNTRY BLUES Auf ihrem zehnten Album kehrt das Duo zu seinen Wurzeln zurück. Bereits auf ihrem Debüt und der EP „Chulahoma“ verneigten sich The Black Keys vor den Hill Country Blues-Pionieren R.L. Burnside und Junior Kimbrough. Für „Delta Kream“ luden Dan Auerbach und Patrick Carney nun mit Kenny Brown und Eric Deaton Musiker ein, die bereits mit ihren Heroen spielten. Neben Covern von oben Genannten gibt es Interpretationen weiterer Genre-Vertreter. Die Fackel brennt weiter. Nonesuch CHROM Foto: Ludger Aundrup Fotografie, ©Nachlass Rudolf Englert WEGEN UMBAU GEÖFFNET Museumsquartier Osnabrück | Lotter Straße 2 | 49078 Osnabrück www.museumsquartier-osnabrueck.de | museum@osnabrueck.de Telefon: 0541 323-2207 / 323-2237
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