SELTENE ERKRANKUNGEN
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weder von Ärzten noch dem<br />
Patienten selbst verstanden<br />
und adäquat als ein spezifisches<br />
Krankheitssymptom<br />
wahrgenommen und<br />
eingeordnet. Oft berichten<br />
Patienten nur von einem<br />
Muskelschmerz oder einem<br />
Verkrampfungsgefühl der<br />
Muskulatur nach Belastung.<br />
Erst ein Neurologe<br />
oder Neuropädiater wird in<br />
der Regel die Zuordnung<br />
der Symptome zu einem<br />
myotonen Syndrom leisten.<br />
Gegebenenfalls kann dann<br />
die Nadeluntersuchung der<br />
Muskulatur (Elektromyografie,<br />
EMG) bereits eine<br />
Diagnosesicherung liefern.<br />
Die endgültige Diagnosesicherung<br />
erfolgt heute über<br />
eine Genanalyse aus dem<br />
Blut.<br />
Wie sehen die derzeitigen<br />
Therapieoptionen<br />
aus, und können Betroffene<br />
unter Therapie ein<br />
weitestgehend normales<br />
Leben führen?<br />
Wir haben heute unterschiedliche<br />
antimyoton<br />
wirksame Medikamente,<br />
die erfolgreich in der<br />
Behandlung einer Myotonie<br />
eingesetzt werden können.<br />
Durch diese Medikamente<br />
wird der Spannungszustand<br />
der Muskulatur<br />
herabgesetzt und es kommt<br />
zu einer Verbesserung<br />
der Dekontraktion nach<br />
Muskelanspannung, sodass<br />
eine gebesserte dynamische<br />
Kraftentwicklung und<br />
Leistungsfähigkeit erzielt<br />
werden kann. Nicht allen,<br />
aber sehr vielen Betroffenen<br />
hilft die täglich wiederholte<br />
Einnahme dieser Medikamente,<br />
um eine deutlich<br />
verbesserte Lebensqualität<br />
zu erreichen.<br />
Was wünschen Sie sich<br />
bezüglich der Versorgung<br />
von Menschen mit NDM?<br />
Das müssen Sie in erster<br />
Linie die Betroffenen<br />
selbst fragen. Ich wünsche<br />
mir, dass alle Betroffenen<br />
diagnostiziert werden, langfristig<br />
adäquat fachärztlich<br />
versorgt werden und ihnen<br />
eine medikamentöse Therapie<br />
angeboten wird. Die<br />
zusätzlichen Angebote der<br />
Selbsthilfeorganisationen<br />
wie „Mensch und Myotonie<br />
e. V.“ und der „Deutschen<br />
Gesellschaft für Muskelkranke<br />
e. V.“ sind hier sehr<br />
wichtig und sollten allen<br />
Betroffenen bekannt<br />
sein.<br />
Haben Sie die Hoffnung,<br />
dass es irgendwann<br />
eine ursächliche Therapie<br />
geben wird, die die<br />
Erkrankungen heilbar<br />
macht?<br />
Es sind alles sehr seltene<br />
erbliche Erkrankungen, die<br />
zumindest schon eine ganz<br />
gut funktionierende<br />
symptomatische Therapie<br />
haben, das haben wir in<br />
dieser Form für viele andere<br />
Muskelerkrankungen nicht.<br />
Wünschenswert wäre<br />
natürlich auch hier eine<br />
spezifische Gentherapie,<br />
wenn wir die nötige Sicherheit<br />
dann einmal für diese<br />
Therapiemethode haben.<br />
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