CHECK Ost #1
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PARTNERSCHAFT<br />
Genau! Es ist nicht unbedingt so, dass jemand,<br />
der seine/n Partner*in nicht gut behandelt, das<br />
mit böser Absicht tut, sondern weil er für sich<br />
etwas Gutes gefunden hat. Er oder sie hat das<br />
eigene Leben verbessert und nun passt die/<br />
der Partner*in nicht mehr in das alte Leben.<br />
Das ist natürlich für die Zurückgebliebenen<br />
ganz schlimm und furchtbar. Die oder der<br />
vermeintlich „Böse“ hat aber Erfüllung und<br />
Zufriedenheit gefunden.<br />
Wo setzt du als Coach an, wenn so etwas<br />
vorkommt?<br />
Zunächst schaue ich mir die individuelle<br />
Situation der Menschen ganz genau an. Dann<br />
spreche ich meistens mit den Partner*innen<br />
getrennt, um bestimmte eingefahrene<br />
Routinen und Muster erst einmal zu negieren.<br />
Ich versuche, den Menschen mit seiner<br />
individuellen Geschichte, seinem Thema und<br />
seinen Gefühlen zu verstehen. Dann arbeiten<br />
wir gemeinsam daran, herauszufinden, wieviel<br />
die Beziehung eigentlich wert ist, wieviel man<br />
sich gegenseitig wert ist. Die Partner*innen<br />
äußern dann ihre Wünsche und Bedürfnisse.<br />
Dann kann jeder entscheiden, wieviel sie oder<br />
er bereit ist, für die andere Partei zu tun.<br />
Jede Beziehung bedeutet Arbeit, es gibt keine<br />
hundertprozentige individuelle Verwirklichung.<br />
Es wird immer Bereiche geben, in denen wir<br />
Rücksicht nehmen müssen. Speziell in der<br />
Partnerschaft liegt der Lösungsweg darin,<br />
dass man sich mit sich selbst beschäftigen<br />
muss. Ich muss erst einmal wissen, was<br />
ich eigentlich möchte. Was bin ich bereit zu<br />
geben? Was bin ich bereit aufzugeben? Was<br />
ist mir wichtig im Leben? Man beginnt, indem<br />
man nicht darüber nachdenkt, was der andere<br />
falsch macht, sondern was einem gut tut.<br />
Das ist der eigentlich schmerzhafte Prozess,<br />
weil man sich eventuell eingestehen muss,<br />
dass man Bedürfnisse und Wünsche hat, die<br />
die/der Partner*in nicht erfüllen kann.<br />
„GENERELL IST ES KEINE GUTE<br />
IDEE, SICH ETWAS VORZUMACHEN,<br />
UM EINE BEZIEHUNG AM LEBEN ZU<br />
HALTEN.“<br />
Wenn man ausgesprochen hat, was man sich<br />
eigentlich wünscht, ist es sehr viel leichter,<br />
Foto: khosrork_stock.adobe.com<br />
auf dieses Ziel zuzugehen und einen gemeinsamen<br />
Weg zu finden. Man darf die eigene<br />
Verantwortung aber nicht abgeben. Da ist<br />
Selbstachtung der Dreh- und Angelpunkt.<br />
Alles andere ist eine Maskerade und eine<br />
Lüge, mit der man natürlich leben kann. Aber<br />
generell ist es keine gute Idee, sich etwas<br />
vorzumachen, um eine Beziehung am Leben<br />
zu halten. Es gibt einen schönen Spruch: Alle<br />
sieben Jahre braucht der Mensch einen neuen<br />
Partner. Das heißt aber nicht, dass der Partner<br />
ein neuer Mensch sein muss. Wir Menschen<br />
verändern uns und entsprechend muss die<br />
Beziehung angeglichen werden. Und das ist<br />
viel Arbeit.<br />
Warum ist es so schwer, sich aus einer nicht<br />
funktionierenden Beziehung oder Situation zu<br />
lösen?<br />
Das Phänomen gibt es in ganz vielen Bereichen,<br />
nicht nur in der Partnerschaft, auch<br />
in der Wirtschaft oder der Politik. Man nennt<br />
es „Entrapment“ (Gefangensein) und es meint,<br />
dass man bereits zu viel investiert hat, um<br />
jetzt aufzugeben. Schauen wir uns die Corona-<br />
Politik in Deutschland an. Es wirkt fast so,<br />
<strong>CHECK</strong> OST <strong>#1</strong><br />
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