Christkatholisch_2021-16
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6 Thema<br />
<strong>Christkatholisch</strong> <strong>16</strong>/<strong>2021</strong><br />
Bild: LollipopPhotographyUK/<br />
pixabay<br />
c. Nach christkatholischem Verständnis<br />
handelt es sich beim<br />
Ehesakrament um die Segnung<br />
einer bereits geschlossenen Ehe.<br />
Die kirchliche Einsegnung der<br />
Ehe stellt diese unter den Segen<br />
Gottes. Auch gleichgeschlechtliche<br />
Paare werden bereits heute<br />
in der <strong>Christkatholisch</strong>en Kirche<br />
gesegnet.<br />
Die <strong>Christkatholisch</strong>e Kirche<br />
schliesst keine Ehen, sie segnet zivilrechtlich<br />
geschlossene Ehen/Partnerschaften.<br />
Sollte die Schweiz die Einführung<br />
der «Ehe für alle»<br />
beschliessen, wäre im Grunde die<br />
Nichtausweitung des Ehesakramentes<br />
auf gleichgeschlechtliche Paare<br />
eine Abweichung von der bisherigen<br />
christkatholischen Praxis und nicht<br />
die Einführung einer ebenfalls sakramentalen<br />
«Ehe für alle». Wenn die<br />
staatliche „Ehe für alle“ eingeführt<br />
wird und die <strong>Christkatholisch</strong>e Kirche<br />
Ehepaare zukünftig aufgrund ihres<br />
Geschlechts unterschiedlich behandeln<br />
würde, müsste die Frage<br />
nach einer möglichen Diskriminierung<br />
beantwortet werden. Nach<br />
christkatholischem Verständnis der<br />
Sakramentalität der Ehe ist eine Unterscheidung<br />
nach dem Geschlecht<br />
aus unserer Sicht nicht sinnvoll begründbar.<br />
d. Der Wunsch zweier Menschen,<br />
ihre Ehe öffentlich unter<br />
den Schutz und Segen Gottes zu<br />
stellen, ist als Ausdruck ihrer<br />
Gottesbeziehung und Frömmigkeit<br />
unbedingt ernst zu nehmen.<br />
Uns scheint der Wunsch eines Paares,<br />
die Ehe unter den Schutz und Segen<br />
Gottes zu stellen, als zentral und<br />
konstitutiv für den Empfang des Sakraments.<br />
Diesen Segenswunsch –<br />
den auch viele gleichgeschlechtliche<br />
Paare für ihre Beziehung haben –<br />
kann die Kirche durchaus als Ausdruck<br />
der Gottesbeziehung und der<br />
Frömmigkeit dieser Paare sehen.<br />
Vielleicht kann sie diesen Wunsch<br />
gar als Wirken des Heiligen Geistes<br />
verstehen. Dies muss gerade in einer<br />
Zeit, in der nur noch wenige Ehepaare<br />
auch eine kirchliche Segensfeier<br />
für ihre Ehe wünschen, ernst genommen<br />
werden.<br />
Als <strong>Christkatholisch</strong>e Kirche leben<br />
wir unser Christentum in Freiheit<br />
und Verantwortung. Das bedeutet:<br />
Menschen gestalten ihr Leben innerhalb<br />
oder ausserhalb eines gesellschaftlichen<br />
Rahmens von bewussten<br />
und unbewussten Vorstellungen über<br />
Frauen, Männer, Heterosexuelle, Homosexuelle,<br />
Transmenschen. Wir<br />
sehen es als unsere Aufgabe, im laufenden<br />
gesellschaftlichen Prozess das<br />
Bewusstmachen dieser Vorstellungen<br />
zu stärken und Zeichen für die Liebe<br />
und Treue Gottes zu jedem Menschen<br />
zu setzen. Die Ehe kann etwas von<br />
dieser bedingungslosen Liebe und<br />
Treue widerspiegeln.<br />
e. Gleichgeschlechtliche Paare<br />
wünschen sich, gleichbehandelt<br />
und nicht diskriminiert zu werden.<br />
Ehen unterscheiden sich in<br />
zahlreichen Aspekten (Alter,<br />
Kinderwunsch, Erst-Ehe usw.).<br />
Daher erscheint es nur schwer<br />
begründbar, gerade im unterschiedlichen<br />
Geschlecht der<br />
Ehepartner* das ausschlaggebende<br />
Merkmal für eine Ehe zu<br />
sehen.<br />
Unseres Erachtens darf es in der Kirche<br />
keine Diskriminierung geben.<br />
Dies schliesst eine Unterscheidung<br />
von Menschen nach Geschlechtsmerkmalen<br />
oder sexueller Orientierung<br />
aus. Jede auf Dauer angelegte<br />
Partnerschaft zwischen zwei erwachsenen<br />
Menschen, die den Segen Gottes<br />
für diese Partnerschaft wünschen,<br />
muss daher gleichbehandelt werden.<br />
Dies war eines der Hauptanliegen der<br />
Diskussion an der offenen Session der<br />
Nationalsynode 2020 in Zürich. Diese<br />
Diskussion muss als Ausdruck des<br />
Glaubenssinnes der Kirche ernst genommen<br />
werden. Es ist zudem nicht<br />
einsehbar, warum gerade die Frage<br />
des Geschlechtes oder der sexuellen<br />
Orientierung die allein entscheidende<br />
sein soll, da sich doch Ehepaare immer<br />
in vielerlei Merkmalen unterscheiden.<br />
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