07.07.2021 Aufrufe

STADTBLATT Juni 2021

Das STADTBLATT ist die führende und verkaufsstärkste Stadtillustrierte für Osnabrück und Umgebung. Sie ist seit über 30 Jahren am Markt als das monatliche Programmheft für aufgeschlossene Städter. www.stadtblatt-osnabrueck.de

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tierliebe<br />

Nadja Gabriel, Hundehalter*in:<br />

Deutlich mehr Welpen im Training als sonst<br />

Auf<br />

den Hund<br />

gekommen<br />

Viele Menschen legen sich während der Corona-Pandemie einen Hund zu. In Zeiten<br />

von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, Einsamkeit und sehr viel Zeit zieht<br />

die Nachfrage an. Doch der wachsende Wunsch nach der „Anschaffung“ eines<br />

vierbeinigen Gefährten sollte gut überlegt sein.<br />

VON THOMAS WÜBKER | FOTO THOMAS WÜBKER<br />

hunde sind die treusten Freunde des Menschen.<br />

Das sagt man nicht nur so, es ist<br />

auch so. Diese Treue wird von manchen<br />

Menschen nicht zurückgegeben. Nadja Gabriel befürchtet,<br />

dass nach dem Lockdown einige Vierbeiner<br />

im Tierheim landen könnten.<br />

Die Osnabrücker Hunde-Trainerin betreibt eine<br />

Hundeschule am Kalkhügel. Dort erklärt sie Hundehalterinnen<br />

und Hundehaltern, wie sie am besten<br />

mit ihren Lieblingen umgehen können, um ein<br />

harmonisches Miteinander zu schaffen.<br />

In jüngster Zeit sind deutlich mehr Welpen im<br />

Training als sonst, sagt sie. „Viele Leute sind im<br />

Home Office und sagen sich, ein Hund passt gut in<br />

ihre Lebensplanung.“ Es sei auch so, dass sich<br />

manche Menschen isoliert fühlen und einen Gefährten<br />

haben wollen, so Nadja Gabriel.<br />

Die 53-jährige Hundetrainerin glaubt, dass nach<br />

dem Lockdown einige treue Gefährten im Tierheim<br />

landen oder ausgesetzt werden. Das sei schon nach<br />

dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr so gewesen.<br />

„Ich befürchte, dass der Urlaub wichtiger<br />

wird als der Hund.“<br />

Nadja Gabriel sieht auch eine große Gefahr darin,<br />

dass nun Hunde angeschafft werden, die aus<br />

einer schlechten Aufzucht stammen. Mit der großen<br />

Nachfrage steige auch der illegale Import von<br />

Welpen vor allem aus Osteuropa, die teilweise in<br />

Reisekoffern nach Deutschland geschmuggelt<br />

würden, heißt es in Medienberichten. Durch die<br />

hohe Nachfrage würden inzwischen teilweise horrende<br />

Summen für illegale Hundewelpen bezahlt.<br />

„Ich befürchte, dass der Urlaub<br />

wichtiger wird als der Hund.“<br />

Nadja Gabriel<br />

Solche Hunde hat Nadja Gabriel in ihrer Umgebung<br />

eher selten gesehen. Sie macht sich aber Sorgen<br />

um die Sozialisierung der Welpen. In den ersten<br />

zehn Wochen seien sie in einer Phase, in der<br />

Stadt & Hund<br />

V 6.540 gemeldete Hunde*<br />

V 318 neu angemeldete Hunde von Dezember 2019<br />

bis März <strong>2021</strong>*<br />

V 100 neu angemeldete Hunde allein im Januar/<br />

Februar <strong>2021</strong>*<br />

V 845.000 Euro (vorausberechnete) Hundesteuer*<br />

V 12 Hundeschulen<br />

V 8 Hundefriseure<br />

V 3 Shops für Hundebedarf<br />

V 1 Hundefreilauffläche am Haster Weg<br />

* Antworten auf eine Anfrage der SPD-Fraktion zur Ratssitzung am<br />

20.4.<strong>2021</strong><br />

sie ihr „Referenzsystem für den Rest ihres Lebens<br />

abspeichern“, sagt sie. In dieser Zeit werden sie<br />

von der Umgebung geprägt, in die sie hineingeboren<br />

werden.<br />

Sie erzählt von einem Hund, der im tiefsten Bayern<br />

aufwuchs, wo lediglich das Postauto motorisiert<br />

war. Als er nach Osnabrück in die Stadt kam,<br />

litt er unter großem Stress, weil er Geräusche hörte,<br />

die er nicht kannte. Welpen aus Osteuropa oder<br />

Straßenhunde kennen eine völlig andere Umgebung<br />

als das südwestliche Niedersachsen und sind<br />

auf sie geeicht.<br />

Aber es kann auch klappen, einen Hund in eine<br />

andere Umgebung zu verpflanzen, sagt Nadja Gabriel.<br />

„Man muss sich überlegen, ob man das leisten<br />

kann und die Zeit dafür hat.“ Wenn man einen<br />

Hund, der älter als zehn Wochen ist, zu sich holt,<br />

müsse man sich gut überlegen, ob man sein Leben<br />

anders als gewohnt einteilen will, so Nadja Gabriel.<br />

Außerdem sollten sich zukünftige Frauchen und<br />

Herrchen gut überlegen, welche Rasse sie sich zulegen<br />

wollen, sagt sie. „Jede Rasse hat ihre Eigenarten.“<br />

Durch den Lockdown wurde der Lebensrhythmus<br />

vieler Menschen und auch vieler Hunde<br />

durcheinandergewirbelt. Wer kann, arbeitet jetzt<br />

im Home Office – eine für Mensch und Tier ungewohnte<br />

Situation, die sich nach dem Ende der Beschränkungen<br />

wieder ändern wird. Dann sind<br />

Mensch und Tier wieder häufiger voneinander getrennt.<br />

Nadja Gabriel empfiehlt, nicht erst drei oder vier<br />

Tage vor dem Ende des Lockdowns daran zu denken,<br />

dass eine Veränderung eintritt, sondern den<br />

neuen Rhythmus schon vorher zu trainieren. „Man<br />

sollte Hunden generell beibringen, dass sie längere<br />

Zeit allein sein können.“<br />

16 <strong>STADTBLATT</strong> 6.<strong>2021</strong>

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