My Body
Schön, dass es mich gibt. Die Kampagne "My Body" dient als Wohlfühlratgeber, für alle die sich intensiver mit ihrem Körper auseinandersetzen möchten.
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INTERVIEW<br />
FOTO: JACQUELINE WILK<br />
Amputation?<br />
No <strong>Body</strong> Shame!<br />
Corinna Heiss hat<br />
den Österreichischen<br />
Amputiertenverband<br />
gegründet. Als selbst<br />
Amputierte erzählt sie über<br />
ihre Intention dahinter und<br />
wieso sie sich wünscht, dass<br />
sich niemand mehr für eine<br />
Behinderung schämen muss.<br />
Text<br />
Magdalena<br />
Reiter-Reitbauer<br />
Corinna, was war der Grund<br />
für deine Amputation?<br />
2014 wurde mir bei einem<br />
Unfall, bei dem mich ein Auto<br />
angefahren hat, das Bein<br />
abgerissen. Ich habe mir sogar<br />
noch das restliche Bein selbst<br />
mit einem Gürtel abgebunden,<br />
bevor ich in den Notarzthubschrauber<br />
gelegt wurde. Als<br />
ich im Krankenhaus wieder<br />
aufgewacht bin, dachte ich mir<br />
schon, dass mein Bein nicht<br />
wieder anzunähen gewesen sein<br />
muss. Aber es war dennoch ein<br />
Schock!<br />
Du benutzt heute eine Beinprothese.<br />
Wie lange hat es<br />
gedauert, bis du wieder gehen<br />
konntest?<br />
Der Unfall war im April, Ende<br />
Juni habe ich angefangen, mit<br />
einer ersten, mechanischen<br />
Prothese zu gehen. Eine mikroprozessorgesteuerte<br />
Prothese<br />
habe ich dann im August<br />
erhalten. Es war ein großes<br />
Glücksgefühl, endlich wieder<br />
auf zwei Beinen stehen zu<br />
können!<br />
Woran merkst du am stärksten,<br />
dass sich dein Alltag seit<br />
der Amputation verändert hat?<br />
Die Mobilität im Alltag hat<br />
sich sehr verändert. Ich habe<br />
den Vorteil, dass ich zumindest<br />
auf einem Bein stehen<br />
kann. Was mich allerdings in<br />
meinem Leben am meisten<br />
einschränkt, sind die ständigen<br />
Phantomschmerzen.<br />
Wie kann man sich Phantomschmerzen<br />
vorstellen – es<br />
schmerzt ja etwas, das gar<br />
nicht mehr da ist?<br />
Man kann sich das so vorstellen,<br />
wie wenn einem die Hand<br />
eingeschlafen ist und man ein<br />
intensives, brennendes Kribbeln<br />
spürt. Und das spüre ich den<br />
ganzen Tag. Das Bein kann sich<br />
auch je nach Wetterlage eiskalt<br />
oder flammend heiß anfühlen,<br />
oder als ob jemand mit einem<br />
Messer hineinstechen würde. Es<br />
gibt verschiedene Erklärungsansätze,<br />
warum es zu Phantomschmerzen<br />
kommt, aber so<br />
richtig herausgefunden hat es<br />
die Medizin bislang noch nicht.<br />
Mit Hilfe von Medikamenten<br />
und Therapien, wie etwa<br />
Spiegeltherapien, Akupunktur,<br />
Wärme- oder Ultraschalltherapien,<br />
kann man die Schmerzen<br />
behandeln. Ich bin optimistisch,<br />
etwas zu finden, das auch mir<br />
weiterhelfen wird.<br />
Du hast eine Selbsthilfegruppe<br />
für Amputierte gegründet.<br />
Was war deine Intention dahinter?<br />
Als ich amputiert wurde, war<br />
ich richtig verärgert, dass es<br />
niemanden gegeben hat, an den<br />
ich mich wenden konnte. Ich<br />
wusste nicht, wie mein Leben<br />
nun weitergehen soll. Ärzte<br />
können dir medizinische Fragen<br />
beantworten, Orthopädietechniker<br />
können dir die Prothese<br />
erklären, aber niemand kann dir<br />
sagen, wie du mit allem zurechtkommen<br />
wirst und wie dein<br />
Leben von nun an aussehen<br />
wird. Du musst es einfach von<br />
jemandem hören, der oder die<br />
selbst betroffen ist. Daher habe<br />
ich den Amputiertenverband<br />
gegründet.
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