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SELTENE ERKRANKUNGEN

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Gentherapie bei LHON<br />

Die seltene erbliche Augenkrankheit LHON soll Studien zufolge erstmals<br />

ursächlich behandelt werden können. Durchgeführt wurden die randomisierten,<br />

placebokontrollierten, doppelblinden Studien an sieben Zentren weltweit,<br />

darunter am LMU Klinikum München (Friedrich-Baur-Institut an der Neurologischen<br />

Klinik und Augenklinik) unter der Leitung von Prof. Thomas Klopstock.<br />

Im Interview spricht er über den aktuellen Stand der Forschung.<br />

Text Paul Howe<br />

Prof. Dr. med.<br />

Thomas<br />

Klopstock<br />

Friedrich-Baur-<br />

Institut an der<br />

Neurologischen<br />

Klinik der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität<br />

(LMU)<br />

Können Sie uns kurz<br />

die Erkrankung LHON<br />

beschreiben?<br />

Die Lebersche Hereditäre<br />

Optikus-Neuropathie<br />

(LHON) ist mit einer Häufigkeit<br />

von ca. 1:30.000 eine der<br />

häufigsten mitochondrialen<br />

Erkrankungen. Die Erkrankung<br />

kann in jedem Alter<br />

auftreten. In der akuten<br />

Phase beschreiben die<br />

Patienten eine schmerzlose<br />

subakute Verschlechterung<br />

des zentralen Sehens, häufig<br />

auch des Farbensehens, die<br />

i. A. zunächst monokulär<br />

beginnt und dann innerhalb<br />

weniger Wochen oder Monate<br />

auch das zweite Auge<br />

betrifft. In der Mehrzahl der<br />

Fälle bleibt eine hochgradige<br />

Die Diagnosestellung<br />

gelingt oft nicht auf Anhieb.<br />

Entscheidend ist daher, an die<br />

Möglichkeit einer LHON zu<br />

denken.<br />

permanente Sehverschlechterung,<br />

insbesondere des<br />

zentralen Sehens, zurück.<br />

Die klinisch-ophthalmologische<br />

Diagnosestellung<br />

gelingt oft nicht auf Anhieb,<br />

meist wird zunächst unter<br />

der Verdachtsdiagnose einer<br />

Optikusneuritis weitere<br />

Diagnostik und Therapie<br />

veranlasst. Entscheidend ist<br />

daher, an die Möglichkeit<br />

einer LHON zu denken,<br />

und möglichst schnell den<br />

einfachen und kostengünstigen<br />

Gentest aus dem Blut zu<br />

veranlassen.<br />

Warum ist das Auge für<br />

eine Gentherapie bestens<br />

geeignet?<br />

Die derzeit per Gentherapie<br />

adressierten Augen-Erkrankungen<br />

sind auf Netzhaut<br />

und Sehnerv beschränkt.<br />

Das heißt: Man kann die<br />

Gentherapie lokal in das<br />

Auge und somit direkt in<br />

die Nähe der Zellen injizieren,<br />

wo sich die Wirkung<br />

entfalten soll. Zudem ist das<br />

Auge ein „immun-privilegiertes“<br />

Organ, d.h. es ist<br />

sehr unwahrscheinlich, dass<br />

die lokale Injektion in das<br />

Auge zu einer systemischen<br />

Immunreaktion führt.<br />

Gentherapien wecken<br />

großes Interesse. Was<br />

können Sie zur Sicherheit<br />

einer solchen Therapie<br />

sagen?<br />

Das größte Risiko besteht<br />

bei systemisch verabreichten<br />

Gentherapien in einer<br />

überschießenden<br />

Immunreaktion auf<br />

Bestandteile des Gentherapie-Vektors,<br />

meist auf den<br />

Trägervirus. Die inzwischen<br />

meist verwendeten<br />

Adeno-assoziierten Virus-<br />

Vektoren (AAV-Vektoren)<br />

sind diesbezüglich bereits<br />

viel weniger immunogen<br />

als früher verwendete Vektoren,<br />

doch auch bei AAVbasierten<br />

Gentherapien<br />

können Immunreaktionen<br />

auftreten. Bei lokaler<br />

Verabreichung in das Auge<br />

ist diese Gefahr deutlich<br />

geringer. Insgesamt gilt:<br />

Auch wenn die Gentherapien<br />

heutzutage relativ<br />

sicher sind, muss jeder<br />

Ansatz in Studien neu<br />

geprüft werden.<br />

Da bei der Gentherapie<br />

defekte Gene ausgetauscht<br />

oder repariert<br />

werden, wird das Problem<br />

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