SB_19795NLP
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2020<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Untersuchung des<br />
Einsatzpotentials der<br />
Klebtechnik zum Fügen<br />
von endlos naturfaserverstärkten<br />
Kunststoffen im<br />
Automobil-Bereich
Untersuchung des<br />
Einsatzpotentials der<br />
Klebtechnik zum Fügen von<br />
endlos naturfaserverstärkten<br />
Kunststoffen im Automobil-<br />
Bereich<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 19.795 N<br />
DVS-Nr.: 08.098<br />
Universität Kassel<br />
Institut für Produktionstechnik und Logistik<br />
Fachgebiet Trennende und<br />
Fügende Fertigungsverfahren<br />
RWTH Aachen<br />
Institut für Textiltechnik<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 19.795 / DVS-Nr.: 08.098 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF<br />
im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2020 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 470<br />
Bestell-Nr.: 170580<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-470-8<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
zu IGF-Vorhaben Nr. 19795 N<br />
Thema<br />
Untersuchung des Einsatzpotenzials der Klebtechnik zum Fügen von endlos naturfaserverstärkten<br />
Kunststoffen im Automobil-Bereich<br />
Berichtszeitraum<br />
01.01.2018 bis 30.06.2020<br />
Forschungsvereinigung<br />
Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
Forschungseinrichtung(en)<br />
Nr. 1: Universität Kassel, Institut für Produktionstechnik und Logistik, Fachgebiet Trennende und<br />
Fügende Fertigungsverfahren (tff)<br />
Nr. 2: Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen University (ITA)<br />
Kassel, 17.12.20<br />
Ort, Datum<br />
Moira Burnett, tff<br />
Ort, Datum<br />
Max Schmidt, ITA
Gegenüberstellung der Ergebnisse mit den Zielsetzungen des Forschungsantrags<br />
Innerhalb dieses Projektes wird untersucht, inwieweit duromere Naturfaserkunststoffverbunde<br />
für den semi-strukturellen Einsatz im Automobilbereich geeignet sind und welches Potenzial<br />
die Klebtechnik für die Verbindung der NFK-Bauteile mit der Karosserie aufweist. Es ist anzumerken,<br />
dass die Bearbeitung in Abstimmung mit dem PA an einigen Punkten von dem im<br />
Forschungsantrag ursprünglich dargelegten Arbeitsprogramm abweicht.<br />
AP1 Ermittlung der Anforderungen an die Fügeverbindung<br />
Ziel: Anforderungsprofil von geklebten NFK-Bauteilen und Erstellung eines Lastenheftes, Festlegung<br />
des Demonstrators und der Klebstoffe.<br />
Inhalt: Gemeinsam mit dem PA wurde ein Demonstrator ausgewählt und dazu ein Anforderungsprofil<br />
bzw. Lastenheft erstellt. Anschließend wurden passende Materialien für den faserverstärkten<br />
Kunststoff sowie Klebstoffe mit Hilfe des PAs festgelegt. Für die NFK-Herstellung<br />
wird ein Biaxialgelege und ein konventionelles am Markt erhältliches Epoxidharz verwendet,<br />
da hierzu schon positive Erfahrungen vorliegen. Des Weiteren wurde der Vakuuminfusionsprozess<br />
für die Fertigung der Verbundplatten herangezogen, der Prozess wurde während der<br />
Projektlaufzeit gezielt variiert, um einen möglichst hohen Faservolumengehalt zu erzielen. Aus<br />
dem mit dem PA abgestimmten Prozessverlauf wurden wichtige Eigenschaften für die Fügeverbindungen<br />
und Klebstoffe abgeleitet. Für den Fügeprozess wurden durch den PA passende<br />
Klebstoffsysteme festgelegt, wobei der Fokus auf 2 komponentige Klebstoffe gelegt wurde.<br />
Hierbei wurde insbesondere die Temperaturbeständigkeit, Modul und Festigkeit berücksichtigt.<br />
AP2 Charakterisierung der Grundmaterialien sowie Herstellung und Charakterisierung<br />
unverscherter NFK<br />
Ziel: Charakterisierung der Grundmaterialien und Modifizierung des Vakuuminfusionsverfahren<br />
zur Fertigung von NFK mit duromerer Harzmatrix. Die relevanten Eigenschaften der Fasern,<br />
Textilien sowie der Verbunde und der Klebstoffe wurden ermittelt und analysiert.<br />
Inhalt: Die Verklebung des NFK-Substrats im Automobilbereich setzt genaue Kenntnisse der<br />
mechanischen Eigenschaften der verwendeten Materialien voraus. Hierzu wurden die Fasern<br />
sowie die Reinklebstoffproben des Epoxidharzes hinsichtlich Festigkeitseigenschaften beurteilt.<br />
Für die Beurteilung des Textils wurde das Gelege bzw. das Garn in Form eines Garnzugversuches<br />
(DIN EN ISO 2061) bzw. eines Streifenzugversuches (DIN EN ISO 13934) untersucht<br />
und die Ergebnisse zeigten eine starke Inhomogenität des Fasermaterials und gleichzeitig<br />
den enormen Einfluss von Feuchtigkeit auf die Naturfasern. Für die Charakterisierung<br />
3
der Naturfaserkunststoffe wurde das Faservolumen bestimmt. Der entwickelte NFK weist ein<br />
Faservolumengehalt von 37 % auf und dieser ist über den Querschnitt sehr inhomogen verteilt.<br />
Dies ist ein sehr geringer Wert, da bei gleichem Herstellungsverfahren mit Glasfasern ein Faservolumen<br />
von ca. 55 % möglich ist.<br />
Es wurden Klebstoffe ausgewählt, die für die Verklebung von NFK im Automobilbereich geeignet<br />
sein sollten. Als Basis für die Auswahl wurde das Lastenheft herangezogen. Die Klebstoffe<br />
wurden hinsichtlich statischer und dynamischer Festigkeitseigenschaften sowie Temperaturbeständigkeit<br />
bzw. -festigkeit charakterisiert. Die Untersuchungen ergaben, dass die Klebstoffe<br />
für die Verklebung der NFK-Substrate geeignet sind.<br />
AP3 Einfluss der Klebstoffsysteme und Oberflächenvorbehandlungen auf mechanische<br />
Kennwerte der Klebung<br />
Ziel: Ermittlung des Einflusses der ausgewählten Klebstoffsysteme und unterschiedlichen<br />
Oberflächenvorbehandlungen auf die mechanischen Kennwerte von NFK-Klebverbunden, mit<br />
besonderer Berücksichtigung der beschleunigten Alterung. Beurteilung einer möglichen direkten<br />
Krafteinleitung in den NFK-Verbund durch Freilegung der Naturfasern.<br />
Inhalt: Für die Beurteilung der ausgewählten Klebstoffe stand zuerst die Fertigung von Zugscherproben<br />
(DIN 1465) im Vordergrund, umso die Adhäsionseigenschaften abschätzen zu<br />
können. Zur Bestimmung der Zugscherfestigkeit wurden Prüfkörper aus NFK-Substraten und<br />
Aluminium entsprechend der Klebstoff-Datenblätter gefertigt und anschließend geprüft. Nach<br />
Prüfung zeigt das resultierende Bruchbild ein Faser-Matrix-Versagen bzw. einen Substratbruch<br />
und es kann geschlussfolgert werden, dass keine Adhäsionsprobleme vorliegen.<br />
Zusätzlich wurde geprüft, wie sich eine beschleunigte Klebstoffaushärtung bzw. niedrige oder<br />
erhöhte Temperaturen während einer Belastung auf die Verbundfestigkeit auswirken. Es<br />
zeigte sich, dass eine Klebstoffaushärtung bei erhöhter Temperatur zu einer Verbesserung<br />
der Zugscherfestigkeit führt, wobei die NFK-Prüfkörper alle in der obersten Matrix-Faserschicht<br />
versagten und sehr große Schwankungen in der Verteilung zu erkennen waren. Dagegen<br />
zeigte die Auswertung der Zugscherversuche bei erhöhter Temperatur (+80°C) eine Abnahme<br />
der Zugscherfestigkeit bei allen Proben. Die jeweiligen Bruchbilder zeigten hauptsächlich<br />
kohäsives Klebstoffversagen. Die erzielten Ergebnisse entsprachen den Erwartungen,<br />
denn bei Duromeren liegen Abhängigkeiten des Elastizitätsmoduls, der Festigkeit und der<br />
Bruchdehnung von der Temperatur vor.<br />
Die Prüfungen haben gezeigt, dass die klebtechnische Fügung gut möglich ist und ausreichende<br />
Festigkeiten erzielt werden können, daher wurde in Absprache mit dem PA an dieser<br />
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Stelle auf umfangreiche Versuch mittels Plasma und Laserbehandlung als mögliche Oberflächenvorbehandlungsverfahren<br />
verzichtet. Innerhalb dieses Abschnittes wurde geprüft, ob eine<br />
direkte Krafteinleitung in die Naturfaser bzw. in die einzelnen Faserbündel möglich ist und, ob<br />
so eine bessere Krafteinleitung realisiert werden kann. Hierzu wurden Prüfkörper durch mechanische<br />
Oberflächenvorbehandlungen wie z.B. Schleifen, Fräsen oder mittels Strahlgut von<br />
der Matrixoberfläche befreit, so dass nach der Behandlung die erste Lage des Naturfaser-<br />
Geleges frei vorliegt. Nach der Oberflächenbehandlung erfolgt die Reinigung von Staub und<br />
anschließend die Herstellung der Zugscherprobekörper. Die Untersuchung zeigte, dass eine<br />
Freilegung der Matrix zu keiner verbesserten Klebverbundfestigkeit führte, im Gegenteil der<br />
NFK-Verbund wurde geschädigt und die Zugscherfestigkeiten reduziert.<br />
AP4 Charakterisierung des NFK unter Berücksichtigung der Drapierung<br />
Ziel: Die Drapier- bzw. Schereigenschaften des verwendeten Naturfasergeleges sollte ermittelt<br />
werden und anschließend sollten die hergestellten NFK-Verbunde hinsichtlich mechanischer<br />
Eigenschaften beurteilt werden.<br />
Inhalt: Zur Durchführung einer Drapiersimulation wurden die Eigenschaften des Textils charakterisiert,<br />
hierzu wurden die Biegesteifigkeit sowie der maximale Scherwinkel des Textils<br />
bestimmt. Aus den gegebenen geometrischen Abmessungen des Scherrahmens ergibt sich<br />
ein maximaler Scherwinkel von 5°. Dies ist im Vergleich zu üblichen Geweben ein sehr geringer<br />
Wert und erschwert die Anpassung des Demonstratorbauteils an die Originalform, da dies<br />
fehlerfrei herstellbar sein soll.<br />
Die verscherten NFK-Proben wurden analog zu den unverscherten Proben geprüft. Es wurden<br />
keine nennenswerten Unterschiede zu den unverscherten Proben festgestellt. Denn in der<br />
Herstellung wurden die einzelnen, verscherten Lagen des Textils händisch platziert. Dadurch<br />
waren Abweichung von wenigen Grad vom Sollwert zu erwarten, die das Messergebnis verfälschten.<br />
Des Weiteren wurde zur Fertigung der Prüfkörper eine CNC-Fräse verwendet. Die<br />
Ausrichtung der Substratplatten erfolgte ebenso manuell. Auch hier ist von einer Abweichung<br />
um wenige Grad auszugehen.<br />
Daher wurde abweichend vom Arbeitsplan, in Absprache mit dem PA, darauf verzichtet, die<br />
um 5° verscherten NFK-Proben einer vertieften Werkstoffprüfung zu unterziehen oder zu verkleben.<br />
Denn bereits der normale unverscherte NFK-Verbund weist starke Abweichungen vom<br />
Faserverlauf und der Faserverteilung auf, sodass eine Verscherung um 5° nicht ins Gewicht<br />
fallen würde.<br />
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