SELTENE ERKRANKUNGEN
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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET
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SELTENE ERKRANKUNGEN
DIE WAISEN DER MEDIZIN.
„Meine Erkrankung
hat mich stark
gemacht“
Nadine Großmann ist Biochemie-
Doktorandin und erforscht ihre
eigene Erkrankung FOP.
NICHT VERPASSEN:
Spinale Muskelatrophie
Patientin Carolin über
ein Leben zwischen
Einschränkung und
Selbstbestimmung.
Seite 12
Hypoparathyreoidismus
Ursachen und
Folgen fehlender
Nebenschilddrüsen.
Seite 20
2
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VERANT-
WORTLICH
FÜR DEN
INHALT
IN DIESER
AUSGABE:
MIRIAM
HÄHNEL
Vier Millionen Menschen
in Deutschland
leben mit einer seltenen
Erkrankung. Vier Millionen
Gründe, um die Forschung
beständig voranzutreiben!
IN DIESER AUSGABE
08
Plötzlich (fast) blind
Andreas verlor mit 33
Jahren fast vollständig seine
Sehfähigkeit.
online
Kristina Mayer hat akute
hepatische Porphyrie
und erzählt ihre persönliche
Geschichte.
Industry Manager Health: Miriam Hähnel
Geschäftsführung: Richard Båge (CEO),
Philipp Colaço (Managing Director),
Franziska Manske (Head of Editorial
& Production), Henriette Schröder
(Sales Director) Designer: Elias Karberg
Mediaplanet-Kontakt: redaktion.de@
mediaplanet.com Coverbild: Privat
Artikel, die mit mit Unterstützung
gekennzeichnet sind, sind keine neutrale
Mediaplanet-Redaktion.
facebook.com/
MediaplanetStories
@Mediaplanet_germany
Please recycle
Geske Wehr
Vorsitzende
der Allianz
Chronischer
Seltener
Erkrankungen
(ACHSE)
e. V.
DANKE,
dass Sie dem Thema Seltene Erkrankungen und vor
allem den vier Millionen betroffenen Kindern und
Erwachsenen in Deutschland Ihre Aufmerksamkeit
schenken. Die letzten Monate waren vor allem durch
die Corona-Pandemie geprägt, die die „Waisen der
Medizin“ einmal mehr in den Schatten gestellt hat. Es
wird Zeit, den vielen chronisch kranken Kindern und
Erwachsenen, die in der Pandemie vor zusätzlichen
Herausforderungen gestanden haben, wieder mehr
Gehör zu schenken! Dabei möchte ich gern die Patientenselbsthilfe
stärker in Ihr Blickfeld rücken.
Gerade bei den Seltenen
Erkrankungen, wo es
an Wissen und Expertise
mangelt, es nur wenige
Therapien und Behandlungsmethoden
gibt, ist die Patientenselbsthilfe
eine stützende Säule! Ehrenamtliche
Kräfte, zumeist Eltern kranker Kinder
oder selbst erkrankte Menschen,
übernehmen Aufgaben, die unser
Gesundheitssystem nicht stemmt
oder stemmen kann. Ich berichte
Ihnen kurz aus meinem Verein, der
Selbsthilfe Ichthyose. Erst kürzlich
konnten wir einer Familie helfen,
die uns nur per Zufall gefunden hat,
nachdem sie bereits mehr als ein
Jahr lang Untersuchungen über ihr
Kind ergehen lassen musste, ohne
Ergebnis. Als betroffene Mutter kenne
ich die verzweifelte Suche nach
Antworten. Der kleine Junge leidet
an einer schweren Form von Ichthyose.
Diese angeborene Verhornungsstörung
erfordert mehrmals täglich
sehr aufwendige Pflege der Haut,
damit es nicht zu Verhärtungen bis
hin zur Unbeweglichkeit kommt.
Die Selbsthilfe hätte Antworten zum
Umgang mit der Erkrankung gehabt
und darauf, wie sich die Erkrankung
weiterentwickelt, dass mit der richtigen
Pflege ein mehr oder weniger
normales Leben des Kindes möglich
ist. Der Familie wäre viel Leid erspart
geblieben.
So wie unsere Selbsthilfe stehen
auch andere Verbände ratsuchenden
Betroffenen zur Seite. Viele Verbände
haben sich weltweit vernetzt, weil
so noch mehr Wissen ausgetauscht
werden kann und Kräfte gebündelt
werden können. Sie arbeiten an Leitlinien
mit, damit das Wissen rund
um die Behandlung der Erkrankung
erweitert wird, denn sie verfügen
über ein enormes Erfahrungswissen.
Selbsthilfeverbände unterstützen
und beraten, geben seelischen
Halt, tragen dazu bei, dass richtige
Diagnosen gestellt werden und
Forschung vorangetrieben wird. Es
ist an der Zeit, dass diese Leistung
anerkannt wird – öffentlich und mit
struktureller Förderung.
Was darüber hinaus in Politik und
Gesundheitswesen getan werden
sollte, damit Menschen mit chronischen
seltenen Erkrankungen länger
und besser leben können, erfahren
Sie auf Seite 3.
Ich wünsche Ihnen viele „Aha-
Erlebnisse“ beim Lesen dieser
Ausgabe - und bitte erzählen Sie es
weiter. Danke!
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 3
Unsere
Liste mit
konkreten
Forderungen
ist lang.
Sie können
sie hier
nachlesen:
www.achseonline.de/
de/was_tut_
ACHSE/4-
Millionen-
Gruendejetzt-zuhandeln.
php
Vier Millionen Gründe,
jetzt zu handeln
In Deutschland leben vier Millionen Menschen, die von
einer der etwa 8.000 verschiedenen und oftmals sehr
komplexen Seltenen Erkrankungen betroffen sind,
darunter vor allem viele Kinder. Die Erkrankungen gehen
mit schwerwiegenden körperlichen und geistigen Einschränkungen
einher, viele Menschen sind ihr Leben lang
auf pflegerische Unterstützung angewiesen.
Text Mirjam Mann
Aufgrund der Vielzahl
der Erkrankungen,
die für sich genommen
in geringen
Zahlen vorkommen, ist das
Interesse, daran zu forschen,
gering oder mit hohem Aufwand
und Kosten verbunden,
sodass es kaum Therapien und
Behandlungsmöglichkeiten
gibt. Das wenige Wissen zu
den einzelnen Erkrankungen
liegt in nur wenigen Händen.
Betroffene sind oft Jahre auf
der Suche nach einer richtigen
Diagnose und erleben dabei
wahre Odysseen. In Beruf,
Schule oder Gesellschaft
finden sie oft keine Anerkennung.
Um die Waisen der Medizin
– wie die Betroffenen auch
genannt werden – in den Fokus
der Politik, Wissenschaft,
Forschung und Medizin zu
rücken und die Lebenslage der
Menschen zu verbessern – gar
Leben zu retten –, hat sich vor
17 Jahren die ACHSE
gegründet. Unter deren
Dach kommen heute über
130 Patientenorganisationen
zusammen und teilen ihr
Erfahrungswissen. Mit ihrem
Netzwerk aus Vertreterinnen
und Vertretern aus den Bereichen
Medizin, Wissenschaft,
Forschung sowie Kontakten
im Gesundheitswesen ist die
ACHSE zugleich Anker und
starke Stimme der Menschen
mit Seltenen Erkrankungen,
die in Deutschland leben.
Vier Millionen Menschen
sind vier Millionen Gründe
für unseren Einsatz. Aus
Anlass der Bundestagswahl
hat die ACHSE ein umfassendes
Positionspapier für die
kommende Legislaturperiode
verfasst. Es enthält nicht nur
Forderungen, sondern konkrete
Maßnahmen, die dazu
beitragen sollen, die Leben
von Menschen mit chronischen
seltenen Erkrankungen
zu verbessern.
Es gibt darin zwei Kernforderungen:
Zum einen die
nach strukturierten Patientenpfaden.
Diese bilden
die Behandlung und Pflege
eines Patienten mit einer
definierten Erkrankung ab.
Wir fordern gut beschriebene
und öffentlich zugängliche
Mirjam Mann
Geschäftsführerin
der Allianz
Chronischer
Seltener
Erkrankungen
(ACHSE) e. V.
Patientenpfade mit konkreten
Handlungsanweisungen. Sie
können für den Arzt verdeutlichen,
wie der ideale Weg eines
Patienten ist, denn Menschen
mit Seltenen Erkrankungen
irren oft lange durch unser
Gesundheitssystem. Auf diese
Weise sollen auch Ärzte, die
nicht auf diese Erkrankungen
spezialisiert sind, wissen, wie
sie weiter vorgehen können.
Denn auch wenn es mittlerweile
35 Zentren für Seltene
Erkrankungen gibt, in denen
Ärzte vernetzt arbeiten –
Patienten mit unerklärlichen
Symptomen gehen zuerst zum
Hausarzt, vielleicht noch zum
Facharzt. Der weitere Weg des
Patienten sollte nicht vom
einzelnen Engagement des
jeweiligen Arztes abhängen
müssen. Sein Weg in das Zentrum
und zu einer richtigen
Diagnose oder Behandlung
sollte sichergestellt werden.
Unsere zweite Forderung
knüpft daran an: Wir möchten
Betroffenen einen Case Manager
auf Rezept ermöglichen,
was eine Gesetzesänderung
erforderlich macht. Wir möchten,
dass alle Menschen mit
einer chronischen Erkrankung
jemanden an die Seite gestellt
bekommen, der ihnen hilft,
alle notwendigen Schritte
einzuleiten: zum Beispiel
Pflegeleistungen oder Hartz-
IV-Zusatzleistungen zu beantragen.
Nicht jeder Mensch
hat treusorgende Angehörige
um sich und das Gesundheitssystem
ist so komplex, dass es
für Laien schwer verständlich
ist. Die Betroffenen benötigen
eine Art Bauleiter, der sich um
alles kümmert. Denn sie selbst
haben genug mit ihrer Erkrankung
zu tun.
Wir freuen uns außerdem über
Ihre Unterstützung unserer
Social-Media-Kampagne
#4MillionenGründe.
4
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Leben mit ITP
In Deutschland leben derzeit rund 16.000 Patienten mit Immunthrombozytopenie
(ITP). Bei dieser Erkrankung erkennt das Abwehrsystem des Körpers die
eigenen Blutplättchen (Thrombozyten) fälschlicherweise als Fremdkörper und
baut diese vermehrt ab. Im Interview spricht Prof. Dr. Axel Matzdorff, Chefarzt
der Abteilung für Innere Medizin II an der Asklepios Klinik Uckermark, über die
seltene Autoimmunerkrankung.
Text
Franziska Manske
Prof. Dr.
Axel Matzdorff
Chefarzt der Abteilung
für Innere Medizin II an
der Asklepios Klinik
Uckermark
ITP gehört ja zu den seltenen
Erkrankungen: Wie
äußert sich die Erkrankung
und wie wird sie diagnostiziert?
Man unterscheidet die ITP
bei Erwachsenen und bei
Kindern. Kinder haben häufig
einen akuteren und schwereren
Verlauf, haben häufiger
Blutungen. Das Erfreuliche
ist, dass 90 Prozent der Kinder
spontan ausheilen, die Erkrankung
geht nach wenigen
Wochen vorbei. Bei den Erwachsenen
ist es umgekehrt
– rund 90 Prozent entwickeln
einen chronischen Verlauf
und nur rund zehn Prozent
eine spontane Heilung.
Bei einem Drittel der
Patienten treten stecknadelkopfgroße
Einblutungen
(Petechien) der Haut und
Schleimhäute sowie blaue Flecken
auf. Schwere Blutungen
in den Kopf, die Augen, andere
Organe oder dass man eine
Transfusion braucht, sind
zum Glück selten. Bei zwei
Drittel der Patienten ist die
ITP eine Zufallsdiagnose, die
durch eine Blutuntersuchung
beim Arzt auffällt.
Über welche Belastungen im
Alltag berichten Ihre ITP-
Patienten am häufigsten?
Neben den genannten
Symptomen belasten vor
allem Fatigue, eine bleierne
Müdigkeit und anhaltende
Erschöpfung, und die Angst
vor schweren Blutungen
die Betroffenen sehr. Hinzu
kommen die engmaschigen
Kontrollen beim Arzt,
die Zeit kosten und gerade
für ältere Menschen sehr
aufwendig sind. Denn um
den Erfolg der ITP-Behandlung
beurteilen zu können,
müssen die Blutplättchenwerte
zu Therapiebeginn
besonders engmaschig,
d. h. mitunter alle paar Tage
kontrolliert werden. Wenn
sich die Thrombozytenzahl
erholt und stabilisiert hat,
können die Kontrollintervalle
immer weiter ausgedehnt
werden. Dann sind nur noch
alle 2–4 Wochen oder gar
Monate ein Arztbesuch und
eine Überprüfung der Blutplättchenzahl
notwendig.
Welche Therapieoptionen
gibt es, und können Patienten
mit der passenden
Therapie wieder ein „normales“
Leben führen?
Ein weitestgehend normales
Leben ist möglich, wenn die
Therapie bei Betroffenen
anschlägt, was zum Glück zu
90 Prozent der Fall ist. Nach
der Diagnose der ITP erfolgt
die Behandlung in aufeinanderfolgenden
Schritten.
1 Erstlinientherapie
Patienten werden standardmäßig
mit Kortikosteroiden
(Nichtmediziner sagen
häufig „Kortison“) in hoher
Dosierung behandelt. Bei
Bedarf kommen zusätzlich
Immunglobuline und
Thrombozytenkonzentrate
zum Einsatz.
2Zweitlinientherapie
Wenn mit der Erstlinientherapie
keine ausreichende
oder anhaltende
Steigerung der Blutplättchenzahl
erreicht wird oder
die Mittel vom Patienten
schlecht vertragen werden,
kann der Einsatz von
Thrombopoetin-Rezeptor-
Agonisten oder eines für
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die ITP zugelassenen neuen
Milz-Tyrosinkinase-Hemmers
ins Auge gefasst wer-
die ITP zugelassenen neuen
Milz-Tyrosinkinase-Hemmers
ins Auge gefasst werden.
Auch die Entfernung
der Milz (Splenektomie)
den. Auch die Entfernung
stellt eine Therapieoption
der Milz (Splenektomie)
dar,
stellt
wird
eine
heute
Therapieoption
aber nur
noch
dar, wird
selten
heute
angeboten.
aber nur
3noch selten angeboten.
Drittlinientherapie
Sprechen Drittlinientherapie
behandlungsbedürftige
Sprechen Patienten behandlungsbedürftige
die Zweitlinientherapie
Patienten auch
auch
auf
nicht auf die an Zweitlinientherapie
oder erleiden sie immer
nicht wieder an oder einen erleiden Rückfall, sie immer
wieder kann auf einen verschiedene
Rückfall,
dann
Medikamente, dann kann auf sogenannte
verschiedene
Immunsuppressiva, Medikamente, sogenannte zurückgegriffen
Immunsuppressiva, werden, die zurückgegriffen
in werden, der Transplan-
die norma-
normalerweistationslerweise
oder in der Krebsmedizin
Transplantations-
oder werden, Krebsmedizin um das
eingesetzt
körpereigene eingesetzt werden, Abwehrsystem um das
zu körpereigene unterdrücken. Abwehrsystem
Ziel ist
auch zu unterdrücken. hier, die Bildung Ziel ist von
auch hier, die Bildung von
Autoantikörpern und somit
den übermäßigen Blutplättchenabbau
zu verhindern. In
Autoantikörpern und somit
den übermäßigen Blutplättchenabbau
zu verhindern. In
den späteren Therapielinien
ist die Milzentfernung eine
den späteren Therapielinien
häufigere Therapieoption.
ist die Milzentfernung eine
häufigere Therapieoption.
Warum ist es so wichtig,
Warum dass ITP-Patienten ist es so wichtig, ihre
dass Erkrankung ITP-Patienten kennen ihre und
Erkrankung sich mit dem kennen Arzt austauschen
mit können? dem Arzt austau-
und
sich
schen Die ITP können? ist eine seltene
Die Erkrankung ITP ist eine und seltene der Arzt
Erkrankung sieht in seiner und Praxis der Arzt viele
sieht andere in Erkrankungen,
seiner Praxis viele
andere die häufiger Erkrankungen, sind und mit
die denen häufiger sich sind logischerweise
und mit
denen besser er auskennt. sich logischerweise
Mit einer
besser seltenen auskennt. Erkrankung Mit einer auf
seltenen dem Laufenden Erkrankung zu bleiben, auf
dem ist schon Laufenden schwierig. zu bleiben, Der
ist ITP-Patient, schon schwierig. der den Der ganzen
ITP-Patient, Tag mit seiner der Erkrankung
den ganzen
Tag konfrontiert mit seiner ist, Erkrankung weiß schon
konfrontiert ist, weiß schon
innerhalb kürzester Zeit
sehr viel darüber – manchmal
sogar mehr als der
innerhalb kürzester Zeit
sehr viel darüber – manchmal
sogar mehr als der
Arzt. Das liegt daran, dass
sich Betroffene viel mehr
Arzt. Das liegt daran, dass
damit auseinandersetzen
sich Betroffene viel mehr
damit
und informieren.
auseinandersetzen
Sie sind
und
in Selbsthilfegruppen,
informieren. Sie sind
tauschen
Selbsthilfegruppen, sich mit anderen tau-
aus,
in
schen wissen, sich wo mit Experten anderen sitzen, aus,
wissen, holen sich wo Experten Zweitmeinungen sitzen,
holen ein. Das sich ist Zweitmeinungen
sehr wichtig und
ein. trägt Das sehr ist sehr positiv wichtig zur Arzt- und
trägt Patienten-Kommunikation
sehr positiv zur Arzt-
Patienten-Kommunikation
bei.
bei.
Am 25.09. findet der erste
Am nationale 25.09. findet ITP-Patiententag
der erste
nationale als virtuelle ITP-Patiententag
Veranstaltung
als im virtuelle Internet Veranstaltung
statt und Prof.
im Matzdorff Internet statt hofft, und dass Prof. noch
Matzdorff viele weitere hofft, folgen dass noch – denn
viele Aufklärung weitere folgen ist das – A denn und O,
Aufklärung bei jeder seltenen ist das A Erkrankung.
jeder seltenen Erkran-
und O,
bei
kung.
Aufklärung
Aufklärung
ist das A und
ist
O
das
– bei
A
jeder
und
O
seltenen
– bei jeder
seltenen
Erkrankung.
Erkrankung.
©Novartis
ITP Immunthrombozytopenie –
eine Autoimmunkrankheit nimmt Lebensqualität
Häufiges Nasen- oder Zahnfleischbluten,
eine Neigung zu blauen Flecken oder kleine
Einblutungen unter der Haut (Petechien)
können Anzeichen für eine Immunthrombozytopenie,
kurz ITP, sein. ITP ist eine
Erkrankung des blutbildenden Systems,
von deren chronischer Form in Deutschland
etwa 16.000 Menschen betroffen sind. 1 Das
körpereigene Abwehrsystem erkennt die
eigenen Blutplättchen (Thrombozyten) und
ihre Vorläuferzellen fälschlicherweise als
Fremdkörper und beginnt sie abzubauen.
So entsteht ein Thrombozytenmangel,
durch den es zu Störungen der Blutgerinnung
kommt. Dies kann wiederum zu einer
erhöhten Blutungsneigung mit den oben
aufgeführten Folgen führen. Hinzu kommen
für viele Patienten nicht sichtbare Symptome,
wie Müdigkeit und starke Erschöpfungszustände
(Fatigue). Der Erfolg einer ITP-Therapie
sollte daher nicht allein an der Thrombozytenzahl
gemessen werden, sondern auch
nicht sichtbare Symptome beachten.
Mit der passenden ITP-Therapie die
Blutplättchenzahl erhöhen und die
Lebensqualität verbessern
Für die Behandlung der ITP stehen unterschiedliche
Therapien zur Verfügung: Nach
der Diagnose wird standardmäßig mit einer
Kortisontherapie gestartet. Bei einem Großteil
der Patienten kann damit nach kurzer Zeit
ein Anstieg der Blutplättchen erzielt werden.
Sollte dies nicht gelingen oder die Medikamente
vom Patienten schlecht vertragen
werden, kann in einem zweiten Schritt auf
eine Therapie mit Thrombopoetin-Rezeptor-
Agonisten (TPO-RAs) oder einen für die ITP
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zugelassenen Milz-Tyrosinkinase-Hemmer
umgestellt werden. TPO-RAs können die Produktion
der Blutplättchen im Knochenmark
anregen, Milz-Tyrosinkinase-Hemmer können
den Abbau der Blutplättchen verringern. In
Ausnahmefällen kann die operative Entfernung
der Milz (Splenektomie) helfen. Die ITP
verläuft oft individuell sehr unterschiedlich, ob
und wie die ITP behandelt wird, sollte gemeinsam
von Arzt und Patient getroffen werden.
Beim 1. Nationalen ITP-Patiententag
stehen die Fragen der Patienten im Mittelpunkt.
Auf großes Interesse im Vorfeld
stießen die Workshops zum Umgang
mit Erschöpfung und Müdigkeit sowie
die Frage, ob eine Therapiefreiheit auch
bei chronischer ITP möglich ist. In Kürze
finden Sie die Vorträge auch auf
www.leben-mit-itp.de
1)
Onkopedia-Leitlinie Immunthrombozytopenie https://
www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/immunthrombozytopenie-itp/@@guideline/html/index.html,
zuletzt aufgerufen am 23.06.2021
6
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Geerbte Attacken
Akute hepatische Porphyrien sind eine Gruppe seltener metabolischer Erkrankungen,
die bei den Betroffenen starke Beschwerden hervorrufen und den Alltag stark beeinträchtigen
können. Wie bei vielen seltenen Erkrankungen müssen Ärzte bei der Diagnosefindung
medizinische Detektivarbeit leisten, um Patienten helfen zu können. Ein
Gespräch mit Nils Wohmann und Dr. Ilja Kubisch vom Porphyriezentrum Chemnitz.
Text Hanna Sinnecker
Nils Wohmann
Porphyriezentrum
Chemnitz
Dr. Ilja Kubisch
Porphyriezentrum
Chemnitz
Das komplette
Interview sowie
einen Patientenbericht
lesen Sie
unter:
seltenekrankheiten.de
Von akuter hepatischer Porphyrie
(AHP) hat Otto Normal-
Bürger wahrscheinlich noch
nie etwas gehört. Was passiert
im Körper Betroffener?
Generell sind sogenannte Porphyrine
lebenswichtige biochemische
Bausteine für Pflanzen,
Tiere und Menschen. Sie haben
die Fähigkeit, elektromagnetische
Strahlung im Lichtspektrum
zu absorbieren und die
aufgenommene Energie wieder
abzugeben. Bei den tierischen
und damit auch den menschlichen
Zellen bilden sie zusammen
mit Eisen Häm-Moleküle.
Diese sind als Hämo- beziehungsweise
Myoglobin essenziell
für die Sauerstoffversorgung
im Körper. Auch als Bestandteil
vieler Enzyme sind Porphyrine
von grundlegender Bedeutung
für den geregelten Ablauf von
Stoffwechselprozessen, besonders
in der Leber.
Bei Porphyrien handelt es
sich um acht verschiedene,
meist angeborene Stoffwechselerkrankungen.
Bei den
Betroffenen gibt es jeweils
einen Defekt eines Enzyms
der Hämsynthese. In der Folge
kommt es zur Anhäufung von
Zwischenprodukten. Durch
ihre Ablagerungen in Haut,
Leber und Nervensystem
treten verschiedene Symptome
auf.
Wie äußert sich eine AHP
konkret?
Wie der Name schon sagt,
leiden die Patienten oft unter
akuten Attacken. Es kommt zu
Übelkeit, Erbrechen, diffusen
Bauchschmerzen, aber
auch zur Ausstrahlung in den
Rücken oder die Beine. Dazu
kommen mögliche psychische
Beschwerden, auch ein roter
Urin zählt zu den Symptomen.
Lähmungen in Armen oder
Beinen, Krampfanfälle oder
Atembeschwerden führen dann
zur Aufnahme auf die Intensivstation.
Atemlähmungen oder
Herzrhythmusstörungen sind
mögliche lebensbedrohliche
Komplikationen.
Wo liegt die Schwierigkeit bei
der Diagnosefindung, und gibt
es Verwechslungsmöglichkeiten
mit anderen Erkrankungen?
Die eben beschriebenen
Symptome legen natürlich
Verwechslungen nahe. Die
größte Schwierigkeit liegt darin,
dass ein Arzt nicht sofort an
diese seltene Erkrankung denkt.
Die Diagnose im Labor mit einer
Urinprobe ist dann an sich nicht
kompliziert.
Handelt es sich um eine erblich
bedingte Erkrankung?
Ja, die akuten hepatischen
Porphyrien werden
autosomal-dominant vererbt.
Frauen im Alter zwischen 20
und 30 Jahren sind anfälliger
dafür. Da spielen hormonelle
Veränderungen im Rahmen des
Monatszyklus eine entscheidende
Rolle. Circa eine von 100.000
Personen kann daran erkranken.
Sinnvoll ist nach einer Diagnose
daher die genetische Untersuchung
der gesamten Familie.
Auf diese Weise lassen sich bei
Betroffenen die auslösenden
Faktoren leichter meiden und
die Beratung verbessern.
Gibt es die Möglichkeit, AHP
zu behandeln?
Entscheidend ist, wie gesagt,
eine frühe Diagnose. Danach
kann man die Faktoren beseitigen,
die Attacken auslösen:
Nikotin, Alkohol, Stress, Ernährung,
Fasten oder Medikamente.
Hier ist die Aufklärung wichtig.
Idealerweise ist sogar der Patient
besser informiert als der nächste
behandelnde Arzt, gerade wenn
es um die bisherige Behandlung
mit Medikamenten geht.
Bei den Medikamenten gibt es
seit 2020 ein innovatives
Präparat. Es hemmt selektiv die
messenger-RNA des ersten
Enzyms der Hämsynthese in der
Leber und senkt nachweislich
chronische Symptome, die
Schubhäufigkeit und den Bedarf
an Hämarginat.
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Gen-Stilllegung mit RNA
Die Ursache der meisten seltenen
Erkrankungen liegt im
Erbgut. Mit konventionellen
Behandlungsmethoden
lassen sich häufig nur die
Symptome lindern. Das Prinzip
der RNA-Interferenz
ermöglicht einen neuen Ansatz,
mit dessen Hilfe sich
die Aktivität einzelner Gene
gezielt regulieren lässt.
Genetisch bedingte Erkrankungen
können so ursächlich
therapiert werden –
ohne dabei das Erbgut zu
verändern.
Kurze RNA-Stränge (orange) teilen
der Zelle mit, welche mRNA (grün)
gezielt abgebaut werden soll.
Im vergangenen Jahr hat eine neue Klasse
von Impfstoffen auf Basis von Boten-RNA
(Messenger-RNA, mRNA) ihren Durchbruch
erlebt. Durch das Einbringen von
mRNA in die Zellen erhalten diese den
Bauplan für ein bestimmtes Virus-Protein,
das sie dann selbst herstellen. Gegen
diese Proteine erzeugt das Immunsystem
anschließend eine Immunantwort. mRNA
gibt es in jeder Zelle in Hülle und Fülle.
Ihre natürliche Funktion ist es, die im Erbgut
gespeicherten Protein-„Baupläne“ an
die Protein-„Fabriken“, die Ribosomen,
zu übermitteln. Diese Transportfunktion
macht die mRNA zu einem Ziel für neue
therapeutische Ansätze – weit über Impfstoffe
hinaus.
Viele seltene Erkrankungen gehen
zurück auf Mutationen im Erbgut. Dadurch
können etwa die Baupläne für wichtige
Proteine fehlerhaft sein. Diese „defekten“
Proteine können zu schweren Komplikationen
im Stoffwechsel führen, zum Beispiel
wenn sie toxisch wirken, wie bei der akuten
hepatischen Porphyrie, oder aufgrund
ihrer veränderten Struktur Ablagerungen
(Amyloid) bilden, die wiederum die Funktionsfähigkeit
der Organe beeinträchtigen
können, zum Beispiel bei der ATTRv-
Amyloidose.
RNAi-Medizin: Eine neue Klasse
von Arzneimitteln
Vor gut 20 Jahren entdeckten Forschende
einen natürlichen Mechanismus, mit dem
Zellen die Aktivität einzelner Gene steuern
können. Dieser Mechanismus wird als
RNA-Interferenz (RNAi) bezeichnet. Für ihre
Forschung erhielten die US-Wissenschaftler
Andrew Z. Fire und Craig C. Mello im Jahr
2006 den Medizin-Nobelpreis. Die Entdeckung
der RNA-Interferenz legte den
Grundstein für eine völlig neue Klasse von
Arzneimitteln.
Die Grundidee ist simpel. Die Aktivität
eines für eine Erkrankung ursächlichen
Gens wird einfach herunterreguliert. Dies
geschieht, indem der Informationsträger
– die mRNA – abgebaut wird, bevor er die
Ribosomen erreicht. Mittels des zelleigenen
Mechanismus der RNA-Interferenz lässt sich
präzise genau jene mRNA deaktivieren, die
den fehlerhaften Bauplan überträgt. Um
diesen Prozess zu aktivieren, wird eine kurze
RNA-Sequenz in die Zellen eingebracht.
Diese teilt der Zelle mit, welche mRNA
abgebaut werden soll. Im Ergebnis wird die
Produktion der krankheitsverursachenden
Proteine erheblich reduziert. Ein Vorteil der
RNA-Interferenz: Im Gegensatz zu einer
Gentherapie wird nicht in das Erbgut eingegriffen.
Setzt man die Behandlung aus, wird
das betreffende Protein wieder hergestellt.
Das Potenzial der RNAi zum Wohle von
Patienten nutzbar machen – mit dieser
Vision wurde 2002 das biopharmazeutische
Unternehmen Alnylam Pharmaceuticals
gegründet. Seither hat Alnylam mehr als
drei Milliarden US-Dollar in die Entwicklung
von RNAi-Therapeutika investiert. Seit 2018
wurden bereits drei RNAi-Therapeutika zur
Behandlung seltener, genetisch bedingter
Erkrankungen in Europa zugelassen. Weitere
sind in Entwicklung. Perspektivisch
lassen sich mit RNAi-Therapeutika nicht
nur genetische Erkrankungen behandeln,
sondern potenziell auch Herz- und Stoffwechselkrankheiten,
Infektionskrankheiten
und Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
Dies ist ein gutes Beispiel, wie von
der Forschung an seltenen Erkrankungen
mittelfristig auch viele weitere Patienten
profitieren können.
Erfahren Sie mehr über RNA-Interferenz
und die Forschung von Alnylam unter
alnylam.de.
08.2021 PH1-DEU-00041
8
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Plötzlich
(fast)
blind
Als Andreas 33 Jahre alt ist, bekommt
er Probleme mit den Augen. Er geht
zum Augenarzt und erhält den
Verdacht Hirntumor. Dass eine seltene
Erkrankung dahintersteckt, ahnte zu
diesem Zeitpunkt niemand. Heute hat
der Elektromeister ein Sehvermögen
von einem Prozent. Um welche
Erkrankung es sich handelt und wie
sich sein Alltag verändert hat,
erzählt er im Interview.
Andreas, welche Augenerkrankung
haben Sie?
Ich habe die seltene Augenerkrankung
Lebersche Hereditäre Optikus-Neuropathie
(LHON). Das ist eine genetische
Erkrankung der Nervenzellen des
Auges, die vor allem junge Männer
betrifft. Sie tritt in Deutschland nur
circa 80-mal pro Jahr als Neuerkrankung
auf.
Wie haben Sie gemerkt, dass etwas
mit Ihren Augen nicht stimmt, und
welche Beschwerden traten auf?
Im September 2019 traten Sehbeschwerden
auf, ich sah teilweise verschwommen
und ging zum Optiker,
weil ich vermutete, dass ich eine neue
Brille benötige. Beim Sehtest konnte
ich kaum die Zahlen erkennen. Der
Optiker reinigte extra das Gerät, da er
nicht glauben konnte, dass ich kaum
etwas sah. Doch mit dem Gerät war
alles in Ordnung. Er schickte mich
zum Augenarzt, der sämtliche Untersuchungen
machte und mich dann
per Notfallüberweisung ins Krankenhaus
schickte wegen des Verdachts
auf Hirntumor. Zum Glück bestätigte
sich die Diagnose nicht. Doch warum
ich immer schlechter sehen konnte,
wusste immer noch niemand.
Wie lange hat es gedauert, bis die
Diagnose LHON gestellt wurde, und
was hat die Diagnose für Ihr Leben
bedeutet?
Es ging wochenlang hin und her und
die ständig neuen Verdachtsdiagnosen
machten mich wahnsinnig. Die ständige
Angst und die immer größer werdende
Unsicherheit haben mich sehr
viel Kraft gekostet. Im Oktober kam
dann der erste Hinweis auf LHON, was
dann auch durch einen genetischen
Test bestätigt wurde. Zu diesem Zeitpunkt
hatte ich noch eine Sehkraft von
vier bis fünf Prozent. Doch das ging
weiter bergab. Heute habe ich eine Sehkraft
von einem Prozent. Mein Leben
war quasi von heute auf morgen nicht
mehr das gleiche. Ich brauchte sehr
lange, um mich mit meinem neuen
Leben zu arrangieren. Lange wollte ich
es nicht wahrhaben und habe mich
immer gefragt: Warum ich?
Text Franziska Manske Foto privat
Wie sieht Ihr Alltag mit der Erkrankung
aus, und fühlen Sie sich als
Patient mit einer seltenen Augenerkrankung
gut versorgt?
Ich lebe in einer Kleinstadt im ländlichen
Raum. Hier ist man auf das
Auto angewiesen. Doch natürlich kann
ich mich als fast blinder Mensch
nicht mehr hinters Steuer setzen.
Auch der Alltag mit der Familie hat
sich natürlich verändert und auch die
Arbeit. Doch ich habe das große Glück,
dass sowohl meine Frau als auch mein
Arbeitgeber, bei dem ich als Kalkulator
arbeite, immer hinter mir standen und
stehen. Zudem habe ich mich an die
PRO RETINA gewandt, die mir sehr
viele Hilfestellungen an die Hand gegeben
hat und nach wie vor gibt. Nicht
allein zu sein, ist ein gutes Gefühl.
Ich muss vierteljährlich zum Arzt, der
mir mein Medikament verschreibt.
Zudem stehe ich mit sechs weiteren
Patienten auf der Warteliste für eine
derzeit noch nicht zugelassene
Therapie. Ich hoffe täglich auf den
Anruf.
Das LHON-Patientenregister
Forschung und Medizin mit Patienten vernetzen.
Text Hanna Sinnecker
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 9
Der Datenschutz ist uns wichtig.
Die Datensätze werden pseudonymisiert.
Die Daten liegen auf geschützten
Servern in Deutschland,
die medizinischen auf einem anderen
als die persönlichen.
Dr. Sandra
Jansen
Projektmanagerin
und Leitung
Patientenregister
des
PRO RETINA
Deutschland
e. V.
Was verbirgt sich hinter dem
LHON-Patientenregister von
PRO RETINA?
Das LHON-Patientenregister von
PRO RETINA ist eine Datenbank,
über die wir online Daten zur LHON
erfassen, die Forscher, Augenärzte
und Neurologen einsehen können.
Sie wird angeschlossen an unser
Patientenregister mit generellen
Daten zu Netzhauterkrankungen.
Aber wir bringen darüber auch Betroffene
und Ausrichter klinischer
Studien zusammen. Unser Ziel
ist es, einen Standard für Diagnostik
und Therapie bei LHON zu
entwickeln. Und mein persönliches
Anliegen ist es, den Leidensdruck
der Patienten zu reduzieren.
Welche Vorteile hat ein Patient,
der sich im Patientenregister
eintragen lässt, und wie werden
die Daten genutzt?
LHON ist eine komplexe Krankheit,
die wir verstehen wollen. Es geht
um Erkenntnisgewinn,
der elementar zu einer Verbesserung
von Diagnose und Therapie
beiträgt. Gerade bei LHON dauert
es oft lange bis zur Diagnose. Bevor
die richtige Diagnose steht, ist das
Augenlicht meist fort, denn die
Sehfähigkeit sinkt im Schnitt in
drei Monaten unter zehn Prozent.
Hinzu kommt, dass die Daten bis
jetzt nur dezentral vorliegen. Die
Lösung ist das zentrale Register, das
alle Informationen bündelt.
Was sind die Herausforderungen
bezüglich eines Patientenregisters,
speziell wenn es sich um
eine seltene Erkrankung wie
LHON handelt?
Die Herausforderung liegt schon in
der Seltenheit der Erkrankung.
Freiwillige für das Patientenregister
zu finden, gestaltet sich dann schon
etwas schwieriger. Aber bei dem
LHON-Patientenregister handelt es
sich um eine multizentrische
Registerstudie. D.h. momentan
haben wir 14 Augenkliniken in
Deutschland unter Vertrag, die für
uns LHON-Patienten ins Register
aufnehmen.
Weitere Infos unter:
www.pro-retina.de
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Sie sehen was, was sie nicht sehen.
Menschen mit der seltenen Augenkrankheit Lebersche Hereditäre Optikusneuropathie leiden unter verschiedenen
Einschränkungen ihres Sehvermögens – bis hin zur Erblindung. Chiesi setzt sich für die Betroffenen ein.
Erfahren Sie mehr über unser Engagement im Bereich der seltenen Erkrankungen: www.chiesi.de/seltene-erkrankungen
10
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Gentherapie bei LHON
Die seltene erbliche Augenkrankheit LHON soll Studien zufolge erstmals
ursächlich behandelt werden können. Durchgeführt wurden die randomisierten,
placebokontrollierten, doppelblinden Studien an sieben Zentren weltweit,
darunter am LMU Klinikum München (Friedrich-Baur-Institut an der Neurologischen
Klinik und Augenklinik) unter der Leitung von Prof. Thomas Klopstock.
Im Interview spricht er über den aktuellen Stand der Forschung.
Text Paul Howe
Prof. Dr. med.
Thomas
Klopstock
Friedrich-Baur-
Institut an der
Neurologischen
Klinik der
Ludwig-Maximilians-Universität
(LMU)
Können Sie uns kurz
die Erkrankung LHON
beschreiben?
Die Lebersche Hereditäre
Optikus-Neuropathie
(LHON) ist mit einer Häufigkeit
von ca. 1:30.000 eine der
häufigsten mitochondrialen
Erkrankungen. Die Erkrankung
kann in jedem Alter
auftreten. In der akuten
Phase beschreiben die
Patienten eine schmerzlose
subakute Verschlechterung
des zentralen Sehens, häufig
auch des Farbensehens, die
i. A. zunächst monokulär
beginnt und dann innerhalb
weniger Wochen oder Monate
auch das zweite Auge
betrifft. In der Mehrzahl der
Fälle bleibt eine hochgradige
Die Diagnosestellung
gelingt oft nicht auf Anhieb.
Entscheidend ist daher, an die
Möglichkeit einer LHON zu
denken.
permanente Sehverschlechterung,
insbesondere des
zentralen Sehens, zurück.
Die klinisch-ophthalmologische
Diagnosestellung
gelingt oft nicht auf Anhieb,
meist wird zunächst unter
der Verdachtsdiagnose einer
Optikusneuritis weitere
Diagnostik und Therapie
veranlasst. Entscheidend ist
daher, an die Möglichkeit
einer LHON zu denken,
und möglichst schnell den
einfachen und kostengünstigen
Gentest aus dem Blut zu
veranlassen.
Warum ist das Auge für
eine Gentherapie bestens
geeignet?
Die derzeit per Gentherapie
adressierten Augen-Erkrankungen
sind auf Netzhaut
und Sehnerv beschränkt.
Das heißt: Man kann die
Gentherapie lokal in das
Auge und somit direkt in
die Nähe der Zellen injizieren,
wo sich die Wirkung
entfalten soll. Zudem ist das
Auge ein „immun-privilegiertes“
Organ, d.h. es ist
sehr unwahrscheinlich, dass
die lokale Injektion in das
Auge zu einer systemischen
Immunreaktion führt.
Gentherapien wecken
großes Interesse. Was
können Sie zur Sicherheit
einer solchen Therapie
sagen?
Das größte Risiko besteht
bei systemisch verabreichten
Gentherapien in einer
überschießenden
Immunreaktion auf
Bestandteile des Gentherapie-Vektors,
meist auf den
Trägervirus. Die inzwischen
meist verwendeten
Adeno-assoziierten Virus-
Vektoren (AAV-Vektoren)
sind diesbezüglich bereits
viel weniger immunogen
als früher verwendete Vektoren,
doch auch bei AAVbasierten
Gentherapien
können Immunreaktionen
auftreten. Bei lokaler
Verabreichung in das Auge
ist diese Gefahr deutlich
geringer. Insgesamt gilt:
Auch wenn die Gentherapien
heutzutage relativ
sicher sind, muss jeder
Ansatz in Studien neu
geprüft werden.
Da bei der Gentherapie
defekte Gene ausgetauscht
oder repariert
werden, wird das Problem
sozusagen an
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 11
der Wurzel gepackt. Können Sie
schon etwas zur Wirksamkeit der
Therapie bei LHON sagen, und wie
nachhaltig die einmal erzielten
Verbesserungen sein könnten?
Die Gentherapie wurde inzwischen
bei LHON-Patienten mit der Mutation
G11778A in mehreren klinischen
Studien untersucht. Die einmalige,
unilaterale, intravitreale Injektion
des Gentherapie-Vektors (ND4-cDNA
verpackt in rekombinanten Adenoassoziierten
Virus 2, rAAV2) war in
zwei Phase-3-Studien gut verträglich
und wirksam. Bei 37 LHON-Patienten,
die die Injektion 6-12 Monate nach
Symptombeginn erhielten, fand sich
nach 96 Wochen eine Verbesserung
der Sehkraft des injizierten Auges um
im Mittel 15 Buchstaben auf der Sehtafel
und des kontralateralen Auges
um 13 Buchstaben. Als Erklärung für
den kontralateralen Effekt fand sich
in Primatenversuchen ein Transfer
des Gentherapie-Konstrukts über die
Sehnervenkreuzung. Ähnlich positive
Ergebnisse fanden sich bei weiteren
38 Patienten mit unilateraler Injektion
weniger als sechs Monate nach
Symptombeginn. Auch nach mehrjähriger
Nachverfolgung schneiden
die behandelten Patienten deutlich
besser ab als im natürlichen Verlauf
der Erkrankung. Eine Zulassung des
Gentherapeutikums ist beantragt.
Aktuell ist die Therapie in Deutschland
noch nicht verfügbar. An wen
können sich Patienten wenden, um
möglichst frühzeitig behandelt zu
werden?
Die randomisierten Studien sind
erfolgreich beendet, eine Zulassung
ist bei der EMA beantragt. Um die
Zeit bis zur Zulassung zu überbrücken,
planen wir ein sog. Expanded-
Access-Programm (EAP). Solche
Programme bieten Patienten mit
Krankheiten, für die es noch keine
Behandlungsmöglichkeiten gibt,
Zugang zu Präparaten außerhalb von
klinischen Studien und vor der
Einführung des Medikaments.
Patienten mit LHON und der Mutation
11778 können sich per E-Mail an
fbi@med.uni-muenchen.de wenden.
LHON betrifft
hauptsächlich Jugendliche
und junge Erwachsene,
vorwiegend Männer.
Die Erkrankung ist mit
einem schmerzlosen,
plötzlichen Verlust des
zentralen Sehvermögens
in einem Auge und einer
rasch einsetzenden
Beeinträchtigung des
zweiten Auges verbunden
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INNOVATIVE THERAPIEANSÄTZE
BEI SELTENEN NETZHAUTERKRANKUNGEN
Gensight Biologics, ein Biopharma-Unternehmen aus Frankreich, hat sich auf die Forschungsarbeit
an neurodegenerativen Augenerkrankungen und Erkrankungen des zentralen Nervensystems
spezialisiert. Die innovativen Therapieansätze fokussieren sich dabei besonders auf
Patienten mit Leberscher hereditärer Optikusneuropathie (LHON) und Retinis Pigmentosa.
International und auch unter Beteiligung deutscher Forscher wird derzeit eine neue, noch
nicht zugelassene Gentherapie klinisch erprobt, die sich speziell auf ProbandInnen fokussiert,
die an der schwersten klinischen Form der LHON (ND4-LHON) erkrankt waren. Die Ergebnisse
sind vielversprechend und bilden die Grundlage für den Zulassungsantrag und die
Freigabe für den Einsatz an qualifizierten Zentren für Seltene Erkrankungen.
12
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de
Meine
Realität
ist hier
und jetzt
Carolin hat spinale
Muskelatrophie (SMA).
Seit ihrem ersten Lebensjahr
hat das sowohl ihr Leben als
auch das ihrer Familie komplett
verändert. Im Interview
gibt sie uns einen Einblick in
ihren Alltag, der eigentlich
ziemlich normal ist.
FOTO: @CAROLIN.CORALINART
Text Hanna Sinnecker
Sie sind von der seltenen Erkrankung
SMA betroffen. Wann wurde die Erkrankung
bei Ihnen diagnostiziert?
Meine Eltern stellten erste Auffälligkeiten
fest, als ich mit ca. sechs Monaten
nicht anfing, zu krabbeln oder mich
selbstständig zu drehen. Damals
hieß es jedoch noch, ich sei „einfach
etwas faul“, und so begann für meine
Eltern eine regelrechte Odyssee. SMA
war zu diesem Zeitpunkt noch kaum
erforscht, konnte erst seit wenigen
Jahren dem richtigen Chromosom
zugeordnet werden. Bei mir wurden
sehr viele Tests gemacht und anfangs
wussten die Ärzt*innen wohl nicht so
genau, wonach sie überhaupt suchen.
Für meine Familie bedeutete das monatelange
Ungewissheit. Mittels einer
Muskelbiopsie konnte dann schließlich
die richtige Diagnose gestellt
werden. Da war ich ein Jahr alt. Heute
geht das viel einfacher. Es reicht eine
kleine Blutentnahme und schon weiß
man, was Sache ist.
Wie hat sich die Erkrankung auf Ihr
Leben ausgewirkt?
Natürlich wirkt sich die SMA sehr stark
auf mein Leben aus, da ich in jeder
Lebenssituation auf die Unterstützung
von anderen angewiesen bin. Ich sitze
im Rollstuhl, kann mittlerweile nicht
mal mehr einen Arm heben und brauche
unterwegs beispielsweise immer
eine Begleitung.
Gleichzeitig ist Selbstbestimmung
ein wichtiges Thema für mich und ich
versuche, mein Leben so unabhängig
wie nur möglich zu gestalten. Oft ist
es aber auch gar nicht meine Behinderung,
die mich davon abhält, sondern
vielmehr die deutsche Bürokratie oder
fehlende Inklusion.
Ich würde sagen, meine SMA hat
mich darauf vorbereitet, dass man im
Leben nicht immer das bekommt, was
man gerade möchte. Meine Erkrankung
hat mir beigebracht, mich mit
Gegebenheiten zu arrangieren, auf die
ich keinen Einfluss habe, und dennoch
nach Möglichkeiten zu suchen, wie ich
meine Ziele erreichen kann. Wer weiß,
vielleicht hätte ich ohne diese Diagnose
im Ausland studiert oder eine Weltreise
gemacht. Alles Dinge, die sich als Rollstuhlfahrerin
doch etwas schwieriger
gestalten. Aber egal ob mit oder ohne
Behinderung, man kann das Leben
nie vorhersagen. Ich weiß nicht, wo
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 13
ich heute ohne SMA wäre. Allerdings
interessiert es mich auch nicht (mehr).
Meine Realität ist hier und jetzt.
Sie leben nun bereits seit Jahren mit
der Erkrankung. Wie sieht Ihr Alltag
derzeit aus, und fühlen Sie sich medizinisch
gut versorgt?
Tatsächlich würde ich meinen Alltag
als ziemlich normal beschreiben. Ich
arbeite im Homeoffice und mache in
meiner Freizeit all die Dinge, die für
junge Frauen selbstverständlich dazugehören:
Reisen, Konzerte besuchen,
Freund*innen treffen oder shoppen
gehen. Momentan wohne ich noch
bei meinen Eltern, aber Ende nächsten
Jahres möchte ich in eine eigene
Wohnung ziehen.
Was die medizinische Versorgung
betrifft, bin ich zufrieden und fühle
mich in meiner lokalen Klinik stets
gut aufgehoben. Dort bin ich bereits
seit meiner Kindheit Patientin, und
weil mich das Personal so gut kennt,
kann ich nun auch als Erwachsene
noch dort behandelt werden. Allerdings
lebe ich in einer ländlichen
Gegend und deswegen mangelt es
leider an Spezialist*innen, die bei einer
seltenen Erkrankung weiterhelfen
können. Die meisten Neurolog*innen
verweisen einen nur an große Unikliniken,
die meistens Hunderte von Kilometern
entfernt sind. Wenn ich also
beispielsweise ins Schlaflabor muss
oder eine neue Therapie beginne, ist
das mit viel Aufwand verbunden. Ich
würde mir wünschen, dass die Versorgung
auf dem Land genauso gut wäre,
wie in der Stadt.
Welche Rolle spielt für Sie die Vernetzung
mit anderen Betroffenen?
Ich empfinde den Austausch mit
anderen Betroffenen als sehr bereichernd!
Mit meinen Freund*innen,
die ebenfalls SMA haben, kann ich
Lebensqualität
und Glück
haben nichts
mit Muskelkraft
zu tun!
über Dinge sprechen, die sonst
niemand versteht. Immerhin machen
sie die gleichen Erfahrungen, werden
mit den gleichen Problemen konfrontiert
und können sich deswegen
besser in meine Gefühlswelt hineinversetzen.
Außerdem helfen wir uns
häufig gegenseitig, wenn es um
medizinische Themen, Hilfsmittel,
Rechtliches etc. geht.
Die Welt bewegen trotz
Spinaler Muskelatrophie
Unabhängig im Leben stehen – das
wünschen sich alle Eltern für ihre Kinder.
Doch was, wenn das Kind aufgrund einer
seltenen Muskelerkrankung nicht stehen
kann? „Wenn meine Tochter etwas erreichen
will, dann gibt sie alles“ – davon ist
Klaus, Vater einer SMA-Patientin, felsenfest
überzeugt. Trotz SMA sind sie eine
normale Familie – mit einer normalen, nur
anders normalen, Tochter.
Menschen mit Spinaler Muskelatrophie
(SMA), einer erblich
bedingten neuromuskulären
Krankheit, leben ihr Leben
oft seit frühster Kindheit anders: Dinge,
die selbstverständlich scheinen – laufen,
gehen, stehen – sind für sie schwierig oder
gar unmöglich. Wie bei einem komplexen
Mechanismus, dem ein Zahnrad fehlt und
der deswegen stillsteht, fehlt dem Körper
„Sie ist ein normales Kind
– eines, das natürlich ab
und an mal zusätzliche
Unterstützung braucht.“
ein für Bewegung essenzielles Eiweiß. Ohne
dieses Eiweiß sterben bestimmte Nervenzellen
im Rückenmark – und damit bricht die
Kommunikation zu den Muskeln ab.
Für Betroffene äußert sich dies in Muskelschwäche
und Muskelschwund, viele sind
auf einen Rollstuhl angewiesen. Bei manchen
SMA-Patienten können die Beeinträchtigungen
anfangs geringer sein – die Zahnräder
drehen sich mit Mühe weiter. Unter der
Oberfläche schreitet die Erkrankung jedoch
immer weiter voran. Ein Lichtblick: Moderne
Therapien können das Voranschreiten
verlangsamen. Und die Betroffenen denken
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nicht daran aufzugeben: „Tomke ist ein ganz
normales elfjähriges Mädchen – aufgeweckt
und fröhlich“, so Klaus über seine Tochter, die
seit dem ersten Lebensjahr Symptome von
SMA aufweist.
Rund 1.600 Menschen in Deutschland
trotzen täglich dieser schweren Erkrankung.
Viele davon sind sehr jung und müssen ihren
Weg durchs Leben mit SMA noch finden. „Es
ist natürlich eine etwas andere Kindheit“, so
Klaus. „Ich glaube aber, sie wachsen ganz
normal auf – sie wachsen trotzdem sehr
glücklich auf.“
Ihre Zukunft werden junge Menschen mit
SMA eigenständig wählen: Im digitalen Zeitalter
haben sie gute Chancen, erfolgreich zu sein,
sich selbst zu verwirklichen und ihre Unabhängigkeit
zu bewahren. Und ein wenig Unterstützung
braucht jeder von uns ab und an.
Mehr Informationen zum Leben mit SMA,
Alltagstipps oder News aus der Forschung
gibt es auf www.FaceSMA.de.
14
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de
„Meine
Krankheit hat
mich stark
gemacht“
FOTO: PRIVAT
Nadine Großmann ist 29 Jahre alt und Doktorandin für Biochemie an der FU Berlin. Sie forscht an
einer sehr seltenen Erkrankung, von der die meisten wahrscheinlich noch nie gehört haben: Fibrodysplasia
ossificans progressiva (kurz FOP). Das Besondere daran: Nadine Großmann ist selbst betroffen
und erforscht damit ihre eigene Erkrankung. Wir sprachen mit ihr über den Weg bis zur Diagnose, über
Behandlungsfehler und die so wichtige Forschungsarbeit im Bereich der seltenen Erkrankungen.
Sie leben mit der seltenen Erkrankung
FOP. Was ist das für eine Krankheit?
Die FOP ist eine seltene, erbliche Erkrankung.
Sie lässt Knochen an Stellen
wachsen, wo sie nicht hingehören,
sowie Muskeln, Binde- und Stützgewebe
fortschreitend verknöchern, sodass
Erkrankte häufig in ihrer Bewegung
eingeschränkt sind.
Wann haben Sie das erste Mal bemerkt,
dass etwas nicht stimmt?
Mir ist das gar nicht aufgefallen, sondern
meiner Mama. Als ich 13 Jahre alt war,
hat sie bemerkt, dass ich vornübergebeugt
laufe. Schmerzen oder andere
Symptome hatte ich nicht. Wir sind erst
zum Hausarzt und dann zum Orthopäden
gegangen. Keiner konnte die Ursache
für meinen humpelnden Gang herausfinden.
Ich wurde dann zur Uniklinik
geschickt, und durch Röntgenbilder,
auf denen der zusätzliche Knochen zu
sehen war, sowie histologische Untersuchungen
wurde die FOP dann diagnostiziert.
Das war circa ein halbes Jahr nach
dem ersten Arztbesuch. Und das hat sich
dann auch später durch eine genetische
Analyse bestätigt. Die Diagnosefindung
ist für eine sehr seltene Erkrankung wie
FOP sehr kurz. Durchschnittlich dauert
es 18 Monate.
Wie ging es danach weiter: Haben Sie
sich ärztlich gut betreut gefühlt?
Leider gar nicht, denn ich wurde komplett
falsch behandelt.
Inwiefern?
Ich wurde dreimal operiert, was das Allerschlimmste
ist, was man bei einer FOP
machen kann, denn diese OPs können
weitere Knochenschübe auslösen. Das ist
ein Punkt, den ich bis heute nicht verstehe.
Sie haben meine Erkrankung richtig
diagnostiziert, aber komplett falsch
behandelt. Das waren auch keine kleinen
Operationen, sondern sehr komplizierte,
die jeweils rund sieben Stunden gedauert
haben und bei denen auch wichtige Nerven
hätten irreparabel verletzt werden
können.
Was wäre denn die richtige Therapie
Text Franziska Manske
gewesen?
Nur beobachten. Wenn ein akuter Schub
ansteht, kann man versuchen, diesen
mit Kortison zu unterdrücken. Es gibt
zudem verschiedene Medikamente, die
zum Stoppen der Entzündung führen
können. Die Behandlung bei FOP ist sehr
individuell und von Patient zu Patient
unterschiedlich. Eine Therapie oder
Heilung gibt es leider noch nicht.
Wie sind Sie in jungen Jahren mit der
Erkrankung umgegangen?
Es war mir total egal (lacht). Ich habe
mein Leben einfach weitergelebt, machte
alles, worauf ich Lust hatte. Für meine
Eltern war es viel schwerer, weil sie sich
große Sorgen um die Folgen gemacht
haben.
Ihre berufliche Laufbahn ist eng mit Ihrer
Krankheitsgeschichte verbunden.
Wann stand für Sie fest, dass Sie sich
der Forschung an FOP verschreiben
wollen?
Das kam durch meinen Bruder. Er
ist Bioinformatiker und war für seine
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 15
Doktorarbeit in den USA. Dort hat er sich
auf die Suche nach einem FOP-Experten
gemacht und wurde auch fündig. Als ich
ihn in den USA besuchte, hat er ein Treffen
organisiert, und das war für mich ein
Aha-Erlebnis. Seitdem wollte ich auch
etwas zur Forschung an FOP beitragen,
und das mache ich jetzt.
Die Diagnose ist 16 Jahre her. Wie geht
es Ihnen heute?
Es hat sich zum Glück nur wenig verschlechtert,
da ich einen sehr milden
Verlauf habe. Ich bin sehr mobil, lebe allein,
bin selbstständig und gehe arbeiten.
Derzeit habe ich drei Gelenke, die betroffen
sind, doch diese schränken mich in
meinem alltäglichen Leben nicht zu sehr
ein. Natürlich weiß ich nicht, wie meine
FOP in den nächsten Jahren voranschreitet.
Aus diesem Grund genieße ich
das Leben jetzt und denke nicht darüber
nach, was irgendwann sein könnte.
Zudem muss ich sagen, dass mich die Erkrankung
stärker gemacht hat. Wenn ich
Rückschläge habe – beruflich oder privat
–, kann ich das viel besser wegstecken als
früher. Ich schaue immer nach vorn.
Wenn Sie auf Ihre eigene Geschichte
zurückblicken: Was möchten Sie
anderen Betroffenen mit auf den Weg
geben?
Es lohnt sich immer zu kämpfen. Man
sollte Ärzten nicht uneingeschränkt
vertrauen. Ich weiß, das ist hart, aber es
lohnt sich, auch selbst zu recherchieren
und kritisch zu sein. Man muss sehr viel
Eigeninitiative zeigen, denn natürlich
kann nicht jeder Arzt alle 7.000 seltenen
Erkrankungen kennen. Aus diesem
Grund ist es mir auch so wichtig, dass
Patienten gehört werden und eine laute
Stimme haben. Am wichtigsten ist mir
jedoch, dass das größte Merkmal für eine
FOP schon in die U1, also die erste
Untersuchung nach der Geburt eines
Babys, eingeführt wird. Denn ist der
große Zeh verkürzt und/oder nach innen
gebogen, kann das ein Hinweis auf eine
FOP sein und sollte unbedingt genetisch
abgeklärt werden.
Nadine Großmann ist stellvertretende
Vorsitzende des FOP e. V.
Weitere Informationen unter: fop-ev.de
Das ganze Interview lesen Sie auf:
seltenekrankheiten.de
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der IPSEN PHARMA GmbH.
FOP: Die unaufhaltsame Verknöcherung
Die Fibrodysplasia ossificans progressiva (FOP) ist eine der seltensten erblichen Erkrankungen. Laut aktueller
Studienlage sind zwischen 0,88 1 und 1,36 2 Menschen pro 1 Mio. Einwohner betroffen, in Deutschland sind
laut der Patientenvereinigung FOP e.V. derzeit 44 Patient*innen bekannt. Die limitierte Zahl der Patient*innen
erschwert die Forschung enorm, da zur Durchführung der erforderlichen Studien eine ausreichend große Zahl
an Patient*innen notwendig ist und die klinische Erprobung möglicher Therapien erhebliche Ressourcen
erfordert. Ein Gespräch mit FOP-Experte Dr. med. Rolf Morhart.
Text Paul Howe
Dr. Morhart, wen trifft die Erkrankung,
wie zeigt sie sich?
Schon bei Neugeborenen weisen verkürzte
und zur Fußaußenseite abgeknickte
große Zehen (sog. Hallux valgus)
auf FOP hin. Im Kleinkindalter zeigen
sich dann häufig faustgroße, gerötete,
überwärmte Beulen vorwiegend am
Kopf, Nacken und Rücken. Dies sind
Entzündungsherde, die in manchen
Fällen aber als Verhärtungen bestehen
bleiben. Dort bildet sich dann fälschlicherweise
zusätzliche Knochensubstanz.
Mit fortschreitendem Alter breiten
sich diese Entzündungsherde auf den
ganzen Körper aus.
Warum ist eine möglichst frühe
Diagnose so wichtig?
Da der Körper der Patient*innen mit
FOP mit jeder Entzündung unbeweglicher
wird und schubweise oder schleichend
in unregelmäßiger Form versteift,
wird der Zustand irgendwann lebensbedrohlich:
In einem schon im Kleinkindalter
verknöcherten Brustkorb kann kein
Herz auswachsen, keine Lunge sich entfalten.
Je eher die Diagnose erfolgt, desto
eher können die Patient*innen bekannte
Auslöser von Entzündungen zu meiden
versuchen. Dazu werden Schäden durch
falsche therapeutische Maßnahmen
bei Fehldiagnosen vermieden. Wir
wissen heute genau, wo der Gendefekt
der FOP liegt. Ein Gentest aller Neugeborenen
mit Hallux valgus könnte sehr
früh zur sicheren Diagnose führen.
Leider ist diese Erkrankung aber bei
Medizinern wie bei Laien weitgehend
unbekannt.
Wie behandeln Sie FOP derzeit?
Die Krankheit ist noch nicht heilbar.
Wir behandeln vorwiegend mit Medikamenten,
die Entzündungen hemmen.
Inzwischen werden aber verschiedene
FOP-Medikamente in klinischen Studien
getestet. Ich sehe deshalb optimistisch in
die Zukunft.
Die Entwicklung und Zulassung eines
solchen Medikamentes ist medizinische
Pionierarbeit, die stets die Betroffenen im
Blick hat. Die Schwierigkeit liegt aber
nach wie vor in der Bereitstellung und
Bündelung der erforderlichen Ressourcen,
um diese Arbeit schneller voranzutreiben
und Patient*innen
entsprechend versorgen zu können.
1
Pignolo et al. 2021; 2 Baujat et al. 2017
ALL-DE-000678
16
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de
Nicht-dystrophe Myotonien:
Wenn plötzlich alles stillsteht
Nicht-dystrophe Myotonien (NDM) sind eine Gruppe seltener erblicher
Erkrankungen. Das Hauptsymptom: Betroffene sind aufgrund der Krankheit
nicht fähig, die der körperlichen Bewegung dienenden Muskeln (Skelettmuskulatur)
nach der Kontraktion sofort wieder zu entspannen. Dies führt
zu einer Blockade der Muskulatur, welche die Mobilität und Lebensqualität
der Betroffenen negativ beeinflusst. Ein Gespräch mit dem Experten Prof. Dr.
med. Benedikt Schoser.
Text Hanna Sinnecker
Prof. Dr. med.
Benedikt
Schoser
Oberarzt
Friedrich-Baur-
Institut an der
Neurologischen
Klinik und
Poliklinik des
LMU Klinikums
München
Wie äußern sich NDM, wie
wirken sie sich auf den
Alltag Betroffener aus und
was sind die Gefahren für
Betroffene?
Zunächst ist vielen Ärzten,
aber auch den Betroffenen
unklar, was mit dem Patienten
bzw. ihnen nicht stimmt.
Sie haben gegebenenfalls
eine recht gute Muskelkraft,
sehen muskulös-sportlich
aus, aber können weder
schnell loslaufen, zum
Beispiel an einer Ampel, im
Sport oder beim Treppensteigen,
noch schnell die
Faust öffnen, Finger schnell
bewegen und verkrampfen
NDM-Patienten wissen oft erst
nach dem Start einer Therapie,
wie sich ein Leben mit weniger
oder gegebenenfalls ohne
Myotonie wirklich anfühlt.
sich beim Schreiben oder
Schneiden. Viele Betroffene
erleben das bereits in früher
Kindheit und werden damit
erwachsen. Sie waren nie
so richtig gut im Schulsport
und anderen sportlichen
Aktivitäten, ein Musikinstrument
spielen war schwierig,
und bei manch einem
war das Schlucken, die
Lidöffnung oder das Kauen
„verkrampft“. Immer wieder
gab es aber auch Phasen, in
denen die bereits genannten
Symptome weniger oder
auch mal kurzfristig gar
nicht vorhanden waren.
Oft wissen die Betroffenen
selbst ja erst nach Start einer
antimyotonen Therapie, wie
sich ein Leben mit weniger
oder gegebenenfalls ohne
Myotonie wirklich anfühlt
und zu welchen körperlichen
Leistungen sie dann
ohne Probleme in der Lage
sind.
Bei seltenen Erkrankungen
ist die Zeit bis zur
Diagnose oft lang, da
sie selbst für erfahrene
Mediziner nicht leicht zu
erkennen sind. Wie lange
dauert es im Schnitt, bis
NDM-Patienten diagnostiziert
werden?
Bis vor wenigen Jahren
waren es in der Regel drei
bis zehn Jahre, bis die Diagnose
gesichert war. Heute
sind es immer noch zwei bis
drei Jahre im Durchschnitt.
Die einzige Möglichkeit,
diese immer noch sehr lange
Zeit zu verkürzen, ist die
kontinuierliche Weiterund
Fortbildung. Denn
um eine Diagnose stellen
zu können, muss man die
Symptome kennen und
zuordnen können, um dann
eine genetische Diagnostik
einzuleiten.
Was sind die Herausforderungen
bei der
Diagnosestellung?
Die Myotonie stellt eine
Dekontraktionshemmung
der Skelettmuskulatur dar.
Dieses Nicht-loslassen-
Können nach einer dynamischen
oder statischen
Muskelanspannung wird oft
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 17
weder von Ärzten noch dem
Patienten selbst verstanden
und adäquat als ein spezifisches
Krankheitssymptom
wahrgenommen und
eingeordnet. Oft berichten
Patienten nur von einem
Muskelschmerz oder einem
Verkrampfungsgefühl der
Muskulatur nach Belastung.
Erst ein Neurologe
oder Neuropädiater wird in
der Regel die Zuordnung
der Symptome zu einem
myotonen Syndrom leisten.
Gegebenenfalls kann dann
die Nadeluntersuchung der
Muskulatur (Elektromyografie,
EMG) bereits eine
Diagnosesicherung liefern.
Die endgültige Diagnosesicherung
erfolgt heute über
eine Genanalyse aus dem
Blut.
Wie sehen die derzeitigen
Therapieoptionen
aus, und können Betroffene
unter Therapie ein
weitestgehend normales
Leben führen?
Wir haben heute unterschiedliche
antimyoton
wirksame Medikamente,
die erfolgreich in der
Behandlung einer Myotonie
eingesetzt werden können.
Durch diese Medikamente
wird der Spannungszustand
der Muskulatur
herabgesetzt und es kommt
zu einer Verbesserung
der Dekontraktion nach
Muskelanspannung, sodass
eine gebesserte dynamische
Kraftentwicklung und
Leistungsfähigkeit erzielt
werden kann. Nicht allen,
aber sehr vielen Betroffenen
hilft die täglich wiederholte
Einnahme dieser Medikamente,
um eine deutlich
verbesserte Lebensqualität
zu erreichen.
Was wünschen Sie sich
bezüglich der Versorgung
von Menschen mit NDM?
Das müssen Sie in erster
Linie die Betroffenen
selbst fragen. Ich wünsche
mir, dass alle Betroffenen
diagnostiziert werden, langfristig
adäquat fachärztlich
versorgt werden und ihnen
eine medikamentöse Therapie
angeboten wird. Die
zusätzlichen Angebote der
Selbsthilfeorganisationen
wie „Mensch und Myotonie
e. V.“ und der „Deutschen
Gesellschaft für Muskelkranke
e. V.“ sind hier sehr
wichtig und sollten allen
Betroffenen bekannt
sein.
Haben Sie die Hoffnung,
dass es irgendwann
eine ursächliche Therapie
geben wird, die die
Erkrankungen heilbar
macht?
Es sind alles sehr seltene
erbliche Erkrankungen, die
zumindest schon eine ganz
gut funktionierende
symptomatische Therapie
haben, das haben wir in
dieser Form für viele andere
Muskelerkrankungen nicht.
Wünschenswert wäre
natürlich auch hier eine
spezifische Gentherapie,
wenn wir die nötige Sicherheit
dann einmal für diese
Therapiemethode haben.
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18
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de
Morbus Fabry – das Chamäleon
unter den seltenen Krankheiten
Bei der Erkrankung Morbus Fabry kommt es zur übermäßigen Speicherung von Stoffwechselprodukten.
Im Interview erklärt Dr. med. Jessica Kaufeld, Nierenexpertin aus dem Fabry-Zentrum der Medizinischen
Hochschule Hannover, warum das dazu führt, dass sich die Krankheit vielfältig wie ein Chamäleon zeigt.
Dr. med.
Jessica Kaufeld
Fachärztin für Innere
Medizin und
Nephrologie,
Klinik für Nierenund
Hochdruckerkrankungen,
Medizinische
Hochschule
Hannover (MHH)
Text
Doreen Brumme
Warum gilt Morbus Fabry als
das Chamäleon unter den seltenen
Erkrankungen?
Die erblich bedingte Speichererkrankung
Morbus Fabry führt zu
Störungen beim Abbau bestimmter
Fette (Lipide). Insbesondere
das Globotriaosylceramid (kurz
GB 3
) lagert sich übermäßig stark
in einer Vielzahl von Organen
ab. Das beeinträchtigt nach und
nach deren Funktion. Je nachdem
welches Organ betroffen ist,
ergeben sich andere Symptome.
Die Erkrankung erscheint daher
so vielfältig wie ein Chamäleon.
Was passiert bei der Erkrankung
im Körper?
Die Stoffwechselstörung beruht
auf einem Mangel am Enzym
Alpha-Galaktosidase A. Das
sorgt normalerweise dafür, dass
Fettstoffe aufgespalten und verarbeitet
werden können. Morbus-
Fabry-Patient*innen stellen das
Enzym kaum bis gar nicht her.
Dies führt unter anderem zu
Herz-, Nieren- und Nervenproblemen.
Daher spricht man im
weiteren Verlauf auch von einer
Multiorganerkrankung.
Was sind erste Anzeichen für
einen Morbus Fabry?
Klassische Anzeichen sind
beispielsweise Brennschmerzen
in Händen und Füßen und
ein spezieller Hautausschlag
(stecknadelkopfgroße dunkelrotviolette
Papeln). Häufig berichten
Patienten von Herzproblemen
wie Herzrasen, Magenproblemen,
Müdigkeit und Erschöpfung.
Findet man keine gute Erklärung,
sollte man an Morbus Fabry
denken.
Viele Morbus-Fabry-
Patient*innen leiden Jahre,
bis sie endlich ihre Diagnose
bekommen. Woran liegt das?
Die Vielfalt möglicher Symptome
ist immens und viele davon
könnten durchaus auch andere
Ursachen haben. Meist kommt
es erst zur Diagnose, wenn sich
mit Fortschreiten der Erkrankung
immer mehr Beschwerden zeigen
und diese ganzheitlich und von
Mediziner*innen verschiedener
Disziplinen gemeinsam
betrachtet werden. Bei unseren
Patient*innen kann der Leidensweg
bis dahin im Schnitt bis zu
zwölf Jahre dauern.
Wie lässt sich der Leidensweg
abkürzen?
Mit Aufklärung. Denn ein früher
Verdacht könnte schneller zur
sicheren Diagnose und damit zur
Behandlung führen. Wir wissen
längst, dass der Morbus Fabry
von einem Gendefekt verursacht
wird und dass das veränderte
Gen auf dem X-Chromosom der
Geschlechtschromosomen sitzt.
Deshalb könnte auch der Hinweis
eines Familienmitgliedes mit
Symptomen dienlich sein. Oder
das Wissen einer Ärztin oder
eines Arztes darüber, dass zum
Beispiel der Nachweis von Eiweiß
im Urin nicht nur unnormal
ist, sondern ein Anzeichen für
Morbus Fabry sein kann. Wer mit
einem solchen Befund bei uns im
Zentrum nachfragt, sei es der*die
behandelnde Arzt*Ärztin oder
der*die Betroffene selbst, kann
sofort mit der Hilfe und Expertise
eines multidisziplinären Teams
rechnen.
Wie behandeln Sie Morbus
Fabry?
Morbus Fabry lässt sich mit einer
lebenslangen Enzymersatztherapie
als Infusion behandeln. Eine
alternative Therapie besteht in
einer Kapsel zum Einnehmen, die
die Enzymaktivität unterstützt,
aber nur für spezielle Fabry-Patienten
geeignet ist (sog. Chaperontherapie).
Über die Indikation
und die Art der Behandlung
entscheidet das Fabry-Zentrum.
Die Therapien haben möglicherweise
auch Nebenwirkungen, die
ebenfalls durch die Spezialisten
überwacht werden müssen.
Was wünschen Sie Morbus-
Fabry-Patient*innen für die
Zukunft?
Ich wünsche mir schnellere
Diagnosen und damit kürzere
Leidenswege für die
Patient*innen. Ganz weit oben auf
meiner Wunschliste stehen
zudem Therapieformen, die
leichter oder seltener anzuwenden
sind. Weniger Nebenwirkungen
sind ebenso wünschenswert.
Voller Hoffnung schaue ich
derzeit auf die Arbeit der
Kolleg*innen in der Forschung,
denn neue Methoden in der
Diagnostik und den Therapien für
Morbus Fabry sind schon in der
klinischen Erprobung.
Morbus Fabry in der Familie?
Informationen für Betroffene und deren Angehörige
Morbus Fabry ist eine genetische Erkrankung, die über mehrere
Generationen einer Familie vererbt werden kann. Das heißt:
Wenn eine Person in einer Familie die Diagnose Morbus Fabry
hat, können andere Familienangehörige ebenfalls betroffen
sein 1 . Eine ausführliche Analyse des Familienstammbaums
ist daher sehr wichtig für Betroffene und deren Angehörige.
Ich bin betroffen – Was nun?
Ist die Diagnose Morbus Fabry gestellt, dann ist es für Betroffene
wichtig zu wissen, was die eigene Diagnose für Familienangehörige
bedeuten kann und wer aufgrund des Vererbungsmusters ein erhöhtes
Risiko für Morbus Fabry hat. Hier kommt die neue Website www.
fabryfamilytree.de ins Spiel, die Betroffenen umfassende Informationen
und Hilfestellungen an die Hand geben möchte. Dazu gehören
grundlegenden Informationen, wie die Erkrankung vererbt wird und
wer in der Familie ein erhöhtes Risiko hat. Über ein Online Stammbaum-
Tool kann man zusammen mit seinem behandelnden Arzt seinen
individuellen Fabry-Stammbaum erstellen und für die persönliche
Nutzung herunterladen, um Angehörige mit erhöhtem Fabry-Risiko
gezielt informieren zu können. Die Daten werden streng vertraulich
behandelt. Die Website gibt professionelle Hilfestellung, wie man
Angehörige mit erhöhtem Risiko dann darauf ansprechen und sie
aufklären kann. Dazu gehört auch eine Briefvorlage, die man nutzen
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 19
Wenn die Diagnose 18 Jahre dauert
Ein Gespräch mit Conny Rudolph, Morbus-Fabry-Patientin, über die jahrelange Odyssee bis zur
Diagnose ihrer seltenen Erkrankung und ein neues Leben mit der Therapie.
Text Hanna Sinnecker
Conny
Rudolph
Morbus-
Fabry-
Patientin
Das ganze
Interview
lesen Sie auf:
seltenekrankheiten.
de
Sie sind Morbus-Fabry-Patientin
und haben einen langen Leidensweg
hinter sich. Wann wurde die
Diagnose gestellt?
Ich habe die Krankheit wohl seit
meiner Kindheit. Die Diagnose
habe ich aber erst Ende 2017
erhalten. Als Kind litt ich unter
Schmerzen, mit Anfang 20 kamen
Migräne und Schmerzkrisen an
Händen und Füßen hinzu. 2003
hatte ich einen Schlaganfall, der zu
spät erkannt wurde. Dann wurden
die Schmerzen immer schlimmer.
Man diagnostizierte eine Ablösung
der Netzhaut, korrigierte den
Befund aber wieder. 2015 war der
berufliche und private Stress so
groß, dass ich wegen Depressionen
medikamentös behandelt wurde.
Allerdings merkte ich, dass die
Antidepressiva meine Schmerzen
minderten. Da wurde meine Neurologin
hellhörig. Daraufhin diagnostizierten
Ärzte jedoch fälschlicherweise
erst MS und dann vaskuläre
Demenz. Irgendwann entschied
sich meine Neurologin für eine
Genomuntersuchung. Sie teilte mir
nach 18 Jahren meine Diagnose
mit: Ich habe Morbus Fabry.
Wie ging es danach weiter?
Ich musste ein halbes Jahr auf
einen Termin in einem medizinischen
Zentrum warten. Dort
teilten die Ärzte mir mit, dass
mein Morbus Fabry nicht krankheitsrelevant
sei, ich bekam keine
Behandlung. 2019 schlug mir meine
Neurologin einen zweiten Versuch
in einem Zentrum in Dresden
vor. Im Juli 2020 wurde ich dann
endlich behandelt, sechsmal in der
Klinik alle 14 Tage. Seit Oktober
2020 therapieren mich Krankenschwestern
bei mir zu Hause. Diese
Therapie mit Medikamenten erhalte
ich nun ein Leben lang.
Wie sieht Ihr Leben nun aus?
Ich bin äußerst zufrieden. Der
Umgang mit meinen Schmerzen ist
um Welten besser. Seit vielen
Jahren kann ich endlich richtig
schlafen. Weitere Infos unter:
www.fabry-shg.org
kann, wenn eine direkte Ansprache sich schwierig gestalten sollte.
Informationen für Familienangehörige
mit erhöhtem Fabry Risiko
Auf der Website gibt es aber auch für Angehörige von Morbus Fabry-Patienten
detaillierte Informationen, die dabei helfen sollen, die
Erkrankung zu verstehen und warum sie selbst ein erhöhtes Risiko haben.
Dabei ist eines sehr wichtig: ein erhöhtes Risiko bedeutet nicht
zwangsläufig, dass man tatsächlich auch betroffen ist. Daher sollten
Angehörige, die laut Stammbaum ein erhöhtes Risiko haben, unbedingt
einen Arzt ansprechen und eine genetische Analyse
durchführen lassen. Das kann der eigene Hausarzt oder aber der Fabry-Spezialist
des betroffenen Angehörigen sein.
Informationen für das Fachpersonal
Aber auch medizinisches Fachpersonal findet auf der Website
Materialien und Hilfestellungen, wenn es darum geht, Fabry-Patienten
oder deren Angehörige zu beraten und aufzuklären.
Dazu gehört ebenfalls die Nutzung des Online Stammbaum-
Tools in Zusammenarbeit mit dem Patienten, sowie weitere
Broschüren, die beim Familienscreening unterstützen sollen.
Informieren Sie sich unter: fabryfamilytree.de und amicusrx.de
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1
GERMAIN DP. ORPHANET J RARE DIS. 2010;5:30
20
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Darf es noch etwas mehr Calcium sein?
Wenn auch nach mehr als einem Jahr nach einer Schilddrüsenoperation
der Calciumspiegel nicht im Normbereich liegt
Eine Schilddrüsenoperation gehört zu den häufigen Eingriffen in Deutschland, der überwiegende
Teil der Betroffenen sind dabei Frauen. Dabei kann es (beabsichtigt oder unbeabsichtigt)
auch zur Entfernung der Nebenschilddrüsen kommen. Da die linsengroßen Organe
aber für die Produktion eines wichtigen Hormons, des Parathormons, zuständig sind, kann
die Folge ihrer Entfernung eine seltene chronische Erkrankung mit dem Namen Hypoparathyreoidismus
sein. Wir sprachen mit der Endokrinologin Priv.-Doz. Dr. med. Dorothee
Maria Baur über Ursachen und Folgen fehlender Nebenschilddrüsen.
Text Hanna Sinnecker
Priv.-Doz. Dr.
med. Dorothee
Maria Baur
Endokrinologin
im Endokrinologikum
Ulm
Frau Dr. Baur, Sie behandeln
unter anderem auch
Patienten, die an einem
chronischen Hypoparathyreoidismus
(kurz Hypopara)
leiden. Wie entsteht diese
Erkrankung?
In drei Viertel der Fälle
entsteht diese Erkrankung
als Folge einer Schilddrüsenoperation
mit beabsichtigter
oder versehentlicher Entfernung
der Nebenschilddrüsen.
Damit kann der Körper
kein Parathormon mehr herstellen.
Ist das Parathormon
mehr als sechs Monate nach
der Operation erniedrigt,
dann spricht man von einem
Häufiger kommt es zu
Ängstlichkeit und Depressionen
und somit zu starken Einschränkungen
im sozialen Leben der
betroffenen Patienten.
chronischen Hypoparathyreoidismus.
Da in Deutschland
mehr Frauen als Männer
an der Schilddrüse operiert
werden, leiden auch mehr
Frauen an dieser Form des
chronischen Hypoparas.
Was passiert dabei im
Körper der Betroffenen?
Fehlt dem Körper Parathormon,
dann kann die Niere
kein aktives Vitamin D3
mehr herstellen. Somit kann
der Körper nicht mehr genügend
Calcium resorbieren
und zur Verfügung stellen.
Der niedrige Calciumspiegel
führt in vielen Organsystemen
zu Symptomen. Sehr
häufig sind Muskelkrämpfe,
Kribbeln in den Extremitäten
und Spasmen (Tetanien).
Das kann auch andere
Muskelsysteme betreffen wie
zum Beispiel im Darm oder
in der Lunge (sogenannte
Bronchospasmen, die sehr
unangenehm sind). Dazu
kommen Müdigkeit, Schlafstörungen
und Konzentrationsstörungen
(sogenannter
„Brain Fog“). Zudem kommt
es häufiger zu Ängstlichkeit
und Depressionen und somit
zu starken Einschränkungen
im sozialen Leben der betroffenen
Patienten.
Wie wird der Hypopara
behandelt?
Das wichtigste Ziel ist es, den
Calciumspiegel anzuheben
und möglichst im unteren
Normbereich konstant zu
halten. Dazu muss dem
Körper das aktive Vitamin
D3 zugeführt werden, da
der Körper es aufgrund des
Parathormonmangels nicht
mehr selbst herstellen kann.
Zudem wird Calcium gegeben,
in verschiedenen oralen
Applikationsformen, zum
Beispiel als Brausetablette
oder in Tablettenform, oder
bei sehr schweren Tetanien
und Beschwerden auch als
intravenöse Gabe. Zudem
hilft die Gabe von Magnesium
und sogenanntem inaktivem
Vitamin D3. Erwachsene
Patienten mit chronischem
Hypopara, die trotz maximaler
konservativer Therapie
nicht ausreichend
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 21
behandelt werden können
und bestimmte Kriterien
aufgrund der Schwere
der Erkrankung erfüllen,
können glücklicherweise seit
wenigen Jahren auch eine
Hormonersatztherapie mit
Parathormon bekommen.
Dieses Medikament müssen
sich Betroffene dann einmal
täglich spritzen. Das führt
oft zu einer Verbesserung
der Einstellung und damit
Linderung der Symptomatik.
In laufenden Studien wird
evaluiert, ob diese Therapie
auch die Entstehung von
Langzeitkomplikationen
der konservativen Therapie
verhindern kann. Gezeigt
werden konnten bereits die
positiven Effekte auf die
Lebensqualität und Reduktion
der Einnahme von Vitamin
D und Calcium unter
Hormonersatztherapie. Die
Möglichkeit, Parathormon
als Hormonersatztherapie
einzusetzen, stimmt mich
als Endokrinologin sehr
hoffnungsfroh.
Warum kann man denn
nicht einfach mehr Calcium
nehmen?
Das ist aus zwei Gründen
nicht unproblematisch.
Erstens wird die orale Gabe
von Calcium oft schlecht vertragen
und führt zu gastrointestinalen
Symptomen.
Zweitens hat die Therapie
mit Calcium und aktivem
Vitamin D weitere Folgen,
wie zum Beispiel den Anstieg
des Phosphatspiegels, sodass
es durch Entstehung von
Calciumphosphatkristallen
zu Ablagerungen in den
Organsystemen kommen
kann, beispielsweise in den
Nieren. Quälend kann somit
die Entstehung von Nierensteinen
sein – und auch
die Verschlechterung der
Nierenfunktion über die Zeit
der Behandlung. Auch im
Gehirn können sich Ablagerungen
bilden, dies nennt
man Morbus Fahr.
Welche Blutwerte sollten
Patientinnen und Patienten
von ihrem Arzt bestimmen
lassen, um festzustellen,
ob es sich um einen chronischen
Hypoparathyreoidismus
handelt, und was
sind Normbereiche?
Die wichtigste Blutentnahme
ist sicherlich die Bestimmung
von Albumin-kontrolliertem
Calciumspiegel, am
besten direkt postoperativ
und im weiteren Verlauf,
sowie die Bestimmung von
Parathormon, anorganischem
Phosphat, Magnesium
sowie 25-OH-Vitamin D3.
Idealerweise sollte unter
Therapie auch die Bestimmung
von Calcium im
24h-Urin erfolgen, um die
Belastung der Nieren zu
überprüfen. Bei der Bestimmung
von Elektrolyten und
Hormonspiegel müssen die
präanalytischen Empfehlungen
beachtet werden, dies ist
von Labor zu Labor unterschiedlich.
Zeigt sich ein
unklar erniedrigter Calciumspiegel,
ist in jedem Fall eine
weitere Abklärung sinnvoll.
In Zusammenhang mit einer
stattgefundenen Schilddrüsenoperation
ist der Verdacht
auf einen
Hypoparathyreoidismus
naheliegend.
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Wenn mit den
Nebenschilddrüsen
die Lebensfreude
entfernt wurde
Erkennen Sie die Symptome
von Hypopara rechtzeitig.
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Mit 3D gegen die EoE
Ein Gespräch mit Prof. Dr. med. Joachim Labenz, Direktor der Inneren Medizin
am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen, über die eosinophile Ösophagitis,
kurz EoE, eine seltene immunvermittelte Erkrankung, bei der die Speiseröhre
chronisch entzündet ist.
Text Dominik Maaßen
Prof. Dr. med.
Joachim
Labenz
Fachabteilung
Innere Medizin,
Diakonie
Klinikum Jung-
Stilling
Was passiert bei der EoE
im Körper der Betroffenen
und wer ist der „typische
EoE-Patient“?
Betroffen sind meistens
junge Männer im Alter von
30 bis 50 Jahren. Nicht selten
leiden sie zum Beispiel
schon unter Heuschnupfen
oder Asthma. Bei Männern
ist das Erkrankungsrisiko
zwei- bis dreimal höher.
Aber auch Frauen, Kinder
oder ältere Menschen können
betroffen sein. Es gibt
verschiedene Beschwerden
wie Brennen hinter dem
Brustbein, Schmerzen
beim Schlucken oder die
Nahrung bleibt sogar in
der Speiseröhre stecken.
Viele Betroffene vermeiden
daher irgendwann
bestimmte Nahrungsmittel,
oft feste Nahrung wie Brot
oder Fleisch. Die Symptome
sind vielfältig und unspezifisch.
Als Gründe vermuten
Experten genetische
Veranlagungen, aber auch
Faktoren aus der Umwelt.
Was sind die Herausforderungen
bei der Diagnosefindung,
und besteht
Verwechslungsgefahr zu
anderen Erkrankungen?
Die EoE wird häufiger mit
anderen Erkrankungen
verwechselt, als man
glaubt. Auch bei der GERD,
der Refluxkrankheit, klagen
Patienten über ein Brennen
hinter dem Brustbein oder
Schluckbeschwerden. Die
GERD tritt aber häufiger auf
und ist deshalb bekannter.
Allerdings muss der Arzt sie
anders behandeln,
ihr Verlauf ist ebenfalls
anders. Verwechselt wird
die EoE außerdem mit
anderen Entzündungen der
Speiseröhre, zum Beispiel
aufgrund einer Pilzinfektion.
Zur Diagnose macht der
Arzt, ein Gastroenterologe,
eine Spiegelung und entnimmt
mindestens sechs
Gewebeproben entlang der
Speiseröhre. Wichtig ist nur,
dass der Patient 14 Tage
vorher keinen Säureblocker
genommen hat, der die
Entzündung unterdrückt.
Danach ist eine Diagnose
recht einfach. Das Problem
ist nur, dass diese relativ
junge Krankheit selbst
unter Ärzten vergleichsweise
unbekannt ist. Beim
Hausarzt fällt die Krankheit
daher oft nicht auf. Dann
startet womöglich eine falsche
Therapie. Mein Appell
ist daher: Wenn ein Patient
unter Schluckbeschwerden
leidet, ein Brennen während
der Mahlzeit spürt,
Nahrung hängen bleibt und
eine Behandlung bisher
nicht zielführend war, dann
sollte man auch an die EoE
denken. Irgendwann fangen
Patienten an, bei der Nahrungsaufnahme
lange zu
kauen oder viel nachzutrinken.
Auch Ärzte können bei
der Anamnese gezielt nach
solchen Verhaltensweisen
fragen.
Wie kann die EoE behandelt
werden, und können
Betroffene unter Therapie
ein beschwerdefreies
Leben führen?
Man fasst die drei Möglichkeiten
unter den „3 D“
zusammen, also Diet, Drugs
und Dilatation. Eine Diät ist
recht kompliziert, weil man
mit ihr potenzielle Allergieauslöser
herausfinden
möchte. Dafür werden erst
Allergene vom Speiseplan
gestrichen und dann wieder
Schritt für Schritt zugeführt.
Die erste Wahl ist daher eine
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 23
medikamentöse Behandlung.
Man wählt ein lokal
wirksames Kortison, ähnlich
wie bei der Behandlung von
Asthma. Rund ein Drittel
der Patienten ist auch initial
erfolgreich mit Säureblockern
behandelbar, allerdings
fehlen aussagekräftige
Daten zum langfristigen
Einsatz. Bei Patienten, bei
denen eine medikamentöse
Therapie nicht möglich oder
ungenügend wirksam ist,
kann der Arzt eine mechanische
Aufweitung der
Speiseröhre, die sogenannte
Dilatation, durchführen. Da
dieser Eingriff aber nicht
die eigentliche Entzündung
bekämpft, wird die Dilatation
grundsätzlich mit
entzündungshemmenden
Medikamenten kombiniert,
um die Beschwerden
dauerhaft zu lindern. Ziel
der Therapie ist, dass die
Patienten wieder einen
geregelten Alltag aufnehmen
können.
Warum ist es so wichtig,
die EoE so früh wie möglich
zu diagnostizieren,
und welche Gefahren
bestehen für Patienten,
die falsch oder gar nicht
diagnostiziert werden?
Wichtig ist für viele Betroffene
sicher erst mal die
Botschaft, dass es aufgrund
dieser Erkrankung keine
Krebsgefahr gibt. Kommt es
jedoch zu einem chronischen
Entzündungsprozess,
kann die Speiseröhre
vernarben und sie wird eng.
Wie schwer das Schlucken
dann fällt, kann sich jeder
vorstellen. Laut Untersuchungen
in der Schweiz
kommt es in 100 Prozent der
Fälle zu solchen gravierenden
Folgen, wenn die
Krankheit über Jahrzehnte
nicht behandelt wurde.
Auch eine Therapie ist in
dieser Art Endzustand nur
noch schwer möglich.
Natürlich kommt hinzu,
dass die Betroffenen im
Alltag sehr unter den Folgen
leiden. Deshalb sollte man
die Krankheit frühzeitig und
damit effektiv behandeln,
um Langzeitschäden zu
vermeiden.
Typische Patientenbilder GERD und EoE
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Frank*, EoE-Patient, erzählt seine Geschichte
Frank ist im Außendienst tätig und viel im Auto unterwegs,
sein Mittagessen verzehrt er daher oft „on the road“. Als
er mal wieder ein Sandwich im Auto isst, verkrampft sich
plötzlich seine Speiseröhre, er kann den Bissen einfach
nicht herunterschlucken. Nach langen fünf Minuten löst
sich der Krampf. Frank denkt, er habe einfach zu schnell
gegessen oder nicht ordentlich gekaut. Aber die Krämpfe
kommen wieder und passieren häufiger. Er geht zum Arzt,
aber wird beschwichtigt: auch der Mediziner ist der Meinung,
dass er sich einfach mehr Zeit beim Essen lassen
solle.
Sein Bauchgefühl sagt ihm, dass hinter den Krämpfen etwas
anderes stecken muss. Vielleicht eine Reflux-Erkrankung
wie bei seinem Vater? 2015 besucht er daher den Arzt seines
Vaters, aber die Diagnose ist eine ganz andere: Frank
leidet an einer eosinophilen Ösophagitis (meist abgekürzt
als EoE), einer seltenen entzündlichen Erkrankung der
Speiseröhre. Sofort wird er medikamentös eingestellt, die
verschriebenen Protonenpumpenhemmer, die für die EoE
nicht zugelassen und für die Dauertherapie nicht getestet
sind, nutzt er nach Bedarf. Solange er die Medikamente einnimmt,
ist er beschwerdefrei. Setzt er sie ab, kommen die Beschwerden
schon nach wenigen Tagen zurück und beeinträchtigen
seinen Alltag enorm. Einmal kommt es so
weit, dass er beim Abendessen mit Freunden ein Stück
Fleisch nicht schlucken kann. "Es fühlte sich an, als hätte
mir jemand ein Messer in die Brust gestoßen", sagt er. Die
Schmerzen halten zwei Stunden lang an und sind so stark,
dass er sich übergeben muss.
Solche oder ähnliche Geschichten haben viele Betroffene
erlebt, die an einer eosinophilen Ösophagitis leiden.
Seit 2018 gibt es nun das erste, eigens für EoE-Patienten
entwickelte und offiziell zugelassene Medikament,
das die Beschwerden dauerhaft im Zaum hält. Es ist als
Schmelztablette mit Brauseeigenschaften einfach einzunehmen
und lokal in der Speiseröhre wirksam, dadurch ist es
gut verträglich und nebenwirkungsarm. Als Frank von der
Zulassung dieser Therapie hört, kamen ihm die Tränen,
sagt er. Ein deutliches Zeichen, wie groß der Leidensdruck
ist, unter dem Betroffene stehen und wie groß die Hoffnung,
durch diese neue Behandlungsoption ein großes
Stück Lebensqualität zurückzugewinnen.
Wenn Sie mehr zu dieser Erkrankung wissen möchten,
finden Sie auf www.schluckbeschwerden.de umfangreiche
Informationen zur EoE. Für Ärzte und medizinisches
Fachpersonal gibt es zudem ein gesondertes Informationsportal
für Fachkreise.
*Name von der Redaktion geändert
24
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FOTO: NINA SCHÖNER
Ein gutes Leben trotz
Hämophilie
Jan (31) leidet seit seiner Geburt an Hämophilie A. Schon in seiner Kindheit
bemerkt er außerdem, dass er Transgender ist: „Ich hatte immer zwei
Lasten, die ich mit mir tragen musste.“ Beides wirft dunkle Schatten auf
seine Kindheit und Jugend. Seit einem halben Jahr nimmt Jan moderne
Medikamente gegen die Bluterkrankheit. Zum ersten Mal in seinem Leben
fühlt er sich nun trotz allem frei und sagt: „Du musst versuchen, dich zu
lieben, und mit anderen Menschen respektvoll umgehen.“
Text Paul Howe
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 25
Früher Schicksalsschlag
Jan ist ein aufgeschlossener, freundlicher
und hilfsbereiter Mensch, der gern
mit seinen beiden Hunden spazieren
und zur Arbeit geht. Man sieht ihm
nicht an, welches Schicksal er seit seiner
Geburt mit sich trägt. Als Jan in den
späten 80ern geboren wurde, war recht
schnell klar, dass etwas mit ihm nicht
stimmt. „Ich war gerade geboren, da haben
sie festgestellt, dass ich Hämophilie
habe“, sagt er. Der Säugling bekam einen
Port in die rechte Brust gelegt. Alle zwei
Tage wurde ihm darüber der Blutgerinnungsfaktor
VIII gespritzt – denn dieser
fehlt den Betroffenen.
Erbkrankheit ohne Heilung
Übertragen wird der zugrunde liegende
Defekt auf dem X-Chromosom.
Von Hämophilie A sind also meist nur
Männer betroffen. Jans Eltern mussten
früh lernen, mit ihrem kranken Baby
umzugehen. Alle zwei Tage fuhren sie
mit ihrem neugeborenen Sohn in die
Uniklinik, um ihm über den Port Medikamente
spritzen zu lassen. Dort betreut
Dr. Carmen Escuriola-Ettingshausen
Jan bis heute als Patient im Hämophilie-Zentrum
Rhein-Main. „Wenn wir mit
dem Auto fuhren, egal wohin, habe ich
immer geschrien: 'Nicht auf die Autobahn,
nicht auf die Autobahn!'“, erinnert
sich Jan. Zu groß war die Angst, dass es
wieder in die Klinik geht.
Belastung für Körper und Geist
Bis heute ist Jan diese Angst geblieben –
vor der Klinik und vor allen Dingen vor
den Nadeln. Mit sechs Jahren lernt er
dennoch, sich selbst zu spritzen. Er will
unabhängiger sein. Auch wird ihm auf
seinen Wunsch der Port entfernt, weil er
sich für ihn schämt. Von da an erfolgen
die Injektionen intravenös. Die psychischen
Belastungen lassen Jan aggressiv
und gewalttätig werden. „Wenn du klein
bist, bist du sauer auf alle, weil du siehst,
deine Freunde sind frei und müssen
sich nicht spritzen.“ Zusätzlich fühlt er
sich schon früh als Mädchen in einem
Jungenkörper gefangen. Vielleicht,
so sagt er, führte auch das damals zu
seinem ablehnenden Verhalten, dass er
sich immer falsch fühlte.
Ein Leben mit Schmerzen, Angst und
langfristigen Folgen
So zieht Jan mit 14 schon von zu Hause
aus. Er sehnt sich nach Freiheit, will ein
normales Leben und die Hämophilie
und das ständige Spritzen hinter sich
lassen. Von da an spritzt er sich nur
noch, wenn die Schmerzen kommen.
Er beginnt, Drogen zu nehmen, um sich
zu betäuben, und achtet nicht auf seine
Krankheit. Raubbau am eigenen Körper
und einen großen Fehler nennt er das
heute. Was er damals nicht bedenkt: Die
Folgen der unbehandelten Einblutungen
in die Gelenke bleiben ein Leben
lang. Heute kann Jan kaum rennen
oder springen. Und auch die Angst
vor den Injektionen begleitet ihn bis
heute noch. Selbst seine Ausbildung als
Tierpfleger und sieben Jahre Arbeit im
Tierschutz schaffen es auf Dauer nicht,
ihm ein ausgefülltes und ruhiges Leben
zu geben. Seine Rastlosigkeit treibt ihn
schließlich immer weiter von einem
Beruf zum nächsten, die Schmerzen
und die Hämophilie trägt er dabei stets
mit sich.
Dank innovativer Therapien ein fast
normales Leben
Im Oktober 2019 berichtet ihm Dr. Escuriola-Ettingshausen
zum ersten Mal
von modernen Medikamenten für Hämophilie-A-Erkrankte.
Bereits ein Jahr
zuvor hatte Jan sich für eine Testreihe
neuer Medikamente angemeldet, die
dann aber so nicht stattfinden konnte.
„Ich hätte es gemacht, auch wenn ich
gewusst hätte, dass man sterben kann.
Hauptsache war für mich: nicht mehr
dauernd in die Vene spritzen“, sagt er.
Seine Ärztin stellt ihm die fortschrittlichen
Therapiemöglichkeiten so vor:
„Deutlich seltenere Injektionen als
vorher reichen in der Regel aus, und
das bei einem guten Blutungsschutz.“
Jan spürt die Erleichterung für sein
Leben schnell.
Wie ein neues Leben
Die Angst vor den Spritzen ist nicht
verschwunden. Besonders Blutabnehmen
ist immer noch schlimm, das
macht Jan nur selbst. Nachdenklich
sagt er: „Das, was du erlebt hast, das
bleibt immer. Aber jetzt habe ich
Lebensqualität geschenkt bekommen.“
Mit den fortschrittlichen Medikamenten
fühlt der junge Mann sich stärker
und sicherer. Er hat gelernt, mit der
Hämophilie umzugehen. Schon nach
nur wenigen Monaten mit den modernen
Therapien kann er spürbar besser
laufen und hat weniger Schmerzen
beim Auftreten. Er arbeitet mittlerweile
am Empfang eines Unternehmens,
übernimmt Verantwortung und fühlt
sich aufgehoben. Von den Drogen ist er
lange los. Und auch das Verhältnis zu
seinen Eltern hat Jan repariert. Heute
ist es so gut wie nie zuvor. Dabei hatten
sie jahrelang keinen Kontakt. Doch
inzwischen weiß Jan, was es bedeutet,
wenn jemand für ihn da ist. Und er lebt
endlich eine Freiheit, nach der er sich
lange gesehnt hat. Die neu gewonnene
Lebensqualität lässt ihn entspannter
sein. Er ist glücklicher.
Hoffnung für alle Betroffenen
Auch für seine zweite Last hat Jan
sich nach einer Erleichterung
erkundigt. Tatsächlich gibt es in
Deutschland Ärzte, die transsexuelle
Bluterkranke operieren. Einerseits
möchte Jan diese Möglichkeit
nutzen. Dennoch sagt er: „Man
muss sich vielleicht einfach mit
manchem abfinden. Ich werde mein
Leben so weiterleben, und im
nächsten Leben wird vielleicht alles
besser.“ Auf dem Weg der Besserung
befindet Jan sich schon jetzt mit
den modernen Therapien. „Wenn
ich etwas bestimmen würde“, lächelt
er, „würde ich sagen, man soll den
Betroffenen nur noch diese Medikamente
geben.“
Dieser Beitrag ist nur einer von vielen, die
auf der Website www.mutmachseiten.de
zu finden sind. Der Zweck dieser Website
ist die für Laien verständlich formulierte
Verbreitung positiver Erfahrungsberichte
von erkrankten oder schwer
beeinträchtigten Menschen über ihre
ganz individuellen Therapiewege und die
Förderung des Austausches von Patienten
und Betroffenen über Therapie und
Heilung untereinander.
Instagram.com/mutmachseiten
26
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de
Hoher
Blutdruck
und
Gewichtszunahme?
Denken Sie
an Cushing!
Das Cushing-Syndrom gehört
zu den seltenen endokrinologischen
Erkrankungen und ist
auch für erfahrene Mediziner
nicht leicht zu diagnostizieren.
Im Schnitt warten Betroffene
drei bis fünf Jahre bis zur Diagnose:
eine Zeit der quälenden
Ungewissheit, die zudem oft
von starken Beschwerden
geprägt ist und die Lebensqualität
der Patient*innen
stark einschränken kann. Wir
sprachen mit Brigitte Martin,
die selbst vom Cushing-Syndrom
betroffen ist.
Text Benjamin Pank
FOTO: PRIVAT
Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de 27
Frau Martin, Sie sind betroffen
vom Cushing-Syndrom. Woran
haben Sie gemerkt, dass etwas
mit Ihrer Gesundheit nicht
stimmt?
Im Oktober 1999 habe ich das erste
Mal bemerkt, dass etwas nicht
stimmt. Ich habe stark zugenommen,
besonders am Bauch, bekam
ein sehr rundes Gesicht, Wassereinlagerungen
in den Beinen und Haarausfall,
hohen Blutdruck, Muskelund
Gelenkschmerzen am ganzen
Körper und hatte eine verminderte
Leistungsfähigkeit.
Welche Auswirkungen hatten die
Beschwerden auf Ihren Alltag?
Ich konnte nicht mehr in dem
Umfang arbeiten wie früher. Auch
im Haushalt konnte ich nicht mehr
so zupacken. Fenster putzen oder
volle Wäschekörbe tragen war mit
Schmerzen und Schweißausbrüchen
verbunden. Mein Alltag war definitiv
nicht mehr derselbe.
Sicher sind Sie zum Arzt gegangen:
Wie sah Ihr Weg bis zur
Diagnose aus?
Zuerst bin ich zum Hausarzt gegangen,
der hat mich zum Internisten
geschickt. Der hatte dann
den Verdacht auf Cushing, doch die
Urinwerte belegten diesen Verdacht
nicht. Man muss dazu sagen, dass
man am Anfang der Erkrankung
das Zuviel an Cortisol noch nicht
nachweisen kann. Also ging der
Arztmarathon weiter. Ich war beim
Urologen, beim Radiologen, beim
Gynäkologen. Durch Zufall kam ich
in die Hormonsprechstunde der
Ich war kurz vor der
Verzweiflung, hatte sogar einen
Nervenzusammenbruch.
Inneren Organe. Der Arzt schaute
mich dann an und sagte, dass ich
entweder ein Adenom an der Hypophyse
oder an der Nebenniere habe.
Die Ergebnisse haben den Anfangsverdacht
dann bestätigt: Cushing.
Ich wurde dann ins Krankenhaus
eingewiesen, wo viele Untersuchungen
gemacht wurden. Das war dann
ein richtiger Krankenhausmarathon.
Mittlerweile war klar, dass auf der
linken Seite ein Adenom sitzt, wo
genau, war aber immer noch nicht
klar. Das war sehr zermürbend. Ich
war kurz vor der Verzweiflung, hatte
sogar einen Nervenzusammenbruch.
Obwohl nach wie vor nicht klar war,
ob ich ein Hypophysenadenom
habe, wurde ein OP-Termin geplant.
Ein Vierteljahr später hatte ich dann
endlich die OP. Das war im November
2000. Ich habe auf den besten
Operateur gewartet, und der hat das
Adenom an der Hypophyse ohne
Komplikationen entfernt.
Wie sieht Ihr Leben jetzt aus, wo
Sie eine entsprechende Behandlung
bekommen?
Ich habe nur sechs Jahre Hydrokortison
genommen. Das wurde dann
schleichend abgesetzt. Heute nehme
ich, bis auf Blutdruckmedikamente,
nichts mehr ein. Und es geht mir
sehr gut. Ich führe ein komplett
normales Leben.
Sie sind selbst sehr aktiv in der
Selbsthilfe. Was ist Ihr Antrieb für
dieses Engagement, und welche
Rolle spielt die Vernetzung in der
Selbsthilfe für Sie persönlich?
Ich war damals komplett allein, habe
jedoch durch meine Hartnäckigkeit
innerhalb eines Jahres alles geregelt.
Die meisten Betroffenen brauchen
zehn Jahre und länger, um eine
Diagnose zu bekommen. Das ist fatal,
denn man stirbt nicht am Cushing
selbst, sondern an Herzinfarkt oder
Hirnschlag. Dass es mir heute so gut
geht, liegt auch an dem professionellen
Operateur. Ich möchte Menschen
begleiten, ihnen Mut machen und
ihnen den richtigen Weg weisen. Das
ist mein Antrieb, mich immer wieder
erneut für Menschen mit Cushing
starkzumachen.
0-21-08-2 Stand Aug. 2021
Gerötetes Gesicht (70–90 %)
Mondgesicht
Gerötetes Gesicht
(81–90
(70–90
%)
%)
Häufigkeit klinischer Merkmale
Akne
Mondgesicht
(20–35 %)
(81–90 %)
männlicher Behaarungstyp des Cushing-Syndroms * Akne (20–35 %)
Haarausfall
männlicher
(75
Behaarungstyp
%)
/
Haarausfall (75 %)
Bluthochdruck (70–85 %)
Glukoseintoleranz
Bluthochdruck (70–85
(45–70
%)
%)
erhöhte
Glukoseintoleranz
Blutfettwerte
(45–70
(70
%)
%)
erhöhte Blutfettwerte (70 %)
rote Dehnungsstreifen
(Striae
rote Dehnungsstreifen
rubrae cm) (44–50 %)
(Striae rubrae > 1 cm) (44–50 %)
Zyklusstörungen (70–80 %)
verringerte
Zyklusstörungen
Libido
(70–80
(24–80
%)
%)
verringerte Libido (24–80 %)
Sharma ST, Nieman LK, Feelders RA. Cushing’s syndrome: epidemiology Neigung zu
and
* Sharma
developments
ST, Nieman
in
LK,
disease
Feelders
management.
RA. Cushing’s
Clin
syndrome:
Epidemiol
epidemiology
2015;7:281–93. Blutergüssen
Neigung zu
(35–65 %)
and developments in disease management. Clin Epidemiol 2015;7:281–93. Blutergüssen (35–65 %)
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Depression/emotionale Labilität,
Psychose/Manie,
Depression/emotionale
kognitive
Labilität,
Dysfunktion/
gestörtes
Psychose/Manie,
Kurzzeitgedächtnis
kognitive Dysfunktion/
(70–85 %)
gestörtes Kurzzeitgedächtnis (70–85 %)
Büffelnacken (50 %)
Büffelnacken (50 %)
Muskelschwund,
Muskelschwäche
Muskelschwund,
(60–82 %)
Muskelschwäche (60–82 %)
Nierensteine (21–50 %)
Nierensteine (21–50 %)
Übergewicht oder
Gewichtszunahme
Übergewicht oder
(70–95 %)
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verringerte Knochendichte oder
Knochenbrüche(40–70
verringerte Knochendichte
%)
oder
Knochenbrüche(40–70 %)