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SELTENE ERKRANKUNGEN

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Frau Martin, Sie sind betroffen<br />

vom Cushing-Syndrom. Woran<br />

haben Sie gemerkt, dass etwas<br />

mit Ihrer Gesundheit nicht<br />

stimmt?<br />

Im Oktober 1999 habe ich das erste<br />

Mal bemerkt, dass etwas nicht<br />

stimmt. Ich habe stark zugenommen,<br />

besonders am Bauch, bekam<br />

ein sehr rundes Gesicht, Wassereinlagerungen<br />

in den Beinen und Haarausfall,<br />

hohen Blutdruck, Muskelund<br />

Gelenkschmerzen am ganzen<br />

Körper und hatte eine verminderte<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

Welche Auswirkungen hatten die<br />

Beschwerden auf Ihren Alltag?<br />

Ich konnte nicht mehr in dem<br />

Umfang arbeiten wie früher. Auch<br />

im Haushalt konnte ich nicht mehr<br />

so zupacken. Fenster putzen oder<br />

volle Wäschekörbe tragen war mit<br />

Schmerzen und Schweißausbrüchen<br />

verbunden. Mein Alltag war definitiv<br />

nicht mehr derselbe.<br />

Sicher sind Sie zum Arzt gegangen:<br />

Wie sah Ihr Weg bis zur<br />

Diagnose aus?<br />

Zuerst bin ich zum Hausarzt gegangen,<br />

der hat mich zum Internisten<br />

geschickt. Der hatte dann<br />

den Verdacht auf Cushing, doch die<br />

Urinwerte belegten diesen Verdacht<br />

nicht. Man muss dazu sagen, dass<br />

man am Anfang der Erkrankung<br />

das Zuviel an Cortisol noch nicht<br />

nachweisen kann. Also ging der<br />

Arztmarathon weiter. Ich war beim<br />

Urologen, beim Radiologen, beim<br />

Gynäkologen. Durch Zufall kam ich<br />

in die Hormonsprechstunde der<br />

Ich war kurz vor der<br />

Verzweiflung, hatte sogar einen<br />

Nervenzusammenbruch.<br />

Inneren Organe. Der Arzt schaute<br />

mich dann an und sagte, dass ich<br />

entweder ein Adenom an der Hypophyse<br />

oder an der Nebenniere habe.<br />

Die Ergebnisse haben den Anfangsverdacht<br />

dann bestätigt: Cushing.<br />

Ich wurde dann ins Krankenhaus<br />

eingewiesen, wo viele Untersuchungen<br />

gemacht wurden. Das war dann<br />

ein richtiger Krankenhausmarathon.<br />

Mittlerweile war klar, dass auf der<br />

linken Seite ein Adenom sitzt, wo<br />

genau, war aber immer noch nicht<br />

klar. Das war sehr zermürbend. Ich<br />

war kurz vor der Verzweiflung, hatte<br />

sogar einen Nervenzusammenbruch.<br />

Obwohl nach wie vor nicht klar war,<br />

ob ich ein Hypophysenadenom<br />

habe, wurde ein OP-Termin geplant.<br />

Ein Vierteljahr später hatte ich dann<br />

endlich die OP. Das war im November<br />

2000. Ich habe auf den besten<br />

Operateur gewartet, und der hat das<br />

Adenom an der Hypophyse ohne<br />

Komplikationen entfernt.<br />

Wie sieht Ihr Leben jetzt aus, wo<br />

Sie eine entsprechende Behandlung<br />

bekommen?<br />

Ich habe nur sechs Jahre Hydrokortison<br />

genommen. Das wurde dann<br />

schleichend abgesetzt. Heute nehme<br />

ich, bis auf Blutdruckmedikamente,<br />

nichts mehr ein. Und es geht mir<br />

sehr gut. Ich führe ein komplett<br />

normales Leben.<br />

Sie sind selbst sehr aktiv in der<br />

Selbsthilfe. Was ist Ihr Antrieb für<br />

dieses Engagement, und welche<br />

Rolle spielt die Vernetzung in der<br />

Selbsthilfe für Sie persönlich?<br />

Ich war damals komplett allein, habe<br />

jedoch durch meine Hartnäckigkeit<br />

innerhalb eines Jahres alles geregelt.<br />

Die meisten Betroffenen brauchen<br />

zehn Jahre und länger, um eine<br />

Diagnose zu bekommen. Das ist fatal,<br />

denn man stirbt nicht am Cushing<br />

selbst, sondern an Herzinfarkt oder<br />

Hirnschlag. Dass es mir heute so gut<br />

geht, liegt auch an dem professionellen<br />

Operateur. Ich möchte Menschen<br />

begleiten, ihnen Mut machen und<br />

ihnen den richtigen Weg weisen. Das<br />

ist mein Antrieb, mich immer wieder<br />

erneut für Menschen mit Cushing<br />

starkzumachen.<br />

0-21-08-2 Stand Aug. 2021<br />

Gerötetes Gesicht (70–90 %)<br />

Mondgesicht<br />

Gerötetes Gesicht<br />

(81–90<br />

(70–90<br />

%)<br />

%)<br />

Häufigkeit klinischer Merkmale<br />

Akne<br />

Mondgesicht<br />

(20–35 %)<br />

(81–90 %)<br />

männlicher Behaarungstyp des Cushing-Syndroms * Akne (20–35 %)<br />

Haarausfall<br />

männlicher<br />

(75<br />

Behaarungstyp<br />

%)<br />

/<br />

Haarausfall (75 %)<br />

Bluthochdruck (70–85 %)<br />

Glukoseintoleranz<br />

Bluthochdruck (70–85<br />

(45–70<br />

%)<br />

%)<br />

erhöhte<br />

Glukoseintoleranz<br />

Blutfettwerte<br />

(45–70<br />

(70<br />

%)<br />

%)<br />

erhöhte Blutfettwerte (70 %)<br />

rote Dehnungsstreifen<br />

(Striae<br />

rote Dehnungsstreifen<br />

rubrae cm) (44–50 %)<br />

(Striae rubrae > 1 cm) (44–50 %)<br />

Zyklusstörungen (70–80 %)<br />

verringerte<br />

Zyklusstörungen<br />

Libido<br />

(70–80<br />

(24–80<br />

%)<br />

%)<br />

verringerte Libido (24–80 %)<br />

Sharma ST, Nieman LK, Feelders RA. Cushing’s syndrome: epidemiology Neigung zu<br />

and<br />

* Sharma<br />

developments<br />

ST, Nieman<br />

in<br />

LK,<br />

disease<br />

Feelders<br />

management.<br />

RA. Cushing’s<br />

Clin<br />

syndrome:<br />

Epidemiol<br />

epidemiology<br />

2015;7:281–93. Blutergüssen<br />

Neigung zu<br />

(35–65 %)<br />

and developments in disease management. Clin Epidemiol 2015;7:281–93. Blutergüssen (35–65 %)<br />

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Depression/emotionale Labilität,<br />

Psychose/Manie,<br />

Depression/emotionale<br />

kognitive<br />

Labilität,<br />

Dysfunktion/<br />

gestörtes<br />

Psychose/Manie,<br />

Kurzzeitgedächtnis<br />

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(70–85 %)<br />

gestörtes Kurzzeitgedächtnis (70–85 %)<br />

Büffelnacken (50 %)<br />

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Muskelschwund,<br />

Muskelschwäche<br />

Muskelschwund,<br />

(60–82 %)<br />

Muskelschwäche (60–82 %)<br />

Nierensteine (21–50 %)<br />

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Übergewicht oder<br />

Gewichtszunahme<br />

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(70–95 %)<br />

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verringerte Knochendichte oder<br />

Knochenbrüche(40–70<br />

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%)<br />

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